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Stefan Sudmann - Dülmener Heimatblätter

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Clemens Brentano in Dülmen 11<br />

Äpfel dabei, auf dass sie einen guten Geruch haben mögen. Vor dem Fenster<br />

rauschen die Bäume. Die Leute sind einfältig, fleißig, kräftig, gastfrei und fromm.<br />

Alle diese Einrichtung ist beim reichen Bauern vollständig bis zur Behaglichkeit,<br />

ja bis zum Schmuck. Ich habe bei solchen wohl einmal eine zierliche Winterküche<br />

gesehen, wo im Sommer statt des Feuers ein großer Blumenstrauß vor der mit<br />

Porzellantäfelchen ausgelegten Feuerstelle glänzte. Bei armen Bauern ist alles<br />

dieses roher und einfacher, aber immer sehr vertraulich und heimatlich. Eines nur,<br />

was jedoch immer seltener wird, beschwert den Ungewohnten in den Wohnungen<br />

der ärmeren Leute sehr, nämlich der Mangel eines Rauchfangs. Der Rauch zieht<br />

nach Belieben aus allen Öffnungen hinaus, was bei Regentagen sehr unangenehm<br />

ist, weil dann die Wohnung oft von dichtem Rauch erfüllt ist.“ 3<br />

Ein solches Haus ohne Schornstein, ein sogenanntes „Rauchhaus“, findet Brentano in<br />

dem Geburtshaus der A. K. Emmerick in Flamschen. 4<br />

„Ich ging in diesen Tagen drei Stunden weit von Dülmen nach der Bauerschaft<br />

Flamske, zu dem väterlichen Haus der Emmerick, worin jetzt ihr ältester Bruder<br />

Bernd Emmerick mit Frau und Kind wirtschaftet. Dieser Ort gehört zu der Jakobipfarrei<br />

des eine halbe Stunde davon entfernten Städtchens Coesfeld. Ich wollte<br />

die Stelle sehen, wo sie geboren ist und wo ihre Wiege gestanden.<br />

Ich fand eine baufällige, von Lehm zusammengeknetete, mit altem bemoosten Stroh<br />

gedeckte Scheune. Als ich durch das geflickte, halboffene Scheunentor hineintrat,<br />

stand ich in einer Rauchwolke, in welcher ich kaum einen Schritt weit vor mich hin<br />

irgendetwas erkannte. Ihr Bruder und seine Frau begrüßten mich etwas verwundert,<br />

doch gleich sehr freundlich, als ich ihnen einen Gruß von der Schwester brachte,<br />

und die anfangs befremdeten Kinder nahten sogleich auf den Befehl des Vaters und<br />

reichten mir Kusshändchen.<br />

In dem leeren viereckigen Raum des Hauses fand ich keine Stube, was man so<br />

nennen kann; ein Winkel war abgeschlagen, worin der plumpe, bäurische Webstuhl<br />

des einen Bruders stand. Einige alte, von Rauch geschwärzte Laden zeigten,<br />

wenn man sie öffnete, große Bettladen voll Stroh, auf welchen einige Federkissen<br />

lagen; da schliefen die Leute. Auf der entgegengesetzten Seite schaut das Vieh<br />

hinter Pfählen hervor. Alle Gerätschaften stehen und hängen umher; oben von der<br />

Balkendecke hängen Stroh und Heu und Spinnenweben voll Rauch und Ruß herab,<br />

und das Ganze war undurchsichtig voll Rauch.

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