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Stefan Sudmann - Dülmener Heimatblätter

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6 Günter Scholz<br />

3. „Reliquien“, die Brentano als Andenken an Anna Katharina aus Dülmen mitgenommen<br />

hat, in einem aus dem Nachlass Brentanos stammenden Reliquienkasten in<br />

einer Vitrine der Gedenkstätte (darin auch zwei Eicheln, die er in Flamschen von<br />

dem Geburtshaus der Emmerick mitgenommen hat).<br />

4. Ein Lammfellmantel, den sein Bruder Christian bei einem Aufenthalt in Dülmen<br />

der Anna Katharina geschenkt hat (ebenfalls in einer Vitrine in der Gedenkstätte).<br />

5. Die Kopie eines Auszugs aus seinem <strong>Dülmener</strong> Tagebuch mit der durch Skizzen<br />

illustrierten Beschreibung, wie Anna Katharina die Wundmale an der Stirn unter<br />

ihrer Haube verbirgt.<br />

6. Kopien einiger an Anna Katharina gerichteter „Gebetsbriefe“, in denen Menschen<br />

von weit her um ihr Gebet bitten. Brentano hat einige solcher Briefe bewusst als<br />

Andenken an Anna Katharina unter seinen Handschriften aufbewahrt.<br />

7. Jeweils ein Exemplar der Erstauflagen seiner Emmerickschriften, darin deutlich<br />

der Hinweis auf „Dülmen“ und sein Verzicht auf das Autorenhonorar „zu Gunsten<br />

milder Stiftungen“. Im Gegensatz zu Goethe und Schiller, deren Autorenhonorare<br />

für ihr großbürgerliches Leben nicht ausreichten, hat der Millionärssohn Brentano<br />

seit seiner Begegnung mit Emmerick so einfach wie ein Mönch gelebt und neben<br />

Teilen aus seinem Vermögen auch die Honorare seiner weit verbreiteten Bücher für<br />

arme Leute zur Verfügung gestellt.<br />

In seinen umfangreichen Notizen und in seinen zahlreichen Briefen aus der <strong>Dülmener</strong><br />

Zeit findet man auch einige Nachrichten aus Dülmen. Das ermöglicht uns heute, die wir<br />

gerade das 700-jährige Stadtjubiläum gefeiert haben, Einblicke in die Situation der Stadt<br />

vor 200 Jahren. An die Feier des 500-jährigen Jubiläums war damals nicht zu denken, denn<br />

Teile der napoleonischen Truppen zogen durch die Stadt, rekrutierten auch Bürger Dülmens<br />

zu dem Feldzug nach Russland, dem bis dahin in der Weltgeschichte verlustreichsten<br />

Krieg. Einiges aus den Beschreibungen des damaligen Dülmen gleichen heutigen Berichten<br />

von Entwicklungsländern. Am ausführlichsten beschreibt Brentano seine Eindrücke vom<br />

Münsterland und von Dülmen in seinen ersten Briefen an die Freundin Luise Hensel in<br />

Berlin:<br />

„Donnerstag, den 7. September (1818), kam ich in Dülmen, einem einfältigen<br />

Landstädtchen an voll guter Ackerbau treibender Leute. . . . Ich logierte mich auf<br />

der Post ein, wo Christian gewohnt, und wo es voll Liebe aber schier luxuriös<br />

zugeht. Auch hier empfing mich alles voll Freude.“ 1<br />

„Hier wäre wohl alles, was du bedürftest, um glücklich zu leben, ein Städtchen<br />

ohne alle Kunst und Wissenschaft, wo man von keinem Dichter ein Wort weiß, wo

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