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Nr. 4/2012 - Magazin Humanité

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Report<br />

Es ist still im Schulhaus von Blitta, einer<br />

kleinen Ortschaft im Zentrum des<br />

westafrikanischen Kleinstaates Togo. Die<br />

Kinder haben Schulferien. Nur in einem<br />

der karg eingerichteten Zimmer sitzen<br />

ein paar Mädchen und Buben in den<br />

Bänken. Unter ihnen der vierzehnjährige<br />

Paloulam und seine siebenjährige<br />

Schwester Akely. Sie warten auf den Mitarbeiter<br />

des lokalen Roten Kreuzes, der<br />

ihnen heute das Material für das nächste<br />

Schuljahr übergeben wird. Ein Grund<br />

zur Freude, könnte man meinen. Denn<br />

nur wer das Schulmaterial mitbringt,<br />

darf am Unterricht teilnehmen und hat<br />

somit die Chance auf Bildung und eine<br />

berufliche Zukunft.<br />

Die Schicksalsgemeinschaft<br />

Bei Paloulam und Akely kommen aber<br />

keine Glücksgefühle auf. Auch nicht, als<br />

sie die neuen Hefte, das Schreibzeug,<br />

den Rucksack und den Stoff für die Schuluniform<br />

im Arm halten. Im Gegenteil:<br />

Ihnen stehen die Sorgen ins Gesicht geschrieben.<br />

Akely reibt sich gar verstohlen<br />

eine Träne aus den Augen. Denn vor drei<br />

Tagen mussten die Geschwister ihre Mutter<br />

zu Grabe tragen, die an Aids gestorben<br />

war. Ein schwerer Schicksalsschlag<br />

für die beiden. Seit die Mutter krank<br />

wurde, leben sie bei ihrem Grossvater.<br />

Der Vater arbeitet auswärts und kommt<br />

nur zwei Mal im Jahr nach Hause. Palou-<br />

Die sechsjährige<br />

Gracia wirkt reif für<br />

ihr Alter und hilft ihrer<br />

Grossmutter<br />

lam und Akely gehören, wie alle Kinder,<br />

die heute hier sind, zu den elternlosen<br />

Kindern. Ihnen ermöglicht das SRK den<br />

Schulbesuch. Heute hier zu sein bedeutet:<br />

Ein oder beide Elternteile haben sich<br />

mit dem HI-Virus angesteckt, sind an<br />

Aids erkrankt, bereits daran gestorben<br />

oder sind in eine grössere Stadt abgewandert.<br />

Alle Kinder, die heute hier<br />

sind, wachsen elternlos auf.<br />

Das geschenkte Schulmaterial ist für Paloulam und Akely kein Trost, ihre Mutter ist vor drei Tagen verstorben<br />

Es bedeutet auch, in grosser Armut bei<br />

Verwandten aufzuwachsen und kaum<br />

das Nötigste zum Überleben zu haben.<br />

Von einem solchen oder ähnlichen<br />

Schicksal sind in Togo viele Kinder betroffen:<br />

eine Viertelmillion Menschen<br />

sind mit dem Aids-Virus infiziert.<br />

Auch die sechsjährige Gracia wird die<br />

Schule in Blitta besuchen und bekommt<br />

heute vom Roten Kreuz ihr Schulmaterial.<br />

Da sie etwas weiter entfernt wohnt,<br />

6 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>

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