Stefan Sudmann - Dülmener Heimatblätter
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20 Günter Scholz<br />
Kerker. Alle Art von Zeug, Linnen, Kattun, Seide, Tuch, was es ist, macht ihr eine<br />
große Freude und verwandelt sich in Segen.“ 11<br />
„Die meisten Einwohner sind sehr arm und zwar bettelarm, doch sie sind genügsam<br />
und nicht undankbar und viele sind einfältig fromm.“ 12<br />
August 1821 an Claudine Piautaz, das ist die Haushälterin in der Familie Brentano in<br />
Frankfurt:<br />
„Ich bitte dich nämlich von dir und den guten Kindern des Georgs und der Meline<br />
und Toni und allen guten milden Menschen mir einen Bettelsack voll allerlei<br />
Flicken und Lappen, alten Kleidern, altem Linnen und Bändeln, Schnüren und<br />
Stoff jeder Art, es sei, was es sei, zusammen zu betteln und wenn du einen rechten<br />
Sack voll beisammen hast, so lass ihn zumachen und an mich hierher senden.<br />
Ich kenne hier arme fromme Leute, welche mit besonderem Segen alle solche<br />
Lappen zur Kleidung neu geborener und kleiner Schulkinder verarbeiten. Die<br />
Armut ist hier so groß, dass manche Wöchnerin nicht hat ihr Kind zu bedecken,<br />
viele Kinder sind so elend bekleidet, dass sie kaum zur Schule und Kirche können,<br />
und es ist ihnen mit einem alten Lappen Zeug oft der Weg zur Lehre und zum<br />
Empfang aller Kirchen Gnaden bereitet. . . . Es werden mit diesen Geschenken<br />
besonders arme Neugeborene gegen Weihnachten bekleidet, und es ist dies eine<br />
Weihnachtsgabe, welche weniger kostet und mehr Segen bringt als die kostbarsten<br />
Geschenke, welche sich die Reichen machen. Alles was Zeug ist, groß und klein,<br />
von jedem Stoff und Form ist brauchbar.“ 13<br />
24. Dezember 1821:<br />
„Jetzt ist es sehr kalt, viele arme Kinder frieren sehr, arme Leute haben kein Wasser,<br />
weil die Brunnen vertrocknet sind und die Teiche gefroren. Da können sie die Kühe<br />
nicht tränken, da können diese keine Milch geben, da müssen auch wohl Kinder<br />
und Eltern noch hungern zu der Kälte.“ 14<br />
Januar 1822:<br />
„Sie (Anna Katharina Emmerick) dankt ihnen herzlich für das überschickte Alte. Sie<br />
hat es bereits an höchst elende Menschen zum Notwendigen verarbeitet, ausgeteilt.<br />
Der liebe Gott hat sie zu dieser Gabe getrieben, denn es war große Not bei armen<br />
Wöchnerinnen und Leuten, die sich nicht bedecken konnten, um zur Kirche zu