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Marcel Kolvenbach - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Marcel</strong> <strong>Kolvenbach</strong><br />

Peru<br />

mit Füßen treten, eine der Säulen einer funktionierenden Demokratie.<br />

Nationales Interesse gegen formale Gesetze. Eine gefährliche Zwickmühle...<br />

„Das Militär verteilt Waffen an die Zivilbevölkerung“ – diese sollen zur<br />

Selbstverteidigung gegen die „Drogenterroristen” eingesetzt werden. In die<br />

Randregionen verdrängt, ist Peru immer noch in einem Krieg mit Leuten,<br />

die sich über den Handel mit Kokain finanzieren. Betroffen sind besonders<br />

die Gebiete am Amazonas... „Vor der Universität in Iquitos brennen die<br />

Straßen“ – die Universität ist besetzt. Es geht um Finanzen und Sozialpläne<br />

für die Studenten. Es ist aber auch die Rede von jungen Sympathisanten des<br />

Leuchtenden Pfads oder einer neuen Generation von Sendero-Aktivisten...<br />

„Hungernde Kinder“ – in der Region Huanuco leiden 48,5% der Kinder unter<br />

chronischer Unterernährung. Die Betroffenen sind 127.890 Kinder zwischen<br />

0 und 12 Jahren. Die Folgen sind Zwergwüchsigkeit und verminderte<br />

intellektuelle Fähigkeiten. Der Arzt Jorge Abel Salinas, Spezialist für<br />

Unterernährung im Maria Auxiliadora Krankenhaus, sagt schlimme<br />

Konsequenten für die geistige und körperliche Entwicklung dieser Kinder<br />

voraus, ein Missstand, der die ganze Region bedrohe...<br />

Dann der Medienskandal des Jahres, der Staatsfeind Nummer eins,<br />

der „Bin Laden“ Perus, hat seinen Auftritt und auch der ist Hollywoodreif.<br />

Abimael Guzmán zelebriert minutenlang seinen Triumph in einem<br />

peruanischen Gericht: mit erhobener rechter Faust vor den laufenden<br />

Kameras der Nationalen Presse. Die Richter sehen taten- und fassungslos<br />

zu. Noch Wochen danach beschäftigten sich Presse und Fernsehen mit der<br />

„schockierenden“ Botschaft dieser Bilder und dem „Versagen der Justiz“<br />

und während die Kommentatoren über den Schaden debattierten, den diese<br />

Bilder für die junge, fragile Demokratie haben könnte, flimmerten immer<br />

wieder, in endlosen Schleifen und in Zeitlupe die Bilder von Guzmán und der<br />

erhobenen Faust im Gerichtssaal über den Bildschirm.<br />

Insider glauben, dahinter steckt eine gezielte Propaganda, die eine Rückkehr<br />

Fujimoris als Präsidentschaftskandidaten vorbereiten soll. Die Botschaft:<br />

Peru ist zu schwach für die Demokratie, besser einen korrupten autoritären<br />

Präsidenten als die Rückkehr des Terrors. Tatsächlich sind die Umfragen für<br />

Toledo so schlecht wie noch nie und es gibt eine Mehrheit unter den Wählern,<br />

die Fujimori wiederwählen würde, obwohl gerade bekannt wird, dass Fujimori<br />

Oppositionelle in geheimen Folterkammern zu Tode quälen ließ und sein<br />

Geheimdienstchef Montesino mit den Terroristen Deals aushandelte und die<br />

peruanische Justiz einen Auslieferungsantrag an Japan gestellt hat, um den<br />

Ex-Präsidenten vor Gericht zu stellen. Der denkt aber nicht daran, sich der<br />

peruanischen Justiz zu stellen, stattdessen verbreitet er neuerdings ein Video<br />

mit seiner Wahlkampfbotschaft: „El Chino kommt zurück – als Präsident“.<br />

Es wurde bei einer Veranstaltung der Asháninkas-Indianer gezeigt.<br />

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