26.10.2012 Aufrufe

Die Hausdülmener Schule - Dülmener Heimatblätter

Die Hausdülmener Schule - Dülmener Heimatblätter

Die Hausdülmener Schule - Dülmener Heimatblätter

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

38 Ludger David<br />

habe. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> sollte zwar monatlich zehn Zentner Steinkohle zugewiesen bekommen,<br />

doch sei selten etwas zu haben gewesen. Da Hausbrandkohle fast ganz fehlte, griff die<br />

verbitterte Bevölkerung zur Selbsthilfe, indem sie einfach Kohlen von langsam durchfahrenden<br />

Zügen holte, und „da zur Holzbeschaffung keine Arbeiter zu bekommen waren,<br />

der Lehrer mit einigen starken Schülern soviel Holz im Westerholt’schen Wald fällte, dass<br />

der Unterricht weitergeführt werden konnte.“ 58<br />

Kleine <strong>Die</strong>bstähle der Hungernden und Frierenden rechtfertigte der damalige Kölner<br />

Erzbischof in seiner Silvesterpredigt am 31. Dezember 1946 wie folgt: „Man könne es dem<br />

Einzelnen nicht verwehren, so sprach der Kardinal von der Kanzel, das Dringendste zur<br />

Erhaltung von Leben und Gesundheit zu nehmen, wenn er es durch Arbeit und Bitten nicht<br />

erhält. Frings forderte dazu auf, nicht mehr zu nehmen, als der Einzelne für sich selber<br />

bräuchte, und legte damit einen Maßstab an, der zum ersten Mal wieder eine Orientierung<br />

ermöglichte. ‚Fringsen‘ wurde bald zum geflügelten Wort, wenn es um das ‚Organisieren‘<br />

von Kohle und Nahrung ging.“ 59<br />

Auch die Lebensmittelversorgung ließ bei denen, die nicht Selbstversorger oder wenigstens<br />

Teilselbstversorger waren, sehr zu wünschen übrig. Wegen starken Untergewichts<br />

oder Tuberkulose-Gefährdung mancher Kinder teilte die <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> ab dem<br />

15. März 1948 bis zum Ende diesen Jahres an gesundheitlich gefährdete Schulkinder<br />

insgesamt 14.442 Portionen Schulspeisung zu je 20 Pfennig aus, zu der die Amerikaner<br />

die Lebensmittel lieferten. Auf dem Speisezettel standen im Wechsel Kakao mit Brötchen,<br />

Brötchen mit Käse, Brühnudeln, Nudeln mit Pflaumen, Milchnudeln, Erbsensuppe mit<br />

Speck oder Fleisch, Haferflockenbrei oder -suppe, Grießbrei mit Rosinen oder Marmelade,<br />

Bohnensuppe oder gewürzte Suppe mit Fleisch, Griespudding mit Beerensaft, Schokoladentafel,<br />

Nähr- oder Nussstangen, Fruchtschnitten, Suppen mit Gemüse-Mischkonserven<br />

usw. 60<br />

Der frühere Präsident der USA, Herbert C. Hoover (von 1929 – 1933) hatte im Frühjahr<br />

1946 und im Februar 1947 Deutschland besucht. Als Fachmann in Ernährungsfragen wies<br />

er das amerikanische Volk in seinem Abschlussbericht auf das ganze Elend mit allen<br />

Konsequenzen des Hungerns und Frierens des deutschen Volkes mit folgenden Worten hin:<br />

„<strong>Die</strong> große Masse des deutschen Volkes ist, was Ernährung, Heizung und Wohnung anlangt,<br />

auf den niedrigsten Stand gekommen, den man seit hundert Jahren in der westlichen<br />

Zivilisation kennt.“ 61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!