Download (1331Kb) - Universität Oldenburg
Download (1331Kb) - Universität Oldenburg
Download (1331Kb) - Universität Oldenburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
François-Joseph Fétis, sei sie auch bei diesem Stück „créatrice inimitable“ 101 . Nicht<br />
ihre Finger würden mehr agieren, es sei eine Stimme, die seufze.<br />
Ende April 1849 kündigt La France musicale ein Konzert von Marie Pleyel und<br />
Alexandre Batta an, das in den Salons d’Érard in Paris stattfinden wird.<br />
« Un concert qui promet d’être un des plus brillants de la saison. Le programme<br />
annonce des merveilles; M me Pleyel se fera entendre quatre fois<br />
[…] Nous pouvons d’avance assurer un immense succès à cette soirée. » 102<br />
Anfang Mai folgt ein Bericht, der die hohen Erwartungen nur in begrenztem Maße<br />
erfüllt sieht. So äußert sich der Kritiker über den Auftritt von Marie Pleyel sehr<br />
negativ. Bezogen auf die Gesamtheit der Rezensionen, die im Laufe der Jahre über<br />
Marie Pleyels Konzerte erscheinen, bleibt dieser Bericht jedoch eine Ausnahme.<br />
Da der Bericht nur mit den Initialen „A.P.“ unterzeichnet ist, kann nicht genau<br />
nachvollzogen werden, wer ihn verfasst hat. Zu Beginn spricht der Berichterstatter<br />
auf ironische und herablassende Weise von Marie Pleyels Triumph in Paris einige<br />
Jahre zuvor.<br />
« Et quels triomphes! Oh! alors, elle avait cet éclat du jeune âge qui colore<br />
le talent et double sa puissance; elle n’avait qu’à paraître, et de nombreuses<br />
conquêtes assuraient ses succès. C’était le temps où on l’appelait la<br />
reine du piano: maintenant ce titre n’est plus dans nos mœurs; on ne peut<br />
plus la nommer que madame la présidente… du piano. Eh bien ! madame<br />
la présidente, n’avez-vous pas trouvé qu’il s’était opéré un changement<br />
dans l’opinion du public parisien à votre égard? » 103<br />
Im weiteren Verlauf spricht der Kritiker die Kälte bzw. Gleichgültigkeit an, die das<br />
Publikum bei Marie Pleyels jüngstem Vorspiel empfunden haben soll und nennt für<br />
diese plötzliche Wandlung als möglichen Grund, dass mittlerweile noch andere Pianistinnen<br />
auftreten würden, deren Fähigkeiten mit denen Marie Pleyels vergleichbar<br />
wären, die aber noch zusätzlich Herzenswärme hätten:<br />
« Est-ce parce qu’il s’est formé d’autres pianistes qui, à une exécution<br />
aussi précise, aussi élégante que la votre, joignent cette chaleur communicative<br />
qui part du chœur, et que le vôtre n’a jamais connu? » 104<br />
101 Revue et Gazette musicale (1849), S. 77.<br />
102 La France musicale (1849), S. 127; „ein Konzert, das eines der glorreichsten der Saison zu werden<br />
verspricht. Das Programm verheißt Wunder; M me Pleyel wird viermal zu hören sein […] Wir können<br />
vorab versichern, dass dieser Abend ein großartiger Erfolg werden wird“ (Übersetzung J. K.).<br />
103 Ebd., S. 140; „Und was für Triumphe! Oh! Sie hatte diesen Glanz der jungen Jahre, die das Talent<br />
färben und die Kraft verdoppeln. Sie musste nur erscheinen und ihre zahlreichen Eroberungen<br />
sicherten ihr ihre Erfolge. Zu dieser Zeit wurde sie die Königin des Klaviers genannt: Mittlerweile<br />
ist dieser Titel nicht mehr angemessen; wir können sie nur noch Frau Präsidentin… des Klaviers<br />
nennen. Also gut! Frau Präsidentin, fanden Sie nicht, dass ein Meinungswechsel des Pariser Publikums<br />
stattgefunden hat, was Sie betrifft?“ (Übersetzung J. K.).<br />
104 La France musicale (1849), S.140; „Liegt der Grund darin, dass neben Ihnen andere Pianistinnen<br />
auftreten, deren Ausführung genauso präzise und elegant wie die Ihre ist, die aber noch zusätzlich<br />
diese Herzenswärme besitzen, die bei Ihnen niemals zu erkennen war?“ (Übersetzung J. K.).<br />
29