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Nach einem zweiten Konzert in Leipzig reist Marie Pleyel weiter nach Dresden, wo<br />

sie Ende November in mehreren Konzerten auftritt. Auf ihrem Programm stehen<br />

unter anderem das Klavierkonzert in h-Moll op. 89 von Johann N. Hummel, Webers<br />

Klavierkonzert in f-Moll, das sie bereits in Leipzig spielte, sowie das Klavierkonzert<br />

Nr. 3 in c-Moll op. 37 von Ludwig van Beethoven. Die Allgemeine Musikalische<br />

Zeitung spricht von einer großen Begeisterung aufseiten des Publikums, das<br />

Marie Pleyel Blumen und Gedichte zugeworfen habe, und lobt ihre Wahl der<br />

Stücke. Zu ihrem Klavierspiel schreibt der Kritiker K. B. von Miltitz:<br />

„Ihr Spiel ist brillant, äusserst nett und ihr Vortrag ausdrucksvoll, obgleich<br />

mehr kräftig als weiblich zart und schmelzend. Ihr Anschlag ist sehr schön<br />

und ihre Oktavengänge bewundernswürdig schnell und rein. […] Mad.<br />

Pleyel verdient den wärmsten Dank aller Freunde der Kunst, theils für ihre<br />

trefflichen Leistungen, theils für die Meisterwerke, die sie uns statt schaaler<br />

Etüden, die nur in’s Studienzimmer, nicht in den Konzertsaal gehören,<br />

mit so seltener Vollendung vortrug!“ 51<br />

Ihre Konzertreise setzt Marie Pleyel in Wien fort, zunächst unentschlossen, ob sie<br />

in dieser Stadt auftreten möchte, da zeitgleich Franz Liszt dort mit großem Erfolg<br />

konzertiert. Dieser jedoch empfindet große Sympathie für Marie Pleyel und bietet<br />

ihr unter seiner Schirmherrschaft ein gemeinsames Konzert an. Sie spielen unter<br />

anderem ein Stück für Klavier zu vier Händen von Herz. 52 Die Revue et Gazette<br />

musicale spricht von einem einstimmigen und tosenden Beifall, mit dem beide im<br />

Saal empfangen worden seien. Marie Pleyel habe sich würdig erwiesen und mit<br />

einer klaren und kontrollierten Leidenschaft, für die sie bekannt sei, überzeugt, sodass<br />

das Publikum sie zu einer Zugabe aufgefordert habe. Liszt persönlich habe sie<br />

zum Klavier geführt 53 und ihr die Noten umgeblättert. 54<br />

Im Januar 1840 berichtet die Revue et Gazette musicale über das anhaltende Staunen<br />

von Künstlern und Kritikern, das Marie Pleyels unerwartetes Talent bei ihnen<br />

ausgelöst habe. Sie hätten sich nicht vorstellen können, dass eine junge Frau auf so<br />

überzeugende Art und Weise Werke der großen Komponisten vorzutragen wisse. 55<br />

Etwa zwei Wochen später erscheint in derselben Zeitung der Auszug eines Artikels,<br />

der kurz zuvor als Zusammenfassung des Wienaufenthaltes von Marie Pleyel in der<br />

Gazette d’Augsbourg 56 veröffentlicht wurde. Abermals wird die Begeisterung, mit<br />

der sie in Wien empfangen wurde, betont. Alle Erwartungen des Publikums seien<br />

noch übertroffen worden. Sie habe es gewagt, in einer Zeit, in der das Publikum gewohnt<br />

sei, Fantasien, Variationen und Etüden zu hören, Klavierkonzerte der großen<br />

Meister vorzutragen. Umso größer sei die Aufmerksamkeit des Publikums beim<br />

ersten Auftreten Marie Pleyels gewesen. Besonders hervorgehoben wird die Lie-<br />

51 Allgemeine Musikalische Zeitung (1839), Sp. 985f.<br />

52 Hanslick (1979), S. 337.<br />

53 Revue et Gazette musicale (1839), S. 574.<br />

54 Fétis (1875), S. 80.<br />

55 Revue et Gazette musicale (1840), S. 66.<br />

56 Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um die Augsburger Allgemeine Zeitung handelt.<br />

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