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Report<br />
Es ist still im Schulhaus von Blitta, einer<br />
kleinen Ortschaft im Zentrum des<br />
westafrikanischen Kleinstaates Togo. Die<br />
Kinder haben Schulferien. Nur in einem<br />
der karg eingerichteten Zimmer sitzen<br />
ein paar Mädchen und Buben in den<br />
Bänken. Unter ihnen der vierzehnjährige<br />
Paloulam und seine siebenjährige<br />
Schwester Akely. Sie warten auf den Mitarbeiter<br />
des lokalen Roten Kreuzes, der<br />
ihnen heute das Material für das nächste<br />
Schuljahr übergeben wird. Ein Grund<br />
zur Freude, könnte man meinen. Denn<br />
nur wer das Schulmaterial mitbringt,<br />
darf am Unterricht teilnehmen und hat<br />
somit die Chance auf Bildung und eine<br />
berufliche Zukunft.<br />
Die Schicksalsgemeinschaft<br />
Bei Paloulam und Akely kommen aber<br />
keine Glücksgefühle auf. Auch nicht, als<br />
sie die neuen Hefte, das Schreibzeug,<br />
den Rucksack und den Stoff für die Schuluniform<br />
im Arm halten. Im Gegenteil:<br />
Ihnen stehen die Sorgen ins Gesicht geschrieben.<br />
Akely reibt sich gar verstohlen<br />
eine Träne aus den Augen. Denn vor drei<br />
Tagen mussten die Geschwister ihre Mutter<br />
zu Grabe tragen, die an Aids gestorben<br />
war. Ein schwerer Schicksalsschlag<br />
für die beiden. Seit die Mutter krank<br />
wurde, leben sie bei ihrem Grossvater.<br />
Der Vater arbeitet auswärts und kommt<br />
nur zwei Mal im Jahr nach Hause. Palou-<br />
Die sechsjährige<br />
Gracia wirkt reif für<br />
ihr Alter und hilft ihrer<br />
Grossmutter<br />
lam und Akely gehören, wie alle Kinder,<br />
die heute hier sind, zu den elternlosen<br />
Kindern. Ihnen ermöglicht das SRK den<br />
Schulbesuch. Heute hier zu sein bedeutet:<br />
Ein oder beide Elternteile haben sich<br />
mit dem HI-Virus angesteckt, sind an<br />
Aids erkrankt, bereits daran gestorben<br />
oder sind in eine grössere Stadt abgewandert.<br />
Alle Kinder, die heute hier<br />
sind, wachsen elternlos auf.<br />
Das geschenkte Schulmaterial ist für Paloulam und Akely kein Trost, ihre Mutter ist vor drei Tagen verstorben<br />
Es bedeutet auch, in grosser Armut bei<br />
Verwandten aufzuwachsen und kaum<br />
das Nötigste zum Überleben zu haben.<br />
Von einem solchen oder ähnlichen<br />
Schicksal sind in Togo viele Kinder betroffen:<br />
eine Viertelmillion Menschen<br />
sind mit dem Aids-Virus infiziert.<br />
Auch die sechsjährige Gracia wird die<br />
Schule in Blitta besuchen und bekommt<br />
heute vom Roten Kreuz ihr Schulmaterial.<br />
Da sie etwas weiter entfernt wohnt,<br />
6 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>