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Die Hausdülmener Schule - Dülmener Heimatblätter

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<strong>Die</strong> <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />

Heimatverein Dülmen e. V. Sonderheft, Jahrgang 59, 2012


Sonderheft, Jahrgang 59, 2012<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> in Hausdülmen um 1930


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Ludger David<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 5<br />

Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

<strong>Die</strong> Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen verordnet geregelten Unterricht . . . . . . . . 6<br />

Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen ordnet Schulunterricht in Hausdülmen an 7<br />

Schaffung von Schulraum im alten Amtshaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Neues Schulgebäude um 1800 und sein hygienischer Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Neues Schulgebäude im Jahre 1875 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung der Schülerzahlen an der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Steigende Schülerzahlen erzwingen Erweiterung der <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Aufstockung des Schulgebäudes von 1875 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Bau eines dritten Klassenraumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

Der Neubau des jetzigen Schulgebäudes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Erweiterung der Gymnastikhalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Umbau der bestehenden Gymnastikhalle zu Klassenräumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Neubau einer Einfachturnhalle an der Grundschule Hausdülmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Errichtung zusätzlicher Klassenräume im ersten Obergeschoss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Erweiterung der Mauritius-Grundschule um zwei Mehrzweckräume . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Umstellung der Feuerungsanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Teilerneuerung der Fassade und Erneuerung der Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Verbindung <strong>Schule</strong> und Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> erhält einen Turn- und Spielplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Schulleiter der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Weitere Lehrpersonen an der <strong>Schule</strong> auf dem Burgplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Anzahl der Klassen in der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

<strong>Die</strong> Wirren der letzten Kriegsjahre und der ersten Nachkriegsjahre . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Vergütung in Naturalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Der Bau von Lehrerwohnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

„Überlebensstrategien“ für <strong>Schule</strong>, Lehrer und Schüler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Veränderungen im Bereich <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Umwandlung der bisherigen Volksschulen in Grund- und Hauptschulen . . . . . . . . . . . . 40<br />

Einzugsbereich der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41


Über 30 Jahre die <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> geführt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Besondere Angebote und Aktivposten der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Förderverein unterstützt die Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

Betreuung der Schulkinder über die reine Unterrichtszeit hinaus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Schülerbibliothek eingerichtet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

Sportliche Aktivitäten der Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Projekttage/Projektwoche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Fünfzigjähriges Bestehen des neuen Schulgebäudes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Nachbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Dank für hilfreiche Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Ludger David<br />

Erinnerungen an die eigene Schulzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

Autoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Mitgliedschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Sonderheft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63


Ludger David<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen<br />

bis zur Gegenwart<br />

Vorbemerkung<br />

Mit der folgenden Zusammenfassung soll der Versuch unternommen werden, die Schulgeschichte<br />

Hausdülmens von ihren Anfängen bis in die Gegenwart nachzuzeichnen.<br />

Vorleistungen in dieser Angelegenheit waren bereits erbracht mit der handschriftlichen<br />

Schulchronik der ehemaligen Lehrer/Hauptlehrer Josef Elsbernd, Otto Herdina, kurzen<br />

Berichten Erich <strong>Schule</strong>nkorfs und Johannes Göntgens sowie einer längeren Ausführung<br />

eines Lehrers, dessen Name jedoch nicht feststellbar ist. <strong>Die</strong> Aufzeichnungen reichen<br />

teilweise lückenhaft bis zum Umzug der <strong>Schule</strong> in das neue Schulgebäude im Jahre 1961<br />

zurück.<br />

Als die Bitte an mich herangetragen wurde, beim Erstellen einer zum fünfzigjährigen<br />

Bestehen des neuen Schulgebäudes herauszugebenden Festschrift mitzuwirken, sagte ich<br />

spontan zu, zumal diese Bitte durchaus auch mit den Interessen meiner Frau und mir<br />

übereinstimmte. Dabei entstand der Gedanke, die Entwicklung der <strong>Schule</strong> unseres Ortes<br />

möglichst lückenlos nachzuzeichnen, um so auch die Anfänge einer Volksschule in Hausdülmen<br />

zu ermitteln und darüber hinaus die jüngere Generation auf die Erschwernisse und<br />

besonderen Umstände der Kriegsjahre und der unmittelbaren Zeiten danach hinzuweisen,<br />

von denen ich aus eigener Erfahrung berichten kann.<br />

Beim Sammeln und Betrachten von Zeichnungen, Aufstellungen, Berichten und insbesondere<br />

auch von Bildern aus längst vergangenen Zeiten, auf denen ich zahlreiche<br />

ehemalige Schulkameraden und Lehrpersonen wieder fand, wurde mir immer mehr bewusst,<br />

dass auch ich Teil dieser <strong>Schule</strong> war und ich sie immer mehr auch als „meine<br />

<strong>Schule</strong>“ betrachte. Immerhin habe ich sie seit Beginn meiner Schulzeit achteinhalb Jahre<br />

und in allen Jahrgängen von eins bis neun durchlaufen, und sie hat mich auf ihre Art<br />

geformt und geprägt. Während dieser Zeit geschlossene Freundschaften haben die Zeit<br />

teilweise bis heute überdauert.<br />

Als Bildungseinrichtung war und ist sie eine bedeutende Größe in unserer Gemeinde<br />

und sollte es trotz aller Trends, Bildungsreformen und Sparzwänge der Kommune auch in<br />

Zukunft bleiben.<br />

<strong>Schule</strong> hat sich im Laufe der Jahrhunderte sehr verändert, wie im weiteren Verlauf<br />

aufgezeigt werden soll. Das betrifft die Ausbildung der Lehrer sowie ihre „Vergütung“ bzw.<br />

Besoldung, die Ansprüche an die Schulräumlichkeiten und deren Ausstattung, die Anzahl


6 Ludger David<br />

der zu durchlaufenden Schuljahre, die wachsenden Ansprüche an die zu vermittelnden<br />

Lehrinhalte sowie die Veränderungen in der Zumutbarkeit der Schulwege bzw. an die<br />

Notwendigkeit der Schülerbeförderung. Nicht zuletzt zeigt auch die Unterbringung der<br />

Schüler in der <strong>Schule</strong>, also der Bau und die Ausstattung des Schulgebäudes sowie die<br />

Versorgung mit notwendigem Unterrichtsmaterial den mit der Zeit wachsenden Stellenwert<br />

des Schulunterrichtes, den dieser in der Gesellschaft im Laufe der vergangenen Zeit genoss.<br />

<strong>Die</strong> Anfänge<br />

Südlich von Dülmen entstand in der Zeit zwischen 1115 und 1117 in der Nähe der historischen<br />

Wegeverbindung von Haltern nach Münster, dem Hellweg, ein „Stützpunkt“ in<br />

einem System von etwa zwanzig Grenzfesten, um das damalige Herrschaftsterritorium<br />

des Bistums Münster zu sichern. Nach seiner frühen Eroberung 1121 wurde dieser Stützpunkt<br />

dann zu einer wehrhaften Landesburg, dem „hues to Dulmene“ ausgebaut. Da der<br />

„Siedlungsflecken“ Dülmen zu diesem Zeitpunkt aus dem Zusammenschluss umliegender<br />

Gehöfte, die sich in Bauerschaften organisierten, bestand, nahm die Gebietsverwaltung<br />

des Landesherrn, die Verwaltung des Amtes Dülmen, ihren Sitz für viele Jahre in der Burg<br />

Dülmen auf dem „Oberplatze“ dem heutigen Burgplatz.<br />

Ab dem frühen Mittelalter gab es erste Anfänge eines deutschen Schulsystems an den<br />

Kirchen und Klöstern zur Heranziehung und Bildung des eigenen Priesternachwuchses,<br />

so auch in Dülmen, wo bereits in den Statuten des St.-Viktor-Stiftes von 1323 Abgaben<br />

für einen Schulrektor festgelegt wurden und mit Alhard auch der erste Rektor dieser<br />

Lateinschule ab 1325 nachweisbar ist.<br />

Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen verordnet geregelten<br />

Unterricht<br />

Im Oberstift Münster mit seinen 130 Pfarren und Kirchspielen gab es 1573 nur 33 Gemeinden,<br />

die eine wie auch immer geartete <strong>Schule</strong> unterhielten. Bis 1650 erhöhte sich die<br />

Anzahl unwesentlich auf 65, die aber immer wieder aus den verschiedensten Gründen den<br />

Schulbetrieb einstellten. Mal stand keine Lehrperson zur Verfügung, ein anderes Mal war<br />

kein Schulraum vorhanden. 1 <strong>Die</strong> Mehrzahl der frühen <strong>Schule</strong>n, so auch die Turmschule in<br />

Dülmen, bereitete vor allem auf geistliche Berufe oder auf einen <strong>Die</strong>nst in der öffentlichen<br />

oder kirchlichen Verwaltung vor.<br />

<strong>Die</strong>se Situation änderte sich erst, als Christoph Bernhard von Galen 1651 im Alter<br />

von 44 Jahren zum Bischof von Münster geweiht wurde. Er hatte zuvor in der Zeit des


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 7<br />

Dreißigjährigen Krieges verschiedene Positionen im kirchlichen und im politischen <strong>Die</strong>nst<br />

bekleidet.<br />

Neben der Förderung von Wallfahrten und der Reform der kirchlichen sowie priesterlichen<br />

Strukturen, gilt er auch als Begründer eines dauerhaft verordneten Schulwesens<br />

im Münsterland. Denn in den 28 Jahren seiner Regierungszeit erreichte er, dass nicht<br />

nur in den Kirchdörfern, sondern auch in den abgelegenen weitläufigen Bauernschaften<br />

des Münsterlandes das niedere Schulwesen aufblühte. In diesen <strong>Schule</strong>n erwarb man<br />

Kenntnisse im Lesen, Schreiben und, sofern der Lehrer dazu vorgebildet und in der Lage<br />

war, im Rechnen. Vor allem aber musste der Katechismus auswendig gelernt werden.<br />

Der Fürstbischof setzte sich nachdrücklich für dieses Schulwesen ein, unterstützte die<br />

einzelnen <strong>Schule</strong>n häufig bei räumlichen, finanziellen und personellen Problemen und<br />

setzte Schulunterricht manchmal auch gegen örtliche Widerstände durch. Seine Schul- und<br />

Kirchenordnung, im Jahre 1675 erlassen, wurde von seinen Nachfolgern in leicht veränderter<br />

Form beibehalten und hatte mehr als 100 Jahre Gültigkeit. Das niedere Schulwesen<br />

unterschied sich sehr vom sogenannten höheren Schulwesen, dass schon früher existierte,<br />

hier aber nicht Gegenstand der Beschreibung sein sollte.<br />

Von Galen bemühte sich nach der Reformation und den Wirren des Dreißigjährigen<br />

Krieges sehr um eine Erneuerung des katholischen Glaubens im Sinne des Trienter Konzils<br />

und ordnete in den Jahren 1654 – 1662 halbjährliche Synoden und Bistumsvisitationen<br />

an, die er selbst durchführte. Sein Nachfolger Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg<br />

(1678 – 1683) setzte das Reformwerk sinnvoll fort. 2<br />

Um die begonnene Schulreform weiter voran zu treiben, beauftragte der Münsterische<br />

Minister Franz von Fürstenberg den Kaplan von Everswinkel, Bernhard Heinrich Overberg,<br />

1783 mit der Weiterführung der Bildungsreform hinsichtlich der Lehrerausbildung und des<br />

Volksschulwesens. In die Zukunft weisend war seine „Allgemeine Schulordnung“ vom<br />

3. September 1801. 3<br />

Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen ordnet Schulunterricht in<br />

Hausdülmen an<br />

Auch für Hausdülmen geht der Beginn des regelmäßigen Schulunterrichts nach allen<br />

Quellen, die man dazu heranziehen kann, auf den unmittelbaren Einfluss des Fürstbischofs<br />

Christoph Bernhard von Galen zurück. So wies dieser mit Schreiben vom 18. März 1675 4<br />

den damaligen Amtsrentmeister zu Dülmen an, am Amtshaus Haus Dülmen, aus dem die<br />

Fürstbischöfliche Verwaltung bereits 1657 wegen des sehr schlechten baulichen Zustandes<br />

nach Dülmen umgezogen war, Zimmer herrichten zu lassen, um diese als <strong>Schule</strong> und


8 Ludger David<br />

als Wohnung nehmen für einen Schulmeister nutzen zu können. <strong>Die</strong> Kosten für diesen<br />

„Umbau“ seien eigens zu ermitteln.<br />

Von Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen unterzeichneter Auftrag vom<br />

18. März 1675 zur Errichtung eines Schulraumes und einer Schulmeisterwohnung<br />

im Amtshaus<br />

In diesem Schreiben heißt es:<br />

„Ihre hochfurstl. gnaden zu münster Und Corveÿ Unser gnadigster Herr befehlen<br />

dero substituirten Rentmeister Zu Dülmen Ferdinendten [ . . . ] hirdurch gnadigst<br />

daß Er die ahn besagtes Ambthauß für diesen angebauete Zimmer, der gestalt negst<br />

berechnung, der Kosten aptieren laßen solle, damit die selbe Zur <strong>Schule</strong>n, Und<br />

dessen Schulmeisters wohnung gebrauchet werden konne, Urkundt sendt hierhens


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 9<br />

Und secretz, Sigl. St. Ludgerscharg den 18 martÿ 1675<br />

Christoph Bernhardt [ . . . ] 5<br />

<strong>Die</strong> Anweisung von Galens wurde umgesetzt und der Schulbetrieb aufgenommen.<br />

Unterricht hat vermutlich wohl nur für wenige Jahre in Hausdülmen stattgefunden,<br />

denn schon am 26. November 1681 6 berichtet die Hofkammer über eine Klage, dass<br />

die am Amtshaus gebaute <strong>Schule</strong> zwar zunächst benutzt worden sei, aber inzwischen<br />

vom fürstlichen Jäger Bernd Embting als Viehstall genutzt werde. Man verlangte, den<br />

Stall umgehend in den früheren Zustand zu versetzen, damit darin wieder <strong>Schule</strong> zur<br />

besseren Erziehung der Jugend stattfinden könne, und Jäger Empting zu befragen, warum<br />

und auf wessen Geheiß er diese Umnutzung vorgenommen habe. Offensichtlich hat der<br />

Rentmeister diese Anweisung nicht ausgeführt, denn 10 Monate später am 26. September<br />

1682 7 kommt abermals die Aufforderung an den Rentmeister zu Dülmen, den „Jäger<br />

Berndt Embting zu verhören“, warum er die <strong>Schule</strong> zu „Dullman zu Viehestall“ genutzt<br />

habe und der ausdrückliche Befehl, „den Platz zur <strong>Schule</strong> wiederumb einrichten“ zu lassen.<br />

Der Rentmeister äußerte sich erst am 12. Dezember 1682 8 zur Vernehmung des Hofjägers<br />

und berichtete sinngemäß, als er seinen Jäger wegen der Umnutzung der <strong>Schule</strong> zum<br />

Viehstall zur Rede habe stellen wollen, habe er erfahren, dass dieser zur Hochfürstlichen<br />

Jagd zum Hümmling befohlen und somit nicht anwesend war. Er verhörte aus diesem<br />

Grunde seine Frau. Sie berichtete, dass ihrem Mann seinerzeit ein benötigter Stall für<br />

das Unterstellen seines Viehes vom inzwischen verstorbenen Fürstbischof (Christoph<br />

Bernhard von Galen, gest. 1678) zwar versprochen, aber wegen dessen Ableben nicht<br />

mehr erstellt worden sei. Sie hätten sich den besagten Platz auf Geheiß angeeignet und<br />

benutzt, da vor der <strong>Schule</strong> noch ein passender Platz gewesen sei. Man sei auf Grund des<br />

erteilten Befehles bereit, den besagten Platz wieder abzugeben und in den vorherigen<br />

Stand zu versetzen. Mit Schreiben vom 22. Dezember 1687 9 an die Hofkammer wird<br />

berichtet, man habe zwar in der Vergangenheit „aufm Ambthaus Dülman“ eine <strong>Schule</strong> und<br />

dabei für den Schulmeister eine Wohnung errichten lassen. Der Schulmeister habe aber<br />

vor einiger Zeit den Ort verlassen, da er sich an anderer Stelle habe verbessern können.<br />

Da aber kein Nachfolger gekommen sei, habe Jäger Embting seine „Kuhbiester“ darin<br />

eingestallt, wodurch sie merklich zerstört worden sei. Ein neuer Schulmeister könne nicht<br />

eingewiesen werden, und Jäger Empting sei trotz mehrfacher Aufforderung, die <strong>Schule</strong><br />

und die dazugehörige Wohnung freizugeben, bisher nicht dazu bereit, da ja doch für einige<br />

Zeit „keine <strong>Schule</strong> gehalten“ werden könne. Aus diesem Grunde wurde noch einmal darum<br />

gebeten, besagtem Jäger Embting zu befehlen, die in Frage stehende <strong>Schule</strong> mitsamt der<br />

Wohnung wieder abzutreten und den angerichteten Schaden zu ersetzen.


10 Ludger David<br />

Offensichtlich war eine Beschulung der Kinder zu dieser Zeit von Seiten des Fürstbistums<br />

zwar erwünscht, aber eine kontinuierliche Unterrichtung der Kinder war wohl nicht<br />

durchgehend gewährleistet. Sofern sich ein Schulmeister bereit fand, zu den gebotenen<br />

Bedingungen zu unterrichten, fand „<strong>Schule</strong>“ statt. Konnte er sich jedoch wirtschaftlich<br />

verbessern, so gab er seine Stelle auf, verließ den Ort und die Kinder wurden nicht mehr<br />

unterrichtet. <strong>Die</strong>ser Zustand konnte durchaus auch mehrere Jahre dauern, wie dieses<br />

genannte Beispiel zeigt.<br />

Schaffung von Schulraum im alten Amtshaus<br />

Aus der im Jahre 1675 erfolgten Anweisung des Fürstbischofs von Galen, im ehemaligen<br />

Amtshaus einen Schulraum zur Unterrichtung sowie eine Wohnung für einen Schulmeister<br />

einzurichten und die Kosten hierzu eigens zu ermitteln, kann man den Schluss ziehen,<br />

dass die dafür anfallenden Baukosten von der Hofkammer übernommen worden sind. Da<br />

die Baumaßnahmen am alten Amtshaus durchgeführt wurden, das sich zu damaliger Zeit<br />

weiterhin im Eigentum und auf dem Grund und Boden des Fürstbistums befand, kann man<br />

des weiteren schließen, dass der Fürstbischof damit auch das entsprechende Grundstück<br />

zur Verfügung stellte. Doch in welchem Zustand das alte Amtsgebäude zu dieser Zeit<br />

war, kann man ahnen, wenn Amtsjäger Berndt Empting oder auch als Berndt Embtinck<br />

bezeichnet, Schütze des Amtes Dülmen, der ebenfalls in diesem Gebäude wohnte, sich am<br />

10. Juni 1704 10 beim damaligen Kurfürsten über den schlechten Zustand seiner Wohnung<br />

äußert. Er weist einleitend darauf hin, dass man ihm schon bei seiner Anstellung freie<br />

Wohnung zugesagt habe, die er bisher auf dem Amtshause gehabt habe und das er auch zur<br />

Zeit noch dort wohne. Offensichtlich wohnten er bzw. seine Vorgänger schon Jahrzehnte<br />

dort, denn er erwähnt, dass er dem Fürstbischof wie auch dessen Vorgängern lange Jahre<br />

treu gedient habe. Zur eigentlichen Sache kommend, betont er, dass es doch auch dem<br />

Fürsten nicht unbekannt sei, dass das Amtshaus zum Teil verfallen sei und täglich mehr<br />

verfalle. Der jüngste Sturm habe das Dach so beschädigt und die Dachziegel vom Dach<br />

geweht, dass er „fast unterm blauen Himmel liegen müsse“, und es sei zu befürchten, dass<br />

das Amtshaus nicht wieder repariert werden könne, sondern abgerissen werden müsse.<br />

So trägt der Amtsjäger seiner „Ew. Hochfürstl. Gnaden“ untertänigst die Bitte vor, er<br />

möge doch anordnen, ihm aus den „teils abgefallenen, teils abzunehmenden Materialien<br />

des Amtshauses ein kleines Häußgen zu meiner Beschützung“ aufzubauen, für das beim<br />

Amtshaus noch wohl genügend Platz vorhanden sei.<br />

Es muss aber in den folgenden Jahren hinsichtlich des Amtshauses wohl keine wesentlichen<br />

Veränderungen gegeben haben, denn am 12. Oktober 1745 11 , also 41 Jahre später


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 11<br />

schreibt Rentmeister Mersmann an seinen Vorgesetzten, auf Grund seines gnädigsten Befehles<br />

habe er unter Hinzuziehung eines Zimmer- und eines Mauermeisters das Amtshaus<br />

in Augenschein genommen und festgestellt, dass die ganze Wohnung des Amtsjägers<br />

„in einen sehr schlechten Stande gesetzet seye“, wie die verfertigten Berichte der beiden<br />

Meister zeigten. <strong>Die</strong> Balken an einer Seite seien zum größten Teil verfault, die Türen am<br />

Hause wie auch die steinernen Einfassungen, woran sie geheftet wären, ganz zerfallen und<br />

ausgerissen, eine schadhafte Mauer könne noch repariert werden. Wenn „Kurfürstliche<br />

Gnaden“ zur Reparatur dieser Wohnung ungefähr drei Eichbäume anweisen lasse, so<br />

glaubten sie, das Haus für ungefähr 28 rtl (Reichstaler) wieder in einen bewohnbaren<br />

Zustand versetzen zu können.<br />

Auch in den folgenden Jahren ist am Amtshaus Dülmen offensichtlich keine nennenswerte<br />

Reparatur durchgeführt worden, denn am 2. Mai 1768 12 meldet Amtsrentmeister<br />

van Coeverden der Hofkammer, dass das alte Amtshaus Dülmen, das vom Amtsjäger<br />

bewohnt werde, „in äußerst verfallenen Umbständen sich befinde“. Der Keller sei bereits<br />

eingestürzt und das ganze Haus drohe einzustürzen. Da es aber schade sei, wenn die im<br />

Haus vorhandenen Stein- und Holzmaterialien beim Einsturz in Trümmer fallen würden,<br />

von dem noch einiges nützlich verwendet und der Rest verkauft werden könnte, so sei er<br />

als Rentmeister der Meinung, das Haus abzubrechen und die verwendbaren Materialien<br />

herauszusuchen, um daraus für den Amtsjäger, der ja eine Wohnung behalten müsse, ein<br />

kleines Haus von fünf „Gebundt“ errichten zu lassen. Das übrige Stein- und Holzwerk<br />

könne zur Bestreitung der Baukosten des Hauses verkauft werden, sodass sie daraus zum<br />

größten Teil gedeckt wären. Er bitte daher um nähere Anweisung. Doch auch in den<br />

folgenden Jahren geschah offensichtlich nichts.<br />

Am 23. April 1782 13 ersucht Obristjägermeister Fr. Böselager die Hochfürstliche<br />

Hofkammer schriftlich, das ehemalige Amtshaus zu Dülmen – in Hausdülmen gelegen –<br />

welches der Amtsjäger bewohne und sehr baufällig sei und worüber der Amtsrentmeister<br />

schon lange Bericht erstattet habe, in wohnbaren Stand zu setzen und dazu die nötigen<br />

Befehle ergehen zu lassen.<br />

Am 24. September 1782 erfolgte endlich der Auftrag, die Reparaturen am Amtshaus<br />

durchzuführen. In diesem und dem folgenden Jahr werden Handwerksmeister beauftragt,<br />

die notwendigen Arbeiten vorzubereiten. Da der Schriftwechsel unvollständig ist, kann<br />

man nur daraus schließen, dass zu damaliger Zeit Reparaturen nur dann erfolgten, wenn<br />

sie unumgänglich waren. Ob es bei der geplanten Reparatur des Amtshauses nur um die<br />

Wohnung des Amtsjägers oder gleichzeitig auch um die Reparatur des Klassenzimmers<br />

und der Lehrerwohnung ging, ist aus dem Schriftwechsel nicht ersichtlich.


12 Ludger David<br />

Neues Schulgebäude um 1800 und sein hygienischer Zustand<br />

Wie lange der errichtete Schulraum im alten Amtshaus – bei seiner zwischenzeitlichen<br />

jahrelangen zweckentfremdenden Nutzung als Viehstall – für seinen zugedachten Zweck<br />

zur Verfügung stand, ist nicht genau festzustellen. Doch muss etwa um 1800 ein neues<br />

Schulgebäude gebaut worden sein, denn in der Schulchronik wird vermerkt, „1797 wird<br />

ein Lehrer Hils angestellt und etwas später, mit vielem Kostenaufwand das Schulhaus<br />

neuerdings gebaut.“ 14 Über dieses Schulgebäude äußerte sich der Kreis-Physikus Dr. Wegener<br />

aus Dülmen am 8. Januar 1823 wie folgt: „<strong>Die</strong> Dorfschule aufm Hausdülmen ist<br />

eine enge, niedere, elende Kammer, mehr einem Stalle als einer <strong>Schule</strong> ähnlich. Sie ist<br />

nur 22 Fuß lang, 9 Fuß breit und 7½ Fuß hoch. Sie wird von 60 Kindern besucht, ist<br />

also ein der Gesundheit durchaus nachteiliges Lokale, zumal wenn man dazu rechnet,<br />

dass der elende Pottofen mit Torf geheizt wird und dass das Rauchrohr aus Mangel eines<br />

Schornsteins nach außen geht, wodurch, wenn bei herrschendem Ostwinde derselbe in der<br />

äußeren Öffnung stößt, das Schulzimmer mit dem erstickendesten Torfqualme angefüllt<br />

wird. <strong>Die</strong> Fenster sind nur Löcher.“ 15 Legt man das zu damaliger Zeit übliche preußische<br />

Maß zugrunde und rechnet es auf das metrische System um (1 preußischer Fuß entspricht<br />

0,31385 Meter 16 ), so war der Schulraum circa 6,90 Meter lang, 2,82 Meter breit und<br />

2,35 Meter hoch. Den 60 Schulkindern standen zu damaliger Zeit gerade einmal 19,46<br />

Quadratmeter Grundfläche zur Verfügung. In der Folgezeit vorgenommene kleine bauliche<br />

Veränderungen konnten die Missstände nur mildern. 17<br />

Unvorstellbar, dass diese Zustände noch weitere 50 Jahre andauerten, bis in die <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

wieder Bewegung kam.<br />

Neues Schulgebäude im Jahre 1875<br />

Im Jahre 1872/73 tauschte die Gemeinde Hausdülmen mit dem Herzog von Croÿ einen<br />

Teil des der <strong>Schule</strong> benachbarten Amtshausgartens gegen Liegenschaften außerhalb des<br />

Dorfes, um auf dem Teilgrundstück des ehemaligen Amtshausgartens einen Spielplatz<br />

und eine neue, einklassige <strong>Schule</strong> mit einer Wohnung für den einzigen Lehrer am Orte<br />

zu bauen, die dann 1875 bezogen werden konnte. 18 Für den Schulraum sind eine Länge<br />

von 8,38 Meter und eine Breite von 7,25 Meter angegeben. Zur <strong>Schule</strong> rechneten auch der<br />

Flur, eine Kohlenkammer und zwei Aborte.<br />

Zur Lehrerwohnung gehörten 4 Zimmer, 1 Küche, 1 Spülküche, eine Tenne mit zwei<br />

zugehörigen Stallräumen sowie ein Abort. 19 Bemerkenswert, aber auf dem Lande durchaus<br />

üblich ist die Tatsache, dass zur Wohnung unseres Dorfschullehrers auch eine Tenne und<br />

Stallungen gehörten, durch die der Stelleninhaber in die Lage versetzt wurde, in gewissem


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 13<br />

Grundriss für den Neubau eines einklassigen Schulgebäudes mit Lehrerdienstwohnung einschließlich<br />

zugehöriger Tenne und Stallung<br />

Umfange Landwirtschaft betreiben zu können, um sich so mindestens teilweise selber<br />

mit den Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Zu diesem Zwecke gehörten um diese Zeit<br />

zur hiesigen Lehrerstelle einige landwirtschaftliche Grundstücke, die als Garten, Acker,<br />

Wiese oder Heidegrund genutzt wurden. Da der jeweilige Lehrer neben seiner eigentlichen<br />

Tätigkeit seit langer Zeit auch das hiesige Küsteramt versah, standen ihm gleichzeitig<br />

auch die der jeweiligen Küsterstelle zugeordneten Grundstücke zur Nutznießung zu. 20 So<br />

war das Grundstück des heutigen Feuerwehrhauses noch nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Gartenland und stand dem Leiter der hiesigen <strong>Schule</strong> zur Nutzung zu.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung der Schülerzahlen an der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule<br />

Aufzeichnungen der Gesamtschülerzahl der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule liegen ab 1891<br />

bis zum Übergang in das neue Schulgebäude am jetzigen Standort im Jahre 1961 fast<br />

lückenlos vor. <strong>Die</strong> Schülerzahlen wurden jeweils an einem bestimmten Stichtag ermittelt.<br />

Große Sprünge innerhalb dieser Zahlen können durch Umschulungen, Aufnahme von<br />

Flüchtlingskindern und evakuierten Kindern und ähnliche Ereignisse entstanden sein. Für<br />

die Jahre 1941 bis 1943 liegen aus nicht erkennbaren Gründen keine Aufzeichnungen vor.


14 Ludger David<br />

Auch ist hierbei zu beachten, dass der Einzugsbereich der <strong>Schule</strong> sich durch Abschulungen<br />

und Aufnahme von Gastschülern im Laufe der Zeit wiederholt veränderte. Undenkbar<br />

für heutige Verhältnisse ist die hohe Schülerzahl, die sich bis 1909 einen Klassenraum<br />

und ab 1909 bis zum Jahre 1954 zwei Klassenräume teilen mussten, wenn auch zeitweise<br />

wochenweise im Wechsel am Vormittag oder am Nachmittag unterrichtet werden musste.<br />

<strong>Die</strong> Gesamtschülerzahl betrug in den folgenden Jahren: 21<br />

1891 74 1909 116 1927 101 1945 119<br />

1892 84 1910 120 1928 99 1946 171<br />

1893 92 1911 119 1929 113 1947 164<br />

1894 84 1912 125 1930 128 1948 156<br />

1895 78 1913 123 1931 143 1949 173<br />

1896 80 1914 118 1932 142 1950 157<br />

1897 76 1915 131 1933 163 1951 152<br />

1898 78 1916 127 1934 177 1952 125<br />

1899 75 1917 149 1935 177 1953 126<br />

1900 86 1918 135 1936 178 1954 110<br />

1901 95 1919 118 1937 179 1955 113<br />

1902 98 1920 118 1938 175 1956 121<br />

1903 103 1921 120 1939 177 1957 123<br />

1904 104 1922 116 1940 168 1958 123<br />

1905 107 1923 111 1941 ? 1959 140<br />

1906 114 1924 103 1942 ? 1960 145<br />

1907 113 1925 95 1943 ? 1961 148<br />

1908 115 1926 94 1944 118 1962 155<br />

Steigende Schülerzahlen erzwingen Erweiterung der <strong>Schule</strong><br />

Da die Schülerzahlen jedoch in den Jahren 1891 bis 1906 weiter stiegen, wie die vorhergehende<br />

Schülerzahlentwicklung zeigt, reichte der einklassige Schulraum schon bald<br />

nicht mehr aus, sodass man in den Folgejahren verschiedene Möglichkeiten untersuchte,<br />

die hiesige <strong>Schule</strong> zu entlasten. Das Schuljahr 1907 begann mit 113 Schülern. In einer<br />

gemeinsamen Sitzung der Gemeindevertretungen von Hausdülmen als damals noch selbständiger<br />

Gemeinde und der Gemeinde Kirchspiel Dülmen unter Leitung des Landrats<br />

erklärte sich die Gemeinde Kirchspiel Dülmen zum Bau einer neuen <strong>Schule</strong> im Dernekamp<br />

bereit, zu der von Hausdülmen etwa 25 – 30 Schüler abgeschult werden könnten. <strong>Die</strong>sem


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 15<br />

Vorschlag wurde jedoch nicht entsprochen, weil die betroffenen Eltern einen Verbleib<br />

ihrer Kinder in Hausdülmen wünschten. So entschloss man sich, in Hausdülmen eine neue<br />

<strong>Schule</strong> zu bauen und suchte zunächst nach einem geeigneten Bauplatz im Dorf. Es wurden<br />

nach einem Aufruf nur zwei Grundstücke zu weit überhöhten Preisen angeboten – der<br />

geforderte Preis in einem Falle betrug je Morgen 18.000 Mark, ein anderer Bauplatz mit<br />

einem alten, aufstehenden Haus sollte „nur“ 9.000 Mark kosten, wo der bisher gezahlte<br />

Durchschnittspreis pro Morgen 500 – 600 Mark betrug – sodass der Schulvorstand des<br />

Gesamtschulverbandes beschloss, den Grundstücksangeboten nicht näher zu treten und das<br />

derzeitige Schulgebäude um ein weiteres Klassenzimmer und eine zweite Lehrerwohnung<br />

aufzustocken. 22<br />

Grundriss zur Aufstockung des Schulgebäudes um einen zweiten Klassenraum und weitere<br />

zwei Lehrerwohnungen aus dem Jahre 1909


16 Ludger David<br />

Aufstockung des Schulgebäudes von 1875<br />

Nach dem Schulunterhaltungsgesetz von 1908 gründeten die Gemeinden Hausdülmen<br />

und Kirchspiel Haltern alsbald einen Gesamtschulverband, in dessen Schulvorstand fortan<br />

neben den Vertretern Hausdülmens auch zwei Vertreter des Kirchspiels Haltern mitwirkten.<br />

Zweiklassiges Schulgebäude nach der Erweiterung im Jahre 1909 um einen Klassenraum und zwei<br />

weitere Lehrerwohnungen<br />

Der Zweck dieses Gremiums bestand insbesondere darin, den Kindern von Hausdülmen<br />

und des unmittelbar angrenzenden sogenannten „Sythener Endes“ in der Gemeinde<br />

Kirchspiel Haltern ausreichenden Schulraum zu schaffen sowie die finanziellen Mittel für<br />

den Schulunterricht zur Verfügung zu stellen. <strong>Die</strong>ser Gesamtschulverband beschloss den<br />

Umbau (Aufstockung) des bestehenden Schulgebäudes und die genannten Gemeinden


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 17<br />

finanzierten ihn. Nach dem Beginn der Teilabbrucharbeiten konnte bereits nach wenigen<br />

Monaten Bauzeit am 18. Oktober 1909 im Gebäude in beiden Klassen wieder unterrichtet<br />

werden. 23 Eine zusätzlich eingestellte Lehrkraft unterstützte den bisherigen Lehrer und<br />

beide teilten sich fortan den Unterricht in den zwei Klassen.<br />

Bau eines dritten Klassenraumes<br />

Auch dieser Zustand währte nicht lange, wuchs doch die Einwohnerzahl und mit ihr die<br />

Zahl der Kinder ständig an, da es mit den umliegenden Industriebetrieben auch Arbeit vor<br />

Ort gab. Der steigenden Schülerzahl versuchte man durch Schichtunterricht zu begegnen.<br />

Aber auch dadurch konnten in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts die zeitweise<br />

bis zu 180 Kinder bei Klassenstärken von jeweils durchschnittlich um 60 Kinder in einem<br />

zweiklassigen Schulgebäude kaum optimal unterrichtet werden. Inzwischen war seit<br />

1932 eine 3. Lehrerstelle eingerichtet. Unterricht musste wegen eines fehlenden dritten<br />

Klassenraumes jedoch weiterhin als Schichtunterricht erteilt werden. <strong>Die</strong> Einrichtung einer<br />

vierten Klasse 1949 senkte zwar in den Folgejahren die Anzahl der Kinder pro Klasse,<br />

hatte aber den Nachteil, dass eine Klasse zur sogenannten Durchziehklasse wurde und<br />

gemeinsam von den vorhandenen drei Lehrpersonen unterrichtet wurde.<br />

So stellte man seitens der Gemeinde 1954 schließlich ein drittes Klassenzimmer<br />

als Anbau an das bestehende Schulgebäude in den Maßen 9,37 × 6,02 Meter auf dem<br />

Burgplatz her. 24 Das dort stehende kleine Feuerwehrhaus (Spritzenhaus) wurde abgerissen<br />

und durch ein neues Feuerwehrgerätehaus am jetzigen Standort an der Borkenbergestraße<br />

ersetzt. <strong>Die</strong> Erstellung des neuen dritten Klassenraumes begann nach der Erteilung der<br />

Baugenehmigung Nr. 42/AD vom 27. September 1954 mit dem ersten Spatenstich am<br />

15. November 1954 und war bereits im Juni 1955 fertiggestellt und wurde fortan benutzt.<br />

In dem Klassenzimmer-Anbau war auch ein Lehrerzimmer untergebracht. Obwohl für den<br />

neuen Klassenraum wie in den übrigen zwei Klassenzimmern ein Kachelofen vorgesehen<br />

war, entschloss die Gemeinde sich, im Zuge dieser Baumaßnahme in allen Klassenzimmern<br />

und Nebenräumen eine Zentralheizung einbauen zu lassen. Da der neue Anbau bis auf 0,50<br />

Meter an die Grundstücksgrenze des Nachbargrundstückes heranreichte, benötigte man<br />

zur Baugenehmigung eine Einverständniserklärung des angrenzenden Nachbarn, die aber<br />

erteilt wurde. 25 <strong>Die</strong> mit gleichem Bauschein genehmigten neuen Toilettenanlagen wurden<br />

offensichtlich nicht mehr gebaut, denn nach nur wenigen Jahren gab man diese dreiklassige<br />

<strong>Schule</strong> aus verschiedenen Gründen auf und baute an der heutigen Mauritiusstraße 1959/61<br />

ein neues vierklassiges Schulgebäude mit den damals der Zeit entsprechenden üblichen<br />

Nebengebäuden und -räumen, das am 30. August 1961 offiziell eingeweiht wurde. 26


18 Ludger David<br />

Grundriss des Anbaus für ein drittes Klassenzimmer an das bestehende Schulgebäude


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 19<br />

<strong>Hausdülmener</strong> Volksschule mit dem 1954/55 errichteten Anbau des dritten Klassenzimmers rechts<br />

hinter dem Schulgebäude, an dessen Stelle vorher das „Spritzenhäuschen“ stand<br />

Der Neubau des jetzigen Schulgebäudes<br />

Ein Neubau eines größeren Schulgebäudes war schon 1950 im Gespräch. <strong>Die</strong> Idee des<br />

Anbaus eines weiteren Klassenraumes wurde im Rat des Kirchspiels Dülmen verworfen.<br />

Bei einer Besichtigung der alten <strong>Schule</strong> mit Regierungsrat von Schönfeld und Regierungsund<br />

Baurat Schmauk im Jahre 1950 sprachen sich auch diese Herren in der Weise aus, dass<br />

nur ein Neubau in Frage komme. „Das Schulgebäude, das 1909 zwecks Schaffung eines<br />

2. Klassenraumes umgebaut wurde, ist von allen Seiten derart eingeengt, dass Platz für<br />

einen angrenzenden Schulhof nicht vorhanden ist, auf dem sich die Schüler ohne Gefahr<br />

bewegen können. <strong>Die</strong> Kinder verbringen ihre Pausen auf der Straße und zwischen den<br />

Häusern auf dem benachbarten Kirchplatz und sind dadurch gefährdet und behindern die<br />

Nachbarn.“ 27 Trotz dieser eindeutigen Willensbekundung kam es 1954/55 zum Anbau<br />

eines dritten Klassenraumes.<br />

Der bereits vor August 1959 gefasste Beschluss zum Neubau eines größeren Schulgebäudes<br />

für Hausdülmen wurde zunächst wegen Verzögerungen von erwarteten Zuschüssen


20 Ludger David<br />

hinaus geschoben. Doch am 13. Mai 1960 stellte die damalige Gemeinde Kirchspiel<br />

Dülmen für Hausdülmen als Teil ihrer Gemeinde den Antrag auf Neubau einer Volksschule<br />

mit im ersten Bauabschnitt vier Klassenräumen, einem Mehrzweckraum, einem<br />

Werkraum, einem Gymnastikraum und den dazu gehörigen Nebenräumen. Der Bauentwurf<br />

sah hierzu einen zweigeschossigen, nur teilweise unterkellerten Baukörper, eine<br />

eingeschossige offene Pausenhalle, Duschen und Toiletten für Mädchen und Jungen sowie<br />

den Gymnastikraum mit Umkleideräumen vor. In dem eingeschossigen Nebenbau, durch<br />

eine offene Pausenhalle mit dem Schulgebäude verbunden, waren der Gymnastikraum<br />

mit Umkleideräumen, Toiletten und Duschen für Mädchen und Jungen untergebracht.<br />

Umkleideräume, Toiletten und Duschen sollten nach dem Wunsch des Antragstellers so<br />

groß gebaut werden, dass sie für eine achtklassige <strong>Schule</strong> ausreichen sollten.<br />

Das neue Schulgebäude an der Mauritiusstraße, in Betrieb genommen zum Schuljahr 1961/62<br />

Als Heizsystem war eine Warmwasserheizung mit Heizölbefeuerung vorgesehen, die<br />

jederzeit auf Koks umgestellt werden konnte. <strong>Die</strong> Abwässer sollten nach der Planung in<br />

eine Klärgrube geleitet werden, dessen Überlauf in den vorhandenen Vorfluter einmündete.


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 21<br />

<strong>Die</strong> Genehmigung dieses Bauprojektes auf dem Gemeindegrundstück der Gemarkung<br />

Dülmen-Kirchspiel, Flur 28, Parzelle 28 wurde am 23. August 1960 erteilt 28 , sodass ein<br />

Jahr später am 31. August 1961 die <strong>Schule</strong> eingesegnet und ihrer Bestimmung übergeben<br />

werden konnte. 29 <strong>Die</strong> Kinder zweier Jahrgänge bildeten jeweils eine Klasse, sodass damit<br />

die vier neuen Klassenräume belegt waren.<br />

Mit Beginn des Schuljahres 1961/62 veränderte sich auch das Lehrerkollegium. Während<br />

Erich <strong>Schule</strong>nkorf, der seit 1960 die <strong>Schule</strong> leitete, und Frau Dubiel bereits im alten<br />

Gebäude auf dem Burgplatz unterrichtet hatten und in das neue Gebäude wechselten, stießen<br />

mit dem neuen Schuljahr im neuen Gebäude Roland Kollmann und Helga Primas als<br />

junge Kollegen dazu, sodass alle Klassen nach dem Klassenlehrerprinzip geführt werden<br />

konnten.<br />

Den Zuschlag zur Errichtung der Gebäude des ersten Bauabschnittes erhielt die heute<br />

unter dem Firmennamen „B. Lütkenhaus GmbH, Beton & Fertigteilwerk“ bekannte Firma<br />

aus Börnste, die zu dieser Zeit auch noch als Bauunternehmung tätig war. Wie mir von<br />

Seiten dieser Firma mitgeteilt wurde, mussten wegen der schlechten Bodenverhältnisse<br />

(Fließsand) und des hohen Grundwasserstandes erstmalig im <strong>Dülmener</strong> Raum zunächst<br />

Grundwasserabsenkungen durchgeführt werden, bevor mit dem Bau begonnen werden<br />

konnte. 30<br />

Erweiterung der Gymnastikhalle<br />

<strong>Die</strong> Gymnastikhalle Hausdülmen war von der Größe her mit 8,00 × 12,00 Meter knapp<br />

dimensioniert, zumal auch bald der Sportverein Hausdülmen sich bemühte, sie an den<br />

Nachmittagen für ihre Kindergruppen und in den Abendstunden für ihre erwachsenen<br />

Sportler zu nutzen. Deshalb kam bald der Wunsch auf, die Halle zu erweitern. Der Kreis<br />

Coesfeld genehmigte den diesbezüglichen Bauantrag vom 31. Oktober 1974 auf Erweiterung<br />

der Gymnastikhalle der Gemeinde Kirchspiel Dülmen mit Bauschein Nr. 1073/74<br />

am 30. Dezember 1974, genau zwei Tage vor der kommunalen Zusammenlegung der<br />

beantragenden Gemeinde mit der Stadt Dülmen. Der Kreis Coesfeld genehmigte die beantragte<br />

Erweiterung der vorhandenen Gymnastikhalle mit der damaligen Grundfläche von<br />

8,00 × 12,00 Meter um weitere zwei Achsen auf 8,00 × 20,00 Meter und einen zusätzlich<br />

beantragten Geräteraum von 3,76 × 7,63 Meter. Mit dem Schlussabnahmeschein vom<br />

21. Juni 1976 war diese Maßnahme schließlich beendet und abgeschlossen. Vorgebrachte<br />

Bedenken, dass durch die Erweiterung der Gymnastikhalle eine zusätzlich gewünschte<br />

größere Turnhalle in Hausdülmen verhindert oder mindestens verzögert werde, kamen<br />

nicht zum Tragen, da die bei der inzwischen durch die kommunale Neuordnung um die


22 Ludger David<br />

Ortsteile größer gewordene Stadt Dülmen alle Ortsteile gleich behandelt wissen wollte.<br />

So erhielt auch Hausdülmen wenige Jahre später seine Turnhalle, wenn auch als letzter<br />

Ortsteil der Stadt. 31<br />

<strong>Die</strong> heute für die Übermittagsbetreuung genutzte ehemalige Gymnastikhalle<br />

Umbau der bestehenden Gymnastikhalle zu Klassenräumen<br />

Bei der Planung des neuen Schulkomplexes Ende der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />

hatte man weitsichtig eine <strong>Schule</strong> mit insgesamt acht Klassen vorgesehen und im ersten<br />

Bauabschnitt in den Jahren 1960/61 zunächst vier Klassen samt dazugehörigen Nebenräumen<br />

erstellt. Doch durch die Änderung des Schulsystems, die Trennung in Grund- und<br />

Hauptschule, Zunahme der Besiedlung des Dorfes, verbunden mit einer starken Zunahme<br />

der Schüler sowie durch die Verschiebung der Schulgrenzen der <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule<br />

in den Bereich des südlichen Stadtgebietes hinein veränderte sich die Schülerzahl<br />

so, dass eine Erweiterung unumgänglich wurde. Deshalb stellte die Stadt Dülmen nach<br />

der Eingemeindung Hausdülmens infolge der kommunalen Neuordnung als Bauherr am<br />

17. Juli 1981 den Antrag auf Umbau der Gymnastikhalle in zwei Klassenräume. <strong>Die</strong>


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 23<br />

Baugenehmigung zu diesem Umbau wurde mit Bauschein Nr. 385/81 am 19. Januar 1982<br />

erteilt, und bereits am 11. März 1982 wurde diese Baumaßnahme mit dem entsprechenden<br />

Schlussabnahmeschein abgeschlossen.<br />

Neubau einer Einfachturnhalle an der Grundschule Hausdülmen<br />

Mit dem Umbau der Gymnastikhalle hatte die <strong>Schule</strong> zwar zwei zusätzlich dringend<br />

benötigte Klassenräume erhalten. Dafür entfiel aber die Möglichkeit, durchgehend zu jeder<br />

Jahreszeit – auch bei schlechter Witterung – innerhalb einer Halle vor Ort den Sportunterricht<br />

durchzuführen. So entschloss man sich in relativ kurzer Zeit, für die Grundschule eine<br />

Einfach-Turnhalle in Hausdülmen, Mauritiusstraße 7, auf dem Schulgelände in der Flur 86<br />

auf den Flurstücken 501, 502, 503 und 308 zu errichten. Der Bauantrag vom 17. Mai 1983<br />

wurde bereits mit Bauschein Nr. 317/83 vom 20. Juli 1983 genehmigt, sodass umgehend<br />

mit der Umsetzung dieses Bauvorhabens begonnen werden konnte. <strong>Die</strong> Schlussabnahme<br />

erfolgte um den 8. August 1984, und damit konnte die Halle genutzt werden.<br />

Für diesen Neubau war eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplanes<br />

„Borkenbergestraße“ notwendig, mit der eine Überschreitung der Baugrenzen und eine<br />

Dachneigung von 15 Grad zugelassen wird. <strong>Die</strong>se Abweichungen vom bestehenden Bebauungsplan<br />

hatte der Ausschuss für Planung, Hochbau, Grundstücks- und Verkehrswesen<br />

bereits vorausschauend in einer Sitzung am 27. Oktober 1981 beschlossen, und zwar<br />

einstimmig. 32<br />

<strong>Die</strong> Flurstücke 308, 502 und 503 sind in dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan<br />

„Borkenbergestraße“ als WA-Gebiet 33 ausgewiesen. In einem WA-Gebiet sind jedoch auch<br />

Anlagen für sportliche Zwecke ausnahmsweise zulässig.<br />

<strong>Die</strong> Baubeschreibung zum Bauantrag gibt Hallenmaße mit 15,00 × 27,00 Meter plus<br />

der zugehörigen Nebenräume (Geräteräume, Umkleide- und Duschräume usw.) an. 34<br />

Von Anfang an nutzte auch der Sportverein mit seinen verschiedenen Abteilungen<br />

täglich die Halle. Insbesondere der überregional recht erfolgreichen Indiaca-Abteilung<br />

konnten nicht genügend Hallenstunden in eigener Halle zur Verfügung gestellt werden, sodass<br />

ihre Seniorenmannschaften zum Training in Turnhallen der Stadt Dülmen ausweichen<br />

mussten.<br />

Errichtung zusätzlicher Klassenräume im ersten Obergeschoss<br />

<strong>Die</strong> Raumnot der Grundschule zieht sich wie ein roter Faden durch die sechziger, siebziger<br />

und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Um zusätzlichen Klassenraum zu schaffen,


24 Ludger David<br />

Turnhalle an der heutigen Grundschule Hausdülmen, die ab Anfang August 1984 genutzt werden<br />

konnte<br />

stellte die Stadt Dülmen an das zuständige Bauamt am 24. Mai 1984 den Antrag auf Umbau<br />

eines Mehrzweckraumes zum Klassenraum. Mit Bauschein Nr. 386/84 wurde dieses<br />

Bauvorhaben „Umbau und Nutzungsänderung eines Mehrzweckraumes in zwei Klassenräume“<br />

am 26. Juni 1984 genehmigt. Bereits nach weniger als zwei Monaten konnte diese<br />

Baumaßnahme im ersten Obergeschoss mit der Schlussabnahme vom 10. August 1984<br />

abgeschlossen werden. Mit Hilfe einer eingezogenen Leichtbauwand in Holzständerwerk<br />

und mit der Beseitigung einer Zwischenwand wurde der ehemalige große Mehrzweckraum<br />

und der wesentlich kleinere Mehrzweck- und Lehrmittelraum zu zwei unterschiedlich<br />

großen Klassenräumen umgebaut. Damit waren zwar wiederum zwei weitere Klassenräume<br />

mit einer Nutzfläche von zusammen 95,31 Quadratmeter geschaffen. Es fehlten dafür<br />

nun aber je ein Mehrzweck- und ein Lehrmittelraum. 35<br />

Erweiterung der Mauritius-Grundschule um zwei Mehrzweckräume<br />

Der Umbau des Mehrzweckraumes und des Lehrmittelraumes im ersten Obergeschoss<br />

des Hauptgebäudes 1984 zu Klassenzimmern ergab zwar die dringend benötigten zwei<br />

Klassenräume, nahm der <strong>Schule</strong> jedoch den einzigen Mehrzweckraum. So erledigte die<br />

Stadt Dülmen 1987 die notwendigen Vorarbeiten und Voruntersuchungen und stellte am<br />

30. September des gleichen Jahres den Antrag auf Erweiterung der Mauritius-Grundschule<br />

um zwei Mehrzweckräume und einen Arztraum in einem neuen Gebäude des Schulkom-


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 25<br />

plexes auf dem Gelände Mauritiusstraße 5. <strong>Die</strong>ses Bauvorhaben wurde am 23. Februar<br />

1988 mit Bauschein Nr. 517/87 genehmigt. <strong>Die</strong> Rohbauabnahme erfolgte am 4. Juli 1988,<br />

und mit der Schlussabnahme am 18. Januar 1989 war das Gebäude fertig gestellt. Mit dem<br />

Neubau erhielt die <strong>Schule</strong> zusätzlich zwei Mehrzweckräume von jeweils 64 Quadratmeter<br />

und einen Arztraum. 36 Mit dieser Baumaßnahme scheint bis auf weiteres der Raumbedarf<br />

für eine achtklassige <strong>Schule</strong> gedeckt zu sein. Doch weiß man nie, was die Zukunft noch<br />

an Veränderungen für die Schullandschaft bringen wird. Außerdem ist inzwischen an allen<br />

<strong>Schule</strong>n Deutschlands und somit auch in Dülmen infolge des demografischen Wandels<br />

ein deutlicher Rückgang der Schülerzahlen festzustellen, der eventuell noch zu weiteren<br />

Veränderungen führen kann.<br />

Und die Veränderungen in der Schullandschaft kamen schneller als gedacht. Wegen<br />

stetig steigender Anmeldezahlen für die Übermittagsbetreuung musste ein ehemaliger<br />

Klassenraum der alten Gymnastikhalle zur Verfügung gestellt werden. Seit dem Schuljahr<br />

2010/11 belegt die Übermittagsbetreuung auch den zweiten Klassenraum der alten<br />

Gymnastikhalle. Insofern ist durch den Geburtenrückgang bisher keine wirkliche Verbesserung<br />

der räumlichen Situation eingetreten. Aber ohne ihn hätte der Schulträger in<br />

Hausdülmen bauen müssen. Wahrscheinlich gehen Politik und Verwaltung derzeit von<br />

einer mittelfristigen Einzügigkeit der <strong>Schule</strong> aus, sodass frei werdende Klassenräume zu<br />

Mehrzweckräumen umgewidmet werden könnten.<br />

Zum Schuljahr 2012/13 stehen effektiv genau sechs Klassenräume für die derzeitigen<br />

sechs Klassen zur Verfügung. Es fehlen aber weiterhin Mehrzweckraum und vor allen<br />

Dingen kleinere Nebenräume, die für einen heute richtliniengemäßen individualisierten<br />

Unterricht notwendig sind. Leider lässt der Grundriss der <strong>Schule</strong> unkomplizierte und damit<br />

kostengünstige Maßnahmen zur Schaffung von Nebenräumen kaum zu. Auch räumliche<br />

Gestaltungsmaßnahmen (Möblierungen) können keine Abhilfe schaffen, insbesondere<br />

so lange die Klassengrößen bis dreißig Kinder zählen. Das führt dazu, dass die Flure<br />

mittlerweile als zusätzliche Unterrichtsräume mitgenutzt werden, was wiederum der<br />

Brandschau nicht gefällt.<br />

Jedenfalls stimmt die tatsächliche Nutzung der Räume selten mit den ausgewiesenen<br />

Bezeichnungen in den Bauplänen überein. Sie wurde und wird immer der jeweiligen<br />

schulisch erforderlichen Notwendigkeiten angepasst. 37<br />

Umstellung der Feuerungsanlage<br />

Im Laufe der Jahre waren die Preise für Heizmaterial unterschiedlich gestiegen. Um die<br />

Ölheizung zu modernisieren und Kosten einzusparen, stellte die Stadt Dülmen für die


26 Ludger David<br />

Grundschule Hausdülmen den Antrag auf „Änderung der Feuerungsanlage von flüssige<br />

auf gasförmige Brennstoffe mit 226 KW Nennwärmeleistung“, der am 28. September<br />

1981 mit Bauschein Nr. 1041/81 genehmigt und anschließend umgesetzt wurde. 38<br />

Teilerneuerung der Fassade und Erneuerung der Fenster<br />

Als weitere Zukunftsinvestition für die Grundschule beantragte die Stadt Dülmen am<br />

19. April 1983 die Renovierung der Fassaden, indem die oberflächigen Betonabplatzungen<br />

an der Nord-Ost- und Süd-Ostfassade am zweigeschossigen Schulgebäude ausgebessert<br />

werden sollten. <strong>Die</strong>se Maßnahme wurde mit Bauschein Nr. 249/83 vom 9. Mai 1983<br />

genehmigt. Gleichzeitig mit dieser Maßnahme wechselte man aus Energiespargründen<br />

an diesem Gebäude die gesamten Stahlrahmen-Fenster mit Einfach-Verglasung durch<br />

Kunststoff-Fenster mit Isolierverglasung aus. <strong>Die</strong> neuen Fenster erhielten in den Klassen<br />

Dreh-Kipp-Flügel, Oberlichter und feststehende Unterteile und in den Fluren zur Hälfte<br />

feststehende Fensterflügel, die andere Hälfte als Dreh-Kipp-Flügel. <strong>Die</strong> Schlussabnahme<br />

dieser Maßnahme erfolgte am 9. Januar 1984. 39<br />

Verbindung <strong>Schule</strong> und Kirche<br />

<strong>Die</strong> <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> war wahrscheinlich immer eng mit der katholischen Kirche<br />

verbunden. Nachweisbar ist dieses jedoch mindestens seit dem Jahre 1771, als nach einer<br />

Renovierung der <strong>Hausdülmener</strong> Kapelle ein neuer Sitzplan erstellt wurde. Nach dem alten<br />

Plan hatten die Bankreihen auf der Kanzelseite jeweils sechs Plätze, während die kleineren<br />

Bänke der anderen Seite jeweils nur für drei Plätze reichten. Der neue Stellplan der Bänke<br />

sah für die Kanzelseite nur noch jeweils fünf Plätze und für die andere Seite jeweils vier<br />

Sitzplätze vor. In den Erläuterungen dieses Planes heißt es: „<strong>Die</strong> Kinder werden beim Altar<br />

platziert, an einen Platz, daß fast dieselben vor der Kommunionbank sitzen. <strong>Die</strong> Bänke<br />

nahe bei n. j. kommen gleich an des Herrn Erbdroste Stuhl und muß Berges (= damaliger<br />

Lehrer) an Platz j, ein Stühlken eine der rückgewonnenen Plätze wieder haben.“ 40 Da<br />

Lehrer Berges zu damaliger Zeit einziger Lehrer in Hausdülmen war, hatte er als Lehrer/<br />

Schulleiter also einen festen Platz im Gotteshaus inne. Deshalb reichte für ihn und seine<br />

Nachfolger ein Namensschild „<strong>Schule</strong> Hausdülmen“. Ebenso waren die meisten übrigen<br />

Plätze in der Kapelle nach diesem Plan fest vergeben. Für einen Platz hatte der Inhaber<br />

um 1771 jährlich den Betrag von elf Schilling und acht Pfennig zu zahlen. <strong>Die</strong>ser Betrag<br />

musste zweimal jährlich je zur Hälfte gezahlt werden. 41


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 27<br />

Viele Platzinhaber hatten ein kleines<br />

Messingschildchen mit ihrem Namen angefertigt<br />

und dieses auf den Kirchenbänken<br />

befestigt. <strong>Die</strong> „Platzmiete“ war wohl zu<br />

damaliger Zeit fester Bestandteil der Einnahmen<br />

der Kirchengemeinden bzw. des<br />

ansässigen Geistlichen. Ob die halbjährlichen<br />

Zahlungen eventuell mit der Einführung<br />

der Kirchensteuer abgeschafft wurden,<br />

ist nicht bekannt. Da erst nach der<br />

Einweihung der neuen Kirchen im Jahre<br />

1955 die alten Kirchenbänke bald ersetzt<br />

wurden, dürften den älteren Mitbürgern die<br />

„Platzschildchen“ in der früheren Kirche<br />

Namensschild als Sitzplan für die <strong>Hausdülmener</strong><br />

<strong>Schule</strong><br />

noch bekannt sein. Vielleicht erinnern sich manche noch, dass bis in die 40er-Jahren des<br />

vorigen Jahrhunderts manche Familien auf ihre früher angestammten Plätze Wert legten<br />

und diese weiterhin für sich beanspruchten, wenn sie bereits von anderen Kirchenbesuchern<br />

– vor allem von Kindern – besetzt waren.<br />

Seit langer Zeit versahen die Lehrer auch kirchliche <strong>Die</strong>nste. So waren Lehrer Hils<br />

(1797 – 1840) und seine Nachfolger gleichzeitig Küster der Gemeinde, und auch Lehrer<br />

Elsbernd (1902 – 1945) versah neben der <strong>Schule</strong> zunächst das Amt des Organisten und das<br />

Küsteramt in der Gemeinde. Durch Beschluss der Regierung vom 4. April 1930 wurde die<br />

vollständige Trennung der kirchlichen Ämter vom Schulamt ausgesprochen. Während das<br />

Küsteramt damals auf Mauritz Haack überging, versah Josef Elsbernd weiterhin freiwillig<br />

den Organistendienst bis zu seinem Tode. 42<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> erhält einen Turn- und Spielplatz<br />

Zu Beginn des Sommers 1911 – die Knabenklasse zählte zu Beginn dieses Schuljahres 64<br />

Jungen, die Mädchenklasse 63 Schülerinnen – kaufte die Gemeinde vom Ackerer August<br />

Möllers ein ca. zwei Morgen großes Grundstück nahe beim Dorfe an der heutigen Halterner<br />

Straße in der damaligen Gemeinde Sythen (heute Halterner Straße 314 [KFZ-Service-<br />

Center Prenzel, Gebrauchtwagen Verkauf] und Halterner Straße 316 [Bernhard Liesert])<br />

für 1700 Mark und ließ es zu einem Turn- und Spielplatz umwandeln. Ein Zimmermann<br />

errichtete darauf drei mit Klettergerüsten verbundene Reckstangen und stellte zwei Barren<br />

auf, die der Körperertüchtigung dienen sollten.


28 Ludger David<br />

Alter und neuer Sitzplan in der <strong>Hausdülmener</strong> Kapelle von 1771


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 29<br />

Ausschnittsweiser Zahlungsplan nach dem neuen Sitzplan von 1771<br />

Der große Platz konnte außerdem für Ball- und Laufspiele genutzt werden. 43 Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg wurde auf diesem Platz noch eine Sprunggrube angelegt, sodass<br />

dort alle üblichen Sportarten durchgeführt werden konnten. Der große Nachteil war<br />

jedoch, dass zum Sportunterricht alle benötigten Großgeräte, ob Reckstange, Barren oder<br />

Hochsprungständer von der <strong>Schule</strong> mitgebracht werden mussten, da sie dort im Keller<br />

aufbewahrt wurden. Für Sportwettbewerbe liefen die Schüler die Kurzstrecken auf dem<br />

sogenannten „Sommerweg“ entlang der heutigen L 551, einem groben Schlackenweg, der<br />

für Fußgänger und Radfahrer gebaut und gedacht war.<br />

In den ersten Nachkriegsjahren nutzten die in der näheren Umgebung wohnenden<br />

Kinder, sofern sie denn nicht anderweitig beschäftigt wurden, diesen „Turnplatz“ meist als<br />

Bolzplatz. Erst als in den weiteren Jahren nach dem zweiten Weltkrieg der hiesige Sportverein<br />

einen und später einen weiteren Sportplatz anlegte, die dann bald auch Laufbahnen


30 Ludger David<br />

und Sprunggruben erhielten, zog es die Jungenklasse auf jeden Fall wesentlich mehr<br />

zum Sportplatz, sodass der „Turnplatz“ von Seiten der <strong>Schule</strong> immer mehr ins Abseits<br />

geriet. In den letzten Jahrgängen verstanden die Jungen den Sportunterricht jedoch ganz<br />

überwiegend als Fußballspielen, und das geschah ausgiebig auf dem nahen Sportplatz.<br />

Schulleiter der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />

<strong>Die</strong> in Hausdülmen tätig gewesenen bzw. noch tätigen Lehrpersonen, die gleichzeitig<br />

die <strong>Schule</strong> geführt haben, sind bis auf eine Ausnahme bekannt. Manche wurden den<br />

Umständen entsprechend – auch als einziger Lehrer – nur für eine relativ kurze Zeit mit<br />

der Schulführung betraut, die meisten von ihnen aber standen der <strong>Schule</strong> jahrzehntelang<br />

vor.<br />

Lediglich der erste, von 1675 bis 1685 tätige Lehrer ist vom Namen her nicht bekannt.<br />

Es war der bisherige Küster der Kapelle und nebenbei noch Pförtner, der jeden Tag<br />

den Schlagbaum am Eingang des Dorfes zu öffnen und abends zu schließen hatte. Für<br />

seine Tätigkeiten erhielt er Naturalleistungen und den Nießbrauch einiger dem Amte<br />

des Küsters zugeordneter Grundstücke. Er gab diese Lehrerstelle auf, nachdem ihm das<br />

Amt des „Baumschließers“ genommen und einer anderen Person übertragen wurde. Der<br />

„Baumschließer“ hatte morgens und abends die Schlagbäume am Eingang des Dorfes zu<br />

einer bestimmten Zeit zu öffnen und auch wieder zu verschließen. Man darf unterstellen,<br />

dass die ersten Lehrer weder fachspezifisch noch pädagogisch ausgebildet waren. 44<br />

Vom 1769 angestellten Lehrer Johann Henrich Felling wird berichtet, dass auch er nur<br />

von Michaeli bis Pfingsten insgesamt 25 Kinder aus dem Dorfe in den Fächern Schreiben<br />

und Lesen unterrichtete und dafür monatlich von jedem Kind einen Silbergroschen und<br />

neun Pfennige Schulgeld erhielt. 45 Es waren zunächst überwiegend Schulmeister aus<br />

dem Dorfe, die neben ihrer Arbeit – Weberei und das Betreiben meist kleiner landwirtschaftlicher<br />

Nebenerwerbsbetriebe – die Kinder unterrichteten, so gut sie es eben konnten.<br />

Unterrichtet wurde zunächst nur in den Wintermonaten. Im Sommer gingen die Kinder den<br />

Eltern bei den Arbeiten im Haus und auf den Feldern zur Hand. Von Lehrer Hils, einem<br />

gebürtigen <strong>Hausdülmener</strong> und von 1797 bis 1840 in Hausdülmen tätig, wird berichtet, dass<br />

er ein Wohnhaus und einen Kotten im Dorf besaß und als erster Lehrer eine sechswöchige<br />

Lehrerausbildung durch Overberg erhalten hatte. Sein Nachfolger Lehrer Kück genoss<br />

als erste Lehrkraft in Hausdülmen von 1838 bis 1840 eine vollständige Ausbildung im<br />

Lehrerseminar Langenhorst. Er unterrichtete die Kinder an dieser <strong>Schule</strong> und führte sie<br />

insgesamt 46 Jahre. 46


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 31<br />

Inhaber der 1. Lehrer- bzw. Schulleiterstelle in Hausdülmen 47<br />

1675 – 1685 ?<br />

1685 – 1687 Es stand kein Lehrer zur Verfügung.<br />

1687 – 1733 Heinrich Bernemann, geb. zu Hausdülmen<br />

1733 – 1769 ? Berges, geb. zu Hausdülmen<br />

1769 – 1797 Johann Henrich Felling, geb. zu Hausdülmen<br />

1797 – 1840 ? Hils, geb. zu Hausdülmen<br />

1840 – 1886 ? Kück, geb. zu Hausdülmen<br />

1886 ? Everding<br />

1886 – 1888 ? Feldhegge<br />

1888 – 1898 Franz Schulte<br />

1898 Bernhard Nordhoff<br />

1898 – 1901 Bernhard Naarmann<br />

1901 – 1902 Benno Räper<br />

1902 – 1945 Josef Elsbernd<br />

1945 – 1946 Anna Willmer<br />

1946 – 1954 Otto Herdina<br />

1954 – 1956 Anna Wulff<br />

1956 – 1960 Johannes Göntgens<br />

1960 – 1961 Erich <strong>Schule</strong>nkorf<br />

1961 – 21. 1. 1993 Ludger Bücker<br />

1. 2. 1993 – 31. 7. 1993 Rita Gödeke<br />

1. 8. 1993 – 31. 7. 1996 Thomas Sudeik<br />

1. 8. 1996 – 15. 2. 1998 Rainer Obeling<br />

seit 17. 2. 1998 <strong>Die</strong>ter Halfmann<br />

Es fällt auf, dass manche Schulleiter über drei oder gar mehr als vier Jahrzehnte die<br />

<strong>Schule</strong> führten und in ihr unterrichteten. Das war zunächst möglich, weil sie im 17. bis<br />

zum 19. Jahrhundert einzige Lehrperson am Orte waren und zunächst keine Ausbildung<br />

oder später nur eine kurze Ausbildung erhielten und in relativ jungen Jahren dieses Amt<br />

übernehmen konnten oder in späterer Zeit schon in jungen Jahren mit diesem Amt betraut<br />

wurden. Bei der heutigen Ausbildungsdauer ist eine 40-jährige Schulleitertätigkeit kaum<br />

noch möglich und vorstellbar.


32 Ludger David<br />

Weitere Lehrpersonen an der <strong>Schule</strong> auf dem Burgplatz<br />

Bei den Baumaßnahmen zur Aufstockung der <strong>Schule</strong> um eine zweite Klasse und dem Umbau<br />

der unteren Lehrerwohnung sowie der Schaffung einer weiteren Lehrerwohnung über<br />

der ersten Lehrerwohnung schuf man gleichzeitig eine weitere kleine (Lehrer-)Wohnung<br />

im Dachgeschoss über der zweiten Klasse. Zum 1. Juli 1909 richtete man infolge der<br />

hohen Schülerzahlen in Hausdülmen eine zweite Lehrerstelle ein. In diese Stelle wies das<br />

Schulamt die Lehrerin Anna Heckmann ein, die bis zum 1. April 1929 in Hausdülmen<br />

unterrichtete. Ihre Nachfolgerin war Gertrud Lewing vom 1. Dezember 1929 bis zum<br />

27. August 1943 und vom 1. Januar 1946 bis 10. April 1952. In eine neu geschaffene dritte<br />

Lehrerstelle wies das Schulamt zunächst Heinrich Lewing von Ostern 1932 bis 31. September<br />

1935 und in schnellem Wechsel als Nachfolgerin Elisabeth Brinkmann für den Monat<br />

September 1935, Carola <strong>Die</strong>kmann für den Monat Oktober 1935, Auguste Riddermann<br />

vom 1. November 1935 bis zum 31. März 1936 und Theodor Hesseling vom 1. April 1936<br />

bis 31. März 1937 ein. Vom 1. April 1937 bis 1. April 1939 übernahm Paula Funke die<br />

dritte Lehrerstelle. Ihr folgte Anna Willmer ab 1. Oktober 1939 bis 1961. Als Ersatz für die<br />

vorübergehende Abordnung von Gertrud Lewing nach Visbeck kam Elfriede Steinbrede<br />

von 1943 bis 1945 nach Hausdülmen. Nach dem zweiten Abschied Gertrud Lewings von<br />

Hausdülmen kam als ihre Nachfolgerin Ursula Koch vom 8. Mai 1952 bis 31. März 1953<br />

an diese <strong>Schule</strong>. Nach ihrer Versetzung unterrichtete Erich <strong>Schule</strong>nkorf vom 1. April 1953<br />

bis 30. November 1961 in Hausdülmen. 48 In den späten 1950er-Jahren unterrichtete auch<br />

der junge Lehrer Josef Beerhorst für eine kurze Zeit an der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule auf<br />

dem Burgplatz.<br />

Das neue Schulgebäude an der Mauritiusstraße wurde in den Jahren 1959 bis 1961 als<br />

vierklassige <strong>Schule</strong> geplant und gebaut und am 31. August 1961 eingesegnet und seiner<br />

Bestimmung übergeben. Mit den Kindern wechselten zu diesem Zeitpunkt die Lehrkräfte<br />

Erich <strong>Schule</strong>nkorf als Schulleiter, Dr. Roland Kollmann, Helga Primas und Maria Dubiel<br />

vom Schulgebäude auf dem Burgplatz in das neue Schulgebäude an der Mauritiusstraße.<br />

Da das alte Schulgebäude für den Schulbetrieb nicht mehr benötigt wurde, verkaufte<br />

der Gesamtschulverband Hausdülmen als Eigentümer am 30. Juni 1962 das Gelände samt<br />

dem aufstehenden Gebäude an die Kirchengemeinde St. Viktor zu Dülmen für die zu dieser<br />

Zeit nicht selbständige Kirchengemeinde St. Mauritius Hausdülmen. <strong>Die</strong> Kirchengemeinde<br />

Hausdülmen brach das Gebäude teilweise ab und baute es bei erheblichen Eigenleistungen<br />

der Bevölkerung zum ersten Kindergarten von Hausdülmen um, der am 1. September 1967<br />

als St.-Verena-Kindergarten die Zwei-Gruppen-Einrichtung eröffnete. 49


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 33<br />

Anzahl der Klassen in der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />

<strong>Die</strong> Anzahl der zu bildenden Klassen an einer <strong>Schule</strong> hängt von der Anzahl der Schüler,<br />

der Anzahl der zur Verfügung stehenden Lehrkräfte sowie der vorhandenen Klassenräume<br />

ab. Dabei muss bedacht werden, dass in früheren Jahrhunderten der Schulunterricht und<br />

die damit verbundene Bildung nicht die Bedeutung unserer Zeit hatte. Das ist u. a. daran<br />

zu erkennen, dass in dieser Zeit die Mithilfe der Kinder in Haus, Hof und Garten sowie<br />

auf den Feldern im Zweifel Vorrang hatte. Es sei in diesem Zusammenhang auch an<br />

den Schulbetrieb nur in den Wintermonaten mit weniger Arbeitsanfall erinnert. Im 19.<br />

Jahrhundert wurde die ganzjährige Schulpflicht der Kinder durchgesetzt. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong><br />

Hausdülmen war wie folgt aufgebaut: 50<br />

bis 1902 einklassig ungeteilt (mit Halbtagsunterricht)<br />

1902 – 1909 einklassig geteilt (mit Halbtagsunterricht):<br />

1909 – 1930 zweiklassig I. Kl.: 5. – 8. Schulj. K. u. 3. – 4. Schulj. K. u. M.<br />

II. Kl.: 5. – 8. Schulj. M. u. 1. – 2. Schulj. K. u. M.<br />

1930 – 1936 dreiklassig mit zwei Lehrkräften<br />

1936 – 1939 dreiklassig mit drei Lehrkräften, Ia. Kl. 3. – 8. Schulj. Knab.<br />

Ib. Kl. 3. – 8. Schulj. Mäd.<br />

II. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

1939 – 1940 dreiklassig Ia. Kl. 5. – 8. Schulj. Knab., 5. – 6. Schulj. Mäd.<br />

Ib. Kl. 7. – 8. Schulj. Mäd., 3. – 4. Schulj. Knab.<br />

II. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

1940 – 1945 dreiklassig I. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

II. Kl. 3. – 5. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

1946 – 1949 dreiklassig,<br />

gemischt<br />

III. Kl. 6. – 8. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

I. Klasse 1. – 2. Schulj.<br />

II. Klasse 3. – 4. Schulj.<br />

III. Klasse 5. – 8. Schulj.<br />

1949 – 1954 vierklassig I. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

II. Kl. 3. – 4. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

IIIa. Kl. 5. – 9. Schulj. Knab.<br />

IIIb. Kl. 5. – 9. Schulj. Mäd.<br />

ab 1954 dreiklassig I. Kl. 1. – 3. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

II. Kl. 4. – 6. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />

III. Kl. 7. – 8. Schulj. Knab. u. Mäd.


34 Ludger David<br />

Da das Kultusministerium mit Erlass vom 9. Oktober 1948 und 20. Januar 1949 verfügt<br />

hatte, die erstmalig im Herbst 1941 eingeschulten Kinder nicht zu Ostern 1949 zu entlassen,<br />

da sie noch nicht die achtjährige Schulpflicht erfüllt hätten, ordnete es für wenige<br />

Jahre ein 9. Schuljahr an. <strong>Die</strong>se Regelung galt für die Einschulungsjahrgänge 1941 bis<br />

1944. 51 <strong>Die</strong> Bildung von vier Klassen bei nur zwei Klassenräumen führte zwangsläufig zu<br />

Schichtunterricht der Klassen, d. h., die Schüler einer Klasse hatten jeweils im wöchentlichen<br />

Wechsel vormittags oder nachmittags Unterricht. Da außerdem regelmäßig nur drei<br />

Lehrkräfte zur Verfügung standen, mussten diese jeweils eine Klasse als „Durchziehklasse“<br />

zusätzlich gemeinsam unterrichten mit der Folge, dass die Klassen eine Kürzung der<br />

Stundenzahl hinnehmen mussten.<br />

<strong>Die</strong> Wirren der letzten Kriegsjahre und der ersten Nachkriegsjahre<br />

Während der letzten Kriegsjahre und in den ersten Nachkriegsjahren war manches im<br />

Schulleben anders als heute. Ab dem Jahre 1943 kamen die ersten Kinder in die Klassen<br />

unserer Dorfschule, deren Wohnungen oder Häuser meist infolge von Kriegseinwirkungen<br />

zerstört worden waren und die in oder bei Hausdülmen eine meist vorübergehende Bleibe<br />

fanden. <strong>Die</strong>se Entwicklung setzte sich kurz nach dem Ende des Krieges – auch durch<br />

die Vertriebenen aus den früheren Ländern des Deutschen Reiches – aus dem heutigen<br />

Polen, Russland und aus manchen weiteren osteuropäischen Ländern verstärkt fort und<br />

führte dazu, dass diese Familien den hier ansässigen Familien zwangsweise zugewiesen<br />

wurden oder häufig auch in Notunterkünften wie Wochenendhäusern, Notbaracken und<br />

ehemaligen Stallgebäuden oder in nicht gesprengten Flak-Stellungen 52 wohnen mussten.<br />

Aus diesem Grunde stiegen die Schülerzahlen zunächst insgesamt stark an, bis sie sich in<br />

den 1950er-Jahren wieder normalisierten.<br />

Während der letzten Kriegsjahre baute die Gemeinde auf dem Schulhof einen großen<br />

Betonbunker, den die Schulklassen während der Unterrichtszeit mit ihren Lehrpersonen<br />

bei Alarm aufsuchen mussten. <strong>Die</strong> Sirene, die den Alarm auslöste, befand sich auf dem<br />

Dach des Schulgebäudes und konnte mit ihrem schrillen Ton nicht überhört werden. Da<br />

an den Wänden des Bunkers lange Bänke standen, auf denen Schüler und Lehrpersonen<br />

sitzen konnten, fand auch dort bei Alarm häufig Unterricht statt.<br />

Am 10. Februar 1945 verlor die <strong>Schule</strong> ihren längjährigen Schulleiter Joseph Elsbernd<br />

infolge eines feindlichen Angriffes alliierter Flugzeuge auf dem Weg zum Hilfseinsatz in<br />

Dülmen. 53 Anni Willmer wurde anschließend mit der Leitung der <strong>Schule</strong> betraut.<br />

Mit dem Einmarsch der alliierten Truppen am 29. März 1945 (Gründonnerstag) hörten<br />

hier die Kriegshandlungen auf und der Unterricht ruhte in Hausdülmen zunächst für einige


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 35<br />

Monate. <strong>Die</strong> einmarschierenden Truppenverbände besetzten die <strong>Schule</strong>, nutzten sie als<br />

Lazarett und gleichzeitig als höchstes Gebäude des Ortes als Beobachtungsstation. Gleichzeitig<br />

beschlagnahmten sie einzelne Häuser – vor allem am heutigen Burgplatz – trieben<br />

die Bewohner in ihre Keller oder in die nahe Kirche, wo sie zunächst einige Tage bleiben<br />

mussten. Der erste Gottesdienst nach dem Einmarsch am Gründonnerstag fand wieder am<br />

Ostermorgen statt. Dazu schoben die dort zusammengepferchten Burgplatzbewohner ihr<br />

Bettzeug und ihre mitgebrachten Nahrungsmittel in den Ecken zusammen und Geschirr<br />

stand während des Gottesdienstes noch auf dem Kachelofen. Der Schulunterricht konnte<br />

zunächst nicht mehr stattfinden. Erst im September 1945 verfügte die Militärregierung die<br />

Wiederaufnahme des Schulunterrichts zunächst für die unteren vier Jahrgänge. <strong>Die</strong> Schulleitung<br />

oblag zunächst Frau Willmer. In den oberen vier Jahrgängen durfte der Unterricht<br />

erst im Dezember 1945 wieder aufgenommen werden, und zwar zunächst nur in einigen<br />

Fächern. Den Unterricht in der Oberklasse (5. – 8. Schuljahr) übernahm ab Dezember<br />

1945 Studienrat Dr. Nolte vom <strong>Dülmener</strong> Gymnasium, der durch die Bombenangriffe auf<br />

Dülmen seine Wohnung verloren hatte und am Strandbad Hausdülmen in einem Wochenendhaus<br />

vorübergehend eine Unterkunft gefunden hatte. Als das Gymnasium Dülmen<br />

im April 1946 seinen Unterricht wieder aufnahm, ging Dr. Nolte an seine frühere Wirkungsstätte<br />

zurück, sodass die hiesige Oberklasse bis September 1946 infolge des noch<br />

herrschenden Lehrermangels keinen Unterricht erhielt. Ab September übernahm der aus<br />

dem Sudetenland vertriebene Otto Herdina die erste Lehrerstelle und schon bald auch die<br />

Stelle des Schulleiters. Er unterrichtete die Oberklasse als Klassenlehrer, sodass wieder in<br />

drei Klassen unterrichtet werden konnte. 54<br />

Vergütung in Naturalien<br />

Zur Vergütung der Lehrpersonen ist insgesamt wenig zu erfahren. Vom wahrscheinlich<br />

ersten Lehrer, der gleichzeitig Küster und Baumschließer (Auf- und Abschließen) des<br />

Schlagbaums war, wird berichtet, dass er für seine Tätigkeit jährlich einen Malter Roggen<br />

erhielt und ihm zusätzlich die Nutzung von drei Stücken Gartenland zustand. Als ihm das<br />

Amt des Baumschließers genommen und dieses einem neu eingestellten Fußknecht (Boten)<br />

übertragen wurde, musste er dem Neueingestellten von seinen Einkünften acht Scheffel<br />

Roggen abgeben, sodass ihm selber nur noch vier Scheffel und die weitere Nutzung des<br />

Gartenlandes blieben. Daraufhin gab der Lehrerküster bzw. der Küsterlehrer seine Stelle<br />

bald auf.<br />

Sein Nachfolger, der ab 1687 ins Amt kam, erhielt ein jährliches Gehalt von 12 Talern.<br />

Ob die Bitte des Dechanten, die Einkünfte des Küsterlehrers um 14 Scheffel Roggen


36 Ludger David<br />

jährlich zu erhöhen, erfolgreich war, ist nicht bekannt.<br />

1721 erhält der Schulmeister von der Gemeinheit 2 Reichstaler, 6 Stüber. Als dieser<br />

1733 stirbt, legen die Vorsteher und Eingesessenen die Einkünfte des Nachfolger vor<br />

einem Notar fest, und zwar getrennt nach dem Amt des Schulmeisters und dem Amt des<br />

Küsters. Dabei werden dieselben Grundstücke zur Nutzung aufgeführt, die noch um 1940<br />

zur <strong>Schule</strong> bzw. zur Küsterei gehörten. In späteren Jahren werden besondere <strong>Die</strong>nste für<br />

den Küster auch zusätzlich vergütet. Nach 1769 erhält der Schulmeister von jedem Kind<br />

monatlich einen Silbergroschen und 9 Pfennig in bar. Zu einem späteren Zeitpunkt wird<br />

noch einmal darauf hingewiesen, dass das Schulgeld für das ganze Jahr zu zahlen sei, auch<br />

für den Fall, dass die Kinder nur im Winter am Schulunterricht teilnähmen. 55<br />

<strong>Die</strong> Schulgrundstücke, die Jahrhunderte lang dem Schulmeister zur Nutzung zustanden,<br />

werden um 1940 wie folgt angegeben: 56<br />

Gartenland, an der Prozessionswiese = 28,94 a<br />

Ackerland, Kortskamp = 51,91 a<br />

Wiesengrund, Kortskamp = 75,75 a<br />

und Heidegrund, Schmalo = 73,33 a<br />

Insgesamt: 229,93 a<br />

Der Küsterei standen zur gleichen Zeit folgende Grundstücke zur Nutzung zu:<br />

Ackerland, an der Heide = 14,96 a<br />

Gartenland, am Klusenkamp = 4,85 a<br />

Ackerland, an der Heide = 20,00 a<br />

Gartenland, an der Prozessionswiese = 3,92 a<br />

Ried, Reitwiese = 87,86 a<br />

Gartenland, Knippert = 9,85 a<br />

Wiesengrund, Knippert = 6,67 a<br />

Insgesamt: 148,11 a<br />

Dass vom Schulmeister in den ersten Jahrhunderten des Bestehens der <strong>Hausdülmener</strong><br />

<strong>Schule</strong> erwartet wurde, einen Teil seines Lebensunterhaltes auf seinen Grundstücken<br />

zu erwirtschaften, ist auch der Tatsache zu entnehmen, dass die Lehrerwohnung im<br />

neuen Schulbau von 1875 laut Grundrisszeichnung sowohl eine größere Tenne als auch<br />

Stallungen ausweist. <strong>Die</strong> ehemalige Tenne wurde erst beim Umbau 1909 beseitigt, sodass<br />

der zusätzliche Raum benutzt wurde, um eine zweite Lehrerwohnung zu gewinnen. 57


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 37<br />

Der Bau von Lehrerwohnungen<br />

In den 1960er-Jahren wurden als Folge von Schulreformen zahlreiche kleinere Landschulen<br />

geschlossen. <strong>Die</strong> Gebäude sowie die dazu gehörigen Lehrerwohnungen standen dann<br />

meistens leer und wurden zum Verkauf angeboten. Da diese Gebäude in der Regel schon<br />

ein relativ hohes Alter hatten, meist schlecht oder gar nicht isoliert und in der Zwischenzeit<br />

kaum modernisiert worden waren, entsprachen sie nicht mehr dem derzeitigen Standard,<br />

sodass sie kaum noch nachgefragt wurden.<br />

Auch den Lehrpersonen am Schulgebäude auf dem Burgplatz in Hausdülmen standen<br />

bis nach dem Zweiten Weltkrieg in diesem Schulgebäude Lehrerwohnungen zur Verfügung.<br />

Doch wurden diese mit dem Teilabriss und dem Umbau dieses Schulgebäudes zum ersten<br />

Kindergarten beseitigt oder umfunktioniert.<br />

Da zu dieser Zeit ab den 1960er-Jahren die Städte wieder aufgebaut waren, der Wohnungsstandard<br />

dabei merklich gestiegen war und das Wohnungsangebot sich deutlich<br />

verbessert hatte, wurde es zunehmend schwerer, geeignete Lehrer in die kleinen Landgemeinden<br />

zu holen. <strong>Die</strong> Gemeinde Kirchspiel Dülmen baute deshalb 1956/57 ein neues<br />

Lehrerwohnhaus mit insgesamt drei Wohnungen, damit die Lehrpersonen auch außerhalb<br />

des Schulunterrichtes vor Ort präsent waren, denn die ehemalige Präsenzpflicht war inzwischen<br />

abgeschafft worden. <strong>Die</strong>ses Gebäude konnte 1957 von drei Lehrkräften bezogen<br />

werden. Da die damalige Volksschule Hausdülmen 1961 in ihr neues Gebäude an der<br />

Mauritiusstraße umgezogen war und infolge größerer Nachfrage mehrere Klassen und<br />

damit auch mehr Lehrpersonen benötigte, entschloss sich die politische Gemeinde, wie in<br />

anderen Orten der Gemeinde auch in Hausdülmen ein zweites Haus mit zwei Lehrerwohnungen<br />

zu bauen. Nach der gemeindlichen Neuordnung zum 1. Januar 1975, bei der die<br />

Gemeinde Kirchspiel Dülmen sowie die rund um Dülmen liegenden übrigen Gemeinden<br />

der Stadt Dülmen zugeschlagen wurden, ging die Stadtverwaltung daran, die in ihren<br />

Besitz übergegangenen Lehrerwohnungen abzustoßen. Weniger Arbeitsaufwand und mangelnde<br />

Wirtschaftlichkeit sowie höhere Mobilität der Lehrerschaft könnten Gründe für den<br />

Verkauf gewesen sein. Nach der Veräußerung standen der <strong>Schule</strong> keine Lehrerwohnungen<br />

mehr zur Verfügung. Das hatte aber auch zur Folge, dass in Hausdülmen kaum noch eine<br />

Lehrperson vor Ort wohnte und außerhalb der Schulzeit präsent war, sondern dass fast alle<br />

Lehrer täglich einpendelten.<br />

„Überlebensstrategien“ für <strong>Schule</strong>, Lehrer und Schüler<br />

In den ersten Jahren nach dem Kriege war kaum etwas zu bekommen. So wird berichtet,<br />

dass im strengen Winter 1946/47 über Wochen eine außergewöhnliche Kälte geherrscht


38 Ludger David<br />

habe. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> sollte zwar monatlich zehn Zentner Steinkohle zugewiesen bekommen,<br />

doch sei selten etwas zu haben gewesen. Da Hausbrandkohle fast ganz fehlte, griff die<br />

verbitterte Bevölkerung zur Selbsthilfe, indem sie einfach Kohlen von langsam durchfahrenden<br />

Zügen holte, und „da zur Holzbeschaffung keine Arbeiter zu bekommen waren,<br />

der Lehrer mit einigen starken Schülern soviel Holz im Westerholt’schen Wald fällte, dass<br />

der Unterricht weitergeführt werden konnte.“ 58<br />

Kleine <strong>Die</strong>bstähle der Hungernden und Frierenden rechtfertigte der damalige Kölner<br />

Erzbischof in seiner Silvesterpredigt am 31. Dezember 1946 wie folgt: „Man könne es dem<br />

Einzelnen nicht verwehren, so sprach der Kardinal von der Kanzel, das Dringendste zur<br />

Erhaltung von Leben und Gesundheit zu nehmen, wenn er es durch Arbeit und Bitten nicht<br />

erhält. Frings forderte dazu auf, nicht mehr zu nehmen, als der Einzelne für sich selber<br />

bräuchte, und legte damit einen Maßstab an, der zum ersten Mal wieder eine Orientierung<br />

ermöglichte. ‚Fringsen‘ wurde bald zum geflügelten Wort, wenn es um das ‚Organisieren‘<br />

von Kohle und Nahrung ging.“ 59<br />

Auch die Lebensmittelversorgung ließ bei denen, die nicht Selbstversorger oder wenigstens<br />

Teilselbstversorger waren, sehr zu wünschen übrig. Wegen starken Untergewichts<br />

oder Tuberkulose-Gefährdung mancher Kinder teilte die <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> ab dem<br />

15. März 1948 bis zum Ende diesen Jahres an gesundheitlich gefährdete Schulkinder<br />

insgesamt 14.442 Portionen Schulspeisung zu je 20 Pfennig aus, zu der die Amerikaner<br />

die Lebensmittel lieferten. Auf dem Speisezettel standen im Wechsel Kakao mit Brötchen,<br />

Brötchen mit Käse, Brühnudeln, Nudeln mit Pflaumen, Milchnudeln, Erbsensuppe mit<br />

Speck oder Fleisch, Haferflockenbrei oder -suppe, Grießbrei mit Rosinen oder Marmelade,<br />

Bohnensuppe oder gewürzte Suppe mit Fleisch, Griespudding mit Beerensaft, Schokoladentafel,<br />

Nähr- oder Nussstangen, Fruchtschnitten, Suppen mit Gemüse-Mischkonserven<br />

usw. 60<br />

Der frühere Präsident der USA, Herbert C. Hoover (von 1929 – 1933) hatte im Frühjahr<br />

1946 und im Februar 1947 Deutschland besucht. Als Fachmann in Ernährungsfragen wies<br />

er das amerikanische Volk in seinem Abschlussbericht auf das ganze Elend mit allen<br />

Konsequenzen des Hungerns und Frierens des deutschen Volkes mit folgenden Worten hin:<br />

„<strong>Die</strong> große Masse des deutschen Volkes ist, was Ernährung, Heizung und Wohnung anlangt,<br />

auf den niedrigsten Stand gekommen, den man seit hundert Jahren in der westlichen<br />

Zivilisation kennt.“ 61


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 39<br />

Veränderungen im Bereich <strong>Schule</strong><br />

Im Gegensatz zur zentralistischen und totalitären Bildungs- und Kulturpolitik des Hitler-<br />

Reiches war der Schulbereich mit dem 1949 verabschiedeten Grundgesetz der Bundesrepublik<br />

Deutschland in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer überführt worden,<br />

die demnach über die Schulgesetze in ihren jeweiligen Ländern debattierten und diese verabschiedeten.<br />

Kritik riefen insbesondere die verschiedene Dauer der Grundschulzeit und<br />

der Volksschulpflicht, der unterschiedliche Beginn des Schuljahres (Herbst bzw. Ostern)<br />

sowie die Ferienordnung hervor.<br />

Anfang der 1960er-Jahre findet die Kultusministerkonferenz in einer Bedarfsfeststellung<br />

heraus, dass die jährlichen Ausgaben für Bildung, Forschung und Kultur – sowohl<br />

die fortdauernden Kosten wie die Investitionskosten – die bereits von 1957 bis 1962<br />

um rund 50 Prozent gestiegen waren, bis 1970 noch einmal wegen der notwendigen<br />

Weiterentwicklung und der steigenden Schülerzahlen verdoppelt werden müssten.<br />

Neben anderen zu lösenden Aufgaben schlug die KM-Konferenz 62 die Einführung des<br />

9. Schuljahres und zunächst auf freiwilliger Basis die Einführung eines 10. Jahrganges<br />

für die Hauptschule sowie die Gewinnung eines ausreichenden Lehrernachwuchses und<br />

den Ausbau der Pädagogischen Hochschulen vor, denn es zeichnete sich ein deutlicher<br />

Mangel an Volksschullehrern ab. Eine der ersten Maßnahmen war in Nordrhein-Westfalen<br />

nach einjährigen Schnell-Lehrgängen die Einstellung kurz ausgebildeter Lehrer als Seiteneinsteiger,<br />

die nach dem damaligen Kultusminister Prof. Dr. Mikat auch „Mikätzchen“<br />

genannt wurden. <strong>Die</strong>se Lehrer unterrichteten zunächst unter Anleitung vor allem in den<br />

zweiten und dritten Jahrgängen und konnten nach zwei Jahren Praxis ein verkürztes,<br />

zweijähriges Lehrerstudium machen und dann endgültig in den Schuldienst übernommen<br />

werden. <strong>Die</strong>se Aktion wurde jeweils 1964 und 1967 wiederholt.<br />

Den Schuljahresbeginn legte man 1964 wegen der Angleichung an das europäische<br />

Ausland in den Herbst, d. h. formal auf den 1. August eines jeden Jahres, was für die meisten<br />

Länder eine Umstellung vom Oster- auf den Herbsttermin bedeutete. <strong>Die</strong> Umstellung<br />

geschah unter Zuhilfenahme von zwei Kurzschuljahren. 63<br />

In den 1960er-Jahren war auch die Lehrerausbildung umgestellt worden. Studierende<br />

der Pädagogischen Hochschulen mussten sich auf ein Wahlfach und zwei Schwerpunktfächer<br />

spezialisieren und nach dem Ende des Studiums ein staatliches Bezirksseminar<br />

besuchen, indem sie weiterhin in Haupt- und Fachseminaren wie auch an bestimmten<br />

Ausbildungsschulen schulpraktische Erfahrungen sammeln konnten. Das erste für die<br />

<strong>Schule</strong>n unseres Raumes zuständige Bezirksseminar wurde am 30. August 1968 in Coesfeld<br />

eröffnet. 64


40 Ludger David<br />

In dieser Zeit hat sich die Schullandschaft insgesamt gewandelt. <strong>Die</strong> ehemalige Volksschule<br />

wurde aufgelöst und in zwei selbständige <strong>Schule</strong>n – eine Grundschule für die ersten<br />

vier Jahrgänge und in eine Hauptschule für die Jahrgänge fünf und folgende bis neun bzw.<br />

zehn – geteilt. Um in der Hauptschule eine bessere Binnendifferenzierung durchführen<br />

zu können, benötigte man mehr Schüler, die im Falle von Hausdülmen wie auch von den<br />

übrigen umliegenden Gemeinden/Ortsteilen mit Ausnahme von Buldern, zur Stadt Dülmen<br />

gefahren werden mussten, denn es bestand und besteht auch heute noch die Vorschrift,<br />

dass schulpflichtige Kinder, deren Schulweg über ein unterschiedliches, nach Alter festgesetztes<br />

Maß hinausgeht, Anspruch auf kostenlose Beförderung zur <strong>Schule</strong> haben. Damit<br />

die einzelnen <strong>Schule</strong>n mit einer nach Möglichkeit gleichbleibenden Schülerzahl rechnen<br />

konnten, führte man seitens der Verwaltung sogenannte Schulgrenzen ein, die die Schüler<br />

eines bestimmten Bezirkes einer für sie vorgesehenen <strong>Schule</strong> zuführte. <strong>Die</strong>se Regelung ist<br />

inzwischen wieder aufgehoben, sodass die Eltern jetzt freie Schulauswahl für ihre Kinder<br />

haben.<br />

Seit wenigen Jahren verändert sich die Schullandschaft wiederum sehr, weil seitens der<br />

Landesregierung erneut neuartige Schularten erlaubt werden und andererseits zahlreiche<br />

Gemeinden neue Schulformen anbieten, um wenigstens eine weiterführende <strong>Schule</strong> am<br />

Ort zu halten.<br />

Umwandlung der bisherigen Volksschulen in Grund- und Hauptschulen<br />

1968 einigten sich die Parteien in Nordrhein-Westfalen auf eine Reform des Schulwesens.<br />

Sie brachte das Ende der konfessionellen Volksschulen und teilte diese auf in bekenntnisgebundene<br />

und -freie Grundschulen für Jahrgänge eins bis vier und Hauptschulen für<br />

die Jahrgänge fünf bis neun und bald bis zehn als Gemeinschaftsschulen. <strong>Die</strong> Eltern als<br />

Erziehungsberechtigte hatten jedoch das Recht und die Möglichkeit, die von ihren Kindern<br />

besuchte <strong>Schule</strong> durch ein Mehrheitsvotum in eine Bekenntnisschule umzuwandeln. „Von<br />

Amts wegen“ wurden Hauptschulen jedoch als „Gemeinschaftsschulen“ geführt.<br />

<strong>Die</strong>se geplanten Umwandlungen der <strong>Schule</strong>n waren schon einige Jahre zuvor im Gespräch<br />

und berührten auch die Schullandschaft in Dülmen und in den umliegenden Dörfern.<br />

Hausdülmen gehörte in den 1960er-Jahren noch zur Gemeinde Kirchspiel Dülmen, sodass<br />

auch der Rat des Kirchspiels Dülmen sich dieses Themas annahm und die Situation der<br />

Dorf- und Bauerschaftsschulen in seinem Gemeindebezirk erörterte. <strong>Die</strong>ses Gremium<br />

beschloss in einer Sondersitzung Ende Oktober 1966, zunächst nur die Schüler der 8. und<br />

9. Jahrgänge in die Stadtschulen einzuschulen. <strong>Die</strong>ses sei aber nur möglich, wenn ein<br />

einwandfreier Transport der Kinder zu den <strong>Schule</strong>n gewährleistet würde. Gemeindebürger-


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 41<br />

meister van Beek betonte, dass man sich mit Busunternehmen und Bundesbahn über die<br />

Einrichtung der verschiedenen Linien einig sei, die genaue Linienführung jedoch von der<br />

Verwaltung je nach Bedarf ausgearbeitet<br />

werde. An Kosten kämen auf die Gemeinde ein Zuschuss von 160.000 DM für die<br />

notwendigen Bauten an den städtischen <strong>Schule</strong>n sowie ein Zuschuss von 250 DM pro<br />

Schüler und Jahr zu. Beförderungskosten würden zusätzlich noch mit voraussichtlich<br />

54.000 DM anfallen. Nach<br />

diesem Beschluss sollten die Kinder des 8. und 9. Schuljahres der <strong>Schule</strong>n Börnste,<br />

Welte, Weddern und Mitwick die Kardinal-von-Galen-Hauptschule in Dülmen, die Kinder<br />

aus Dernekamp, Visbeck, Rödder und Hausdülmen die Kreuzschule in Dülmen, ebenfalls<br />

eine Hauptschule, besuchen.<br />

Ein Antrag von <strong>Hausdülmener</strong> Seite, auch das 7. Schuljahr mit 16 Kindern von der<br />

Stadtschule gleich mit zu übernehmen, damit ein Großbus ausgelastet sei und weil Hausdülmen<br />

knapp mit Lehrern besetzt sei, wurde abgelehnt, da die Stadt diesen Jahrgang nicht<br />

noch zusätzlich hätte unterbringen können, weil in den Stadtschulen die darüber hinaus<br />

erforderlichen Räume fehlten. Außerdem wären dann die anderen Gemeinden mit dem<br />

gleichen Wunsch gekommen. Nach diesem Beschluss sollte Hausdülmen Stammschule<br />

mit sechs Klassen werden. 65<br />

In einer Besprechung am 2. August 1967 empfahl der Rat des Kirchspiels Dülmen, die<br />

Überführung der Hauptschulkinder (5. – 9. Jahrgang) zum 1. August 1969 vorzunehmen. 66<br />

Wegen räumlicher Engpässe an den <strong>Dülmener</strong> Hauptschulen konnte auch dieser Termin<br />

nicht gehalten werden, denn 1970 wurde in den entsprechenden Niederschriften der<br />

politischen Gremien festgehalten, dass die restlichen Hauptschüler nach dem 30. Juni 1971<br />

von <strong>Dülmener</strong> <strong>Schule</strong>n übernommen würden. 67 Damit war auch die räumliche Trennung<br />

der Hauptschüler von ihrer Grundschule vollzogen.<br />

Einzugsbereich der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />

Im 17. und 18. Jahrhundert besuchten nur die Kinder aus dem Dorf und nur in den<br />

Wintermonaten die hiesige <strong>Schule</strong>. Im Sommer ruhte der Schulbetrieb. 68 Der ab 1840<br />

tätige Lehrer Kück unterrichtete Kinder aus Hausdülmen, aus dem Süskenbrock sowie<br />

vom Ödler und einige Kinder aus dem Kirchspiel Seppenrade, aus der Feldmark Dülmen<br />

und aus der Gemeinde Sythen. 69<br />

Um 1890 teilten sich die 74 Schüler wie folgt auf: 42 aus Hausdülmen, 1 aus Mitwick,<br />

12 aus dem Süskenbrock, 2 aus Leversum, 12 aus der Feldmark und 5 aus Sythen. 70<br />

Durch Verschiebungen von Orts- und Ortsteilgrenzen änderte sich der Einzugsbereich der


42 Ludger David<br />

<strong>Schule</strong> wiederholt. Sythen trat im Zuge der kommunalen Neuordnung zum 1. Januar 1975<br />

den damaligen Sythener End an Hausdülmen ab, der Ödler und die Feldmark Dülmen<br />

sind als Bauerschaften inzwischen Teil der Stadt Dülmen. Kinder aus Leversum (Stadt<br />

Lüdinghausen) dürfen nur aufgenommen werden, wenn für sie Ausnahmegenehmigungen<br />

erteilt werden und ihre Eltern selbst für den Transport zur <strong>Schule</strong> und zurück sorgen.<br />

Nachdem die letzten Hauptschülerjahrgänge zu <strong>Dülmener</strong> <strong>Schule</strong>n fuhren, füllten<br />

zunächst die starken Geburtsjahrgänge der 1960er-Jahre die Klassen, sodass die Grundschuljahrgänge<br />

überwiegend zweizügig geführt werden konnten. Als in den Folgejahren<br />

sich die Schülerzahlen infolge der Geburtenrückgänge merklich verringerten, verschob<br />

die Stadt Dülmen die Schulgrenzen der <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule weiter in das südliche<br />

Stadtgebiet, sodass die <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule bis auf weiteres zweizügig geführt<br />

werden konnte.<br />

Grundschüler aus Dülmen wurden und werden weiterhin nach Hausdülmen gefahren.<br />

Mit dem Bau der neuen Dernekämper Grundschule und noch einmal mit der generellen<br />

Aufhebung der Schulgrenzen warb und wirbt jede <strong>Schule</strong> in Konkurrenz zu anderen<br />

<strong>Schule</strong>n mit besonderen Aktivitäten und Angeboten um ihre Schüler.<br />

Über 30 Jahre die <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> geführt<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> hatte 1961 gerade den Umzug vom Burgplatz zur Mauritiusstraße vollzogen,<br />

da wurde zum 1. Dezember 1961 Lehrer Ludger Bücker nach Hausdülmen versetzt.<br />

Gleichzeitig wurde ihm die Schulleitung dieser <strong>Schule</strong> übertragen, die er bis zu seiner<br />

Pensionierung zum 1. Februar 1993 als deren Rektor inne hatte. Damit ist er der Schulleiter,<br />

der die damalige Volksschule/heutige Grundschule im neuen Schulgebäude mehr als drei<br />

Jahrzehnte und damit mit Abstand am längsten geführt hat. Als Schulleiter hatte er die<br />

umfangreichen Veränderungen im schulischen Leben wie auch die Überführung der<br />

aufzulösenden Volksschule in die neu startende Grund- bzw. Hauptschule zu begleiten.<br />

Ludger Bücker war mehr als drei Jahrzehnte als Schulleiter in Hausdülmen tätig. Neben<br />

seiner langjährigen schulischen Tätigkeit setzte sich der Schulleiter im politischen Bereich<br />

wirkungsvoll für die Belange des Dorfes ein. Als direkt gewählter Vertreter vertrat Bücker<br />

viele Jahre die Interessen Hausdülmens im Rat des Kirchspiels Dülmen und nach der<br />

kommunalen Neuordnung in der Stadtverordnetenversammlung Dülmen. Im Kirchspiel<br />

Dülmen hatte er daneben zeitweise die Aufgabe inne, die Gemeinde als stellvertretender<br />

Bürgermeister zu vertreten. Daneben konnte er als Mitglied der Mehrheitspartei wirkungsvoll<br />

die Belange der <strong>Schule</strong> und darüber hinaus die der Gemeinde Hausdülmens steuernd<br />

beeinflussen. Zu seiner Verabschiedung hatten sich das Kollegium sowie zahlreiche oft


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 43<br />

langjährige Weggefährten eingefunden, um sich für die langjährige Arbeit und Treue zur<br />

<strong>Schule</strong> zu bedanken und seine zahlreichen Verdienste zu würdigen.<br />

Der scheidende Schulleiter Ludger Bücker bei seiner Verabschiedung<br />

Besondere Angebote und Aktivposten der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />

Jede <strong>Schule</strong> wird immer geprägt ihren Voraussetzungen und Möglichkeiten. Neben dem<br />

Einsatz der Schulleitung und des Lehrpersonals sowie den baulichen Voraussetzungen und<br />

einer angemessenen, kindgerechten Ausstattung sind darüber hinaus weitere Faktoren für<br />

die „Wohlfühlatmosphäre“ der Kinder in der <strong>Schule</strong> wesentlich. Dazu gehören auf dem<br />

Schulhof sowohl ausreichend Erlebnis- als auch Ruheräume für die Kinder. Außerdem<br />

wird von immer mehr Eltern wegen eigener Berufstätigkeit, manchmal verbunden mit<br />

unregelmäßigen Arbeitszeiten, gewünscht, dass die Kinder während ihrer Abwesenheit


44 Ludger David<br />

für einen bestimmten Zeitraum garantiert beaufsichtigt werden und nach Möglichkeit in<br />

dieser Zeit ein vollwertiges Mittagessen erhalten und unter Aufsicht ihre Hausarbeiten<br />

erledigen können. Auch Sport-, Musik- und Werkangebote bieten sich danach als sinnvolle<br />

Freizeitbeschäftigung an. Da Kinder generell bewegungs- und wissbegierig sind,<br />

kann man sie mit besonderen Angeboten geradezu zum Lernen animieren. Dazu bieten<br />

sich Programme aus verschiedenen Lernbereichen der näheren Schulumgebung und aus<br />

der Besonderheit des jeweiligen Schulortes an. So wird jede <strong>Schule</strong> in gewisser Weise<br />

einmalig im Verhältnis zu anderen <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Grundschule Hausdülmen arbeitet bereits<br />

seit einigen Jahren mit den von ähnlichen Voraussetzungen ausgehenden Grundschulen<br />

Hiddingsel, Merfeld und Rorup besonders eng zusammen.<br />

Mitarbeiter der <strong>Schule</strong> bei der Verabschiedung des Schulleiters Ludger Bücker zum 31. Januar<br />

1993


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 45<br />

Förderverein unterstützt die Grundschule<br />

Natürlich ist das erweiterte umfangreiche Betreuungsangebot der <strong>Schule</strong> aufwendig und<br />

verursacht zusätzliche Kosten. Um dieses Angebot realisieren zu können, haben Eltern und<br />

Lehrpersonen bereits 1996 als Trägerverein den Förderverein der St.-Mauritius-<strong>Schule</strong><br />

e. V. gegründet. Nach seiner Gründung rief der Förderverein mit folgenden Worten zum<br />

Beitritt auf: „Der Verein kann neue Ideen ins Schulleben einbringen, Impulse im Schulangebot<br />

aufgreifen und zu deren Realisation beitragen, z. B. Förderung von Schulausflügen,<br />

Unterstützung von Projekten, Klassenfahrten, Theateraufführungen, Anschaffung von<br />

Pausenspielen, Lektüre, usw.“<br />

Das Hauptgebäude der <strong>Schule</strong> 2012<br />

<strong>Die</strong> Mitglieder des Fördervereins zahlen Beiträge und werben darüber hinaus zusätzlich<br />

Spenden ein. Mit diesen Geldern unterstützt der Verein die unterrichtlichen und<br />

erzieherischen Bemühungen der <strong>Schule</strong> sowohl in ideeller als auch in materieller Hinsicht,


46 Ludger David<br />

die über die Verpflichtungen des Schulträgers hinausgehen. Darüber hinaus bringen sich<br />

seine Mitglieder – soweit es ihnen möglich ist – bei der Gestaltung dieser Angebote ein<br />

und stehen für verschiedene Aufgaben zur Verfügung. Konkret finanzierte der Förderverein<br />

oder unterstützte finanziell:<br />

• die Sitzbänke und das Schattenrankgerüst im „Grünen Klassenzimmer“,<br />

• im Rahmen des Konzeptes „Bewegte <strong>Schule</strong>“ die Beschaffung von Pausenspielgeräten<br />

und die Errichtung der Boulderwand 71 ,<br />

• das regelmäßige Präventionsprojekt „Mein Körper gehört mir“ für die Klassen drei<br />

und vier,<br />

• im Rahmen der Landeskampagne Agenda 21 das erfolgreiche Projekt „Naturnahe<br />

(Um-)Gestaltung des Schulgeländes“ u. a. mit dem Sitzrondell aus Natursteinen,<br />

• Kosten für die Schulküche im Betreuungsraum,<br />

• die technische Ausstattung der Schulbücherei,<br />

• im Rahmen der Landeskampagne <strong>Schule</strong> der Zukunft das erfolgreiche Projekt „Neugestaltung<br />

des Schulgartens, Entwicklung und Erprobung geeigneter Schulprojekte“<br />

u. a. mit den Hochbeeten, der Abgrenzungsmauer zum Nachbarn,<br />

• die Kosten für jährliche Theaterfahrten der ganzen <strong>Schule</strong>,<br />

• diverse Workshops und Klassenprojekte.<br />

Außerdem ist immer auf die aktive Mitarbeit der Mitglieder des Fördervereins zu<br />

bauen bei besonderen Veranstaltungen der <strong>Schule</strong>, z. B. bei Projekten und Schulfesten und<br />

bei der Bewirtung anlässlich der jährlichen Einschulungen.<br />

Zusätzlich fungiert der Förderverein bereits seit dem Schuljahr 1997/98 als Träger der<br />

Betreuungsangebote „<strong>Schule</strong> von acht bis eins“ und „dreizehn plus“. 72<br />

Betreuung der Schulkinder über die reine Unterrichtszeit hinaus<br />

Um insbesondere den Bedürfnissen der Grundschuleltern entgegenzukommen, die häufig<br />

schon vor Unterrichtsbeginn, während und darüber hinaus auch nach Unterrichtsende wegen<br />

Berufstätigkeit nicht zu Hause sein können, bietet die <strong>Schule</strong> verschiedene, allerdings<br />

kostenpflichtige Betreuungsangebote an wie „der offene Unterrichtsbeginn“, „die <strong>Schule</strong><br />

von acht bis eins“, „13 Plus“ und während der Ferienzeit jeweils in einer Ferienhälfte eine<br />

kostenpflichtige Betreuung von 8 bis 14 Uhr. Betreuung während der Ferienzeiten ist zwar<br />

ein spezielles Angebot, wird aber nur bei Bedarf und bei einer ausreichenden Anmeldezahl<br />

eingerichtet.<br />

<strong>Die</strong> Kosten für die Betreuungsmaßnahmen „<strong>Schule</strong> von acht bis eins“ (verlässliche<br />

<strong>Schule</strong>) und „13 Plus“ werden jeweils zur Hälfte vom Land Nordrhein-Westfalen und


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 47<br />

den teilnehmenden Eltern getragen. Das Angebot „13 Plus“ gilt täglich bis höchstens<br />

16.00 Uhr.<br />

Beim „offenen Unterrichtsbeginn“ stehen die Schultüren ab 7.35 Uhr den Schülern<br />

offen. <strong>Die</strong> Kinder können sich während der Zeit bis zum Schulbeginn um 8.00 Uhr<br />

selbstständig leise beschäftigen.<br />

Beim Angebot „<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> von acht bis eins“ geht es vor allem darum, dass die Kinder<br />

unter Aufsicht von erfahrenen und freundlichen Kräften in eigens dafür eingerichteten<br />

Räumen während dieser Zeit verlässlich betreut werden. Während dieser Zeit können sie<br />

spielen oder sich auf dem Schulgelände austoben oder sich vom Unterricht erholen.<br />

An der Aktion „13 Plus“ können Kinder teilnehmen, deren Eltern einen Betreuungsbedarf<br />

über 13.00 Uhr hinaus bis höchstens 16.00 Uhr haben. Freitags gilt dieses Angebot bis<br />

höchstens 14.00 Uhr. <strong>Die</strong>se Maßnahme findet in der Grundschule statt. Im Rahmen dieser<br />

Aktion wird von montags bis donnerstags bei Bedarf Hausaufgabenbetreuung und täglich<br />

ein kindgerechtes und warmes Mittagessen gegen entsprechendes Entgelt angeboten.<br />

Als spezielles Angebot der <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule gilt die kostenpflichtige Betreuung<br />

der Kinder während der Ferienzeiten. Jeweils in einer Ferienhälfte von 8.00 bis<br />

14.00 Uhr können angemeldete Kinder an einem vielseitigen und attraktiven Betreuungsprogramm<br />

teilnehmen.<br />

Trägerverein all dieser aufgeführten Maßnahmen ist der bereits erwähnte rührige<br />

Förderverein St.-Mauritius-<strong>Schule</strong> e. V. 73<br />

Schülerbibliothek eingerichtet<br />

Als Weiterentwicklung der <strong>Schule</strong> ist die Einrichtung einer Leihbücherei in der <strong>Hausdülmener</strong><br />

<strong>Schule</strong> zu erwähnen. Durch einen Sponsorenlauf und die Unterstützung des<br />

Fördervereins schufen Kinder und Eltern 2009 die finanzielle Basis, und mit Hilfe vieler<br />

Eltern konnte eine Leihbücherei mit einem Bestand von zunächst 400 Büchern für „große<br />

und kleine Leser“ nur für die Schüler dieser <strong>Schule</strong> ins Leben gerufen werden. Um ihren<br />

Bestand weiter aufzustocken, ist die <strong>Schule</strong> auch weiterhin an gut erhaltenen Büchern<br />

interessiert. Zunächst übernahmen Eltern die Ausleihe dieser Bücher. Im Laufe der Zeit ist<br />

die Ausleihe von den Kindern des vierten Schuljahres übernommen worden. Bei der Eröffnung<br />

der Bücherei lasen die ehemaligen Lehrerinnen Cläre Hillermann und Rita Gödeke<br />

sowie die Kindergartenleiterin Marita Wigger-Artmann im Rahmen einer Vorlesestunde<br />

ihren „Ehemaligen“ zu deren großer Freude vor. Zu diesem Projekt äußerte sich Schulleiter<br />

<strong>Die</strong>ter Halfmann treffend wie folgt: „Lesekompetenz ist eine Schlüsselqualifikation zum<br />

lebenslangen und selbstständigen Lernen.“ <strong>Die</strong> vielfältigen Leseaktivitäten der <strong>Schule</strong>


48 Ludger David<br />

würden nun ergänzt durch die Schulbücherei mit gemütlichen Plätzen zum Stöbern und<br />

Schmökern. 74<br />

Sportliche Aktivitäten der Grundschule<br />

<strong>Die</strong> Grundschule Hausdülmen ist seit vielen Jahren aktiv auf sportlichem Gebiet. Ihre Schüler<br />

und Schülerinnen legten schon immer als <strong>Schule</strong> nach Möglichkeit das Sportabzeichen<br />

ab.<br />

Als jedoch im Rahmen der Übermittagsbetreuung noch Möglichkeiten der Unterstützung<br />

gesucht wurde, bot sich Frau Karin Maaß als junge Mutter an, die bereits als<br />

Übungsleiterin des hiesigen Sportvereins über reiche Erfahrung verfügte, diese Aufgabe<br />

zu übernehmen. Sie animierte die Kinder, verstärkt zu trainieren, um das Sportabzeichen<br />

ablegen zu können und die <strong>Schule</strong> unterstützte sie bei dieser Aufgabe. <strong>Die</strong> Grundschule<br />

Hausdülmen beteiligte sich mit dieser Aktion „Sportabzeichen“ erstmalig im Jahre 2007<br />

auf Landesebene in der Vergleichsgruppe bis 150 Schüler/-innen und errang überraschend<br />

auf Anhieb mit über 93 Prozent den ersten Platz im Land Nordrhein-Westfalen. Bei der<br />

Auszeichnung in Hamm konnte die <strong>Schule</strong> mit einer Abordnung neben der Siegerurkunde<br />

auch noch einen namhaften Betrag zur Ausgestaltung der Schullandschaft in Empfang<br />

nehmen.<br />

Auch in den folgenden Jahren gewann Hausdülmen bei diesem Landesvergleich der<br />

<strong>Schule</strong>n in 2008 den 2. Platz und in 2009, 2010 und 2011 wiederum den 1. Platz und<br />

jeweils einen nennenswerten Geldbetrag. Voller Stolz hängen die überreichten Urkunden<br />

und die übergroßen Schecks nun in der Eingangshalle der <strong>Schule</strong>. Selbst ein Fernsehsender<br />

war bei der ersten Preisverleihung zugegen und berichtete darüber.<br />

Das Sportabzeichen kann nur von Schülern/-innen errungen werden, die in den Disziplinen<br />

50-Meter-Lauf, 800-Meter-Lauf, Hoch-/Weitsprung, Schlagballweitwurf und<br />

Schwimmen eine bestimmte Leistung erbringen.<br />

Projekttage/Projektwoche<br />

Um Unterricht interessant und abwechslungsreich zu gestalten, führen fast alle <strong>Schule</strong>n<br />

im Laufe des Schuljahres über den reinen Fachunterricht nach Stundenplan Projekttage<br />

oder gar eine Projektwoche, Schulfeste, Theaterfahrten/Theaterveranstaltungen und<br />

ähnliches durch. Dabei können die Klassengemeinschaften aufgelöst werden, sodass die<br />

Schüler/Innen nach eigenen Interessen und mit anderen Schülern und oft auch mit fachlich<br />

ausgerichteten Erwachsenen in anderer Umgebung lernen können. <strong>Die</strong> <strong>Hausdülmener</strong><br />

Grundschule bereitet abwechselnd pro Schuljahr ein Schulfest vor oder führt Projekttage


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 49<br />

Landessieger beim Sportabzeichen-Wettbewerb 2007 (oben) und 2010 (unten)


50 Ludger David<br />

durch. Beide erfordern in der Vorbereitung genaue Planung, zusätzliche Arbeit, oft den<br />

Einsatz von schulexternen „Fachleuten“ und meistens auch das Finden entsprechender<br />

Lernorte. Konnten mit einem Thema gute Erfahrungen gemacht werden, so kann dieses<br />

schon nach wenigen Jahren wiederholt werden, da die Kinder in der Regel nur 4 Jahre<br />

an der <strong>Schule</strong> verbleiben. Bei der Durchsicht der schulischen Unterlagen konnten im<br />

Laufe der Jahre beispielsweise folgende durchgeführte Projekte festgestellt werden, ohne<br />

Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.<br />

1994: Ernte-Dank-Markt<br />

1995: Gesundheit<br />

1997: Miteinander – Füreinander<br />

1999: Bau des grünen Klassenzimmers<br />

2000: Leben, Lernen, Leisten<br />

2001: <strong>Die</strong> Zeitungs-AG,<br />

2004: Europa<br />

2004: Schüler pflanzen einen Wald<br />

2006: Zirkusprojekt mit Vorführung im Zirkuszelt<br />

2007: Bücher gegen Gewalt<br />

2009: Wasser beeinflusst das Leben in Hausdülmen<br />

2010: Kultur und <strong>Schule</strong> in Kooperation mit einem <strong>Dülmener</strong> Künstler<br />

2011: Miniphäomenta<br />

Da sich Schülerinnen und Schüler bei Arbeiten an interessanten Projekten neue und<br />

lehrreiche Inhalte erschließen, beschäftigen sie sich oft noch lange damit und können u. U.<br />

zu lebenslangen sinnvollen Beschäftigungen geführt werden.<br />

Fünfzigjähriges Bestehen des neuen Schulgebäudes<br />

Am 7. Oktober 2011 feierte die katholische St.-Mauritius-<strong>Schule</strong> Hausdülmen die fünfzigste<br />

Wiederkehr des Umzuges von dem alten Schulgebäude auf dem Burgplatz zum<br />

neuen Schulgebäude auf der Mauritiusstraße (frühere Schulstraße). Sie beging diesen Tag<br />

mit einem Festakt am Vormittag, zu dem zahlreiche Vertreter des Trägers, des öffentlichen<br />

Lebens, frühere Schulleiter und ehemalige Kollegen sowie Elternvertreter eingeladen<br />

waren. Schulleiter <strong>Die</strong>ter Halfmann begrüßte die Gäste, Eltern, Kollegen und Kinder und<br />

wies auf die vielfachen Änderungen hin, die in den letzten fünfzig Jahren das Schulleben<br />

beeinflussten und veränderten. Anschließend führten die Kinder durch das Programm und<br />

spielten in zahlreichen kleinen Sketchen schulische Situationen der vergangenen fünfzig<br />

Jahre nach, die begeistert aufgenommen wurden und ihnen wiederholt Beifall auf offener


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 51<br />

Szene einbrachten. Freudig sangen sie das Lied der <strong>Hausdülmener</strong> „Pielekes“, wobei<br />

einige Kinder als „Pielekes“ kostümiert umherwatschelten.<br />

Mitarbeiter der Grundschule Hausdülmen im Jubiläumsjahr 2011<br />

<strong>Die</strong> äußere Ausgestaltung der Turnhalle als „Festsaal“ und die Bewirtung der Gäste<br />

übernahmen wie bereits häufig in der Vergangenheit routiniert der Förderverein der<br />

Mauritiusschule sowie zahlreiche Eltern mit ihrer langjährigen Erfahrung, sodass ein<br />

reibungsloser Ablauf gewährleistet war.<br />

Am Nachmittag waren insbesondere Eltern und ehemalige Schüler dieser Einrichtung<br />

– zumeist heute auch Eltern der derzeitigen Schulkinder – eingeladen, um insbesondere<br />

die verschiedenen Einrichtungen der <strong>Schule</strong> und die einzelnen Gebäude näher kennen


52 Ludger David<br />

zu lernen. Den Kindern machte es offensichtlich Freude, ihren Eltern oder Gästen ihre<br />

Einrichtungen zu zeigen und erzielte Lernfortschritte in eigenen Experimenten zu<br />

demonstrieren.<br />

Es war insgesamt ein gelungenes Fest, das die intensive und lange Vorbereitungszeit<br />

durch Kollegium und Eltern ahnen ließ.<br />

Mit dieser Darstellung schließt zunächst die 335-jährige Geschichte der <strong>Hausdülmener</strong><br />

<strong>Schule</strong>. Sie wird sich als Institution auch in kommender Zeit wie in der Vergangenheit in<br />

zahlreichen Bereichen weiterhin verändern. Doch muss auch für die Zukunft die Forderung<br />

und der feste Wille aller verantwortlichen Entscheidungsträger gelten, die Grundschule<br />

Hausdülmen als Bildungseinrichtung im Dorf wohnortnah nach dem Motto „kurze Wege –<br />

kurze Beine“ zu erhalten.<br />

Nachbetrachtung<br />

Verfolgt man zurückschauend den Weg der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> über die vergangenen<br />

rund 335 Jahre, so hat sich in dieser Zeit fast alles verändert, was nur zu verändern war.<br />

Waren die räumlichen Verhältnisse der <strong>Schule</strong> für unsere heutigen Vorstellungen bis ins<br />

zwanzigste Jahrhundert hinein als katastrophal zu bezeichnen, so wandelten sich diese<br />

Verhältnisse unter der meist angespannten Finanzlage der Gemeinden nur zögerlich zum<br />

Besseren.<br />

<strong>Die</strong> Anforderungen der späteren Berufswelt mit ihren sehr spezifischen Anforderungen<br />

und Fähigkeiten veränderte und verbreiterte notwendigerweise einerseits den Fächerkanon<br />

der <strong>Schule</strong>n, andererseits aber auch die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden bis zum<br />

Ganztagsunterricht, verbunden mit einer immer höheren Qualifizierung der unterrichtenden<br />

Lehrpersonen.<br />

Bei längerer, intensiverer und qualifizierterer Unterrichtung der Kinder stehen diesen<br />

heute zur Regeneration sowohl „Ruheräume“ als auch „aktive Freiräume“ zur Verfügung.<br />

Hatten die Lehrkräfte an den kleinen Landschulen früher neben der Versorgung ihrer meist<br />

kleinen Landwirtschaft weitere Aufgaben wie Küsteramt, Organistenamt, Chorleiteramt<br />

und andere zu übernehmen, so ist der Lehrerberuf heute längst zu einem anstrengenden<br />

Vollzeitberuf gleich vielen anderen Berufen auch geworden.<br />

Bei der Geburtstagsfeier der <strong>Schule</strong> wurde gleich von mehreren Rednern neben anderen<br />

der Wunsch geäußert, dass diese Einrichtung wie auch der hiesige Kindergarten trotz<br />

schrumpfender Kinderzahlen als Quelle dörflichen Lebens auf Dauer am Ort erhalten<br />

werden könnten. <strong>Die</strong>sem Wunsch möchte ich mich abschließend vollinhaltlich anschließen.


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 53<br />

Dank für hilfreiche Unterstützung<br />

Bei den Recherchen zu diesem Thema wurden Quellen verschiedener Art gesichtet.<br />

Unter ihnen Schriftstücke aus dem Herzog-von-Croÿ’schen Archiv zu Dülmen, deren<br />

Einsichtnahme uns Archivar Rudolf Knoke ermöglichte.<br />

Schulleiter <strong>Die</strong>ter Halfmann stellte die lückenhafte Schulchronik Hausdülmen mit den<br />

vermutlichen Beiträgen des Lehrers Franz Schulte sowie der nachfolgenden Schulleiter<br />

Josef Elsbernd, Otto Herdina, Johannes Göntgens und Erich <strong>Schule</strong>nkorf mit letzten<br />

Eintragungen zum Schuljahr 1962 sowie verschiedene Unterlagen der jetzigen Mauritius-<br />

Grundschule zur Verfügung.<br />

Im Stadtarchiv Dülmen konnten insbesondere die politischen Entscheidungen der<br />

Vergangenheit der entsprechenden Kommunalparlamente eingesehen werden.<br />

<strong>Die</strong> Stadtverwaltung Dülmen ermöglichte die Einsicht in die Bauakten zu den jetzigen<br />

Schulgebäuden.<br />

<strong>Die</strong> heutige Seniorchefin Frau Lütkenhaus gab uns bereitwillig Auskunft über Schwierigkeiten<br />

beim Bau des heutigen Schulgebäudes durch ihre damalige Firma.<br />

Meine Frau Hanne trug mit Bildern und Schriften aus ihrem privaten Archiv zum<br />

Gelingen bei.<br />

Karl Helmer übernahm das Amt des Korrektors der Erstfassung.<br />

Wir bedanken uns hiermit bei allen, die uns bei diesem Thema unterstützt haben, für<br />

ihre wertvolle Hilfe, ohne die wir nicht zu diesem Ergebnis hätten kommen können.<br />

1 Seite „Christoph Bernhard von Galen“. In: Wikipedia, <strong>Die</strong> freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand:<br />

25. Januar 2012, 14:48 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Christoph_Bernhard_von_<br />

Galen&oldid=98830619 (Abgerufen: 15. März 2012, 18:11 UTC).<br />

2 Vgl. SCHRÖER, ALOIS: Das Bistum Münster im ausgehenden Mittelalter, zur Zeit der Reformation und<br />

der katholischen Erneuerung. In: Das Bistum Münster 1, Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Editions<br />

du Signe, Straßburg 1992, S. 24.<br />

3 Vgl. STEINHAUS, HUBERT: Bernard Overbergs „Anweisung zum zweckmäßigen Schulunterricht für die<br />

Schullehrer (1783). In: Westfälische Zeitschrift, 137. Band/1987, Verlag Bonifatius-Druckerei Paderborn,<br />

S. 89 ff.<br />

4 Schreiben des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen an den Rentmeister von Dülmen vom<br />

18. März 1675, H 673, Herzog von Croÿsches Archiv (HvCA), Dülmen.<br />

5 Ebenda.<br />

6 Schreiben der Hofkammer an den Amtsrentmeister vom 26. November 1681, H 673, HvCA, Dülmen.<br />

7 Schreiben ohne Anschrift, Absender unleserlich vom 26. September 1682, H 673, HvCA, Dülmen.<br />

8 Schreiben der Amtsrentmeisterei an die Hofkammer vom 12. Dezember 1682, H 673, HvCA, Dülmen.


54 Ludger David<br />

9 Schreiben der Amtsrentmeisterei an die Hofkammer vom 22. Dezember 1687, H 673, HvCA, Dülmen.<br />

10 Schreiben des Unterthanigst-Gehorsambster Knegdt Berndt Embtinck, Schütze dero Ambts Dullman<br />

vom 10. Juni 1704 an den Fürstbischof von Münster, H 670, HvCA, Dülmen.<br />

11 Schreiben Amtsrentmeister Mersmann an die Hofkammer vom 12. Oktober 1745, H 670, HvCA, Dülmen.<br />

12 Schreiben Amtsrentmeister van Coeverden an die Hofkammer vom 2. Mai 1768, H 670, HvCA, Dülmen.<br />

13 Schreiben des Obristjägermeisters Fr. Böselager vom 23. April 1782 an die Hochfürstl. Hofkammer,<br />

H 670, HvCA, Dülmen.<br />

14 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 155.<br />

15 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 157 – 158.<br />

16 RABICH, DIETMAR: Maße und Gewichte im 19. Jahrhundert. In: <strong>Dülmener</strong> <strong>Heimatblätter</strong>, Heft 2,<br />

Jahrgang 57, 2010, S. 80 ff.<br />

17 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 158.<br />

18 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 158.<br />

19 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 187.<br />

20 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 183.<br />

21 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 239 – 244.<br />

22 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 53.<br />

23 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 55.<br />

24 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 115.<br />

25 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Mauritiusstraße 5, 42/54, Bauschein Nr. 42/AD vom 27. September 1954:<br />

Erweiterung des Schulgebäudes und der Toilettenanlagen.<br />

26 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 125.<br />

27 Vgl. <strong>Dülmener</strong> Zeitung vom 26. August 1959.<br />

28 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, . . . Gemeinde Dülmen-Kirchspiel, Mauritiusstr. 5, Bauschein 63/60 AD.<br />

29 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 125.<br />

30 Laut mündlicher Aussage der Senior-Chefin der damaligen Baufirma, Frau Maria Lütkenhaus, Börnste<br />

67.<br />

31 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, . . . Gemeinde Dülmen-Kirchspiel, Erweiterung der Gymnastikhalle,<br />

1073/74.<br />

32 Vgl. Beschluss-Vorlage Punkt 14 für die Sitzung des Ausschusses für Planung, Hochbau, Grundstücksund<br />

Verkehrswesen vom 14. Oktober 1981 und Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Hochbau-<br />

Ausschusses vom 27. Oktober 1981. In: Bauakte Stadt Dülmen, Turnhalle Mauritiusstr. 7, 0317.<br />

33 WA steht für Allgemeines Wohngebiet.<br />

34 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Turnhalle Mauritiusstr. 7, 0317.<br />

35 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Umbau Mehrzweckraum zum Klassenraum, 0386/84.<br />

36 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Mauritiusstraße 5, 0517/87.<br />

37 Nach Auskunft des derzeitigen Schulleiters <strong>Die</strong>ter Halfmann.<br />

38 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Mauritiusstr. 28, Änderung Feuerungsanlage, 1041/81.<br />

39 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Teilerneuerung Fassade Mauritiusstraße 5, 0249.<br />

40 Schema der Hauß Dülmische Kirche nach alter und neuer Lage eingerichtet protokollmäßig. Datum Apl.<br />

1771, HvCA, A 539.<br />

41 HvCA, A 539.<br />

42 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 207/208.<br />

43 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 59 – 61.<br />

44 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 152.


<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 55<br />

45 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 154.<br />

46 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 6 – 7.<br />

47 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 193 und mündliche Aussagen von Ludger Bücker und <strong>Die</strong>ter Half-<br />

mann<br />

48 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 194 ff.<br />

49 Vgl. DAVID, LUDGER; DAVID, HANNE; HANNEMANN, HANNELORE; SCHLATTMANN, HUBERT;<br />

VORHOLT, DR. ROBERT: St. Mauritius Hausdülmen – 50 Jahre Neubau der Kirche – Neun Jahrhunderte<br />

im Rückblick. Hausdülmen 2005, S. 44 f.<br />

50 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 90.<br />

51 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 89 ff.<br />

52 Flak ist die Abkürzung von Flugabwehrkanone.<br />

53 BRATHE, HEINZ, WERP, WOLFGANG: Dülmen im Zweiten Weltkrieg – 1939 bis 1945. In: <strong>Dülmener</strong><br />

<strong>Heimatblätter</strong>, Sonderausgabe 2011, S. 56.<br />

54 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 81 ff.<br />

55 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 152 ff.<br />

56 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 183.<br />

57 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 187 f.<br />

58 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 84.<br />

59 SCHLANGE-SCHÖNIGEN, HANS, (Hrsg.): Im Schatten des Hungers, Dokumentarisches zur Ernährungspolitik<br />

und Ernährungswirtschaft in den Jahren 1945 – 1949. Hamburg/Berlin 1955. In: HÄUSSER,<br />

ALEXANDER, MAUGG, GORDIAN: Hungerwinter, Deutschlands humanitäre Katastrophe 1946/47.<br />

Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2009, ISBN 978-3-549-07364-3, S. 82.<br />

60 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 87.<br />

61 Schlange-Schönigen, Hans, . . . , S. 163.<br />

62 KM steht für Kultusminister/-in.<br />

63 Seite „Kurzschuljahr“. In: Wikipedia, <strong>Die</strong> freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. Februar 2012,<br />

18:24 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kurzschuljahr&oldid=100175844 (Abgerufen:<br />

24. März 2012, 17:20 UTC).<br />

64 Vgl. <strong>Dülmener</strong> Zeitung vom 31. August 1968: Neue Wege der Lehrerbildung.<br />

65 Vgl. <strong>Dülmener</strong> Zeitung vom 29. Oktober 1966: Der Rat des Kirchspiels beschloß: „Oberklassen gehen<br />

in die Stadtschulen“.<br />

66 Vgl. Stadtarchiv Dülmen, Amt Dülmen, B 45.<br />

67 Vgl. Stadtarchiv Dülmen, Amt Dülmen, B 70.<br />

68 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 5.<br />

69 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 7.<br />

70 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 9.<br />

71 Eine Boulderwand ist eine Wand, die mit Hilfe von aufgeschraubten Klettergriffen zu einer Kletterwand<br />

umfunktioniert wurde.<br />

72 Vgl. http://mauritius-schule.duelmen.org/de/website.php?id=/foerderverein.htm vom 25. März 2011.<br />

73 Nach Auskunft des derzeitigen Schulleiters <strong>Die</strong>ter Halfmann,<br />

Vgl. auch St.-Mauritius-<strong>Schule</strong> Hausdülmen. S. 8 – 11. In: Dülmen: <strong>Schule</strong> vor Ort. Eine Klasse für<br />

sich, Hausdülmen, Hiddingsel, Merfeld, Rorup. Initiative „<strong>Schule</strong> vor Ort“. Stadt Dülmen. August 2007.<br />

URL: http://mauritius-schule.duelmen.org/root/img/pool/menue_schule/duelmen_schule_vor_ort.pdf<br />

vom 25. März 2012.<br />

Vgl. auch http://mauritius-schule.duelmen.org/de/website.php?id=/schule/initiative_schule_vor_ort.htm.


56 Ludger David<br />

74 Vgl. http://www.dzonline.de/lokales/kreis_coesfeld/duelmen/1273893_Freude_ueber_erste_Leihbueche<br />

rei_in_Hausduelmen.html vom 19. Februar 2010, abgerufen am 25. März 2012.


Ludger David<br />

Erinnerungen an die eigene Schulzeit<br />

Ich besuchte seit meiner Einschulung im Herbst 1943 bis zur Entlassung aus dem neunten<br />

Jahrgang achteinhalb Jahre die Volksschule in Hausdülmen und war die letzten viereinhalb<br />

Jahre Schüler der „Oberklasse“ beim Schulleiter Otto Herdina. Im folgenden möchte<br />

ich nun von einigen Begebenheiten aus meiner Schulzeit berichten, die ich an die ersten<br />

Nachkriegsjahre noch habe:<br />

„Da die <strong>Schule</strong> zu dieser Zeit keinen Hausmeister hatte, übernahmen wir größeren<br />

Schüler freiwillig und gerne die anfallenden Arbeiten während der Unterrichtszeit,<br />

denn nach unserer damaligen Vorstellung war jede körperliche Arbeit besser als<br />

Unterricht. So schaufelten wir den angelieferten Koks in den Schulkeller, leerten<br />

von Zeit zu Zeit den Aschesammelplatz und fuhren die anfallende Asche mit Hilfe<br />

einer Pferdekarre ab, schlugen für die Fronleichnamsprozession nach Anweisung<br />

frische Birken im Wald ein und brachten sie zum Sammelplatz. Selbstverständlich<br />

und freiwillig gruben wir den unserem Lehrer zustehenden Schulgarten für die<br />

Frühjahrsbestellung um, wobei wir ihn freundlich darauf aufmerksam machten,<br />

dass doch allmählich die Zeit für diese Arbeit gekommen sei und wir zu Hause<br />

diese Arbeiten schon erledigt hätten. Zudem boten wir an, die notwendigen Spaten<br />

von zu Hause mit zur <strong>Schule</strong> zu bringen und wiesen – nicht ohne Hintergedanken<br />

darauf hin – dass für diese Arbeiten mindestens sechs bis acht Schüler notwendig<br />

seien. Unser ‚freundliches und großzügiges Angebot‘ wurde gerne angenommen,<br />

sodass wir schon am folgenden Tag mit Tornister und Spaten zur <strong>Schule</strong> kamen, den<br />

Tornister dort deponierten, zum Schulgarten gingen und die Spaten dort versteckten.<br />

<strong>Die</strong> ersten drei Stunden zogen wir meistens in die Heide, um ‚im Wald und auf der<br />

Heide‘ u. a. das biologische Verhalten der Wildkaninchen, der Wildtauben und der<br />

Eichkatzen zu ‚studieren‘. Danach gingen wir zum Garten, gruben einen relativ<br />

kleinen Teil des Gartens nach dem Motto um: ‚<strong>Die</strong> Arbeit muss wenigstens für eine<br />

Woche reichen!‘“<br />

Selbst für die Arbeit „Ausfahren der Schulabortgrube“ meldete sich ein Schüler freiwillig,<br />

der mit einem schweren Kaltblüter und dem Gefährt seines Onkels die Grube während<br />

der Schulzeit nach und nach entleerte und dessen Inhalt abfuhr.<br />

Weil es in der Mangelzeit nach dem Zweiten Weltkrieg an vielem fehlte, gingen<br />

wir Schüler mit den Lehrpersonen wiederholt in die Natur, um wichtige Rohstoffe zu


58 Ludger David<br />

Jungenoberklasse der Volksschule Hausdülmen im Jahre 1951<br />

sammeln. So standen unter anderem Kastanien, Himbeerblätter und Brombeerblätter auf<br />

den Sammellisten.<br />

Da die Kartoffelkäfer und insbesondere seine Larven durch das Abfressen des Krautes<br />

die Kartoffelpflanzen zerstörten, mussten die größeren Schüler sich als Vertreter ihrer<br />

Familien wiederholt auch am Einsammeln dieser Schädlinge beteiligen, und zwar während<br />

der nachmittäglichen Freistunden. Eine fürwahr wenig beliebte Arbeit!<br />

Beste Erinnerungen habe ich noch an einen Schultag im September wahrscheinlich<br />

des Jahres 1950. Wir hatten in dieser Herbstwoche an allen Tagen Nachmittagsunterricht<br />

und gingen mit folgendem Vorschlag zu unserem Lehrer: „Wir könnten doch heute bei<br />

diesem herrlichen Wetter mit der ganzen Klasse einen Wandertag in die Buchenallee an<br />

Wessendorfs Schleuse machen. Wir Kinder – immerhin sind wir etwa 60 Schülerinnen<br />

und Schüler – suchen die Hälfte des Schultages für Sie Bucheckern und die übrige Zeit<br />

verbleibt uns zum Spielen“ (Fußball und Völkerball). Zum besseren Verständnis muss<br />

ich darauf hinweisen, dass man zur damaligen Zeit 10 Kilogramm Bucheckern für einen<br />

Liter Speiseöl eintauschen konnte. Das „Geschäft“ wurde zur vollsten Zufriedenheit beider<br />

Seiten abgewickelt. Es war für uns ein schöner Tag. Wir waren zufrieden, und so hoffe ich


Erinnerungen an die eigene Schulzeit 59<br />

doch, unser Lehrer auch.<br />

Auf einen ungewöhnlichen Umstand möchte ich noch gerne hinweisen. Als unser<br />

damaliger Lehrer Otto Herdina den Schulbetrieb im September 1946 in Hausdülmen<br />

aufnahm, war er innerhalb kurzer Zeit zweimal aus seiner Heimat vertrieben worden.<br />

Er verwendete teilweise Begriffe, die wir nicht kannten (Lauser, Sacktuch, Watschen,<br />

Nichtsnutz usw.) und die uns oft zum Schmunzeln und verstecktem Lachen reizten.<br />

<strong>Die</strong> Einschulungsjahrgänge 1943 bis 1946 als Mädchenoberklasse im Jahre 1952 mit Lehrerin<br />

Anna Willmer<br />

Wie bereits erwähnt, hatten wir in den ersten Nachkriegsjahren an allem Mangel. Er<br />

lehrte uns u. a. zahlreiche Lieder seiner Heimat. Da es keine Liederbücher gab, schrieben<br />

wir die Texte in unsere Liederhefte und lernten sie auswendig. Ich kann mich noch gut<br />

erinnern, wenn insbesondere das Lied gesungen „Wenn ich den Wanderer frage, wo<br />

kommst du her?“ wurde und die Antwort jedes Mal „Ich hab’ kein Zuhause, hab’ keine<br />

Heimat mehr“ lautete, dann konnte er seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Ich fand es<br />

damals als Schüler irritierend, dass ein erwachsener Mensch – zumal ein Lehrer – weinen<br />

muss. Heute, nachdem ich seinen Lebenslauf kenne und weiß, was er erleben und erleiden<br />

musste und verloren hatte, habe ich uneingeschränkt Verständnis für seine Lage und kann


60 Ludger David<br />

seinen tief empfundenen Schmerz gänzlich nachvollziehen. Wenn es möglich wäre, würde<br />

ich mich heute noch bei ihm für meine damaligen Gedanken entschuldigen.<br />

Auch seine Leistung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. In Konkurrenz zu Schülern<br />

anderer <strong>Schule</strong>n konnten wir durchaus bestehen, sodass ich aus vollster Überzeugung<br />

sagen kann: „Wir haben bei ihm soviel gelernt, dass wir durchaus mit Schülern aus reinen<br />

Jahrgangsklassen mithalten konnten, obwohl wir mit vier, zeitweise mit fünf Jahrgängen<br />

in einer Klasse unterrichtet wurden.“


Autorinnen und Autoren<br />

Ludger David, Hausdülmen, Halterner Straße 302, 48249 Dülmen, S. 5, 57<br />

Abbildungen<br />

<strong>Die</strong>ter Halfmann, Dülmen, S. 49, 51<br />

<strong>Die</strong>tmar Rabich, Hausdülmen, S. 22, 24, 45<br />

Sammlung Hanne und Ludger David, Hausdülmen, S. 2, 8, 13, 15, 16, 18, 19, 20, 27, 28, 29, 43,<br />

44, 58, 59


Impressum<br />

© 2012 Heimatverein Dülmen e. V.<br />

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begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung,<br />

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Postfach 1307, 48234 Dülmen<br />

E-Mail: info@heimatverein-duelmen.de<br />

WWW: http://www.heimatverein-duelmen.de/<br />

Redaktion: Hanne und Ludger David,<br />

Justin Maasmann, Erik Potthoff (Ltg.),<br />

<strong>Die</strong>tmar Rabich und Dr. Stefan Sudmann<br />

Satz: <strong>Die</strong>tmar Rabich (mit LATEX)<br />

ISSN: 1615-8687<br />

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