Stefan Sudmann - Dülmener Heimatblätter
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68 Wolfgang Werp<br />
von der Quelle in Uphoven bis zu den prächtigen Herrenhäusern hinter Appelhülsen an.<br />
Viel Freude dabei!<br />
Emanuel von Croÿ, Nie war es herrlicher zu leben, Das geheime Tagebuch des Herzogs<br />
von Croÿ, hg. und übersetzt von Hans Pleschinski, Verlag C. H. Beck, München 2011.<br />
Eines der schönsten historischen Bücher des Jahres 2011 hat einen unmittelbaren<br />
Bezug zu Dülmen. Denn der Name des Autors der hier vorgestellten Tagebücher, Herzog<br />
Emanuel von Croÿ (1718 – 1784), ist jedem <strong>Dülmener</strong> wohl bekannt. Er stammte aus einer<br />
adligen Familie deutsch-französischen Ursprungs und war ein begnadeter und besessener<br />
Chronist seiner Zeit. In der Kette der Ahnherren derer von Croÿ war er schon zur damaligen<br />
Zeit ein weit gereister ranghoher Militär, Landbesitzer, der sich insbesondere für Kunst,<br />
Theater, Architektur und Wissenschaften begeisterte. Wenn man den auf die Anfänge des<br />
vorigen Jahrhunderts zurückgehenden genealogischen Forschungen von Regierungsassessor<br />
Peus folgen will 1 , zählte Emanuel von Croÿ, siebenter Herzog von Croÿ, Fürst<br />
von Solre und Mörs, deutscher Reichsfürst, Grande von Spanien I. Klasse, Marschall von<br />
Frankreich, zu den bedeutendsten Feldherren seiner Zeit. Im Ersten Schlesischen Krieg<br />
nahm er an den Operationen des französisch-bayerischen Heeres aufseiten Friedrichs des<br />
Großen lebhaften Anteil und wohnte 1742 als Reichsfürst zu Frankfurt der Wahl und<br />
Krönung Kaiser Karls VII. bei. Im Rahmen der Entschädigungsmaßnahmen durch den<br />
Reichsdeputationshauptschluss erhielt sein Sohn Anna Emanuel von Croÿ im Jahre 1803<br />
die kleine westfälische Herrschaft Dülmen zugesprochen, verlor sie aber nach drei Jahren<br />
schon wieder.<br />
Durch die brillante Übersetzung von Hans Pleschinski sind Teile der Tagebücher nun<br />
wieder ins Blickfeld gerückt worden. Der Herausgeber und Übersetzer hat aus in einer<br />
französischen vierbändigen Ausgabe von über 1600 Seiten aus den Jahren 1906/07, die auf<br />
von Croÿs aus einundvierzig handschriftlichen Bänden bestehendem Original beruht, in<br />
fleißiger Arbeit eine deutsche Fassung etlicher Passagen vorgelegt. Diese Arbeit lässt jeden<br />
Freund geschichtlicher Tagebuchaufzeichnungen schwärmen. Das Originalmanuskript<br />
liegt in der Bibliothek der Académie Française in Paris, eine autorisierte Abschrift im <strong>Dülmener</strong><br />
Archiv des Hauses von Croÿ. Erfasst werden nunmehr mehr als 60 Jahre bildhafter<br />
und prunkvoller Erinnerungen, von Madame Pompadour über Königin Marie Antoinette<br />
bis zu Begegnungen mit Voltaire, den Brüdern Montgolfier mit ihren frühen Fluggeräten<br />
und Präsident Benjamin Franklin. Allerdings enthielt die französische Buchausgabe nicht<br />
die Passagen über die Deutschlandreise des Herzogs, die er hauptsächlich zur Erkundung<br />
militärischer oder strategischer Punkte bereiste. Diese Teile sind also auch jetzt nicht Inhalt<br />
der Veröffentlichung.