26.12.2013 Aufrufe

Download (1331Kb) - Universität Oldenburg

Download (1331Kb) - Universität Oldenburg

Download (1331Kb) - Universität Oldenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

« La saison musicale n’a pas été bonne: de tout côté on n’entend que des<br />

plaintes. A l’exception de Roschek, la basse-taille allemande, qui emporte<br />

30,000 fr. en deux mois, de Mme Pleyel qui a eu d’énormes succès, et<br />

d’Ibrahim Pacha […] il n’y a presque rien de bon à mentionner. » 85<br />

Der englische Musikkritiker J. W. Davison, der bereits vor Marie Pleyels Ankunft<br />

in England über sie berichtete, begegnete ihr zuvor im Jahre 1845 während des<br />

Beethovenfestes in Bonn. In einem Artikel schreibt er: „[Marie] Pleyel engendered<br />

jealousy in women because of her beauty, fear in men due to her wit, and envy in<br />

both on account of her genius.“ 86 Kurze Zeit darauf besucht J. W. Davison sie in<br />

Brüssel und hört von ihr Werke der modernen Schule wie Thalberg, Alexander<br />

Dreyschock, Theodor von Döhler und Liszt, die zuvor von ihm scharf kritisiert<br />

wurden. Marie Pleyel spielt während ihres Vorspiels auch Stücke „klassischer“<br />

Komponisten und überzeugt somit J. W. Davison, der sich am Ende beeindruckt<br />

zeigt, von dem großen Repertoire, das sie aufweise. Anerkennung habe sie auch<br />

durch die Tatsache, dass sie ohne Noten gespielt habe, hervorgerufen, und durch ihr<br />

weitreichendes Wissen jenseits der Musik. 87<br />

An ihre Rückkehr aus London schließt sich im Jahre 1847 Marie Pleyels Tätigkeit<br />

als Professorin für Klavier am Brüsseler Konservatorium an. Das anschließende<br />

Kapitel wird sich dieser Thematik widmen.<br />

Im März desselben Jahres spielt sie auf einem der vom Konservatorium in Brüssel<br />

veranstalteten Konzerte und beeindruckt erneut durch den Vortrag des Klavierkonzertes<br />

in h-Moll von Hummel. Die Revue et Gazette Musicale bezeichnet sie als<br />

„Traductrice fidèle de la pensée du maître“. 88 Jede Phrase, jede Note habe durch sie<br />

ihren wahren Charakter bekommen. „Übersetzen“ meine hier „erschaffen“ und es<br />

sei unmöglich, bei der musikalischen Ausführung intelligenter vorzugehen, als sie<br />

es getan habe.<br />

Anfang des Jahres 1848 begibt sich Marie Pleyel nach Frankreich, wo sie in Lille<br />

auftritt. Einem Konzert vor ausgewähltem Publikum schließen sich zwei öffentliche<br />

an. 89 Die Zeitung L’Écho du Nord hebt den wahren und ergreifenden Ausdruck<br />

sowie die Kraft und Feinheit ihres Klavierspiels hervor. Sie habe das Publikum<br />

verzaubert und sprachlos gemacht. 90 Der Messager du Nord spricht davon, dass die<br />

Erwartungen des Publikums übertroffen worden seien. Es sei schwierig zu sagen,<br />

welches Stück am beeindruckendsten gewesen sei, da sie jedes nahezu perfekt<br />

85 La France musicale (1846), S. 216; „Die Musiksaison war keine gute: Von allen Seiten sind nur<br />

Beschwerden zu vernehmen. Mit Ausnahmen des deutschen Bassbariton Roschek, der 30,000<br />

Francs in zwei Monaten verdient, und Madame Pleyel, die große Erfolge hatte, sowie Ibrahim<br />

Pacha […] gibt es fast nichts zu erwähnen“ (Übersetzung J. K.).<br />

86 Ellsworth (2003), S. 36; „[Marie] Pleyel erzeugte bei den Frauen Eifersucht wegen ihrer Schönheit,<br />

bei den Männern Angst wegen ihres Verstandes, und Neid bei beiden wegen ihrer Genialität“<br />

(Übersetzung J. K.).<br />

87 Ellsworth (2003), S. 36.<br />

88 Revue et Gazette musicale (1847), S. 118.<br />

89 Allgemeine Musikalische Zeitung (1848), Sp. 110.<br />

90 L’Écho du Nord, zit. nach: Revue et Gazette musicale (1848), S. 37.<br />

26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!