Die Hausdülmener Schule - Dülmener Heimatblätter
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<strong>Die</strong> <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />
Heimatverein Dülmen e. V. Sonderheft, Jahrgang 59, 2012
Sonderheft, Jahrgang 59, 2012<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> in Hausdülmen um 1930
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Ludger David<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 5<br />
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
<strong>Die</strong> Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen verordnet geregelten Unterricht . . . . . . . . 6<br />
Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen ordnet Schulunterricht in Hausdülmen an 7<br />
Schaffung von Schulraum im alten Amtshaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Neues Schulgebäude um 1800 und sein hygienischer Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Neues Schulgebäude im Jahre 1875 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung der Schülerzahlen an der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule . . . . . . . . . . . . . 13<br />
Steigende Schülerzahlen erzwingen Erweiterung der <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Aufstockung des Schulgebäudes von 1875 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Bau eines dritten Klassenraumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
Der Neubau des jetzigen Schulgebäudes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
Erweiterung der Gymnastikhalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Umbau der bestehenden Gymnastikhalle zu Klassenräumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Neubau einer Einfachturnhalle an der Grundschule Hausdülmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
Errichtung zusätzlicher Klassenräume im ersten Obergeschoss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
Erweiterung der Mauritius-Grundschule um zwei Mehrzweckräume . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Umstellung der Feuerungsanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Teilerneuerung der Fassade und Erneuerung der Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Verbindung <strong>Schule</strong> und Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> erhält einen Turn- und Spielplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
Schulleiter der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Weitere Lehrpersonen an der <strong>Schule</strong> auf dem Burgplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Anzahl der Klassen in der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
<strong>Die</strong> Wirren der letzten Kriegsjahre und der ersten Nachkriegsjahre . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
Vergütung in Naturalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
Der Bau von Lehrerwohnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
„Überlebensstrategien“ für <strong>Schule</strong>, Lehrer und Schüler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
Veränderungen im Bereich <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
Umwandlung der bisherigen Volksschulen in Grund- und Hauptschulen . . . . . . . . . . . . 40<br />
Einzugsbereich der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Über 30 Jahre die <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> geführt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Besondere Angebote und Aktivposten der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
Förderverein unterstützt die Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
Betreuung der Schulkinder über die reine Unterrichtszeit hinaus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Schülerbibliothek eingerichtet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Sportliche Aktivitäten der Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Projekttage/Projektwoche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Fünfzigjähriges Bestehen des neuen Schulgebäudes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
Nachbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Dank für hilfreiche Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
Ludger David<br />
Erinnerungen an die eigene Schulzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
Autoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Mitgliedschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Sonderheft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Ludger David<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen<br />
bis zur Gegenwart<br />
Vorbemerkung<br />
Mit der folgenden Zusammenfassung soll der Versuch unternommen werden, die Schulgeschichte<br />
Hausdülmens von ihren Anfängen bis in die Gegenwart nachzuzeichnen.<br />
Vorleistungen in dieser Angelegenheit waren bereits erbracht mit der handschriftlichen<br />
Schulchronik der ehemaligen Lehrer/Hauptlehrer Josef Elsbernd, Otto Herdina, kurzen<br />
Berichten Erich <strong>Schule</strong>nkorfs und Johannes Göntgens sowie einer längeren Ausführung<br />
eines Lehrers, dessen Name jedoch nicht feststellbar ist. <strong>Die</strong> Aufzeichnungen reichen<br />
teilweise lückenhaft bis zum Umzug der <strong>Schule</strong> in das neue Schulgebäude im Jahre 1961<br />
zurück.<br />
Als die Bitte an mich herangetragen wurde, beim Erstellen einer zum fünfzigjährigen<br />
Bestehen des neuen Schulgebäudes herauszugebenden Festschrift mitzuwirken, sagte ich<br />
spontan zu, zumal diese Bitte durchaus auch mit den Interessen meiner Frau und mir<br />
übereinstimmte. Dabei entstand der Gedanke, die Entwicklung der <strong>Schule</strong> unseres Ortes<br />
möglichst lückenlos nachzuzeichnen, um so auch die Anfänge einer Volksschule in Hausdülmen<br />
zu ermitteln und darüber hinaus die jüngere Generation auf die Erschwernisse und<br />
besonderen Umstände der Kriegsjahre und der unmittelbaren Zeiten danach hinzuweisen,<br />
von denen ich aus eigener Erfahrung berichten kann.<br />
Beim Sammeln und Betrachten von Zeichnungen, Aufstellungen, Berichten und insbesondere<br />
auch von Bildern aus längst vergangenen Zeiten, auf denen ich zahlreiche<br />
ehemalige Schulkameraden und Lehrpersonen wieder fand, wurde mir immer mehr bewusst,<br />
dass auch ich Teil dieser <strong>Schule</strong> war und ich sie immer mehr auch als „meine<br />
<strong>Schule</strong>“ betrachte. Immerhin habe ich sie seit Beginn meiner Schulzeit achteinhalb Jahre<br />
und in allen Jahrgängen von eins bis neun durchlaufen, und sie hat mich auf ihre Art<br />
geformt und geprägt. Während dieser Zeit geschlossene Freundschaften haben die Zeit<br />
teilweise bis heute überdauert.<br />
Als Bildungseinrichtung war und ist sie eine bedeutende Größe in unserer Gemeinde<br />
und sollte es trotz aller Trends, Bildungsreformen und Sparzwänge der Kommune auch in<br />
Zukunft bleiben.<br />
<strong>Schule</strong> hat sich im Laufe der Jahrhunderte sehr verändert, wie im weiteren Verlauf<br />
aufgezeigt werden soll. Das betrifft die Ausbildung der Lehrer sowie ihre „Vergütung“ bzw.<br />
Besoldung, die Ansprüche an die Schulräumlichkeiten und deren Ausstattung, die Anzahl
6 Ludger David<br />
der zu durchlaufenden Schuljahre, die wachsenden Ansprüche an die zu vermittelnden<br />
Lehrinhalte sowie die Veränderungen in der Zumutbarkeit der Schulwege bzw. an die<br />
Notwendigkeit der Schülerbeförderung. Nicht zuletzt zeigt auch die Unterbringung der<br />
Schüler in der <strong>Schule</strong>, also der Bau und die Ausstattung des Schulgebäudes sowie die<br />
Versorgung mit notwendigem Unterrichtsmaterial den mit der Zeit wachsenden Stellenwert<br />
des Schulunterrichtes, den dieser in der Gesellschaft im Laufe der vergangenen Zeit genoss.<br />
<strong>Die</strong> Anfänge<br />
Südlich von Dülmen entstand in der Zeit zwischen 1115 und 1117 in der Nähe der historischen<br />
Wegeverbindung von Haltern nach Münster, dem Hellweg, ein „Stützpunkt“ in<br />
einem System von etwa zwanzig Grenzfesten, um das damalige Herrschaftsterritorium<br />
des Bistums Münster zu sichern. Nach seiner frühen Eroberung 1121 wurde dieser Stützpunkt<br />
dann zu einer wehrhaften Landesburg, dem „hues to Dulmene“ ausgebaut. Da der<br />
„Siedlungsflecken“ Dülmen zu diesem Zeitpunkt aus dem Zusammenschluss umliegender<br />
Gehöfte, die sich in Bauerschaften organisierten, bestand, nahm die Gebietsverwaltung<br />
des Landesherrn, die Verwaltung des Amtes Dülmen, ihren Sitz für viele Jahre in der Burg<br />
Dülmen auf dem „Oberplatze“ dem heutigen Burgplatz.<br />
Ab dem frühen Mittelalter gab es erste Anfänge eines deutschen Schulsystems an den<br />
Kirchen und Klöstern zur Heranziehung und Bildung des eigenen Priesternachwuchses,<br />
so auch in Dülmen, wo bereits in den Statuten des St.-Viktor-Stiftes von 1323 Abgaben<br />
für einen Schulrektor festgelegt wurden und mit Alhard auch der erste Rektor dieser<br />
Lateinschule ab 1325 nachweisbar ist.<br />
Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen verordnet geregelten<br />
Unterricht<br />
Im Oberstift Münster mit seinen 130 Pfarren und Kirchspielen gab es 1573 nur 33 Gemeinden,<br />
die eine wie auch immer geartete <strong>Schule</strong> unterhielten. Bis 1650 erhöhte sich die<br />
Anzahl unwesentlich auf 65, die aber immer wieder aus den verschiedensten Gründen den<br />
Schulbetrieb einstellten. Mal stand keine Lehrperson zur Verfügung, ein anderes Mal war<br />
kein Schulraum vorhanden. 1 <strong>Die</strong> Mehrzahl der frühen <strong>Schule</strong>n, so auch die Turmschule in<br />
Dülmen, bereitete vor allem auf geistliche Berufe oder auf einen <strong>Die</strong>nst in der öffentlichen<br />
oder kirchlichen Verwaltung vor.<br />
<strong>Die</strong>se Situation änderte sich erst, als Christoph Bernhard von Galen 1651 im Alter<br />
von 44 Jahren zum Bischof von Münster geweiht wurde. Er hatte zuvor in der Zeit des
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 7<br />
Dreißigjährigen Krieges verschiedene Positionen im kirchlichen und im politischen <strong>Die</strong>nst<br />
bekleidet.<br />
Neben der Förderung von Wallfahrten und der Reform der kirchlichen sowie priesterlichen<br />
Strukturen, gilt er auch als Begründer eines dauerhaft verordneten Schulwesens<br />
im Münsterland. Denn in den 28 Jahren seiner Regierungszeit erreichte er, dass nicht<br />
nur in den Kirchdörfern, sondern auch in den abgelegenen weitläufigen Bauernschaften<br />
des Münsterlandes das niedere Schulwesen aufblühte. In diesen <strong>Schule</strong>n erwarb man<br />
Kenntnisse im Lesen, Schreiben und, sofern der Lehrer dazu vorgebildet und in der Lage<br />
war, im Rechnen. Vor allem aber musste der Katechismus auswendig gelernt werden.<br />
Der Fürstbischof setzte sich nachdrücklich für dieses Schulwesen ein, unterstützte die<br />
einzelnen <strong>Schule</strong>n häufig bei räumlichen, finanziellen und personellen Problemen und<br />
setzte Schulunterricht manchmal auch gegen örtliche Widerstände durch. Seine Schul- und<br />
Kirchenordnung, im Jahre 1675 erlassen, wurde von seinen Nachfolgern in leicht veränderter<br />
Form beibehalten und hatte mehr als 100 Jahre Gültigkeit. Das niedere Schulwesen<br />
unterschied sich sehr vom sogenannten höheren Schulwesen, dass schon früher existierte,<br />
hier aber nicht Gegenstand der Beschreibung sein sollte.<br />
Von Galen bemühte sich nach der Reformation und den Wirren des Dreißigjährigen<br />
Krieges sehr um eine Erneuerung des katholischen Glaubens im Sinne des Trienter Konzils<br />
und ordnete in den Jahren 1654 – 1662 halbjährliche Synoden und Bistumsvisitationen<br />
an, die er selbst durchführte. Sein Nachfolger Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg<br />
(1678 – 1683) setzte das Reformwerk sinnvoll fort. 2<br />
Um die begonnene Schulreform weiter voran zu treiben, beauftragte der Münsterische<br />
Minister Franz von Fürstenberg den Kaplan von Everswinkel, Bernhard Heinrich Overberg,<br />
1783 mit der Weiterführung der Bildungsreform hinsichtlich der Lehrerausbildung und des<br />
Volksschulwesens. In die Zukunft weisend war seine „Allgemeine Schulordnung“ vom<br />
3. September 1801. 3<br />
Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen ordnet Schulunterricht in<br />
Hausdülmen an<br />
Auch für Hausdülmen geht der Beginn des regelmäßigen Schulunterrichts nach allen<br />
Quellen, die man dazu heranziehen kann, auf den unmittelbaren Einfluss des Fürstbischofs<br />
Christoph Bernhard von Galen zurück. So wies dieser mit Schreiben vom 18. März 1675 4<br />
den damaligen Amtsrentmeister zu Dülmen an, am Amtshaus Haus Dülmen, aus dem die<br />
Fürstbischöfliche Verwaltung bereits 1657 wegen des sehr schlechten baulichen Zustandes<br />
nach Dülmen umgezogen war, Zimmer herrichten zu lassen, um diese als <strong>Schule</strong> und
8 Ludger David<br />
als Wohnung nehmen für einen Schulmeister nutzen zu können. <strong>Die</strong> Kosten für diesen<br />
„Umbau“ seien eigens zu ermitteln.<br />
Von Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen unterzeichneter Auftrag vom<br />
18. März 1675 zur Errichtung eines Schulraumes und einer Schulmeisterwohnung<br />
im Amtshaus<br />
In diesem Schreiben heißt es:<br />
„Ihre hochfurstl. gnaden zu münster Und Corveÿ Unser gnadigster Herr befehlen<br />
dero substituirten Rentmeister Zu Dülmen Ferdinendten [ . . . ] hirdurch gnadigst<br />
daß Er die ahn besagtes Ambthauß für diesen angebauete Zimmer, der gestalt negst<br />
berechnung, der Kosten aptieren laßen solle, damit die selbe Zur <strong>Schule</strong>n, Und<br />
dessen Schulmeisters wohnung gebrauchet werden konne, Urkundt sendt hierhens
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 9<br />
Und secretz, Sigl. St. Ludgerscharg den 18 martÿ 1675<br />
Christoph Bernhardt [ . . . ] 5<br />
<strong>Die</strong> Anweisung von Galens wurde umgesetzt und der Schulbetrieb aufgenommen.<br />
Unterricht hat vermutlich wohl nur für wenige Jahre in Hausdülmen stattgefunden,<br />
denn schon am 26. November 1681 6 berichtet die Hofkammer über eine Klage, dass<br />
die am Amtshaus gebaute <strong>Schule</strong> zwar zunächst benutzt worden sei, aber inzwischen<br />
vom fürstlichen Jäger Bernd Embting als Viehstall genutzt werde. Man verlangte, den<br />
Stall umgehend in den früheren Zustand zu versetzen, damit darin wieder <strong>Schule</strong> zur<br />
besseren Erziehung der Jugend stattfinden könne, und Jäger Empting zu befragen, warum<br />
und auf wessen Geheiß er diese Umnutzung vorgenommen habe. Offensichtlich hat der<br />
Rentmeister diese Anweisung nicht ausgeführt, denn 10 Monate später am 26. September<br />
1682 7 kommt abermals die Aufforderung an den Rentmeister zu Dülmen, den „Jäger<br />
Berndt Embting zu verhören“, warum er die <strong>Schule</strong> zu „Dullman zu Viehestall“ genutzt<br />
habe und der ausdrückliche Befehl, „den Platz zur <strong>Schule</strong> wiederumb einrichten“ zu lassen.<br />
Der Rentmeister äußerte sich erst am 12. Dezember 1682 8 zur Vernehmung des Hofjägers<br />
und berichtete sinngemäß, als er seinen Jäger wegen der Umnutzung der <strong>Schule</strong> zum<br />
Viehstall zur Rede habe stellen wollen, habe er erfahren, dass dieser zur Hochfürstlichen<br />
Jagd zum Hümmling befohlen und somit nicht anwesend war. Er verhörte aus diesem<br />
Grunde seine Frau. Sie berichtete, dass ihrem Mann seinerzeit ein benötigter Stall für<br />
das Unterstellen seines Viehes vom inzwischen verstorbenen Fürstbischof (Christoph<br />
Bernhard von Galen, gest. 1678) zwar versprochen, aber wegen dessen Ableben nicht<br />
mehr erstellt worden sei. Sie hätten sich den besagten Platz auf Geheiß angeeignet und<br />
benutzt, da vor der <strong>Schule</strong> noch ein passender Platz gewesen sei. Man sei auf Grund des<br />
erteilten Befehles bereit, den besagten Platz wieder abzugeben und in den vorherigen<br />
Stand zu versetzen. Mit Schreiben vom 22. Dezember 1687 9 an die Hofkammer wird<br />
berichtet, man habe zwar in der Vergangenheit „aufm Ambthaus Dülman“ eine <strong>Schule</strong> und<br />
dabei für den Schulmeister eine Wohnung errichten lassen. Der Schulmeister habe aber<br />
vor einiger Zeit den Ort verlassen, da er sich an anderer Stelle habe verbessern können.<br />
Da aber kein Nachfolger gekommen sei, habe Jäger Embting seine „Kuhbiester“ darin<br />
eingestallt, wodurch sie merklich zerstört worden sei. Ein neuer Schulmeister könne nicht<br />
eingewiesen werden, und Jäger Empting sei trotz mehrfacher Aufforderung, die <strong>Schule</strong><br />
und die dazugehörige Wohnung freizugeben, bisher nicht dazu bereit, da ja doch für einige<br />
Zeit „keine <strong>Schule</strong> gehalten“ werden könne. Aus diesem Grunde wurde noch einmal darum<br />
gebeten, besagtem Jäger Embting zu befehlen, die in Frage stehende <strong>Schule</strong> mitsamt der<br />
Wohnung wieder abzutreten und den angerichteten Schaden zu ersetzen.
10 Ludger David<br />
Offensichtlich war eine Beschulung der Kinder zu dieser Zeit von Seiten des Fürstbistums<br />
zwar erwünscht, aber eine kontinuierliche Unterrichtung der Kinder war wohl nicht<br />
durchgehend gewährleistet. Sofern sich ein Schulmeister bereit fand, zu den gebotenen<br />
Bedingungen zu unterrichten, fand „<strong>Schule</strong>“ statt. Konnte er sich jedoch wirtschaftlich<br />
verbessern, so gab er seine Stelle auf, verließ den Ort und die Kinder wurden nicht mehr<br />
unterrichtet. <strong>Die</strong>ser Zustand konnte durchaus auch mehrere Jahre dauern, wie dieses<br />
genannte Beispiel zeigt.<br />
Schaffung von Schulraum im alten Amtshaus<br />
Aus der im Jahre 1675 erfolgten Anweisung des Fürstbischofs von Galen, im ehemaligen<br />
Amtshaus einen Schulraum zur Unterrichtung sowie eine Wohnung für einen Schulmeister<br />
einzurichten und die Kosten hierzu eigens zu ermitteln, kann man den Schluss ziehen,<br />
dass die dafür anfallenden Baukosten von der Hofkammer übernommen worden sind. Da<br />
die Baumaßnahmen am alten Amtshaus durchgeführt wurden, das sich zu damaliger Zeit<br />
weiterhin im Eigentum und auf dem Grund und Boden des Fürstbistums befand, kann man<br />
des weiteren schließen, dass der Fürstbischof damit auch das entsprechende Grundstück<br />
zur Verfügung stellte. Doch in welchem Zustand das alte Amtsgebäude zu dieser Zeit<br />
war, kann man ahnen, wenn Amtsjäger Berndt Empting oder auch als Berndt Embtinck<br />
bezeichnet, Schütze des Amtes Dülmen, der ebenfalls in diesem Gebäude wohnte, sich am<br />
10. Juni 1704 10 beim damaligen Kurfürsten über den schlechten Zustand seiner Wohnung<br />
äußert. Er weist einleitend darauf hin, dass man ihm schon bei seiner Anstellung freie<br />
Wohnung zugesagt habe, die er bisher auf dem Amtshause gehabt habe und das er auch zur<br />
Zeit noch dort wohne. Offensichtlich wohnten er bzw. seine Vorgänger schon Jahrzehnte<br />
dort, denn er erwähnt, dass er dem Fürstbischof wie auch dessen Vorgängern lange Jahre<br />
treu gedient habe. Zur eigentlichen Sache kommend, betont er, dass es doch auch dem<br />
Fürsten nicht unbekannt sei, dass das Amtshaus zum Teil verfallen sei und täglich mehr<br />
verfalle. Der jüngste Sturm habe das Dach so beschädigt und die Dachziegel vom Dach<br />
geweht, dass er „fast unterm blauen Himmel liegen müsse“, und es sei zu befürchten, dass<br />
das Amtshaus nicht wieder repariert werden könne, sondern abgerissen werden müsse.<br />
So trägt der Amtsjäger seiner „Ew. Hochfürstl. Gnaden“ untertänigst die Bitte vor, er<br />
möge doch anordnen, ihm aus den „teils abgefallenen, teils abzunehmenden Materialien<br />
des Amtshauses ein kleines Häußgen zu meiner Beschützung“ aufzubauen, für das beim<br />
Amtshaus noch wohl genügend Platz vorhanden sei.<br />
Es muss aber in den folgenden Jahren hinsichtlich des Amtshauses wohl keine wesentlichen<br />
Veränderungen gegeben haben, denn am 12. Oktober 1745 11 , also 41 Jahre später
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 11<br />
schreibt Rentmeister Mersmann an seinen Vorgesetzten, auf Grund seines gnädigsten Befehles<br />
habe er unter Hinzuziehung eines Zimmer- und eines Mauermeisters das Amtshaus<br />
in Augenschein genommen und festgestellt, dass die ganze Wohnung des Amtsjägers<br />
„in einen sehr schlechten Stande gesetzet seye“, wie die verfertigten Berichte der beiden<br />
Meister zeigten. <strong>Die</strong> Balken an einer Seite seien zum größten Teil verfault, die Türen am<br />
Hause wie auch die steinernen Einfassungen, woran sie geheftet wären, ganz zerfallen und<br />
ausgerissen, eine schadhafte Mauer könne noch repariert werden. Wenn „Kurfürstliche<br />
Gnaden“ zur Reparatur dieser Wohnung ungefähr drei Eichbäume anweisen lasse, so<br />
glaubten sie, das Haus für ungefähr 28 rtl (Reichstaler) wieder in einen bewohnbaren<br />
Zustand versetzen zu können.<br />
Auch in den folgenden Jahren ist am Amtshaus Dülmen offensichtlich keine nennenswerte<br />
Reparatur durchgeführt worden, denn am 2. Mai 1768 12 meldet Amtsrentmeister<br />
van Coeverden der Hofkammer, dass das alte Amtshaus Dülmen, das vom Amtsjäger<br />
bewohnt werde, „in äußerst verfallenen Umbständen sich befinde“. Der Keller sei bereits<br />
eingestürzt und das ganze Haus drohe einzustürzen. Da es aber schade sei, wenn die im<br />
Haus vorhandenen Stein- und Holzmaterialien beim Einsturz in Trümmer fallen würden,<br />
von dem noch einiges nützlich verwendet und der Rest verkauft werden könnte, so sei er<br />
als Rentmeister der Meinung, das Haus abzubrechen und die verwendbaren Materialien<br />
herauszusuchen, um daraus für den Amtsjäger, der ja eine Wohnung behalten müsse, ein<br />
kleines Haus von fünf „Gebundt“ errichten zu lassen. Das übrige Stein- und Holzwerk<br />
könne zur Bestreitung der Baukosten des Hauses verkauft werden, sodass sie daraus zum<br />
größten Teil gedeckt wären. Er bitte daher um nähere Anweisung. Doch auch in den<br />
folgenden Jahren geschah offensichtlich nichts.<br />
Am 23. April 1782 13 ersucht Obristjägermeister Fr. Böselager die Hochfürstliche<br />
Hofkammer schriftlich, das ehemalige Amtshaus zu Dülmen – in Hausdülmen gelegen –<br />
welches der Amtsjäger bewohne und sehr baufällig sei und worüber der Amtsrentmeister<br />
schon lange Bericht erstattet habe, in wohnbaren Stand zu setzen und dazu die nötigen<br />
Befehle ergehen zu lassen.<br />
Am 24. September 1782 erfolgte endlich der Auftrag, die Reparaturen am Amtshaus<br />
durchzuführen. In diesem und dem folgenden Jahr werden Handwerksmeister beauftragt,<br />
die notwendigen Arbeiten vorzubereiten. Da der Schriftwechsel unvollständig ist, kann<br />
man nur daraus schließen, dass zu damaliger Zeit Reparaturen nur dann erfolgten, wenn<br />
sie unumgänglich waren. Ob es bei der geplanten Reparatur des Amtshauses nur um die<br />
Wohnung des Amtsjägers oder gleichzeitig auch um die Reparatur des Klassenzimmers<br />
und der Lehrerwohnung ging, ist aus dem Schriftwechsel nicht ersichtlich.
12 Ludger David<br />
Neues Schulgebäude um 1800 und sein hygienischer Zustand<br />
Wie lange der errichtete Schulraum im alten Amtshaus – bei seiner zwischenzeitlichen<br />
jahrelangen zweckentfremdenden Nutzung als Viehstall – für seinen zugedachten Zweck<br />
zur Verfügung stand, ist nicht genau festzustellen. Doch muss etwa um 1800 ein neues<br />
Schulgebäude gebaut worden sein, denn in der Schulchronik wird vermerkt, „1797 wird<br />
ein Lehrer Hils angestellt und etwas später, mit vielem Kostenaufwand das Schulhaus<br />
neuerdings gebaut.“ 14 Über dieses Schulgebäude äußerte sich der Kreis-Physikus Dr. Wegener<br />
aus Dülmen am 8. Januar 1823 wie folgt: „<strong>Die</strong> Dorfschule aufm Hausdülmen ist<br />
eine enge, niedere, elende Kammer, mehr einem Stalle als einer <strong>Schule</strong> ähnlich. Sie ist<br />
nur 22 Fuß lang, 9 Fuß breit und 7½ Fuß hoch. Sie wird von 60 Kindern besucht, ist<br />
also ein der Gesundheit durchaus nachteiliges Lokale, zumal wenn man dazu rechnet,<br />
dass der elende Pottofen mit Torf geheizt wird und dass das Rauchrohr aus Mangel eines<br />
Schornsteins nach außen geht, wodurch, wenn bei herrschendem Ostwinde derselbe in der<br />
äußeren Öffnung stößt, das Schulzimmer mit dem erstickendesten Torfqualme angefüllt<br />
wird. <strong>Die</strong> Fenster sind nur Löcher.“ 15 Legt man das zu damaliger Zeit übliche preußische<br />
Maß zugrunde und rechnet es auf das metrische System um (1 preußischer Fuß entspricht<br />
0,31385 Meter 16 ), so war der Schulraum circa 6,90 Meter lang, 2,82 Meter breit und<br />
2,35 Meter hoch. Den 60 Schulkindern standen zu damaliger Zeit gerade einmal 19,46<br />
Quadratmeter Grundfläche zur Verfügung. In der Folgezeit vorgenommene kleine bauliche<br />
Veränderungen konnten die Missstände nur mildern. 17<br />
Unvorstellbar, dass diese Zustände noch weitere 50 Jahre andauerten, bis in die <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />
wieder Bewegung kam.<br />
Neues Schulgebäude im Jahre 1875<br />
Im Jahre 1872/73 tauschte die Gemeinde Hausdülmen mit dem Herzog von Croÿ einen<br />
Teil des der <strong>Schule</strong> benachbarten Amtshausgartens gegen Liegenschaften außerhalb des<br />
Dorfes, um auf dem Teilgrundstück des ehemaligen Amtshausgartens einen Spielplatz<br />
und eine neue, einklassige <strong>Schule</strong> mit einer Wohnung für den einzigen Lehrer am Orte<br />
zu bauen, die dann 1875 bezogen werden konnte. 18 Für den Schulraum sind eine Länge<br />
von 8,38 Meter und eine Breite von 7,25 Meter angegeben. Zur <strong>Schule</strong> rechneten auch der<br />
Flur, eine Kohlenkammer und zwei Aborte.<br />
Zur Lehrerwohnung gehörten 4 Zimmer, 1 Küche, 1 Spülküche, eine Tenne mit zwei<br />
zugehörigen Stallräumen sowie ein Abort. 19 Bemerkenswert, aber auf dem Lande durchaus<br />
üblich ist die Tatsache, dass zur Wohnung unseres Dorfschullehrers auch eine Tenne und<br />
Stallungen gehörten, durch die der Stelleninhaber in die Lage versetzt wurde, in gewissem
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 13<br />
Grundriss für den Neubau eines einklassigen Schulgebäudes mit Lehrerdienstwohnung einschließlich<br />
zugehöriger Tenne und Stallung<br />
Umfange Landwirtschaft betreiben zu können, um sich so mindestens teilweise selber<br />
mit den Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Zu diesem Zwecke gehörten um diese Zeit<br />
zur hiesigen Lehrerstelle einige landwirtschaftliche Grundstücke, die als Garten, Acker,<br />
Wiese oder Heidegrund genutzt wurden. Da der jeweilige Lehrer neben seiner eigentlichen<br />
Tätigkeit seit langer Zeit auch das hiesige Küsteramt versah, standen ihm gleichzeitig<br />
auch die der jeweiligen Küsterstelle zugeordneten Grundstücke zur Nutznießung zu. 20 So<br />
war das Grundstück des heutigen Feuerwehrhauses noch nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
Gartenland und stand dem Leiter der hiesigen <strong>Schule</strong> zur Nutzung zu.<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung der Schülerzahlen an der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule<br />
Aufzeichnungen der Gesamtschülerzahl der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule liegen ab 1891<br />
bis zum Übergang in das neue Schulgebäude am jetzigen Standort im Jahre 1961 fast<br />
lückenlos vor. <strong>Die</strong> Schülerzahlen wurden jeweils an einem bestimmten Stichtag ermittelt.<br />
Große Sprünge innerhalb dieser Zahlen können durch Umschulungen, Aufnahme von<br />
Flüchtlingskindern und evakuierten Kindern und ähnliche Ereignisse entstanden sein. Für<br />
die Jahre 1941 bis 1943 liegen aus nicht erkennbaren Gründen keine Aufzeichnungen vor.
14 Ludger David<br />
Auch ist hierbei zu beachten, dass der Einzugsbereich der <strong>Schule</strong> sich durch Abschulungen<br />
und Aufnahme von Gastschülern im Laufe der Zeit wiederholt veränderte. Undenkbar<br />
für heutige Verhältnisse ist die hohe Schülerzahl, die sich bis 1909 einen Klassenraum<br />
und ab 1909 bis zum Jahre 1954 zwei Klassenräume teilen mussten, wenn auch zeitweise<br />
wochenweise im Wechsel am Vormittag oder am Nachmittag unterrichtet werden musste.<br />
<strong>Die</strong> Gesamtschülerzahl betrug in den folgenden Jahren: 21<br />
1891 74 1909 116 1927 101 1945 119<br />
1892 84 1910 120 1928 99 1946 171<br />
1893 92 1911 119 1929 113 1947 164<br />
1894 84 1912 125 1930 128 1948 156<br />
1895 78 1913 123 1931 143 1949 173<br />
1896 80 1914 118 1932 142 1950 157<br />
1897 76 1915 131 1933 163 1951 152<br />
1898 78 1916 127 1934 177 1952 125<br />
1899 75 1917 149 1935 177 1953 126<br />
1900 86 1918 135 1936 178 1954 110<br />
1901 95 1919 118 1937 179 1955 113<br />
1902 98 1920 118 1938 175 1956 121<br />
1903 103 1921 120 1939 177 1957 123<br />
1904 104 1922 116 1940 168 1958 123<br />
1905 107 1923 111 1941 ? 1959 140<br />
1906 114 1924 103 1942 ? 1960 145<br />
1907 113 1925 95 1943 ? 1961 148<br />
1908 115 1926 94 1944 118 1962 155<br />
Steigende Schülerzahlen erzwingen Erweiterung der <strong>Schule</strong><br />
Da die Schülerzahlen jedoch in den Jahren 1891 bis 1906 weiter stiegen, wie die vorhergehende<br />
Schülerzahlentwicklung zeigt, reichte der einklassige Schulraum schon bald<br />
nicht mehr aus, sodass man in den Folgejahren verschiedene Möglichkeiten untersuchte,<br />
die hiesige <strong>Schule</strong> zu entlasten. Das Schuljahr 1907 begann mit 113 Schülern. In einer<br />
gemeinsamen Sitzung der Gemeindevertretungen von Hausdülmen als damals noch selbständiger<br />
Gemeinde und der Gemeinde Kirchspiel Dülmen unter Leitung des Landrats<br />
erklärte sich die Gemeinde Kirchspiel Dülmen zum Bau einer neuen <strong>Schule</strong> im Dernekamp<br />
bereit, zu der von Hausdülmen etwa 25 – 30 Schüler abgeschult werden könnten. <strong>Die</strong>sem
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 15<br />
Vorschlag wurde jedoch nicht entsprochen, weil die betroffenen Eltern einen Verbleib<br />
ihrer Kinder in Hausdülmen wünschten. So entschloss man sich, in Hausdülmen eine neue<br />
<strong>Schule</strong> zu bauen und suchte zunächst nach einem geeigneten Bauplatz im Dorf. Es wurden<br />
nach einem Aufruf nur zwei Grundstücke zu weit überhöhten Preisen angeboten – der<br />
geforderte Preis in einem Falle betrug je Morgen 18.000 Mark, ein anderer Bauplatz mit<br />
einem alten, aufstehenden Haus sollte „nur“ 9.000 Mark kosten, wo der bisher gezahlte<br />
Durchschnittspreis pro Morgen 500 – 600 Mark betrug – sodass der Schulvorstand des<br />
Gesamtschulverbandes beschloss, den Grundstücksangeboten nicht näher zu treten und das<br />
derzeitige Schulgebäude um ein weiteres Klassenzimmer und eine zweite Lehrerwohnung<br />
aufzustocken. 22<br />
Grundriss zur Aufstockung des Schulgebäudes um einen zweiten Klassenraum und weitere<br />
zwei Lehrerwohnungen aus dem Jahre 1909
16 Ludger David<br />
Aufstockung des Schulgebäudes von 1875<br />
Nach dem Schulunterhaltungsgesetz von 1908 gründeten die Gemeinden Hausdülmen<br />
und Kirchspiel Haltern alsbald einen Gesamtschulverband, in dessen Schulvorstand fortan<br />
neben den Vertretern Hausdülmens auch zwei Vertreter des Kirchspiels Haltern mitwirkten.<br />
Zweiklassiges Schulgebäude nach der Erweiterung im Jahre 1909 um einen Klassenraum und zwei<br />
weitere Lehrerwohnungen<br />
Der Zweck dieses Gremiums bestand insbesondere darin, den Kindern von Hausdülmen<br />
und des unmittelbar angrenzenden sogenannten „Sythener Endes“ in der Gemeinde<br />
Kirchspiel Haltern ausreichenden Schulraum zu schaffen sowie die finanziellen Mittel für<br />
den Schulunterricht zur Verfügung zu stellen. <strong>Die</strong>ser Gesamtschulverband beschloss den<br />
Umbau (Aufstockung) des bestehenden Schulgebäudes und die genannten Gemeinden
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 17<br />
finanzierten ihn. Nach dem Beginn der Teilabbrucharbeiten konnte bereits nach wenigen<br />
Monaten Bauzeit am 18. Oktober 1909 im Gebäude in beiden Klassen wieder unterrichtet<br />
werden. 23 Eine zusätzlich eingestellte Lehrkraft unterstützte den bisherigen Lehrer und<br />
beide teilten sich fortan den Unterricht in den zwei Klassen.<br />
Bau eines dritten Klassenraumes<br />
Auch dieser Zustand währte nicht lange, wuchs doch die Einwohnerzahl und mit ihr die<br />
Zahl der Kinder ständig an, da es mit den umliegenden Industriebetrieben auch Arbeit vor<br />
Ort gab. Der steigenden Schülerzahl versuchte man durch Schichtunterricht zu begegnen.<br />
Aber auch dadurch konnten in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts die zeitweise<br />
bis zu 180 Kinder bei Klassenstärken von jeweils durchschnittlich um 60 Kinder in einem<br />
zweiklassigen Schulgebäude kaum optimal unterrichtet werden. Inzwischen war seit<br />
1932 eine 3. Lehrerstelle eingerichtet. Unterricht musste wegen eines fehlenden dritten<br />
Klassenraumes jedoch weiterhin als Schichtunterricht erteilt werden. <strong>Die</strong> Einrichtung einer<br />
vierten Klasse 1949 senkte zwar in den Folgejahren die Anzahl der Kinder pro Klasse,<br />
hatte aber den Nachteil, dass eine Klasse zur sogenannten Durchziehklasse wurde und<br />
gemeinsam von den vorhandenen drei Lehrpersonen unterrichtet wurde.<br />
So stellte man seitens der Gemeinde 1954 schließlich ein drittes Klassenzimmer<br />
als Anbau an das bestehende Schulgebäude in den Maßen 9,37 × 6,02 Meter auf dem<br />
Burgplatz her. 24 Das dort stehende kleine Feuerwehrhaus (Spritzenhaus) wurde abgerissen<br />
und durch ein neues Feuerwehrgerätehaus am jetzigen Standort an der Borkenbergestraße<br />
ersetzt. <strong>Die</strong> Erstellung des neuen dritten Klassenraumes begann nach der Erteilung der<br />
Baugenehmigung Nr. 42/AD vom 27. September 1954 mit dem ersten Spatenstich am<br />
15. November 1954 und war bereits im Juni 1955 fertiggestellt und wurde fortan benutzt.<br />
In dem Klassenzimmer-Anbau war auch ein Lehrerzimmer untergebracht. Obwohl für den<br />
neuen Klassenraum wie in den übrigen zwei Klassenzimmern ein Kachelofen vorgesehen<br />
war, entschloss die Gemeinde sich, im Zuge dieser Baumaßnahme in allen Klassenzimmern<br />
und Nebenräumen eine Zentralheizung einbauen zu lassen. Da der neue Anbau bis auf 0,50<br />
Meter an die Grundstücksgrenze des Nachbargrundstückes heranreichte, benötigte man<br />
zur Baugenehmigung eine Einverständniserklärung des angrenzenden Nachbarn, die aber<br />
erteilt wurde. 25 <strong>Die</strong> mit gleichem Bauschein genehmigten neuen Toilettenanlagen wurden<br />
offensichtlich nicht mehr gebaut, denn nach nur wenigen Jahren gab man diese dreiklassige<br />
<strong>Schule</strong> aus verschiedenen Gründen auf und baute an der heutigen Mauritiusstraße 1959/61<br />
ein neues vierklassiges Schulgebäude mit den damals der Zeit entsprechenden üblichen<br />
Nebengebäuden und -räumen, das am 30. August 1961 offiziell eingeweiht wurde. 26
18 Ludger David<br />
Grundriss des Anbaus für ein drittes Klassenzimmer an das bestehende Schulgebäude
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 19<br />
<strong>Hausdülmener</strong> Volksschule mit dem 1954/55 errichteten Anbau des dritten Klassenzimmers rechts<br />
hinter dem Schulgebäude, an dessen Stelle vorher das „Spritzenhäuschen“ stand<br />
Der Neubau des jetzigen Schulgebäudes<br />
Ein Neubau eines größeren Schulgebäudes war schon 1950 im Gespräch. <strong>Die</strong> Idee des<br />
Anbaus eines weiteren Klassenraumes wurde im Rat des Kirchspiels Dülmen verworfen.<br />
Bei einer Besichtigung der alten <strong>Schule</strong> mit Regierungsrat von Schönfeld und Regierungsund<br />
Baurat Schmauk im Jahre 1950 sprachen sich auch diese Herren in der Weise aus, dass<br />
nur ein Neubau in Frage komme. „Das Schulgebäude, das 1909 zwecks Schaffung eines<br />
2. Klassenraumes umgebaut wurde, ist von allen Seiten derart eingeengt, dass Platz für<br />
einen angrenzenden Schulhof nicht vorhanden ist, auf dem sich die Schüler ohne Gefahr<br />
bewegen können. <strong>Die</strong> Kinder verbringen ihre Pausen auf der Straße und zwischen den<br />
Häusern auf dem benachbarten Kirchplatz und sind dadurch gefährdet und behindern die<br />
Nachbarn.“ 27 Trotz dieser eindeutigen Willensbekundung kam es 1954/55 zum Anbau<br />
eines dritten Klassenraumes.<br />
Der bereits vor August 1959 gefasste Beschluss zum Neubau eines größeren Schulgebäudes<br />
für Hausdülmen wurde zunächst wegen Verzögerungen von erwarteten Zuschüssen
20 Ludger David<br />
hinaus geschoben. Doch am 13. Mai 1960 stellte die damalige Gemeinde Kirchspiel<br />
Dülmen für Hausdülmen als Teil ihrer Gemeinde den Antrag auf Neubau einer Volksschule<br />
mit im ersten Bauabschnitt vier Klassenräumen, einem Mehrzweckraum, einem<br />
Werkraum, einem Gymnastikraum und den dazu gehörigen Nebenräumen. Der Bauentwurf<br />
sah hierzu einen zweigeschossigen, nur teilweise unterkellerten Baukörper, eine<br />
eingeschossige offene Pausenhalle, Duschen und Toiletten für Mädchen und Jungen sowie<br />
den Gymnastikraum mit Umkleideräumen vor. In dem eingeschossigen Nebenbau, durch<br />
eine offene Pausenhalle mit dem Schulgebäude verbunden, waren der Gymnastikraum<br />
mit Umkleideräumen, Toiletten und Duschen für Mädchen und Jungen untergebracht.<br />
Umkleideräume, Toiletten und Duschen sollten nach dem Wunsch des Antragstellers so<br />
groß gebaut werden, dass sie für eine achtklassige <strong>Schule</strong> ausreichen sollten.<br />
Das neue Schulgebäude an der Mauritiusstraße, in Betrieb genommen zum Schuljahr 1961/62<br />
Als Heizsystem war eine Warmwasserheizung mit Heizölbefeuerung vorgesehen, die<br />
jederzeit auf Koks umgestellt werden konnte. <strong>Die</strong> Abwässer sollten nach der Planung in<br />
eine Klärgrube geleitet werden, dessen Überlauf in den vorhandenen Vorfluter einmündete.
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 21<br />
<strong>Die</strong> Genehmigung dieses Bauprojektes auf dem Gemeindegrundstück der Gemarkung<br />
Dülmen-Kirchspiel, Flur 28, Parzelle 28 wurde am 23. August 1960 erteilt 28 , sodass ein<br />
Jahr später am 31. August 1961 die <strong>Schule</strong> eingesegnet und ihrer Bestimmung übergeben<br />
werden konnte. 29 <strong>Die</strong> Kinder zweier Jahrgänge bildeten jeweils eine Klasse, sodass damit<br />
die vier neuen Klassenräume belegt waren.<br />
Mit Beginn des Schuljahres 1961/62 veränderte sich auch das Lehrerkollegium. Während<br />
Erich <strong>Schule</strong>nkorf, der seit 1960 die <strong>Schule</strong> leitete, und Frau Dubiel bereits im alten<br />
Gebäude auf dem Burgplatz unterrichtet hatten und in das neue Gebäude wechselten, stießen<br />
mit dem neuen Schuljahr im neuen Gebäude Roland Kollmann und Helga Primas als<br />
junge Kollegen dazu, sodass alle Klassen nach dem Klassenlehrerprinzip geführt werden<br />
konnten.<br />
Den Zuschlag zur Errichtung der Gebäude des ersten Bauabschnittes erhielt die heute<br />
unter dem Firmennamen „B. Lütkenhaus GmbH, Beton & Fertigteilwerk“ bekannte Firma<br />
aus Börnste, die zu dieser Zeit auch noch als Bauunternehmung tätig war. Wie mir von<br />
Seiten dieser Firma mitgeteilt wurde, mussten wegen der schlechten Bodenverhältnisse<br />
(Fließsand) und des hohen Grundwasserstandes erstmalig im <strong>Dülmener</strong> Raum zunächst<br />
Grundwasserabsenkungen durchgeführt werden, bevor mit dem Bau begonnen werden<br />
konnte. 30<br />
Erweiterung der Gymnastikhalle<br />
<strong>Die</strong> Gymnastikhalle Hausdülmen war von der Größe her mit 8,00 × 12,00 Meter knapp<br />
dimensioniert, zumal auch bald der Sportverein Hausdülmen sich bemühte, sie an den<br />
Nachmittagen für ihre Kindergruppen und in den Abendstunden für ihre erwachsenen<br />
Sportler zu nutzen. Deshalb kam bald der Wunsch auf, die Halle zu erweitern. Der Kreis<br />
Coesfeld genehmigte den diesbezüglichen Bauantrag vom 31. Oktober 1974 auf Erweiterung<br />
der Gymnastikhalle der Gemeinde Kirchspiel Dülmen mit Bauschein Nr. 1073/74<br />
am 30. Dezember 1974, genau zwei Tage vor der kommunalen Zusammenlegung der<br />
beantragenden Gemeinde mit der Stadt Dülmen. Der Kreis Coesfeld genehmigte die beantragte<br />
Erweiterung der vorhandenen Gymnastikhalle mit der damaligen Grundfläche von<br />
8,00 × 12,00 Meter um weitere zwei Achsen auf 8,00 × 20,00 Meter und einen zusätzlich<br />
beantragten Geräteraum von 3,76 × 7,63 Meter. Mit dem Schlussabnahmeschein vom<br />
21. Juni 1976 war diese Maßnahme schließlich beendet und abgeschlossen. Vorgebrachte<br />
Bedenken, dass durch die Erweiterung der Gymnastikhalle eine zusätzlich gewünschte<br />
größere Turnhalle in Hausdülmen verhindert oder mindestens verzögert werde, kamen<br />
nicht zum Tragen, da die bei der inzwischen durch die kommunale Neuordnung um die
22 Ludger David<br />
Ortsteile größer gewordene Stadt Dülmen alle Ortsteile gleich behandelt wissen wollte.<br />
So erhielt auch Hausdülmen wenige Jahre später seine Turnhalle, wenn auch als letzter<br />
Ortsteil der Stadt. 31<br />
<strong>Die</strong> heute für die Übermittagsbetreuung genutzte ehemalige Gymnastikhalle<br />
Umbau der bestehenden Gymnastikhalle zu Klassenräumen<br />
Bei der Planung des neuen Schulkomplexes Ende der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />
hatte man weitsichtig eine <strong>Schule</strong> mit insgesamt acht Klassen vorgesehen und im ersten<br />
Bauabschnitt in den Jahren 1960/61 zunächst vier Klassen samt dazugehörigen Nebenräumen<br />
erstellt. Doch durch die Änderung des Schulsystems, die Trennung in Grund- und<br />
Hauptschule, Zunahme der Besiedlung des Dorfes, verbunden mit einer starken Zunahme<br />
der Schüler sowie durch die Verschiebung der Schulgrenzen der <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule<br />
in den Bereich des südlichen Stadtgebietes hinein veränderte sich die Schülerzahl<br />
so, dass eine Erweiterung unumgänglich wurde. Deshalb stellte die Stadt Dülmen nach<br />
der Eingemeindung Hausdülmens infolge der kommunalen Neuordnung als Bauherr am<br />
17. Juli 1981 den Antrag auf Umbau der Gymnastikhalle in zwei Klassenräume. <strong>Die</strong>
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 23<br />
Baugenehmigung zu diesem Umbau wurde mit Bauschein Nr. 385/81 am 19. Januar 1982<br />
erteilt, und bereits am 11. März 1982 wurde diese Baumaßnahme mit dem entsprechenden<br />
Schlussabnahmeschein abgeschlossen.<br />
Neubau einer Einfachturnhalle an der Grundschule Hausdülmen<br />
Mit dem Umbau der Gymnastikhalle hatte die <strong>Schule</strong> zwar zwei zusätzlich dringend<br />
benötigte Klassenräume erhalten. Dafür entfiel aber die Möglichkeit, durchgehend zu jeder<br />
Jahreszeit – auch bei schlechter Witterung – innerhalb einer Halle vor Ort den Sportunterricht<br />
durchzuführen. So entschloss man sich in relativ kurzer Zeit, für die Grundschule eine<br />
Einfach-Turnhalle in Hausdülmen, Mauritiusstraße 7, auf dem Schulgelände in der Flur 86<br />
auf den Flurstücken 501, 502, 503 und 308 zu errichten. Der Bauantrag vom 17. Mai 1983<br />
wurde bereits mit Bauschein Nr. 317/83 vom 20. Juli 1983 genehmigt, sodass umgehend<br />
mit der Umsetzung dieses Bauvorhabens begonnen werden konnte. <strong>Die</strong> Schlussabnahme<br />
erfolgte um den 8. August 1984, und damit konnte die Halle genutzt werden.<br />
Für diesen Neubau war eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplanes<br />
„Borkenbergestraße“ notwendig, mit der eine Überschreitung der Baugrenzen und eine<br />
Dachneigung von 15 Grad zugelassen wird. <strong>Die</strong>se Abweichungen vom bestehenden Bebauungsplan<br />
hatte der Ausschuss für Planung, Hochbau, Grundstücks- und Verkehrswesen<br />
bereits vorausschauend in einer Sitzung am 27. Oktober 1981 beschlossen, und zwar<br />
einstimmig. 32<br />
<strong>Die</strong> Flurstücke 308, 502 und 503 sind in dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan<br />
„Borkenbergestraße“ als WA-Gebiet 33 ausgewiesen. In einem WA-Gebiet sind jedoch auch<br />
Anlagen für sportliche Zwecke ausnahmsweise zulässig.<br />
<strong>Die</strong> Baubeschreibung zum Bauantrag gibt Hallenmaße mit 15,00 × 27,00 Meter plus<br />
der zugehörigen Nebenräume (Geräteräume, Umkleide- und Duschräume usw.) an. 34<br />
Von Anfang an nutzte auch der Sportverein mit seinen verschiedenen Abteilungen<br />
täglich die Halle. Insbesondere der überregional recht erfolgreichen Indiaca-Abteilung<br />
konnten nicht genügend Hallenstunden in eigener Halle zur Verfügung gestellt werden, sodass<br />
ihre Seniorenmannschaften zum Training in Turnhallen der Stadt Dülmen ausweichen<br />
mussten.<br />
Errichtung zusätzlicher Klassenräume im ersten Obergeschoss<br />
<strong>Die</strong> Raumnot der Grundschule zieht sich wie ein roter Faden durch die sechziger, siebziger<br />
und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Um zusätzlichen Klassenraum zu schaffen,
24 Ludger David<br />
Turnhalle an der heutigen Grundschule Hausdülmen, die ab Anfang August 1984 genutzt werden<br />
konnte<br />
stellte die Stadt Dülmen an das zuständige Bauamt am 24. Mai 1984 den Antrag auf Umbau<br />
eines Mehrzweckraumes zum Klassenraum. Mit Bauschein Nr. 386/84 wurde dieses<br />
Bauvorhaben „Umbau und Nutzungsänderung eines Mehrzweckraumes in zwei Klassenräume“<br />
am 26. Juni 1984 genehmigt. Bereits nach weniger als zwei Monaten konnte diese<br />
Baumaßnahme im ersten Obergeschoss mit der Schlussabnahme vom 10. August 1984<br />
abgeschlossen werden. Mit Hilfe einer eingezogenen Leichtbauwand in Holzständerwerk<br />
und mit der Beseitigung einer Zwischenwand wurde der ehemalige große Mehrzweckraum<br />
und der wesentlich kleinere Mehrzweck- und Lehrmittelraum zu zwei unterschiedlich<br />
großen Klassenräumen umgebaut. Damit waren zwar wiederum zwei weitere Klassenräume<br />
mit einer Nutzfläche von zusammen 95,31 Quadratmeter geschaffen. Es fehlten dafür<br />
nun aber je ein Mehrzweck- und ein Lehrmittelraum. 35<br />
Erweiterung der Mauritius-Grundschule um zwei Mehrzweckräume<br />
Der Umbau des Mehrzweckraumes und des Lehrmittelraumes im ersten Obergeschoss<br />
des Hauptgebäudes 1984 zu Klassenzimmern ergab zwar die dringend benötigten zwei<br />
Klassenräume, nahm der <strong>Schule</strong> jedoch den einzigen Mehrzweckraum. So erledigte die<br />
Stadt Dülmen 1987 die notwendigen Vorarbeiten und Voruntersuchungen und stellte am<br />
30. September des gleichen Jahres den Antrag auf Erweiterung der Mauritius-Grundschule<br />
um zwei Mehrzweckräume und einen Arztraum in einem neuen Gebäude des Schulkom-
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 25<br />
plexes auf dem Gelände Mauritiusstraße 5. <strong>Die</strong>ses Bauvorhaben wurde am 23. Februar<br />
1988 mit Bauschein Nr. 517/87 genehmigt. <strong>Die</strong> Rohbauabnahme erfolgte am 4. Juli 1988,<br />
und mit der Schlussabnahme am 18. Januar 1989 war das Gebäude fertig gestellt. Mit dem<br />
Neubau erhielt die <strong>Schule</strong> zusätzlich zwei Mehrzweckräume von jeweils 64 Quadratmeter<br />
und einen Arztraum. 36 Mit dieser Baumaßnahme scheint bis auf weiteres der Raumbedarf<br />
für eine achtklassige <strong>Schule</strong> gedeckt zu sein. Doch weiß man nie, was die Zukunft noch<br />
an Veränderungen für die Schullandschaft bringen wird. Außerdem ist inzwischen an allen<br />
<strong>Schule</strong>n Deutschlands und somit auch in Dülmen infolge des demografischen Wandels<br />
ein deutlicher Rückgang der Schülerzahlen festzustellen, der eventuell noch zu weiteren<br />
Veränderungen führen kann.<br />
Und die Veränderungen in der Schullandschaft kamen schneller als gedacht. Wegen<br />
stetig steigender Anmeldezahlen für die Übermittagsbetreuung musste ein ehemaliger<br />
Klassenraum der alten Gymnastikhalle zur Verfügung gestellt werden. Seit dem Schuljahr<br />
2010/11 belegt die Übermittagsbetreuung auch den zweiten Klassenraum der alten<br />
Gymnastikhalle. Insofern ist durch den Geburtenrückgang bisher keine wirkliche Verbesserung<br />
der räumlichen Situation eingetreten. Aber ohne ihn hätte der Schulträger in<br />
Hausdülmen bauen müssen. Wahrscheinlich gehen Politik und Verwaltung derzeit von<br />
einer mittelfristigen Einzügigkeit der <strong>Schule</strong> aus, sodass frei werdende Klassenräume zu<br />
Mehrzweckräumen umgewidmet werden könnten.<br />
Zum Schuljahr 2012/13 stehen effektiv genau sechs Klassenräume für die derzeitigen<br />
sechs Klassen zur Verfügung. Es fehlen aber weiterhin Mehrzweckraum und vor allen<br />
Dingen kleinere Nebenräume, die für einen heute richtliniengemäßen individualisierten<br />
Unterricht notwendig sind. Leider lässt der Grundriss der <strong>Schule</strong> unkomplizierte und damit<br />
kostengünstige Maßnahmen zur Schaffung von Nebenräumen kaum zu. Auch räumliche<br />
Gestaltungsmaßnahmen (Möblierungen) können keine Abhilfe schaffen, insbesondere<br />
so lange die Klassengrößen bis dreißig Kinder zählen. Das führt dazu, dass die Flure<br />
mittlerweile als zusätzliche Unterrichtsräume mitgenutzt werden, was wiederum der<br />
Brandschau nicht gefällt.<br />
Jedenfalls stimmt die tatsächliche Nutzung der Räume selten mit den ausgewiesenen<br />
Bezeichnungen in den Bauplänen überein. Sie wurde und wird immer der jeweiligen<br />
schulisch erforderlichen Notwendigkeiten angepasst. 37<br />
Umstellung der Feuerungsanlage<br />
Im Laufe der Jahre waren die Preise für Heizmaterial unterschiedlich gestiegen. Um die<br />
Ölheizung zu modernisieren und Kosten einzusparen, stellte die Stadt Dülmen für die
26 Ludger David<br />
Grundschule Hausdülmen den Antrag auf „Änderung der Feuerungsanlage von flüssige<br />
auf gasförmige Brennstoffe mit 226 KW Nennwärmeleistung“, der am 28. September<br />
1981 mit Bauschein Nr. 1041/81 genehmigt und anschließend umgesetzt wurde. 38<br />
Teilerneuerung der Fassade und Erneuerung der Fenster<br />
Als weitere Zukunftsinvestition für die Grundschule beantragte die Stadt Dülmen am<br />
19. April 1983 die Renovierung der Fassaden, indem die oberflächigen Betonabplatzungen<br />
an der Nord-Ost- und Süd-Ostfassade am zweigeschossigen Schulgebäude ausgebessert<br />
werden sollten. <strong>Die</strong>se Maßnahme wurde mit Bauschein Nr. 249/83 vom 9. Mai 1983<br />
genehmigt. Gleichzeitig mit dieser Maßnahme wechselte man aus Energiespargründen<br />
an diesem Gebäude die gesamten Stahlrahmen-Fenster mit Einfach-Verglasung durch<br />
Kunststoff-Fenster mit Isolierverglasung aus. <strong>Die</strong> neuen Fenster erhielten in den Klassen<br />
Dreh-Kipp-Flügel, Oberlichter und feststehende Unterteile und in den Fluren zur Hälfte<br />
feststehende Fensterflügel, die andere Hälfte als Dreh-Kipp-Flügel. <strong>Die</strong> Schlussabnahme<br />
dieser Maßnahme erfolgte am 9. Januar 1984. 39<br />
Verbindung <strong>Schule</strong> und Kirche<br />
<strong>Die</strong> <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> war wahrscheinlich immer eng mit der katholischen Kirche<br />
verbunden. Nachweisbar ist dieses jedoch mindestens seit dem Jahre 1771, als nach einer<br />
Renovierung der <strong>Hausdülmener</strong> Kapelle ein neuer Sitzplan erstellt wurde. Nach dem alten<br />
Plan hatten die Bankreihen auf der Kanzelseite jeweils sechs Plätze, während die kleineren<br />
Bänke der anderen Seite jeweils nur für drei Plätze reichten. Der neue Stellplan der Bänke<br />
sah für die Kanzelseite nur noch jeweils fünf Plätze und für die andere Seite jeweils vier<br />
Sitzplätze vor. In den Erläuterungen dieses Planes heißt es: „<strong>Die</strong> Kinder werden beim Altar<br />
platziert, an einen Platz, daß fast dieselben vor der Kommunionbank sitzen. <strong>Die</strong> Bänke<br />
nahe bei n. j. kommen gleich an des Herrn Erbdroste Stuhl und muß Berges (= damaliger<br />
Lehrer) an Platz j, ein Stühlken eine der rückgewonnenen Plätze wieder haben.“ 40 Da<br />
Lehrer Berges zu damaliger Zeit einziger Lehrer in Hausdülmen war, hatte er als Lehrer/<br />
Schulleiter also einen festen Platz im Gotteshaus inne. Deshalb reichte für ihn und seine<br />
Nachfolger ein Namensschild „<strong>Schule</strong> Hausdülmen“. Ebenso waren die meisten übrigen<br />
Plätze in der Kapelle nach diesem Plan fest vergeben. Für einen Platz hatte der Inhaber<br />
um 1771 jährlich den Betrag von elf Schilling und acht Pfennig zu zahlen. <strong>Die</strong>ser Betrag<br />
musste zweimal jährlich je zur Hälfte gezahlt werden. 41
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 27<br />
Viele Platzinhaber hatten ein kleines<br />
Messingschildchen mit ihrem Namen angefertigt<br />
und dieses auf den Kirchenbänken<br />
befestigt. <strong>Die</strong> „Platzmiete“ war wohl zu<br />
damaliger Zeit fester Bestandteil der Einnahmen<br />
der Kirchengemeinden bzw. des<br />
ansässigen Geistlichen. Ob die halbjährlichen<br />
Zahlungen eventuell mit der Einführung<br />
der Kirchensteuer abgeschafft wurden,<br />
ist nicht bekannt. Da erst nach der<br />
Einweihung der neuen Kirchen im Jahre<br />
1955 die alten Kirchenbänke bald ersetzt<br />
wurden, dürften den älteren Mitbürgern die<br />
„Platzschildchen“ in der früheren Kirche<br />
Namensschild als Sitzplan für die <strong>Hausdülmener</strong><br />
<strong>Schule</strong><br />
noch bekannt sein. Vielleicht erinnern sich manche noch, dass bis in die 40er-Jahren des<br />
vorigen Jahrhunderts manche Familien auf ihre früher angestammten Plätze Wert legten<br />
und diese weiterhin für sich beanspruchten, wenn sie bereits von anderen Kirchenbesuchern<br />
– vor allem von Kindern – besetzt waren.<br />
Seit langer Zeit versahen die Lehrer auch kirchliche <strong>Die</strong>nste. So waren Lehrer Hils<br />
(1797 – 1840) und seine Nachfolger gleichzeitig Küster der Gemeinde, und auch Lehrer<br />
Elsbernd (1902 – 1945) versah neben der <strong>Schule</strong> zunächst das Amt des Organisten und das<br />
Küsteramt in der Gemeinde. Durch Beschluss der Regierung vom 4. April 1930 wurde die<br />
vollständige Trennung der kirchlichen Ämter vom Schulamt ausgesprochen. Während das<br />
Küsteramt damals auf Mauritz Haack überging, versah Josef Elsbernd weiterhin freiwillig<br />
den Organistendienst bis zu seinem Tode. 42<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> erhält einen Turn- und Spielplatz<br />
Zu Beginn des Sommers 1911 – die Knabenklasse zählte zu Beginn dieses Schuljahres 64<br />
Jungen, die Mädchenklasse 63 Schülerinnen – kaufte die Gemeinde vom Ackerer August<br />
Möllers ein ca. zwei Morgen großes Grundstück nahe beim Dorfe an der heutigen Halterner<br />
Straße in der damaligen Gemeinde Sythen (heute Halterner Straße 314 [KFZ-Service-<br />
Center Prenzel, Gebrauchtwagen Verkauf] und Halterner Straße 316 [Bernhard Liesert])<br />
für 1700 Mark und ließ es zu einem Turn- und Spielplatz umwandeln. Ein Zimmermann<br />
errichtete darauf drei mit Klettergerüsten verbundene Reckstangen und stellte zwei Barren<br />
auf, die der Körperertüchtigung dienen sollten.
28 Ludger David<br />
Alter und neuer Sitzplan in der <strong>Hausdülmener</strong> Kapelle von 1771
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 29<br />
Ausschnittsweiser Zahlungsplan nach dem neuen Sitzplan von 1771<br />
Der große Platz konnte außerdem für Ball- und Laufspiele genutzt werden. 43 Nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg wurde auf diesem Platz noch eine Sprunggrube angelegt, sodass<br />
dort alle üblichen Sportarten durchgeführt werden konnten. Der große Nachteil war<br />
jedoch, dass zum Sportunterricht alle benötigten Großgeräte, ob Reckstange, Barren oder<br />
Hochsprungständer von der <strong>Schule</strong> mitgebracht werden mussten, da sie dort im Keller<br />
aufbewahrt wurden. Für Sportwettbewerbe liefen die Schüler die Kurzstrecken auf dem<br />
sogenannten „Sommerweg“ entlang der heutigen L 551, einem groben Schlackenweg, der<br />
für Fußgänger und Radfahrer gebaut und gedacht war.<br />
In den ersten Nachkriegsjahren nutzten die in der näheren Umgebung wohnenden<br />
Kinder, sofern sie denn nicht anderweitig beschäftigt wurden, diesen „Turnplatz“ meist als<br />
Bolzplatz. Erst als in den weiteren Jahren nach dem zweiten Weltkrieg der hiesige Sportverein<br />
einen und später einen weiteren Sportplatz anlegte, die dann bald auch Laufbahnen
30 Ludger David<br />
und Sprunggruben erhielten, zog es die Jungenklasse auf jeden Fall wesentlich mehr<br />
zum Sportplatz, sodass der „Turnplatz“ von Seiten der <strong>Schule</strong> immer mehr ins Abseits<br />
geriet. In den letzten Jahrgängen verstanden die Jungen den Sportunterricht jedoch ganz<br />
überwiegend als Fußballspielen, und das geschah ausgiebig auf dem nahen Sportplatz.<br />
Schulleiter der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />
<strong>Die</strong> in Hausdülmen tätig gewesenen bzw. noch tätigen Lehrpersonen, die gleichzeitig<br />
die <strong>Schule</strong> geführt haben, sind bis auf eine Ausnahme bekannt. Manche wurden den<br />
Umständen entsprechend – auch als einziger Lehrer – nur für eine relativ kurze Zeit mit<br />
der Schulführung betraut, die meisten von ihnen aber standen der <strong>Schule</strong> jahrzehntelang<br />
vor.<br />
Lediglich der erste, von 1675 bis 1685 tätige Lehrer ist vom Namen her nicht bekannt.<br />
Es war der bisherige Küster der Kapelle und nebenbei noch Pförtner, der jeden Tag<br />
den Schlagbaum am Eingang des Dorfes zu öffnen und abends zu schließen hatte. Für<br />
seine Tätigkeiten erhielt er Naturalleistungen und den Nießbrauch einiger dem Amte<br />
des Küsters zugeordneter Grundstücke. Er gab diese Lehrerstelle auf, nachdem ihm das<br />
Amt des „Baumschließers“ genommen und einer anderen Person übertragen wurde. Der<br />
„Baumschließer“ hatte morgens und abends die Schlagbäume am Eingang des Dorfes zu<br />
einer bestimmten Zeit zu öffnen und auch wieder zu verschließen. Man darf unterstellen,<br />
dass die ersten Lehrer weder fachspezifisch noch pädagogisch ausgebildet waren. 44<br />
Vom 1769 angestellten Lehrer Johann Henrich Felling wird berichtet, dass auch er nur<br />
von Michaeli bis Pfingsten insgesamt 25 Kinder aus dem Dorfe in den Fächern Schreiben<br />
und Lesen unterrichtete und dafür monatlich von jedem Kind einen Silbergroschen und<br />
neun Pfennige Schulgeld erhielt. 45 Es waren zunächst überwiegend Schulmeister aus<br />
dem Dorfe, die neben ihrer Arbeit – Weberei und das Betreiben meist kleiner landwirtschaftlicher<br />
Nebenerwerbsbetriebe – die Kinder unterrichteten, so gut sie es eben konnten.<br />
Unterrichtet wurde zunächst nur in den Wintermonaten. Im Sommer gingen die Kinder den<br />
Eltern bei den Arbeiten im Haus und auf den Feldern zur Hand. Von Lehrer Hils, einem<br />
gebürtigen <strong>Hausdülmener</strong> und von 1797 bis 1840 in Hausdülmen tätig, wird berichtet, dass<br />
er ein Wohnhaus und einen Kotten im Dorf besaß und als erster Lehrer eine sechswöchige<br />
Lehrerausbildung durch Overberg erhalten hatte. Sein Nachfolger Lehrer Kück genoss<br />
als erste Lehrkraft in Hausdülmen von 1838 bis 1840 eine vollständige Ausbildung im<br />
Lehrerseminar Langenhorst. Er unterrichtete die Kinder an dieser <strong>Schule</strong> und führte sie<br />
insgesamt 46 Jahre. 46
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 31<br />
Inhaber der 1. Lehrer- bzw. Schulleiterstelle in Hausdülmen 47<br />
1675 – 1685 ?<br />
1685 – 1687 Es stand kein Lehrer zur Verfügung.<br />
1687 – 1733 Heinrich Bernemann, geb. zu Hausdülmen<br />
1733 – 1769 ? Berges, geb. zu Hausdülmen<br />
1769 – 1797 Johann Henrich Felling, geb. zu Hausdülmen<br />
1797 – 1840 ? Hils, geb. zu Hausdülmen<br />
1840 – 1886 ? Kück, geb. zu Hausdülmen<br />
1886 ? Everding<br />
1886 – 1888 ? Feldhegge<br />
1888 – 1898 Franz Schulte<br />
1898 Bernhard Nordhoff<br />
1898 – 1901 Bernhard Naarmann<br />
1901 – 1902 Benno Räper<br />
1902 – 1945 Josef Elsbernd<br />
1945 – 1946 Anna Willmer<br />
1946 – 1954 Otto Herdina<br />
1954 – 1956 Anna Wulff<br />
1956 – 1960 Johannes Göntgens<br />
1960 – 1961 Erich <strong>Schule</strong>nkorf<br />
1961 – 21. 1. 1993 Ludger Bücker<br />
1. 2. 1993 – 31. 7. 1993 Rita Gödeke<br />
1. 8. 1993 – 31. 7. 1996 Thomas Sudeik<br />
1. 8. 1996 – 15. 2. 1998 Rainer Obeling<br />
seit 17. 2. 1998 <strong>Die</strong>ter Halfmann<br />
Es fällt auf, dass manche Schulleiter über drei oder gar mehr als vier Jahrzehnte die<br />
<strong>Schule</strong> führten und in ihr unterrichteten. Das war zunächst möglich, weil sie im 17. bis<br />
zum 19. Jahrhundert einzige Lehrperson am Orte waren und zunächst keine Ausbildung<br />
oder später nur eine kurze Ausbildung erhielten und in relativ jungen Jahren dieses Amt<br />
übernehmen konnten oder in späterer Zeit schon in jungen Jahren mit diesem Amt betraut<br />
wurden. Bei der heutigen Ausbildungsdauer ist eine 40-jährige Schulleitertätigkeit kaum<br />
noch möglich und vorstellbar.
32 Ludger David<br />
Weitere Lehrpersonen an der <strong>Schule</strong> auf dem Burgplatz<br />
Bei den Baumaßnahmen zur Aufstockung der <strong>Schule</strong> um eine zweite Klasse und dem Umbau<br />
der unteren Lehrerwohnung sowie der Schaffung einer weiteren Lehrerwohnung über<br />
der ersten Lehrerwohnung schuf man gleichzeitig eine weitere kleine (Lehrer-)Wohnung<br />
im Dachgeschoss über der zweiten Klasse. Zum 1. Juli 1909 richtete man infolge der<br />
hohen Schülerzahlen in Hausdülmen eine zweite Lehrerstelle ein. In diese Stelle wies das<br />
Schulamt die Lehrerin Anna Heckmann ein, die bis zum 1. April 1929 in Hausdülmen<br />
unterrichtete. Ihre Nachfolgerin war Gertrud Lewing vom 1. Dezember 1929 bis zum<br />
27. August 1943 und vom 1. Januar 1946 bis 10. April 1952. In eine neu geschaffene dritte<br />
Lehrerstelle wies das Schulamt zunächst Heinrich Lewing von Ostern 1932 bis 31. September<br />
1935 und in schnellem Wechsel als Nachfolgerin Elisabeth Brinkmann für den Monat<br />
September 1935, Carola <strong>Die</strong>kmann für den Monat Oktober 1935, Auguste Riddermann<br />
vom 1. November 1935 bis zum 31. März 1936 und Theodor Hesseling vom 1. April 1936<br />
bis 31. März 1937 ein. Vom 1. April 1937 bis 1. April 1939 übernahm Paula Funke die<br />
dritte Lehrerstelle. Ihr folgte Anna Willmer ab 1. Oktober 1939 bis 1961. Als Ersatz für die<br />
vorübergehende Abordnung von Gertrud Lewing nach Visbeck kam Elfriede Steinbrede<br />
von 1943 bis 1945 nach Hausdülmen. Nach dem zweiten Abschied Gertrud Lewings von<br />
Hausdülmen kam als ihre Nachfolgerin Ursula Koch vom 8. Mai 1952 bis 31. März 1953<br />
an diese <strong>Schule</strong>. Nach ihrer Versetzung unterrichtete Erich <strong>Schule</strong>nkorf vom 1. April 1953<br />
bis 30. November 1961 in Hausdülmen. 48 In den späten 1950er-Jahren unterrichtete auch<br />
der junge Lehrer Josef Beerhorst für eine kurze Zeit an der <strong>Hausdülmener</strong> Volksschule auf<br />
dem Burgplatz.<br />
Das neue Schulgebäude an der Mauritiusstraße wurde in den Jahren 1959 bis 1961 als<br />
vierklassige <strong>Schule</strong> geplant und gebaut und am 31. August 1961 eingesegnet und seiner<br />
Bestimmung übergeben. Mit den Kindern wechselten zu diesem Zeitpunkt die Lehrkräfte<br />
Erich <strong>Schule</strong>nkorf als Schulleiter, Dr. Roland Kollmann, Helga Primas und Maria Dubiel<br />
vom Schulgebäude auf dem Burgplatz in das neue Schulgebäude an der Mauritiusstraße.<br />
Da das alte Schulgebäude für den Schulbetrieb nicht mehr benötigt wurde, verkaufte<br />
der Gesamtschulverband Hausdülmen als Eigentümer am 30. Juni 1962 das Gelände samt<br />
dem aufstehenden Gebäude an die Kirchengemeinde St. Viktor zu Dülmen für die zu dieser<br />
Zeit nicht selbständige Kirchengemeinde St. Mauritius Hausdülmen. <strong>Die</strong> Kirchengemeinde<br />
Hausdülmen brach das Gebäude teilweise ab und baute es bei erheblichen Eigenleistungen<br />
der Bevölkerung zum ersten Kindergarten von Hausdülmen um, der am 1. September 1967<br />
als St.-Verena-Kindergarten die Zwei-Gruppen-Einrichtung eröffnete. 49
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 33<br />
Anzahl der Klassen in der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />
<strong>Die</strong> Anzahl der zu bildenden Klassen an einer <strong>Schule</strong> hängt von der Anzahl der Schüler,<br />
der Anzahl der zur Verfügung stehenden Lehrkräfte sowie der vorhandenen Klassenräume<br />
ab. Dabei muss bedacht werden, dass in früheren Jahrhunderten der Schulunterricht und<br />
die damit verbundene Bildung nicht die Bedeutung unserer Zeit hatte. Das ist u. a. daran<br />
zu erkennen, dass in dieser Zeit die Mithilfe der Kinder in Haus, Hof und Garten sowie<br />
auf den Feldern im Zweifel Vorrang hatte. Es sei in diesem Zusammenhang auch an<br />
den Schulbetrieb nur in den Wintermonaten mit weniger Arbeitsanfall erinnert. Im 19.<br />
Jahrhundert wurde die ganzjährige Schulpflicht der Kinder durchgesetzt. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong><br />
Hausdülmen war wie folgt aufgebaut: 50<br />
bis 1902 einklassig ungeteilt (mit Halbtagsunterricht)<br />
1902 – 1909 einklassig geteilt (mit Halbtagsunterricht):<br />
1909 – 1930 zweiklassig I. Kl.: 5. – 8. Schulj. K. u. 3. – 4. Schulj. K. u. M.<br />
II. Kl.: 5. – 8. Schulj. M. u. 1. – 2. Schulj. K. u. M.<br />
1930 – 1936 dreiklassig mit zwei Lehrkräften<br />
1936 – 1939 dreiklassig mit drei Lehrkräften, Ia. Kl. 3. – 8. Schulj. Knab.<br />
Ib. Kl. 3. – 8. Schulj. Mäd.<br />
II. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
1939 – 1940 dreiklassig Ia. Kl. 5. – 8. Schulj. Knab., 5. – 6. Schulj. Mäd.<br />
Ib. Kl. 7. – 8. Schulj. Mäd., 3. – 4. Schulj. Knab.<br />
II. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
1940 – 1945 dreiklassig I. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
II. Kl. 3. – 5. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
1946 – 1949 dreiklassig,<br />
gemischt<br />
III. Kl. 6. – 8. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
I. Klasse 1. – 2. Schulj.<br />
II. Klasse 3. – 4. Schulj.<br />
III. Klasse 5. – 8. Schulj.<br />
1949 – 1954 vierklassig I. Kl. 1. – 2. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
II. Kl. 3. – 4. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
IIIa. Kl. 5. – 9. Schulj. Knab.<br />
IIIb. Kl. 5. – 9. Schulj. Mäd.<br />
ab 1954 dreiklassig I. Kl. 1. – 3. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
II. Kl. 4. – 6. Schulj. Knab. u. Mäd.<br />
III. Kl. 7. – 8. Schulj. Knab. u. Mäd.
34 Ludger David<br />
Da das Kultusministerium mit Erlass vom 9. Oktober 1948 und 20. Januar 1949 verfügt<br />
hatte, die erstmalig im Herbst 1941 eingeschulten Kinder nicht zu Ostern 1949 zu entlassen,<br />
da sie noch nicht die achtjährige Schulpflicht erfüllt hätten, ordnete es für wenige<br />
Jahre ein 9. Schuljahr an. <strong>Die</strong>se Regelung galt für die Einschulungsjahrgänge 1941 bis<br />
1944. 51 <strong>Die</strong> Bildung von vier Klassen bei nur zwei Klassenräumen führte zwangsläufig zu<br />
Schichtunterricht der Klassen, d. h., die Schüler einer Klasse hatten jeweils im wöchentlichen<br />
Wechsel vormittags oder nachmittags Unterricht. Da außerdem regelmäßig nur drei<br />
Lehrkräfte zur Verfügung standen, mussten diese jeweils eine Klasse als „Durchziehklasse“<br />
zusätzlich gemeinsam unterrichten mit der Folge, dass die Klassen eine Kürzung der<br />
Stundenzahl hinnehmen mussten.<br />
<strong>Die</strong> Wirren der letzten Kriegsjahre und der ersten Nachkriegsjahre<br />
Während der letzten Kriegsjahre und in den ersten Nachkriegsjahren war manches im<br />
Schulleben anders als heute. Ab dem Jahre 1943 kamen die ersten Kinder in die Klassen<br />
unserer Dorfschule, deren Wohnungen oder Häuser meist infolge von Kriegseinwirkungen<br />
zerstört worden waren und die in oder bei Hausdülmen eine meist vorübergehende Bleibe<br />
fanden. <strong>Die</strong>se Entwicklung setzte sich kurz nach dem Ende des Krieges – auch durch<br />
die Vertriebenen aus den früheren Ländern des Deutschen Reiches – aus dem heutigen<br />
Polen, Russland und aus manchen weiteren osteuropäischen Ländern verstärkt fort und<br />
führte dazu, dass diese Familien den hier ansässigen Familien zwangsweise zugewiesen<br />
wurden oder häufig auch in Notunterkünften wie Wochenendhäusern, Notbaracken und<br />
ehemaligen Stallgebäuden oder in nicht gesprengten Flak-Stellungen 52 wohnen mussten.<br />
Aus diesem Grunde stiegen die Schülerzahlen zunächst insgesamt stark an, bis sie sich in<br />
den 1950er-Jahren wieder normalisierten.<br />
Während der letzten Kriegsjahre baute die Gemeinde auf dem Schulhof einen großen<br />
Betonbunker, den die Schulklassen während der Unterrichtszeit mit ihren Lehrpersonen<br />
bei Alarm aufsuchen mussten. <strong>Die</strong> Sirene, die den Alarm auslöste, befand sich auf dem<br />
Dach des Schulgebäudes und konnte mit ihrem schrillen Ton nicht überhört werden. Da<br />
an den Wänden des Bunkers lange Bänke standen, auf denen Schüler und Lehrpersonen<br />
sitzen konnten, fand auch dort bei Alarm häufig Unterricht statt.<br />
Am 10. Februar 1945 verlor die <strong>Schule</strong> ihren längjährigen Schulleiter Joseph Elsbernd<br />
infolge eines feindlichen Angriffes alliierter Flugzeuge auf dem Weg zum Hilfseinsatz in<br />
Dülmen. 53 Anni Willmer wurde anschließend mit der Leitung der <strong>Schule</strong> betraut.<br />
Mit dem Einmarsch der alliierten Truppen am 29. März 1945 (Gründonnerstag) hörten<br />
hier die Kriegshandlungen auf und der Unterricht ruhte in Hausdülmen zunächst für einige
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 35<br />
Monate. <strong>Die</strong> einmarschierenden Truppenverbände besetzten die <strong>Schule</strong>, nutzten sie als<br />
Lazarett und gleichzeitig als höchstes Gebäude des Ortes als Beobachtungsstation. Gleichzeitig<br />
beschlagnahmten sie einzelne Häuser – vor allem am heutigen Burgplatz – trieben<br />
die Bewohner in ihre Keller oder in die nahe Kirche, wo sie zunächst einige Tage bleiben<br />
mussten. Der erste Gottesdienst nach dem Einmarsch am Gründonnerstag fand wieder am<br />
Ostermorgen statt. Dazu schoben die dort zusammengepferchten Burgplatzbewohner ihr<br />
Bettzeug und ihre mitgebrachten Nahrungsmittel in den Ecken zusammen und Geschirr<br />
stand während des Gottesdienstes noch auf dem Kachelofen. Der Schulunterricht konnte<br />
zunächst nicht mehr stattfinden. Erst im September 1945 verfügte die Militärregierung die<br />
Wiederaufnahme des Schulunterrichts zunächst für die unteren vier Jahrgänge. <strong>Die</strong> Schulleitung<br />
oblag zunächst Frau Willmer. In den oberen vier Jahrgängen durfte der Unterricht<br />
erst im Dezember 1945 wieder aufgenommen werden, und zwar zunächst nur in einigen<br />
Fächern. Den Unterricht in der Oberklasse (5. – 8. Schuljahr) übernahm ab Dezember<br />
1945 Studienrat Dr. Nolte vom <strong>Dülmener</strong> Gymnasium, der durch die Bombenangriffe auf<br />
Dülmen seine Wohnung verloren hatte und am Strandbad Hausdülmen in einem Wochenendhaus<br />
vorübergehend eine Unterkunft gefunden hatte. Als das Gymnasium Dülmen<br />
im April 1946 seinen Unterricht wieder aufnahm, ging Dr. Nolte an seine frühere Wirkungsstätte<br />
zurück, sodass die hiesige Oberklasse bis September 1946 infolge des noch<br />
herrschenden Lehrermangels keinen Unterricht erhielt. Ab September übernahm der aus<br />
dem Sudetenland vertriebene Otto Herdina die erste Lehrerstelle und schon bald auch die<br />
Stelle des Schulleiters. Er unterrichtete die Oberklasse als Klassenlehrer, sodass wieder in<br />
drei Klassen unterrichtet werden konnte. 54<br />
Vergütung in Naturalien<br />
Zur Vergütung der Lehrpersonen ist insgesamt wenig zu erfahren. Vom wahrscheinlich<br />
ersten Lehrer, der gleichzeitig Küster und Baumschließer (Auf- und Abschließen) des<br />
Schlagbaums war, wird berichtet, dass er für seine Tätigkeit jährlich einen Malter Roggen<br />
erhielt und ihm zusätzlich die Nutzung von drei Stücken Gartenland zustand. Als ihm das<br />
Amt des Baumschließers genommen und dieses einem neu eingestellten Fußknecht (Boten)<br />
übertragen wurde, musste er dem Neueingestellten von seinen Einkünften acht Scheffel<br />
Roggen abgeben, sodass ihm selber nur noch vier Scheffel und die weitere Nutzung des<br />
Gartenlandes blieben. Daraufhin gab der Lehrerküster bzw. der Küsterlehrer seine Stelle<br />
bald auf.<br />
Sein Nachfolger, der ab 1687 ins Amt kam, erhielt ein jährliches Gehalt von 12 Talern.<br />
Ob die Bitte des Dechanten, die Einkünfte des Küsterlehrers um 14 Scheffel Roggen
36 Ludger David<br />
jährlich zu erhöhen, erfolgreich war, ist nicht bekannt.<br />
1721 erhält der Schulmeister von der Gemeinheit 2 Reichstaler, 6 Stüber. Als dieser<br />
1733 stirbt, legen die Vorsteher und Eingesessenen die Einkünfte des Nachfolger vor<br />
einem Notar fest, und zwar getrennt nach dem Amt des Schulmeisters und dem Amt des<br />
Küsters. Dabei werden dieselben Grundstücke zur Nutzung aufgeführt, die noch um 1940<br />
zur <strong>Schule</strong> bzw. zur Küsterei gehörten. In späteren Jahren werden besondere <strong>Die</strong>nste für<br />
den Küster auch zusätzlich vergütet. Nach 1769 erhält der Schulmeister von jedem Kind<br />
monatlich einen Silbergroschen und 9 Pfennig in bar. Zu einem späteren Zeitpunkt wird<br />
noch einmal darauf hingewiesen, dass das Schulgeld für das ganze Jahr zu zahlen sei, auch<br />
für den Fall, dass die Kinder nur im Winter am Schulunterricht teilnähmen. 55<br />
<strong>Die</strong> Schulgrundstücke, die Jahrhunderte lang dem Schulmeister zur Nutzung zustanden,<br />
werden um 1940 wie folgt angegeben: 56<br />
Gartenland, an der Prozessionswiese = 28,94 a<br />
Ackerland, Kortskamp = 51,91 a<br />
Wiesengrund, Kortskamp = 75,75 a<br />
und Heidegrund, Schmalo = 73,33 a<br />
Insgesamt: 229,93 a<br />
Der Küsterei standen zur gleichen Zeit folgende Grundstücke zur Nutzung zu:<br />
Ackerland, an der Heide = 14,96 a<br />
Gartenland, am Klusenkamp = 4,85 a<br />
Ackerland, an der Heide = 20,00 a<br />
Gartenland, an der Prozessionswiese = 3,92 a<br />
Ried, Reitwiese = 87,86 a<br />
Gartenland, Knippert = 9,85 a<br />
Wiesengrund, Knippert = 6,67 a<br />
Insgesamt: 148,11 a<br />
Dass vom Schulmeister in den ersten Jahrhunderten des Bestehens der <strong>Hausdülmener</strong><br />
<strong>Schule</strong> erwartet wurde, einen Teil seines Lebensunterhaltes auf seinen Grundstücken<br />
zu erwirtschaften, ist auch der Tatsache zu entnehmen, dass die Lehrerwohnung im<br />
neuen Schulbau von 1875 laut Grundrisszeichnung sowohl eine größere Tenne als auch<br />
Stallungen ausweist. <strong>Die</strong> ehemalige Tenne wurde erst beim Umbau 1909 beseitigt, sodass<br />
der zusätzliche Raum benutzt wurde, um eine zweite Lehrerwohnung zu gewinnen. 57
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 37<br />
Der Bau von Lehrerwohnungen<br />
In den 1960er-Jahren wurden als Folge von Schulreformen zahlreiche kleinere Landschulen<br />
geschlossen. <strong>Die</strong> Gebäude sowie die dazu gehörigen Lehrerwohnungen standen dann<br />
meistens leer und wurden zum Verkauf angeboten. Da diese Gebäude in der Regel schon<br />
ein relativ hohes Alter hatten, meist schlecht oder gar nicht isoliert und in der Zwischenzeit<br />
kaum modernisiert worden waren, entsprachen sie nicht mehr dem derzeitigen Standard,<br />
sodass sie kaum noch nachgefragt wurden.<br />
Auch den Lehrpersonen am Schulgebäude auf dem Burgplatz in Hausdülmen standen<br />
bis nach dem Zweiten Weltkrieg in diesem Schulgebäude Lehrerwohnungen zur Verfügung.<br />
Doch wurden diese mit dem Teilabriss und dem Umbau dieses Schulgebäudes zum ersten<br />
Kindergarten beseitigt oder umfunktioniert.<br />
Da zu dieser Zeit ab den 1960er-Jahren die Städte wieder aufgebaut waren, der Wohnungsstandard<br />
dabei merklich gestiegen war und das Wohnungsangebot sich deutlich<br />
verbessert hatte, wurde es zunehmend schwerer, geeignete Lehrer in die kleinen Landgemeinden<br />
zu holen. <strong>Die</strong> Gemeinde Kirchspiel Dülmen baute deshalb 1956/57 ein neues<br />
Lehrerwohnhaus mit insgesamt drei Wohnungen, damit die Lehrpersonen auch außerhalb<br />
des Schulunterrichtes vor Ort präsent waren, denn die ehemalige Präsenzpflicht war inzwischen<br />
abgeschafft worden. <strong>Die</strong>ses Gebäude konnte 1957 von drei Lehrkräften bezogen<br />
werden. Da die damalige Volksschule Hausdülmen 1961 in ihr neues Gebäude an der<br />
Mauritiusstraße umgezogen war und infolge größerer Nachfrage mehrere Klassen und<br />
damit auch mehr Lehrpersonen benötigte, entschloss sich die politische Gemeinde, wie in<br />
anderen Orten der Gemeinde auch in Hausdülmen ein zweites Haus mit zwei Lehrerwohnungen<br />
zu bauen. Nach der gemeindlichen Neuordnung zum 1. Januar 1975, bei der die<br />
Gemeinde Kirchspiel Dülmen sowie die rund um Dülmen liegenden übrigen Gemeinden<br />
der Stadt Dülmen zugeschlagen wurden, ging die Stadtverwaltung daran, die in ihren<br />
Besitz übergegangenen Lehrerwohnungen abzustoßen. Weniger Arbeitsaufwand und mangelnde<br />
Wirtschaftlichkeit sowie höhere Mobilität der Lehrerschaft könnten Gründe für den<br />
Verkauf gewesen sein. Nach der Veräußerung standen der <strong>Schule</strong> keine Lehrerwohnungen<br />
mehr zur Verfügung. Das hatte aber auch zur Folge, dass in Hausdülmen kaum noch eine<br />
Lehrperson vor Ort wohnte und außerhalb der Schulzeit präsent war, sondern dass fast alle<br />
Lehrer täglich einpendelten.<br />
„Überlebensstrategien“ für <strong>Schule</strong>, Lehrer und Schüler<br />
In den ersten Jahren nach dem Kriege war kaum etwas zu bekommen. So wird berichtet,<br />
dass im strengen Winter 1946/47 über Wochen eine außergewöhnliche Kälte geherrscht
38 Ludger David<br />
habe. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> sollte zwar monatlich zehn Zentner Steinkohle zugewiesen bekommen,<br />
doch sei selten etwas zu haben gewesen. Da Hausbrandkohle fast ganz fehlte, griff die<br />
verbitterte Bevölkerung zur Selbsthilfe, indem sie einfach Kohlen von langsam durchfahrenden<br />
Zügen holte, und „da zur Holzbeschaffung keine Arbeiter zu bekommen waren,<br />
der Lehrer mit einigen starken Schülern soviel Holz im Westerholt’schen Wald fällte, dass<br />
der Unterricht weitergeführt werden konnte.“ 58<br />
Kleine <strong>Die</strong>bstähle der Hungernden und Frierenden rechtfertigte der damalige Kölner<br />
Erzbischof in seiner Silvesterpredigt am 31. Dezember 1946 wie folgt: „Man könne es dem<br />
Einzelnen nicht verwehren, so sprach der Kardinal von der Kanzel, das Dringendste zur<br />
Erhaltung von Leben und Gesundheit zu nehmen, wenn er es durch Arbeit und Bitten nicht<br />
erhält. Frings forderte dazu auf, nicht mehr zu nehmen, als der Einzelne für sich selber<br />
bräuchte, und legte damit einen Maßstab an, der zum ersten Mal wieder eine Orientierung<br />
ermöglichte. ‚Fringsen‘ wurde bald zum geflügelten Wort, wenn es um das ‚Organisieren‘<br />
von Kohle und Nahrung ging.“ 59<br />
Auch die Lebensmittelversorgung ließ bei denen, die nicht Selbstversorger oder wenigstens<br />
Teilselbstversorger waren, sehr zu wünschen übrig. Wegen starken Untergewichts<br />
oder Tuberkulose-Gefährdung mancher Kinder teilte die <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> ab dem<br />
15. März 1948 bis zum Ende diesen Jahres an gesundheitlich gefährdete Schulkinder<br />
insgesamt 14.442 Portionen Schulspeisung zu je 20 Pfennig aus, zu der die Amerikaner<br />
die Lebensmittel lieferten. Auf dem Speisezettel standen im Wechsel Kakao mit Brötchen,<br />
Brötchen mit Käse, Brühnudeln, Nudeln mit Pflaumen, Milchnudeln, Erbsensuppe mit<br />
Speck oder Fleisch, Haferflockenbrei oder -suppe, Grießbrei mit Rosinen oder Marmelade,<br />
Bohnensuppe oder gewürzte Suppe mit Fleisch, Griespudding mit Beerensaft, Schokoladentafel,<br />
Nähr- oder Nussstangen, Fruchtschnitten, Suppen mit Gemüse-Mischkonserven<br />
usw. 60<br />
Der frühere Präsident der USA, Herbert C. Hoover (von 1929 – 1933) hatte im Frühjahr<br />
1946 und im Februar 1947 Deutschland besucht. Als Fachmann in Ernährungsfragen wies<br />
er das amerikanische Volk in seinem Abschlussbericht auf das ganze Elend mit allen<br />
Konsequenzen des Hungerns und Frierens des deutschen Volkes mit folgenden Worten hin:<br />
„<strong>Die</strong> große Masse des deutschen Volkes ist, was Ernährung, Heizung und Wohnung anlangt,<br />
auf den niedrigsten Stand gekommen, den man seit hundert Jahren in der westlichen<br />
Zivilisation kennt.“ 61
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 39<br />
Veränderungen im Bereich <strong>Schule</strong><br />
Im Gegensatz zur zentralistischen und totalitären Bildungs- und Kulturpolitik des Hitler-<br />
Reiches war der Schulbereich mit dem 1949 verabschiedeten Grundgesetz der Bundesrepublik<br />
Deutschland in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer überführt worden,<br />
die demnach über die Schulgesetze in ihren jeweiligen Ländern debattierten und diese verabschiedeten.<br />
Kritik riefen insbesondere die verschiedene Dauer der Grundschulzeit und<br />
der Volksschulpflicht, der unterschiedliche Beginn des Schuljahres (Herbst bzw. Ostern)<br />
sowie die Ferienordnung hervor.<br />
Anfang der 1960er-Jahre findet die Kultusministerkonferenz in einer Bedarfsfeststellung<br />
heraus, dass die jährlichen Ausgaben für Bildung, Forschung und Kultur – sowohl<br />
die fortdauernden Kosten wie die Investitionskosten – die bereits von 1957 bis 1962<br />
um rund 50 Prozent gestiegen waren, bis 1970 noch einmal wegen der notwendigen<br />
Weiterentwicklung und der steigenden Schülerzahlen verdoppelt werden müssten.<br />
Neben anderen zu lösenden Aufgaben schlug die KM-Konferenz 62 die Einführung des<br />
9. Schuljahres und zunächst auf freiwilliger Basis die Einführung eines 10. Jahrganges<br />
für die Hauptschule sowie die Gewinnung eines ausreichenden Lehrernachwuchses und<br />
den Ausbau der Pädagogischen Hochschulen vor, denn es zeichnete sich ein deutlicher<br />
Mangel an Volksschullehrern ab. Eine der ersten Maßnahmen war in Nordrhein-Westfalen<br />
nach einjährigen Schnell-Lehrgängen die Einstellung kurz ausgebildeter Lehrer als Seiteneinsteiger,<br />
die nach dem damaligen Kultusminister Prof. Dr. Mikat auch „Mikätzchen“<br />
genannt wurden. <strong>Die</strong>se Lehrer unterrichteten zunächst unter Anleitung vor allem in den<br />
zweiten und dritten Jahrgängen und konnten nach zwei Jahren Praxis ein verkürztes,<br />
zweijähriges Lehrerstudium machen und dann endgültig in den Schuldienst übernommen<br />
werden. <strong>Die</strong>se Aktion wurde jeweils 1964 und 1967 wiederholt.<br />
Den Schuljahresbeginn legte man 1964 wegen der Angleichung an das europäische<br />
Ausland in den Herbst, d. h. formal auf den 1. August eines jeden Jahres, was für die meisten<br />
Länder eine Umstellung vom Oster- auf den Herbsttermin bedeutete. <strong>Die</strong> Umstellung<br />
geschah unter Zuhilfenahme von zwei Kurzschuljahren. 63<br />
In den 1960er-Jahren war auch die Lehrerausbildung umgestellt worden. Studierende<br />
der Pädagogischen Hochschulen mussten sich auf ein Wahlfach und zwei Schwerpunktfächer<br />
spezialisieren und nach dem Ende des Studiums ein staatliches Bezirksseminar<br />
besuchen, indem sie weiterhin in Haupt- und Fachseminaren wie auch an bestimmten<br />
Ausbildungsschulen schulpraktische Erfahrungen sammeln konnten. Das erste für die<br />
<strong>Schule</strong>n unseres Raumes zuständige Bezirksseminar wurde am 30. August 1968 in Coesfeld<br />
eröffnet. 64
40 Ludger David<br />
In dieser Zeit hat sich die Schullandschaft insgesamt gewandelt. <strong>Die</strong> ehemalige Volksschule<br />
wurde aufgelöst und in zwei selbständige <strong>Schule</strong>n – eine Grundschule für die ersten<br />
vier Jahrgänge und in eine Hauptschule für die Jahrgänge fünf und folgende bis neun bzw.<br />
zehn – geteilt. Um in der Hauptschule eine bessere Binnendifferenzierung durchführen<br />
zu können, benötigte man mehr Schüler, die im Falle von Hausdülmen wie auch von den<br />
übrigen umliegenden Gemeinden/Ortsteilen mit Ausnahme von Buldern, zur Stadt Dülmen<br />
gefahren werden mussten, denn es bestand und besteht auch heute noch die Vorschrift,<br />
dass schulpflichtige Kinder, deren Schulweg über ein unterschiedliches, nach Alter festgesetztes<br />
Maß hinausgeht, Anspruch auf kostenlose Beförderung zur <strong>Schule</strong> haben. Damit<br />
die einzelnen <strong>Schule</strong>n mit einer nach Möglichkeit gleichbleibenden Schülerzahl rechnen<br />
konnten, führte man seitens der Verwaltung sogenannte Schulgrenzen ein, die die Schüler<br />
eines bestimmten Bezirkes einer für sie vorgesehenen <strong>Schule</strong> zuführte. <strong>Die</strong>se Regelung ist<br />
inzwischen wieder aufgehoben, sodass die Eltern jetzt freie Schulauswahl für ihre Kinder<br />
haben.<br />
Seit wenigen Jahren verändert sich die Schullandschaft wiederum sehr, weil seitens der<br />
Landesregierung erneut neuartige Schularten erlaubt werden und andererseits zahlreiche<br />
Gemeinden neue Schulformen anbieten, um wenigstens eine weiterführende <strong>Schule</strong> am<br />
Ort zu halten.<br />
Umwandlung der bisherigen Volksschulen in Grund- und Hauptschulen<br />
1968 einigten sich die Parteien in Nordrhein-Westfalen auf eine Reform des Schulwesens.<br />
Sie brachte das Ende der konfessionellen Volksschulen und teilte diese auf in bekenntnisgebundene<br />
und -freie Grundschulen für Jahrgänge eins bis vier und Hauptschulen für<br />
die Jahrgänge fünf bis neun und bald bis zehn als Gemeinschaftsschulen. <strong>Die</strong> Eltern als<br />
Erziehungsberechtigte hatten jedoch das Recht und die Möglichkeit, die von ihren Kindern<br />
besuchte <strong>Schule</strong> durch ein Mehrheitsvotum in eine Bekenntnisschule umzuwandeln. „Von<br />
Amts wegen“ wurden Hauptschulen jedoch als „Gemeinschaftsschulen“ geführt.<br />
<strong>Die</strong>se geplanten Umwandlungen der <strong>Schule</strong>n waren schon einige Jahre zuvor im Gespräch<br />
und berührten auch die Schullandschaft in Dülmen und in den umliegenden Dörfern.<br />
Hausdülmen gehörte in den 1960er-Jahren noch zur Gemeinde Kirchspiel Dülmen, sodass<br />
auch der Rat des Kirchspiels Dülmen sich dieses Themas annahm und die Situation der<br />
Dorf- und Bauerschaftsschulen in seinem Gemeindebezirk erörterte. <strong>Die</strong>ses Gremium<br />
beschloss in einer Sondersitzung Ende Oktober 1966, zunächst nur die Schüler der 8. und<br />
9. Jahrgänge in die Stadtschulen einzuschulen. <strong>Die</strong>ses sei aber nur möglich, wenn ein<br />
einwandfreier Transport der Kinder zu den <strong>Schule</strong>n gewährleistet würde. Gemeindebürger-
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 41<br />
meister van Beek betonte, dass man sich mit Busunternehmen und Bundesbahn über die<br />
Einrichtung der verschiedenen Linien einig sei, die genaue Linienführung jedoch von der<br />
Verwaltung je nach Bedarf ausgearbeitet<br />
werde. An Kosten kämen auf die Gemeinde ein Zuschuss von 160.000 DM für die<br />
notwendigen Bauten an den städtischen <strong>Schule</strong>n sowie ein Zuschuss von 250 DM pro<br />
Schüler und Jahr zu. Beförderungskosten würden zusätzlich noch mit voraussichtlich<br />
54.000 DM anfallen. Nach<br />
diesem Beschluss sollten die Kinder des 8. und 9. Schuljahres der <strong>Schule</strong>n Börnste,<br />
Welte, Weddern und Mitwick die Kardinal-von-Galen-Hauptschule in Dülmen, die Kinder<br />
aus Dernekamp, Visbeck, Rödder und Hausdülmen die Kreuzschule in Dülmen, ebenfalls<br />
eine Hauptschule, besuchen.<br />
Ein Antrag von <strong>Hausdülmener</strong> Seite, auch das 7. Schuljahr mit 16 Kindern von der<br />
Stadtschule gleich mit zu übernehmen, damit ein Großbus ausgelastet sei und weil Hausdülmen<br />
knapp mit Lehrern besetzt sei, wurde abgelehnt, da die Stadt diesen Jahrgang nicht<br />
noch zusätzlich hätte unterbringen können, weil in den Stadtschulen die darüber hinaus<br />
erforderlichen Räume fehlten. Außerdem wären dann die anderen Gemeinden mit dem<br />
gleichen Wunsch gekommen. Nach diesem Beschluss sollte Hausdülmen Stammschule<br />
mit sechs Klassen werden. 65<br />
In einer Besprechung am 2. August 1967 empfahl der Rat des Kirchspiels Dülmen, die<br />
Überführung der Hauptschulkinder (5. – 9. Jahrgang) zum 1. August 1969 vorzunehmen. 66<br />
Wegen räumlicher Engpässe an den <strong>Dülmener</strong> Hauptschulen konnte auch dieser Termin<br />
nicht gehalten werden, denn 1970 wurde in den entsprechenden Niederschriften der<br />
politischen Gremien festgehalten, dass die restlichen Hauptschüler nach dem 30. Juni 1971<br />
von <strong>Dülmener</strong> <strong>Schule</strong>n übernommen würden. 67 Damit war auch die räumliche Trennung<br />
der Hauptschüler von ihrer Grundschule vollzogen.<br />
Einzugsbereich der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />
Im 17. und 18. Jahrhundert besuchten nur die Kinder aus dem Dorf und nur in den<br />
Wintermonaten die hiesige <strong>Schule</strong>. Im Sommer ruhte der Schulbetrieb. 68 Der ab 1840<br />
tätige Lehrer Kück unterrichtete Kinder aus Hausdülmen, aus dem Süskenbrock sowie<br />
vom Ödler und einige Kinder aus dem Kirchspiel Seppenrade, aus der Feldmark Dülmen<br />
und aus der Gemeinde Sythen. 69<br />
Um 1890 teilten sich die 74 Schüler wie folgt auf: 42 aus Hausdülmen, 1 aus Mitwick,<br />
12 aus dem Süskenbrock, 2 aus Leversum, 12 aus der Feldmark und 5 aus Sythen. 70<br />
Durch Verschiebungen von Orts- und Ortsteilgrenzen änderte sich der Einzugsbereich der
42 Ludger David<br />
<strong>Schule</strong> wiederholt. Sythen trat im Zuge der kommunalen Neuordnung zum 1. Januar 1975<br />
den damaligen Sythener End an Hausdülmen ab, der Ödler und die Feldmark Dülmen<br />
sind als Bauerschaften inzwischen Teil der Stadt Dülmen. Kinder aus Leversum (Stadt<br />
Lüdinghausen) dürfen nur aufgenommen werden, wenn für sie Ausnahmegenehmigungen<br />
erteilt werden und ihre Eltern selbst für den Transport zur <strong>Schule</strong> und zurück sorgen.<br />
Nachdem die letzten Hauptschülerjahrgänge zu <strong>Dülmener</strong> <strong>Schule</strong>n fuhren, füllten<br />
zunächst die starken Geburtsjahrgänge der 1960er-Jahre die Klassen, sodass die Grundschuljahrgänge<br />
überwiegend zweizügig geführt werden konnten. Als in den Folgejahren<br />
sich die Schülerzahlen infolge der Geburtenrückgänge merklich verringerten, verschob<br />
die Stadt Dülmen die Schulgrenzen der <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule weiter in das südliche<br />
Stadtgebiet, sodass die <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule bis auf weiteres zweizügig geführt<br />
werden konnte.<br />
Grundschüler aus Dülmen wurden und werden weiterhin nach Hausdülmen gefahren.<br />
Mit dem Bau der neuen Dernekämper Grundschule und noch einmal mit der generellen<br />
Aufhebung der Schulgrenzen warb und wirbt jede <strong>Schule</strong> in Konkurrenz zu anderen<br />
<strong>Schule</strong>n mit besonderen Aktivitäten und Angeboten um ihre Schüler.<br />
Über 30 Jahre die <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> geführt<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> hatte 1961 gerade den Umzug vom Burgplatz zur Mauritiusstraße vollzogen,<br />
da wurde zum 1. Dezember 1961 Lehrer Ludger Bücker nach Hausdülmen versetzt.<br />
Gleichzeitig wurde ihm die Schulleitung dieser <strong>Schule</strong> übertragen, die er bis zu seiner<br />
Pensionierung zum 1. Februar 1993 als deren Rektor inne hatte. Damit ist er der Schulleiter,<br />
der die damalige Volksschule/heutige Grundschule im neuen Schulgebäude mehr als drei<br />
Jahrzehnte und damit mit Abstand am längsten geführt hat. Als Schulleiter hatte er die<br />
umfangreichen Veränderungen im schulischen Leben wie auch die Überführung der<br />
aufzulösenden Volksschule in die neu startende Grund- bzw. Hauptschule zu begleiten.<br />
Ludger Bücker war mehr als drei Jahrzehnte als Schulleiter in Hausdülmen tätig. Neben<br />
seiner langjährigen schulischen Tätigkeit setzte sich der Schulleiter im politischen Bereich<br />
wirkungsvoll für die Belange des Dorfes ein. Als direkt gewählter Vertreter vertrat Bücker<br />
viele Jahre die Interessen Hausdülmens im Rat des Kirchspiels Dülmen und nach der<br />
kommunalen Neuordnung in der Stadtverordnetenversammlung Dülmen. Im Kirchspiel<br />
Dülmen hatte er daneben zeitweise die Aufgabe inne, die Gemeinde als stellvertretender<br />
Bürgermeister zu vertreten. Daneben konnte er als Mitglied der Mehrheitspartei wirkungsvoll<br />
die Belange der <strong>Schule</strong> und darüber hinaus die der Gemeinde Hausdülmens steuernd<br />
beeinflussen. Zu seiner Verabschiedung hatten sich das Kollegium sowie zahlreiche oft
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 43<br />
langjährige Weggefährten eingefunden, um sich für die langjährige Arbeit und Treue zur<br />
<strong>Schule</strong> zu bedanken und seine zahlreichen Verdienste zu würdigen.<br />
Der scheidende Schulleiter Ludger Bücker bei seiner Verabschiedung<br />
Besondere Angebote und Aktivposten der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong><br />
Jede <strong>Schule</strong> wird immer geprägt ihren Voraussetzungen und Möglichkeiten. Neben dem<br />
Einsatz der Schulleitung und des Lehrpersonals sowie den baulichen Voraussetzungen und<br />
einer angemessenen, kindgerechten Ausstattung sind darüber hinaus weitere Faktoren für<br />
die „Wohlfühlatmosphäre“ der Kinder in der <strong>Schule</strong> wesentlich. Dazu gehören auf dem<br />
Schulhof sowohl ausreichend Erlebnis- als auch Ruheräume für die Kinder. Außerdem<br />
wird von immer mehr Eltern wegen eigener Berufstätigkeit, manchmal verbunden mit<br />
unregelmäßigen Arbeitszeiten, gewünscht, dass die Kinder während ihrer Abwesenheit
44 Ludger David<br />
für einen bestimmten Zeitraum garantiert beaufsichtigt werden und nach Möglichkeit in<br />
dieser Zeit ein vollwertiges Mittagessen erhalten und unter Aufsicht ihre Hausarbeiten<br />
erledigen können. Auch Sport-, Musik- und Werkangebote bieten sich danach als sinnvolle<br />
Freizeitbeschäftigung an. Da Kinder generell bewegungs- und wissbegierig sind,<br />
kann man sie mit besonderen Angeboten geradezu zum Lernen animieren. Dazu bieten<br />
sich Programme aus verschiedenen Lernbereichen der näheren Schulumgebung und aus<br />
der Besonderheit des jeweiligen Schulortes an. So wird jede <strong>Schule</strong> in gewisser Weise<br />
einmalig im Verhältnis zu anderen <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Grundschule Hausdülmen arbeitet bereits<br />
seit einigen Jahren mit den von ähnlichen Voraussetzungen ausgehenden Grundschulen<br />
Hiddingsel, Merfeld und Rorup besonders eng zusammen.<br />
Mitarbeiter der <strong>Schule</strong> bei der Verabschiedung des Schulleiters Ludger Bücker zum 31. Januar<br />
1993
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 45<br />
Förderverein unterstützt die Grundschule<br />
Natürlich ist das erweiterte umfangreiche Betreuungsangebot der <strong>Schule</strong> aufwendig und<br />
verursacht zusätzliche Kosten. Um dieses Angebot realisieren zu können, haben Eltern und<br />
Lehrpersonen bereits 1996 als Trägerverein den Förderverein der St.-Mauritius-<strong>Schule</strong><br />
e. V. gegründet. Nach seiner Gründung rief der Förderverein mit folgenden Worten zum<br />
Beitritt auf: „Der Verein kann neue Ideen ins Schulleben einbringen, Impulse im Schulangebot<br />
aufgreifen und zu deren Realisation beitragen, z. B. Förderung von Schulausflügen,<br />
Unterstützung von Projekten, Klassenfahrten, Theateraufführungen, Anschaffung von<br />
Pausenspielen, Lektüre, usw.“<br />
Das Hauptgebäude der <strong>Schule</strong> 2012<br />
<strong>Die</strong> Mitglieder des Fördervereins zahlen Beiträge und werben darüber hinaus zusätzlich<br />
Spenden ein. Mit diesen Geldern unterstützt der Verein die unterrichtlichen und<br />
erzieherischen Bemühungen der <strong>Schule</strong> sowohl in ideeller als auch in materieller Hinsicht,
46 Ludger David<br />
die über die Verpflichtungen des Schulträgers hinausgehen. Darüber hinaus bringen sich<br />
seine Mitglieder – soweit es ihnen möglich ist – bei der Gestaltung dieser Angebote ein<br />
und stehen für verschiedene Aufgaben zur Verfügung. Konkret finanzierte der Förderverein<br />
oder unterstützte finanziell:<br />
• die Sitzbänke und das Schattenrankgerüst im „Grünen Klassenzimmer“,<br />
• im Rahmen des Konzeptes „Bewegte <strong>Schule</strong>“ die Beschaffung von Pausenspielgeräten<br />
und die Errichtung der Boulderwand 71 ,<br />
• das regelmäßige Präventionsprojekt „Mein Körper gehört mir“ für die Klassen drei<br />
und vier,<br />
• im Rahmen der Landeskampagne Agenda 21 das erfolgreiche Projekt „Naturnahe<br />
(Um-)Gestaltung des Schulgeländes“ u. a. mit dem Sitzrondell aus Natursteinen,<br />
• Kosten für die Schulküche im Betreuungsraum,<br />
• die technische Ausstattung der Schulbücherei,<br />
• im Rahmen der Landeskampagne <strong>Schule</strong> der Zukunft das erfolgreiche Projekt „Neugestaltung<br />
des Schulgartens, Entwicklung und Erprobung geeigneter Schulprojekte“<br />
u. a. mit den Hochbeeten, der Abgrenzungsmauer zum Nachbarn,<br />
• die Kosten für jährliche Theaterfahrten der ganzen <strong>Schule</strong>,<br />
• diverse Workshops und Klassenprojekte.<br />
Außerdem ist immer auf die aktive Mitarbeit der Mitglieder des Fördervereins zu<br />
bauen bei besonderen Veranstaltungen der <strong>Schule</strong>, z. B. bei Projekten und Schulfesten und<br />
bei der Bewirtung anlässlich der jährlichen Einschulungen.<br />
Zusätzlich fungiert der Förderverein bereits seit dem Schuljahr 1997/98 als Träger der<br />
Betreuungsangebote „<strong>Schule</strong> von acht bis eins“ und „dreizehn plus“. 72<br />
Betreuung der Schulkinder über die reine Unterrichtszeit hinaus<br />
Um insbesondere den Bedürfnissen der Grundschuleltern entgegenzukommen, die häufig<br />
schon vor Unterrichtsbeginn, während und darüber hinaus auch nach Unterrichtsende wegen<br />
Berufstätigkeit nicht zu Hause sein können, bietet die <strong>Schule</strong> verschiedene, allerdings<br />
kostenpflichtige Betreuungsangebote an wie „der offene Unterrichtsbeginn“, „die <strong>Schule</strong><br />
von acht bis eins“, „13 Plus“ und während der Ferienzeit jeweils in einer Ferienhälfte eine<br />
kostenpflichtige Betreuung von 8 bis 14 Uhr. Betreuung während der Ferienzeiten ist zwar<br />
ein spezielles Angebot, wird aber nur bei Bedarf und bei einer ausreichenden Anmeldezahl<br />
eingerichtet.<br />
<strong>Die</strong> Kosten für die Betreuungsmaßnahmen „<strong>Schule</strong> von acht bis eins“ (verlässliche<br />
<strong>Schule</strong>) und „13 Plus“ werden jeweils zur Hälfte vom Land Nordrhein-Westfalen und
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 47<br />
den teilnehmenden Eltern getragen. Das Angebot „13 Plus“ gilt täglich bis höchstens<br />
16.00 Uhr.<br />
Beim „offenen Unterrichtsbeginn“ stehen die Schultüren ab 7.35 Uhr den Schülern<br />
offen. <strong>Die</strong> Kinder können sich während der Zeit bis zum Schulbeginn um 8.00 Uhr<br />
selbstständig leise beschäftigen.<br />
Beim Angebot „<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> von acht bis eins“ geht es vor allem darum, dass die Kinder<br />
unter Aufsicht von erfahrenen und freundlichen Kräften in eigens dafür eingerichteten<br />
Räumen während dieser Zeit verlässlich betreut werden. Während dieser Zeit können sie<br />
spielen oder sich auf dem Schulgelände austoben oder sich vom Unterricht erholen.<br />
An der Aktion „13 Plus“ können Kinder teilnehmen, deren Eltern einen Betreuungsbedarf<br />
über 13.00 Uhr hinaus bis höchstens 16.00 Uhr haben. Freitags gilt dieses Angebot bis<br />
höchstens 14.00 Uhr. <strong>Die</strong>se Maßnahme findet in der Grundschule statt. Im Rahmen dieser<br />
Aktion wird von montags bis donnerstags bei Bedarf Hausaufgabenbetreuung und täglich<br />
ein kindgerechtes und warmes Mittagessen gegen entsprechendes Entgelt angeboten.<br />
Als spezielles Angebot der <strong>Hausdülmener</strong> Grundschule gilt die kostenpflichtige Betreuung<br />
der Kinder während der Ferienzeiten. Jeweils in einer Ferienhälfte von 8.00 bis<br />
14.00 Uhr können angemeldete Kinder an einem vielseitigen und attraktiven Betreuungsprogramm<br />
teilnehmen.<br />
Trägerverein all dieser aufgeführten Maßnahmen ist der bereits erwähnte rührige<br />
Förderverein St.-Mauritius-<strong>Schule</strong> e. V. 73<br />
Schülerbibliothek eingerichtet<br />
Als Weiterentwicklung der <strong>Schule</strong> ist die Einrichtung einer Leihbücherei in der <strong>Hausdülmener</strong><br />
<strong>Schule</strong> zu erwähnen. Durch einen Sponsorenlauf und die Unterstützung des<br />
Fördervereins schufen Kinder und Eltern 2009 die finanzielle Basis, und mit Hilfe vieler<br />
Eltern konnte eine Leihbücherei mit einem Bestand von zunächst 400 Büchern für „große<br />
und kleine Leser“ nur für die Schüler dieser <strong>Schule</strong> ins Leben gerufen werden. Um ihren<br />
Bestand weiter aufzustocken, ist die <strong>Schule</strong> auch weiterhin an gut erhaltenen Büchern<br />
interessiert. Zunächst übernahmen Eltern die Ausleihe dieser Bücher. Im Laufe der Zeit ist<br />
die Ausleihe von den Kindern des vierten Schuljahres übernommen worden. Bei der Eröffnung<br />
der Bücherei lasen die ehemaligen Lehrerinnen Cläre Hillermann und Rita Gödeke<br />
sowie die Kindergartenleiterin Marita Wigger-Artmann im Rahmen einer Vorlesestunde<br />
ihren „Ehemaligen“ zu deren großer Freude vor. Zu diesem Projekt äußerte sich Schulleiter<br />
<strong>Die</strong>ter Halfmann treffend wie folgt: „Lesekompetenz ist eine Schlüsselqualifikation zum<br />
lebenslangen und selbstständigen Lernen.“ <strong>Die</strong> vielfältigen Leseaktivitäten der <strong>Schule</strong>
48 Ludger David<br />
würden nun ergänzt durch die Schulbücherei mit gemütlichen Plätzen zum Stöbern und<br />
Schmökern. 74<br />
Sportliche Aktivitäten der Grundschule<br />
<strong>Die</strong> Grundschule Hausdülmen ist seit vielen Jahren aktiv auf sportlichem Gebiet. Ihre Schüler<br />
und Schülerinnen legten schon immer als <strong>Schule</strong> nach Möglichkeit das Sportabzeichen<br />
ab.<br />
Als jedoch im Rahmen der Übermittagsbetreuung noch Möglichkeiten der Unterstützung<br />
gesucht wurde, bot sich Frau Karin Maaß als junge Mutter an, die bereits als<br />
Übungsleiterin des hiesigen Sportvereins über reiche Erfahrung verfügte, diese Aufgabe<br />
zu übernehmen. Sie animierte die Kinder, verstärkt zu trainieren, um das Sportabzeichen<br />
ablegen zu können und die <strong>Schule</strong> unterstützte sie bei dieser Aufgabe. <strong>Die</strong> Grundschule<br />
Hausdülmen beteiligte sich mit dieser Aktion „Sportabzeichen“ erstmalig im Jahre 2007<br />
auf Landesebene in der Vergleichsgruppe bis 150 Schüler/-innen und errang überraschend<br />
auf Anhieb mit über 93 Prozent den ersten Platz im Land Nordrhein-Westfalen. Bei der<br />
Auszeichnung in Hamm konnte die <strong>Schule</strong> mit einer Abordnung neben der Siegerurkunde<br />
auch noch einen namhaften Betrag zur Ausgestaltung der Schullandschaft in Empfang<br />
nehmen.<br />
Auch in den folgenden Jahren gewann Hausdülmen bei diesem Landesvergleich der<br />
<strong>Schule</strong>n in 2008 den 2. Platz und in 2009, 2010 und 2011 wiederum den 1. Platz und<br />
jeweils einen nennenswerten Geldbetrag. Voller Stolz hängen die überreichten Urkunden<br />
und die übergroßen Schecks nun in der Eingangshalle der <strong>Schule</strong>. Selbst ein Fernsehsender<br />
war bei der ersten Preisverleihung zugegen und berichtete darüber.<br />
Das Sportabzeichen kann nur von Schülern/-innen errungen werden, die in den Disziplinen<br />
50-Meter-Lauf, 800-Meter-Lauf, Hoch-/Weitsprung, Schlagballweitwurf und<br />
Schwimmen eine bestimmte Leistung erbringen.<br />
Projekttage/Projektwoche<br />
Um Unterricht interessant und abwechslungsreich zu gestalten, führen fast alle <strong>Schule</strong>n<br />
im Laufe des Schuljahres über den reinen Fachunterricht nach Stundenplan Projekttage<br />
oder gar eine Projektwoche, Schulfeste, Theaterfahrten/Theaterveranstaltungen und<br />
ähnliches durch. Dabei können die Klassengemeinschaften aufgelöst werden, sodass die<br />
Schüler/Innen nach eigenen Interessen und mit anderen Schülern und oft auch mit fachlich<br />
ausgerichteten Erwachsenen in anderer Umgebung lernen können. <strong>Die</strong> <strong>Hausdülmener</strong><br />
Grundschule bereitet abwechselnd pro Schuljahr ein Schulfest vor oder führt Projekttage
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 49<br />
Landessieger beim Sportabzeichen-Wettbewerb 2007 (oben) und 2010 (unten)
50 Ludger David<br />
durch. Beide erfordern in der Vorbereitung genaue Planung, zusätzliche Arbeit, oft den<br />
Einsatz von schulexternen „Fachleuten“ und meistens auch das Finden entsprechender<br />
Lernorte. Konnten mit einem Thema gute Erfahrungen gemacht werden, so kann dieses<br />
schon nach wenigen Jahren wiederholt werden, da die Kinder in der Regel nur 4 Jahre<br />
an der <strong>Schule</strong> verbleiben. Bei der Durchsicht der schulischen Unterlagen konnten im<br />
Laufe der Jahre beispielsweise folgende durchgeführte Projekte festgestellt werden, ohne<br />
Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.<br />
1994: Ernte-Dank-Markt<br />
1995: Gesundheit<br />
1997: Miteinander – Füreinander<br />
1999: Bau des grünen Klassenzimmers<br />
2000: Leben, Lernen, Leisten<br />
2001: <strong>Die</strong> Zeitungs-AG,<br />
2004: Europa<br />
2004: Schüler pflanzen einen Wald<br />
2006: Zirkusprojekt mit Vorführung im Zirkuszelt<br />
2007: Bücher gegen Gewalt<br />
2009: Wasser beeinflusst das Leben in Hausdülmen<br />
2010: Kultur und <strong>Schule</strong> in Kooperation mit einem <strong>Dülmener</strong> Künstler<br />
2011: Miniphäomenta<br />
Da sich Schülerinnen und Schüler bei Arbeiten an interessanten Projekten neue und<br />
lehrreiche Inhalte erschließen, beschäftigen sie sich oft noch lange damit und können u. U.<br />
zu lebenslangen sinnvollen Beschäftigungen geführt werden.<br />
Fünfzigjähriges Bestehen des neuen Schulgebäudes<br />
Am 7. Oktober 2011 feierte die katholische St.-Mauritius-<strong>Schule</strong> Hausdülmen die fünfzigste<br />
Wiederkehr des Umzuges von dem alten Schulgebäude auf dem Burgplatz zum<br />
neuen Schulgebäude auf der Mauritiusstraße (frühere Schulstraße). Sie beging diesen Tag<br />
mit einem Festakt am Vormittag, zu dem zahlreiche Vertreter des Trägers, des öffentlichen<br />
Lebens, frühere Schulleiter und ehemalige Kollegen sowie Elternvertreter eingeladen<br />
waren. Schulleiter <strong>Die</strong>ter Halfmann begrüßte die Gäste, Eltern, Kollegen und Kinder und<br />
wies auf die vielfachen Änderungen hin, die in den letzten fünfzig Jahren das Schulleben<br />
beeinflussten und veränderten. Anschließend führten die Kinder durch das Programm und<br />
spielten in zahlreichen kleinen Sketchen schulische Situationen der vergangenen fünfzig<br />
Jahre nach, die begeistert aufgenommen wurden und ihnen wiederholt Beifall auf offener
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 51<br />
Szene einbrachten. Freudig sangen sie das Lied der <strong>Hausdülmener</strong> „Pielekes“, wobei<br />
einige Kinder als „Pielekes“ kostümiert umherwatschelten.<br />
Mitarbeiter der Grundschule Hausdülmen im Jubiläumsjahr 2011<br />
<strong>Die</strong> äußere Ausgestaltung der Turnhalle als „Festsaal“ und die Bewirtung der Gäste<br />
übernahmen wie bereits häufig in der Vergangenheit routiniert der Förderverein der<br />
Mauritiusschule sowie zahlreiche Eltern mit ihrer langjährigen Erfahrung, sodass ein<br />
reibungsloser Ablauf gewährleistet war.<br />
Am Nachmittag waren insbesondere Eltern und ehemalige Schüler dieser Einrichtung<br />
– zumeist heute auch Eltern der derzeitigen Schulkinder – eingeladen, um insbesondere<br />
die verschiedenen Einrichtungen der <strong>Schule</strong> und die einzelnen Gebäude näher kennen
52 Ludger David<br />
zu lernen. Den Kindern machte es offensichtlich Freude, ihren Eltern oder Gästen ihre<br />
Einrichtungen zu zeigen und erzielte Lernfortschritte in eigenen Experimenten zu<br />
demonstrieren.<br />
Es war insgesamt ein gelungenes Fest, das die intensive und lange Vorbereitungszeit<br />
durch Kollegium und Eltern ahnen ließ.<br />
Mit dieser Darstellung schließt zunächst die 335-jährige Geschichte der <strong>Hausdülmener</strong><br />
<strong>Schule</strong>. Sie wird sich als Institution auch in kommender Zeit wie in der Vergangenheit in<br />
zahlreichen Bereichen weiterhin verändern. Doch muss auch für die Zukunft die Forderung<br />
und der feste Wille aller verantwortlichen Entscheidungsträger gelten, die Grundschule<br />
Hausdülmen als Bildungseinrichtung im Dorf wohnortnah nach dem Motto „kurze Wege –<br />
kurze Beine“ zu erhalten.<br />
Nachbetrachtung<br />
Verfolgt man zurückschauend den Weg der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> über die vergangenen<br />
rund 335 Jahre, so hat sich in dieser Zeit fast alles verändert, was nur zu verändern war.<br />
Waren die räumlichen Verhältnisse der <strong>Schule</strong> für unsere heutigen Vorstellungen bis ins<br />
zwanzigste Jahrhundert hinein als katastrophal zu bezeichnen, so wandelten sich diese<br />
Verhältnisse unter der meist angespannten Finanzlage der Gemeinden nur zögerlich zum<br />
Besseren.<br />
<strong>Die</strong> Anforderungen der späteren Berufswelt mit ihren sehr spezifischen Anforderungen<br />
und Fähigkeiten veränderte und verbreiterte notwendigerweise einerseits den Fächerkanon<br />
der <strong>Schule</strong>n, andererseits aber auch die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden bis zum<br />
Ganztagsunterricht, verbunden mit einer immer höheren Qualifizierung der unterrichtenden<br />
Lehrpersonen.<br />
Bei längerer, intensiverer und qualifizierterer Unterrichtung der Kinder stehen diesen<br />
heute zur Regeneration sowohl „Ruheräume“ als auch „aktive Freiräume“ zur Verfügung.<br />
Hatten die Lehrkräfte an den kleinen Landschulen früher neben der Versorgung ihrer meist<br />
kleinen Landwirtschaft weitere Aufgaben wie Küsteramt, Organistenamt, Chorleiteramt<br />
und andere zu übernehmen, so ist der Lehrerberuf heute längst zu einem anstrengenden<br />
Vollzeitberuf gleich vielen anderen Berufen auch geworden.<br />
Bei der Geburtstagsfeier der <strong>Schule</strong> wurde gleich von mehreren Rednern neben anderen<br />
der Wunsch geäußert, dass diese Einrichtung wie auch der hiesige Kindergarten trotz<br />
schrumpfender Kinderzahlen als Quelle dörflichen Lebens auf Dauer am Ort erhalten<br />
werden könnten. <strong>Die</strong>sem Wunsch möchte ich mich abschließend vollinhaltlich anschließen.
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 53<br />
Dank für hilfreiche Unterstützung<br />
Bei den Recherchen zu diesem Thema wurden Quellen verschiedener Art gesichtet.<br />
Unter ihnen Schriftstücke aus dem Herzog-von-Croÿ’schen Archiv zu Dülmen, deren<br />
Einsichtnahme uns Archivar Rudolf Knoke ermöglichte.<br />
Schulleiter <strong>Die</strong>ter Halfmann stellte die lückenhafte Schulchronik Hausdülmen mit den<br />
vermutlichen Beiträgen des Lehrers Franz Schulte sowie der nachfolgenden Schulleiter<br />
Josef Elsbernd, Otto Herdina, Johannes Göntgens und Erich <strong>Schule</strong>nkorf mit letzten<br />
Eintragungen zum Schuljahr 1962 sowie verschiedene Unterlagen der jetzigen Mauritius-<br />
Grundschule zur Verfügung.<br />
Im Stadtarchiv Dülmen konnten insbesondere die politischen Entscheidungen der<br />
Vergangenheit der entsprechenden Kommunalparlamente eingesehen werden.<br />
<strong>Die</strong> Stadtverwaltung Dülmen ermöglichte die Einsicht in die Bauakten zu den jetzigen<br />
Schulgebäuden.<br />
<strong>Die</strong> heutige Seniorchefin Frau Lütkenhaus gab uns bereitwillig Auskunft über Schwierigkeiten<br />
beim Bau des heutigen Schulgebäudes durch ihre damalige Firma.<br />
Meine Frau Hanne trug mit Bildern und Schriften aus ihrem privaten Archiv zum<br />
Gelingen bei.<br />
Karl Helmer übernahm das Amt des Korrektors der Erstfassung.<br />
Wir bedanken uns hiermit bei allen, die uns bei diesem Thema unterstützt haben, für<br />
ihre wertvolle Hilfe, ohne die wir nicht zu diesem Ergebnis hätten kommen können.<br />
1 Seite „Christoph Bernhard von Galen“. In: Wikipedia, <strong>Die</strong> freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand:<br />
25. Januar 2012, 14:48 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Christoph_Bernhard_von_<br />
Galen&oldid=98830619 (Abgerufen: 15. März 2012, 18:11 UTC).<br />
2 Vgl. SCHRÖER, ALOIS: Das Bistum Münster im ausgehenden Mittelalter, zur Zeit der Reformation und<br />
der katholischen Erneuerung. In: Das Bistum Münster 1, Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Editions<br />
du Signe, Straßburg 1992, S. 24.<br />
3 Vgl. STEINHAUS, HUBERT: Bernard Overbergs „Anweisung zum zweckmäßigen Schulunterricht für die<br />
Schullehrer (1783). In: Westfälische Zeitschrift, 137. Band/1987, Verlag Bonifatius-Druckerei Paderborn,<br />
S. 89 ff.<br />
4 Schreiben des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen an den Rentmeister von Dülmen vom<br />
18. März 1675, H 673, Herzog von Croÿsches Archiv (HvCA), Dülmen.<br />
5 Ebenda.<br />
6 Schreiben der Hofkammer an den Amtsrentmeister vom 26. November 1681, H 673, HvCA, Dülmen.<br />
7 Schreiben ohne Anschrift, Absender unleserlich vom 26. September 1682, H 673, HvCA, Dülmen.<br />
8 Schreiben der Amtsrentmeisterei an die Hofkammer vom 12. Dezember 1682, H 673, HvCA, Dülmen.
54 Ludger David<br />
9 Schreiben der Amtsrentmeisterei an die Hofkammer vom 22. Dezember 1687, H 673, HvCA, Dülmen.<br />
10 Schreiben des Unterthanigst-Gehorsambster Knegdt Berndt Embtinck, Schütze dero Ambts Dullman<br />
vom 10. Juni 1704 an den Fürstbischof von Münster, H 670, HvCA, Dülmen.<br />
11 Schreiben Amtsrentmeister Mersmann an die Hofkammer vom 12. Oktober 1745, H 670, HvCA, Dülmen.<br />
12 Schreiben Amtsrentmeister van Coeverden an die Hofkammer vom 2. Mai 1768, H 670, HvCA, Dülmen.<br />
13 Schreiben des Obristjägermeisters Fr. Böselager vom 23. April 1782 an die Hochfürstl. Hofkammer,<br />
H 670, HvCA, Dülmen.<br />
14 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 155.<br />
15 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 157 – 158.<br />
16 RABICH, DIETMAR: Maße und Gewichte im 19. Jahrhundert. In: <strong>Dülmener</strong> <strong>Heimatblätter</strong>, Heft 2,<br />
Jahrgang 57, 2010, S. 80 ff.<br />
17 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 158.<br />
18 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 158.<br />
19 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 187.<br />
20 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 183.<br />
21 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 239 – 244.<br />
22 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 53.<br />
23 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 55.<br />
24 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 115.<br />
25 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Mauritiusstraße 5, 42/54, Bauschein Nr. 42/AD vom 27. September 1954:<br />
Erweiterung des Schulgebäudes und der Toilettenanlagen.<br />
26 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 125.<br />
27 Vgl. <strong>Dülmener</strong> Zeitung vom 26. August 1959.<br />
28 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, . . . Gemeinde Dülmen-Kirchspiel, Mauritiusstr. 5, Bauschein 63/60 AD.<br />
29 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 125.<br />
30 Laut mündlicher Aussage der Senior-Chefin der damaligen Baufirma, Frau Maria Lütkenhaus, Börnste<br />
67.<br />
31 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, . . . Gemeinde Dülmen-Kirchspiel, Erweiterung der Gymnastikhalle,<br />
1073/74.<br />
32 Vgl. Beschluss-Vorlage Punkt 14 für die Sitzung des Ausschusses für Planung, Hochbau, Grundstücksund<br />
Verkehrswesen vom 14. Oktober 1981 und Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Hochbau-<br />
Ausschusses vom 27. Oktober 1981. In: Bauakte Stadt Dülmen, Turnhalle Mauritiusstr. 7, 0317.<br />
33 WA steht für Allgemeines Wohngebiet.<br />
34 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Turnhalle Mauritiusstr. 7, 0317.<br />
35 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Umbau Mehrzweckraum zum Klassenraum, 0386/84.<br />
36 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Mauritiusstraße 5, 0517/87.<br />
37 Nach Auskunft des derzeitigen Schulleiters <strong>Die</strong>ter Halfmann.<br />
38 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Mauritiusstr. 28, Änderung Feuerungsanlage, 1041/81.<br />
39 Vgl. Bauakte Stadt Dülmen, Teilerneuerung Fassade Mauritiusstraße 5, 0249.<br />
40 Schema der Hauß Dülmische Kirche nach alter und neuer Lage eingerichtet protokollmäßig. Datum Apl.<br />
1771, HvCA, A 539.<br />
41 HvCA, A 539.<br />
42 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 207/208.<br />
43 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 59 – 61.<br />
44 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 152.
<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Hausdülmener</strong> <strong>Schule</strong> von den Anfängen bis zur Gegenwart 55<br />
45 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 154.<br />
46 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 6 – 7.<br />
47 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 193 und mündliche Aussagen von Ludger Bücker und <strong>Die</strong>ter Half-<br />
mann<br />
48 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 194 ff.<br />
49 Vgl. DAVID, LUDGER; DAVID, HANNE; HANNEMANN, HANNELORE; SCHLATTMANN, HUBERT;<br />
VORHOLT, DR. ROBERT: St. Mauritius Hausdülmen – 50 Jahre Neubau der Kirche – Neun Jahrhunderte<br />
im Rückblick. Hausdülmen 2005, S. 44 f.<br />
50 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 90.<br />
51 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 89 ff.<br />
52 Flak ist die Abkürzung von Flugabwehrkanone.<br />
53 BRATHE, HEINZ, WERP, WOLFGANG: Dülmen im Zweiten Weltkrieg – 1939 bis 1945. In: <strong>Dülmener</strong><br />
<strong>Heimatblätter</strong>, Sonderausgabe 2011, S. 56.<br />
54 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 81 ff.<br />
55 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 152 ff.<br />
56 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 183.<br />
57 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 187 f.<br />
58 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 84.<br />
59 SCHLANGE-SCHÖNIGEN, HANS, (Hrsg.): Im Schatten des Hungers, Dokumentarisches zur Ernährungspolitik<br />
und Ernährungswirtschaft in den Jahren 1945 – 1949. Hamburg/Berlin 1955. In: HÄUSSER,<br />
ALEXANDER, MAUGG, GORDIAN: Hungerwinter, Deutschlands humanitäre Katastrophe 1946/47.<br />
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2009, ISBN 978-3-549-07364-3, S. 82.<br />
60 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 87.<br />
61 Schlange-Schönigen, Hans, . . . , S. 163.<br />
62 KM steht für Kultusminister/-in.<br />
63 Seite „Kurzschuljahr“. In: Wikipedia, <strong>Die</strong> freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. Februar 2012,<br />
18:24 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kurzschuljahr&oldid=100175844 (Abgerufen:<br />
24. März 2012, 17:20 UTC).<br />
64 Vgl. <strong>Dülmener</strong> Zeitung vom 31. August 1968: Neue Wege der Lehrerbildung.<br />
65 Vgl. <strong>Dülmener</strong> Zeitung vom 29. Oktober 1966: Der Rat des Kirchspiels beschloß: „Oberklassen gehen<br />
in die Stadtschulen“.<br />
66 Vgl. Stadtarchiv Dülmen, Amt Dülmen, B 45.<br />
67 Vgl. Stadtarchiv Dülmen, Amt Dülmen, B 70.<br />
68 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 5.<br />
69 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 7.<br />
70 Vgl. Schulchronik Hausdülmen, S. 9.<br />
71 Eine Boulderwand ist eine Wand, die mit Hilfe von aufgeschraubten Klettergriffen zu einer Kletterwand<br />
umfunktioniert wurde.<br />
72 Vgl. http://mauritius-schule.duelmen.org/de/website.php?id=/foerderverein.htm vom 25. März 2011.<br />
73 Nach Auskunft des derzeitigen Schulleiters <strong>Die</strong>ter Halfmann,<br />
Vgl. auch St.-Mauritius-<strong>Schule</strong> Hausdülmen. S. 8 – 11. In: Dülmen: <strong>Schule</strong> vor Ort. Eine Klasse für<br />
sich, Hausdülmen, Hiddingsel, Merfeld, Rorup. Initiative „<strong>Schule</strong> vor Ort“. Stadt Dülmen. August 2007.<br />
URL: http://mauritius-schule.duelmen.org/root/img/pool/menue_schule/duelmen_schule_vor_ort.pdf<br />
vom 25. März 2012.<br />
Vgl. auch http://mauritius-schule.duelmen.org/de/website.php?id=/schule/initiative_schule_vor_ort.htm.
56 Ludger David<br />
74 Vgl. http://www.dzonline.de/lokales/kreis_coesfeld/duelmen/1273893_Freude_ueber_erste_Leihbueche<br />
rei_in_Hausduelmen.html vom 19. Februar 2010, abgerufen am 25. März 2012.
Ludger David<br />
Erinnerungen an die eigene Schulzeit<br />
Ich besuchte seit meiner Einschulung im Herbst 1943 bis zur Entlassung aus dem neunten<br />
Jahrgang achteinhalb Jahre die Volksschule in Hausdülmen und war die letzten viereinhalb<br />
Jahre Schüler der „Oberklasse“ beim Schulleiter Otto Herdina. Im folgenden möchte<br />
ich nun von einigen Begebenheiten aus meiner Schulzeit berichten, die ich an die ersten<br />
Nachkriegsjahre noch habe:<br />
„Da die <strong>Schule</strong> zu dieser Zeit keinen Hausmeister hatte, übernahmen wir größeren<br />
Schüler freiwillig und gerne die anfallenden Arbeiten während der Unterrichtszeit,<br />
denn nach unserer damaligen Vorstellung war jede körperliche Arbeit besser als<br />
Unterricht. So schaufelten wir den angelieferten Koks in den Schulkeller, leerten<br />
von Zeit zu Zeit den Aschesammelplatz und fuhren die anfallende Asche mit Hilfe<br />
einer Pferdekarre ab, schlugen für die Fronleichnamsprozession nach Anweisung<br />
frische Birken im Wald ein und brachten sie zum Sammelplatz. Selbstverständlich<br />
und freiwillig gruben wir den unserem Lehrer zustehenden Schulgarten für die<br />
Frühjahrsbestellung um, wobei wir ihn freundlich darauf aufmerksam machten,<br />
dass doch allmählich die Zeit für diese Arbeit gekommen sei und wir zu Hause<br />
diese Arbeiten schon erledigt hätten. Zudem boten wir an, die notwendigen Spaten<br />
von zu Hause mit zur <strong>Schule</strong> zu bringen und wiesen – nicht ohne Hintergedanken<br />
darauf hin – dass für diese Arbeiten mindestens sechs bis acht Schüler notwendig<br />
seien. Unser ‚freundliches und großzügiges Angebot‘ wurde gerne angenommen,<br />
sodass wir schon am folgenden Tag mit Tornister und Spaten zur <strong>Schule</strong> kamen, den<br />
Tornister dort deponierten, zum Schulgarten gingen und die Spaten dort versteckten.<br />
<strong>Die</strong> ersten drei Stunden zogen wir meistens in die Heide, um ‚im Wald und auf der<br />
Heide‘ u. a. das biologische Verhalten der Wildkaninchen, der Wildtauben und der<br />
Eichkatzen zu ‚studieren‘. Danach gingen wir zum Garten, gruben einen relativ<br />
kleinen Teil des Gartens nach dem Motto um: ‚<strong>Die</strong> Arbeit muss wenigstens für eine<br />
Woche reichen!‘“<br />
Selbst für die Arbeit „Ausfahren der Schulabortgrube“ meldete sich ein Schüler freiwillig,<br />
der mit einem schweren Kaltblüter und dem Gefährt seines Onkels die Grube während<br />
der Schulzeit nach und nach entleerte und dessen Inhalt abfuhr.<br />
Weil es in der Mangelzeit nach dem Zweiten Weltkrieg an vielem fehlte, gingen<br />
wir Schüler mit den Lehrpersonen wiederholt in die Natur, um wichtige Rohstoffe zu
58 Ludger David<br />
Jungenoberklasse der Volksschule Hausdülmen im Jahre 1951<br />
sammeln. So standen unter anderem Kastanien, Himbeerblätter und Brombeerblätter auf<br />
den Sammellisten.<br />
Da die Kartoffelkäfer und insbesondere seine Larven durch das Abfressen des Krautes<br />
die Kartoffelpflanzen zerstörten, mussten die größeren Schüler sich als Vertreter ihrer<br />
Familien wiederholt auch am Einsammeln dieser Schädlinge beteiligen, und zwar während<br />
der nachmittäglichen Freistunden. Eine fürwahr wenig beliebte Arbeit!<br />
Beste Erinnerungen habe ich noch an einen Schultag im September wahrscheinlich<br />
des Jahres 1950. Wir hatten in dieser Herbstwoche an allen Tagen Nachmittagsunterricht<br />
und gingen mit folgendem Vorschlag zu unserem Lehrer: „Wir könnten doch heute bei<br />
diesem herrlichen Wetter mit der ganzen Klasse einen Wandertag in die Buchenallee an<br />
Wessendorfs Schleuse machen. Wir Kinder – immerhin sind wir etwa 60 Schülerinnen<br />
und Schüler – suchen die Hälfte des Schultages für Sie Bucheckern und die übrige Zeit<br />
verbleibt uns zum Spielen“ (Fußball und Völkerball). Zum besseren Verständnis muss<br />
ich darauf hinweisen, dass man zur damaligen Zeit 10 Kilogramm Bucheckern für einen<br />
Liter Speiseöl eintauschen konnte. Das „Geschäft“ wurde zur vollsten Zufriedenheit beider<br />
Seiten abgewickelt. Es war für uns ein schöner Tag. Wir waren zufrieden, und so hoffe ich
Erinnerungen an die eigene Schulzeit 59<br />
doch, unser Lehrer auch.<br />
Auf einen ungewöhnlichen Umstand möchte ich noch gerne hinweisen. Als unser<br />
damaliger Lehrer Otto Herdina den Schulbetrieb im September 1946 in Hausdülmen<br />
aufnahm, war er innerhalb kurzer Zeit zweimal aus seiner Heimat vertrieben worden.<br />
Er verwendete teilweise Begriffe, die wir nicht kannten (Lauser, Sacktuch, Watschen,<br />
Nichtsnutz usw.) und die uns oft zum Schmunzeln und verstecktem Lachen reizten.<br />
<strong>Die</strong> Einschulungsjahrgänge 1943 bis 1946 als Mädchenoberklasse im Jahre 1952 mit Lehrerin<br />
Anna Willmer<br />
Wie bereits erwähnt, hatten wir in den ersten Nachkriegsjahren an allem Mangel. Er<br />
lehrte uns u. a. zahlreiche Lieder seiner Heimat. Da es keine Liederbücher gab, schrieben<br />
wir die Texte in unsere Liederhefte und lernten sie auswendig. Ich kann mich noch gut<br />
erinnern, wenn insbesondere das Lied gesungen „Wenn ich den Wanderer frage, wo<br />
kommst du her?“ wurde und die Antwort jedes Mal „Ich hab’ kein Zuhause, hab’ keine<br />
Heimat mehr“ lautete, dann konnte er seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Ich fand es<br />
damals als Schüler irritierend, dass ein erwachsener Mensch – zumal ein Lehrer – weinen<br />
muss. Heute, nachdem ich seinen Lebenslauf kenne und weiß, was er erleben und erleiden<br />
musste und verloren hatte, habe ich uneingeschränkt Verständnis für seine Lage und kann
60 Ludger David<br />
seinen tief empfundenen Schmerz gänzlich nachvollziehen. Wenn es möglich wäre, würde<br />
ich mich heute noch bei ihm für meine damaligen Gedanken entschuldigen.<br />
Auch seine Leistung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. In Konkurrenz zu Schülern<br />
anderer <strong>Schule</strong>n konnten wir durchaus bestehen, sodass ich aus vollster Überzeugung<br />
sagen kann: „Wir haben bei ihm soviel gelernt, dass wir durchaus mit Schülern aus reinen<br />
Jahrgangsklassen mithalten konnten, obwohl wir mit vier, zeitweise mit fünf Jahrgängen<br />
in einer Klasse unterrichtet wurden.“
Autorinnen und Autoren<br />
Ludger David, Hausdülmen, Halterner Straße 302, 48249 Dülmen, S. 5, 57<br />
Abbildungen<br />
<strong>Die</strong>ter Halfmann, Dülmen, S. 49, 51<br />
<strong>Die</strong>tmar Rabich, Hausdülmen, S. 22, 24, 45<br />
Sammlung Hanne und Ludger David, Hausdülmen, S. 2, 8, 13, 15, 16, 18, 19, 20, 27, 28, 29, 43,<br />
44, 58, 59
Impressum<br />
© 2012 Heimatverein Dülmen e. V.<br />
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begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung,<br />
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Herausgeber: Heimatverein Dülmen e. V.,<br />
Postfach 1307, 48234 Dülmen<br />
E-Mail: info@heimatverein-duelmen.de<br />
WWW: http://www.heimatverein-duelmen.de/<br />
Redaktion: Hanne und Ludger David,<br />
Justin Maasmann, Erik Potthoff (Ltg.),<br />
<strong>Die</strong>tmar Rabich und Dr. Stefan Sudmann<br />
Satz: <strong>Die</strong>tmar Rabich (mit LATEX)<br />
ISSN: 1615-8687<br />
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