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Panorama 6/2013 - Die Pilgermission St. Chrischona

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Literatur<br />

30 Jahre «Hoffnung für alle»<br />

Damit der Leser versteht, was er liest<br />

Eine der erfolgreichsten Bibelübersetzungen im deutschsprachigen<br />

Raum feiert Jubiläum: Vor genau 30 Jahren veröffentlichte<br />

der Brunnen Verlag Basel erstmals die «Hoffnung für alle». Als<br />

«<strong>Die</strong> Bibel, die unsere Sprache spricht» wurde sie bald zum Bestseller:<br />

Bis heute verkaufte sie sich rund 1,3 Millionen Mal.<br />

<strong>Chrischona</strong>-<strong>Panorama</strong> sprach mit Urs <strong>St</strong>ingelin vom Brunnen-<br />

Verlag Basel über die Erfolgsgeschichte der «Hoffnung für alle»<br />

und die Herausforderungen moderner Bibelübersetzung.<br />

Interview: Michael Gross<br />

<strong>Chrischona</strong>-<strong>Panorama</strong>: Herr <strong>St</strong>ingelin, wie erklären Sie sich<br />

die Erfolgsgeschichte der «Hoffnung für alle»?<br />

Urs <strong>St</strong>ingelin: Das Geheimnis der «Hoffnung für alle» liegt in<br />

der Unmittelbarkeit ihrer Wirkung: Der Leser versteht, was er<br />

liest, und hat dadurch noch Kräfte übrig, das Gelesene auch zu<br />

tun. Das scheinen die Käufer der «Hoffnung für alle» sehr zu<br />

schätzen.<br />

<strong>Die</strong> biblischen Texte sind ursprünglich in griechischer und<br />

hebräischer Sprache verfasst worden. Worin besteht die Herausforderung,<br />

die Texte in eine heute verständliche Sprache<br />

zu übersetzen? Und warum braucht es das überhaupt?<br />

Urs <strong>St</strong>ingelin: <strong>Die</strong> erste Herausforderung besteht zunächst darin,<br />

dass die beiden genannten<br />

biblischen Grundsprachen<br />

ganz anders funktionieren als<br />

die deutsche Sprache. Zum einen<br />

gibt es sowohl im Hebräischen<br />

als auch im Griechischen<br />

zahlreiche idiomatische Ausdrücke,<br />

das heisst Redewendungen,<br />

deren Bedeutung sich<br />

nicht aus den Einzelwörtern<br />

erschliessen lässt und die sich<br />

deshalb eigentlich gar nicht in<br />

eine andere Sprache oder Kultur<br />

übertragen lassen. Zum anderen<br />

folgen sie beide einer<br />

ganz anderen Grammatik, als<br />

das bei der deutschen Sprache<br />

der Fall ist. Welcher Leser würde von sich aus darauf kommen,<br />

dass der hebräische Wortlaut «zur Höhe über ihnen kehre zurück!»<br />

(Psalm 7,8) eigentlich bedeutet, dass Gott seinen Thron<br />

als Richter über die Menschen einnehmen soll?<br />

Eine nicht minder grosse Herausforderung liegt aber auch im<br />

Wandel der deutschen Sprache selbst: Moderne Sprachen sind<br />

immer im Fluss, während der biblische Inhalt ewig der gleiche<br />

bleibt. Ein kleines Beispiel: Als Klassischer Philologe zucke ich<br />

zusammen, wenn mein Sohn mir sagt: «Ich habe Dich mega lieb!»<br />

«Mega» heisst auf Griechisch «gross» und ergibt an dieser <strong>St</strong>elle<br />

somit wenig Sinn. Doch als Vater freue ich mich darüber, weil ich<br />

weiss, was er meint.<br />

Das ist das Entscheidende:<br />

Der Inhalt der Botschaft<br />

steht über seiner<br />

Sprache. In dem Sinne<br />

brauchen wir beides:<br />

grossen Respekt gegenüber<br />

dem Inhalt, aber<br />

auch den Mut, sprachlich<br />

flexibel zu bleiben.<br />

Nur so können wir<br />

kommunizieren, was<br />

die Bibel meinte, und<br />

meinen, was die Bibel<br />

kommunizierte.<br />

Was machen die modernen Bibelübersetzer wie die der «Hoffnung<br />

für alle» anders, als jene der traditionellen Übersetzungen<br />

(Luther, Zürcher oder Elberfelder)?<br />

Urs <strong>St</strong>ingelin: Jeder Text besteht nicht nur aus einer Information,<br />

sondern auch aus einer Absicht, diese zu vermitteln. Kommunikation<br />

bedeutet also nicht nur, etwas zu sagen und zu meinen,<br />

sondern mindestens so sehr auch etwas zu hören und zu verstehen.<br />

Ignoriert man Letzteres, ist es so, als ob ich telefonierte,<br />

während auf der anderen Seite der Leitung gar niemand sitzt.<br />

Nun gibt es Bibeln, die sich in besonderem Masse dem Sender<br />

zuwenden, wie zum Beispiel die Zürcher- oder Elberfelderbibel,<br />

und andere, bei denen der Empfänger im Vordergrund steht, wie<br />

bei der «Hoffnung für alle». Richtig oder falsch gibt es hier nicht<br />

– es sind zwei verschiedene Seiten von ein und derselben Münze.<br />

Auch von der Luther-Bibel wissen wir, dass nicht nur Martin<br />

Luther sie übersetzte. Wie viele Übersetzer sind an der «Hoffnung<br />

für alle» am Werk?<br />

Urs <strong>St</strong>ingelin: <strong>Die</strong> «Hoffnung für alle» hat eine lange Geschichte.<br />

Sie durchlief unterschiedliche Bearbeitungsphasen, beginnend<br />

mit der Erstausgabe des<br />

Neuen Testaments 1983, über<br />

das Neue Testament mit Psalmen<br />

1991 und die erste Vollbibel<br />

1996 bis hin zum Alten<br />

Testament mit revidiertem Neuen<br />

Testament 2002. Über all die<br />

Jahre arbeitete ein Team von 10<br />

bis 15 Übersetzern und Beratern<br />

an der Wiedergabe der biblischen<br />

Texte.<br />

Im Hauskreis lesen wir einen<br />

Bibeltext meist in verschiedenen<br />

Übersetzungen. Je nach<br />

Übersetzung bekommen Aus-<br />

32 CHRISCHONA 6/<strong>2013</strong>

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