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Bei einem weiteren Konzert, das Marie Pleyel in Lüttich gibt, begeistert sie das<br />
Publikum mit Musik von Mendelssohn und beendet den Abend nach einstimmiger<br />
Forderung einer Zugabe mit einer Improvisation. „Les transports ont éclaté en bravos<br />
réitérés et unanimes, en pluies de fleurs et de couronnes. […] De brillantes<br />
sérénades lui ont été données après le concert.“ 62<br />
2.3.2 Verlauf ihrer Karriere – Höhepunkte, Rückschläge<br />
Die Jahre von 1845 bis 1860 zeichnen sich durch eine intensive Konzerttätigkeit<br />
aus, die Marie Pleyel unter anderem auch nach London führt. Neben Wien, Paris<br />
und Leipzig gehört London zur damaligen Zeit zu den bedeutendsten musikalischen<br />
Zentren innerhalb Europas. Weitere Reisen unternimmt sie nach Bonn, wo sie auf<br />
dem Beethovenfest konzertiert, nach Belgien, in die Schweiz, nach Italien und<br />
Frankreich. Aufgrund familiärer Gründe ist sie zwischenzeitlich gezwungen, ihre<br />
künstlerische Tätigkeit zu unterbrechen. So wird sie beispielsweise vom unerwarteten<br />
Tod ihrer Tochter, mit der sie kurz zuvor noch gemeinsam in einem Konzert<br />
auftrat, überrascht. Insgesamt werden ihre Konzerte, zu denen auch einige Wohltätigkeitskonzerte<br />
zählen, in den Musikzeitschriften in dieser Zeit überwiegend<br />
lobend erwähnt. Einige Berichterstatter äußern jedoch auch negative Kritik, wie<br />
später noch deutlich wird.<br />
Nach zehn Jahren, in denen sie nicht mehr in Paris zu hören gewesen war, gibt sie<br />
Anfang 1845 mit großem Erfolg ihr erstes Konzert, das im Rahmen eines musikalischen<br />
Abends im Saal des Klavierfabrikanten Henri Pape stattfindet und zu dem<br />
bedeutende Gäste, wie beispielsweise der französische Komponist Auber, geladen<br />
sind. Marie Pleyel wird von Henri Blanchard, Kritiker der Revue et Gazette musicale,<br />
als „Heldin“ dieses Abends bezeichnet. Zu ihrer Vortragsweise schreibt er:<br />
« Elle est calme au piano: ses yeux sont presque constamment fixés sur le<br />
clavier; et lorsqu’ils s’élèvent, son regard a une inconcevable expression<br />
d’audace, d’ironie méphistophélienne, de mépris pour toutes les difficultés<br />
dont elle se joue: c’est plus qu’un homme, qu’un grand artiste, c’est plus<br />
qu’une jolie femme; elle n’a pas de sexe quand elle est au piano, suivant la<br />
pittoresque expression dont elle se sert elle-même. Elle n’est pas péniblement<br />
affectée, elle ne fait pas d’agréables minauderies pour capter les suffrages;<br />
elle les conquiert, se sourit imperceptiblement à elle-même de cette<br />
chose facile, et son beau galbe, immobile, impassible, ne trahit point le<br />
prodigieux travail de ses doigts: c’est de la haute poésie musicale partant<br />
d’une âme façonnée à toutes les expériences de la vie, et qui se plaît à<br />
vous jeter les plus étranges séductions. L’art de l’exécution sur le piano<br />
ira-t-il plus loin? » 63<br />
62 Revue et Gazette musicale (1843), S. 106; „Die Begeisterung äußerte sich in wiederholten und einstimmigen<br />
Bravorufen und in einem Meer von Blumen und Kränzen. […] Eine Fülle von Lobpreisungen<br />
wurden ihr nach dem Konzert zuteil“ (Übersetzung J. K.).<br />
63 Revue et Gazette musicale (1845), S. 38: „Sie ist ruhig am Klavier: Ihre Augen sind fast ununterbrochen<br />
auf die Tasten gerichtet; und wenn sich der Blick hebt, hat er einen unbegreiflichen Ausdruck<br />
von Kühnheit, Ironie und Verachtung für alle Schwierigkeiten, die sie spielend meistert:<br />
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