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Stefan Sudmann - Dülmener Heimatblätter

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14 Günter Scholz<br />

Das in der Gedenkstätte Anna Katharina Emmerick bewahrte Zimmer der Anna<br />

Katharina gibt ein ebenso seltenes Beispiel für eine Wohnung armer Leute in der Stadt.<br />

An der Fensterbrüstung dieses Zimmers kann man die geringe Mauerstärke (16 cm) der<br />

Außenwand dieses Zimmers sehen und somit auch eine Vorstellung von dem Wohngefühl<br />

in einem solchen Raum in der kalten Jahreszeit bekommen. Man muss dazu in Betracht<br />

ziehen, was Brentano von der Einrichtung des Zimmers berichtet:<br />

„Hier rücke ich das Bett der Emmerick, das dem Zug, Küchendampf, Anlauf der<br />

Fremden, dem beständigen Sturm der Schwester ausgesetzt war seit Jahren, in die<br />

Kammer und schaffte die Viktualien aus dieser in eine entlegene, die ich ausbauen<br />

ließ. Wachstuch hab ich ihr neben das Bett an der Wand befestigt, wo man durch<br />

eine Ritze den Himmel sah, so dass sie durch den Zug das heftigste Zahnweh hatte,<br />

bis sie erst in der anderen Kammer ist.“ 6<br />

Kommentar: Das Fachwerk hier besteht wie auch sonst in den einfachen Häusern aus<br />

den aus Balken (hier dünnen Balken) gebildeten Fächern, die ausgefüllt sind mit Lehm,<br />

der zur besseren Haltbarkeit mit Reisig oder mit Stroh versetzt ist. Das eingefügte Material<br />

kann sich durch die Austrocknung von den Balken lösen, so dass Ritzen in der Wand<br />

entstehen.<br />

Die Wohnbedingungen in der Wohnung des Abbé Lambert verdeutlicht eine kleine<br />

von Brentano beschriebene Szene:<br />

„Sie (Anna Katharina) war heute Morgen ziemlich heiter und es war Hoffnung da,<br />

dass sie erzählen würde. Aber da hat das Unglück den unseligen Mann herangeschafft,<br />

der alle vierzehn Tage mit vielen Umständen und großem Zeitaufwand die<br />

Ofenröhren ausputzt und der zu dem Gestank der jungen Hühner, welche immer<br />

piepen und für Lambert gefüttert werden, noch den Ruß und seine schwarze Essigfarbe<br />

stinken ließ. Dazwischen schreien die Schweine des Hofes. Dazu kommt<br />

noch Rauch, und Fett an den Ofen.“ 7<br />

Kommentar: In dem Wohnraum und auch in dem von Brentano eingerichteten Zimmer<br />

der Emmerick stand jeweils ein kleiner eiserner Ofen, wie aus Brentanos Skizze des<br />

Zimmers hervorgeht. Diese Öfen waren mit einem langen bis kurz unter die Decke<br />

reichenden Rohr an den Schornstein angeschlossen. Das Rohr sollte so auch als Heizung<br />

wirken. In dem Rohr setzte sich Ruß von dem damals verwendeten Heizmaterial: Holz<br />

und Torf fest. Deshalb war die beschriebene Reinigung nötig. Dazu wurde in dem Raum<br />

das Rohr abgenommen und offensichtlich auch in dem Raum gereinigt. Damit das Rohr<br />

nicht durchrostete, wurde es immer wieder gestrichen und der Ofen mit Fett eingerieben.

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