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2.2 Verlobung mit Hector Berlioz – Hochzeit mit Camille Pleyel<br />
Im Jahre 1830 lernt Marie Pleyel als knapp 19-Jährige den französischen Komponisten<br />
und Musikkritiker Hector Berlioz (1803–1869) in einem Mädchenpensionat<br />
kennen. Sie ist dort als Klavierlehrerin tätig, Berlioz gibt in derselben Einrichtung<br />
Gitarrenunterricht. Zu diesem Zeitpunkt verbindet sie eine enge Freundschaft mit<br />
dem gleichaltrigen Deutschen Ferdinand Hiller, einem Freund Berlioz’ und Verehrer<br />
Marie Pleyels. „ Il [Ferdinand Hiller] aimait Camille Moke paisiblement, tranquillement,<br />
bourgeoisement: il comptait l’épouser, peut-être, quand l’heure serait<br />
venue. “ 9 In seinen Memoiren erwähnt Berlioz, dass Ferdinand Hiller gegenüber<br />
Marie Pleyel geäußert habe, dass er davon überzeugt sei, dass sich Berlioz nie in sie<br />
verlieben würde und daher kein Grund zur Eifersucht bestehe.<br />
„Man wird unschwer erraten, welche Wirkung solch ein undiplomatisches<br />
Bekenntnis auf eine Pariserin wie diese hatte. Sie dachte an nichts anderes<br />
mehr, als ihrem allzu vertrauensseligen platonischen Verehrer das Gegenteil<br />
zu beweisen. […] Sie neckte mich wegen meines traurigen Gesichts,<br />
versicherte mir, dass es irgendwo in der weiten Welt jemanden gebe, der<br />
sich lebhaft für mich interessiere…, erzählte mir von H***, der, wie sie<br />
sagte, sehr in sie verliebt sei, aber nicht so recht zur Sache käme…“ 10<br />
Berlioz schildert weiter, dass Marie Pleyel ihm eines Tages einen Brief geschrieben<br />
habe, um sich mit ihm zu treffen. In diesem gebe sie an, mit ihm über Hiller reden<br />
zu wollen. Dieses Rendezvous wird allerdings von Berlioz – unbeabsichtigt, wie er<br />
erwähnt – vergessen; 11 zu sehr sei er in die Komposition der Symphonie Fantastique<br />
vertieft gewesen. Dass es Marie Pleyel ist, die die Initiative ergreift, was ungewöhnlich<br />
und durchaus gewagt für die Zeit ist, bestätigt auch David Cairns. So habe<br />
sie Berlioz nach dem nicht stattgefundenen Treffen direkt ihre Liebe gestanden.<br />
“Unabashed, she confronted him at Mme d’Aubrée’s [Leiterin des Mädchenpensionats]<br />
and told him to face that she loved him. It was the first<br />
time anyone had said that to him. A few days later he told her he loved her<br />
in return.” 12<br />
Auch in dem Brief vom 5. Juni 1830 erzählt Berlioz seinem Freund Edouard<br />
Rocher von seiner Liebe zu Marie Pleyel und dass sie ihm bereits ihrerseits ihre<br />
Liebe gestanden habe.<br />
9 Boschot (1906), S. 436; „Er [Ferdinand Hiller] liebte Camille Moke friedlich, ruhig und auf<br />
bürgerliche Weise: Er rechnete damit, sie zu heiraten, vielleicht, wenn die Zeit gekommen sein<br />
würde“ (Übersetzung J. K.).<br />
10 Heidelberger (2007), S. 160.<br />
11 Heidelberger (2007), S. 160.<br />
12 Cairns (1989), S. 350; „Unerschrocken trat sie ihm im Mädchenpensionat von Frau d’Aubrée entgegen<br />
und sagte ihm direkt ins Gesicht, dass sie ihn liebte. Es war das erste Mal, dass jemand ihm<br />
dies sagte. Einige Tage später gestand auch er ihr seine Liebe“ (Übersetzung J. K.).<br />
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