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Zürcher Beiträge 54 endgültig - ETH Zürich

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machte sich Bhindranwale zum Anwalt eines kämpferischen Sikhismus und<br />

wollte diesen in „Khalistan“ realisiert sehen, einem exklusiven Sikh-Staat. 19<br />

Der Hinduismus wurde zum Feind Nr. 1 erklärt. Hindus wurden aus Bussen und<br />

Zügen herausgeholt und erschossen. Bhindranwale besetzte Sikh-Tempel, die er<br />

in Waffenlager verwandelte. Als die Regierung endlich eingriff, war es zu spät.<br />

Die desaströse Stürmung des Goldenen Tempels von Amritsar im Juni 1984<br />

endete mit der Erschiessung Bhindranwales. Sechs Monate später war auch<br />

Frau Gandhi tot. Ihre Ermordung durch die Hand ihrer eigenen Sikh-<br />

Leibwächter führte zu eigentlichen Pogromen durch Hindus, denen allein in<br />

Delhi über 3 500 Sikhs zum Opfer fielen. Beinahe zehn Jahre sollte der Krieg<br />

um Khalistan dauern, bis endlich wieder Frieden einkehrte – zurück blieben<br />

rund 35 000 Opfer.<br />

Indira Gandhis Machtinstinkt liess sie nicht davor zurückschrecken, auch die<br />

latente Unzufriedenheit in der Hindu-Bevölkerung für sich zu nutzen – mit noch<br />

fataleren Folgen. Im Wahlkampf von 1980 spielte sie erstmals offen die Hindu-<br />

Karte aus. Dies führte zu einer Radikalisierung der Hindu-Partei Jan Sangh. Sie<br />

gab sich einen neuen Namen – Bharatiya Janata Party, BJP – und eine radikalere<br />

Agenda. Zunächst blieb der Erfolg aus. In den Wahlen von 1984 gewann die<br />

BJP nur drei Sitze, während Indiras Sohn Rajiv einen Erdrutschsieg für den<br />

Kongress hereinholte. Es war ein Alarmsignal für die BJP, denn es schien zu<br />

zeigen, dass der Kongress nun ihre Hindu-Wählerbasis zu plündern begann. Der<br />

radikale Flügel der BJP unter L. K. Advani gewann die Oberhand, und er verdrängte<br />

den gemässigten A. B. Vajpayee als Parteichef. Sein Ziel: eine Konsolidierung<br />

der Hindus unter der BJP-Flagge, mit den Muslimen als einigendem<br />

Gegner.<br />

Advani konnte davon profitieren, dass in der Zeit nach dem Ölboom viel Geld<br />

aus dem Mittleren Osten nach Indien floss und dort islamische Bekehrungsarbeit<br />

finanzierte. 1981 war es in einem südindischen Dorf zu einer Massenbekehrung<br />

von armen Unberührbaren zum Islam gekommen. Für die Hindu-<br />

Nationalisten war dies eine Bestätigung ihrer schlimmsten Befürchtungen: Der<br />

Islam benutzt die soziale Fragmentierung der Kastengesellschaft und die grosse<br />

Armut, um mit Bekehrungen – und, wie Rithambara es nannte, „Vielweiberei“<br />

– die Hindus allmählich „zur Minderheit schrumpfen“ zu lassen. Die Moschee<br />

19<br />

Kapur, R. A. Sikh Separatism. Delhi 1987.<br />

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