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1806-Das Kloster St. Luzi in Chur 1140-1806 - Burgenverein Untervaz

1806-Das Kloster St. Luzi in Chur 1140-1806 - Burgenverein Untervaz

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<strong>Untervaz</strong>er Burgenvere<strong>in</strong> <strong>Untervaz</strong><br />

Texte zur Dorfgeschichte<br />

von <strong>Untervaz</strong><br />

<strong>1806</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong><br />

<strong>1140</strong>-<strong>1806</strong><br />

Email: dorfgeschichte@burgenvere<strong>in</strong>-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte s<strong>in</strong>d im Internet unter<br />

http://www.burgenvere<strong>in</strong>-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Dom<strong>in</strong>i“ unter<br />

http://www.burgenvere<strong>in</strong>-untervaz.ch/annodom<strong>in</strong>i.


- 2 -<br />

<strong>1806</strong> <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> <strong>1140</strong>-<strong>1806</strong> Helvetia Sacra<br />

<strong>in</strong>: Helvetia Sacra, Abteilung IV, Die Orden mit August<strong>in</strong>erregel, Band 3, Die<br />

Prämonstratenser und Prämonstratenser<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Schweiz. Seite 217-266.


- 3 -<br />

CHUR - ST. LUZI<br />

von Immacolata Saulle Hippenmeyer<br />

S. 217: Lage: <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong>, Kanton Graubünden.<br />

Diözese: <strong>Chur</strong>.<br />

Zirkarie: Schwaben.<br />

Name: priori ecclesie sancti Lucii ( ... ) eiusque fratribus regularem vitam<br />

professis (1149), monasterio sancti Lucii et fratribus ibidem dom<strong>in</strong>o<br />

famulantibus (1200), preposito et conventui monasterii sancti Lucii de Curia<br />

(1208), preposito et conventui monasterii sancti Lucii de Curia<br />

Premonstratensis ord<strong>in</strong>is (1214), cenobio sancti Lucii (1215), prepositus et<br />

capitulum sancti Lucii (1231), Bropst des Closters von sant Luzz<strong>in</strong> vnd der<br />

Convent des selben gotzhuses (1319), des Gotshus ze sant Lucien (1332),<br />

abbtey S. Lucii (1639).<br />

Patron: <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>.<br />

<strong>St</strong>atus: Propstei, seit 1453 Abtei, 1688-1717 Priorat von Roggenburg.<br />

Mutterkloster: Roggenburg.<br />

Frauenkloster: <strong>St</strong>. Hilarien.<br />

Gründung: um <strong>1140</strong>.<br />

Aufhebung: <strong>1806</strong>.<br />

GESCHICHTE<br />

Übersicht:<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> vor der Ankunft der Prämonstratenser, Seite 218<br />

Gründung des Prämonstratenserklosters, 219<br />

Männer- und Frauenkloster, 220<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im Mittelalter, 220<br />

Bautätigkeit und Ablässe, 222<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> als Kultusstätte, 223<br />

Pfarreien und Seelsorge, 223<br />

Armenfürsorge, 224<br />

Monastisches Leben im Mittelalter, 225<br />

Beziehungen zum Orden, 227<br />

Niedergang zur Reformationszeit, 227


- 4 -<br />

Die Zeit <strong>in</strong> Bendern, 229<br />

Wiederherstellung <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s, 231<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im 17. Jahrhundert Priorat von Roggenburg, 232<br />

S. 218: <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im 18. Jahrhundert, 234<br />

Ende <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s - E<strong>in</strong>richtung als Priestersem<strong>in</strong>ar, 238<br />

Anmerkungen, 239<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> vor der Ankunft der Prämonstratenser.<br />

E<strong>in</strong>e zu Ehren des hl. <strong>Luzi</strong>us geweihte Kirche ist <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> seit der I. Hälfte des<br />

8. Jh. bekannt. Sie ersetzte die spätrömische Andreasmemorie (Grabkirche).<br />

Der hl. <strong>Luzi</strong>us gilt als «confessor» und Glaubensbote Rätiens. Er war seit dem<br />

11. Jh. neben Flor<strong>in</strong>us der bevorzugte Heilige der <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong>. Beide, <strong>Luzi</strong>us<br />

und Flor<strong>in</strong>us, werden 1288 als Bistumspatrone genannt, Die <strong>Luzi</strong>us-Vita,<br />

welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Handschrift der <strong>St</strong>iftsbibliothek <strong>St</strong>. Gallen überliefert ist, wurde<br />

von e<strong>in</strong>em <strong>Chur</strong>er Geistlichen Ende des 8. Jh./Anfang des 9. Jh. verfasst. Die<br />

Kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bildete im 10. Jh. e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit mit der Bischofskirche, die von<br />

951 bis 972 <strong>in</strong> den Urkunden unter dem Doppelpatroz<strong>in</strong>ium «ecclesia sancte<br />

dei genitricis Marie beatique Lucii confessoris Christi» auftritt.<br />

Aufgrund des «Proprium Curiense» von 1646 behauptet Johann Georg Mayer,<br />

Bischof Valentianus von <strong>Chur</strong> habe hier bereits im 6. Jh. e<strong>in</strong> <strong>Kloster</strong> gestiftet,<br />

die Existenz e<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s ist jedoch vor dem 12. Jh. urkundlich nicht bezeugt.<br />

<strong>Das</strong> «Chronicon» des Prämonstratenserordens von Aubertus Miraeus und die<br />

«Historia Imperialis Canoniae Roggenburgensis» von Philippus Bayrhamer<br />

nehmen an, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> sei vor <strong>1140</strong> e<strong>in</strong> Benedikt<strong>in</strong>erkloster gewesen, e<strong>in</strong>e<br />

Behauptung, die jedoch von Iso Müller <strong>in</strong> Abrede gestellt und auf die irrige<br />

Überlieferung des Geschichtsschreibers Ulrich Campell aus dem I6. Jh.<br />

zurückgeführt wird, der wohl e<strong>in</strong>er Verwechselung unterlag.<br />

Der Me<strong>in</strong>ung, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> sei früher e<strong>in</strong> Benedikt<strong>in</strong>erkloster gewesen, waren<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch die <strong>St</strong>iftsbrüder selber. Dies berichtet Johannes Comander, der<br />

<strong>Chur</strong>er Reformator, an Joachim Vadian <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief vom 26.7.1532. Ihm<br />

gelang es nicht, Nachrichten über die Anfänge und die Gründung von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

zu f<strong>in</strong>den. Auch die Durchsuchung des <strong>Kloster</strong>archivs erbrachte ke<strong>in</strong>e neuen<br />

Erkenntnisse. Die Chorherren konnten se<strong>in</strong>e Fragen über Anfänge und Gründer<br />

ihres <strong>Kloster</strong>s nicht beantworten, es bestand also nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e


- 5 -<br />

diesbezügliche mündliche Überlieferung. Sie wussten nur zu berichten, dass<br />

das <strong>St</strong>ift, e<strong>in</strong>mal zum Benedikt<strong>in</strong>erorden gehörend, vor vielen Jahren Opfer der<br />

Flammen und 40 Jahre später wieder vom Unglück getroffen worden war.<br />

Vermutlich handelt es sich um den Brand im Jahr 1330, über den Comander<br />

e<strong>in</strong>e Notiz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Homiliekodex <strong>in</strong> der <strong>Kloster</strong>bibliothek von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> fand,<br />

Nach Jakob Salandronius (Salzmann), Schulmeister von <strong>Chur</strong>, wurde das <strong>St</strong>ift<br />

von den Herren von Unterwegen aus Schanfigg gestiftet, nachdem e<strong>in</strong><br />

Familienmitglied <strong>in</strong> der Plessur ertrunken und <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bestatten worden<br />

war.<br />

S. 219: Dokumente zu den Anfängen des <strong>St</strong>iftes waren also bereits im Spätmittelalter<br />

nicht mehr bekannt. Die Urkunde Papst Gregors V. aus dem Jahre 998, <strong>in</strong> der<br />

erwähnt wird, dass unter der Oberhoheit des <strong>St</strong>iftes Pfäfers sich auch das nach<br />

der Regel des hl. Benedikt lebende <strong>Kloster</strong> «B. Valentiani prope castra<br />

Martiola» befand, das als Vorläufer von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> angesehen worden ist, hat die<br />

Forschung als e<strong>in</strong>e Fälschung des Pfäferser Paters Karl Widmer vom Jahre<br />

1656 entlarvt, sie kann deshalb nicht als Beweis für die Anwesenheit von<br />

Benedikt<strong>in</strong>ermönchen <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gelten. Die These von der Vergangenheit des<br />

<strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> als Benedikt<strong>in</strong>erkonvent wird von Ambrosius Eichhorn im<br />

Abschnitt über die Geschichte von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bezweifelt, da davon jegliche Spur<br />

fehle und nicht e<strong>in</strong>mal der Name e<strong>in</strong>es Abtes überliefert sei. Der Autor fügt<br />

jedoch h<strong>in</strong>zu, dass e<strong>in</strong> alter Pergamentkodex von schwarzen<br />

August<strong>in</strong>ermönchen berichtet, denen <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> von Anfang an übergeben<br />

worden sei, was Eichhorn als e<strong>in</strong>e Bestätigung dafür sieht, dass die Kleriker<br />

Bischof Valentians als Regularkanoniker <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> lebten. Es ist<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich, dass die Kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, welche zum «bischöflichen Hof»<br />

gehörte, zusammen mit den anderen Kirchen im Umkreis der Kathedrale von<br />

der Geistlichkeit besorgt wurde, die sich um den Bischof gebildet hatte. Die<br />

ersten Belege für die Existenz des <strong>Chur</strong>er Domkapitels gehen auf die Mitte des<br />

10. Jh. zurück. 940 s<strong>in</strong>d «fratres episcopii Curiensis» erstmals bezeugt, 956 ist<br />

von «clericis canonice deo et sanctae Mariae et sancto Lucio confessori Christi<br />

servientibus» die Rede, e<strong>in</strong>ige Jahre später erfolgte die Schenkung des <strong>Chur</strong>er<br />

Bischofs Hiltipaldus (bezeugt 972-988) an die «fratres Curiensis<br />

congregationis». Bei der Behauptung, <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> lebten bereits <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

Mönche, könnte es sich deshalb um e<strong>in</strong>e Verwechselung mit der bischöflichen<br />

Klerikergeme<strong>in</strong>schaft handeln, deren Mitglieder als «fratres» und «canonici»


- 6 -<br />

bezeichnet werden.<br />

Gründung des Prämonstratenserklosters.<br />

Die erste urkundliche Erwähnung von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> als <strong>Kloster</strong> stammt aus dem Jahr<br />

1149: Papst Eugen III. versichert am 6.11.1149 das Gotteshaus <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> se<strong>in</strong>es<br />

Schutzes und bestätigt ihm se<strong>in</strong>e Besitzungen, Rechte und Freiheiten. Die<br />

Urkunde wurde auf Verlangen von Prior Aimo und se<strong>in</strong>en Brüdern ausgestellt.<br />

Erwähnt wird zudem, dass diese nach der August<strong>in</strong>erregel lebten. Zusammen<br />

mit eigenen Lebensformen bildete diese für die Prämonstratenser die<br />

Grundlage. Gemäss der Tradition liess um <strong>1140</strong> Bischof Konrad I. von<br />

Biberegg aus dem Schwäbischen <strong>Kloster</strong> Roggenburg, das se<strong>in</strong> Bruder um<br />

1125 gestiftet hatte, Kanoniker nach <strong>Chur</strong> kommen, die sich <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

niederliessen.<br />

Die Annales Osterhovenses berichten, dass die Kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> 1160 offiziell<br />

dem Prämonstratenserorden übertragen wurde. Diese Zugehörigkeit wird<br />

urkundlich erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er päpstlichen Bulle vom 21.4.1214 bestätigt,<br />

S. 220: Männer- und Frauenkloster.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wurde vermutlich nicht als Doppelkloster gegründet, da<br />

sich bereits seit Anfang der dreissiger Jahre des 12. Jh. unter Abt Hugo von<br />

Fosses e<strong>in</strong>e Kehrtwendung <strong>in</strong> der anfänglich frauenfreundlichen Politik der<br />

Prämonstratenser angebahnt hatte. Seither wurden Doppelklöster nach<br />

Möglichkeit aufgelöst und die Nonnenkonvente an e<strong>in</strong>en anderen Ort verlegt.<br />

Um die Prämonstratenser von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bildete sich jedoch e<strong>in</strong>e<br />

Frauenkongregation, die bei der Kirche <strong>St</strong>. Hilarien <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> lebte. Die Nonnen<br />

von <strong>St</strong>. Hilarien ersche<strong>in</strong>en urkundlich erstmals am 6.5. 1208. Da <strong>in</strong> den<br />

Quellen die «fratres» und die «sorores» geme<strong>in</strong>sam auftreten, handelte es sich<br />

e<strong>in</strong>deutig um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige <strong>Kloster</strong>geme<strong>in</strong>schaft unter der Leitung des Propstes<br />

von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, obschon sie räumlich vone<strong>in</strong>ander getrennt lebten.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im Mittelalter.<br />

Bereits im Schirmbrief Papst Eugens III. von 1149 werden unter den<br />

Besitzungen des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>ige Höfe <strong>in</strong> Vorarlberg, Igis, Peist und<br />

Malix, Rebberge, Felder und Wiesen <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> und die Kirche <strong>St</strong>. Maria <strong>in</strong><br />

<strong>Chur</strong>walden erwähnt. H<strong>in</strong>zu kamen bedeutende Schenkungen Bischof


- 7 -<br />

Adelgotts von <strong>Chur</strong>, der den Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> 1154 neben dem Spital<br />

bei der Kirche <strong>St</strong>. Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> den Hof und die Kirche <strong>in</strong> Prada (Kreis<br />

Alvasche<strong>in</strong>), die Höfe Savogn<strong>in</strong> und Latsch, die Zehntrechte <strong>in</strong> Rankweil und<br />

zwei Jahre später auch die Leitung des <strong>Kloster</strong>s Cazis, die Kirchen <strong>St</strong>. Mart<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Cazis und <strong>St</strong>. Alban <strong>in</strong> Sils im Domleschg mit ihren Pert<strong>in</strong>enzen und zudem<br />

Zehntrechte aus e<strong>in</strong>igen umliegenden Dörfern übertrug. Deklariertes Ziel<br />

Bischof Adelgotts war die Reform des religiösen Lebens <strong>in</strong> den Klöstern se<strong>in</strong>er<br />

Diözese. Die Prämonstratenser als Reformorden eigneten sich zu diesem<br />

Zweck besonders gut. Es ist deshalb ke<strong>in</strong> Zufall, dass die Nonnen von Cazis,<br />

deren Sitten nach Aussagen des Bischofs im Laufe der Zeit verfallen waren,<br />

unter die Leitung der Chorherren gestellt wurden. Von e<strong>in</strong>er Wiederherstellung<br />

des Frauenklosters Mistail, das zum Hof Prada gehörte, sah der Bischof<br />

h<strong>in</strong>gegen ab, da die exponierte Lage am Rande der Schynschlucht und die<br />

knappen f<strong>in</strong>anziellen Mittel des von se<strong>in</strong>en Vorgängern aufgehobenen<br />

Konvents sie nicht als s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en liessen.<br />

1194 bekam das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> von Kaiser He<strong>in</strong>rich VI. die Kirche von<br />

Bendern (Fürstentum Liechtenste<strong>in</strong>) mit den ihr zugehörigen Gütern als<br />

Schenkung von Rüdiger von Limpach, der den Benderner Besitz als<br />

königliches Lehen <strong>in</strong>nehatte. Der Besitz der Kirche wurde den Chorherren<br />

1200 von König Philipp, 1214 von König Friedrich II. sowie 1208 und 1214<br />

von Papst Innozenz III. bestätigt. Die Inkorporation erfolgte zuerst 1215 durch<br />

Bischof Arnold von Matsch und dann «pleno iure» am 13.12.1251 durch<br />

Bischof He<strong>in</strong>rich von Montfort mit der Begründung, das <strong>Kloster</strong> sei sehr arm<br />

und brauche die E<strong>in</strong>künfte der Pfarrei, um die Chorherren und -frauen zu<br />

ernähren.<br />

S. 221: Mit der Inkorporation erhielt der Propst von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> die Befugnis, das<br />

Pfarramt mit e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er Konventualen oder e<strong>in</strong>em säkularen Geistlichen zu<br />

besetzen. Vermutlich zusammen mit der Kirche von Bendern erhielt das<br />

<strong>Kloster</strong> auch e<strong>in</strong>en Hof <strong>in</strong> Triesen, auf dem sich e<strong>in</strong>e Marienkapelle befand.<br />

Könige und Päpste bestätigten Besitz und Privilegien des <strong>Kloster</strong>s im Laufe<br />

des 12. und 13. Jh. regelmässig, Zwischen 1186 und 1191 bekam es die<br />

Zollfreiheit, 1207 wurde es von der Kastvogtei und den <strong>St</strong>euern befreit. Am<br />

6.5.1208 verlieh ihm Papst Innozenz III. das Recht der freien Propstwahl durch<br />

die Konventualen. In der Urkunde wird auch der Besitz des <strong>Kloster</strong>s


- 8 -<br />

umschrieben. Zu den bereits erwähnten Höfen und Kirchen werden noch die<br />

Kirchen <strong>St</strong>. Hilarien und <strong>St</strong>. Antönien bei <strong>Chur</strong> und Güter <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>,<br />

Domat/Ems, Schanfigg, Waltensburg, Vr<strong>in</strong>, Flims, Igis, Liechtenste<strong>in</strong> und<br />

Vorarlberg h<strong>in</strong>zugefügt. Weitere Schenkungen kamen <strong>in</strong> den nächsten<br />

Jahrzehnten von Adligen und vermögenden Bürgern von <strong>Chur</strong>, meistens im<br />

Zusammenhang mit der <strong>St</strong>iftung von Jahrzeitmessen.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Rolle unter den als Wohltäter des <strong>Kloster</strong>s auftretenden adligen<br />

Familien spielten die Herren von Belmont. Sie hatten <strong>in</strong> der Frühzeit von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> dort ihre Begräbnisstätte und bedachten deshalb das <strong>St</strong>ift mit<br />

grosszügigen Schenkungen: 1231 vermachte He<strong>in</strong>rich von Belmont dem<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> se<strong>in</strong>en Teil der Besitzrechte an der Alp Ramoz im Schanfigg.<br />

Im Jahre 1311 schenkten Rudolf und Johann von Belmont dem <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong><br />

e<strong>in</strong>e Wiese bei der Kirche <strong>St</strong>. Salvator und e<strong>in</strong>ige Jahre später stiftete Johann<br />

von Belmont <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>e Jahrzeit. Zu diesem Zweck überliess er dem<br />

<strong>Kloster</strong> die Rechte, welche er an den Kapellen <strong>St</strong>. Maxim<strong>in</strong> <strong>in</strong> Sagogn und <strong>St</strong>.<br />

Peter <strong>in</strong> Tuora (Geme<strong>in</strong>de Sagogn) besass. Die Bestätigung Bischof Ulrich<br />

Ribis erfolgte am 1.4.1333.<br />

Unter den adligen Familien, die <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ihre Begräbnisstätte hatten, s<strong>in</strong>d<br />

auch die Herren von Greifensee und die von Unterwegen zu erwähnen. Erstere<br />

hatten nach eigener Angabe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>St</strong>reitverfahren aus dem Jahr 1482 dem<br />

<strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong> die Pfarrei Haldenste<strong>in</strong> überlassen und diesem als<br />

Entschädigung für die regelmässige Abhaltung des Gottesdienstes durch e<strong>in</strong>en<br />

Chorherrn von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> 15 Scheffel Korn aus dem Zehnten zugesichert. <strong>Das</strong>s<br />

die Herren von Unterwegen <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> begraben waren, erfahren wir aus der<br />

Jahrzeitstiftung von He<strong>in</strong>z von Unterwegen von 1397.<br />

E<strong>in</strong>e bedeutende Schenkung an das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> machte auch Simon von<br />

Montalt am 13.1.1350 anlässlich der Errichtung e<strong>in</strong>er Jahrzeit <strong>in</strong> der Kirche zu<br />

Sagogn, <strong>in</strong> der er zwei neue Altäre stiftete. Für die Besorgung der Altäre durch<br />

zwei im Dorf ansässige Priester vermachte er dem <strong>St</strong>ift umfangreiche Güter<br />

und Z<strong>in</strong>se im Gebiet von Pitasch, Rie<strong>in</strong>, Sevge<strong>in</strong> und Schlue<strong>in</strong>. Weitere<br />

Jahrzeitstiftungen <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> erfolgten durch die Grafen von<br />

S. 222: Toggenburg (1398), die Herren von Schauenste<strong>in</strong> (1389), Unterwegen (1387,<br />

1397), Haldenste<strong>in</strong> (1400), Hertnegg (1400,1409) und Greifensee (1450).


- 9 -<br />

Die zahlreichen Zuwendungen vermehrten den Grundbesitz des <strong>Kloster</strong>s im<br />

Laufe des Mittelalters stark. Am Anfang des 16. Jh. besass <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

ausgedehnte Güter und Rechte hauptsächlich im Gebiet der Drei Bünde mit<br />

Schwerpunkten <strong>in</strong> der <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> und <strong>in</strong> ihrer näheren Umgebung, im<br />

Schanfigg, <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> und Vorarlberg.<br />

Die Frage, ob <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>en Teil der Grundstücke durch eigene Konventualen<br />

bewirtschaftete, ist anhand der vorhandenen Quellen nicht zu beantworten.<br />

Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d Kauf- und Lehensverträge mit Chorherren bezeugt. Der<br />

Hauptteil der E<strong>in</strong>nahmen bestand wohl aus Z<strong>in</strong>sen <strong>in</strong> Geld oder Naturalien, die<br />

von den Lehensträgern jährlich entrichtet wurden. Gemäss e<strong>in</strong>er Notiz aus dem<br />

Jahr 1624 hatte das <strong>St</strong>ift vor der Reformation jährlich Z<strong>in</strong>se<strong>in</strong>nahmen von 116<br />

Pfund Pfennig, 205 Scheffel Korn, 12 Tafeln Schmalz und 400 Wertkäs.<br />

Im 15. Jh. mussten Propst und Konvent wiederholt beim Papst <strong>in</strong>tervenieren,<br />

um die Restitution von entfremdeten Gütern zu erwirken. Zur Bekräftigung<br />

se<strong>in</strong>er Rechte liess sich das <strong>Kloster</strong> die ihm <strong>in</strong> der Vergangenheit erteilten<br />

Privilegien am 16.9.1413 von Kaiser Sigismund und am 15.7.1501 von Papst<br />

Alexander VI. bestätigen.<br />

Am 11.10.1453 bewilligte das Generalkapitel der Prämonstratenser, die<br />

Propstei <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abtei umzuwandeln, 1459 und 1462 gewährte Papst<br />

Pius II. dem Abt das Recht zum Gebrauch der Pontifikalien.<br />

Bautätigkeit und Ablässe.<br />

Mit der Niederlassung der Prämonstratenser <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wurde die alte <strong>Luzi</strong>us-<br />

Kirche etappenweise neu gebaut und erweitert. Die neue Anlage dürfte 1252<br />

bei der Translation der <strong>Luzi</strong>usreliquien vollendet gewesen se<strong>in</strong>. Sie wurde am<br />

16.10.1295 geweiht und der Bischof von <strong>Chur</strong> sowie weitere 33 Bischöfe<br />

stellten Ablassbriefe aus. Am 18.10.1330 wurde die Kirche durch Brand<br />

zerstört und musste teilweise neu gebaut werden. Auf diesen Umbau bezieht<br />

sich vermutlich die Ablassurkunde Bischof Johannes M<strong>in</strong>istris von <strong>Chur</strong> vom<br />

25.3.1386 für die Kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. E<strong>in</strong>er späteren Ablassverleihung Bischof<br />

Ortliebs von Brandis vom 11.9.1458 entnimmt man, dass verschiedene <strong>Chur</strong>er<br />

Bischöfe <strong>in</strong> der Vergangenheit dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> Ablässe und Privilegien<br />

erteilt hatten. Erwähnt werden Konrad, He<strong>in</strong>rich, Peter Gelyto, Johannes<br />

M<strong>in</strong>istri, Hartmann von Werdenberg-Sargans, Johannes Ambundii, Johannes


- 10 -<br />

Naso, Konrad von Rechberg, He<strong>in</strong>rich von Hewen und Leonhard Wismair,<br />

E<strong>in</strong>e Neugestaltung der Kirche fand Ende des 15. Jh. statt. Die Chorherren<br />

mussten deshalb erneut um die bischöfliche Unterstützung ersuchen. Am<br />

14.11.1498 bestätigte Bischof He<strong>in</strong>rich von Hewen alle Ablassbriefe se<strong>in</strong>er<br />

Vorgänger.<br />

S. 223: Er bewilligte zudem die Sammlung von Spenden «ad fabricam et<br />

confraternitatem monasterii» und gewährte den Spendern 40 Tage Ablass für<br />

schwere und 100 für leichte Sünden.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> als Kultusstätte. In <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> befanden sich bis zur Reformation die<br />

Reliquien des hl. <strong>Luzi</strong>us und se<strong>in</strong>er Schwester Emerita. Dies wird ausdrücklich<br />

erwähnt <strong>in</strong> zwei päpstlichen Bullen von 1459 und 1462 sowie <strong>in</strong> der<br />

Ablassurkunde Bischof Ortliebs von Brandis vom 11.9.1458 und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Rundschreiben des Abtes Johann Walser vom 20.10.1511. Auf die Verehrung<br />

der Gräber der Heiligen <strong>Luzi</strong>us und Emerita durch die Christen des Bistums<br />

<strong>Chur</strong> weist bereits die Bulle von 1459 h<strong>in</strong>, erst aber der Ablassbrief Bischof<br />

He<strong>in</strong>richs von Hewen vom 14.11.1498 berichtet von e<strong>in</strong>er Wallfahrt zum Grab<br />

des Bistumspatrons. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon untergegangen, doch<br />

früher hatte jeder Haushalt des V<strong>in</strong>tschgaus nach altem Brauch e<strong>in</strong>en Pilger<br />

zum <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> mit Gaben für den Apostel Rätiens geschickt. <strong>Das</strong> Grab<br />

des Heiligen war Ort e<strong>in</strong>er besonderen Devotion, wie aus dem Schreiben Abt<br />

Johann Walsers von 1511 zu entnehmen ist. Er appellierte an die<br />

Spendefreudigkeit der Gläubigen, da die alte Sitte, dass jeder Haushalt im<br />

Bistum <strong>Chur</strong> jährlich dem hl. <strong>Luzi</strong>us e<strong>in</strong> Opfer darreichte, <strong>in</strong> Vergessenheit<br />

geraten war. Der Untergang der Wallfahrt war also für das <strong>Kloster</strong> mit<br />

f<strong>in</strong>anziellen E<strong>in</strong>bussen verbunden, die auf anderem Weg kompensiert werden<br />

mussten. Dies erklärt auch die wiederholten Almosensammlungen, bei denen<br />

den Spendern reichlich Ablass für ihre Sünden versprochen wurde. Aus dem<br />

Schreiben Abt Johanns erfährt man zudem, dass <strong>in</strong> der Kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> täglich<br />

zwei gesungene Messen gefeiert wurden.<br />

E<strong>in</strong>e Bruderschaft <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ist ab der zweiten Hälfte des 15. Jh. urkundlich<br />

belegt. Sie zählte am Anfang des 16. Jh. zahlreiche Mitglieder.<br />

Pfarreien und Seelsorge.<br />

Die seelsorgerliche Tätigkeit gehörte zu den Hauptaufgaben der


- 11 -<br />

Prämonstratenser. Diese durften auf Grund e<strong>in</strong>es Privilegs Papst Clemens III.<br />

aus dem Jahr 1188 die ihnen unterstellten Pfarreien mit Kanonikern ihres<br />

Ordens besetzen. Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> s<strong>in</strong>d als amtierende Geistliche auf<br />

verschiedenen Pfarrpfründen belegt. Dem <strong>Kloster</strong> <strong>in</strong>korporiert waren zu<br />

Anfang des 16. Jh. die Pfarrkirchen <strong>St</strong>. Maria <strong>in</strong> Sagogn mit den Filialen<br />

Pitasch, Laax und Schlue<strong>in</strong>, Rie<strong>in</strong>, das bis 1487 zur Pfarrei Sagogn gehörte,<br />

Bendern mit Salez, Sennwald und Haldenste<strong>in</strong>.<br />

Die Pfarrkirche Sagogn erwarb <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> 1282 vom Bischof Konrad von <strong>Chur</strong>.<br />

Zusammen mit dem Patronatsrecht wurde ihm auch das Nutzungsrecht an der<br />

Pfründe übertragen, die das <strong>Kloster</strong> mit e<strong>in</strong>em Konventualen oder e<strong>in</strong>em<br />

Weltgeistlichen besetzen durfte. <strong>Das</strong>s die Seelsorge <strong>in</strong> dieser Pfarrei<br />

hauptsächlich durch eigene Chorherren ausgeübt wurde, lässt sich ab Mitte des<br />

15. Jh. <strong>in</strong> den Urkunden gut verfolgen. Pfarrer waren hier 1459<br />

S. 224: Johannes Schnagg, 1476-1477 der Chorherr Burkhard Knabenknecht, der 1461<br />

Pfarrer <strong>in</strong> Bendern war, und nach dessen Resignation 1480 der spätere Abt von<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> Johannes Walser. Von 1502 bis 1524 bekleidete das Pfarramt der<br />

<strong>St</strong>iftsherr Christian Hartmann. Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> versahen auch die<br />

Frühmesspfründe <strong>in</strong> <strong>St</strong>. Maria <strong>in</strong> Sagogn, während die Kaplanei <strong>St</strong>. Michael<br />

Weltgeistlichen übertragen wurde. Für die Pfarrkirche Rie<strong>in</strong> lassen sich am<br />

Anfang des 16. Jh. zeitweise Chorherren belegen, so 1509-1515 Lucius<br />

Sartoris und 1515-1517 Fabian Müller. Die Kaplanei Laax, ab 1525 Pfarrei,<br />

wurde h<strong>in</strong>gegen mit Weltgeistlichen besetzt. Für die Pfarrei Sagogn hatte der<br />

Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> lediglich das Recht, den gewählten Seelsorger <strong>in</strong> die<br />

Temporalien zu <strong>in</strong>vestieren, die E<strong>in</strong>setzung <strong>in</strong> die Spiritualien erfolgte<br />

h<strong>in</strong>gegen durch den Bischof, wie die Präsentation von Johannes Walser zeigt.<br />

Es handelt sich also um e<strong>in</strong>e Inkorporation «quoad temporalia» und nicht<br />

«pleno iure».<br />

Die Pfarrei Bendern, die dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> seit dem Beg<strong>in</strong>n des 13· Jh.<br />

<strong>in</strong>korporiert war, wurde nachweislich Ende 15./Anfang 16. Jh. durch<br />

Chorherren versehen. Als Pfarrer s<strong>in</strong>d 1492 Ulrich R<strong>in</strong>er, 1505-1514 Johannes<br />

Wagner, 1518-1527 Matthias Herwert und anschliessend Flor<strong>in</strong> Janut belegt. In<br />

Sennwald betreuten <strong>St</strong>iftsherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> die Pfarrpfründe, Weltgeistliche<br />

dagegen die 1513 und 1528 durch Ulrich von Hohensax gestifteten Kaplaneien.<br />

Auch <strong>in</strong> Salez waren Brüder von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> als Seelsorger tätig. Die Pfarrei


- 12 -<br />

Haldenste<strong>in</strong> versah 1518 und 1520 der Prior des <strong>St</strong>ifts Flor<strong>in</strong> Janut, wohl direkt<br />

vom <strong>Kloster</strong> aus, Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> übten hier aber bereits <strong>in</strong> der<br />

ersten Hälfte des 15. Jh. die Seelsorge aus.<br />

<strong>Das</strong>s Belege dieser Art fast ausschliesslich aus dem Spätmittelalter stammen,<br />

hängt mit der Quellenlage zusammen, kaum aber mit e<strong>in</strong>em verstärkten<br />

Engagement der Chorherren im Bereich der Seelsorge, gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit<br />

eher schw<strong>in</strong>denden E<strong>in</strong>flusses und Ansehens des <strong>St</strong>ifts. Vere<strong>in</strong>zelt lässt sich<br />

die Tätigkeit der Chorherren als Seelsorger auch früher belegen. Bei der<br />

Übertragung der Kollatur der Kapellen <strong>St</strong>. Maxim<strong>in</strong> und <strong>St</strong>. Peter <strong>in</strong> Sagogn an<br />

das <strong>St</strong>ift 1333 verpflichtete sich dieses, alle 14 Tage den Gottesdienst<br />

abwechselnd <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der beiden Kapellen zu feiern. Die Konventsbrüder<br />

versahen zudem die kle<strong>in</strong>e Kapelle <strong>St</strong>. Antönien bei <strong>Chur</strong> und bereits 1422 die<br />

Pfründe <strong>in</strong> Sennwald.<br />

Armenfürsorge.<br />

Im Jahr 1154 übertrug Bischof Adelgott von <strong>Chur</strong> das Spital neben der Kirche<br />

<strong>St</strong>. Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> «ad sustentacionem pauperum». Die<br />

Pflege und Unterstützung der Armen oblag nämlich <strong>in</strong> dieser Zeit den<br />

geistlichen Geme<strong>in</strong>schaften. Wie die Prämonstratenser von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> diese<br />

Aufgabe wahrnahmen, ist nicht bekannt. In ihrem Besitz befand sich noch die<br />

Kapelle <strong>St</strong>. Antönien ausserhalb der <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> an der<br />

S. 225: Malixerstrasse, der e<strong>in</strong> Leprosenhaus angegliedert war. Aus der <strong>Chur</strong>er<br />

<strong>St</strong>adtordnung (geschrieben zwischen 1376 und 1381) geht hervor, dass hier<br />

kranke <strong>Chur</strong>er Bürger Aufnahme fanden und dass das <strong>St</strong>ift <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> für ihren<br />

Unterhalt zur Abgabe von Brot, Schmalz, Käse, Ziger und Kleidern<br />

verstorbener <strong>Kloster</strong>brüder verpflichtet war.<br />

Seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. verbürgerlichte die Armen- und<br />

Krankenfürsorge zunehmend. 1386 errichtete die <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> das erste<br />

städtische Spital im alten Rathaus, womit wahrsche<strong>in</strong>lich das Spital bei <strong>St</strong>.<br />

Mart<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Funktion verlor.<br />

Monastisches Leben im Mittelalter.<br />

Über die Herkunft der Chorherren geben die Quellen wenig Auskunft.<br />

Anniversarbücher des <strong>Kloster</strong>s s<strong>in</strong>d, mit Ausnahme e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Blattes,


- 13 -<br />

ke<strong>in</strong>e überliefert. Bekannt ist, dass die ersten Prämonstratenser von<br />

Roggenburg nach <strong>Chur</strong> kamen. Die zahlreichen königlichen Privilegien und<br />

Schutzbriefe von Ende 12. Jh./Anfang 13. Jh. bezeugen die engen Beziehungen<br />

zum süddeutschen Raum und das hohe Ansehen, das <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> genoss. Im<br />

<strong>Kloster</strong> befanden sich unter den Insassen mit Sicherheit auch Mitglieder des<br />

deutschen Niederadels, da Herzog Friedrich von Schwaben und König Philipp<br />

ihren M<strong>in</strong>isterialen und Dienstleuten gestattet hatten, <strong>in</strong> das <strong>Kloster</strong> e<strong>in</strong>zutreten<br />

und diesem Güter zu schenken. <strong>Das</strong> adlige Element sche<strong>in</strong>t jedoch nicht<br />

überwogen zu haben. Die Namen der <strong>St</strong>iftsherren, die uns überliefert s<strong>in</strong>d,<br />

lassen eher e<strong>in</strong>e bürgerliche Herkunft vermuten. Voraussetzung für den E<strong>in</strong>tritt<br />

<strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong> war allerd<strong>in</strong>gs, Vermögen zu besitzen und es <strong>in</strong> die geistliche<br />

Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. So schenkten 1220 Ulrich und Judenta dem <strong>St</strong>ift<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong> Gut mit Eigenleuten u.a. unter Vorbehalt des E<strong>in</strong>trittsrechtes <strong>in</strong> das<br />

<strong>Kloster</strong>. 1283 wurde Johann, Sohn des Altmann Kammerer, <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

aufgenommen, wobei se<strong>in</strong>e Familie dem <strong>Kloster</strong> Güter <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> schenkte. Güter<br />

und Z<strong>in</strong>se <strong>in</strong> Sennwald bekam das <strong>Kloster</strong> 1422 anlässlich der Aufnahme<br />

<strong>St</strong>offels, Sohn des Hans Kobler von Feldkirch. Für die Jahre zwischen 1328<br />

und 1455 s<strong>in</strong>d uns die Namen der Konventualen Conrad Swerter (1330 Prior),<br />

Johann Rusis (Rysis), Konrad von Bendern, Sohn des Jäkli Murer, Conradus<br />

Simplicii, Johannes Sigrist von W<strong>in</strong>terthur, Gunthelm Schorand, <strong>St</strong>offel<br />

Kobler, Peter, Sohn des Edelknechts Klaus <strong>St</strong>oss von Feldkirch, und Ludwig<br />

Frummolt bekannt. Noch 1491 übergab Lienhart Burgkl<strong>in</strong> Abt Leonhard<br />

Schorer aus Dankbarkeit für die Aufnahme <strong>in</strong> den Konvent e<strong>in</strong>e jährliche<br />

Rente von 5 Gulden und e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg <strong>in</strong> Maienfeld. Auch <strong>in</strong> der zweiten<br />

Hälfte des 15· und dem ersten Viertel des 16. Jh. f<strong>in</strong>det man unter den<br />

zahlreich überlieferten Namen ke<strong>in</strong>en Angehörigen des Bündner Adels.<br />

Gegen Ende des 15. Jh. zählte das <strong>Kloster</strong> kaum mehr als 15 Mitglieder. Bei<br />

der Wahl Abt Johannes Walsers im Jahr 1497 waren zehn Chorherren<br />

S. 226: von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> anwesend. Auch wenn nicht alle Berechtigten an der Wahl<br />

teilnahmen, ist nicht davon auszugehen, dass mehr als die Hälfte fehlte. Ihre<br />

Namen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Wahlurkunde festgehalten: Matthäus Gerster aus <strong>Chur</strong>,<br />

Prior, Mauritius Johannes, Subprior, Leonhard Schorer, der resignierte Abt,<br />

Burkhard Knabenknecht, Kaspar Kaiser, Matthias Mayer, Ulrich R<strong>in</strong>er,<br />

Johannes Walser, Christian Imhag, auch Hartmann genannt, und Christoph<br />

Börtli aus Feldkirch. Nur drei dieser Chorherren f<strong>in</strong>det man 1515 bei der Wahl


- 14 -<br />

von Abt Johannes Nachfolger, Theodul Schlegel, wieder, und zwar Gerster,<br />

Börtli, damals Pfarrer <strong>in</strong> Sennwald, und Hartmann aus Haag, Pfarrer <strong>in</strong><br />

Sagogn. Die restlichen fünf anwesenden Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> waren<br />

Theodul Schlegel von <strong>Chur</strong>, Matthias Herwert von Werdenberg, Lucius<br />

Sartoris, der die Pfründe <strong>in</strong> Rie<strong>in</strong> betreute, Flor<strong>in</strong> Janut von Flims und<br />

Johannes Goldschmid von <strong>Chur</strong>, Damit lässt sich auch das E<strong>in</strong>zugsgebiet des<br />

<strong>St</strong>iftes klar def<strong>in</strong>ieren, das im Wesentlichen Graubünden, Vorarlberg und die<br />

südlichen Teile des Kantons <strong>St</strong>. Gallen umfasste. Auffällig ist die starke<br />

Vertretung des deutschen Elements, das absolut vorherrschend über das<br />

romanische war.<br />

<strong>Das</strong> Armutsgelübde war im Spätmittelalter locker geworden, nicht zuletzt unter<br />

dem E<strong>in</strong>fluss der Praktiken im Benefizialwesen. Die Chorherren besassen<br />

Eigengut und legten Wert auf e<strong>in</strong> behagliches Leben. So konnte der<br />

Konventuale Burkhard Knabenknecht bei der Resignation der Pfarrei Sagogn<br />

se<strong>in</strong>en Anspruch auf e<strong>in</strong>e jährliche Pension von 70 Scheffeln Gerste und 20<br />

Gulden <strong>in</strong> bar geltend machen, was sogar vom Generalabt des Ordens<br />

genehmigt wurde. E<strong>in</strong>ige Jahre später kaufte er Güter <strong>in</strong> Sagogn.<br />

Aufschlussreich ist diesbezüglich die Aussprache zwischen dem Vaterabt von<br />

Roggenburg und dem Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> kurz vor der Wahl Theodul<br />

Schlegels zum Abt, welche <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong>ation festgehalten wurde. Die<br />

meisten Bestimmungen beziehen sich auf die Lebenshaltung und Verpflegung<br />

der Kanoniker, die von ihrem Abt frisches Fleisch, Tischwe<strong>in</strong> bei den<br />

Mahlzeiten, Früh- und Spättrunk und e<strong>in</strong>en Gang mehr samt zwei Mass<br />

Ehrenwe<strong>in</strong> an allen Festtagen, an denen der Konvent nicht auf den<br />

bischöflichen Hof geladen war, verlangten. Zudem forderten sie, die<br />

Erträgnisse aus den Jahrzeitstiftungen selbstständig e<strong>in</strong>ziehen und unter sich<br />

aufteilen zu dürfen. M<strong>in</strong>destens fünf <strong>St</strong>iftsherren mussten sich ausschliesslich<br />

dem Chordienst widmen. Ihre Tätigkeit war mit 60 Gulden jährlich zu<br />

entschädigen. Vom Gebot, e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Armut und Bescheidenheit zu führen,<br />

kann also zu diesem Zeitpunkt ke<strong>in</strong>e Rede mehr se<strong>in</strong>. Die Konventualen<br />

strebten gleich wie Pfründner nach e<strong>in</strong>em festen E<strong>in</strong>kommen.<br />

Auf die Bildung der Chorherren sche<strong>in</strong>t man Wert gelegt zu haben. Gemäss<br />

e<strong>in</strong>er Notiz aus e<strong>in</strong>em Manuskript im bischöflichen Archiv <strong>Chur</strong> erlangten


- 15 -<br />

S. 227: unter Abt Johannes Spanier (I450-I474) acht <strong>Kloster</strong>brüder die Doktorwürde.<br />

Mit Sicherheit studierten am Anfang des I6. Jh. Theodul Schlegel und Flor<strong>in</strong><br />

Janut an der Universität Tüb<strong>in</strong>gen. Schlegel ist zwei Jahre später <strong>in</strong> Heidelberg<br />

zu f<strong>in</strong>den. Für die frühere Zeit lässt sich ke<strong>in</strong>e akademische Bildung e<strong>in</strong>es<br />

Angehörigen des <strong>St</strong>iftes nachweisen, und überhaupt f<strong>in</strong>det man selten<br />

<strong>St</strong>udenten aus rätischen Klöstern an Universitäten, obwohl die Zahl der<br />

Weltgeistlichen an Hochschulen ke<strong>in</strong>eswegs ger<strong>in</strong>g war. <strong>Das</strong> <strong>St</strong>ift pflegte auch<br />

e<strong>in</strong>e eigene Schule, über die aber sehr wenig bekannt ist.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wurde von e<strong>in</strong>em Propst, ab I453 e<strong>in</strong>em Abt, geleitet. Direkt ihm<br />

unterstellt waren der Prior und der Subprior. E<strong>in</strong> Konventuale hatte die<br />

Funktion des «custos» <strong>in</strong>ne. Weitere <strong>Kloster</strong>ämter werden <strong>in</strong> den Urkunden<br />

nicht erwähnt. Verstreute Notizen aus anderen Quellen berichten von e<strong>in</strong>em<br />

«magister culture seu agriculture», e<strong>in</strong>em Laien, <strong>in</strong> dessen Händen der<br />

landwirtschaftliche Betrieb lag, von e<strong>in</strong>em «cellerarius» des <strong>St</strong>iftes und von<br />

e<strong>in</strong>em äbtischen Kutscher. Im <strong>Kloster</strong> war auch e<strong>in</strong>e Köch<strong>in</strong>, bzw. e<strong>in</strong> Koch<br />

tätig.<br />

Beziehungen zum Orden. Bis Anfang des 17. Jh. fehlt jegliche Quelle, die über<br />

die Beziehung des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu den zentralen Instanzen des Ordens<br />

Aufschluss geben würde. Die Frage, ob und wie oft die Pröpste oder Äbte des<br />

<strong>Chur</strong>er <strong>St</strong>iftes die jährlich e<strong>in</strong>berufene Generalkapitelversammlung besuchten<br />

und <strong>in</strong> welchem Masse <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> die Verordnungen des Generalkapitels<br />

befolgte, muss deshalb unbeantwortet bleiben. Enge Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d<br />

h<strong>in</strong>gegen mit der Abtei Roggenburg bezeugt, deren Tochterkloster <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

war. Gegenüber se<strong>in</strong>en Filialen oblag dem Vaterabt die Pflicht der Visitation.<br />

Ihm musste das Siegel des <strong>St</strong>iftes nach der Resignation oder dem Tod des<br />

Oberen ausgehändigt werden und er leitete die Wahl des Nachfolgers.<br />

Veränderungen <strong>in</strong> den Besitzverhältnissen, Kaufgeschäfte oder Ausgaben über<br />

e<strong>in</strong>e bestimmte Summe benötigten zudem se<strong>in</strong>e Zustimmung. Deshalb f<strong>in</strong>det<br />

man bei e<strong>in</strong>igen Urkunden neben dem Siegel des <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s auch das des<br />

Propstes von Roggenburg.<br />

Niedergang zur Reformationszeit. Mit dem zweiten Ilanzer Artikelbrief von<br />

1526 verboten die Drei Bünde die Novizenaufnahme <strong>in</strong> Bündner Klöstern. Die<br />

Protestbewegung der Bauern mündete <strong>in</strong> häufige Z<strong>in</strong>s- und<br />

Zehntverweigerungen, die die E<strong>in</strong>künfte des <strong>St</strong>ifts <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> stark schmälerten.


- 16 -<br />

Obwohl die neuen Ideen unter den Geistlichen auf reges Interesse stiessen,<br />

blieb die Mehrzahl der Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> dem alten Glauben treu.<br />

Unter den Chorherren, die sich vom Katholizismus abwandten, sei Georg<br />

Cajakob, Blaurock genannt, erwähnt. Er schloss sich der Täuferbewegung an<br />

und wurde 1529 <strong>in</strong> Innsbruck h<strong>in</strong>gerichtet. Abt Theodul Schlegel, der<br />

entschieden <strong>St</strong>ellung für die Altgläubigen nahm, wurde wegen se<strong>in</strong>er<br />

S. 228: Beziehungen zu der mit den Bündnern verfe<strong>in</strong>deten Familie von Musso des<br />

Hochverrats beschuldigt und 1529 zum Tode verurteilt. Da die Chorherren<br />

nach der H<strong>in</strong>richtung ihres Abtes das Abteisiegel weiter benutzten, anstatt es<br />

statutengemäss dem Roggenburger Vaterabt zu überbr<strong>in</strong>gen, richtete dieser an<br />

den <strong>Chur</strong>er Konvent am 7.7.1529 e<strong>in</strong>en Beschwerdebrief und mahnte ihn, es<br />

dürfe ke<strong>in</strong>e Abtswahl und Veräusserung von <strong>Kloster</strong>gütern ohne se<strong>in</strong>e<br />

Bewilligung stattf<strong>in</strong>den. Bereits während der Amtszeit Schlegels liess der<br />

Gotteshausbund das <strong>St</strong>ift bevogten. Darüber beschwerten sich 1529 die<br />

Chorherren, worauf ihnen die Verwaltung des <strong>in</strong>neren Hauswesens überlassen<br />

wurde. Sie wurden jedoch verpflichtet, jährlich dem Gotteshausbund Rechnung<br />

abzulegen und den Vogt Pankraz Frick um Hilfe und Rat beizuziehen, der aber<br />

anders als die früheren Vögte nicht vom <strong>Kloster</strong> unterhalten werden musste.<br />

Aus e<strong>in</strong>em am 1.7.1532 vom <strong>St</strong>adtammann von Feldkirch gefällten Urteil geht<br />

hervor, dass <strong>in</strong> diesen Jahren verschiedene <strong>Kloster</strong>güter verkauft worden<br />

waren, angeblich um Schulden zu zahlen. Der Vaterabt von Roggenburg<br />

protestierte gegen dieses Vorgehen und verlangte alles zurück, was Abt<br />

Schlegel vor se<strong>in</strong>em Tod vom <strong>Kloster</strong> entfernt und <strong>in</strong>s Ausland gebracht hatte,<br />

unter anderem Geld, Silbergeschirr, Rödel und Urkunden. Der Vogt Pankraz<br />

Frick erwiderte se<strong>in</strong>erseits, dass alles <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gehöre, wo noch die Messe<br />

gelesen werde, und dass Roggenburg ke<strong>in</strong> Recht auf den Besitz von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

habe, fand aber beim <strong>St</strong>adtammann von Feldkirch ke<strong>in</strong> Gehör?, <strong>Das</strong> 1535 auf<br />

Befehl des Gerichts angelegte Inventar der Güter und Rechte des <strong>Chur</strong>er<br />

<strong>Kloster</strong>s verzeichnet zahlreiche Urkunden, e<strong>in</strong> «Kunstbuch», «artzneybuecher»<br />

und Silbergeschirr, die <strong>in</strong> Feldkirch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Truhe lagen. Um die Rechtstitel zu<br />

ersetzen, die Abt Schlegel <strong>in</strong>s Ausland <strong>in</strong> Sicherheit gebracht hatte, beschloss<br />

der Gotteshausbund 1536 die fehlenden Urkunden neu ausfertigen zu lassen.<br />

Gemäss e<strong>in</strong>em Beschluss des Gotteshausbundes vom 12.6.1538 mussten die<br />

Prämonstratenser <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und die Dom<strong>in</strong>ikaner <strong>St</strong>. Nicolai verlassen. <strong>Das</strong><br />

Vermögen der beiden Klöster setzte der Bund für den Unterhalt der neu


- 17 -<br />

gegründeten Late<strong>in</strong>schule e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> den Räumlichkeiten des <strong>St</strong>. Nicolai-<br />

<strong>Kloster</strong>s am Kornmarkt <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> untergebracht wurde. Am 7.7.1539 gaben<br />

Verordnete des Gotteshausbundes das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und die Güter der<br />

beiden Gotteshäuser, die <strong>in</strong> und oberhalb <strong>Chur</strong>s lagen, vier <strong>Chur</strong>er Bürgern für<br />

e<strong>in</strong>en jährlichen Z<strong>in</strong>s von 200 Gulden zu Erblehen. Ausgenommen wurde nur<br />

die Kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> «mit ihren gezierden und zuogehörden», d.h. Paramente<br />

und Kirchenschatz, die 1542 an das <strong>Chur</strong>er Domkapitel kamen. Anfang August<br />

1539 ersuchten die <strong>in</strong> Zuoz versammelten Ratsboten des Gotteshausbundes die<br />

österreichische Regierung, ihnen die <strong>in</strong> Feldkirch aufbewahrten «briefflichen<br />

gerechtigkeitten» von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zuzustellen oder Kopien davon anfertigen zu<br />

lassen.<br />

S. 229: Die Zeit <strong>in</strong> Bendern.<br />

Nach ihrer Vertreibung aus der <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> liessen sich die Chorherren von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> Bendern (Liechtenste<strong>in</strong>) nieder, wo sie Rechte und Güter besassen.<br />

Vermutlich war ihre Zahl so stark zurückgegangen, dass der Vaterabt von<br />

Roggenburg es zuerst nicht für nötig hielt, e<strong>in</strong>e Abtswahl zu veranlassen. In<br />

e<strong>in</strong>er Bulle vom 22.12.1542 berief sich Papst Paul III. auf das Devolutionsrecht<br />

an den apostolischen <strong>St</strong>uhl, da die Abtei bereits mehrere Jahre ohne Oberen<br />

gewesen war, und ernannte Bartholomäus von Castelmur, Domdekan von<br />

<strong>Chur</strong>, zum Adm<strong>in</strong>istrator von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Sollte er sich <strong>in</strong>nerhalb von zwei Jahren<br />

dem Orden anschliessen, so wäre er ipso facto Abt, ansonsten müsse er nach<br />

Ablauf dieser Zeit se<strong>in</strong> Amt verlassen. Georg Feuerste<strong>in</strong>, seit 1541 Pfarrer <strong>in</strong><br />

Bendern, war allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> diesen Jahren der e<strong>in</strong>zige Konventuale <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>.<br />

1544 bat Castelmur Erzherzog Ferd<strong>in</strong>and, ihm die E<strong>in</strong>künfte des <strong>Chur</strong>er<br />

<strong>Kloster</strong>s auf österreichischem Boden zukommen zu lassen, Auch Flor<strong>in</strong> Janut,<br />

früher Konventuale <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und seit 1540 Abt von <strong>Chur</strong>walden, wandte sich<br />

1544 an die österreichische Regierung mit dem Begehren, beim Abt von<br />

Roggenburg zu veranlassen, dass ihm die Renten und Gülte von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> für<br />

den Unterhalt se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s zugeteilt würden. Der Abt von Roggenburg<br />

beabsichtigte jedoch, Novizen <strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> aufzunehmen und den<br />

«gestifften gotzdienst herniden zu Penndern wider auf(zu)richten». Die<br />

E<strong>in</strong>künfte des <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s wollte er deshalb für diesen Zweck verwenden.<br />

Trotz wiederholter Briefe und Forderungen Castelmurs <strong>in</strong> den nächsten Jahren,<br />

beschloss die Regierung <strong>in</strong> Innsbruck, die neuen Entwicklungen abzuwarten.


- 18 -<br />

Gegen Ende des Jahres 1549 wohnten <strong>in</strong> Bendern bereits drei Konventualen<br />

und e<strong>in</strong>ige Novizen, die der Abt von Roggenburg an e<strong>in</strong>er katholischen<br />

Universität ausbilden liess. Am 30.7.1550 schrieb Abt Georg Ehrmann von<br />

Roggenburg an die österreichische Regierung, die nun Castelmurs Gesuch<br />

bewilligen wollte, der Domdekan habe falsche Angaben gemacht. <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

habe wieder e<strong>in</strong>en Abt.<br />

Kaiser Karl V. bestätigte 1550 die Privilegien des <strong>Kloster</strong>s, das ab Mitte des<br />

16. Jh. wieder regelmässig von e<strong>in</strong>em Abt geleitet wurde. Dieser amtete<br />

gleichzeitig auch als Pfarrer <strong>in</strong> Bendern.<br />

Trotz des Weiterbestehens des Konventes im Exil hatte <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> stark an<br />

Bedeutung und Selbstständigkeit e<strong>in</strong>gebüsst. Die Oberen wurden vom<br />

Roggenburger Vaterabt bestimmt und kamen oft aus dem <strong>Kloster</strong> Roggenburg,<br />

da <strong>in</strong> Bendern wenige Chorherren wohnten. Gegen Ende des 16. Jh. sandte der<br />

Abt von Roggenburg Konventualen se<strong>in</strong>es <strong>St</strong>iftes nach Bendern, um das<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wieder zu beleben.<br />

Der 1603 <strong>in</strong> Bendern e<strong>in</strong>gesetzte Abt Simon Maurer übernahm von September<br />

dieses Jahres bis 1605 auch die provisorische Adm<strong>in</strong>istration des<br />

S. 230: <strong>Kloster</strong>s <strong>Chur</strong>walden, das ebenfalls e<strong>in</strong>e Filiale von Roggenburg war, und<br />

vertrat dessen Interessen im Namen des Roggenburger Vaterabtes.<br />

Nachdem der Prämonstratenserorden sich lange vergeblich um die<br />

Rückerstattung der Güter <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s und <strong>Chur</strong>waldens bemüht hatte, zeichnete<br />

sich mit dem E<strong>in</strong>rücken der Österreicher <strong>in</strong> Graubünden im Jahr 1621 zum<br />

ersten Mal die Möglichkeit ab, die Rechte der beiden Klöster wieder<br />

herzustellen. Mit diesem Anliegen wandte sich Abt Simon Maurer zuerst an<br />

Erzherzog Leopold und kurz danach, am 15.12.1621, an den französischen<br />

Gesandten. Wie stark die Interessen des Ordens an der Restitution waren, zeigt<br />

das aus der gleichen Zeit stammende Schreiben der Äbte Joachim Gieteler von<br />

Rot, Prov<strong>in</strong>zial der schwäbischen Ordensprov<strong>in</strong>z, und Michael Probst von<br />

Roggenburg an die Regierung <strong>in</strong> Innsbruck, mit der der Orden über den Abt<br />

von Wilten <strong>in</strong> direkter Verb<strong>in</strong>dung stand 123. Obwohl die Österreicher<br />

Beistand versprachen, brachte erst das energische Auftreten des apostolischen<br />

Nuntius Alessandro Scappi auf dem <strong>Chur</strong>er Beitag den gewünschten Erfolg.<br />

Am 5/15.12.1623 beschloss der Gotteshausbund die Rückgabe der beiden<br />

Klöster und am 7.2.1624 stellten die Ratsboten des Gotteshausbundes die


- 19 -<br />

Restitutionsurkunde aus. Am gleichen Tag erteilte Abt Simon Maurer dem<br />

<strong>Chur</strong>er Bürger Otto Harniss die Vollmacht, die <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zustehenden Z<strong>in</strong>se<br />

e<strong>in</strong>zuziehen. Bei den Verhandlungen mit den Lehensträgern zeigte sich jedoch<br />

die Schwierigkeit, e<strong>in</strong>e schon so lange Zeit zurückliegende Usurpation<br />

rückgängig zu machen. Die Renitenz der Z<strong>in</strong>sschuldigen zwang den Grauen<br />

und den Gotteshausbund, sich wiederholt mit der E<strong>in</strong>treibung der<br />

Z<strong>in</strong>srestanzen zu beschäftigen. Trotzdem gelang es <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nicht, alle se<strong>in</strong>e<br />

Güter zurückzubekommen. Deshalb wandte sich 1628 Abt Georg He<strong>in</strong>l<strong>in</strong>, der<br />

noch <strong>in</strong> Bendern lebte, an den französischen König Ludwig XIII., der am<br />

13.3.1628 se<strong>in</strong>em Gesandten bei den Drei Bünden befahl, die Prämonstratenser<br />

<strong>in</strong> ihren Bemühungen zu unterstützen. Die Lage <strong>in</strong> Bendern war <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

schwierig. <strong>Das</strong> Kriegsvolk, das sich <strong>in</strong> der Gegend aufhielt, bedrängte die<br />

Bevölkerung und verursachte Teuerung und Armut, wie Abt He<strong>in</strong>l<strong>in</strong> berichtet.<br />

Den Chorherren <strong>in</strong> Bendern kam e<strong>in</strong> Salvum Conductum zugute, das am<br />

18.6.1629 der Oberst Wolf Rudolf von Ossa im kaiserlichen Feldlager <strong>in</strong><br />

Bünden zum Schutz des Gotteshauses ausstellte. Er befahl allen Offizieren, das<br />

«Clösterle<strong>in</strong> Bendern» und die dazugehörenden Gebäude von E<strong>in</strong>quartierung<br />

der Truppen, Durchzügen und Nachtlagern frei zu halten und ke<strong>in</strong>e<br />

eigenmächtige «Contribution» zu erpressen, weder <strong>in</strong> Geld noch <strong>in</strong> Naturalien.<br />

Im Jahr 1630 schrieben die Äbte von Rot und Roggenburg erneut Erzherzog<br />

Leopold wegen der Restitution der Güter <strong>in</strong> den Drei Bünden. <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> und<br />

die Kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> befanden sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em desolaten Zustand<br />

S. 231: und benötigten e<strong>in</strong>e gründliche Renovation. Die <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> beh<strong>in</strong>derte jedoch<br />

die Erneuerung der Gebäude, weshalb Abt Michael von Roggenburg am<br />

20.11.1633 an den <strong>St</strong>adtrat e<strong>in</strong> Klageschreiben richtete. Sechs Tage später<br />

gestattete die <strong>St</strong>adt, die Kirche mit e<strong>in</strong>em Dach zu versehen, verbot aber,<br />

weitere Baumassnahmen ohne die Erlaubnis der Drei Bünde vorzunehmen.<br />

Auch die von Abt Michael Probst von Roggenburg verlangte Rückgabe des<br />

<strong>St</strong>ephanswe<strong>in</strong>gartens wurde verweigert und der Rat beschloss, die<br />

Angelegenheit vor den Gotteshausbund zu br<strong>in</strong>gen. Noch Ende 1639 war das<br />

<strong>Kloster</strong> e<strong>in</strong>e Bauru<strong>in</strong>e.<br />

Um die Mitte des 17. Jh. entbrannte <strong>in</strong> der Pfarrei Bendern e<strong>in</strong> <strong>St</strong>reit zwischen<br />

dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und den Grafen von Hohenems, Herren zu Vaduz und<br />

Schellenberg. Diese beanspruchten die Hälfte des dem Pfarrhof Bendern


- 20 -<br />

gehörenden Novalzehnten und konnten trotz wiederholten Protests des Pfarrers<br />

und Adm<strong>in</strong>istrators von Bendern Bonaventura Schalk, Konventuale von<br />

Roggenburg, diesen Anspruch 1687 schliesslich durchsetzen. Der Versuch der<br />

Herrschaft, sich das Vogteirecht über die Pfarrei Bendern anzumassen,<br />

h<strong>in</strong>gegen scheiterte, weil die am 20.6.1685 vom Abt von Kempten als<br />

kaiserlicher Kommissar bestellte Kommission die Vogteifreiheit des <strong>Kloster</strong>s<br />

anerkannte.<br />

Der Erwerb von Grund und Boden durch die Pfarrpfründe <strong>in</strong> Bendern wurde<br />

1673 Anlass e<strong>in</strong>es Protests der Untertanen der Grafschaft Schellenberg, die<br />

sich beim gräflichen Landvogt über die Zunahme der Lasten der Bürger<br />

beschwerten, da die Güter des Pfarrhofs ger<strong>in</strong>geren Auflagen unterstellt waren.<br />

Unstimmigkeiten zwischen dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und den Pfarrangehörigen von<br />

Bendern gab es 1686 wegen der Entrichtung des Blut- und des Kle<strong>in</strong>zehnten.<br />

Wiederherstellung <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s.<br />

Bereits 1627 wurde die Prämonstratenserschule <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> durch die E<strong>in</strong>setzung<br />

von Konventualen aus dem süddeutschen Raum wieder errichtet. Abt Joachim<br />

Gieteler von Rot, Visitator der Schwäbischen Zirkarie, teilte am 15.11.1627<br />

dem Bischof von <strong>Chur</strong> die baldige Ankunft dreier vom Prov<strong>in</strong>zialkapitel<br />

bestimmter Kanoniker mit, die <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> die Jugend unterrichten würden. Er bat<br />

ihn, für diese e<strong>in</strong>e Unterkunft zu suchen, da das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> unbewohnbar<br />

geworden sei. Anfang Januar 1628 sandte Abt Joachim die Patres Godefridus<br />

<strong>St</strong>ocker und Franciscus He<strong>in</strong>richer von Rot <strong>in</strong>s Bündnerland. Der erste hatte<br />

die Aufgabe, die Schule zu organisieren, der zweite leitete die Mission. Die<br />

Schule wurde am 1. Februar mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Teilnehmer eröffnet, die Zahl<br />

der Schüler wuchs dann aber allmählich auf etwa 30. Sie kamen nicht nur aus<br />

<strong>Chur</strong>, sondern auch aus Romanisch sprechenden Gebieten. Wegen Hungersnot<br />

und e<strong>in</strong>er Pestseuche, die 1628/1629 <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> grassierte, nahmen jedoch viele<br />

Eltern ihre<br />

S. 232: K<strong>in</strong>der bald wieder aus der Schule. Die Schule bei <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wird nochmals<br />

1639 <strong>in</strong> zwei an den Bischof von <strong>Chur</strong>, Johann VI. Flugi von Aspermont,<br />

adressierten Schreiben von Abt Michael Probst von Roggenburg und von den<br />

Äbten der schwäbischen Prov<strong>in</strong>z erwähnt. Neben der Ausbildung der<br />

katholischen Jugend war die Missionstätigkeit der Prämonstratenser von<br />

grosser Bedeutung. Am 3.8.1628 bekamen die Patres Godefridus <strong>St</strong>ocker und


- 21 -<br />

Franciscus He<strong>in</strong>richer vom Hl. Offizium <strong>in</strong> Rom die Erlaubnis, die Seelsorge<br />

<strong>in</strong> allen katholischen Geme<strong>in</strong>den, die ke<strong>in</strong>en eigenen Pfarrer hatten, auszuüben,<br />

die Häretiker zu absolvieren und <strong>in</strong> die Kirche aufzunehmen. Über se<strong>in</strong>e<br />

Tätigkeit als Missionar <strong>in</strong> der Diözese <strong>Chur</strong> <strong>in</strong> den Jahren 1628/1629 berichtete<br />

He<strong>in</strong>richer se<strong>in</strong>en Vorgesetzten auf sehr e<strong>in</strong>drückliche Weise. Er nahm diese<br />

Aufgabe mit grossem Eifer wahr. Wegen Mangels an katholischen Pfarrern<br />

wurden Prämonstratenser aus den süddeutschen Klöstern oft <strong>in</strong> der Diözese<br />

<strong>Chur</strong> als Seelsorger tätig. Am 15.9.1629 schrieb Abt Joachim Gieteler von Rot<br />

Bischof Joseph Mohr bezüglich der Verwendung se<strong>in</strong>er Ordenspriester, und am<br />

2.4.1641 teilte Abt Ludwig Locher von Rot Bischof Johann Flugi mit, dass er<br />

P. Mart<strong>in</strong> Merz von der Pfarrei Sargans entfernt habe, bald jedoch P. Jakob<br />

Flach dorth<strong>in</strong> senden werde.<br />

Zwischen 1630 und 1639 amtete <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ke<strong>in</strong> Abt. Mit der Verwaltung<br />

wurde der Adm<strong>in</strong>istrator Johannes Kopp, Chorherr von Roggenburg, betraut.<br />

Dieser kehrte 1636 mit den restlichen Chorherren von Bendern nach <strong>Chur</strong><br />

zurück und am 6.12.1639 wurde er zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gewählt. Erst 1640<br />

konnten die Prämonstratenser mit dem Wiederaufbau der Kirche und des<br />

<strong>Kloster</strong>s beg<strong>in</strong>nen. Am 27.11.1640 bat Abt Johannes die spanischen Gesandten<br />

um f<strong>in</strong>anzielle Zuwendung, da das <strong>St</strong>ift sehr arm und deshalb auf Hilfe von<br />

Dritten angewiesen war. Auf die Unterstützung des Mutterklosters konnte <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> nicht zählen, denn Roggenburg erlebte <strong>in</strong> diesen Jahren schwere Zeiten<br />

und musste für die Restauration se<strong>in</strong>er durch den Krieg beschädigten<br />

<strong>Kloster</strong>gebäude selber die österreichische Regierung um Hilfe bitten. Wohl aus<br />

f<strong>in</strong>anzieller Not verkaufte <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> der <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> am 21.11.1642 die Alp<br />

Ramoz im Schanfigg und am 3.1.1650 Z<strong>in</strong>sen und Güter <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>,<br />

ausgenommen die Residenz des Abtes, die Kirche und den <strong>St</strong>ephanswe<strong>in</strong>berg.<br />

Die Armut der zwei Prämonstratenserklöster <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und <strong>Chur</strong>walden<br />

veranlasste den apostolischen Nuntius <strong>in</strong> Luzern, Federico Borromeo, am<br />

5.6.1659 bei den Äbten der Zirkarie Hilfe für beide Gotteshäuser anzufordern.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im 7. Jahrhundert - Priorat von Roggenburg.<br />

Der Zustand des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> verbesserte sich trotz aller Bemühungen<br />

nicht. Der päpstliche Nuntius Giacomo Cantelmi befahl am 6.11.1687 dem Abt<br />

von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> dafür zu sorgen, dass im <strong>Kloster</strong> m<strong>in</strong>destens vier Konventualen<br />

lebten, deren


- 22 -<br />

S. 233: Aufgaben das Chorgebet, die Abhaltung des Gottesdienstes und die Anhörung<br />

der Beichte se<strong>in</strong> sollten. Andernfalls drohte er, das <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong> der<br />

Domkirche von <strong>Chur</strong> zu <strong>in</strong>korporieren. <strong>Das</strong> 1688 <strong>in</strong> Oberkirch versammelte<br />

Prov<strong>in</strong>zialkapitel beschloss deshalb, Abt Flor<strong>in</strong> Zarn, der alt und schwächlich<br />

war, zur Resignation se<strong>in</strong>es Amtes zu bewegen und <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> der Abtei<br />

Roggenburg zu <strong>in</strong>korporieren, bis das <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong> «ad meliorem fortunam»<br />

gekommen wäre. Ab diesem Zeitpunkt nannte sich Abt Adalbert Rauscher von<br />

Roggenburg auch Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Für die Leitung von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wurden<br />

Prioren bestimmt: von 1689 bis 1694 Adalbert Wanner, Roggenburger<br />

Chorherr, 1694 Adrian Hueber, ebenfalls Kanoniker von Roggenburg, ihm<br />

folgten bis 1705 Alexander Kramer aus dem <strong>Kloster</strong> Ursberg und von 1705 bis<br />

1708 Franciscus Keser. Im Jahr 1694 resignierte Abt Adalbert die Abtei<br />

Roggenburg, behielt jedoch bis zu se<strong>in</strong>em Tode im Jahre 1711 den Titel e<strong>in</strong>es<br />

Abtes von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bei. Mit der Inkorporation übernahm Roggenburg auch die<br />

Pflicht, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> f<strong>in</strong>anziell zu unterstützen sowie das <strong>Kloster</strong>gebäude und die<br />

Chorherren zu unterhalten. Verschiedene Ausgabenbüchle<strong>in</strong> dokumentieren die<br />

Aufwendungen des Mutterklosters für die <strong>Chur</strong>er Filiale. Diese beliefen sich<br />

nach Angaben der Prov<strong>in</strong>zialäbte vom 12.4.1707 an Papst Clemens XI. nur für<br />

die letzten 20 Jahre auf über 15'000 Rhe<strong>in</strong>ische Gulden, ohne die jährliche<br />

f<strong>in</strong>anzielle Hilfe der Zirkarie e<strong>in</strong>zurechnen. E<strong>in</strong>e so hohe Summe stand <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>em Verhältnis zu der Zahl der im <strong>Kloster</strong> lebenden Konventualen, die <strong>in</strong><br />

den letzten Jahrzehnten kaum mehr als vier betragen hatte. Auch 1707 wohnten<br />

<strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nur vier Chorherren. Auf den Wunsch Abt Adalberts h<strong>in</strong>, Brüder<br />

aus süddeutschen Klöstern kommen zu lassen, hatte Abt Mart<strong>in</strong> Ertle von Rot,<br />

Visitator der Zirkarie, am 27· 2.1697 erwidert, dies sei wegen Mangels an<br />

Chorherren nicht möglich. Am 2.3.1703 beschwerte sich der Abt von<br />

Roggenburg darüber, dass Abt Adalbert zwei Novizen ohne se<strong>in</strong>e Zustimmung<br />

<strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong> aufgenommen hatte.<br />

Wegen dieser Zustände beschlossen die Äbte der Zirkarie, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nach<br />

Bendern zu verlegen, und bemühten sich am 12.4.1707, die päpstliche<br />

Genehmigung zu erlangen. Neben wirtschaftlichen Gründen erwähnten sie die<br />

ger<strong>in</strong>gere Entfernung nach Roggenburg und die Tatsache, dass der E<strong>in</strong>satz der<br />

Chorherren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er katholischen Gegend nützlicher sei als <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>. Tatsächlich<br />

empfanden die Pfarrangehörigen von Bendern die seelsorgerische Betreuung<br />

ihrer Pfarrei als mangelhaft, da die Zahl der Haushalte <strong>in</strong> den letzten Jahren


- 23 -<br />

stark gewachsen war. Der apostolische <strong>St</strong>uhl und der Bischof von <strong>Chur</strong> hatten<br />

jedoch für <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> andere Pläne und wollten aus dem <strong>Kloster</strong> wieder e<strong>in</strong>e<br />

selbstständige Abtei machen. Gegen Ende des Jahres 1712 forderte der<br />

päpstliche Nuntius Giacomo Caraccioli auf Begehren<br />

S. 234: Bischof Ulrichs VII. von Federspiel das Prov<strong>in</strong>zialkapitel der Prämonstratenser<br />

auf, <strong>in</strong>nerhalb von 40 Tagen für <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>en Abt zu bestimmen. Der<br />

Visitator, Abt Leopold Mauch von Weissenau, verlangte am 29.11.1712 e<strong>in</strong>e<br />

Verlängerung des Term<strong>in</strong>s bis zur Versammlung des nächsten<br />

Prov<strong>in</strong>zialkapitels. In der Zwischenzeit führte Abt Hugo L<strong>in</strong>tner von<br />

Roggenburg gleichzeitig den Titel e<strong>in</strong>es Abtes von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, resignierte jedoch<br />

1713 die Abtei Roggenburg und behielt die Führung von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bis 1717. Da<br />

die bei se<strong>in</strong>er Resignation dem Bischof von <strong>Chur</strong> versprochene E<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>es Noviziats <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nicht zu <strong>St</strong>ande kam, ebenso wenig die rechtliche<br />

Trennung von der Abtei Roggenburg, erklärte der Heilige <strong>St</strong>uhl am 16.6.1717<br />

die Vere<strong>in</strong>igung mit Roggenburg für ungültig und ernannte den Adm<strong>in</strong>istrator<br />

von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, Milo Rieger, zum neuen Abt. Trotz wiederholter Proteste des<br />

Abtes von Roggenburg, der die Exemption des Prämonstratenserordens geltend<br />

machte, wurde Abt Milo am 30.11.1717 vom Bischof von <strong>Chur</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Amt<br />

bestätigt. Die Anerkennung des neuen Abtes durch die Zirkarie erfolgte am<br />

21.3.1718 auf dem Prov<strong>in</strong>zialkapitel zu Schussenried.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im 18. Jahrhundert.<br />

Vermutlich wegen Mangels an Konventualen <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wurde das Projekt, e<strong>in</strong><br />

Noviziat im <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong> e<strong>in</strong>zurichten, erneut aufgenommen. Vom<br />

24./28.7.1717 ist e<strong>in</strong> Briefwechsel zwischen Bischof Ulrich VII. von<br />

Federspiel und Abt Leopold Mauch von Weissenau, Visitator der Zirkarie,<br />

überliefert, <strong>in</strong> dem vom Noviziat und von der Aufnahme e<strong>in</strong>heimischer<br />

Professen die Rede ist. 1718 lebten <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nur zwei Chorherren, Mart<strong>in</strong>us<br />

Örtle und Marianus Heiss. Letzterer war Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> Bendern. Beide<br />

kamen am 14.7.1718 vom <strong>Kloster</strong> Roggenburg nach <strong>Chur</strong>. Abt Milo bemühte<br />

sich, die wirtschaftlichen Verhältnisse se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s zu verbessern, und<br />

bekam dafür f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung von Roggenburg. Im Mai 1724 liess er<br />

dank e<strong>in</strong>es Darlehens aus Roggenburg das durch e<strong>in</strong>en Brand beschädigte<br />

<strong>Kloster</strong>gebäude wieder aufbauen, Um das geistliche Leben <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu<br />

fördern, bat er um die Entsendung von Konventualen aus Roggenburg. Am


- 24 -<br />

8.8.1718 stimmte die Nuntiatur <strong>in</strong> Luzern der vom Prov<strong>in</strong>zialkapitel erteilten<br />

Verfügung zu, Brüder vom Roggenburger <strong>Kloster</strong> nach <strong>Chur</strong> zu versetzen. P.<br />

Macarius Mesmer erklärte am 7.3.1719 se<strong>in</strong>en Austritt aus dem <strong>Kloster</strong><br />

Roggenburg und se<strong>in</strong>en Übertritt <strong>in</strong> den <strong>Chur</strong>er Konvent. Wenige Monate<br />

später schickte Abt Dom<strong>in</strong>icus Schwan<strong>in</strong>ger von Roggenburg die<br />

Konventualen Leopold, Superior der Marienwallfahrt <strong>in</strong> Schiessen, und<br />

Tiberius nach <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Trotz des neuen Aufschwungs ihres <strong>Kloster</strong>s gelangten<br />

die Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> am 2.1.1725 erneut an die Prälaten der<br />

schwäbischen Prov<strong>in</strong>z mit der Bitte, das <strong>Kloster</strong> nach Bendern zu verlegen,<br />

obwohl Abt Milo Rieger sich gegen das Projekt<br />

S. 235: stellte. P. Marianus Heiss setzte sich zuerst als Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> Bendern und<br />

dann als Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> tatkräftig für die Verlegung e<strong>in</strong>, für die auch der<br />

neue apostolische Nuntius gewonnen werden konnte. Es wurde geplant, das<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu verkaufen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Priestersem<strong>in</strong>ar umzuwandeln. Der<br />

Verkauf fand jedoch nicht statt. Die Korrespondenzen, die darauf folgten,<br />

führten auch diesmal zu ke<strong>in</strong>em Ergebnis, da sich der Papst gegen die<br />

Verlegung aussprach. Am 27.8.1725 teilte Bischof Ulrich VII. von Federspiel<br />

dem Abt von Roggenburg den Entscheid von Rom mit und bat ihn, die neue<br />

Abtwahl sofort zu veranlassen.<br />

Unter dem 1732 gewählten Abt Macarius Mesmer g<strong>in</strong>g der wirtschaftliche<br />

Aufschwung von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> weiter, sodass das <strong>Kloster</strong> 1744 12 Patres unterhielt,<br />

es traten aber diszipl<strong>in</strong>äre Mängel auf. <strong>Das</strong> Chorgebet wurde im W<strong>in</strong>ter im<br />

allgeme<strong>in</strong>en Aufenthaltsraum rezitiert, die Sorge um Novizen liess nach und<br />

die <strong>St</strong>udien wurden vernachlässigt. Aus diszipl<strong>in</strong>arischen Gründen sah sich Abt<br />

Kaspar Geisler von Roggenburg zusammen mit dem Generalvikar der Zirkarie,<br />

Hermann Vogler von Rot, gezwungen, 1735 <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>zugreifen. Im Jahr<br />

1741 kam es zu Diszipl<strong>in</strong>arverstössen gegenüber dem Ordensobern und dem<br />

<strong>Chur</strong>er Bischof, So musste Abt Kaspar Geisler von Roggenburg P. Marian<br />

Gröbner bestrafen, weil er den Bischof beleidigt hatte. Er sandte 1742 den<br />

Roggenburger Pater Friedrich Bauer als Prior nach <strong>Chur</strong>, um den drohenden<br />

Niedergang der Diszipl<strong>in</strong> aufzuhalten. <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> blieb jedoch das Sorgenk<strong>in</strong>d der<br />

Abtei Roggenburg. Die klösterliche Diszipl<strong>in</strong> verschlechterte sich auch <strong>in</strong> den<br />

folgenden Jahren. Die Annahme von drei Benefizien an der <strong>Chur</strong>er Kathedrale<br />

durch Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wurde 1770 von den Visitatoren der Zirkarie als<br />

die Ursache des Verfalls festgestellt. Der Abt von Roggenburg, dessen


- 25 -<br />

Vorgänger Kaspar Geisler 1753 als Generalvikar der Zirkarie se<strong>in</strong>e<br />

Genehmigung zur Annahme erteilt hatte, riet deshalb am 25.7.1770 Abt<br />

August<strong>in</strong> Leutter von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, die Pfründen aufzugeben. <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> war jedoch,<br />

nach Angaben Abt August<strong>in</strong>s, auf sie angewiesen, sie waren für das arme<br />

<strong>Kloster</strong> e<strong>in</strong>e willkommene E<strong>in</strong>kommensquelle und hatten dazu gedient, 7000<br />

Gulden Schulden zurückzuzahlen. Tatsächlich waren die F<strong>in</strong>anzen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

sehr angeschlagen. Abt Macarius Mesmer hatte 3'000 Gulden Schulden<br />

h<strong>in</strong>terlassen und se<strong>in</strong> Nachfolger Norbert Kaufmann die Summe sogar auf<br />

10'000 Gulden h<strong>in</strong>aufgetrieben. Abt August<strong>in</strong> Leutter gab dem Vaterabt von<br />

Roggenburg an, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> sei mit über 15'000 Gulden Schulden belastet<br />

gewesen, als er das Amt übernommen habe (1754). Wegen der Armut des<br />

<strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> hatte auch Bischof Joseph Benedikt von Rost am 26.4.1754<br />

die Äbte der Zirkarie um Unterstützung gebeten. Wenngleich Darlehen<br />

willkommen waren, zeigten sich die Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> aber äusserst<br />

unwillig, die Aufsicht von Roggenburg<br />

S. 236: zu akzeptieren. So lehnten sie P. Ignaz Hausen ab, der 1754 von Roggenburg<br />

als Prior nach <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gesandt wurde, um über die Ordensdiszipl<strong>in</strong> zu wachen.<br />

Abt Georg Lienhardt von Roggenburg musste deshalb am 9.5.1754 P. Friedrich<br />

Bauer aus <strong>Chur</strong>walden erneut <strong>in</strong> das Amt e<strong>in</strong>es Priors von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zurück<br />

berufen. Er verpflichtete den widerstrebenden Pater mit e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Schreiben vom 29. Mai des gleichen Jahres zur Übernahme des Amtes. Die<br />

Erhebung e<strong>in</strong>er Kriegssteuer auf den Gütern von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> auf österreichischem<br />

Boden im Jahr 1759 drohte die F<strong>in</strong>anzen des <strong>Kloster</strong>s zusätzlich zu belasten.<br />

Erneuten Forderungen der österreichischen Regierung <strong>in</strong> den Jahren 1764 und<br />

1765 entgegnete Abt August<strong>in</strong> mit der Darlegung der ärmlichen Verhältnisse<br />

von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Die Visitation, die im Juni 1769 durch die Äbte von Roggenburg<br />

und Ursberg <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> durchgeführt wurde, zeigte grosse Mängel auf, die e<strong>in</strong>e<br />

radikale Reform des <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s nötig machten. Abt August<strong>in</strong> selber war<br />

<strong>in</strong> den Augen der Visitatoren wegen se<strong>in</strong>er schlechten Führung tadelnswert. Er<br />

vernachlässigte zudem die Seelsorge und geistliche Übungen, um sich äusseren<br />

Geschäften zuzuwenden. Mit dem Auftrag, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu reformieren, wurden im<br />

Juli 1769 die Chorherren Anton Unold von Weissenau und Evermod Miehlich<br />

von Roggenburg als Prior und Subprior auf drei Jahre nach <strong>Chur</strong> gesandt und<br />

auch der Sorge des <strong>Chur</strong>er Bischofs anempfohlen. Diese führten geistliche<br />

Übungen und klösterliche Diszipl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>, stellten aber Unbelehrbarkeit und


- 26 -<br />

Unkenntnis der wichtigen asketischen Werke sowie das Fehlen von Demut,<br />

brüderlicher Liebe und Eifer fest. Die seelsorgerlichen Pflichten wie Predigen,<br />

Prozessionen und öffentliches Gebet waren völlig vernachlässigt. Die<br />

Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> kannten zum Teil nicht e<strong>in</strong>mal die Gebete, benahmen<br />

sich unanständig, und der Abt selber war ihnen auch ke<strong>in</strong> Vorbild. Der Prior<br />

Anton Unold gestand am 7. 9.1769 Abt Georg Lienhardt von Roggenburg, er<br />

wäre lieber Viehhirt als Abt im <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, Im Oktober 1770 mussten die<br />

zwei schwäbischen Patres Unold und Miehlich vorzeitig abberufen werden. In<br />

e<strong>in</strong>em an Abt August<strong>in</strong> und den Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gerichteten Decretum<br />

prov<strong>in</strong>ciale vom 7.11.1770 werden die <strong>Chur</strong>er Brüder beschuldigt, e<strong>in</strong>en<br />

Aufruhr gegen die zwei schwäbischen Chorherren angezettelt zu haben. Der<br />

Konventuale Macarius Meid wurde aus diesem Grund von se<strong>in</strong>em Amt<br />

suspendiert. Wegen der Weigerung von Abt und Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, P.<br />

Nikolaus von Flüe Gyr und P. Johann Nepomuk <strong>St</strong>e<strong>in</strong>berger als neuen Prior<br />

und Subprior anzuerkennen, verhängte die Zirkarie die <strong>St</strong>rafe der<br />

Exkommunikation über <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Doch der neue Prior zeigte sich bald se<strong>in</strong>em<br />

Amt nicht gewachsen. Er wurde beschuldigt, <strong>in</strong> Abwesenheit des Abtes e<strong>in</strong>e<br />

Frau <strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong> e<strong>in</strong>gelassen zu haben. Ihm wurden auch f<strong>in</strong>anzielle<br />

Unregelmässigkeiten unterstellt, sodass sich Abt Georg Lienhardt<br />

S. 237: von Roggenburg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schreiben an Abt August<strong>in</strong> Leutter nochmals über<br />

die Diszipl<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> beklagte. Am 6.9.1772 verhängte der Generalabt<br />

Guillaume Manoury über drei Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>e <strong>St</strong>rafe wegen<br />

Insubord<strong>in</strong>ation und schlechten Lebenswandels. Wiederholt musste Abt Georg<br />

von Roggenburg die <strong>Chur</strong>er Prämonstratenser an die <strong>St</strong>atuten des Ordens<br />

er<strong>in</strong>nern und sie bitten, sich an die Gebote und Verbote zu halten. Als Anfang<br />

September 1782 Abt August<strong>in</strong> starb, wurde <strong>in</strong> der Zirkarie sogar <strong>in</strong> Erwägung<br />

gezogen, für <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ke<strong>in</strong>en Abt mehr zu wählen. P. Isfried Welt<strong>in</strong>,<br />

Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>walden, riet jedoch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Antwort an Abt Georg von<br />

Roggenburg vom 18.9.1782 von dieser Massnahme ab, auch weil man nicht<br />

den E<strong>in</strong>druck erwecken wollte, dies geschehe auf Grund österreichischer<br />

Verordnungen, wonach ke<strong>in</strong>e Äbte, sondern nur Prioren zu bestellen seien. Die<br />

Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wünschten sich e<strong>in</strong>en Abt aus ihrem Gremium, waren<br />

aber bereit, e<strong>in</strong>en neuen Prior aus Roggenburg anzuerkennen, Als Prior wurde<br />

der Roggenburger P. Andreas Frick nach <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gesandt. Er bekleidete das<br />

Amt bis 1785. Zum Abt wählte der Vaterabt von Roggenburg am 30.9.1782


- 27 -<br />

nach dem gescheiterten Versuch der <strong>Chur</strong>er Chorherren, sich auf e<strong>in</strong>en<br />

Kandidaten zu e<strong>in</strong>igen, P. Nikolaus von Flüe Gyr. 1785 setzte Abt Gilbert<br />

Scheyerle von Roggenburg nach der Klage der <strong>Chur</strong>er Chorherren über den<br />

Zustand ihrer Abtei P. Thaddäus Aigler von Roggenburg als Prior <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

e<strong>in</strong> und zwei Jahre später meldete er P. Isfried Welt<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>walden die<br />

Sendung e<strong>in</strong>es Kommissars nach <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zur Untersuchung der Lage. Am<br />

21.6.1787 zitierten die Äbte von Roggenburg, Rot und Ursberg e<strong>in</strong>en<br />

Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nach Roggenburg, der über den Zustand des<br />

<strong>Kloster</strong>s Rechenschaft ablegte. Sie zogen <strong>in</strong> Erwägung, Abt Gyr zur<br />

Resignation se<strong>in</strong>es Amtes anzuhalten. P. Isfried <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>walden sprach sich<br />

jedoch dagegen aus. Er empfahl, dem Abt die Verwaltung der Ökonomie zu<br />

entziehen und die «discipl<strong>in</strong> und spiritualia» dem Prior zu überlassen-, 1789<br />

antwortete P. Isfried auf den Vorschlag des Abtes von Rot, Generalvikar der<br />

Zirkarie, <strong>in</strong> der <strong>St</strong>ille zu arbeiten, damit <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nach dem Abgang des<br />

amtierenden Abtes ke<strong>in</strong> neuer Prälat gewählt würde, er fände es angebrachter,<br />

wenn die Prov<strong>in</strong>z von Rom und Premontre erwirken könnte, dass ke<strong>in</strong> Abt<br />

mehr, sondern an se<strong>in</strong>er <strong>St</strong>elle e<strong>in</strong> Prior das <strong>Kloster</strong> leiten würde, «welcher<br />

nach belieben widerum kan abgesezt und revociert werden». Zudem bestünde<br />

am <strong>Chur</strong>er Hof das Projekt, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Priestersem<strong>in</strong>ar umzuwandeln. Die<br />

Zirkarie hatte also jede Hoffnung, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu retten, aufgegeben. Abt<br />

Thaddäus Aigler von Roggenburg, früher Prior <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, teilte am 18.9.1791<br />

P. Isfried <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>walden mit, er wolle das <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong> gar nicht visitieren,<br />

denn er wisse bereits, dass die Lage dort nicht zu verbessern sei. Am 20.5.1792<br />

beauftragte er P. Isfried mit der<br />

S. 238: Visitation <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s, nachdem Abt Gyr sich über die Diszipl<strong>in</strong> und die<br />

Ökonomie se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s beklagt hatte. Auf Wunsch der Chorherren von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> war am 19.1.1792 e<strong>in</strong> Vertrag zwischen dem Abt und dem Konvent zu<br />

<strong>St</strong>ande gekommen, <strong>in</strong> dem bestimmt wurde, dass der Abt auf die weltliche<br />

Verwaltung des <strong>Kloster</strong>s verzichte, jedoch se<strong>in</strong> geistliches Ansehen und<br />

gewisse Privilegien behaltet. <strong>St</strong>reitigkeiten <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> über den<br />

Novalzehnten und andere Abgaben <strong>in</strong> den Jahren 1795-1796 setzten das<br />

<strong>Kloster</strong> f<strong>in</strong>anziell noch stärker unter Druck, sodass das Kapitel sich gezwungen<br />

sah, Sparmassnahmen e<strong>in</strong>zuleiten.


- 28 -<br />

Ende <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s - E<strong>in</strong>richtung als Priestersem<strong>in</strong>ar.<br />

Die Verwüstungen der Franzosen und Russen 1799 und der Frieden von<br />

Lunéville 1801 versetzten dem <strong>Kloster</strong> den Todesstoss. Die Besitzungen von<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> und Vorarlberg wurden dem Fürsten von Oranien zur<br />

Entschädigung se<strong>in</strong>er Verluste zugeteilt. Da die neu errichtete helvetische<br />

Regierung die Aufnahme der Vermögensrechte der Schweizer Klöster<br />

verlangte, verordnete der Präfekturrat des Kantons Rätien am 19.12.1801 die<br />

Inventarisierung des Besitzes von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im In- und Ausland. Im Mai 1802<br />

setzte die Regierung e<strong>in</strong>en weltlichen Verwalter <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>. Am<br />

15.11.1802 beauftragte das Oberamt <strong>in</strong> Vaduz den Pater <strong>St</strong>atthalter <strong>in</strong> Bendern,<br />

e<strong>in</strong>e Besitzbeschreibung der Güter des <strong>St</strong>ifts <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> zu erstellen. Kurz<br />

danach, am 28.12.1802, wurde die Besitznahme der Güter durch den Pr<strong>in</strong>zen<br />

von Oranien erklärt, der im Januar 1803 P. Anton Fröhlich, <strong>St</strong>atthalter <strong>in</strong><br />

Bendern, zum provisorischen Verwalter ernannte. Damit verlor das <strong>Kloster</strong><br />

se<strong>in</strong>en Besitz <strong>in</strong> Rankweil, Frastanz und Bendern. Im Februar 1803 protestierte<br />

die Bündner Verwaltungskammer bei den Oberämtern <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> und<br />

Feldkirch gegen die Besitznahme der Güter von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> Rankweil und<br />

Frastanz, die nach ihrer Me<strong>in</strong>ung dem <strong>Kloster</strong> direkt, nicht der Pflegerei<br />

Bendern gehörten und deshalb nicht unter den Deputationsrezess von 1802<br />

hätten fallen sollen!, Der Protest blieb jedoch ohne Erfolg. Nach wiederholter<br />

Bitte der Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, als Entschädigung für den Verlust ihres<br />

Besitzes e<strong>in</strong>e angemessene lebenslängliche Pension zu erhalten, bewilligte<br />

ihnen der Pr<strong>in</strong>z von Oranien für das Jahr 1803, den Ertrag aus den Lehen <strong>in</strong><br />

Rankweil und Frastanz zu beziehen. Auch weitere Versuche, die e<strong>in</strong>gezogenen<br />

Güter, die 1804 an das Haus Österreich und 1805 an das Königreich Bayern<br />

gekommen waren, zurückzubekommen oder e<strong>in</strong>e entsprechende Entschädigung<br />

zu erhalten, schlugen fehl. Die Mutterabtei Roggenburg war ihrerseits wie die<br />

anderen Klöster der Zirkarie Schwaben 1803 säkularisiert worden. Ihrer<br />

Existenzgrundlage beraubt, schlossen der Abt und die sechs Konventualen von<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> am 17.1.<strong>1806</strong> e<strong>in</strong>en Vertrag mit dem Regens des bischöflichen<br />

Priestersem<strong>in</strong>ars <strong>in</strong> Meran,<br />

S. 239: Gottfried Purtscher, ab, <strong>in</strong> dem festgehalten wurde, dass das <strong>Kloster</strong> mit<br />

Rechten und Besitzungen an das Sem<strong>in</strong>ar übergehen sollte, falls es dem<br />

bisherigen Zweck nicht erhalten bleiben könnte. <strong>Das</strong> Sem<strong>in</strong>ar übernahm die


- 29 -<br />

Schulden und den Unterhalt der Konventualen. Nach dem Tod Abt Gyrs am<br />

18.2.<strong>1806</strong> wurde die Übernahme vorbereitet. Nachdem der Vertrag vom<br />

Bischof von <strong>Chur</strong> genehmigt worden war, holten Prior und Konvent am<br />

15.6.<strong>1806</strong> die Bestätigung des apostolischen <strong>St</strong>uhls e<strong>in</strong>. Am 7.9.<strong>1806</strong> erteilte<br />

Papst Pius VII. dem Nuntius <strong>in</strong> Luzern die Vollmacht, die Vere<strong>in</strong>barung<br />

anzuerkennen. Mit der Bewilligung des Nuntius am 2.10.<strong>1806</strong> löste sich der<br />

Konvent auf. Obwohl die fünf verbliebenen Chorherren noch 1811 das <strong>St</strong>ift als<br />

nicht aufgegeben erklärten und 1812 die Übernahme des <strong>Kloster</strong>s und se<strong>in</strong>es<br />

Eigentums <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> durch die <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> zu verh<strong>in</strong>dern suchten, wurde die<br />

klösterliche Geme<strong>in</strong>schaft nicht mehr aufgenommen. Die endgültige Abtretung<br />

an das bischöfliche Sem<strong>in</strong>ar fand am 15.7.1812 statt, nachdem das Corpus<br />

catholicum die abgebrannte Abtei dem Bischof von <strong>Chur</strong> für e<strong>in</strong>e Schule<br />

überlassen hatte.<br />

S. 239: bis S. 243 Anmerkungen (nicht kopiert).<br />

S. 243: Archiv<br />

Bei der Aufhebung des <strong>Kloster</strong>s und se<strong>in</strong>er Umwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Priestersem<strong>in</strong>ar<br />

gelangte das Archiv von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> das Bischöfliche Archiv <strong>Chur</strong>. 1883<br />

wurden die Urkunden chronologisch <strong>in</strong> dessen Bestand e<strong>in</strong>gegliedert. Hier<br />

bef<strong>in</strong>det sich noch heute der überwiegende Teil der Dokumente. E<strong>in</strong>ige<br />

Urkunden liegen im <strong>St</strong>adtarchiv <strong>Chur</strong>, wo auch der Auszug aus e<strong>in</strong>em Urbar<br />

von 1504 und drei Z<strong>in</strong>srödel des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> aus den Jahren 1498-1501<br />

und 1508 aufbewahrt werden. Weitere Urkunden und Abschriften bef<strong>in</strong>den<br />

sich im Tiroler Landesarchiv zu Innsbruck, woh<strong>in</strong> sie im 16. und 17. Jh. von<br />

Bendern aus gelangten, und im Pfarrarchiv Bendern (heute im<br />

Liechtenste<strong>in</strong>ischen Landesarchiv zu Vaduz).<br />

Neben den Orig<strong>in</strong>alurkunden ist das 1453 angelegte und aus dem <strong>Kloster</strong>archiv<br />

stammende Cartular B im Bischöflichen Archiv <strong>Chur</strong> von Bedeutung, <strong>in</strong><br />

welches die meisten Urkunden seit dem 13. Jh. aufgenommen wurden. Die<br />

grössten Verluste hat das Archiv wohl <strong>in</strong> den Jahren 1538-1636 erlitten, als die<br />

<strong>Kloster</strong>herren nach Bendern umsiedelten. Dank e<strong>in</strong>er Registratur des<br />

<strong>Kloster</strong>archivs aus dem Jahr 1724, heute im Bischöflichen Archiv <strong>Chur</strong>, ist es<br />

möglich abzuschätzen, wieviele Urkunden seit dem Anfang des 18. Jh.<br />

verloren gegangen s<strong>in</strong>d. Damals wurden sie nämlich nach sachlichen


- 30 -<br />

Gesichtspunkten <strong>in</strong> 14 Abteilungen (A-O) aufgeteilt und <strong>in</strong>nerhalb jeder<br />

Abteilung<br />

S. 244: <strong>in</strong> chronologischer Reihenfolge geordnet (Clavadetscher, Die Urkunde Bischof<br />

Adelgotts, 319-322).<br />

Der Hauptteil der neuzeitlichen Dokumente <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s wird <strong>in</strong> drei Mappen (31-<br />

33) im Bischöflichen Archiv <strong>Chur</strong> aufbewahrt. Hier bef<strong>in</strong>den sich zudem die<br />

Wahlakten der Äbte von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> von 1497-1754. In dieses Archiv kamen nach<br />

der Säkularisation des <strong>St</strong>ifts Roggenburg im Jahr 1803 auch die <strong>in</strong> dessen<br />

Archiv vorhandenen Dokumente über <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>.<br />

Archivalische Quellen<br />

I. BiA<strong>Chur</strong>:<br />

Urkunden, jeweils unter dem betreffenden Datum, zit. Urk./Urkunden.<br />

Cartular B, 15. Jh.<br />

Codex A, Sammelhandschrift, 18. Jh. Abschrift e<strong>in</strong>er älteren Vorlage,<br />

angefertigt durch Philipp Schafhäutel, 1785 Subprior <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> (laut<br />

PfarrARoggenburg, Necrologium 1801, p. 71).<br />

Codex B, Registratura archivi monasterii S. Lucii sub regim<strong>in</strong>e reverendissimi<br />

Milonis abbatis S. Lucii, 1724.<br />

Wahl- und Professakten der Äbte von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, 1497-1754.<br />

Mappen 31-33, Dokumente zur Geschichte von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> der Neuzeit: <strong>in</strong><br />

Mappe 31 u.a. Z<strong>in</strong>srödel 1506 und 1531, <strong>in</strong> Mappe 32 u.a. Synoptica<br />

Descriptio varii status Canoniae Sanct Lucensis ord<strong>in</strong>is Praemonstratensis <strong>in</strong><br />

Rhetia, Circariae Suevicae, a P. Andrea Frick confecta, 1782.<br />

2. <strong>St</strong>adtA<strong>Chur</strong>:<br />

A III 26.05, Urk.<br />

A III 30.01-A VI 30.22, Urkunden.<br />

A III 31.01 (1504), Z<strong>in</strong>srodel.<br />

A VI 31.02, Urk.<br />

A VI 36.04, Urk.<br />

A VI 38.01, Urk.<br />

A VI 40.05, Urk.<br />

AB IIIIF 76.001 (1508), AB III/F 82.001 (1498-1501), AB III/F 82.002 (1508),<br />

verschiedene Z<strong>in</strong>srödel.


- 31 -<br />

3. Liechtenste<strong>in</strong>isches LA <strong>in</strong> Vaduz:<br />

Pfarrarchiv Bendern.<br />

Urkunden: z.B. Schä U (Schädler Urkunden) 61, Schä U 63, PfäfA (Archiv des<br />

ehemaligen <strong>Kloster</strong>s Pfäfers) 13/1-4, RA (Regierungsakten), Periode A II/7/3·<br />

Akten: z.B. PfäfA 13/5, RA 14/3/04, RA 14/3/09, RA 14/3/12, RA 14/3/15-<br />

14/3/16.<br />

4. Tiroler LA <strong>in</strong> Innsbruck:<br />

Urkunde I 4577 vom 2.5.1541.<br />

Regierungskopialbuch 1549-1551 (Bd. 26), f. 178r-179r, 24IV-242V, 325r-<br />

325v, 370r-371r.<br />

Ferd<strong>in</strong>andea, Karton 184, Pos. 178 (I. Teil).<br />

5. PfarrARoggenburg:<br />

Catalogus alphabeticus omnium notorum jam defunctorum et adhuc viventium<br />

canonicorum Roggenburgensium, ab anno fundationis 1126 usque ad annum<br />

secularisationis 1803.<br />

Chronik «Acta Roggenburgensia», 1126-1753.<br />

Elogia posthuma mortuorum confratrum canoniae Siligoburganae usque Maii<br />

1801.<br />

Gelübdeerneuerungsbuch 1618-1803.<br />

Necrologium Roggenburgense renovaturn anno 1745·<br />

Necrologium von 18o1.<br />

S. 245: 6. <strong>St</strong>AGraubünden <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>:<br />

XIII 13 CI, Akten betr. <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> seit 1803 (u.a. Catalogus ...<br />

Canonicorum ... S. Lucii, Wett<strong>in</strong>gen 1795).<br />

Bibliographie Gedruckte Quellen<br />

Catalogus RR. DD. Canonicorum regularium perantiquae et exemptae<br />

Canoniae S. Lucii, sacri, candidi et canonici ord<strong>in</strong>is Praemonstratensis <strong>in</strong><br />

Rhaetia, Wett<strong>in</strong>gen 1795 (E<strong>in</strong>blattdruck), <strong>in</strong> <strong>St</strong>AGraubünden, XIII 13 C I.<br />

Büchel, Johann Baptist, Die Urkunden des Pfarrarchivs zu Bendern, <strong>in</strong> Jb. des<br />

historischen Vere<strong>in</strong>s für das Fürstentum Liechtenste<strong>in</strong> 12, 1912,83-139.<br />

Bündner UB 1-2,3 (neu), 4.


- 32 -<br />

Clavadetscher, Otto P., Die Urkunde Bischof Adelgotts von <strong>Chur</strong> vom Jahre<br />

1154 für das Prämonstratenserkloster <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>, <strong>in</strong> Geschichte und<br />

Kultur <strong>Chur</strong>rätiens. Festschrift für Pater Iso Müller OSB zu se<strong>in</strong>em 85.<br />

Geburtstag, hg. von Ursus Brunold und Lothar Deplazes, Disentis/ Muster<br />

1986, 311-329.<br />

Eichhorn, Ambrosius, Episcopatus Curiensis, Codex probationum, <strong>St</strong>. Blasien<br />

1797.<br />

Goldast, Melchior, Alamannicarum rerum scriptores 3, Francofurti et Lipsiae<br />

1730.<br />

Hugo, Annales 2, probationes 65-71.<br />

Juvalt, Wolfgang von, Necrologium Curiense, d.h. die Jahrzeitbücher der<br />

Kirche zu Cur, <strong>Chur</strong> 1867.<br />

Liechtenste<strong>in</strong>isches U B.<br />

Mohr, Codex diplomaticus.<br />

Sprecher von Berneck, Fortunat, Rhetische Cronica, <strong>Chur</strong> 1672.<br />

<strong>St</strong>rickler, Johannes, Actensammlung aus der Zeit der Helvetischen Republik<br />

(1798-1803), Bd. 9, Bern 1903.<br />

Thommen.<br />

Literatur<br />

Backmund 1,68-7°,5°1, 3, 526.<br />

Backmund 2, 53-55.<br />

Bayrhamer, Philippus, Historia Imperialis Canoniae Roggenburgensis Sacri,<br />

Candidi, et exempti Ord<strong>in</strong>is Praemonstratensis <strong>in</strong> Suevia, ex documentis<br />

vetustissimis et autenticis deducta, atque a primo fundationis suae anno<br />

MCXXVJ usque ad annum MDCCLIX, Ulmae 1760 (= Collectio Scriptorum<br />

rerum historico-monastico ecclesiasticarum variorum religiosorum ord<strong>in</strong>um,<br />

1.6, Ulmae 1768).<br />

Büchel, Johann Baptist, Die Geschichte der Pfarrei Bendern, <strong>in</strong> Jb. des<br />

Historischen Vere<strong>in</strong>s für das Fürstentum Liechtenste<strong>in</strong> 23, 1923, 1-180.<br />

Clavadetscher, Die Urkunde Bischof Adelgotts (s. Gedruckte Quellen).


- 33 -<br />

Dosch, Men, Der L<strong>in</strong>dauer Vertrag von 1622 und die Gegenreformation <strong>in</strong><br />

Graubünden. Zur Geschichte der Kirchenpolitik, Diss. Freiburg/Schweiz, Ilanz<br />

1970.<br />

Eichhorn, Ambrosius, Episcopatus Curiensis, <strong>St</strong>. Blasien 1797, 317-332.<br />

Hugo, Annales 2, Sp. 103-112.<br />

Kaiser, Re<strong>in</strong>hold, <strong>Chur</strong>rätien im frühen Mittelalter. Ende 5. bis Mitte 10.<br />

Jahrhundert, Basel 1998.<br />

KDGraubünden 7, Basel 1937, 257-260 (Erw<strong>in</strong> Poeschel).<br />

KDLiechtenste<strong>in</strong>, Sonderbd., Basel 1950, 241-243 (Erw<strong>in</strong> Poeschel).<br />

Mayer, Johann Georg, Geschichte des Bistums <strong>Chur</strong>, 2 Bde., <strong>St</strong>ans 1907-1914.<br />

Mayer, Johann Georg, <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bei <strong>Chur</strong>. Geschichte der Kirche, des <strong>Kloster</strong>s<br />

und des Sem<strong>in</strong>ars, E<strong>in</strong>siedeln 1907.<br />

S. 246: Mierau, Heike Johanna, Vita communis und Pfarrseelsorge. <strong>St</strong>udien zu den<br />

Diözesen Salzburg und Passau im Hoch- und Spätmittelalter,<br />

Köln/Weimar/Wien 1997 (Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und<br />

zum Kirchenrecht 21).<br />

Müller, Iso, Zur churrätischen Kirchengeschichte im Frühmittelalter, <strong>in</strong> JHGG<br />

99,1969,3-107.<br />

Siegwart, Josef, Die Chorherren- und Chorfrauengeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong> der<br />

deutschsprachigen Schweiz vom 6. Jahrhundert bis 1160, mit e<strong>in</strong>em Überblick<br />

über die deutsche Kanonikerreform des 10. und 11. Jahrhunderts, Diss.<br />

Freiburg/Schweiz, Freiburg/Schweiz 1962 (<strong>St</strong>udia Friburgensia NF 30).<br />

Simonett, Christoph, Geschichte der <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong>, I. Teil, <strong>Chur</strong> 1976 (Historia<br />

raetica 4),120-128.<br />

<strong>St</strong>adelhofer, Benedict, Historia imperialis et exemti Collegii Rothensis <strong>in</strong><br />

Suevia ex monumentis domesticis et externis potissimam partem <strong>in</strong>editis eruta,<br />

Bd. 2, Augsburg 1787, Bd. 3 ungedruckt <strong>in</strong> H<strong>St</strong>A<strong>St</strong>uttgart, J 1/159.<br />

Tuscher, Franz, <strong>Das</strong> Reichsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, Weissenhorn<br />

1976, bes. 147-154.


- 34 -<br />

Vasella, Oskar, Abt Theodul Schlegel von <strong>Chur</strong> und se<strong>in</strong>e Zeit, 1515-1529.<br />

Kritische <strong>St</strong>udien über Religion und Politik <strong>in</strong> der Zeit der Reformation,<br />

Freiburg/Schweiz 1954 (ZSKG, Beiheft [3).<br />

Weiler, Thomas Rudolph, Versuch e<strong>in</strong>er topographischen Geschichte der<br />

Pfarrei Roggenburg <strong>in</strong> der Diözese Augsburg, aus alten und neuen Urkunden<br />

verfasst, Augsburg 1828.<br />

Obere<br />

Bisherige Listen: Sprecher, Rhetische Cronica, 1672, 280. Hugo, Annales<br />

2,1736, Sp. 104-110. BiA<strong>Chur</strong>, Codex A, 18. Jh. [1785], p. 284-292. Eichhorn,<br />

Episcopatus Curiensis, 1797, 318-332. Mül<strong>in</strong>en I, 1858, 209-211. Mayer, <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong>, 1907,17-23. Backmund 1, 1949/1951, 70, Backmund 2, 1983, 55. Im<br />

Folgenden s<strong>in</strong>d die früheren Listen berücksichtigt und, wo nichts anderes<br />

erwähnt ist, stillschweigend korrigiert worden.<br />

Pröpste<br />

Ottone. Überliefert, jedoch urkundlich nicht belegt.<br />

Eberhard. Überliefert, jedoch urkundlich nicht belegt.<br />

Haimo, Aimo, 1146-11S4. Um 1146 wird er mit anderen Konventualen von<br />

Roggenburg nach <strong>Chur</strong> gesandt, um dort e<strong>in</strong> Prämonstratenserkloster zu<br />

gründen. 1149 bittet er Papst Eugen III. um Schutz und Bestätigung der<br />

Besitzungen, Rechte und Freiheiten für <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. In den Urkunden als «prior»<br />

von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bezeichnet, ist er als solcher zum letzten Mal 1154 belegt. Nach<br />

der Gründung von <strong>Chur</strong>walden um 1150 soll er auch dieses <strong>Kloster</strong> als erster<br />

Propst geleitet haben, Er stirbt vermutlich 1156 <strong>in</strong> Roggenburg. Für ihn wurde<br />

<strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> im Januar e<strong>in</strong>e Messe gefeiert.<br />

S. 247: Vigilius, 1156-1206? Er ist e<strong>in</strong>zig am 27.11.1156 als Propst von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

bezeugt, und zwar im Schutzbrief Papst Hadrians IV. für das <strong>Kloster</strong>. Vigilius<br />

soll angeblich über 50 Jahre im Amt geblieben se<strong>in</strong>.<br />

Konrad, 1206-1215. Am 10.3.1206 hat Konrad Vigilius als Propst von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

bereits abgelöst. Auf se<strong>in</strong>e Bitte nimmt Papst Innozenz III. das <strong>Kloster</strong> 1208<br />

und 1214 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schutz und bestätigt ihm die bestehenden Besitzungen,<br />

Rechte und Freiheiten. Er wird noch als Propst <strong>in</strong> der Inkorporationsurkunde<br />

der Kirche Bendern am 15.7.1215 namentlich erwähnt.


- 35 -<br />

Ulrich, zwischen 1215 und 1217. Er ist nur <strong>in</strong> den «Acta ecclesiae Sancti Petri<br />

<strong>in</strong> Augia» als Propst von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> belegt. Hier steht, dass er 1217 nach<br />

Weissenau versetzt und zum Oberen gewählt wurde. Diese Propstei hatte er 20<br />

Jahre <strong>in</strong>ne. Se<strong>in</strong> Name fehlt <strong>in</strong> den Listen der Pröpste von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>.<br />

Re<strong>in</strong>old, 1220. Er ist e<strong>in</strong>zig 1220 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tauschvertrag zwischen dem<br />

Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und dem Domkapitel von <strong>Chur</strong> als Propst genannt.<br />

Albert, 1229. Albert ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urkunde vom 15.5.1229. Se<strong>in</strong> Name<br />

fehlt <strong>in</strong> den meisten Listen der Pröpste, wo behauptet wird, dass Re<strong>in</strong>old bis<br />

1230 das Amt bekleidet habe.<br />

He<strong>in</strong>rich, 1230-1235. Als Propst ist He<strong>in</strong>rich urkundlich am 27.12.1230 und im<br />

Jahr 1235 nachweisbar. Gemäss den älteren Listen der Pröpste lebte er bis<br />

1249.<br />

S. 248: Johannes, 1249-1276. Am 30.4.1249 ersche<strong>in</strong>t er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erblehensvertrag.<br />

Im Jahr 1251 <strong>in</strong>korporiert Bischof He<strong>in</strong>rich von Montfort dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

die Kirche Bendern. Johannes ist als Propst mehrmals urkundlich belegt, zum<br />

letzten Mal als Zeuge am 8.6.12763. In e<strong>in</strong>er Urkundenabschrift vom 6.6. 1249<br />

ist von «O. prepositus sancti Lucii» die Rede, wo bei es sich zweifelsohne um<br />

e<strong>in</strong>en Lesefehler handelt. E<strong>in</strong>ige Listen der Pröpste geben an, Johannes sei im<br />

Jahr 1273 gestorben und ihm sei Prost Berthold (I.) gefolgt, der nur e<strong>in</strong> Jahr im<br />

Amt geblieben sei. Diese Angabe ist jedoch urkundlich nicht belegbar und ist<br />

vermutlich auf e<strong>in</strong>e Verwechslung mit dem späteren Propst Berthold<br />

zurückzuführen.<br />

Berthold, 1281-1297. Zum ersten Mal wird er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lehensvertrag vom<br />

3.5.1281 genannt. Am 16.8.1282 tauscht er mit Bischof Konrad von Belmont<br />

die Kirche <strong>St</strong>. Peter <strong>in</strong> Mistail und die Höfe <strong>in</strong> Savogn<strong>in</strong> und Prada gegen die<br />

Kirche Sagogn, Die letzte Erwähnung se<strong>in</strong>es Namens f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> der<br />

Urkunde, mit der Bischof Berthold von Heiligenberg 1297 den Tausch<br />

bestätigt.<br />

Andreas, 1299. Er ist e<strong>in</strong>zig am 13.12.1299 urkundlich belegt.<br />

Berthold, 1300-1303. Am 11. 11. 1300 ersche<strong>in</strong>t er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erblehensvertrag<br />

zwischen dem Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und e<strong>in</strong>igen Walsern. Er wird zum letzten<br />

Mal am 1.8.1303 als Propst erwähnt.


- 36 -<br />

Albert, 1307-1312. Albert ist erstmals im Jahr 1307 als Propst von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

bezeugt. Er wird urkundlich noch 1310 und zum letzten Mal am 28.1.1312<br />

genannt. Nach Eichhorn stirbt er im Jahr 1312.<br />

S. 249: Konrad, 1319-1343. Am 8.2.1319 erwirbt er für das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong> <strong>Chur</strong> und am 12.3.1319 tauscht er mit dem <strong>Kloster</strong> Weissenau Eigenleute.<br />

Er wird bis 1343 <strong>in</strong> verschiedenen Kauf-, Tausch- und Pachturkunden erwähnt,<br />

das letzte Mal am 19.2.1343. Andreas, der <strong>in</strong> den älteren Listen der Pröpste für<br />

das Jahr 1318 und/oder 1321 irrtümlicherweise als Propst bezeichnet wird, ist<br />

zwischen 1310 und 1321 als Prior <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> belegt.<br />

Nikolaus von Angs, 1347-1348. Am 12.1.1347 verleiht er dem Konventualen<br />

Johannes Rusis das Recht, e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg zu bewirtschaften, und am 6. März<br />

des gleichen Jahres erhält Johann Kamrer von <strong>Chur</strong> von ihm e<strong>in</strong> Lehengut, das<br />

zum Kammergut des Frauenklosters <strong>St</strong>. Hilarien gehört. Urkundlich ersche<strong>in</strong>t<br />

er zum letzten Mal am 21.1.1348.<br />

Jakob von Nenz<strong>in</strong>gen, 1363-1383. Er ist am I. 5.1355 als Prior von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

bezeugt. Wann er zum Propst gewählt wird, ist ungewiss. Nach den Listen der<br />

Pröpste ist dies im Jahr 1355 geschehen, was aber urkundlich nicht belegbar<br />

ist. Am 11.4.1363 verleiht er als Propst e<strong>in</strong>e Hofstatt <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> zu Erblehen.<br />

1365 f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Tauschvertrag mit He<strong>in</strong>rich von Satta<strong>in</strong>s statt. Im Jahr 1371<br />

endet e<strong>in</strong> <strong>St</strong>reit zwischen ihm und dem Domkapitel von <strong>Chur</strong> um den<br />

We<strong>in</strong>berg <strong>St</strong>. <strong>St</strong>ephan zu <strong>Chur</strong> vor e<strong>in</strong>em Schiedsgericht mit e<strong>in</strong>em Vergleich.<br />

Er lässt am 3.3.1379 die Bulle Papst Urbans IV. vom 17.11.1261, <strong>in</strong> der der<br />

Papst <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> Schutz nimmt und se<strong>in</strong>e Besitzungen bestätigt, durch das<br />

Offizialat von Konstanz vidimieren. Jakob wird als Propst <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Lehensurkunden erwähnt, zum letzten Mal am 4.4.1383.<br />

Ulrich von Mayerhofer, 1386-1407. Als Nachfolger von Propst Jakob ist Ulrich<br />

von Mayerhofer am 13.4.1386 zum ersten Mal bezeugt. Am 1.2.1387 leisten<br />

die Erben des Chorherrn Conrad Murer Verzicht auf dessen Erbschaft zu<br />

Gunsten des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>-. Während se<strong>in</strong>er Amtszeit ersche<strong>in</strong>t Ulrich <strong>in</strong><br />

zahlreichen Lehens- und Kaufurkunden. <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bekommt im<br />

S. 250: Laufe dieser Jahre verschiedene Schenkungen von Adligen und <strong>Chur</strong>er<br />

Bürgern zur <strong>St</strong>iftung von Jahrzeitmessen. Am 29.9.1406 stiftet auch Bischof<br />

Hartmann von <strong>Chur</strong> aus dem Haus Werdenberg-Sargans e<strong>in</strong>e Jahrzeit, wobei er<br />

dem Prämonstratenserkloster <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> 2 Pfund und 8 Schill<strong>in</strong>g Mailisch


- 37 -<br />

vermacht. Am 3.9.1396 beendet e<strong>in</strong> Schiedsurteil e<strong>in</strong>en <strong>St</strong>reit zwischen <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> und dem Junker Gaudenz von Plantair wegen Leibeigenen im Prättigau.<br />

Im gleichen Jahr lässt Propst Ulrich das Privileg Papst Hadrians IV. vom<br />

27.11.1156 und die Urkunde Bischof Adelgotts von 1154 durch das geistliche<br />

Gericht von <strong>Chur</strong> vidimieren. Am 11.8.1405 verleiht er dem Chorherrn<br />

Gunthelm Schorand e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>garten zu Erblehens. Zum letzten Mal wird er<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erblehensbrief vom 4.4.1407 genannt.<br />

Dietrich, 1408-1412. Er verleiht am 16.2.1408 Wiesen des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu<br />

Erblehen. In dieser Urkunde ersche<strong>in</strong>t er erstmals als Propst. 1409 legt Bischof<br />

Hartmann von Werdenberg-Sargans e<strong>in</strong>en <strong>St</strong>reit zwischen dem <strong>Chur</strong>er<br />

Domkapitel und dem Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> um e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>z<strong>in</strong>s bei. Dietrich, <strong>in</strong><br />

den Quellen auch Theodorich genannt, wird <strong>in</strong> verschiedenen Lehensbriefen<br />

namentlich erwähnt, Am 18.5.1411 gibt er Janut Walard, e<strong>in</strong>em Leibeigenen<br />

des <strong>Kloster</strong>s, Güter der Küsterei von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu Lehen. Papst Johannes XXIII.<br />

beauftragt am 26.11.1411 den Abt von Pfäfers, dafür zu sorgen, dass<br />

entfremdete Güter dem <strong>Kloster</strong> zurückerstattet werden. Dietrich ist bis 1412 als<br />

Propst belegt.<br />

Johannes Gaensler, Ge<strong>in</strong>sler, 1412-1430. Er wird im Jahr 1412 zum Propst<br />

gewählt und ersche<strong>in</strong>t urkundlich am 16.10.1412 zum ersten Mal <strong>in</strong> diesem<br />

Amt. Auf se<strong>in</strong>e Bitte h<strong>in</strong> bestätigt Kaiser Sigismund am 16.9.1413 dem <strong>Kloster</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> die <strong>in</strong> der Vergangenheit erteilten Privilegien. Die Behauptung, er sei<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr gestorben, wird von den Quellen widerlegt, denn se<strong>in</strong> Name<br />

ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> den folgenden Jahren <strong>in</strong> verschiedenen<br />

S. 251: Erblehensbriefen. Am 14.8.1422 vermachen Hans Kobler, Bürger zu Feldkirch,<br />

und se<strong>in</strong>e Frau Waltpurg dem <strong>Kloster</strong> e<strong>in</strong>ige Güter und Z<strong>in</strong>se, weil ihr Sohn<br />

dort aufgenommen worden ist. Belegt ist Propst Gaensler zum letzten Mal <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Kaufurkunde vom 28.1.1430.<br />

Jodocus, 1432-1450. Jodocus wird als Propst erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Erblehensrevers vom 26.6.1432 genannt. Von ihm s<strong>in</strong>d zahlreiche Lehens- und<br />

Kaufurkunden überliefert. 1439 verleiht er den Brüdern Hans und Wilhelm,<br />

Söhne Köchlis von Schlue<strong>in</strong>, den Widum zu Schlue<strong>in</strong>, der der Pfarrkirche zu<br />

Sagogn gehört, 1442 wird e<strong>in</strong> Urteil <strong>in</strong> <strong>St</strong>reitigkeiten zwischen dem <strong>Kloster</strong><br />

und dem Domkapitel von <strong>Chur</strong> über den Besitz zweier Häuser <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> gefällt,<br />

und am 24.7.1447 schlichtet e<strong>in</strong> Schiedsgericht e<strong>in</strong>en <strong>St</strong>reit zwischen dem


- 38 -<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, den Brüdern Margadant und der Geme<strong>in</strong>de Tschiertschen um<br />

Weiderechte auf der Alp Ramoz. Abt Jodocus soll am Konzil von Basel<br />

gewesen se<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Name ersche<strong>in</strong>t zum letzten Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lehensrevers<br />

vom 4.1.1450.<br />

Äbte<br />

Johannes Spanier, 1450-1474. Als Nachfolger des Jodocus ist Johannes<br />

Spanier bereits am 2.3.1450 belegt, se<strong>in</strong>e Wahl muss deshalb kurz nach dem<br />

Tod se<strong>in</strong>es Vorgängers stattgefunden haben. Am 9.8.1452 lässt er die Bulle<br />

Papst Nikolaus V. vom 11. April desselben Jahres vidimieren, mit der die<br />

Restitution von entfremdeten <strong>Kloster</strong>gütern <strong>in</strong> Sagogn befohlen wird. <strong>Das</strong><br />

Generalkapitel des Prämonstratenserordens bewilligt am 11.10.1453 die<br />

Umwandlung der Propstei <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abtei. Johannes wird damit zum<br />

ersten Abt des <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s. Ende 1456 beauftragt Papst Calixt III. auf Bitte<br />

von Johannes, den Abt von Pfäfers, den Propst von <strong>St</strong>. Felix und Regula <strong>in</strong><br />

Zürich und den Domdekan von <strong>Chur</strong> dafür zu sorgen, dass dem <strong>Kloster</strong> die<br />

entfremdeten Güter zurückgegeben werden. Für <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> stellt Bischof Ortlieb<br />

von<br />

S. 252: Brandis am 11.9.1458 e<strong>in</strong>en Ablassbrief aus, 1459 und 1462 gewährt Papst<br />

Pius II. dem <strong>Kloster</strong> das Recht zum Gebrauch der Pontifikalien. Am 7.7.1464<br />

klagt Abt Johannes vor dem geistlichen Gericht <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>, weil das zur Pfarrei<br />

Bendern gehörende Dorf Rugell den Hanfzehnt verweigert. Johannes ist als<br />

Propst bzw. Abt zudem <strong>in</strong> zahlreichen Lehensbriefen belegt, zum letzten Mal<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lehensrevers vom 1.5.1474. Identisch mit dem gleichnamigen Propst<br />

von <strong>St</strong>. Jakob im Prättigau?<br />

Leonhard Schorer, 1475-1497. In e<strong>in</strong>er Urkunde vom 16.9.1466 figuriert er als<br />

Prior von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Die Abtwürde muss er Ende 1474/Anfang 1475 erlangt<br />

haben, denn er ist erstmals am 14.1.1475 als Abt bezeugt. Die Behauptung<br />

Eichhorns, er sei bereits 1471 Abt gewesen, wird durch die überlieferten<br />

Quellen widerlegt. Am 20.7.1480 präsentiert Abt Leonhard Bischof Ortlieb<br />

von Brandis den Konventualen und späteren Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, Johannes<br />

Walser, für die Pfarrpfründe <strong>in</strong> Sagogn. Während se<strong>in</strong>er Amtszeit wird am<br />

1.5.1481 der Neubau der Kirche <strong>St</strong>. Maria <strong>in</strong> Bendern mit vier Altären geweiht.<br />

Über den Zehnten und den Kirchensatz zu Haldenste<strong>in</strong> kommt e<strong>in</strong> Jahr später<br />

e<strong>in</strong> Urteilsspruch <strong>in</strong> den Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen dem <strong>Kloster</strong> und den


- 39 -<br />

Herren von Greifensee zu <strong>St</strong>ande. Zehntrechte der Pfarreien Bendern und<br />

Altenstadt liefern <strong>in</strong> der gleichen Zeit den Grund für e<strong>in</strong>en weiteren <strong>St</strong>reit mit<br />

dem <strong>Chur</strong>er Domkapitel, der erst 1488 beendet wird. Am 31.5.1488 erteilt der<br />

Generalvikar Bischof Ortliebs auf Bitte Abt Leonhards, des Konvents von <strong>St</strong>,<br />

<strong>Luzi</strong> und der Bewohner von Bendern den Wohltätern der Pfarrkirche <strong>St</strong>, Maria<br />

<strong>in</strong> Bendern Ablass. Wegen se<strong>in</strong>es schlechten Gesundheitszustandes verzichtet<br />

Leonhard Schorrer 1497 auf se<strong>in</strong> Amt.<br />

S. 253: Johannes Walser, 1497-1515. Als Chorherr von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wird er am 20.7.1480<br />

auf die Pfarrpfründe <strong>in</strong> Sagogn <strong>in</strong>vestiert, er muss sich jedoch verpflichten,<br />

Burkhard Knabenknecht, se<strong>in</strong>em Vorgänger, e<strong>in</strong>e jährliche Pension zu<br />

entrichten, die nach dessen Tod an das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>, <strong>Luzi</strong> zurückfällt. Zum<br />

Nachfolger Leonhard Schorers wird er am 21.9.1497 vom versammelten<br />

Kapitel des Konvents <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> Anwesenheit des Vaterabts von Roggenburg,<br />

des Abts Gebhard Vittler von <strong>Chur</strong>walden und des Propstes Sigismund von <strong>St</strong>.<br />

Jakob im Prättigau mit der Mehrheit der <strong>St</strong>immen gewählt. Am 14.11.1498<br />

erteilt der <strong>Chur</strong>er Bischof He<strong>in</strong>rich von Hewen dem <strong>Kloster</strong> Ablass und am<br />

15.7.1501 bestätigt Papst Alexander VI. ihm Besitzungen und Privilegien.<br />

1506 ersucht Abt Johannes Papst Julius II, se<strong>in</strong>em <strong>Kloster</strong> den Besitz der ihm<br />

<strong>in</strong>korporierten Kirchen zu bestätigen. E<strong>in</strong> Jahr später bittet er noch um<br />

Exekution der apostolischen Briefe, da er Schwierigkeiten hat, se<strong>in</strong>e Rechte<br />

durchzusetzen. Am 20.10.1511 ruft er zu e<strong>in</strong>er Almosensammlung für <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

auf. 1512 wird die von den Bewohnern von Salez (Pfarrei Bendern) erbaute<br />

Kirche geweiht, mit e<strong>in</strong>er Kuratpfründe versehen und kurz danach zur<br />

Pfarrkirche erhoben, 1513 erlaubt er als Lehensherr und Verwalter der<br />

Pfarrkirche <strong>in</strong> Sennwald die <strong>St</strong>iftung e<strong>in</strong>er Kaplaneipfründe und e<strong>in</strong>er Jahrzeit<br />

durch den Freiherrn Ulrich von Sax und dessen Frau Agnes. Am 7.12.1513<br />

gewährt Bischof Paul Ziegler von <strong>Chur</strong> Ablass für die baufällig gewordene<br />

Pfarrkirche <strong>in</strong> Bendern. Abt Johannes stirbt am Anfang des Jahres 1515.<br />

Theodul Schlegel, 1515-1529. Er stammt aus <strong>Chur</strong> und wird um 1485 geboren.<br />

Se<strong>in</strong>e Familie besitzt seit Anfang des 15. Jh. das <strong>Chur</strong>er Bürgerrecht, kommt<br />

aber ursprünglich aus Davos, wo die Schlegel ebenfalls Bürger s<strong>in</strong>d. Se<strong>in</strong>e<br />

Mutter, Anna Schuler, heiratet <strong>in</strong> zweiter Ehe Ulrich Gams aus Feldkirch.<br />

Theodul studiert 1504-1509 <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen und Heidelberg, wo er mit dem Grad<br />

e<strong>in</strong>es «magister artium» abschliesst. Spätestens während der <strong>St</strong>udienzeit tritt er<br />

<strong>in</strong> das <strong>St</strong>ift <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>. Nach se<strong>in</strong>er Rückkehr nach <strong>Chur</strong> wird er Prior des


- 40 -<br />

<strong>Kloster</strong>s und vertritt das <strong>St</strong>ift erfolgreich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess gegen den Bauer<br />

Johannes Beck. Am 16.4.1515 erfolgt se<strong>in</strong>e Wahl zum Abt, der e<strong>in</strong>e<br />

Aussprache zwischen dem Vaterabt von Roggenburg und den Chorherren von<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> vorausgeht, E<strong>in</strong>er Reform der Kirche zugeneigt, zeigt er<br />

S. 254: anfänglich Interesse für die durch Vadian und Zw<strong>in</strong>gli verbreiteten<br />

reformatorischen Ideen, wendet sich aber bald von ihnen ab. Im Ilanzer<br />

Religionsgespräch von 1526 ersche<strong>in</strong>t er auf der Seite der Altgläubigen. Der<br />

Versuch, Angelo de Medici, den späteren Papst Pius IV. und Bruder des mit<br />

den Bündnern verfe<strong>in</strong>deten Gian Giacomo von Musso, auf den Bischofsstuhl<br />

von <strong>Chur</strong> zu br<strong>in</strong>gen, wird ihm zum Verhängnis. Er wird des Verrats bezichtigt<br />

und am 23.1.1529 h<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Nach dem Tod Abt Theodul Schlegels 1529 und der Vertreibung des Konvents<br />

aus <strong>Chur</strong> 1539 blieb <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bis 1550 ohne Oberen. Bis 1636 hielt sich der<br />

Konvent <strong>in</strong> Bendern auf.<br />

Georg Feuerste<strong>in</strong>, 1550-1560. Aus Feldkirch stammend, ersche<strong>in</strong>t er als<br />

Chorherr von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> urkundlich erstmals 1532 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess als Vertreter<br />

Abt Johannes Mayers von Roggenburg zusammen mit se<strong>in</strong>en Mitbrüdern<br />

Flor<strong>in</strong> Janut, damals Pfarrer <strong>in</strong> Bendern, und Jakob Meckhart. 1539 ist er<br />

Pfarrer <strong>in</strong> Sennwald, Am 2.5.1541 überträgt ihm der Abt von Roggenburg die<br />

Pfarrei Bendern, die er noch 1550 <strong>in</strong>nehat. Er lässt am 19.11.1541 im Namen<br />

des Abts von Roggenburg die deutsche Übersetzung der Schenkungsurkunde<br />

der Pfarrei Bendern von 1194 an das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und deren Bestätigung<br />

König Friedrichs II. von 1214 von Graf Johann Ludwig zu Sulz, Herrn zu<br />

Vaduz, vidimieren. Am 2.5.1543 vertritt er Abt Johannes von Roggenburg <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Prozess gegen die <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong>, die den Zehnten im Haag (Rhe<strong>in</strong>tal),<br />

welcher der Pfarrei Bendern zusteht, für sich beansprucht. Zwischen Anfang<br />

Mai und Ende Juli 1550 wird er von se<strong>in</strong>en Mitbrüdern zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

gewählt und vom Vaterabt von Roggenburg bestätigt. Er soll 1560 <strong>in</strong> Bendern<br />

gestorben se<strong>in</strong>, vermutlich am 20. Juni, da für ihn an diesem Tag e<strong>in</strong>e Messe<br />

gelesen wird,<br />

S. 255: Christian Ganzmann, 1564-1573. Ganzmann zählt schon 1549 zu den<br />

Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Am 28.12.1564 ist er als Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und<br />

Pfarrer <strong>in</strong> Bendern belegt, und zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief des Freiherrn Johann<br />

Philipp von Hohensax, <strong>in</strong> dem dieser dem <strong>Kloster</strong> mitteilt, dass se<strong>in</strong>e


- 41 -<br />

Untertanen <strong>in</strong> Sennwald und Salez zum neuen Glauben übergetreten seien. Der<br />

Freiherr bittet den Abt, diese Pfründen den zwei von Zürich gesandten<br />

Prädikanten zu verleihen. Am 7.1.1565 besuchen ihn zwei Abgesandte aus<br />

Salez und Sennwald und bestätigen den Entschluss der beiden Ortschaften. Ob<br />

er bereits 1560 zum Abt gewählt worden ist, wie die Äbtelisten behaupten, ist<br />

ungewiss. Am 26.11.1570 wird er <strong>in</strong> der Kirche <strong>St</strong>. Leonhard <strong>in</strong> Feldkirch zum<br />

Abt geweiht. Im gleichen Jahr ist er anwesend bei der Verzeichnung der Äcker<br />

<strong>in</strong> Bendern und Eschen, welche der Pfarrei Bendern oder dem <strong>Kloster</strong> Pfäfers<br />

zehntbar s<strong>in</strong>d. Als Abt ist er noch 1572 belegt. Er stirbt 1573, vermutlich am<br />

13. November, da er unter diesem Tag im Nekrolog von Roggenburg<br />

verzeichnet ist.<br />

Michael Paul<strong>in</strong>us, 1573. Der Roggenburger Konventuale Paul<strong>in</strong>us studiert<br />

1549 Theologie <strong>in</strong> Ingolstadt. Auch er ist, wie se<strong>in</strong> Vorgänger Ganzmann, 1549<br />

unter den Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> zu f<strong>in</strong>den. 1564 tritt er als letzter<br />

katholischer Pfarrer von Sennwald zurück. Se<strong>in</strong>e Wahl zum Abt f<strong>in</strong>det am<br />

15.11.1573 im <strong>Kloster</strong> Roggenburg <strong>in</strong> Anwesenheit Abt Johannes Schifel<strong>in</strong>s<br />

von Roggenburg, Abt Georg Lechlers von Ursberg und der Chorherren von<br />

Roggenburg statt. Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> werden <strong>in</strong> dieser Urkunde ke<strong>in</strong>e<br />

erwähnt, was darauf h<strong>in</strong>deutet, dass <strong>in</strong> dieser Zeit der Obere von <strong>St</strong>, <strong>Luzi</strong> vom<br />

Roggenburger Vaterabt ernannt wird. Nach Eichhorn wäre er am 8.5.1570 <strong>in</strong><br />

Bendern gestorben.<br />

Johannes Aichele, nach 1573-1576. Im Wahlakt von Michael Paul<strong>in</strong>us 1573<br />

ersche<strong>in</strong>t er unter den Konventualen von Roggenburg. In welchem Jahr er Abt<br />

von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wird, ist nicht bekannt. Aichele soll im März 1576 <strong>in</strong> Bendern<br />

gestorben se<strong>in</strong>. Als Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ist er e<strong>in</strong>zig <strong>in</strong> der an den Bischof Peter de<br />

Rascher von <strong>Chur</strong> adressierten Anzeige von Abt Vitus Breg von Roggenburg<br />

belegt, wor<strong>in</strong> dieser 1582 die Wahl des neuen Abtes<br />

S. 256: Hieronymus Huttler bekannt gibt, nachdem die Abtei <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nach dem Tode<br />

Aicheles wenige Jahre zuvor ohne Oberen geblieben war.<br />

Hieronymus Huttler, Uttler, 1582-1596. Frater Hieronymus Huttler von<br />

Feldkirch studiert 1570 und 1576/1577 als Professus von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> Dill<strong>in</strong>gen.<br />

Gemäss Wahlanzeige vom 28.4.1582 wird er im <strong>Kloster</strong> Roggenburg durch<br />

den Vaterabt Vitus Breg von Roggenburg und den Chorherrn von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>,<br />

Silvester Schroffer, zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gewählt. 1587 ist er auch als Pfarrer


- 42 -<br />

<strong>in</strong> Bendern belegt. Nach der «Historia Rothensis» von 1787 hat Huttler 1592<br />

se<strong>in</strong> Amt resigniert und ist 1606 im <strong>Kloster</strong> Rot aufgenommen worden. Als<br />

Adm<strong>in</strong>istrator von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> soll 1592-1597 Michael Bergmüller e<strong>in</strong>gesetzt<br />

worden se<strong>in</strong>, Huttler soll 1601-1603 und 1606-1607 Pfarrer <strong>in</strong> Rot gewesen<br />

se<strong>in</strong>, Gemäss der Wahlurkunde von Matthäus Agricola von 1597 resigniert er<br />

die Abtei <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> h<strong>in</strong>gegen erst 15968. Diese Angabe f<strong>in</strong>det Bestätigung <strong>in</strong><br />

zwei Regesten von 1595, die Huttler als Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und Pfarrer <strong>in</strong><br />

Bendern bezeichnen, Im März 1595 verlangt er beim Freiherrn Johann Philipp<br />

von Hohensax die Anerkennung der Kultusfreiheit für die <strong>in</strong> der Pfarrei<br />

Bendern verbliebenen Katholiken und des Patronatsrechts <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s über die<br />

Kirchen Sennwald und Salez, <strong>in</strong> denen seit 1565 Prädikanten amten. Ihm wird<br />

jedoch die Verrichtung geistlicher Funktionen auf saxischem Gebiet bei Busse<br />

verboten. Am 19.12.1605 ersche<strong>in</strong>t er noch unter den Konventualen von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> als Resignat. Er stirbt am 6.9.1613 im <strong>Kloster</strong> Rot.<br />

Matthäus Agricola, 1597-1599. Agricola ist 1582 <strong>St</strong>udent <strong>in</strong> Dill<strong>in</strong>gen und<br />

Professe <strong>in</strong> Roggenburg, 1589 ist er Lehrer an der <strong>Kloster</strong>schule <strong>in</strong><br />

Roggenburg. Er bef<strong>in</strong>det sich am 24.8.1589 unter den Wählern Abt Jakob<br />

Werkmanns von Roggenburg. 1592 amtet er als Vikar <strong>in</strong> Messhofen, e<strong>in</strong>er<br />

Pfarrei des <strong>St</strong>ifts. In Roggenburg wird er am 24.8.1597 vom Roggenburger<br />

Vaterabt zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ernannt. Bei der Wahl anwesend s<strong>in</strong>d: Silvester<br />

Schroffer, Abt von <strong>Chur</strong>walden, und die beiden Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>,<br />

Hieronymus Huttler und Helias Litscher. Am 23.1.1598 wird er <strong>in</strong> der<br />

Kathedrale<br />

S. 257: <strong>Chur</strong> zum Abt geweiht. 1599 resigniert er se<strong>in</strong> Amt und kehrt nach<br />

Roggenburg zurück, wo er 1618 die Gelübde erneuere. 1606 ist er Vikar der<br />

Wallfahrtskirche Schiessen. Se<strong>in</strong> Todesjahr ist nicht bekannt. Im Roggenburger<br />

Nekrolog von 1801 ist se<strong>in</strong> Name unter dem 12. Januar verzeichnet.<br />

Simon Maurer, 1603-1624. Gemäss Angaben der Präsentationsurkunde an den<br />

Bischof von <strong>Chur</strong> stammt Maurer aus Weissenhorn. Als Professe von<br />

Roggenburg ist er 1589 <strong>in</strong> Dill<strong>in</strong>gen immatrikuliere. Er amtet 1592 als Pfarrer<br />

<strong>in</strong> Nattenhausen, e<strong>in</strong>er Pfarrei se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s. Nach der Resignation von<br />

Matthäus Agricola im Jahre 1599 sendet ihn der Abt von Roggenburg als<br />

Adm<strong>in</strong>istrator nach Bendern. Am 23.1. 1603 erfolgt se<strong>in</strong>e Wahl zum Abt von<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und am 16. September des gleichen Jahres überträgt ihm Abt Jakob


- 43 -<br />

Werkmann von Roggenburg auch die provisorische Adm<strong>in</strong>istration des<br />

<strong>Kloster</strong>s <strong>Chur</strong>walden. Am 9.6.1603 verleiht er als Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und Pfarrer<br />

<strong>in</strong> Bendern der Geme<strong>in</strong>de Rugell den Korn- und Flachszehnten daselbst gegen<br />

die Entrichtung von 70 Gulden jährlich an den Pfarrhof zu Bendern, Am<br />

9.4.1605 erhält er die Vollmacht, den Konventualen von Roggenburg Johannes<br />

Buck als Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>walden e<strong>in</strong>zusetzen, Am 9.12.1605 präsentiert<br />

ihn Abt Jakob dem Bischof Johann von <strong>Chur</strong>. Se<strong>in</strong>e Wahl zum Abt von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> ist nach den Angaben Abt Jakobs durch die Chorherren von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

erfolgt, die das Dokument unterschreiben, Die Abtweihe f<strong>in</strong>det am 6.5.1606<br />

statt. Abt Simon geniesst so hohes Ansehen, dass die <strong>in</strong> Ursberg versammelten<br />

Prälaten der Zirkarie ihn zum Reichsprälaten vorschlagen. Er verzichtet jedoch<br />

aus Rücksicht auf die schlechte f<strong>in</strong>anzielle Lage se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s auf die<br />

angebotene Würde. Am 11.11.1610 gibt er die zur Kapelle Unserer Lieben<br />

Frau zu Triesen gehörenden Güter zu Erblehen. Wegen dieser Güter besteht<br />

seit 1601 e<strong>in</strong> <strong>St</strong>reit zwischen Caspar von Ramschwag, österreichischem Vogt<br />

auf Gutenberg, und dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bzw. Roggenburg, der erst am<br />

29.12.1610 durch den Verzicht Caspars auf se<strong>in</strong>e Ansprüche gegen die<br />

Zahlung von 1600 Gulden durch das <strong>Kloster</strong> beendet wird. Nach dem Sieg der<br />

Österreicher über die Bündner setzt er sich tatkräftig für die Restitution der<br />

entfremdeten <strong>Kloster</strong>güter e<strong>in</strong>, die nach langer Verhandlung am 15.12.1623<br />

von den Ratsboten des Gotteshausbundes beschlossen wird. Am 7.2.1624<br />

erteilt er Otto Harniss, Bürger und<br />

S. 258: Zunftmeister von <strong>Chur</strong>, die Vollmacht, die Z<strong>in</strong>se, die dem <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong><br />

zustehen, e<strong>in</strong>zuziehen. Kurz danach, am 17.3.1624, stirbt er <strong>in</strong> Bendern,<br />

vermutlich vergiftet.<br />

Georg He<strong>in</strong>l<strong>in</strong>, Henil<strong>in</strong> 1624-1629. Er ist Professe des <strong>Kloster</strong>s Obermarchtal<br />

und wird dort am 11.7.1624 durch die Äbte der Prämonstratenserklöster<br />

Roggenburg, Rot und Obermarchtal zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ernannt, nachdem<br />

die zwei Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, Helias Litscher und Christoph Wideman,<br />

ihr Wahlrecht an den Vaterabt delegiert haben. Die Wahl wird am 18.10.1627<br />

von Abt Joachim Gieteler von Rot, Visitator der Zirkarie, bestätigt. Am<br />

17.10.1627 erfolgt die Weihe durch Alessandro Scappi, apostolischer Nuntius,<br />

<strong>in</strong> <strong>Chur</strong>. He<strong>in</strong>l<strong>in</strong> lebt weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bendern, da der schlechte Zustand des<br />

<strong>Kloster</strong>gebäudes <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> e<strong>in</strong>e Rückkehr der Chorherren verh<strong>in</strong>dert. Am<br />

30.8.1624 richtet er zusammen mit dem Subprior von Roggenburg e<strong>in</strong>e


- 44 -<br />

E<strong>in</strong>gabe an den Gotteshausbund, <strong>in</strong> dem er auf die im Dezember 1623 von den<br />

Ratsboten beschlossene Restitution der <strong>Kloster</strong>güter dränge. Am 3.3.1625<br />

nimmt er am Prov<strong>in</strong>zialkapitel teil, an dem u.a. auch die Rückgabe der Klöster<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und <strong>Chur</strong>walden erörtert wird. Am 18.8.1627 wird er vom Domkapitel<br />

nach <strong>Chur</strong> berufen, um zusammen mit dem Abt von Pfäfers als Scrutator bei<br />

der Bischofswahl zu wirken. Die Verzögerung der Rückgabe der Güter und<br />

Rechte an <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> veranlasst ihn, König Ludwig XIII. von Frankreich um<br />

Unterstützung <strong>in</strong> dieser Angelegenheit zu bitten. Der Befehl des Königs vom<br />

13.3.1628 an se<strong>in</strong>en Gesandten bei den Drei Bünden, Jacques Mesm<strong>in</strong>, sich für<br />

die Restitution e<strong>in</strong>zusetzen, sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>e Wirkung gezeitigt zu haben. Von<br />

1628 bis 1629 berichtet er über die Bedrängung, die die Bevölkerung der<br />

Herrschaften Vaduz und Schellen berg durch die E<strong>in</strong>quartierung von<br />

Kriegsvolk zu erleiden hat. Zum Schutz der Chorherren <strong>in</strong> Bendern stellt der<br />

Oberst Wolf Rudolf von Ossa am 18.6.1629 e<strong>in</strong> Salvum Cunductum aus, Am<br />

20.11.1629 schreibt He<strong>in</strong>l<strong>in</strong>, dass die Pest auch <strong>in</strong> Bendern grassiere. Kurz<br />

danach wird er selber Opfer der Seuche und stirbt nach Angaben Abt Friedrich<br />

Rommels von Roggenburg am 3.12.1629.<br />

S. 259: Jakob Rauch, 1629. Geboren <strong>in</strong> Breitenthal, studiert er als Professe von<br />

Roggenburg zwischen 1616 und 1620 Theologie <strong>in</strong> Dill<strong>in</strong>gen und wirkt 1623<br />

als Pfarrvikar <strong>in</strong> der Roggenburger Pfarrei Ingstetten. Er ist 1627-1629<br />

Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>walden. Von Abt Michael Probst von Roggenburg wird<br />

er 1629 zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ernannt, stirbt aber bald darauf an der Pest, ohne<br />

se<strong>in</strong> Amt angetreten zu haben. Er wird <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>walden beigesetzt.<br />

Johannes Kopp, 1639-1661. Als Professe von Roggenburg figuriert er 1604 <strong>in</strong><br />

der Matrikel der Universität Dill<strong>in</strong>gen. Auf der Liste der Vikare der<br />

<strong>Kloster</strong>pfarrei Ingstetten taucht er 1611 und 1621 auf. 1618 erneuert er se<strong>in</strong>e<br />

Gelübde <strong>in</strong> Roggenburg. 1619 ist er Pfarrer der <strong>Kloster</strong>pfarrei Biberach und<br />

1623-1624 Prior se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s, als solcher nimmt er am 26.6.1623 am<br />

Prov<strong>in</strong>zkapitel <strong>in</strong> Obermarchtal teil. 1630 wird er Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> Bendern.<br />

Als Pfarrer von Bendern vere<strong>in</strong>bart er mit der Geme<strong>in</strong>de Rugell am 13.2.1630<br />

die regelmässige Abhaltung des Gottesdienstes <strong>in</strong> der 1617 geweihten Kapelle<br />

<strong>St</strong>. Fridol<strong>in</strong> <strong>in</strong> Rugell. Am 4.9. 1630 erteilt ihm Abt Michael Probst von<br />

Roggenburg die Vollmacht, wegen der Pfarrrechte <strong>in</strong> Bendern gegen den<br />

Freiherrn von Sax rechtlich vorzugehen, Nach Bayrhamer verlässt er 1636<br />

Bendern und zieht nach <strong>Chur</strong> um. Hier vertritt er im gleichen Jahr se<strong>in</strong> <strong>Kloster</strong>


- 45 -<br />

im <strong>St</strong>reit um E<strong>in</strong>künfte des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. Nicolai <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>. Am 6.12.1639 wird er<br />

von Abt Friedrich Rommel von Roggenburg nach Rücksprache mit den beiden<br />

<strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> lebenden Konventualen, die ihm ihr Wahlrecht delegiert haben, und<br />

<strong>in</strong> Anwesenheit Abt Ludwig Lochers von Rot, Visitator der Zirkarie, und Abt<br />

Matthäus Höchenrieders von Ursberg zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ernannt. Am<br />

gleichen Tag verständigt Abt Friedrich den Bischof von <strong>Chur</strong> über die erfolgte<br />

Wahl. Am 8. Dezember bitten die Äbte der Prov<strong>in</strong>z, die Wahl zu bestätigen.<br />

Der Gotteshausbund und die <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> protestieren jedoch dagegen, es wird<br />

e<strong>in</strong>e Abstimmung <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den des Gotteshausbundes verlangt. Die<br />

Weihe durch den Bischof f<strong>in</strong>det trotzdem am 5.2.1640 statt und verursacht<br />

Kosten von 470 Gulden. Am 7.9.1640 bittet Abt Johannes Kopp Kaiser<br />

Ferd<strong>in</strong>and III. um Erneuerung der Privilegien für se<strong>in</strong> <strong>Kloster</strong>. Unter ihm<br />

beg<strong>in</strong>nt der Wiederaufbau von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Wegen der<br />

S. 260: knappen f<strong>in</strong>anziellen Mittel muss er am 3.1.1650 Z<strong>in</strong>se und Güter <strong>in</strong> <strong>Chur</strong><br />

veräussern und am 15. August dieses Jahres e<strong>in</strong> Darlehen von wo Gulden von<br />

Johannes Gantner, Bürger und Apotheker <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>, aufnehmen, Abt Johannes<br />

erteilt am 30.9.1654 Lienhard Willi von Domat/Ems die Vollmacht, dem<br />

<strong>Kloster</strong> zustehende E<strong>in</strong>künfte e<strong>in</strong>zuziehen, Er stirbt am 15.12.1661.<br />

Flor<strong>in</strong> Zarn, 1662-1689. Aus Domat/Ems stammend, studiert er 1650 als<br />

Professe von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> Dill<strong>in</strong>gen. Er wird am 9.5.1662 <strong>in</strong> Roggenburg von<br />

Abt Franz Doser von Roggenburg zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ernannt, nachdem<br />

zwei Tage zuvor die <strong>in</strong> Roggenburg versammelten Äbte der schwäbischen<br />

Prov<strong>in</strong>z darüber beraten und die zwei <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> lebenden Konventualen ihr<br />

Wahlrecht dem Vaterabt delegiert haben, Die Ausgaben für die Weihe durch<br />

den Bischof von <strong>Chur</strong> am 15.7.1663 belaufen sich auf 120 Gulden. Am<br />

10.1.1686 kommt e<strong>in</strong> Vergleich zwischen den Pfarrangehörigen von Bendern<br />

und den Äbten von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und von Roggenburg über die Blut- und die<br />

Kle<strong>in</strong>zehnten zu <strong>St</strong>ande. Am 3.1.1687 wird der seit 1642 andauernde <strong>St</strong>reit mit<br />

den Grafen von Hohenems über den Noval- und Neubruchzehnten <strong>in</strong> der<br />

Pfarrei Bendern endgültig beigelegt. Am 6.11.1687 klagt der päpstliche<br />

Nuntius Giacomo Cantelmi über den schlechten Zustand <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s und befiehlt<br />

dem Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> dafür zu sorgen, dass im <strong>Kloster</strong> m<strong>in</strong>destens vier<br />

Konventualen leben, die täglich Chorgebet beten und Messe lesen und mit<br />

Erlaubnis des Bischofs die Beichte abnehmen. Abt Flor<strong>in</strong> resigniert am<br />

28.6.1689 auf Empfehlung des Prov<strong>in</strong>zialkapitels se<strong>in</strong> Amt wegen


- 46 -<br />

Schwächlichkeit <strong>in</strong> die Hände des Abtes von Obermarchtal, Generalvikar der<br />

Prov<strong>in</strong>z, Ihm wird e<strong>in</strong>e jährliche Pension von 50 Gulden zugesprochen, Er<br />

stirbt am 23.5.1690 und wird <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> beigesetzt,<br />

Adalbert Rauscher, 1689-1711. Er ist seit 1677 Abt von Roggenburg und wird<br />

1689 mit der Inkorporation von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> an Roggenburg auch Abt des<br />

S. 261: <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s. Am 24.7.1689 f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Vergleich zwischen Abt Adalbert<br />

und Abt Bonifacius Tschupp von Pfäfers über Zehntgüter und<br />

Grundstücksgrenzen <strong>in</strong> den Pfarreien Bendern und Eschen statt. 1694 resigniert<br />

er die Abtei Roggenburg, behält jedoch den Titel e<strong>in</strong>es Abtes von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bei.<br />

Als Residenzort wählt er die Roggenburger Pfarrei Breitenthal und lässt <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> durch Prioren verwalten. Von 1709 bis 1711 ist P. Dom<strong>in</strong>ik Schwan<strong>in</strong>ger<br />

aus Roggenburg Pfarrer und <strong>St</strong>atthalter <strong>in</strong> Bendern. Rauscher bemüht sich um<br />

Unterstützung se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s durch die Zirkarie und den Abt von Roggenburg<br />

und nimmt 1703 Novizen auf, ohne jedoch die Genehmigung des<br />

Roggenburger Abtes e<strong>in</strong>zuholen. Am 12.4.17°7 ersuchen die Äbte der<br />

schwäbischen Zirkarie Papst Clemens XI., aus seelsorgerlichen und<br />

wirtschaftlichen Gründen die Verlegung des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> nach Bendern zu<br />

bewilligen. Die Petition wird auch von Adalbert Rauscher, «hactenus abbas ad<br />

S. Lucium», unterschrieben. Die Verlegung kommt jedoch nicht zu <strong>St</strong>ande.<br />

Zwischen 1694 und 1711 verzeichnet Abt Adalbert E<strong>in</strong>künfte und Ausgaben<br />

des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, die Reisekosten für die Visitatoren und die von<br />

Roggenburg erhaltenen Gelder. Er stirbt am 25.8. 1711 <strong>in</strong> Breitenthal<br />

Hugo L<strong>in</strong>tner von Kolbenthurn, 1711-1717. Er entstammt e<strong>in</strong>er Tiroler<br />

Adelsfamilie und wird am 7.4.1652 <strong>in</strong> Hall geboren. Als Knabe besucht er die<br />

Roggenburger <strong>Kloster</strong>schule. Später tritt er <strong>in</strong> den Konvent e<strong>in</strong> und legt am<br />

15.5.1670 die Gelübde ab. In den folgenden Jahren wirkt er als Cellerarius, als<br />

Pfarrvikar <strong>in</strong> Bendern, als Subprior und als Prior. 1679 ist er Vikar <strong>in</strong> der<br />

Roggenburger Pfarrei Ingstetten. Am 18.2.1694 wird er zum Abt von<br />

Roggenburg gewählt. 1708 wird er Kondirektor des Reichsprälatenkollegiums.<br />

Nach dem Tod Adalbert Rauschers im Jahr 1711 führt er auch den Titel e<strong>in</strong>es<br />

Abtes von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> und <strong>Chur</strong>walden. Der Bischof von <strong>Chur</strong> und der<br />

apostolische Nuntius setzen sich dafür e<strong>in</strong>, dass <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> wieder selbstständige<br />

Abtei wird, und fordern im November 1712 die Äbte der Prov<strong>in</strong>z auf, <strong>in</strong>nerhalb<br />

von 40 Tagen e<strong>in</strong>en Abt für das <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong> zu bestimmen. Am 5.12.1713


- 47 -<br />

resigniert L<strong>in</strong>tner die Abtei Roggenburg, bleibt aber weiterh<strong>in</strong> Abt von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong>. Wie se<strong>in</strong> Vorgänger residiert er <strong>in</strong> der Pfarrei Breitenthal bei<br />

Roggenburg. Da das Prov<strong>in</strong>zialkapitel der Prämonstratenser an der<br />

Inkorporation <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s <strong>in</strong> Roggenburg festhält und ke<strong>in</strong>en neuen Abt wählt,<br />

S. 262: erklärt der Heilige <strong>St</strong>uhl die Inkorporation für ungültig, weil sie ohne<br />

päpstliche E<strong>in</strong>willigung erfolgt ist, und bestimmt am 16.6.1717 den<br />

Adm<strong>in</strong>istrator Milo Rieger zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>, Abt L<strong>in</strong>tner stirbt am<br />

3.8.1722 <strong>in</strong> Breitenthal.<br />

Milo Rieger, 1717-1725. Geboren am 5.5. 1665 <strong>in</strong> Marchtal, legt er am<br />

8.9.1686 Profess ab, vermutlich <strong>in</strong> Roggenburg. 1696 ist er Vikar der<br />

Roggenburger Pfarrei Messhofen. Am 7.11.1693 wird er vom Abt von<br />

Ursberg, Visitator der Zirkarie, zum Subprior <strong>in</strong> Roggenburg gewählt und<br />

1698-1703 wirkt er als Pfarrer <strong>in</strong> Breitenthal. Im Jahr 1705 wird er von Abt<br />

Hugo L<strong>in</strong>tner von Roggenburg als Adm<strong>in</strong>istrator nach <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> gesandt, Papst<br />

Clemens XI. erklärt die Inkorporation <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>s <strong>in</strong> Roggenburg für ungültig, da<br />

sie ohne päpstliche Bewilligung erfolgt ist, und ernennt am 16.6.1717 Milo<br />

Rieger zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Die Bestätigung durch Bischof Ulrich VII. von<br />

Federspiel erfolgt am 30. November des gleichen Jahres trotz wiederholter<br />

Proteste des Abtes von Roggenburg. Die Wahl des neuen Abtes wird am<br />

21.3.1718 auf dem Prov<strong>in</strong>zialkapitel zu Schussenried durch die Zirkarie<br />

anerkannt. Abt Milo bemüht sich um die Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse se<strong>in</strong>es <strong>Kloster</strong>s und lässt Konventualen von Roggenburg nach<br />

<strong>Chur</strong> kommen, 1725 leben <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> fünf Chorherren. Er stirbt am 5.6.1725.<br />

Marianus Heiss, 1725-1731. Geboren <strong>in</strong> Bayersried bei Ursberg am 22.1.1684<br />

und auf den Namen V<strong>in</strong>zenz Anton getauft, tritt er am 6.1.1707 <strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong><br />

Roggenburg e<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Vater Matthias ist Lehrer <strong>in</strong> Bayersried, se<strong>in</strong>e Mutter<br />

heisst Ros<strong>in</strong>a. Nach dem Bericht P. Philipp Schafhäutels kommt er am<br />

14.7.1718 <strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>. Am 8. 8.1718 stimmt die apostolische Nuntiatur<br />

<strong>in</strong> Luzern der vom Prov<strong>in</strong>zkapitel erteilten Befugnis zu, Kanoniker von<br />

Roggenburg nach <strong>Chur</strong> zu versetzen. Erwähnt wird unter ihnen<br />

S. 263: auch P. Marianus Heiss. Er wird 1718 Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> Bendern und dann<br />

Prior des <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s. Er setzt sich 1724-1725 für die Verlegung der Abtei<br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> von <strong>Chur</strong> nach Bendern e<strong>in</strong>, die jedoch nicht zu <strong>St</strong>ande kommt. Se<strong>in</strong>e<br />

Wahl zum Abt erfolgt am 18.9.17258. Zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er Amtszeit werden drei


- 48 -<br />

Novizen <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> aufgenommen, Unter ihm geht der wirtschaftliche<br />

Aufschwung von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> weiter. Er ist e<strong>in</strong> Liebhaber der Wissenschaft und<br />

legt grossen Wert auf die klösterliche Diszipl<strong>in</strong>. Bayrhamer berichtet, dass er<br />

Professor der Theologie gewesen ist und dass unter se<strong>in</strong>er Ägide die<br />

Chorherren Ulrich <strong>St</strong>arzer, Prior, Norbert Kaufmann, Professor der<br />

Philosophie, und August<strong>in</strong> Leutter, «Zirkator», öffentliche, den Äbten der<br />

Zirkarie gewidmete Thesen verteidigt haben, Im November 1731 nimmt er P.<br />

V<strong>in</strong>centius Antonius Tusch <strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong> auf und stirbt kurz danach, am<br />

19.12.1731. Se<strong>in</strong> Grabste<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Kirche von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>.<br />

Macarius Mesmer, 1732-1744. Geboren am 26.10.1679 <strong>in</strong> Konstanz, legt er am<br />

29. 9.1700 Profess <strong>in</strong> Roggenburg ab. 1708 und 1710 ist er Vikar der<br />

<strong>Kloster</strong>pfarrei Ingstetten und 1709 Pfarrer der <strong>Kloster</strong>pfarrei Oberwiesenbach,<br />

1719 erhält er die Erlaubnis, <strong>in</strong> den Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> überzutreten, und<br />

wird Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> Bendern. Se<strong>in</strong>e Wahl zum Abt erfolgt am 22.11.1732<br />

durch die <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> anwesenden Chorherren, welche die Wahl drei von ihnen<br />

bestimmten «compromissarii» delegieren. Bischof Joseph Benedikt von Rost<br />

weiht ihn am 20. April des gleichen Jahres. Am 4.5.1732 gratuliert ihm P.<br />

Kaspar Geisler, späterer Abt von Roggenburg, zu se<strong>in</strong>er Wahl. Unter ihm lässt<br />

die klösterliche Diszipl<strong>in</strong> nach, sodass der Vaterabt von Roggenburg sich<br />

gezwungen sieht, e<strong>in</strong>zugreifen. Abt Macarius reicht am 26.1.1743 die<br />

Resignation als Abt e<strong>in</strong>. Sie wird am 8. 8.1743 vom Generalabt des<br />

Prämonstratenserordens angenommen, der ihm e<strong>in</strong>e jährliche Pension gewährt.<br />

Macarius leitet jedoch das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> bis zur Wahl des neuen Abtes<br />

weiter. Se<strong>in</strong>e Resignation tritt erst am 22.6.1744 <strong>in</strong> Kraft, Er lebt weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Bendern, wo er am 13. L 1750 stirbt und begraben wird. Se<strong>in</strong> Portrait mit<br />

Wappen, Inschrift und Datum 1732 bef<strong>in</strong>det sich im Pfarrhaus Bendern. Die<br />

von ihm h<strong>in</strong>terlassenen Schulden belaufen sich auf circa 3'000 Gulden.<br />

S. 264: Norbert Kaufmann, I744-I754. Geboren <strong>in</strong> Balzers, Fürstentum Liechtenste<strong>in</strong>,<br />

wird er auf den Namen Franz Michael getauft. Se<strong>in</strong> Bruder Josef ist 1716-1750<br />

Pfarrer <strong>in</strong> Trimmis. Franz Michael besucht 1722 das Lyzeum <strong>in</strong> Feldkirch. Er<br />

muss Philosophie studiert haben, denn Bayrhamer bezeichnet ihn als<br />

«Philosophiae professor». Am 9.2.1727 wird er <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> von Bischof Ulrich<br />

VII. von Federspiel zum Priester geweiht, Er tritt dann vermutlich <strong>in</strong>s <strong>Kloster</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> e<strong>in</strong>, denn dort bef<strong>in</strong>det er sich bereits vor 1731. 1732 nimmt er an der<br />

Wahl des Abtes Macarius Mesmer teil, Zwischen 1733 und 1739 ist er


- 49 -<br />

Militärgeistlicher <strong>in</strong> Italien im Bündner Regiment des Obersten Franz Graf von<br />

Schauenste<strong>in</strong> auf Seiten Österreichs gegen Frankreich und Piemont. Am<br />

27.12.1737 meldet er den Tod des Balzner Soldaten Christian Bürzl<strong>in</strong> bei<br />

Cremona. 1744 ist er Prior des <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s und wird hier am 22.6.1744<br />

«via compromissi» von zwölf anwesenden Konventualen zum Abt gewählt.<br />

Während se<strong>in</strong>er Amtszeit verschlechtert sich die klösterliche Diszipl<strong>in</strong><br />

zunehmend, was nicht zuletzt auf die Annahme von Pfründen an der<br />

Kathedrale <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> zurückzuführen ist. Im Jahr 1751 verpachtet er die zur<br />

<strong>St</strong>atthalterei Bendern gehörenden Güter auf acht Jahre für e<strong>in</strong>en Jahresz<strong>in</strong>s von<br />

1200 Gulden. Abt Kaufmann stirbt am 12.2.1754 und h<strong>in</strong>terlässt Schulden von<br />

zirka 10'000 Gulden. Se<strong>in</strong> Grabste<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der <strong>Kloster</strong>kirche <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong>.<br />

August<strong>in</strong> Leutter, 1754-1782. Geboren am 23. 10. 1701 <strong>in</strong> Algund bei Meran/<br />

Südtirol I, legt er am 6.1. 1727 Profess <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> ab. Am 22.6.1744 nimmt er<br />

S. 265: als Subprior an der Wahl von Abt Norbert Kaufmann teil. Von 1750 bis 1754<br />

ist er Adm<strong>in</strong>istrator <strong>in</strong> Bendern. Se<strong>in</strong>e Wahl zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> f<strong>in</strong>det am<br />

1.3.1754 «via compromissi» statt. Anwesend s<strong>in</strong>d zehn Chorherren von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> und der Abt von Roggenburg. Der Prior des <strong>Chur</strong>er <strong>Kloster</strong>s, Ulrich<br />

<strong>St</strong>arzer, lädt auch Friedrich Bauer, den Adm<strong>in</strong>istrator von <strong>Chur</strong>walden zur<br />

Abtswahl e<strong>in</strong>. Am 5.5.1760 wird Abt August<strong>in</strong> zum Prov<strong>in</strong>zkapitel gerufen,<br />

sendet aber zwei <strong>St</strong>ellvertreter. Er beteiligt sich am 20.8.1764 als Zeuge an der<br />

Abtswahl von Kolumban Sozzi im <strong>Kloster</strong> Disentis. Während se<strong>in</strong>er Amtszeit<br />

erholt sich die f<strong>in</strong>anzielle Lage von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> dank der <strong>St</strong>iftung von<br />

Jahrzeitmessen und der E<strong>in</strong>künfte aus drei Pfründen an der <strong>Chur</strong>er Kathedrale,<br />

die Konventualen von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong>nehaben, 1770 hat er bereits 7'000 Gulden<br />

zurückzahlen können, sodass se<strong>in</strong> <strong>Kloster</strong> bei der <strong>St</strong>adt <strong>Chur</strong> ke<strong>in</strong>e Schulden<br />

mehr hat. Die klösterliche Diszipl<strong>in</strong> wird aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Visitation von 1769<br />

scharf getadelt, was nach Angaben der Visitatoren u.a. auf die Leitung des<br />

<strong>Kloster</strong>s zurückzuführen ist. Er ist am 14.9.1777 bei der Weihe des Bischofs<br />

von <strong>Chur</strong>, Dionys von Rost, anwesend. Am 5.5.1778 lehnt Abt August<strong>in</strong> erneut<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zum Prov<strong>in</strong>zkapitel aus Rücksicht auf die Armut se<strong>in</strong>es<br />

<strong>Kloster</strong>s ab, Er stirbt am 9.9.1782 <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> und wird dort begraben.<br />

Nikolaus von Flüe (de Rupe) Gyr, 1782-<strong>1806</strong>. Getauft am 15.3.1721 <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>siedeln (Joseph Benedikt) als Sohn des Josef Franz Gyr und der M.<br />

Elisabeth Käl<strong>in</strong>, besucht er 1740 und 1741 das Lyzeum <strong>in</strong> Feldkirch. Am


- 50 -<br />

11.7.1745 legt er <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> Profess ab. Zum Priester geweiht wird er am<br />

19.10.1745. Am 1.3.1754 nimmt er als Chorherr von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> an der Wahl Abt<br />

August<strong>in</strong> Leutters teil. Er ist Benefiziat an der Domkirche <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> und zugleich<br />

Syndicus Capituli. 1764 begleitet er als Zeuge Abt August<strong>in</strong> Leutter von <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong> nach Disentis zur Wahl Abt Kolumban Sozzis. 1770 wird er Prior <strong>in</strong> <strong>St</strong>.<br />

<strong>Luzi</strong>, bald werden ihm jedoch f<strong>in</strong>anzielle Unregelmässigkeiten und<br />

Frauengeschichten unterstellt. Se<strong>in</strong>e Wahl zum Abt von <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> f<strong>in</strong>det am<br />

30.9.1782 <strong>in</strong> Anwesenheit der Äbte Georg Lienhardt von Roggenburg und<br />

Anton Unold von Weissenau, des Domkustos Franz Xaver Rüppl<strong>in</strong> und des<br />

Adm<strong>in</strong>istrators von <strong>Chur</strong>walden, Isfried Welt<strong>in</strong>, statt. Bestimmt wird er durch<br />

S. 266: Abt Georg von Roggenburg jure devolutionis, da die Wähler sich nicht auf<br />

e<strong>in</strong>en Kandidaten e<strong>in</strong>igen können. Er erhält am 6.10.1782 die Abtweihe von<br />

Bischof Dionys von Rost. 1782/1783 bittet er die Äbte der Zirkarie um<br />

f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung für se<strong>in</strong> <strong>Kloster</strong>, da die Benefizien an der <strong>Chur</strong>er<br />

Kathedrale, die auf Empfehlung der Visitatoren drei Jahre zuvor resigniert<br />

worden s<strong>in</strong>d, den Konventualen e<strong>in</strong> jährliches E<strong>in</strong>kommen von 718 Gulden<br />

gesichert haben. Die Klöster der schwäbischen Zirkarie werden 1803<br />

säkularisiert. Am 17.1.<strong>1806</strong> geht das <strong>Kloster</strong> an die Diözese zur Gründung<br />

e<strong>in</strong>es Priestersem<strong>in</strong>ars über. Abt Gyr stirbt am 18.2.<strong>1806</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>.<br />

Zur Beachtung:<br />

Diese Abschrift wurde mit Auslassung aller Fussnoten und<br />

Anmerkungen erstellt. Für wissenschaftliche Zwecke, ist unbed<strong>in</strong>gt<br />

das Orig<strong>in</strong>al zu konsultieren. (Helvetia Sacra, Abteilung IV, Die<br />

Orden mit August<strong>in</strong>erregel, Band 3, Die Prämonstratenser und<br />

Prämonstratenser<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Schweiz. Seite 217-266).<br />

Anmerkung:<br />

1448 besass das <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Luzi</strong> <strong>in</strong> <strong>Untervaz</strong> etliche Grundstücke.<br />

siehe: Liste der Flurnamen Seite 95.<br />

Internet-Bearbeitung: K. J. Version 12/2011<br />

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