engagiert Der 80-jährige Otto Baumann will auch dieses Jahr die Aktion 2 5 Weihnachten tatkräftig unterstützen Otto Baumann, freiwilliger Helfer 2 5 Weihnachten Alle Jahre wieder Im Samariterverein hat Otto Baumann erfahren, dass die Aktion 2 5 Weihnachten freiwillige Helfer sucht. Das war kurz nach seiner Pensionierung vor 15 Jahren. Seither ist der ehemalige Speditionsleiter einer der unersetzlichen Freiwilligen, die jedes Jahr beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) um die 70 000 Pakete ausladen, auspacken und sortieren. interview: Tanja Pauli Bilder: Otto Baumann und Josef Reinhardt 18 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>
engagiert Wie oft sind Sie jeweils im Einsatz für 2 5 Weihnachten? Früher waren es von Anfang Januar bis Ende Februar zwei bis drei Tage pro Woche. Jetzt im Alter etwas weniger. Ich durfte diesen Herbst meinen achtzigsten Geburtstag feiern. Aber wenn ich mich gut fühle, komme ich auch dieses Jahr wieder. Ich habe Freude daran, es ist etwas Schönes. Oft überlege ich mir bei besonderen Sachen, wer sich wohl darüber freuen wird. Bleibt dafür Anfang Jahr bei Ihnen zu Hause die Arbeit liegen? Nein, gar nicht. Meine anderen Hobbys mache ich in den übrigen Wochen des Jahres. Zum Beispiel das Instandhalten von Nistkästen. Ich bin im Natur- und Vogelschutzverein Muri-Gümligen. Aber diese Arbeit läuft mir nicht davon. Ich bin jetzt 15 Jahre pensioniert und habe «Ich habe mir bei der Pensionierung vorgenommen, nie zu sagen, ich hätte keine Zeit.» noch nie gesagt: «Ich habe keine Zeit.» Das habe ich mir bei der Pensionierung vorgenommen und bis heute eingehalten. Meine Frau sagt jeweils: «Wenn es dir Freude macht, dann geh nur.» Welche Tätigkeit übernehmen Sie am liebsten? Ich mag alles und habe in den Jahren auch jede Arbeit gemacht. Vom Ausladen der Bahnwaggons, die früher bis unters Dach gefüllt waren, bis zum Entsorgen der Kartonschachteln. Ganz am Anfang haben wir die leeren Kartons für die Altpapiersammlung von Hand flach gedrückt. Jetzt gibt es dafür eine Presse, die ich auch schon bedient habe. Aber das Verteilen der Waren in die einzelnen Bereiche, das überlasse ich gerne den Frauen, obschon ich es zwischendurch auch mache. Es erfordert ein gutes Auge und Konzentration. Frauen können das besser. Kann man mit so viel Erfahrung erraten, was in einem Paket steckt? Nein, eigentlich nicht. Es ist immer wieder eine Überraschung. Ausser bei den schweren Paketen, da sind meist Lebensmittel drin. Manchmal muss man diese sogar zu zweit tragen, so reichhaltig gefüllt sind sie. Schickt die Schweizer Bevölkerung schöne, sinnvolle Dinge? Oh ja, wir sehen viele liebevoll zusammen gestellte Pakete, denen man anmerkt, dass sich jemand etwas überlegt hat. Sie enthalten Lebensmittel und praktische Gebrauchsgegenstände, die eigens dafür eingekauft wurden. Ich habe den Eindruck, dass früher häufiger Ramsch eingeschickt wurde als heute. Gibt es ein besonders schönes Erlebnis aus den letzten 14 Jahren 2 5 Weihnachten? Ja, ein ganz persönliches Erlebnis. Ich hatte einen Klassenlehrer, für den wäre ich durchs Feuer gegangen. Er hat ein Buch mit Mundartgeschichten geschrieben. «Dr Morgestärn» von Karl Stocker. Lange suchte ich vergeblich nach diesem Buch. Es sei vergriffen, hiess es immer wieder. Und plötzlich, vor zwei Jahren beim SRK im Lager in Wabern, liegt genau dieses Buch vor mir! Ich konnte es kaum fassen. Da habe ich mir erlaubt, zu fragen, ob ich es behalten dürfte. Die Regeln sind sonst sehr strikt. Die Freiwilligen dürfen keine Waren an sich nehmen, auch keine Lebensmittel mit abgelaufenem Verfalldatum. Dieses Buch war besser als der grösste Lohn? Ja, absolut unbezahlbar! Und all die Erfahrungen sind es auch wert. Meine APROPOS 2 5 Weihnachten Die Aktion wird zum 16. Mal vom Schweizerischen Roten Kreuz, der Schweizerischen Post und der SRG SSR durchgeführt. Vom 24. Dezember <strong>2012</strong> bis zum 12. Januar 2013 spediert die Schweizerische Post alle Pakete, die mit 2 5 Weihnachten adressiert sind, kostenlos ans SRK. Das SRK sorgt dafür, dass die Gaben je zur Hälfte in der Schweiz und in Osteuropa an Bedürftige verteilt werden. Das ideale Paket enthält zum Beispiel Teigwaren, Reis, Speiseöl, Konserven, Zucker, Mehl, Trockenfrüchte, Zahnpasta, Zahnbürsten, Seife, Shampoo, Notizblöcke, Schreibhefte, Filzstifte, Bleistifte, Radiergummis usw. Alle Lebensmittel müssen mindestens noch sechs Monate haltbar sein. Wer lieber ein Paket spenden möchte, findet Informationen dazu im Internet: ➥ 2xweihnachten.ch Hauptmotivation bleibt aber, dass ich etwas für die Ärmsten tun will. Wir leben im Überfluss und anderswo sind die Menschen dankbar für Kleinigkei - ten. Es macht Freude, zu sehen, was die Menschen für andere geben und selber etwas zu geben. Gerne wäre ich einmal mit dabei, wenn die Waren verteilt werden. Ausladen, auspacken, sortieren oder Kartons entsorgen – Otto Baumann hat jeden Arbeitsschritt schon gemeistert <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 19