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Leobersdorf macht von sich reden

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Oktober 2013<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

<strong>macht</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>sich</strong><br />

<strong>reden</strong><br />

so feiert<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

7 Winzer<br />

kelterten den<br />

Jubiläumswein


Impressum<br />

1. Auflage Oktober 2013<br />

Für den Inhalt verantwortlich, Medieninhaber und Herausgeber:<br />

Marktgemeinde <strong>Leobersdorf</strong> | Vbgm. Harald Sorger | 2544 <strong>Leobersdorf</strong> | Rathausplatz 1 | Tel. 02256-62396-0 | E-Mail: verwaltung@leobersdorf.at<br />

Redaktionelles Konzept & Interviews: Putz & Stingl, Public Relations & Werbung GmbH | www.putzstingl.at<br />

Layoutkonzept, Grafikdesign und Umschlaggestaltung: delicioussign – Werbegrafikdesign | Dorothee Bauer | www.delicioussign.at<br />

Bildnachweis | Fotografie | Illustrationen: Christian Husar | www.christian-husar.com und shutterstock.com (soweit nicht anders angegeben)<br />

Umschlagfotos: Christian Husar | www.christian-husar.com<br />

Druck: Stiepan-Druck | www.stiepan-druck.at<br />

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Für den Inhalt der Anzeigen ist der Inserent verantwortlich.<br />

Fotomechanische oder andere Wiedergabeverfahren nur mit Genehmigung des Herausgebers.


Foto: Gregor Nesvadba


Das Stickeralbum zur Fußball-WM – kennen Sie noch aus<br />

Ihrer Kindheit. Den Soundtrack zum Musical – haben Sie<br />

schon gehört. Das Buch zum Film – haben Sie schon gesehen.<br />

Jetzt gibt es erstmals auch das Magazin zum Jubiläum.<br />

„700 Jahre Markt <strong>Leobersdorf</strong>“ ist der Anlass – Sie halten<br />

das Werk in Ihren Händen. Als Marktgemeinde haben wir<br />

uns entschieden, zu diesem Anlass keine Festschrift und<br />

auch keine klassische Chronik herauszubringen. Mit diesen<br />

Publikationen ist <strong>Leobersdorf</strong> sehr gut versorgt, erst 2009<br />

ist die jüngste Ortschronik erschienen. Daher ist das<br />

Magazin zum Marktjubiläum auch kein historisches Werk<br />

geworden.<br />

Nach dem Motto „<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>“<br />

zeigen die Autoren des Magazins neue Blickwinkel auf<br />

einen kontinuierlich aufblühenden Wirtschaftsstandort<br />

in Niederösterreich – und zwar <strong>von</strong> außen wie auch <strong>von</strong><br />

innen. <strong>Leobersdorf</strong> ist Thema bei Wissenschaftlern, Unternehmern<br />

oder Kultur- und Medienschaffenden. Leobers-<br />

dorf ist aber vor allem auch<br />

Lebensgefühl für Menschen –<br />

unabhängig da<strong>von</strong>, ob sie in<br />

<strong>Leobersdorf</strong> leben, arbeiten oder<br />

zu Gast sind.<br />

Das Magazin zum Jubiläum „700 Jahre<br />

Markt <strong>Leobersdorf</strong>“ will zeigen, dass <strong>sich</strong> der Marktplatz<br />

<strong>Leobersdorf</strong> erfolgreich als vitaler Treffpunkt <strong>von</strong> Generationen<br />

und Kulturen erhält und weiter entwickelt. Erleben<br />

Sie auf den folgenden knapp 100 Seiten <strong>Leobersdorf</strong> –<br />

dazu lade ich Sie herzlich ein.<br />

Für die Marktgemeinde <strong>Leobersdorf</strong> als Herausgeber:<br />

Harald Sorger<br />

Vizebürgermeister<br />

Leitung Organisations-Team Programm<br />

„700-Jahre Marktrecht“<br />

3<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


Inhalt<br />

700 Jahre Markt – Das Magazin<br />

Schon gehört?<br />

6 Der Prolog zum Magazin –<br />

aus der Nähe und aus der<br />

58<br />

Ferne<br />

Im Gespräch: Bürgermeister<br />

Andreas Ramharter sowie<br />

Auslands-<strong>Leobersdorf</strong>er und<br />

Australier Erwin Bejsta<br />

Markt.Wappen<br />

Über die Identität der<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er & ihre unverwechselbaren<br />

Merkmale<br />

Im Gespräch: Obmann des<br />

Trachten- und Heimat vereins<br />

Leobers dorf-Kottingbrunn<br />

„d’Triestingtaler“, Franz Schlager<br />

26<br />

Markt.Leben<br />

Über das Wesen des Marktes<br />

und der fahrenden Leute<br />

Im Gespräch: Kultur-<br />

anthropologe Univ.-Prof. Dr.<br />

Roland Girtler und Geschäftsfrau<br />

Anny Zottl<br />

74<br />

Welt.Markt<br />

Von <strong>Leobersdorf</strong><br />

in alle Welt & aus aller Welt<br />

nach <strong>Leobersdorf</strong><br />

Im Gespräch: Dipl.-Ing. Dr.<br />

Ernst Huttar, Geschäftsführer<br />

der LMF <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Maschinen fabrik<br />

36<br />

48<br />

Wohnungs.Markt<br />

Arbeiten und Wohnen<br />

in <strong>Leobersdorf</strong> – Menschen<br />

brauchen Platz zum Leben<br />

Im Gespräch: Unternehmer<br />

und Bürgermeister a. D.<br />

Anton Bosch und Niederösterreichs<br />

Wohnbaureferent<br />

LHStv. Wolfgang Sobotka<br />

Markt.Platz<br />

Flüssiger & <strong>sich</strong>erer Verkehr –<br />

was den Markt-Motor<br />

am Laufen hält<br />

82<br />

Markt.Kultur<br />

Lebensgefühl und Marktvielfalt<br />

– ein Erlebnis für Geist<br />

und Körper<br />

Im Gespräch: Heurigenwirt<br />

der Bacchusschenke<br />

Gerhard Scheibenreif mit<br />

Marion Flammer-Olof,<br />

McDonalds <strong>Leobersdorf</strong>-<br />

Chefin, und Ursula Riegler,<br />

Unternehmens sprecherin<br />

McDonalds Österreich<br />

Im Gespräch: ASFINAG-<br />

Vorstand Dr. Klaus Schierhackl<br />

und Feuerwehr-Kommandant<br />

Werner Heiden


Eine gute Lage allein<br />

ist zu wenig<br />

6<br />

Im Gespräch:<br />

<strong>Leobersdorf</strong>s Bürgermeister Andreas Ramharter<br />

über seine Liebe zu <strong>Leobersdorf</strong> und über die<br />

wichtigste Voraussetzung für Lebensqualität: Arbeit.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


Schon gehört?<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ist die kleine Stadt,<br />

die alles hat.<br />

„<strong>Leobersdorf</strong>, das bedeutet für mich Lebensqualität – im Kleinen wie auch im<br />

Großen“, sagt Andreas Ramharter. Der Bürgermeister spricht über Gegenwart<br />

und Zukunft seiner Heimatgemeinde. Er sitzt dabei am Wohnzimmertisch seines<br />

Hauses im Ortsteil Wittmannsdorf. „Das ist mein <strong>Leobersdorf</strong>er Lieblingsplatz<br />

hier. Wenn man – so wie ich – beruflich viel in der Welt zu tun hat, weiß man es<br />

zu schätzen, wenn man in Österreich zu Hause ist. Und <strong>Leobersdorf</strong> ist einer der<br />

besten Plätze zum Leben in unserem Land.“ ››<br />

7<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


8<br />

BÜRGERMEISTER<br />

ANDREAS RAMHARTER<br />

Herr Ramharter, Sie sind international<br />

tätiger Unternehmer und Bürgermeister <strong>von</strong><br />

<strong>Leobersdorf</strong>. Führen Sie die lange Tradition<br />

der Händler in <strong>Leobersdorf</strong> fort? Wie viel<br />

Zeit bleibt Ihnen da noch zum Leben in<br />

<strong>Leobersdorf</strong>?<br />

Unternehmer und Bürgermeister in einem zu sein – das<br />

teilt Andreas Ramharter mit seinem lang gedienten Amtsvorgänger<br />

im 1. Büro am Rathausplatz, Anton Bosch. 2012 nahm<br />

Ramharter am Bürgermeistersessel Platz, nachdem er zuvor bereits<br />

Ja, ich fühle mich wirklich als<br />

18 Jahre Gemeinderat, da<strong>von</strong> acht Jahre lang Vizebürgermeister der<br />

Marktgemeinde <strong>Leobersdorf</strong> war. Dass für diese gemeindepolitische Lauf-<br />

bahn überhaupt Zeit bleiben konnte, ist kaum vorstellbar, wenn man <strong>sich</strong><br />

ansieht, welche unternehmerischen Meilensteine Andreas Ramharter parallel<br />

setzen konnte. Nach Abschluss der HTL in Wiener Neustadt werkte der gebürtige<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er zunächst für Elin und war im Kraftwerksbau <strong>von</strong> Taiwan<br />

über die USA bis nach Norwegen international tätig.<br />

moderner Händler. Früher wurde<br />

auf unseren Märkten gehandelt<br />

und der internationale Handel war<br />

nur sehr eingeschränkt möglich<br />

und oft sehr mühsam. Reisen in<br />

ferne Länder, die früher oft Monate<br />

oder Jahre dauerten, erledigen wir<br />

heute, mit unseren Flugzeugen, in<br />

Stunden. Ich persönlich pflege intensive<br />

Geschäftsbeziehungen mit<br />

vielen fremden und fernen Ländern.<br />

Viel <strong>von</strong> meiner dabei gewonnen Erfahrung<br />

kann ich auch zum Wohle der<br />

Gemeinde einsetzen. Ich versuche aber,<br />

mein privates Leben bewusst in <strong>Leobersdorf</strong><br />

zu verbringen. Das wäre ein großer persönlicher<br />

Verlust für mich, wenn ich das nicht<br />

mehr könnte. ››<br />

Ende der 1980er-Jahre wählte der berufliche Globetrotter den Weg in die<br />

Selbstständigkeit. Aus der ursprünglichen One-Man-Show wurde bald ein<br />

erstes, kleines Ramharter-Büro über dem heutigen Kunstcafe am Rathausplatz.<br />

1997 schließlich gründete Ramharter, gemeinsam mit 4 Partnern,<br />

die Fa. Tecon Engineering und war mit rund 30 Mitarbeitern das allererste<br />

Unternehmen, das im <strong>Leobersdorf</strong>er ARED-Park einzog.<br />

Heute errichtet die Fa. Tecon weltweit Industrieanlagen und ist<br />

Teil der ILF-Gruppe, die weltweit ca. 2.000 Mitarbeiter<br />

beschäftigt. Andreas Ramharter ist 52 Jahre alt, verheiratet<br />

mit Gattin Eva und Vater <strong>von</strong> drei<br />

Söhnen.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


Kommen Sie denn noch zum Einkaufen im Ort?<br />

Ja, die Güter des täglichen Bedarfes kaufe ich ausschließlich<br />

in <strong>Leobersdorf</strong>. Ich mache das auch sehr<br />

gern. Meine Gattin und ich nutzen die Gelegenheit<br />

um am Samstagvormittag zuerst im Ort gemütlich<br />

zu frühstücken und dann machen wir den Wocheneinkauf.<br />

In <strong>Leobersdorf</strong> bekommen wir alles, was<br />

wir dafür brauchen.<br />

Sie kaufen alles für den persönlichen Bedarf in<br />

Ihrer Gemeinde <strong>Leobersdorf</strong> ein? Das können heute<br />

wahrscheinlich auch nicht mehr viele Bürgermeister<br />

sagen?!<br />

Für den klassischen Wochenend-Einkauf stimmt<br />

das bei uns auf jeden Fall. Okay, ein Möbelhaus<br />

würde <strong>sich</strong> an der Peripherie <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> noch<br />

ganz gut machen und auch einen Baumarkt haben<br />

wir derzeit nicht im Ort. Daran arbeiten wir und<br />

ehrlich gesagt, <strong>von</strong> diesen Märkten brauche ich<br />

auch nicht jede Woche etwas.<br />

Warum findet das allerorts beklagte Geschäfte-<br />

sterben in <strong>Leobersdorf</strong> nicht oder kaum statt? Ist<br />

da die verkehrsgünstige Lage daran „schuld“? Oder<br />

kann die Marktgemeinde aktiv Betriebe bzw. Shops<br />

in <strong>Leobersdorf</strong> ansiedeln?<br />

Als Bürgermeister kann ich natürlich keine Geschäfte<br />

dazu zwingen, hier aufzusperren – oder<br />

umgekehrt: nicht zuzusperren. Aber: wer sagt, dass<br />

er dem Geschäftssterben ausgeliefert ist, der hat<br />

schon verloren. In <strong>Leobersdorf</strong> sind wir immer den<br />

Weg gegangen, unsere Betriebe im Zentrum besonders<br />

zu unterstützen und wenn nötig auch selbst<br />

zu investieren um für eine Belebung des Zentrums<br />

zu sorgen. Es muss einfach eine kritische Mindestmasse<br />

an Geschäften vorhanden sein um Einkaufen<br />

im Zentrum für unsere Bürger und Besucher zu<br />

einem Erlebnis zu machen. Intelligente Verkehrslösungen<br />

sollen das unterstützen und für zusätzliche<br />

„Kundenfrequenz“ sorgen. Die gute geografische<br />

Lage allein ist zu wenig um ein Zentrum<br />

zu beleben.<br />

Kann <strong>sich</strong> der Unterstützung des Bürgermeisters <strong>sich</strong>er sein:<br />

das Team der <strong>Leobersdorf</strong>er Feuerwehr.<br />

Im Bild beim Besuch <strong>von</strong> ASFINAG-Chef Schierhackl (Mitte)<br />

in der modernen Einsatzzentrale mit FF-Kommandant Heiden<br />

(links).<br />

Viel Frequenz heißt aber auch Verkehr und Lärm.<br />

Bedeutet das dann auch Beschwerden?<br />

Eine prosperierende Wirtschaft ohne Verkehr gibt<br />

es nicht! <strong>Leobersdorf</strong> hat schon vor einiger Zeit<br />

den Weg eingeschlagen, aktiver Lebensmittelpunkt<br />

für viele Menschen aller Generationen zu sein. Wir<br />

wollen unseren Bürgern in <strong>Leobersdorf</strong> sowohl<br />

Arbeitsplätze als auch angenehme Lebensbedingungen<br />

bieten. Beides bedingt auch ein entsprechendes<br />

Verkehrsaufkommen und Verkehr<br />

sorgt immer für Unmut und Beschwerden. Mit entsprechenden<br />

raumplanerischen Maßnahmen, wie<br />

z.B. dem Bau der Umfahrung, der Abfahrt <strong>Leobersdorf</strong><br />

Süd auf der A2 beziehungsweise Umwidmungen,<br />

versuchen wir die Verkehrsbelastung im Zentrum<br />

zu minimieren aber gleichzeitig so viel Verkehr<br />

zuzulassen, dass die Geschäfte leben können. ››<br />

9<br />

Über den Internet-Telefondienst Skype hält<br />

Andreas Ramharter immer Kontakt mit seinen Söhnen,<br />

die im Ausland berufstätig sind.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


ICH SAGE GERNE:<br />

DEN TÜCHTIGEN GEHÖRT DIE WELT.<br />

Andreas Ramharter<br />

Heißt das, <strong>Leobersdorf</strong> erhält die Attraktivität für<br />

seine Bewohner auch mit den vielen Menschen,<br />

die hier auf der Durchreise Halt machen oder zum<br />

Arbeiten einpendeln? Sehen Sie vor diesem Hinter-<br />

grund auch die Neueröffnung des Bloomfield-<br />

Centers am Ortsrand positiv, mit der <strong>Leobersdorf</strong><br />

wieder <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong> <strong>macht</strong>?<br />

Ja, so sehe ich das. Ich freue mich über jede Geschäftseröffnung<br />

und wünsche Christian Blazek<br />

und seinem Team viel Erfolg mit seinem Bloomfield-<br />

Center. Unsere Aufgabe wird es sein, auch diese<br />

neuen Gäste des Bloomfield-Centers anzusprechen<br />

und in das Ortszentrum zu locken. In <strong>Leobersdorf</strong><br />

lässt <strong>sich</strong> – wie kaum anders wo – Einkaufen mit<br />

Wohlbefinden verbinden. Und zwar ganz spontan.<br />

Nach dem Sportartikel-Einkauf gehen Sie zum<br />

Heurigen. Ihre Frau hat <strong>sich</strong> in der Zwischenzeit mit<br />

den aktuellsten Schuhmodellen ausgestattet und<br />

kommt später nach. Weil <strong>sich</strong>’s dort ergibt und Sie<br />

einen Arbeitskollegen treffen, der in Wien wohnt,<br />

schauen Sie noch auf ein oder zwei Mojitos in der<br />

Sky-Lounge vorbei und lassen den Abend relaxed<br />

ausklingen. Das Besondere: Sie waren die ganze Zeit<br />

über in <strong>Leobersdorf</strong>! Diese Kombination aus dem<br />

Lebensgefühl der Landgemeinde und der Urbanität<br />

ist es, die unsere Lebensqualität aus<strong>macht</strong>.<br />

Der Volksmund sagt: „Wo Tauben sind, fliegen<br />

Tauben zu.“ Das Erfolgsrezept des 700 Jahre alten<br />

Marktes und Wirtschaftsstandortes <strong>Leobersdorf</strong><br />

hört <strong>sich</strong> da ziemlich ähnlich an?<br />

Ich sage gerne: „Den Tüchtigen gehört die Welt!“.<br />

Wir als Gemeindeverwaltung sehen uns primär<br />

als Serviceeinrichtung. Das gilt dort, wo wir für die<br />

Bürger und Bürgerinnen etwas tun, genauso<br />

wie dort, wo wir etwas für die Betriebe machen.<br />

Wir überschätzen uns da auch nicht. Direkte<br />

Gemeinde-Unterstützung braucht ein Unternehmen<br />

in der Gründungs- und Errichtungsphase. In<br />

weiterer Folge sind wir dann am besten, wenn wir<br />

wenig verhindern. Ansonsten sorgen wir für eine<br />

gute Infra struktur. Das funktioniert in <strong>Leobersdorf</strong><br />

gut und wird meiner Einschätzung nach wirklich<br />

honoriert – <strong>von</strong> den Betrieben und <strong>von</strong> der Bevölkerung.<br />

Wer <strong>sich</strong> ein bisserl umschaut, sieht schnell,<br />

dass das nicht überall selbstverständlich ist.<br />

Sehen Sie irgendwo auch Gefahren für den schaftsstandort <strong>Leobersdorf</strong>? Was könnte die Ent-<br />

Wirtwicklung<br />

hemmen?<br />

Ehrlich – ich sehe derzeit nichts, was uns aufhalten<br />

kann. Es liegt wirklich in unserer Hand, die Entwicklung<br />

voranzutreiben. Mit Unterstützung des Landes<br />

und des Bundes wird so etwas natürlich leichter.<br />

Letztlich müssen wir aber die Zukunft selbst gestalten.<br />

Das bedeutet aus meiner Sicht: Zukunftsorientierte<br />

Arbeitsplätze nach <strong>Leobersdorf</strong>! Schon heute<br />

finden rund 3.000 Menschen bei uns Arbeit – in vielen,<br />

unterschiedlichen und nicht zu großen Betrieben.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ist da eine Art „Tausendfüßler“,<br />

den kaum etwas umwirft. Was wir jetzt anstreben,<br />

ist eine große Bildungseinrichtung – einen spezialisierten<br />

Uni-Campus in <strong>Leobersdorf</strong> aufzubauen.<br />

Das wäre ein nächster und sehr wichtiger Schritt,<br />

mit dem <strong>Leobersdorf</strong> auch noch in den nächsten<br />

Generationen <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong> machen wird.<br />

Sonne tanken in Andreas Ramharters Garten –<br />

nicht nur des guten Teints wegen sondern auch, um die Sonne<br />

für nachhaltige Energieversorgung zu nutzen.<br />

11<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


Erwin Bejsta <strong>macht</strong>e <strong>sich</strong> <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> aus in die<br />

weite Welt auf, weil er „die etwas größeren Fische“ fangen wollte.


Schon gehört?<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er bleiben –<br />

bis ans Ende der Welt.<br />

Eine Spurensuche in Australien.<br />

Sei es wegen der Qualitätsprodukte, der süffigen Weine oder<br />

gar wegen der für ihre Erfindungen berühmten Bewohner –<br />

die Kunde über <strong>Leobersdorf</strong> reichte und reicht auch heute<br />

bis weit über die Ortsgrenzen hinaus. Spätestens seit den<br />

achtziger Jahren weiß man sogar auf der anderen Seite der<br />

Erde <strong>von</strong> der traditionsreichen Weinbaugemeinde. Da<strong>von</strong><br />

zeugt eine Grußbotschaft aus Australien, die die Markt-<br />

gemeinde zum 700 Jahre Marktrecht-Jubiläum erreicht hat. ››<br />

13<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


Vom Einkaufen beim Bauern am Hof<br />

und bei Woolworths<br />

Im Gespräch:<br />

Unternehmer und<br />

Australien-Aus wanderer<br />

Erwin Bejsta<br />

Erwin Bejsta (ganz links)<br />

mit seiner Frau Ilse<br />

und seinen beiden Kindern<br />

Was in den Siebzigern und Achtzigern für ihn der<br />

Bauer ums Eck war, ist heute der Farmer Market.<br />

Was er damals bei ADEG und Konsum erstand,<br />

kauft er heute bei Woolworths, dem größten<br />

Nahrungs mittel-Händler in Australien. Seit 1988<br />

ist Erwin Bejsta offiziell kein Leobers dorfer mehr –<br />

im Herzen allemal.<br />

„Ich fühle mich immer noch als gebürtiger<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er“, da lässt der Auswanderer keinen<br />

Zweifel aufkommen. Und so hat er den Kontakt<br />

nach Hause nie abreißen lassen. Auch nach<br />

25 Jahren hält er den Austausch mit Familie und<br />

alten Freunden aufrecht. Über Skype und E-Mail<br />

überwinden seine Grußworte in Sekundenschnelle<br />

die 16 000-Kilometer-Distanz zwischen<br />

<strong>Leobersdorf</strong> und seiner australischen Wahlheimat<br />

Wodonga, 307 km nordöstlich <strong>von</strong> Melbourne.<br />

Etwas langsamer verhält es <strong>sich</strong> da mit<br />

seiner zweitwichtigsten Informationsquelle – der<br />

heimischen Pflichtlektüre: „Das Leobers dorfer<br />

Amtsblatt lese ich immer, wenn es mir jemand<br />

schickt.“ ››<br />

ERWIN BEJSTA<br />

Der Unternehmer Erwin Bejsta wurde 1966 in<br />

Baden geboren und lebte 22 Jahre lang mit seiner<br />

Familie in <strong>Leobersdorf</strong>. In seiner Jugend absolvierte er<br />

eine Ausbildung zum Elektromechaniker.<br />

Heute ist Bejsta Firmeninhaber des technischen Verkaufsbüros<br />

Control Technologies P/L, das hauptsächlich in den<br />

Bereichen Elektrotechnik und Automatisierung tätig ist. Er<br />

lebt und arbeitet in Wodonga, im australischen staat Victoria, seitdem er 1988 beschloss, <strong>Leobersdorf</strong> zu<br />

verlassen. Begleitet hat ihn seine Frau Ilse (geb. Schönk-<br />

hammer), die ebenfalls aus <strong>Leobersdorf</strong> stammt. Ihre<br />

Bundes-<br />

beiden Kinder, Alexander und Andrea, sind 1999<br />

bzw. 2001 in Australien geboren und sprechen<br />

Deutsch.<br />

14<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


LEOBERSDORF<br />

Österreich<br />

Niederösterreich<br />

45 km südwestlich <strong>von</strong> Wien<br />

12,38 km² Fläche<br />

4.750 Einwohner<br />

267 m Seehöhe<br />

384 Einwohner pro km²<br />

ZWEI MAL HEIMAT<br />

WODONGA<br />

Australien<br />

Victoria<br />

307 km nordöstlich <strong>von</strong> Melbourne<br />

400 km² Fläche<br />

29.750 Einwohner<br />

152 m Seehöhe<br />

74 Einwohner pro km²<br />

Unternehmungs- und Unternehmers-Lust bewogen Erwin Bejsta dazu, in die<br />

Ferne zu schweifen: Neue Möglichkeiten entdecken, das Leben in einem anderen<br />

Land genießen, eine Firma gründen. Warum Australien? „Wegen der Frei-<br />

heit und der Weite dieses großen Landes und für ein unkompliziertes Leben.“<br />

Trotz des Bedauerns seiner Familie waren ihm Unterstützung und Verständnis<br />

<strong>sich</strong>er.<br />

Ganz unbekannt war in der neuen Heimat die zurückgelassene nicht:<br />

„Die<br />

meisten Australier waren schon in Europa und kennen Österreich. Alle wollten<br />

wissen, warum ich Österreich verlassen habe, da es doch landschaftlich und<br />

kulturell ein so schönes Land ist. Meine Situation hebt <strong>sich</strong> stark <strong>von</strong> jener der<br />

meisten anderen Einwanderer ab, die aus Überlebensgründen ihre Heimat verlassen<br />

mussten“, sagt der 47-Jährige. Er musste <strong>sich</strong> regelrecht einen polithistorischen<br />

Wissenspool aneignen, um den Wodongern alle ihre Fragen über die<br />

kleine Alpenrepublik und die hiesigen Weltkriege beantworten zu können. Also<br />

schlug Erwin Bejsta in Geschichtsbüchern nach und erkundigte <strong>sich</strong> in der alten<br />

Heimat über das dort Erlebte. Das Internet war ja zum damaligen Zeitpunkt<br />

noch nicht erfunden.<br />

Bei Urlauben, wie zuletzt im Dezember 2012, sieht <strong>Leobersdorf</strong> seinen Auswanderer<br />

wieder – die Verbindung mit den Daheimgebliebenen und die Erinnerungen<br />

ziehen dann und wann heimwärts: Natur, Wandern, Heurigen und<br />

Pfadfinder. Jeder kennt jeden. Seine Zukunft liegt dennoch mit seiner Familie in<br />

Wodonga. Was die Zukunft der Heimatgemeinde bringen soll? „Der Fortschritt<br />

ist nicht aufzuhalten und betrifft die ganze Welt. Man muss die Zügel selbst in<br />

die Hand nehmen und mit Optimismus und Energie die Entwicklung zum Vorteil<br />

der Bevölkerung vorantreiben. Das gilt auf jeden Fall auch für meine alte<br />

Heimat <strong>Leobersdorf</strong>.“<br />

ERWIN BEJSTA<br />

IM WORD-RAP<br />

Ihre prägendste<br />

Erinnerung<br />

an <strong>Leobersdorf</strong>?<br />

Die Schulzeit.<br />

Täglich <strong>von</strong> Zuhause<br />

zur Schule und zurück<br />

gehen. An der Triesting<br />

stehen bleiben, die<br />

Forellen beobachten.<br />

Die Sommer im<br />

Freibad.<br />

Ihre schönsten<br />

Momente<br />

in der Heimat?<br />

Lustige Stunden im<br />

Freundeskreis und<br />

Treffen mit den<br />

Pfad findern in der<br />

Jugendzeit.<br />

Was ist typisch für<br />

<strong>Leobersdorf</strong>?<br />

Heurigen und<br />

Surschnitzel.<br />

15<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


VIPs in <strong>Leobersdorf</strong> am Werk<br />

Ave verum – mit diesen<br />

Worten beginnt ein spätmittelalterliches<br />

Reimgebet<br />

in lateinischer Sprache<br />

und einige Zeit später auch<br />

ein Werk <strong>von</strong> Wolfgang<br />

Amadeus Mozart. Ihn in-<br />

spirierten diese Worte zu<br />

einer vertonten Fassung,<br />

dem „Ave verum corpus“.<br />

Dessen Aufführung in der<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Pfarrkirche<br />

ließ er <strong>sich</strong> nicht entgehen<br />

und so reiste er 1791 in die<br />

Triestinggemeinde.<br />

Um die vorige Jahrhundertwende<br />

jedoch <strong>macht</strong>e<br />

<strong>Leobersdorf</strong> weniger unter<br />

Musikern, sondern vielmehr<br />

in der Erfinder- und<br />

Technikerszene <strong>von</strong> <strong>sich</strong><br />

<strong>reden</strong>. Die Innovationen<br />

und Erzeugnisse der LMF<br />

(<strong>Leobersdorf</strong>er Maschinenfabrik)<br />

– die damals allerdings<br />

unter dem Namen<br />

Ganz & Comp. firmierte –<br />

zogen einige kluge Köpfe<br />

an: Das dürfte auch der<br />

Anlass für DI Viktor Kaplan<br />

(1876 – 1934) gewesen sein,<br />

am 25. Oktober 1901 als Konstrukteur<br />

in die LMF einzutreten.<br />

Er arbeitete dort an<br />

der Verbesserung <strong>von</strong> Dieselmotoren<br />

durch das Einblasen<br />

komprimierter Luft<br />

oder Kohlensäure in den<br />

Verbrennungsraum.<br />

Von<br />

seinen bahnbrechenden Erkenntnissen<br />

sprach er nach<br />

Meinung seines Chefs aber<br />

zu viel in der Öffentlichkeit<br />

und bekam schon bald die<br />

Kündigung auf seinen Tisch.<br />

Da sein Erfolg schlagend<br />

war, wurde die Entlassung<br />

rasch<br />

zurückgenommen.<br />

Zwei Jahre später, 1903, leistete<br />

er einer Berufung als<br />

Konstrukteur an die Deutsche<br />

Technische Hochschule<br />

im tschechischen Brünn<br />

Folge, wo er die nach ihm<br />

benannte Turbine erfand.<br />

Diese wurde in der LMF<br />

jedoch nie erzeugt. Erfolgreicher<br />

war da schon der<br />

Münchner Ingenieur Rudolf<br />

Diesel (1858 – 1913): Dieser<br />

weilte zwischen 1896 und<br />

1897 wiederholt in der LMF,<br />

um für seine Erfindung, den<br />

<strong>von</strong> ihm patentierten Dieselmotor,<br />

zu werben. Er<br />

verkaufte schließlich eine<br />

Lizenz zum Bau dieses Motors<br />

als Grundlage für die<br />

1902 in der LMF begonnene<br />

Produktion <strong>von</strong> Dieselmotoren,<br />

die ab 1905 auf Serienproduktion<br />

umgestellt<br />

wurde.<br />

Aus ganz anderen Gründen<br />

wiederum weilte Josef Eit-<br />

zenberger in <strong>Leobersdorf</strong>.<br />

Gegen Ende seines Studiums<br />

wohnte er bei seinem<br />

Onkel, Gemeindearzt Dr.<br />

Urbanek, wo er Maria Anna<br />

Nowak kennen und lieben<br />

lernte. 1938 ehelichte er die<br />

<strong>Leobersdorf</strong>erin und wurde<br />

in deren Heimatgemeinde<br />

1978 auch bestattet. Später<br />

erlangte er Bekanntheit, da<br />

er maßgeblich an der Entwicklung<br />

<strong>von</strong> Sputnik 1, dem<br />

ersten in eine Erdumlaufbahn<br />

gestarteten Satellit,<br />

beteiligt war.<br />

16<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Ehre, wem Ehre gebührt<br />

Eine <strong>Leobersdorf</strong>er Ehrenbürgerwürde<br />

will verdient<br />

sein. Und da drückt man<br />

im Gemeinderat auch kein<br />

Auge zu. Nur an 20 Personen<br />

wurde im letzten Jahrhundert<br />

die Ehrenbürgerschaft<br />

verliehen: Während<br />

der Gemeindearzt Dr. Karl<br />

Stenzl 1905 als erster diesen<br />

Status erhielt, war es im Jahr<br />

2012 Anton Bosch, Unternehmer<br />

und nun mehriger<br />

Altbürgermeister, dem für<br />

seine herausragenden Verdienste<br />

an der Gemeinde<br />

deren höchste Auszeichnung<br />

zuteilwurde.<br />

Neben Landeshauptmann<br />

Erwin Pröll ist er nun<br />

der zweite noch lebende<br />

Ehrenbürger.<br />

EITZENBERGER-<br />

STRASSE<br />

ING. VIKTOR<br />

KAPLAN-GASSE<br />

WOLFGANG<br />

AMADEUS MOZART-<br />

GASSE<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


17<br />

www.variotherm.at<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


5.337<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ist überall<br />

Menschen<br />

hatten Mitte 2013<br />

Haupt- oder<br />

Nebenwohnsitz in<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

1.329<br />

Viele da<strong>von</strong> wollen auf dem<br />

Laufenden bleiben und las-<br />

sen <strong>sich</strong> regelmäßig informieren:<br />

Vier da<strong>von</strong> haben<br />

sogar das <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Amtsblatt abonniert und<br />

bekommen es an ihren neuen<br />

Wohnorten im Ausland<br />

Nicht nur in Australien,<br />

sondern in der ganzen Welt<br />

verstreut sind gebürtige<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er heute beheimatet.<br />

Das Interesse an<br />

ihrer ehemaligen Heimat haben<br />

die Auswanderer aber<br />

trotzdem nicht verloren.<br />

in den Postkasten geliefert.<br />

Jene, denen der Postweg zu<br />

lange dauert, laden <strong>sich</strong> die<br />

aktuelle Ausgabe einfach<br />

<strong>von</strong> der Gemeindehomepage<br />

www.leobersdorf.at<br />

herunter.<br />

Gräber gibt es am<br />

Friedhof<br />

52<br />

Prozent der<br />

<strong>Leobersdorf</strong>erInnen<br />

sind weiblich<br />

20<br />

Ehrenbürger hat<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

18<br />

dieser Ehrenbürger<br />

sind bereits verstorben<br />

17<br />

Prozent der<br />

<strong>Leobersdorf</strong>erInnen<br />

sind unter 15 Jahre<br />

18<br />

16<br />

Prozent sind 65 Jahre<br />

und älter<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


<strong>Leobersdorf</strong> zwischen zwei Buchdeckeln<br />

Vom Miozän, vor mehr als fünf Millionen<br />

Jahren, bis zur Gegenwart weist<br />

<strong>Leobersdorf</strong> eine ereignisreiche und<br />

wechselhafte Geschichte auf. Da<strong>von</strong><br />

zeugen allein schon die Schriften, die<br />

bisher über die Marktgemeinde entstanden<br />

sind. Epochale Ereignisse, folgenreiche<br />

Begebenheiten, aber auch<br />

die Usancen des Alltags sind in Chroniken<br />

über den bedeutenden Markt<br />

festgeschrieben. Waren es im 19. Jahrhundert<br />

mit dem Ortspfarrer Eduard<br />

Witzig und dem Geschichtsforscher<br />

Ignaz Keiblinger zwei Geistliche, die<br />

<strong>sich</strong> mit der <strong>Leobersdorf</strong>er Vergangenheit<br />

auseinandergesetzt haben,<br />

so folgte Robert Tittelbach mit einer<br />

Ortskunde in zwei Auflagen (1918 und<br />

1949). Die aktuelleren Werke wurden<br />

<strong>von</strong> Prof. Alois Schabes 1976 sowie<br />

Peter Selb 2009 verfasst und bilden die<br />

Hauptquelle der historischen Ausführungen<br />

in diesem Jubiläumsmagazin.<br />

Das chronikale Werk <strong>von</strong> Peter Selb<br />

ist nach wie vor beim Bürgerservice<br />

der Marktgemeinde <strong>Leobersdorf</strong> im<br />

Rathaus sowie der Leobers dorfer<br />

Buchhandlung erhältlich.<br />

„Der Markt <strong>Leobersdorf</strong>“<br />

Prof. Schabes Abhandlung gibt in Text<br />

und Bild detaillierte Antworten auf<br />

viele Fragen aus allen örtlichen Lebenskreisen.<br />

Das Bestreben des Autors<br />

war es, nach einem wissenschaftlichen<br />

Schema ein möglichst genaues,<br />

umfassendes und objektives Bild zu<br />

zeichnen, das nicht nur einen Gesamtüberblick<br />

bietet, sondern auch Details<br />

einen Platz einräumt.<br />

„<strong>Leobersdorf</strong> im Wandel der Zeit“<br />

Journalist und Buchautor Peter Selb<br />

verbrachte im Auftrag der Marktgemeinde<br />

<strong>Leobersdorf</strong> mehr als einhalb Jahre mit seiner Arbeit an der<br />

zwei-<br />

neuen Ortschronik, die 2009 erschien.<br />

Basierend auf den vergangenen Werken<br />

stellte der Bad Vöslauer umfangreiche<br />

eigene Nachforschungen an und<br />

arbeitete die Ortsgeschichte detailliert<br />

auf, wobei er einen starken Fokus auf<br />

die vergangenen 33 Jahre legte. Selb ge-<br />

lang eine Aufbereitung <strong>von</strong> Geschichte<br />

im Tagblatt-Stil, beispielgebend für die<br />

spannende Präsentation <strong>von</strong> Gemeinde-Historie.<br />

„Es war eine der schönsten<br />

journalistischen Herausforderungen<br />

meines Lebens und ich hatte große<br />

Freude mit dieser Aufgabe, für die mir<br />

Bürgermeister Anton Bosch ideale<br />

Arbeitsbedingungen schuf. Ich wollte<br />

ein Buch machen, in dem für alle <strong>Leobersdorf</strong>erinnen<br />

und <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

etwas drinnen ist“, so der Autor, der<br />

diesen Anspruch in 312 Seiten sowie<br />

über 900 Abbildungen umgesetzt hat.<br />

„Zeitkapseln“ für die<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er <strong>von</strong> 2113<br />

20<br />

Wir blättern in Chroniken, besuchen Museen und befragen<br />

unsere Großeltern, um etwas über die Vergangenheit zu erfahren.<br />

Oft sind aber nur wenige Relikte und Zeitzeugen da,<br />

die längst vergangene Tage wieder aufleben lassen können.<br />

Die <strong>Leobersdorf</strong>er <strong>von</strong> 2113 werden es bei ihren Recherchen<br />

einfacher haben: Sie werden nur am Rathausplatz in der<br />

Erde graben müssen, um mehr über das <strong>Leobersdorf</strong> <strong>von</strong> 2013<br />

zu erfahren. Denn dort werden im Rahmen der 700-Jahre-<br />

Marktrecht-Feierlichkeiten sogenannte Zeitkapseln vergraben<br />

– jede einzelne versiegelt und in einer metallenen Truhe<br />

eingeschlossen. In diese Kapseln füllen die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Objekte, die für sie <strong>von</strong> Bedeutung sind und unsere Zeit<br />

reflektieren: egal, ob es Fotos, Briefe, Zeitungsartikel oder<br />

andere persönliche Gegenstände sind. Damit die Zeitkapseln<br />

in hundert Jahren auch <strong>sich</strong>er wieder gefunden werden,<br />

verewigt die Marktgemeinde die genauen Koordinaten der<br />

vergrabenen Truhe in ihren offiziellen Aufzeichnungen.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong><br />

Der Bürgermeister weiß schon,<br />

was in 100 Jahren gefunden wird.


5 FRAGEN AN CHRONIK-AUTOR PETER SELB<br />

Welcher ist für Sie der spannendste Moment in der<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Geschichte?<br />

Spannendster Abschnitt? In <strong>Leobersdorf</strong> war es im-<br />

mer spannend. Die Marktgemeinde hat insgesamt<br />

eine sehr reichhaltige Geschichte, wie sie nicht viele<br />

Kommunen aufweisen können. Das Ortsgebiet war<br />

schon in der Jungsteinzeit besiedelt, <strong>Leobersdorf</strong><br />

kann mit einem Awaren-Gräberfeld aufwarten, war<br />

Schauplatz einer großen Türkenschlacht, hatte zwei<br />

Mal französische Besetzung unter Napoleon und<br />

eine Erschließung durch die Eisenbahn gleich als<br />

Bahnknotenpunkt mit zwei Bahnhöfen und, und,<br />

und… . In jüngerer Zeit dann noch der große gemeindepolitische<br />

„Umsturz“ anno 1995.<br />

Was prägt den Wirtschaftsstandort, den Markt- &<br />

Handelsplatz <strong>Leobersdorf</strong> heute?<br />

Die leichte Erreichbarkeit durch A 2, Eisenbahn und<br />

zahlreiche Betriebe, vor allem auch im ARED-Park<br />

mit vielen Arbeitsplätzen, was zur Situation führte,<br />

dass es in <strong>Leobersdorf</strong> mehr berufliche Ein- als<br />

Auspendler gibt, für eine Gemeinde dieser Größe<br />

ca. 35 Straßenkilometer außerhalb <strong>von</strong> Wien nicht<br />

selbstverständlich.<br />

Wodurch unterscheidet <strong>sich</strong>, Ihrer Meinung nach,<br />

<strong>Leobersdorf</strong> in Vergangenheit und Zukunft <strong>von</strong><br />

anderen Gemeinden?<br />

Die seit jeher verkehrstechnisch günstige Lage am<br />

Ausgang des Triestingtales, denn, dass hier Menschen<br />

mindestens seit der Jungsteinzeit siedeln, hat<br />

<strong>sich</strong>er auch damit zu tun. Nur die Qualität der Verkehrswege<br />

und -mittel hat <strong>sich</strong> geändert. Das <strong>macht</strong><br />

die Gemeinde als Firmenstandort für Unternehmer<br />

vieler Branchen und auch deren Mitarbeiter attraktiv.<br />

Dazu kommt das erfolgreiche Bemühen, den Ort<br />

für die Menschen lebens- und liebenswert zu stalten. Und wenn es in <strong>Leobersdorf</strong> weiterhin eine<br />

dynamische und entscheidungsfreudige Gemeindeführung<br />

gibt, die gestaltet und viele Innovationen<br />

setzt, braucht einem um die Zukunft der Marktgemeinde<br />

nicht bange zu sein.<br />

ge-<br />

Was ist Ihr Lieblingsplatzerl in <strong>Leobersdorf</strong>?<br />

Das sind eigentlich etliche Platzerl, vor allem an ei-<br />

nigen Abschnitten der Triesting, unter anderem entlang<br />

des Generationenparks in der Unteren Setz und<br />

hier am östlichen Ende ein Punkt mit Blick Richtung<br />

Schönau auf eine Eisenbahnbrücke. Und wenn man<br />

<strong>von</strong> der Unteren Setz nach Westen blickt, hat man<br />

das Ortszentrum mit der Pfarrkirche im Blickfeld.<br />

Was <strong>macht</strong> – abseits des Schreibens – als Bewohner<br />

der Nachbarstadt Bad Vöslau Ihren persönlichen<br />

Bezug zu <strong>Leobersdorf</strong> aus?<br />

Sympathische Leute, ein breites Spektrum Mensch<br />

mit teilweise starker Aufgeschlossenheit, eine sehr<br />

gute Infrastruktur. Die Menschen haben hier für jeden<br />

Abschnitt ihres Daseins viele gute Angebote –<br />

quasi <strong>von</strong> der Wiege bis zur Bahre. Für mich als<br />

gebürtigen und leidenschaftlichen Vöslauer ist <strong>Leobersdorf</strong><br />

außer meiner Heimatgemeinde der einzige<br />

Ort, in dem ich mir vorstellen könnte, auf Dauer zu<br />

leben. Ich habe <strong>Leobersdorf</strong> vor allem während der<br />

Arbeit an meinem Buch lieben gelernt, aber vorher<br />

schon gemocht, denn sonst hätte ich diesen Streifzug<br />

durch die Geschichte in Wort und Bild nicht ge<strong>macht</strong>.<br />

Autor Peter Selb bei der Präsentation der Chronik 2009<br />

mit dem späteren Bürger meister Andreas Ramharter und<br />

seinem Vorgänger im Amt Anton Bosch.<br />

Foto: zVg<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


FOTOWETTBEWERB<br />

Cornelia Pichlhofer<br />

Michaela Stettner<br />

Eva Ullreich<br />

Franc Stjepan<br />

Alfred Stampf<br />

Myriam Reittinger<br />

Veronika Gramsel<br />

Josef Köröcz<br />

„Wie sehen Sie <strong>Leobersdorf</strong>?“<br />

22<br />

2013 steht <strong>Leobersdorf</strong> in einem besonderen Licht. Vor<br />

700 Jahren wurde der Gemeinde das Marktrecht verliehen<br />

– seit 700 Jahren pulsiert nun schon die Wirtschaft<br />

im Ort. Doch was bedeutet es, wenn Wirtschaft pulsiert?<br />

Angebot trifft auf Nachfrage – heimische Produkte, Waren<br />

aus fernen Ländern, aber auch Dienstleistungen zirkulieren<br />

zwischen Menschen. Aber auch: Menschen helfen anderen<br />

Menschen dabei, ihr Leben schöner, komfortabler – ganz<br />

einfach besser zu gestalten.<br />

In <strong>Leobersdorf</strong> funktioniert diese Form <strong>von</strong> Austausch<br />

zwischen Menschen und das hat im Laufe der vergangenen<br />

700 Jahre ein Klima geschaffen, in dem nicht nur Arbeitsplätze<br />

wachsen, sondern auch Familie, Kultur und Gesellschaft.<br />

Deshalb wollten die Gemeindevertreter im Jubiläumsjahr<br />

wissen: „Wie sehen Sie <strong>Leobersdorf</strong>?“ Die<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er sollten zeigen, wie sie den Markt <strong>Leobersdorf</strong><br />

heute erleben, was sie an ihrem Ort besonders schätzen und<br />

wofür das <strong>Leobersdorf</strong> <strong>von</strong> heute für sie steht – und zwar in<br />

Bildern. So wurde ein Fotowett bewerb ausgerufen und die<br />

Ein sendungen der Bürger und damit ihre Liebes erklärungen<br />

an die Heimatgemeinde, schmücken nun auch das Magazin.<br />

Mehr als 45 Bilder <strong>von</strong> 15 Teilnehmern langten bei der Jury<br />

ein und Profi-Fotograf Christian Husar, Grafiker Roland<br />

Herzog sowie Eventmanager Daniel Szinovatz konnten drei<br />

Sieger küren: Allen voran überzeugte die Arbeit <strong>von</strong> Gregor<br />

Zapantis, gefolgt <strong>von</strong> Christian Lick und Cornelia Pichlhofer.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


Gregor Zapantis<br />

LEOBERSDORF<br />

VOR<br />

CHRISTIAN HUSARS<br />

PROFI-LINSE<br />

Christian Lick<br />

Wie fängt man einen<br />

Ort in Bildern ein?<br />

Am besten lässt man<br />

den Ort beim<br />

Spazierengehen auf <strong>sich</strong><br />

wirken – ohne konkrete<br />

Ideen vorab. Meistens<br />

„springen“ mich dann<br />

Motive und spannende<br />

Linien einfach an.<br />

Sylvia Strommer<br />

Profi-Fotograf<br />

Christian Husar<br />

Myriam Reittinger<br />

Sascha Denk<br />

Die Jury<br />

Grafiker<br />

Roland Herzog<br />

Eventmanager<br />

Daniel Szinovatz<br />

Foto: Wellenhofer<br />

Ist das bei <strong>Leobersdorf</strong><br />

eine besonders<br />

schwierige oder etwa<br />

leichte Aufgabe?<br />

Eine spannende ist es<br />

allemal. Der Kontrast<br />

zwischen nüchterner,<br />

aktueller Bausubstanz<br />

und „ländlicheren“<br />

Motiven erzeugen ein<br />

ganz eigenes, typisches<br />

Spannungsfeld.<br />

Was ist Ihr schönstes<br />

Bild <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong>?<br />

Das ist für mich sehr<br />

schwer zu sagen, denn<br />

es gibt wohl mehrere.<br />

Und das verändert <strong>sich</strong><br />

auch ständig: Seit 2004<br />

beschäftige ich mich<br />

immer wieder intensiver<br />

mit <strong>Leobersdorf</strong><br />

und hauptsächlich mit<br />

Architektur und den<br />

Ortsveränderungen.<br />

Schön finde ich Bilder,<br />

die über die einzelnen<br />

Fotophasen hinaus<br />

für mich immer noch<br />

Bestand haben und bei<br />

denen ich mich immer<br />

aufs Neue freue, wenn<br />

ich sie wieder einmal<br />

ansehe.<br />

23<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


1. Platz<br />

Foto: „Farbenspiel“<br />

24<br />

Erläuterung des Fotografen:<br />

In meiner Freizeit suche ich immer wieder Motive und Plätze in <strong>Leobersdorf</strong>, die vielleicht keiner beachtet, weil sie<br />

immer schon da waren oder als selbstverständlich betrachtet werden. Für mich sind es Motive, die ich gerne mit der<br />

Kamera einfange und dem Betrachter als gelungenes Objekt oder Projekt der Gemeinde vorstellen möchte.<br />

Viele fragen, wo das eine oder andere Bild fotografiert wurde. Wenn ich dann den Platz nenne, kennen ihn die meisten<br />

vom Vorbeigehen oder Vorbeifahren – haben ihn aber noch nicht bewusst wahrgenommen. Darum ist <strong>Leobersdorf</strong><br />

eine lebens- und liebenswerte Gemeinde mit schönen Plätzen, die ich den Menschen näher bringen möchte.<br />

Am Tag, als das Foto entstanden ist, probierte ich meine neue Gitarre in der Unterführung aus, da es dort eine tolle<br />

Akustik gibt. Darum fiel mir auch der Titel „Farbenspiel“ für das Foto ein.<br />

Aufnahmeort: Unterführung Wasserleitung<br />

Fotograf: Gregor Zapantis<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


2. Platz<br />

Foto: „<strong>Leobersdorf</strong>, ein Ort die Seele baumeln zu lassen“<br />

Erläuterung des Fotografen:<br />

Das Foto ist ganz in der Nähe des Zentrums entstanden.<br />

Ich habe es mit einer kleinen Digitalkamera am 17. Juli<br />

2011 ge<strong>macht</strong>, nachdem ich dort schon öfters auch nach<br />

einem stimmungsvollen Event vom Rathausplatz gegangen bin.<br />

Es zeigt für mich auch, wie knapp in <strong>Leobersdorf</strong> Aktion -<br />

schneller Puls mit Ruhe - Ausatmen bei einander liegen.<br />

Wir sind „junge“ <strong>Leobersdorf</strong>er und erst vor 2 Jahren<br />

mit Familie hierher gezogen und sind sehr froh so ein<br />

schönes Zuhause gefunden zu haben.<br />

Aufnahmeort:<br />

Dornauerstraße knapp vor dem Volks-<br />

schulweg mit Blickrichtung Triesting.<br />

Fotograf:<br />

Mag. Christian Lick, Bakk. techn.<br />

vorbei-<br />

3. Platz<br />

Foto: „Die zugefrorene Triesting“<br />

Erläuterung der Fotografin:<br />

Was ich an <strong>Leobersdorf</strong> schätze?<br />

Ich bin hier aufgewachsen, lebe seit 20 Jahren hier und<br />

möchte das auch noch sehr lange. <strong>Leobersdorf</strong> bietet<br />

die Richtige Mischung zwischen dem ruhigen ländlichen<br />

Leben und dem „Stadtfeeling“. Egal, was ich benötige, ich<br />

kann es locker ohne Auto besorgen, ich habe allerdings<br />

auch die richtige Nähe zu Wien und Wiener Neustadt.<br />

Was <strong>Leobersdorf</strong> aus<strong>macht</strong> ? … Das ist ganz einfach erklärt,<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ist einfach ein toller Ort, in dem ich<br />

auch gerne mit meinen Kindern lebe.<br />

25<br />

Aufnahmeort: Untere-Setz-Steg<br />

Fotografin: Cornelia Pichlhofer<br />

<strong>Leobersdorf</strong> <strong>macht</strong> <strong>von</strong> <strong>sich</strong> <strong>reden</strong>


Beim Zottl<br />

26 Im Gespräch:<br />

Kulturanthropologe Univ.-Prof. Dr. Roland Girtler<br />

und Geschäftsfrau Anny Zottl<br />

Markt.Leben


Markt.Leben<br />

Über das Wesen des Marktes<br />

und der fahrenden Leute<br />

Einkaufen hat etwas mit Wohlfühlen zu tun …<br />

… Schuhpräsentation in Wohnzimmer-Atmosphäre.<br />

Das Geschäftshaus der Familie Zottl an der Ecke Hauptstraße / Rathausplatz ist<br />

kein normales Schuhgeschäft. Viele, die zum ersten Mal <strong>Leobersdorf</strong> besuchen,<br />

nutzen den mondänen Laden als eine Art Navigationshilfe. Nicht selten dringen<br />

Dialoge wie der folgende an die Ohren <strong>von</strong> Chefin Anny Zottl: „Sie kennen <strong>Leobersdorf</strong><br />

nicht? Das ist der Ort bei diesem schönen Schuhhaus – beim ZOTTL!“ ››<br />

27<br />

Markt.Leben


HEUTE WEISS ICH MIT EINEM GRIFF,<br />

OB DAS LEDER ETWAS TAUGT<br />

ODER NICHT.<br />

Anny Zottl<br />

28<br />

EIN ETWAS ANDERER EINKAUF BEIM ZOTTL<br />

Kunden aus unterschiedlichsten sozialen<br />

Schichten, „bis hin zu den Damen der noblen Gesellschaft<br />

oder den Professoren und Doktoren“,<br />

reisten und reisen der Zottl’schen Schuhauswahl<br />

wegen in die Marktgemeinde. Wäre Anny Zottl<br />

nicht Schuh machermeisterin und Geschäftsfrau,<br />

sondern – zum Beispiel Schiffskapitän – dürften<br />

wir sie wohl ruhigen Gewissens als mit allen<br />

Wassern gewaschen bezeichnen. Überraschen<br />

kann sie wenig.<br />

Und dennoch wird der folgende, kurz bevorstehende<br />

Besuch eines ganz speziellen Kunden beim<br />

Zottl doch bleibenden Eindruck hinter lassen.<br />

Ein Professor der besonderen Art, Dr. Roland<br />

Girtler, Soziologe und vaga bundierender Kulturwissenschafter<br />

(so seine Eigenbeschreibung in<br />

einer Vielzahl <strong>von</strong> TV-Sendungen und Büchern),<br />

hat <strong>sich</strong> für eine Visite in der <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Schuh-Institution angekündigt. ››<br />

SCHUHMACHER MEISTERIN<br />

ANNY ZOTTL<br />

Die Geschäftsfrau wurde am 7. November 1935<br />

in eine Schuhmacher-Familie in Sollenau hinein-<br />

geboren – ihr Urgroßvater war im 18. Jahrhundert der<br />

erste Schuhmachermeister in der Umgebung. Anny Zottl<br />

erlernte in der vierten Generation und als einziges<br />

Mädchen unter 25 Schustergesellen das Meisterhandwerk,<br />

das sie anfangs in der Sollenauer Werkstatt ihres Vaters<br />

ausübte. 1950 baute sie dort den Schuhfach handel auf,<br />

bevor 1980 der jetzige Unternehmens standort an der<br />

Ecke Hauptstraße / Rathausplatz in <strong>Leobersdorf</strong> errichtet<br />

wurde. Seit Jahren ist die Schuhmode Zottl<br />

Grund genug für viele Kunden, für ihren Schuhkauf<br />

extra nach <strong>Leobersdorf</strong> zu kommen.<br />

Markt.Leben


LEOBERSDORF-SHOPPING MIT DER BAHN<br />

Girtler erreicht <strong>Leobersdorf</strong>, <strong>von</strong> Wien kommend,<br />

mit der Bahn: „Das ist meine Art zu reisen. Zu Fuß,<br />

mit dem Fahrrad oder eben mit dem Zug. Dass<br />

<strong>Leobersdorf</strong> mit seiner 700 Jahre alten Markt-<br />

tradition, eine hohe Bedeutung als Verkehrsknoten-<br />

punkt für den Austausch <strong>von</strong> Gütern und für den<br />

Transport <strong>von</strong> Personen hat, kommt mir heute gegen.“ Es ist der erste Besuch des Professors in Le-<br />

obersdorf. „Ich bin zwar schon einmal hier in der<br />

Nähe vorbeigekommen – damals bin ich an einem<br />

Tag vom Schneeberg nach Wien heimgegangen – ich<br />

ent-<br />

war aber nicht im Ortszentrum.“<br />

Gutes Schuhwerk ist für den Vielgeher Girtler<br />

(„10 Kilometer pro Tag sind das Minimum“) ein<br />

Basisbedürfnis. Dass ihn seine Wege irgendwann<br />

einmal nach <strong>Leobersdorf</strong> – beim Zottl führen würden,<br />

lag also – wenn schon nicht auf der Hand –<br />

dann zumindest am Fuß.<br />

Anny Zottl und der Professor verstehen <strong>sich</strong> sofort.<br />

Das liegt nicht nur am Charme des Professors, der<br />

immer ohne Gattin einkauft („Sie würde das nicht<br />

aushalten mit mir!“), sondern auch an der ziel<strong>sich</strong>eren<br />

Fachkompetenz Anny Zottls: „Oh, der<br />

Herr Professor trägt Steinkogler Schuhe. Die hatten<br />

wir früher auch im Sortiment. Wirklich sehr gute<br />

Qualität!“, lobt Zottl.<br />

Für das Handelshaus ist diese Art der Fußbekleidung<br />

– Typus: Haferlschuh – dennoch kein Thema<br />

mehr. „Die Schuhe sind nicht ganz der letzte Schrei<br />

und außerdem fast zu gut. Die halten 30 Jahre! Da<br />

kommen wir auf keinen Umsatz“, lacht Zottl. Girtler<br />

bestätigt: „Ich hab mir die Schuh‘ erst gestern<br />

wieder aufdoppeln lassen. Sie sind wie neu. Insgesamt<br />

habe ich drei Paar, die sind für jeden Anlass<br />

adäquat – egal, ob ich auf der Jagd bin – oder ob ich<br />

nobel einkaufen gehe.“ ››<br />

AO. UNIV.-PROF. DR.<br />

ROLAND GIRTLER<br />

Der Soziologe und Kulturanthropologe Roland<br />

Girtler wurde am 31. Mai 1941 in Wien-Ottakring<br />

geboren. Er forscht und unterrichtet am Institut für<br />

Soziologie der Universität Wien und hat <strong>sich</strong> der quali-<br />

tativen Sozialforschung vor allem in den Bereichen<br />

Randkulturen, Bauern und Kultursoziologie verschrieben.<br />

In seinen Publikationen schrieb er etwa über Schmuggler<br />

und Schmugglerinnen (2006) oder den Rotwelsch, der<br />

alten Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden<br />

(1998). Sein eifriges Verfechten des Fahr rades als<br />

Transportmittel unterstreicht sein Selbstbild als<br />

„vagabundierender“ Wissenschafter.<br />

MEINE FRAU GEHT NICHT<br />

MIT MIR EINKAUFEN.<br />

SIE WÜRDE DAS NICHT AUSHALTEN.<br />

29<br />

Roland Girtler<br />

Markt.Leben


SCHUHE ERZÄHLEN GESCHICHTEN.<br />

ES GIBT EIN BILD, DAS KAISER-FRANZ-<br />

JOSEF ZEIGT, ALS ER MIT DIESEN<br />

SCHUHEN IM SALON STEHT.<br />

Roland Girtler<br />

30<br />

Des Professors Schuhwerk: Haferlschuhe sockenlos.<br />

Im Hintergrund: Eleganz am Fuss der Chefin.<br />

Girtler schlägt die Beine übereinander und nippt am<br />

Tee. Da wird ein modisch-pikantes Detail <strong>sich</strong>tbar.<br />

Der Professor trägt keine Socken. Warum? „Meine<br />

Frau schimpft deswegen, aber das verbindet mich<br />

mit Hans Krankl“, sagt Girtler, während er auf sein<br />

grünes Rapid-Kapperl blickt. Die fußballbegeister-<br />

ten Enkerl haben es dem Opa zwecks Sonnenschutz<br />

vererbt. Der stets elegant gekleidete Rapid-Fußballgott<br />

Krankl <strong>macht</strong>e einst sockenlose Schlagzeilen.<br />

Anny Zottl staunt über den sockenlosen Professor:<br />

„Modisch ist das nicht ausgeschlossen – es spricht für<br />

Jugendlichkeit. Allerdings, in den Haferlschuhen (!)<br />

ohne Socken zu gehen – das ist schon eine Leistung!“<br />

Vor die Alternative ‚modisch oder bequem‘ will <strong>sich</strong><br />

die Geschäftsfrau nicht gerne stellen lassen. „In<br />

unserem Geschäft in <strong>Leobersdorf</strong> brauchen wir<br />

schöne Ware. Ich trage heute Schuhe <strong>von</strong> Roberto –<br />

einer unserer besten Produzenten aus Italien. Wer<br />

einmal diese Schuhe hatte, will sie immer wieder“,<br />

sagt Anny Zottl.<br />

Sie kauft am liebsten auf den Messen in Mailand<br />

und Düsseldorf ein – und zwar nicht wenig. „1.000<br />

Paar Schuhe – alleine <strong>von</strong> Roberto – pro Jahr. Ich<br />

gehe da strukturiert vor. An einem Tag schaue ich<br />

mir nur flache Schuhe an, am nächsten dann jene<br />

mit etwas höherem Absatz. Extreme High Heels in<br />

großen Mengen sind dagegen für uns kein Thema,<br />

die meisten Leute können mit so hohen Absätzen<br />

ohnehin nicht gehen. Aber sie sind natürlich ein<br />

schöner Blickfang.“<br />

EINKAUFSERLEBNIS IST<br />

KOMMUNIKATIONSERLEBNIS<br />

Der Mensch kauft halt mit den Augen. Gesucht wird<br />

das Shopping-Erlebnis – heute genauso, wie vor ein<br />

paar hundert Jahren, sagt Roland Girtler:<br />

„Es hieß:<br />

Wenn Du unglücklich bist, geh auf den Markt.“ Ins-<br />

besondere der Jahrmarkt, wo es Luxusgüter zu fen gab, aber auch der Wochenmarkt waren Brennpunkte.<br />

Es gab Notwendiges und Schönes. Es gab<br />

Information und gute Geschichten. „Zum Teil waren<br />

die Geschichten, die <strong>von</strong> den Kaufleuten erzählt<br />

kau-<br />

wurden, so abenteuerlich, dass sie ohnehin keiner<br />

glaubte. Marco Polo, der Händler war, ist es auch so<br />

ergangen.“<br />

Der Handelsplatz als Medium – was im 21. Jahrhundert<br />

das Internet elektronisch abbildet, ist eine<br />

Urfunktion des Marktes. Schon vor 700 Jahren waren<br />

Kaufleute am <strong>Leobersdorf</strong>er Markt nicht nur<br />

wichtige Transporteure <strong>von</strong> Waren, sondern <strong>von</strong><br />

kulturellem Gut, beschreibt Girtler. „In der Sprache<br />

finden wir die Spuren, die der Markt hinterließ. griffe wie Jacke oder Bluse stammen eigentlich aus<br />

Be-<br />

dem Arabischen und wanderten über Händler in<br />

unsere Sprache ein.“ Die Kaufleute mussten <strong>sich</strong><br />

mit ihren Kunden verständigen – egal wo. Da wurde<br />

mitunter eine Not zur Tugend. Der Begriff Kauderwelsch<br />

stammt aus dieser Zeit. Gesprochen wurde<br />

diese vermischte Sprachform zum Beispiel <strong>von</strong><br />

Hanfhändlern – sogenannten Kauderern – die Zwischenhändler<br />

waren. ››<br />

Markt.Leben


Heißt das also: Wer etwas haben wollte und wer<br />

neugierig war, der musste auf den Markt gehen,<br />

Herr Professor? „Sie können es sogar sagen: … der<br />

durfte auf den Markt! Zum Beispiel für die Knechte<br />

oder Mägde war das Einkaufen am Markt eines<br />

der ersten Freiheitsrechte. Der Bauer konnte ihnen<br />

nicht verbieten, auf den Jahrmarkt oder Kirtag zu<br />

gehen, weil das mit dem sonntäglichen Kirchenbesuch<br />

verbunden war.“<br />

AN MARKTTAGEN WAR DIE KIRCHE VOLL<br />

Vom Schuhhaus Zottl aus sind’s nur ein paar Meter<br />

rüber zur <strong>Leobersdorf</strong>er Pfarrkirche im Zentrum.<br />

Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Gründung der<br />

Pfarre <strong>Leobersdorf</strong> und die Verleihung des Marktrechts<br />

vor 700 Jahren nur ein Jahr auseinander liegen,<br />

analysiert Girtler: „Markttage waren gute Tage<br />

für die Kirche, denn da waren die Besucherbänke in<br />

der Messe voll.“<br />

Angenehmes mit Nützlichem zu verbinden, liegt<br />

in der Natur des Menschen. Am liebsten wurde<br />

immer dann eingekauft, wenn die meiste Zeit zur<br />

Verfügung stand – und das war, über Jahrhunderte,<br />

einfach der Sonntag. Auch Anny Zottl erinnert <strong>sich</strong><br />

noch an die Sonntagsöffnung im eigenen Geschäft.<br />

„Das liegt schon einige Zeit zurück. Heute ist das<br />

nicht umsetzbar. Wir würden keine Mitarbeiter finden,<br />

die wir am Sonntag beschäftigen könnten.“<br />

Die Stammkunden nehmen <strong>sich</strong> freilich auch so<br />

Zeit für den Einkauf beim Zottl. Das ist ein Genuss,<br />

der zelebriert wird, sagt die Chefin: „Für viele, die<br />

aus Graz, Wien oder St. Pölten zu uns kommen, ist<br />

das ein kleiner Ausflug. Da gehören ein kleiner Spa-<br />

ziergang durch <strong>Leobersdorf</strong> und ein gemütlicher<br />

Heurigenbesuch bei einem unserer Winzer zum<br />

Ausklang fest dazu.“<br />

Nicht wenige haben bei den<br />

Einkaufsfahrten zum Zottl dauerhaft Gefallen an<br />

der Triestinggemeinde gefunden und sind zu <strong>Leobersdorf</strong>ern<br />

geworden.<br />

Der Einkauf als Lebensentscheidung – in der Betrachtung<br />

des Soziologen Roland Girtler ist das ein<br />

weiterer Beleg dafür, welch bestimmenden Einfluss<br />

die Wahl des richtigen Schuhwerks auf den Menschen<br />

haben kann. Für die gesellschaftliche Reputation<br />

sind Schuhe <strong>von</strong> unglaublich hoher Bedeutung.<br />

Girtler – seit 2013 offiziell Träger des Titels<br />

„Ehrenkiberer“ – zitiert dazu die stramme Polizei als<br />

Quelle: „Ich weiß <strong>von</strong> Polizisten, die – wenn sie mit<br />

jemandem zu tun haben – zunächst einmal auf die<br />

Schuhe schauen. Sind die Schuhe in Ordnung, dann<br />

ist der Mensch in Ordnung!“<br />

Den Grund, warum dem Schuhwerk derartige Bedeutung<br />

zugemessen wurde, vermutet der Professor<br />

in einem weiteren Aktionsfeld der Ordnungshüter.<br />

„Die Straßen waren traditionell in einem so erbarmungswürdigen<br />

Zustand, dass man nur mit guten<br />

Schuhen eine Chance hatte, überhaupt voran zu<br />

kommen.“ Fortschritt hatte eben immer schon seinen<br />

Preis.<br />

31<br />

Markt.Leben


Kaufen Sie! Handeln Sie!<br />

1313 1350 – 1600 1700<br />

Getreide, Schmalz, Fleisch. Das kauften<br />

die Ortsansässigen 1313 auf dem <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Wochenmarkt am Marktplatz.<br />

Dieser diente der Nahversorgung<br />

und deckte den lokalen Bedarf. Dabei<br />

wurde mitunter aber auch um Tonnen<br />

<strong>von</strong> Getreide verhandelt – alles unter<br />

strengen Auflagen und Kontrollen.<br />

Deshalb war die Marktbedeutung<br />

enorm und der Marktzwang tete die Bauern auch, bestimmte Waren<br />

auf dem Markt feilzubieten. Frauen<br />

und Männer, Dienstboten und Bauern<br />

erledigten damals den Einkauf – mon-<br />

tags oder donnerstags. Was und welche<br />

Mengen sie kauften, hing <strong>von</strong> der<br />

gesellschaftlichen Stellung verpflich-<br />

ab.<br />

Tücher, Schuhe, Knöpfe. Solche außergewöhnlichen<br />

Waren, die für viele<br />

Luxusgüter darstellten, konnten die<br />

Menschen im Spätmittelalter auf dem<br />

Jahrmarkt erwerben. Dieser fand – wie<br />

der Name auch sagt – nur einmal im<br />

Jahr und dann meist am Feiertag eines<br />

Kirchenpatrons statt. Er war weit mehr<br />

als ein gewöhnlicher Markt und glich<br />

einem überregionalen, mehrtägigen,<br />

ländlichen Fest. Für die Bauern, die<br />

mitunter <strong>von</strong> weit her anreisten, war<br />

der Jahrmarkt eine Art Auszeit.<br />

Seife, Baumwollkleidung, Schnaps.<br />

Seit etwa 300 Jahren konsumieren<br />

die Menschen auch mehr als das, was<br />

sie zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse<br />

brauchen. Denn als im England<br />

des 18. Jahrhunderts die florierende<br />

Industrie Arbeitsplätze schuf und dadurch<br />

das Einkommen des Bürgertums<br />

stieg, wuchs auch die Nachfrage nach<br />

solchen<br />

Massenverbrauchsgütern.<br />

Mode journale und die im 19. Jahrhundert<br />

erfundene Litfaßsäule schürten<br />

die Konsumbedürfnisse und Image-<br />

Sorgen. Die klassischen Märkte wurden<br />

immer überregionaler und büßten<br />

zugunsten der Geschäfte und Greißler<br />

langsam an Wichtigkeit ein. 1820 etwa<br />

gab es in <strong>Leobersdorf</strong> einen Seifensieder,<br />

einen macher, einen Hutmacher,<br />

Handschuh-<br />

einen Uhrmacher und<br />

einen Buchbinder.<br />

Am Marktplatz<br />

32<br />

„Ein Wochenmarcht da soll<br />

sain“ beschloss Herzog<br />

Friedrich III., genannt: der<br />

Schöne, im Jahr 1313 und<br />

verlieh <strong>Leobersdorf</strong> die<br />

Erlaubnis zur Abhaltung<br />

<strong>von</strong> Märkten. Zwischenzeitlich<br />

wurde das Marktrecht<br />

immer wieder aberkannt,<br />

doch 1626 erhielt<br />

<strong>Leobersdorf</strong> „auf ewiglich“<br />

das Marktprivilegium <strong>von</strong><br />

Kaiser Ferdinand II. Das lag<br />

nicht zuletzt an der überregionalen<br />

Bedeutung des<br />

Weinbaus, der Wohlstand<br />

in die Region brachte. Während<br />

die Wochenmärkte der<br />

alltäglichen Nahversorgung<br />

dienten, hatten Jahrmärkte<br />

vielmehr Festcharakter.<br />

Hier kauften die Bürger<br />

Luxusgüter wie Tücher oder<br />

Schuhe. Für alle Märkte<br />

wurden im „Marktrecht“<br />

Rechte und Pflichten sowie<br />

die Friedenspflicht für die<br />

Marktdauer geregelt. Die<br />

Einhaltung wurde <strong>von</strong> der<br />

Marktpolizei strikt beauf<strong>sich</strong>tigt.<br />

Dabei herrschte<br />

Marktzwang, der die<br />

Bauern verpflichtete, bestimmte<br />

Waren auf dem<br />

Markt feilzubieten. Als unter<br />

Josef II. Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

die Märkte nicht<br />

mehr an das Markt privileg<br />

gebunden waren, kam immer<br />

stärker das Prinzip<br />

der Geschäfte auf. Heute<br />

können die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

in zahlreichen Geschäften<br />

aller Art ein kaufen – vom<br />

Gemüsehändler bis zum<br />

Optiker.<br />

Markt.Leben


1950 / 1960 heute<br />

Auto, Fernseher, Kühlschrank. Die<br />

beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise<br />

gefolgt <strong>von</strong> einem Wirtschaftsboom<br />

prägten das Einkaufsverhalten<br />

der Konsumenten damals<br />

und prägen es bis in die heutige Zeit.<br />

Das Konsumieren wurde zelebriert<br />

und Elektrogeräte hielten Einzug in <strong>Leobersdorf</strong>s<br />

Häuser. Den Kühlschrank<br />

wiederum eroberte das amerikanische<br />

Coca Cola, das in den 50er Jahren ein<br />

Zeichen der Globalisierung des Konsums<br />

setzte. All dies erwarben die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

um 1950/1960 zumeist in<br />

der Südbahnstraße, wo <strong>sich</strong> einst das<br />

Elektrogeschäft Hampel neben der<br />

Stickerei und Lebensmittel-Zerzawy<br />

befand.<br />

PC, iPhone, Flatscreen. Maximal ein<br />

paar Klick-Geräusche begleiten den<br />

Einkauf heute. Die großflächige Verbreitung<br />

des Internets eröffnet völlig<br />

neue Dimensionen der lichkeiten. Der Online-Versandhandel<br />

Konsummög-<br />

wird <strong>von</strong> immer mehr Konsumenten geschätzt<br />

und auf Auktionsplatt formen<br />

kommt das Handeln und Bieten wieder<br />

in Mode. Der Wochenmarkt ist in der<br />

heutigen Zeit zu einem kompletten<br />

Nischenprodukt einer bestimmten Bevölkerungsschicht<br />

geworden. Sogar<br />

das Erstellen der Einkaufsliste übernimmt<br />

vielleicht schon bald der Kühl-<br />

schrank selbst: Die Geräte der Zukunft<br />

melden, wenn ein bestimmtes mittel aufgebraucht ist oder das Haltbarkeitsdatum<br />

überschritten Lebens-<br />

wurde.<br />

299<br />

Unternehmen<br />

schufen 2012 Jobs<br />

in <strong>Leobersdorf</strong><br />

45<br />

Prozent mehr<br />

abgabenpflichtige<br />

Unternehmer gibt es<br />

in <strong>Leobersdorf</strong><br />

seit 2009<br />

34<br />

Branchen decken<br />

<strong>Leobersdorf</strong>s<br />

Betriebe ab<br />

19<br />

Gastronomiebetriebe<br />

bieten neben<br />

den Heurigen<br />

Speis und Trank<br />

400<br />

350<br />

ANZAHL DER ABGABEN PFLICHTIGEN UNTERNEHMER<br />

IN LEOBERSDORF (2009 – 2013)<br />

352 357<br />

1<br />

Gasthof<br />

bietet Fremdenzimmer<br />

300<br />

276<br />

316<br />

WIE DIE<br />

LEOBERSDORFER<br />

WIRTSCHAFT<br />

FLORIERT<br />

250<br />

245<br />

2011<br />

2.173 Menschen arbeiteten in <strong>Leobersdorf</strong><br />

33<br />

2009 2010 2011 2012 2013<br />

2012<br />

2.319 Menschen, also 146 Personen<br />

mehr als im Vorjahr, arbeiteten<br />

in <strong>Leobersdorf</strong><br />

Markt.Leben


Auch heute finden <strong>sich</strong> in <strong>Leobersdorf</strong><br />

noch überall Spuren der Vergangenheit<br />

a<br />

a<br />

34<br />

Markt.Leben<br />

c


Aquarell: Birgit Risavy<br />

b<br />

b<br />

35<br />

c<br />

Markt.Leben


Wir nennen es:<br />

die Region <strong>Leobersdorf</strong><br />

36<br />

Im Gespräch:<br />

Unternehmer und Bürgermeister a. D. Anton Bosch<br />

und Niederösterreichs Wohnbaureferent<br />

LHStv. Wolfgang Sobotka über Wohnen,<br />

Leistbarkeit und Nicht-Raunzertum.<br />

Wohnungs.Markt


Wohnungs.Markt<br />

Arbeiten und Wohnen<br />

in <strong>Leobersdorf</strong> – Menschen brauchen<br />

Platz zum Leben<br />

Ortsentwicklung in Zusammenarbeit <strong>von</strong> Gemeinde und Land.<br />

(Bosch, Sobotka und Bürgermeister Ramharter)<br />

Wohnst du noch, oder lebst du schon? Als jeweils 6-fache Väter wissen Anton<br />

Bosch und Wolfgang Sobotka, wie wichtig es ist, Platz und Raum zum Leben zu<br />

haben. Die Bevölkerung in <strong>Leobersdorf</strong> ist in den letzten 20 Jahren <strong>von</strong> knapp<br />

3.700 auf rund 5.000 Personen angewachsen. Bis zu 10.000 Menschen könnten<br />

in der Marktgemeinde wohnen. Die Voraussetzung dafür: Orts-Entwicklungsplanung<br />

mit Weitblick. Der Unternehmer und der Landespolitiker diskutieren<br />

über die modernen Anforderungen ans Wohnen, die <strong>sich</strong> daraus ergeben. ››<br />

37<br />

Wohnungs.Markt


38<br />

„I bin a <strong>Leobersdorf</strong>er“, steht auf einem T-Shirt,<br />

das Anton Bosch gerne und mit Überzeugung<br />

überstreift. Der Vielfach-Unternehmer (etwa<br />

<strong>von</strong> ARED-Wirtschaftspark und AURA-Wohnbau)<br />

und Langzeitbürgermeister, der einst fast<br />

beim Meinl am Graben in die Kaufmannslehre<br />

ge gangen wäre, lässt keinen Zweifel daran,<br />

woher er kommt. Auch Landes hauptmann-<br />

Stellvertreter Wolfgang Sobotka steht zu seiner<br />

Heimat Waidhofen an der Ybbs. Dennoch schätzt<br />

er <strong>Leobersdorf</strong> sehr.<br />

Dafür gibt’s viele Gründe, sagt Sobotka: „Aus<br />

Leobers dorf kommt mein Hauswein – der Wolf-<br />

gang Pöltl ist mein Stammwinzer, bei dem ich<br />

einkaufe. Ich habe aber auch schon viele Bürgermeister<br />

hierher geschickt, weil <strong>sich</strong> in <strong>Leobersdorf</strong><br />

Vorzeige projekte im Wohnbau am lebenden<br />

Beispiel studieren lassen. Da ist einiges<br />

ge lungen“, , sagt der NÖ Wohnbaureferent mit<br />

Blick auf sein Gegenüber Anton Bosch, der als<br />

Bauunternehmer viele dieser Projekte – auch im<br />

Teamwork mit Sobotka – vorangetrieben hat.<br />

Ob er selbst auch in <strong>Leobersdorf</strong> Wurzeln<br />

schlagen könnte? Der aus dem Mostviertel<br />

stammende Sobotka verneint dann doch:<br />

„Leobers dorf ist attraktiv, keine Frage. Aber in<br />

Waidhofen bin ich aufge wachsen und vernetzt –<br />

da geht man nicht so einfach weg. Meistens ist es<br />

ja eine neue Liebe, die einen woanders hinzieht.“<br />

Anton Bosch denkt kurz nach und widerspricht<br />

mit einem Lächeln: „Die Liebe war für mich<br />

noch kein Grund, um aus <strong>Leobersdorf</strong> wegzugehen.“<br />

So klingt Standort-Attraktivität.<br />

Nach <strong>Leobersdorf</strong> zieht es die Menschen vor<br />

allem wegen der Arbeit. Als eine der wenigen<br />

Gemeinden Österreichs weist die Marktgemeinde<br />

eine positive Pendlerbilanz auf. Das<br />

heißt: Mehr Menschen pendeln nach <strong>Leobersdorf</strong><br />

zur Arbeit ein, als <strong>Leobersdorf</strong> täglich verlassen<br />

müssen, um an ihren Arbeitsplatz zu<br />

kommen. ››<br />

MAG.<br />

WOLFGANG SOBOTKA<br />

Der derzeitige Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

<strong>von</strong> Niederösterreich wurde am 5. Jänner 1956 in<br />

Waidhofen an der Ybbs geboren. Um AHS-Lehrer zu<br />

werden, studierte er Geschichte an der Universität Wien.<br />

Daneben ließ er <strong>sich</strong> in Musikpädagogik und Musikerziehung<br />

an der Hochschule für Musik und Darstellende<br />

Kunst Wien sowie im Dirigieren am Brucknerkonservatorium<br />

Linz ausbilden, sodass er 1988 bis 1999 auch<br />

Leiter der Musikschule Waidhofen war. Seine politische<br />

Laufbahn begann er 1982 als Gemeinderat, zuletzt<br />

bekleidete er bis 1998 auch die Funktion<br />

des Bürgermeisters <strong>von</strong> Waidhofen an der Ybbs.<br />

Der ÖVP-Politiker ist verheiratet und Vater<br />

<strong>von</strong> sechs Kindern.<br />

Wohnungs.Markt


ICH HABE ABER AUCH SCHON<br />

VIELE BÜRGERMEISTER HIERHER GESCHICKT,<br />

WEIL SICH IN LEOBERSDORF VORZEIGEPROJEKTE IM WOHNBAU<br />

AM LEBENDEN BEISPIEL STUDIEREN LASSEN.<br />

Wolfgang Sobotka<br />

Wir fragen Anton Bosch und Wolfgang Sobotka: Verbirgt<br />

<strong>sich</strong> hinter dieser Bilanz der Motor der positiven<br />

Standort-, Bevölkerungs- und Wirtschafts-Entwicklung<br />

in <strong>Leobersdorf</strong>?<br />

BOSCH: Da<strong>von</strong> bin ich überzeugt. Wir haben immer<br />

versucht, die Entwicklung so zu steuern, dass<br />

die Arbeitsplätze in <strong>Leobersdorf</strong> etwas schneller<br />

wachsen, als der neue Wohnraum. Wohnraum<br />

wurde für die <strong>Leobersdorf</strong>er geschaffen und nicht<br />

um Zuzug zu erreichen. 90 Prozent der Wohnungen<br />

wurden an <strong>Leobersdorf</strong>er vergeben oder nehmer, die seit drei Jahren hier arbeiten.<br />

SOBOTKA: Überhitztes Wachstum ist in der Wirtschaft,<br />

aber auch bei der Bevölkerungszahl nicht<br />

einfach zu managen. Deswegen halte ich das Rezept<br />

der <strong>Leobersdorf</strong>er für gut. Ein Plus <strong>von</strong> 1.000 Ein-<br />

Arbeitwohnern<br />

in 20 Jahren ist gut verträglich.<br />

Wenn dieses Wachstumstempo beibehalten wird,<br />

heißt das, dass ein <strong>Leobersdorf</strong> mit 10.000 Ein-<br />

wohnern in rund 100 Jahren erreicht wird. Ist das<br />

der Plan?<br />

BOSCH:<br />

Wir streben das nicht an. Aber wir wollen<br />

darauf vorbereitet sein, wenn es so kommt. Neuer<br />

Wohnraum muss immer zentral oder rund um das<br />

klassische Marktgeschehen in der Ortsmitte entstehen.<br />

In abgetrennten Ortsteilen, die ohne Anschluss<br />

an das Leben im Ort auf die grüne Wiese gestellt<br />

werden, kann niemand gut leben. Wir wollen<br />

keine Südstadt in <strong>Leobersdorf</strong>.<br />

SOBOTKA: Wer Baulücken füllt oder die vielen<br />

Bauten aus der Nachkriegszeit im Ortskern durch<br />

Sanierung auf modernen Standard hebt, bringt<br />

wieder neues Leben in alte Zentren. Da<strong>von</strong> profitiert<br />

die <strong>Leobersdorf</strong>er Geschäftswelt. Wenn die<br />

Gemeinde hier einen Schritt vorangeht, animiert<br />

das auch die privaten Hauseigentümer, etwas zu<br />

tun und die historische Bausubstanz zu verbessern.<br />

BOSCH: Wir schaffen Mehrwert und nützen bestehende<br />

Infrastruktur, wenn wir im Zentrum bauen.<br />

Wer dort wohnt, kann viel zu Fuß er reichen – egal,<br />

ob Shops, Gastronomie, Kindergarten oder Arbeitsplatz.<br />

Außer dem ist bereits funktionierender öffentlicher<br />

Verkehr samt ausreichender Halte stellen<br />

vor handen. Mit der richtigen Architektur bleiben<br />

außerdem das Ortsbild und der Charakter der<br />

Gemeinde gewahrt.<br />

Auf kurzen Wegen die Angelegenheiten des täg-<br />

lichen Bedarfs erledigen zu können, ist vor allem<br />

für die ältere Generation wichtig. Wie altert man in<br />

einem lebendigen <strong>Leobersdorf</strong>er Ortszentrum?<br />

SOBOTKA: Ich glaube sehr gut. Mit dem LeoVital<br />

entstand in <strong>Leobersdorf</strong> ein Projekt für betreu-<br />

bares Wohnen, das viele Nachahmer gefunden hat.<br />

Heute gibt es in Niederösterreich bereits 3.500 Wohnungen,<br />

die nach einem ähnlichen Konzept funk-<br />

tionieren.<br />

BOSCH: Mich freut, dass die Senioren aus dem Leo<br />

Vital voll ins Ortsleben und Marktgeschehen<br />

integriert sind. Wenn am Rathausplatz was los<br />

ist, sind die LeoVital-Leute dabei. Wissen Sie, wer<br />

unsere Dekorationsweihnachtsbäume am Christkindlmarkt<br />

auf eigene Initiative zusammenbauen<br />

wird? Die Senioren aus dem LeoVital! Da ist die<br />

Integration voll gelungen. ››<br />

39<br />

Wohnungs.Markt


WIR HABEN IMMER VERSUCHT,<br />

DIE ENTWICKLUNG SO ZU STEUERN,<br />

DASS DIE ARBEITSPLÄTZE<br />

ETWAS SCHNELLER WACHSEN,<br />

ALS DER NEUE WOHNRAUM.<br />

Anton Bosch<br />

ANTON BOSCH<br />

Geboren 1951 in Baden, besuchte<br />

Bosch die Handelsschule und begann<br />

seine berufliche Tätigkeit als Buchhalter bei<br />

der Wohnbauges. Austria AG. 1980 gründete er<br />

seine erste Firma im Baubereich, der noch zahlreiche<br />

weitere Firmen folgen sollten. 1990 entstand die Firma<br />

ARED, welche auf einem Areal <strong>von</strong> cirka 500.000 m²<br />

Gewerbeansiedlungen durchführt. Neben seiner umfassenden<br />

Unternehmertätigkeit gründete Anton Bosch die Liste<br />

Zukunft <strong>Leobersdorf</strong> und lenkte <strong>von</strong> 1995 bis 2012 als<br />

Bürgermeister die Geschicke der Marktgemeinde<br />

<strong>Leobersdorf</strong> und realisierte in dieser Zeit unter anderem<br />

den Bau der Umfahrung <strong>Leobersdorf</strong> und die<br />

Er richtung <strong>von</strong> über 500 Gemeindewohnungen/<br />

Reihenhäusern. Nebenbei ist der Vater <strong>von</strong><br />

sechs Kindern Ehrenpräsident und Sponsor<br />

des ASK Kottingbrunn und unterstützt<br />

die Leobers dorfer<br />

Vereine.<br />

Wie gelingt die Integration <strong>von</strong> Neuzuzüglern in<br />

<strong>Leobersdorf</strong>?<br />

BOSCH: Beim Bauen achten wir darauf, dass<br />

keine Ghettos entstehen. Wir bauen modern<br />

und leistbar. Um 300 Euro Monatsmiete ist eine<br />

4-köpfige Familie schon dabei. Unsere über 30<br />

sehr aktiven Vereine sprechen vor allem die neu<br />

Zugezogenen aktiv an. So gelingt es ihnen sehr<br />

gut, die Neo-<strong>Leobersdorf</strong>er ins Vereinsleben<br />

reinzuholen. Das rundet die Inte gration ab.<br />

Außer dem, wie bereits erwähnt, werden die<br />

meisten Wohnungen an Leobers dorfer oder an<br />

Menschen vergeben werden, die schon länger<br />

als drei Jahre in <strong>Leobersdorf</strong> arbeiten, aber noch<br />

im Nachbarort zu Hause sind. Wir haben heute<br />

einen neuen Blickwinkel und nennen es mittlerweile<br />

schon: die Region <strong>Leobersdorf</strong>. Wenn ich<br />

nur unsere angrenzenden Gemeinden dazu<br />

nehme, sprechen wir <strong>von</strong> 23.000 Haushalten.<br />

Das ist jetzt schon bald soviel wie die Stadt<br />

Baden zählt – und das auf einer kleineren<br />

Flächen ausdehnung. Dorthin geht die Reise.<br />

So kann <strong>sich</strong> ein Arbeits- und Wohnstandort<br />

<strong>Leobersdorf</strong> entwickeln.<br />

SOBOTKA: Der Unternehmer Anton Bosch hat in<br />

seinem Kopf die Gemeindegrenzen schon längst<br />

aufgehoben (schmunzelt). Ich glaub, dass es genau<br />

darum geht. Wir müssen in der Regionalentwicklung<br />

keine Gemeinden zusammenlegen,<br />

sondern sollen diese Kombination der individuellen<br />

Stärken immer vor Augen haben. In<br />

<strong>Leobersdorf</strong> passiert das, und das gefällt mir.<br />

Hier findet <strong>sich</strong> eine große Gruppe <strong>von</strong> Nicht-<br />

Raunzern, die etwas anpackt und daher auch so<br />

viel weiter bringt.<br />

40<br />

Wohnungs.Markt


Kurt Stiepan jun.<br />

Hirtenberger Straße 31<br />

A-2544 <strong>Leobersdorf</strong><br />

T +43 (2256) 622 28-0<br />

M +43 (664) 822 65 48<br />

F +43 (2256) 620 90<br />

ksj@stiepan-druck.at<br />

www.stiepan-druck.at<br />

Stiepan druckt Qualität.<br />

Gestern, heute und morgen.


42<br />

<strong>Leobersdorf</strong> mit Gars<br />

gegen das Jahrhunderthochwasser<br />

Nach der Nacht zum 7. August 2002<br />

war in Gars am Kamp nichts mehr wie<br />

zuvor. Damals fielen die Regenfälle, die<br />

später als „Jahrhunderthoch wasser“ in<br />

die Geschichte eingehen sollten – eine<br />

der schwersten Hochwasserkatastrophen<br />

Niederösterreichs in diesem<br />

Jahrhundert. Häuser entlang des Kamp<br />

wurden überflutet, viele Menschen<br />

verloren ihr Hab und Gut.<br />

Die <strong>Leobersdorf</strong>er zögerten nicht<br />

lange und halfen in einer beispielhaften<br />

Aktion, den Betroffenen in Gars<br />

am Kamp die Existenz zu <strong>sich</strong>ern. Unter<br />

dem Motto „<strong>Leobersdorf</strong> hilft direkt!“<br />

reisten Pfadfinder und Freiwillige aus<br />

<strong>Leobersdorf</strong> zum Ort des Geschehens<br />

und packten an. In weniger als 24 Stunden<br />

entschlossen <strong>sich</strong> daraufhin die<br />

Gemeinde und auch örtliche Firmen<br />

zur Umsetzung der größten Hilfsaktion,<br />

die es in <strong>Leobersdorf</strong> je gegeben<br />

hat. Neben Großunterstützern wie der<br />

Firma AURA mit 100.000 Euro und der<br />

Marktgemeinde mit 20.000 Euro, sammelte<br />

die gesamte Bevölkerung über<br />

21.000 Euro an Spendengeldern. Zahlreiche<br />

Betriebe stellten ihre Dienstleistungen<br />

und Materialien kostenlos<br />

für den Wiederaufbau zur Verfügung.<br />

Drei Familien konnten so ihre Häuser<br />

wieder aufbauen.<br />

Einsatz auch für<br />

Emmersdorf<br />

Dass die Hilfsbereitschaft der Leobers-<br />

dorfer keine einmalige Angelegenheit<br />

ist, bewies auch das breite Engagement<br />

im August 2013. „Wir waren sehr<br />

schockiert vom schweren Schicksal<br />

der Familie Lembeck aus Emmersdorf,<br />

deren Haus beim heurigen Hochwasser<br />

zwei Meter unter Wasser stand“,<br />

berichten die <strong>Leobersdorf</strong>er Gemeinderätin<br />

Ingrid Rothensteiner und<br />

Bürgermeister-Gattin Eva Ramharter,<br />

die umgehend eine Spendenaktion<br />

initiierten. Rasch wurden im Rahmen<br />

des Nockalm Quintett-Konzerts beim<br />

Sommerzaubern die Einnahmen <strong>von</strong><br />

1.500 Euro einer Sektbar für den<br />

guten Zweck umgewidmet. „Da Hochwasser<br />

auch bei uns in <strong>Leobersdorf</strong> in<br />

der Vergangenheit schon viel Schaden<br />

angerichtet hat, ist es für uns selbstverständlich,<br />

in einer solchen Situation<br />

zu helfen“, bestätigte Bürgermeister<br />

Andreas Ramharter die Wichtigkeit<br />

des sozialen Engagements.<br />

Wohnungs.Markt


MARTIN FALK,<br />

BÜRGERMEISTER VON GARS AM KAMP:<br />

„DANKE LEOBERSDORF“<br />

Wie haben Sie die <strong>Leobersdorf</strong>er <strong>von</strong> ihrem Einsatz<br />

beim Hochwasser 2002 in Gars in Erinnerung?<br />

Das Hochwasser hat bei uns einen Schaden <strong>von</strong> insgesamt<br />

rund 38,7 Millionen Euro angerichtet – in<br />

einer Gemeinde mit 3.500 Einwohnern. Es hat <strong>sich</strong><br />

plötzlich eine nie da gewesene Verzweiflung breit<br />

ge<strong>macht</strong>. Wir sind nahezu in Ohn<strong>macht</strong> erstarrt,<br />

während andere zugesehen haben. In einem TV-<br />

Interview habe ich dann ohne Umschweife gesagt:<br />

„Wir brauchen keine Schaulustigen, sondern Leute<br />

mit Schaufeln und Kübeln.“ Die <strong>Leobersdorf</strong>er haben<br />

das ernst genommen und gespürt, dass nur<br />

das „Jetzt“ zählt. Sie sind sofort gekommen – und<br />

haben angepackt. Sie haben unser Leid sogar mit<br />

Nachhause gekommen: Zurückgekommen ist der<br />

damalige Bürgermeister Anton Bosch mit einer De-<br />

legation <strong>von</strong> Wirtschaftstreibenden, die abermals<br />

geholfen haben.<br />

Wie haben die menschlichen und finanziellen Bei-<br />

träge nachgewirkt?<br />

Ohne die Unterstützung aus <strong>Leobersdorf</strong> wären vier<br />

Familien wohl länger ohne Haus da gestanden, eine<br />

konnte sogar einen Hochwasserschutz für die Zukunft<br />

bauen. Bei einem internen Festakt, 10 Jahre<br />

nach der Katastrophe, haben wir die Situation Revue<br />

passieren lassen und festgestellt: Man vergisst<br />

solche Dramen schnell und das ist auch gut so. Aber<br />

der Dank und die positive Erinnerung an die Solidaritätswelle,<br />

die uns erreicht hat, bleiben.<br />

Welche Grußbotschaft Sie mehr als 10 Jahre später<br />

noch an den Markt <strong>Leobersdorf</strong> schicken möchten?<br />

„Danke für die großartige Unterstützung. Wir werden<br />

es euch nie vergessen.“<br />

BÜRGERMEISTER ANDREAS RAMHARTER<br />

ZUR BEDROHUNG HOCHWASSER:<br />

„TRIESTINGGEMEINDEN HALTEN ZUSAMMEN“<br />

Das Hochwasser ist auch für die Gemeinden des<br />

Triestingtals eine Gefahr. Ist <strong>Leobersdorf</strong> mittlerweile<br />

gut gewappnet?<br />

<strong>Leobersdorf</strong> hat in den letzten Jahren einiges in<br />

puncto Hochwasserschutz im Triestingtal bewegt.<br />

Gemeinsam mit den anderen Gemeinden wurden<br />

höchst notwendige Schritte unternommen – hier<br />

ziehen alle an einem Strang. Mit dem „Triesting<br />

Wasserverband“ führen wir etwa Räumungs- und<br />

Instandhaltungsmaßnahmen im gesamten Verbandsgebiet<br />

<strong>von</strong> Altenmarkt bis Tattendorf durch.<br />

Damit lassen die Flussbette heute mehr Wasser<br />

durch. Daneben sind wir bemüht, unter der Federführung<br />

<strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> einen Hochwasserschutz<br />

für das Tal herzustellen, um damit das Triestingtal<br />

vor einem 100-jährlichen Hochwasser schützen zu<br />

können.<br />

Welche Maßnahmen sind erforderlich, um den<br />

Hochwasserschutz zu verbessern?<br />

Vor zirka zehn Jahren hat das Land NÖ Flächen evaluiert,<br />

die <strong>sich</strong> als Standorte für Retentionsbecken<br />

eignen. Die Herausforderung in der Grundablöse<br />

war: Diese Flächen sind bis vor kurzem noch als<br />

Äcker bewirtschaftet worden. Nachdem wir diese<br />

Flächen angekauft haben, mussten einige Ackerbauern<br />

umsatteln und bestreiten nun als Waldbauern<br />

ihren Unterhalt. Allein in Pottenstein-Fahrafeld<br />

wurden 185 Hektar Wald <strong>von</strong> den Bundesforsten als<br />

Reserve für Grundstücks-Tauschgeschäfte gekauft.<br />

Aber eines ist klar: Im Triestingtal geht es in keinem<br />

Fall um die Absiedlung <strong>von</strong> Leuten oder Betrieben.<br />

Ist das Schutz-Projekt schon abgeschlossen oder gilt<br />

es noch Etappen umzusetzen?<br />

Mit der Grundaufbringung sind wir fertig. Die<br />

Finalisierung der Projektarbeiten für den Hochwasserschutz<br />

wird noch heuer erfolgen. Dann geht<br />

es um die Zuteilung der entsprechenden finanziellen<br />

Mittel, um die Bauarbeiten in Gang zu bringen.<br />

Natürlich benötigen wir hierfür die Unterstützung<br />

<strong>von</strong> Bund und Land, denn die Kosten werden <strong>sich</strong><br />

auf rund 50 Millionen Euro belaufen.<br />

43<br />

Wohnungs.Markt


Markt-Gemeinde im Wachstum<br />

Schon 1313 war das Ortsgebiet <strong>Leobersdorf</strong> nicht nur auf den Marktplatz und die Hauptstraße<br />

beschränkt. Der Ortskern befand <strong>sich</strong> vermutlich zwischen den beiden Triestingbrücken<br />

und wurde durch die Triesting geteilt. Der Grundriss der Gemeinde entsprach<br />

daher dem eines Straßendorfes: Ein klassisches Ortszentrum, rund um das <strong>sich</strong> Kirche,<br />

Rathaus oder Schule gruppierten, fehlte.<br />

Bald aber dehnte <strong>sich</strong> der Markt entlang der Nord-Süd-Verbindung, vor allem bei der<br />

Hauptstraße und entlang der Triesting, aus. Die Zone Feldgasse bis Mühlgasse war schon<br />

im Spätmittelalter gut erschlossen – die Endpunkte markierten die Markttore. Brände in<br />

den Jahren 1683 und 1714 ließen kaum etwas <strong>von</strong> den alten Häuserreihen be stehen, sodass<br />

der Ortskern Anfang des 18. Jahrhunderts neu aufgebaut werden musste. Um 1820 zählte<br />

der Markt <strong>Leobersdorf</strong> bereits 140 Häuser.<br />

DAS ÄLTESTE<br />

GEBÄUDE<br />

LEOBERSDORFS …<br />

… ist die Nowak-Mühle, die bereits<br />

1466 urkundlich erwähnt wurde.<br />

Davor war das Gebäude vermutlich schon als<br />

landwirtschaftlicher Hof existent<br />

und könnte auf ein römisches Gutshaus<br />

zurückgehen. Möglicherweise älter ist<br />

nur das „Halterhaus“ – ein genaues<br />

Errichtungsdatum ist allerdings<br />

nicht verbrieft.<br />

2.700<br />

44<br />

329<br />

Hunde sind in<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

registriert<br />

583<br />

Wohnungen sind<br />

Gemeindewohnungen<br />

1.200<br />

Gebäude stehen<br />

in etwa auf<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Gemeindegebiet<br />

Haushalte gibt es in<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

Wohnungs.Markt


Gemeindegebiet im Wandel der Zeit<br />

Quelle: Örtliches Entwicklungskonzept,<br />

hadlerbishausdorfarchitekten 2009<br />

1832<br />

Das Zentrum ist auf Marktplatz und Hauptstraße<br />

beschränkt. Der Ortskern befand <strong>sich</strong> vermutlich<br />

zwischen den beiden Triestingbrücken.<br />

1313<br />

Das <strong>Leobersdorf</strong>er Gebiet weitet <strong>sich</strong> aus:<br />

Es besteht bereits ein Friedhof und in Siebenhaus<br />

und Hirtenberg entstehen Siedlungen.<br />

Die Bebauung dehnt <strong>sich</strong> sternförmig aus.<br />

39 Mio.<br />

3.500<br />

Wohnungen<br />

in Niederösterreich<br />

haben LeoVital<br />

zum Vorbild<br />

4.790<br />

Menschen hatten<br />

Mitte 2013<br />

in <strong>Leobersdorf</strong><br />

ihren Hauptwohnsitz<br />

9,5 Mio.<br />

kWh Strom<br />

verbrauchen alle<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Haushalte / Jahr<br />

kWh<br />

Heizenergie<br />

verbrauchen alle<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Haushalte / Jahr<br />

45<br />

Wohnungs.Markt


Maßgeschneiderte<br />

Wärme für Ihr zu Hause<br />

46<br />

Wohnungs.Markt<br />

ELCO AUSTRIA GmbH Telefon: 02256 / 63999<br />

Aredstraße 16–18 Mail: info@at.elco.net<br />

2544 <strong>Leobersdorf</strong> Web: www.elco.at


Wohn-Gemeinschaft<br />

2.139<br />

2.700 Menschen wohnen in 206 Häusern<br />

ø 13 Personen pro Haus<br />

3.400 Menschen wohnen in 690 Häusern<br />

ø knapp fünf Personen<br />

4.790 Menschen wohnen in 2.700 Haushalten<br />

ø knapp zwei Personen<br />

n<br />

alte<br />

te<br />

t<br />

<strong>Leobersdorf</strong>erInnen<br />

waren 2010<br />

erwerbstätig<br />

1.995<br />

1885<br />

1965<br />

2013<br />

Menschen pendelten<br />

aus anderen Gemeinden<br />

zum Arbeiten<br />

nach <strong>Leobersdorf</strong><br />

Wer arbeitet, soll auch wohnen können<br />

1.660<br />

<strong>Leobersdorf</strong>erInnen<br />

pendelten zu ihrem<br />

Arbeitsplatz außerhalb<br />

der Gemeinde<br />

479<br />

Der Bedarf an Wohnungen ist auch heute<br />

ungebrochen, da <strong>Leobersdorf</strong>er Unternehmen<br />

durch ihre rege Wirtschaftstätigkeit<br />

begehrte Arbeitgeber sind. Zahlreiche<br />

Betriebsansiedelungen vermehren immer<br />

wieder die Zahl der Arbeitsplätze. Seit<br />

Jahrzehnten verzeichnet der Ort mehr Einpendler<br />

als Auspendler. Das hat natürlich<br />

auch Auswirkungen auf die restliche Inf-<br />

rastruktur: Plätze in Kindergärten müssen<br />

geschaffen werden, die Verkehrsströme<br />

dementsprechend gelenkt und auch die Einkaufsmöglichkeiten<br />

erweitert werden. Nicht<br />

zuletzt soll auch den heimischen Jugendlichen,<br />

die <strong>von</strong> Zuhause ausziehen wollen,<br />

Wohnraum geboten werden, damit sie in<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ansässig bleiben.<br />

Einen großen wirtschaftlichen Aufschwung<br />

und damit einen Zuzug <strong>von</strong> Bewohnern<br />

brachte bereits die Errichtung der Südbahn<br />

1841. Doch eine außergewöhnlich intensive<br />

Bau tätigkeit verzeichnete <strong>Leobersdorf</strong> erst<br />

ab 1885. Einen wichtigen Höhepunkt markiert<br />

das Jahr 1893, als die sogenannten<br />

Arbeiter-Kolonie-Häuser, besser bekannt<br />

unter „Gebäu“, seitens des damaligen sitzers der LMF errichtet wurden. Danach<br />

wurde die Bebauung vom alten Ortskern<br />

aus stern förmig fortgesetzt. Schon<br />

1908 wurden im Gemeindeausschuss<br />

Be-<br />

Gemeinde wohnhäuser beantragt, denn die<br />

Wohnungsnot war enorm.<br />

Es entstanden vor allem einzelne Ein- oder<br />

Mehrfamilienhäuser, bevor ab den 1950er<br />

Jahren der Bau <strong>von</strong> Wohnhausbauten<br />

seitens Genossenschaften verstärkt vorangetrieben<br />

wurde. Seit den 1980er Jahren<br />

schafft neben der Gemeinde auch der<br />

private Bauträger AURA Wohnraum in<br />

<strong>Leobersdorf</strong>. 2002 hat der AURA-Chef und<br />

ehemalige Bürgermeister Anton Bosch das<br />

Unternehmen in <strong>Leobersdorf</strong> ange siedelt.<br />

arbeiteten innerhalb<br />

der Gemeinde<br />

128<br />

hatten ihre Arbeitsstätte<br />

am<br />

Wohngrundstück<br />

47<br />

Wohnungs.Markt


Der Markt <strong>Leobersdorf</strong><br />

hat die Verkehrsrechnung<br />

‚MIT dem Wirten‘<br />

ge<strong>macht</strong>.<br />

48<br />

Im Gespräch:<br />

ASFINAG-Vorstand Dr. Klaus Schierhackl und<br />

Feuerwehr-Kommandant Werner Heiden.<br />

Markt.Platz


Markt.Platz<br />

Flüssiger & <strong>sich</strong>erer Verkehr –<br />

was den Markt-Motor<br />

am Laufen hält<br />

Waren + Menschen<br />

= Verkehr!<br />

Die „<strong>Leobersdorf</strong>er“-Bahn erschloss im 19. Jahrhundert das Triestingtal erstmals<br />

für den industriellen Güterverkehr. In den frühen 1960er-Jahren war der Autobahnanschluss<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ein Wegbereiter der individuellen Motorisierung<br />

auf der Südstrecke. Und in den letzten fünf Jahren eroberten <strong>sich</strong> die Fußgänger<br />

im „Shared Space“ des neu gestalteten <strong>Leobersdorf</strong>er Rathausplatzes wieder<br />

Bewegungsfreiheit. Einkaufen <strong>macht</strong> mehr Spaß, wenn’s nicht staut. ››<br />

49<br />

Markt.Platz


ÜBER LEOBERSDORF LIEF IMMER<br />

SCHON DIE WICHTIGE VERKEHRS-<br />

VERBINDUNG VON DER SÜDSTRECKE<br />

ZUM TRIESTING- UND TRAISENTAL.<br />

Klaus Schierhackl<br />

50<br />

„Düdeldü – Düdeldü“, ja es gibt sie: die Straßen-<br />

und Ortsnamen, die ihre Bekanntheit vor allem<br />

den Durchsagen im Radio-Verkehrsfunk <strong>von</strong> Ö 3<br />

oder Privatsendern zu verdanken haben. Südosttangente,<br />

Vösendorf oder Kaisermühlentunnel –<br />

alles Namen, die mit Unfällen oder Überlastung,<br />

aber jedenfalls mit langen Wartezeiten im<br />

Straßenverkehr verbunden sind. <strong>Leobersdorf</strong> ist<br />

historisch einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte<br />

im Süden <strong>von</strong> Wien und zählt dennoch<br />

nicht zu dieser Reihe der ‚Staubekanntschaften‘.<br />

Kein Glücksfall, sondern Lohn zielorientierter<br />

Zusammenarbeit.<br />

ANFANG UND ENDE<br />

Anfang der 1960er-Jahre war <strong>Leobersdorf</strong> sogar so<br />

etwas wie der „Nabel der Autobahnwelt“ im Süden<br />

<strong>von</strong> Wien. Fast eineinhalb Jahre lang (<strong>von</strong> Mai<br />

1962 bis Dezember 1963) endete oder begann<br />

die Süd autobahn A 2 in <strong>Leobersdorf</strong>. Alle Fahrzeuge<br />

mussten damals in der Triestinggemeinde<br />

<strong>von</strong> der Auto bahn abfahren. Unvorstellbar, wenn<br />

das heute noch der Fall wäre, denn: Im Jahr<br />

2012 zählte der Autobahnbetreiber ASFINAG in<br />

<strong>Leobersdorf</strong> rund 75.000 Fahrzeuge im Durchschnitt<br />

pro Tag. Etwas weniger als jedes zehnte<br />

Fahrzeug, das <strong>Leobersdorf</strong> passierte (6.200), war<br />

ein Lkw.<br />

Für Klaus Schierhackl, als ASFINAG-Vorstand<br />

oberster Autobahn- und Schnellstraßenhüter<br />

Österreichs, ist das kein Zufall: „Über <strong>Leobersdorf</strong><br />

lief immer schon DIE wichtige Verkehrsverbindung<br />

<strong>von</strong> der Südstrecke zum Triesting- und<br />

Traisental. Sie verbindet das südliche Niederösterreich<br />

mit der Landeshauptstadt St. Pölten.“<br />

Schierhackl, der nur 25 Kilometer <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong><br />

entfernt in Alland zu Hause ist, kennt die<br />

Strecke wie seine Westentasche. „Ich bin früher<br />

viel mit dem Lkw gefahren, um mir mein<br />

Studium zu finanzieren. Der Güterverkehr über<br />

<strong>Leobersdorf</strong> durch das Triestingtal hat zwar abgenommen,<br />

weil die B 18 für die Lkw-Durchfahrt<br />

mittlerweile gesperrt ist. Pkw frequentieren die<br />

Route nach wie vor sehr stark.“ ››<br />

DR. KLAUS SCHIERHACKL<br />

Der ASFINAG-Vorstand wurde am<br />

11. Februar 1968 in Mödling geboren, wo er später<br />

die HTL, Abteilung Maschinenbau, besuchte.<br />

Nach einer Tätigkeit in der logistikbezogenen Unternehmensberatung<br />

war der studierte Betriebswirt ab<br />

1997 als Abteilungsleiter Maut bei der ASFINAG tätig und<br />

stieg 2005 zum Geschäftsführer der ASFINAG Maut Service<br />

GmbH auf. Am 25. Oktober 2007 erfolgte Schierhackls<br />

Bestellung zum Vorstandsdirektor der ASFINAG. In dieser<br />

Position verantwortet er heute primär die Aufgaben<br />

der Finanzierung, des Rechnungswesens und Controllings,<br />

das Mautwesen sowie das internationale<br />

Geschäft. Er lebt mit seiner Frau und einem<br />

gemeinsamen Sohn in Alland.<br />

Markt.Platz


WO WIRTSCHAFT PASSIERT, FLIESST VERKEHR<br />

Am Markt findet ein Austausch <strong>von</strong> Waren, Personen<br />

und Geld statt. Dazu muss der Verkehr fließen. Dass<br />

allein schon ein Autobahnanschluss einen guten<br />

Wirtschaftsstandort herbeizaubert, glaubt Schierhackl<br />

dennoch nicht. „Sie können keine Auto bahn<br />

ins Niemandsland bauen und dann darauf war-<br />

ten, dass <strong>sich</strong> dort Betriebe ansiedeln. Im Gegen teil:<br />

Dort, wo <strong>sich</strong> bereits wirtschaftlich etwas tut, und<br />

wo auch Interesse besteht, werden durch den Autobahnbau<br />

die Verkehrsströme gebündelt, fokussiert<br />

und flüssig gehalten.“<br />

<strong>Leobersdorf</strong> sei da ein gutes<br />

Beispiel, sagt der ASFINAG-Boss:<br />

„Weil hier die<br />

Flächen einfacher zu erschließen sind und weil<br />

es klimatische Vorteile gibt, wird in der Thermenregion<br />

eben schon seit Jahrhunderten erfolgreich<br />

Handel getrieben. Die Römer sind hier nicht umsonst<br />

im Bad gesessen.“ Sie mussten allerdings noch<br />

auf leistungsfähige Verkehrswege verzichten – diese<br />

kamen erst später.<br />

ICH SEH’ LEOBERSDORF<br />

UND BIN SCHON FAST ZU HAUS’!<br />

Klaus Schierhackl<br />

Die Region ist klimatisch bekanntlich bevorzugt.<br />

Günstige Temperaturen und fehlende Steigungen<br />

bringen auch den Verkehrsteilnehmern Vorteile.<br />

„Das hat natürlich auch Auswirkungen auf unseren<br />

Winterdienst und die Wartung der Autobahn<br />

allgemein. Und wenn doch einmal etwas passiert,<br />

klappt die Zusammenarbeit mit den Leobers dorfer<br />

Rettungsorganisationen perfekt“, sagt Klaus Schierhackl<br />

mit Blick auf sein Gegenüber in der Einsatzzentrale<br />

der <strong>Leobersdorf</strong>er Feuerwehr, Kommandant<br />

Werner Heiden. Etwas öfter als einmal die<br />

Woche – im Schnitt 65-mal pro Jahr – rückt die FF<br />

<strong>Leobersdorf</strong> zu einem Einsatz auf der A 2 aus. „Im<br />

Straßeneinsatz sind wir dazu da, Gefahrensituationen<br />

rasch zu entschärfen und dafür zu sorgen,<br />

dass die restlichen Verkehrsteilnehmer wieder ungehindert<br />

dorthin kommen, wo sie hin müssen“, beschreibt<br />

Heiden den Auftrag seiner rund 70 aktiven<br />

Freiwilligen starken Truppe. ››<br />

Die Verkehrsader A 2 vom<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er FF-Turm aus im Blick.<br />

(Schierhackl mit FF-Kommandant Heiden)<br />

ASFINAG-VORSTAND DR. KLAUS SCHIERHACKL<br />

BLICKT AUF LEOBERSDORF<br />

IM O-TON<br />

Kurventechnik für die heikle Fracht<br />

Die Fracht, die ich damals hauptsächlich geladen<br />

hatte, war Vöslauer Mineralwasser. Die Flaschen<br />

waren aus Glas. Die richtige keit mit dieser Ladung beim Auffahren auf die<br />

Kurvengeschwindig-<br />

A 2 herauszufinden, war schon ganz spannend.<br />

Meine Fracht sollte ja – genauso wie ich – auf der<br />

Fahrbahn bleiben. Die Böschung wollte ich lieber<br />

nicht genauer kennenlernen.<br />

Der Studentenjob im Lkw<br />

Als ich in den 1980er-Jahren mit dem Lkw gefahren<br />

bin, war <strong>Leobersdorf</strong> natürlich schon<br />

lang nicht mehr der offizielle Endpunkt der<br />

Autobahn. Rein <strong>von</strong> der Psychologie her, hatte<br />

für mich das Schild ‚<strong>Leobersdorf</strong>‘ aber schon<br />

emotio nale Bedeutung. Der Stellplatz meines<br />

Lkw lag in Pottenstein, beim Fuhrwerksunternehmen<br />

Sonnleitner. 15 Minuten waren es in der<br />

Früh bis zur Autobahn und dort wusste ich – jetzt<br />

geht’s richtig los. Am Abend war wiederum klar:<br />

Wenn ich den Schriftzug ‚<strong>Leobersdorf</strong>‘ seh‘, bin<br />

ich praktisch schon zu Haus’.<br />

Mit dem Traktor in neue Sphären<br />

Auf dem Weg zu meiner Traktor-Service-Werkstatt<br />

fahre ich in meiner Freizeit <strong>von</strong> Alland aus<br />

immer wieder einmal durch <strong>Leobersdorf</strong> – auch<br />

über den neuen Hauptplatz. Das Shared-Space-<br />

Verkehrs konzept gefällt mir gut. Die Verkehrsschilder<br />

sind mir bis jetzt überhaupt nicht abgegangen.<br />

Ich darf nur nicht zu schnell werden und<br />

muss rechtzeitig auf die 20 km / h ab bremsen.<br />

Mein KUBOTA Traktor erreicht immerhin<br />

38 km / h Höchstgeschwindigkeit.<br />

51<br />

Markt.Platz


DIE BRANDSCHUTZVORSORGE<br />

TRÄGT ENORM VIEL ZUM REIBUNGS-<br />

LOSEN FUNKTIONIEREN DES<br />

WIRTSCHAFTSSTANDORTS BEI.<br />

Werner Heiden<br />

52<br />

WERNER HEIDEN<br />

Der <strong>Leobersdorf</strong>er wurde am 6. Oktober 1970<br />

geboren und lebt seither mit der Familie in seinem<br />

Heimatort. Seit 2004 ist der Hauptbrandinspektor<br />

Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr <strong>Leobersdorf</strong>, wo<br />

er schon seit 31 Jahren als Mitglied aktiv ist. Im Zivil beruf<br />

ist er beim <strong>Leobersdorf</strong>er Bauhof tätig. Daneben heißt es<br />

bei Familie Heiden einige Male im Jahr: ausg’steckt is!<br />

Denn die Familie Heiden betreibt seit über 100 Jahren<br />

Weinbau und führt auch heute noch im Familienbetrieb<br />

einen Heurigen mit ganzjährigem<br />

Flaschenweinverkauf.<br />

FEUERWEHR-„HEIMVORTEIL“ AUF DER A 2<br />

Einer der spektakulärsten Einsätze, die Heiden<br />

selbst auf der Südautobahn zu bestreiten hatte,<br />

war ein Murenabgang kurz vor der Abfahrt Wöllersdorf.<br />

„Nach schweren Regenfällen waren damals<br />

der Pannenstreifen und der erste Fahrstreifen verlegt.<br />

Da hatten wir einiges sauber zu kriegen.“<br />

Seit der Gründung der drittältesten Feuerwehr<br />

Niederösterreichs im Jahr 1862 hat <strong>sich</strong> der Charakter<br />

der Einsätze stark gewandelt, sagt Heiden. „Bei<br />

zehn Einsätzen geht es heute nur noch einmal um<br />

Brandbekämpfung. Der Rest sind technische Einsätze<br />

im Straßenverkehr oder bei Unwetterkatastrophen.“<br />

Geblieben ist jedoch die Hauptmotivation<br />

der Feuerwehr: der Schutz <strong>von</strong> Leib und Leben<br />

sowie <strong>von</strong> Hab und Gut der Menschen – allesamt<br />

Grundvoraussetzungen für das Funktionieren einer<br />

wirtschaftlichen Infrastruktur im Markt <strong>Leobersdorf</strong>.<br />

Apropos Infrastruktur: Wenn diese neu errichtet<br />

wird, finden die Sicherheits- und experten der Feuerwehr schon in der Planung<br />

Brandschutz-<br />

Gehör. „Die Brandschutzvorsorge trägt enorm<br />

viel zum reibungslosen Funktionieren des Wirt-<br />

schaftsstandorts bei“, , sagt Heiden. Für große<br />

Einkaufs zentren wie etwa „Leo“ oder „Bloomfield“<br />

am Ortsrand <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> gibt es Einsatzpläne,<br />

die auch regelmäßig geprobt werden.<br />

Heiden: „Bei einem größeren Einsatzfall arbeiten<br />

wir mit den um liegenden Feuerwehren, um<br />

auch Spezialgerät – wie etwa eine Drehleiter<br />

– einsetzen zu können.“<br />

Die Alarmierungen er-<br />

folgen über Rauchmelder, die mit der Bezirksalarmzentrale<br />

verbunden sind. Das System arbeitet<br />

verlässlich. Nur ein- bis zweimal pro Jahr<br />

rückt die Feuerwehr zu Fehlalarmen ins Einkaufszentrum<br />

aus.<br />

SINKENDE UNFALLZAHLEN STATT STAU-ÄRGER<br />

Bei Straßenneubauten ist die fachliche Meinung<br />

des einsatzerprobten Feuerwehrkommandos<br />

ebenfalls gefragt. Paradebeispiele<br />

sind für Werner Heiden der Bau der rungsstraße Richtung Sollenau sowie der Umbau<br />

der Strecke Richtung Matzendorf. „Beide<br />

Umfah-<br />

Straßenbauten haben nicht zu mehr, sondern<br />

zu weniger Unfällen geführt. Das zeigt unsere<br />

Einsatzstatistik eindeutig.“ Auch <strong>von</strong> den derzeit<br />

auf der Südautobahn laufenden Arbeiten wird<br />

der Verkehr in <strong>Leobersdorf</strong> profitieren. Die aktuelle<br />

Belagssanierung in beiden Fahrtrichtungen<br />

soll 2015 abgeschlossen sein. Danach wird<br />

voraus<strong>sich</strong>tlich mit dem Neubau der Autobahnabfahrt<br />

<strong>Leobersdorf</strong> begonnen. „Das wird unser<br />

gemeinsames An liegen erleichtern, den Verkehr<br />

flüssig und <strong>sich</strong>er zu halten“, sind <strong>sich</strong> FF-Kommandant<br />

und ASFINAG-Vorstand einig. Autobahn-Chef<br />

Schierhackl lobt die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Einsatzorganisationen: „Es ist beeindruckend,<br />

wie viele Menschen als Freiwillige bereit sind,<br />

ihre fachliche Kompetenz aber auch ihre körperliche<br />

Leistungsfähigkeit einzusetzen. Wenn ein<br />

Unfall passiert, ist die ASFINAG natürlich auch<br />

zur Stelle – aber Hilfe kommt vor allem <strong>von</strong> den<br />

Einsatzorganisationen. Feuerwehr, Rettung und<br />

Polizei, und zwar in dieser Reihenfolge. Dafür<br />

sage ich danke!“<br />

Markt.Platz


Für Sie haben wir einiges auf Lager –<br />

und noch viel mehr!<br />

Begonnen hat alles im Jahr 1999 mit zwei LKW, einem Team <strong>von</strong> sechs hoch-<br />

motivierten Mitarbeitern und der Vision, in eine altbewährte Branche<br />

unkonventionelle Ansätze, innovative Ideen und außergewöhnliche Lösungen<br />

einzubringen.<br />

Heute blicken wir auf eine rasante Entwicklung zurück, unterstützt <strong>von</strong> unseren<br />

langfristigen Kundenbeziehungen.<br />

An den zwei Standorten <strong>Leobersdorf</strong> und Weikersdorf verfügen wir über eine<br />

Lagerhallenfl äche <strong>von</strong> insgesamt über 30.000m².<br />

Von der Geschäftsführung, der Verwaltung bis hin zur LKW-Crew und den<br />

Staplerfahrern – ein motiviertes Team bringt bessere Leistungen und ist bereit,<br />

den einen oder anderen unkonventionellen Weg zu wählen wenn es darum<br />

geht, die optimale und effi zienteste Lösung für den Kunden zu erarbeiten.<br />

Wir sind stolz darauf, ein Unternehmen zu präsentieren dessen Basis ein derartiges<br />

Team aus<strong>macht</strong>.<br />

Gegründet <strong>von</strong> den Geschäftsführern Günter Wedl und Kurt Menhofer als<br />

ideale Alternative für Produktionsbetriebe im Bereich Lagerung, Transport und<br />

Logistik südlich <strong>von</strong> Wien, stieß einige Jahre später Gerfried Greylinger als<br />

geschäftsführender Gesellschafter dazu.<br />

53<br />

LZS Menhofer & Wedl GmbH<br />

Ziegelofengasse 6 – 8 | A-2544 <strong>Leobersdorf</strong><br />

Tel.: + 43 2256 65177 0 | Fax: 65177 30<br />

E-Mail: gerfried.greylinger@lzs.at | www.lzs.at<br />

Markt.Platz


Die Florianis in Zahlen<br />

2.619,75<br />

195<br />

Quadratmeter sind<br />

die Räumlichkeiten der<br />

Sicherheitszentrale<br />

groß<br />

97<br />

Einsätze mussten 2012<br />

bewältigt werden<br />

Mitglieder zählt die gemeinnützige<br />

Organisation<br />

156<br />

19<br />

da<strong>von</strong> waren technische<br />

Einsätze<br />

Mitglieder<br />

hat die Jugendfeuerwehr<br />

151<br />

Jahre ist die<br />

Freiwillige Feuerwehr<br />

<strong>Leobersdorf</strong> alt<br />

Sicherheit und Kontrolle<br />

für den Markt <strong>Leobersdorf</strong><br />

2<br />

Feuerwehren in NÖ<br />

sind älter als die<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Florianis<br />

Welche Waren in welcher Qualität zu welchen Preisen am<br />

Markt feilgeboten wurden, war nicht allein den Bauern<br />

und Händlern überlassen.<br />

Vielmehr war die Kontrolle der<br />

Marktpolizei sehr streng und wurde <strong>von</strong> der Marktherrschaft<br />

dominiert. Aufgrund der größeren Ansammlung <strong>von</strong><br />

Menschen bei den Märkten entstand ein er höhtes Sicherheitsbedürfnis.<br />

Aber so sehr <strong>sich</strong> die Menschen damals<br />

beim Einkauf auf das Urteil der behördlichen Organe stützen<br />

konnten, vor Katastrophen wie Feuersbrünsten oder<br />

feindlichen Übergriffen waren sie meist nicht gut geschützt.<br />

Die Aufrechterhaltung der Sicherheit war am Land im<br />

Wesentlichen Aufgabe der Herrschaft. Personal für den<br />

Sicherheitsdienst gab es nur bei den größeren Grundherrschaften.<br />

In Notsituationen wurden deshalb die Markttore<br />

zugemauert, die Haustüren verbarrikadiert und man zog<br />

<strong>sich</strong> in den bewehrten Turm der Pfarrkirche zurück. Alle<br />

wehrfähigen Männer mussten ausrücken, als etwa die Türken<br />

1683 einfielen oder zwischen 1796 und 1805 gegen die<br />

Franzosen gekämpft werden musste. Auch forderte 1714 ein<br />

Großbrand 73 Brandruinen, 1809 gingen 37 Objekte in den<br />

Feuerzungen unter.<br />

Sicherheit im goldenen Rahmen<br />

Doch erst sechs Jahre nachdem auch 1856 bei einem Großbrand<br />

in der Mariazeller Gasse 17 Häuser eingeäschert wurden,<br />

wurde eine Feuerwehr gegründet – dank der Begeisterung<br />

des <strong>Leobersdorf</strong>er Goldrahmenfabrikanten Eugen<br />

Hurtz. So lässt <strong>sich</strong> wohl nur in <strong>Leobersdorf</strong> eine stringente<br />

Verbindung zwischen Goldrahmen, leidenschaftlichen Turnern<br />

und der Feuerwehr nachweisen. Er integrierte sie,<br />

nach dem Vorbild der Leipziger Feuerwehr, die er bei einer<br />

Dienstreise kennenlernte, in seinen Turnverein – unter dem<br />

Namen „Freiwillige Turner-Feuerwehr“. Dann investierte er<br />

als Kommandant auch sein Privatvermögen, um Geräte anzuschaffen.<br />

Die ersten Feuerwehrmänner waren Gewerbetreibende<br />

und Hausbesitzer.<br />

Einige Requisiten aus diesen alten Zeiten fanden auch in<br />

der neuen Sicherheitszentrale Platz, die die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Feuerwehr 2003 gemeinsam mit der Polizei bezog. 600 Quadratmeter<br />

des neuen Gebäudes stehen der Exekutive in<br />

<strong>Leobersdorf</strong> zur Verfügung. Sie ist nicht ausschließlich für<br />

<strong>Leobersdorf</strong>, sondern auch für die Sicherheit in Schönau-<br />

Siebenhaus und Kottingbrunn zuständig. Als erstmals 1880<br />

in <strong>Leobersdorf</strong> ein Gendarmerieposten eingerichtet wurde,<br />

war das zu <strong>sich</strong>ernde Gebiet allerdings noch größer: Es umfasste<br />

auch Lindabrunn, Enzesfeld, Hirtenberg, Günselsdorf<br />

und Schönau.<br />

54<br />

Markt.Platz


Seit über 50 Jahren im Eiltempo nach Wien<br />

1959 erfolgte der Spatenstich für die<br />

Autobahn A 2. Nur drei Jahre später, am<br />

26. Mai 1962, konnte das erste Teilstück<br />

zwischen Vösendorf und <strong>Leobersdorf</strong><br />

offiziell übergeben werden.<br />

Der NÖ Landeshauptmann und Staatsvertrags-Außenminister<br />

Leopold Figl,<br />

eröffnete hier die <strong>Leobersdorf</strong>er Autobahnauffahrt.<br />

Ein beziehungsweise<br />

zwei Jahre Bauzeit später führte die<br />

A 2 dann bis Wöllersdorf und bis zum<br />

Knoten Wr. Neustadt.<br />

75.000<br />

Der Verkehr nach Süden boomte bald.<br />

Schon Ende der 1960er Jahre zählte<br />

der Stau am Sonntagabend in Fahrtrichtung<br />

Wien zum gewohnten Bild.<br />

Man musste zu Spitzenzeiten auf die<br />

Triester Bundesstraße oder die Weinstraße<br />

ausweichen.<br />

Während für die <strong>Leobersdorf</strong>er die<br />

eigene Autobahnanbindung also<br />

schnell Gewohnheit war, mussten andere<br />

37 Jahre länger darauf warten:<br />

Erst dann wurde bei Klagenfurt die<br />

letzte Lücke geschlossen, die heute<br />

bei Arnoldstein an die italienische<br />

Bundesautobahn anschließt. Über<br />

den Autobahnabschnitt <strong>von</strong> Baden<br />

bis <strong>Leobersdorf</strong> – in beide Richtungen<br />

– fuhren im Jahr 2012 im Schnitt<br />

75.000 Kraftfahrzeuge pro Tag. Der<br />

Lkw-Anteil lag bei rund 6.200 Fahrzeugen.<br />

Um den Pendlern die Möglichkeit zu<br />

bieten, Fahrgemeinschaften zu bilden,<br />

wurde Anfang 2013 eine Park &<br />

Drive-Anlage am Kreuzungspunkt der<br />

A 2-Anschlussstelle <strong>Leobersdorf</strong> mit<br />

der Landesstraße B 18 Hirtenberger<br />

Straße in Betrieb genommen. Hier<br />

stehen nun insgesamt 90 zusätzliche<br />

Pkw-Stellplätze zur Verfügung.<br />

Kraftfahrzeuge fuhren<br />

im Durchschnitt 2012 bei <strong>Leobersdorf</strong><br />

in beiden Richtungen über die A 2<br />

377<br />

6.200<br />

LKW waren 2012<br />

durchschnittlich pro Tag<br />

auf der A 2 unterwegs<br />

Kilometer ist die<br />

Süd-Autobahn lang und ist<br />

damit die längste Autobahn<br />

Österreichs<br />

131<br />

Straßen<br />

gibt es in <strong>Leobersdorf</strong><br />

44<br />

Kilometer<br />

ist das <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Straßennetz lang<br />

5 29,3<br />

56<br />

Bundesländer<br />

werden <strong>von</strong> der A 2<br />

durchkreuzt:<br />

Wien,<br />

Niederösterreich,<br />

Burgenland,<br />

Steiermark,<br />

Kärnten<br />

Kilometer<br />

nach dem Beginn der A 2<br />

liegt die Anschlussstelle<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

Markt.Platz<br />

Quelle: ASFINAG Verkehrszählung,<br />

Marktgemeinde <strong>Leobersdorf</strong>


WUSSTEN SIE,<br />

DASS IN LEOBERSDORF<br />

AUCH DIE STRASSE<br />

CHRONIK IST?<br />

Wollen Gäste mehr über die Gemeinde<br />

wissen, reicht ein Blick auf den Boden. In<br />

der Mitte der Hauptstraße im Ortzentrum<br />

wurden in die Regenabfluss-Abdeckungen<br />

Daten und Fakten über die Geschichte,<br />

die Entfernungen zu anderen<br />

Städten und die Institutionen<br />

<strong>Leobersdorf</strong>s eingepflegt.<br />

Halt! Maut!<br />

Exakt 80,60 Euro. So hoch ist hierzulande die Gebühr für die Autobahn-Benutzung für<br />

Pkw pro Jahr. Doch schon sehr lange Zeit vor der Einführung der Vignette 1997 war das<br />

Reisen auf <strong>Leobersdorf</strong>s Straßen kostenpflichtig. Ab dem 13. Jahrhundert wurden bereits<br />

Ge bühren eingehoben. In einer Urkunde der Herrschaft Enzesfeld aus dem Jahr 1370 wird<br />

die <strong>Leobersdorf</strong>er Wegmaut das erste Mal erwähnt. Zwei mittelalterliche Einhebungsstellen<br />

dürften damals existiert haben – eine am Neustädter Tor, eine weitere am Badener Tor.<br />

Man vermutet nach verschiedenen Angaben, dass <strong>sich</strong> diese an der heutigen Hauptstraße<br />

und zwar an den Kreuzungen Mühlgasse beziehungsweise Feldgasse befunden haben. Ebenso<br />

weiß man <strong>von</strong> einem Hirtenberger Mautschranken, gegenüber dem <strong>sich</strong> bis 1870 das<br />

Mauthaus befand. Dort wurden Transitzölle für Vieh aus Ungarn eingeboben, die auch zur<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Maut gehörten.<br />

Ähnlich wie heute sollten die Mautzölle der Instandhaltung der Straßen und Brücken sowie<br />

der Finanzierung des Geleitschutzes dienen. Dem war aber nicht immer so, zumal mancher<br />

Mautinhaber die Gebühren als mühelose Einnahmequelle verzeichnete und die Infrastruktur<br />

verfallen ließ. Mit der Markterhebung ging dann die Maut zumindest teilweise an die Gemeinde,<br />

welche dann für die notwendigen Reparaturen und Investitionen zu sorgen hatte.<br />

57<br />

Markt.Platz


Anna Edler-Friedrich,<br />

bekannt für ihre Goldhaube,<br />

schätzt die Geselligkeit<br />

beim Parkheurigen.<br />

58<br />

Im Gespräch:<br />

Obmann des Trachten- und Heimatvereins<br />

Leobers dorf-Kottingbrunn „d’Triestingtaler“,<br />

Franz Schlager<br />

Markt.Wappen


Markt.Wappen<br />

Über die Identität der Leobers-<br />

dorfer & ihre unverwechselbaren<br />

Merkmale<br />

Tradition<br />

im Wechselschritt<br />

„Geht’s nur her Burschen, i zeig’ eich wie des geht!“ Mit dieser Aufforderung<br />

winkte Leopold Baumgartner senior damals, beim Bauernball 1992, eine Gruppe<br />

junger <strong>Leobersdorf</strong>er zu <strong>sich</strong> her, die <strong>sich</strong> am Rand der Tanzfläche drängte. Gut<br />

zuschauen sollten sie einmal, dann würden sie den Bandltanz auch bald erlernen<br />

und mit den Mädeln das Tanzbein schwingen können. Ob er damals vermutet<br />

hatte, dass genau diese Burschen es sein würden, die den traditionellen Trachtenund<br />

Heimatverein wiederbeleben und bis heute fortführen würden? ››<br />

59<br />

Markt.Wappen


Trachtenvereins-Obmann Schlager (Mitte) schwingt mit<br />

Andrea Nöbel (rechts) und Barbara Spies im Takt der Volksmusik<br />

60<br />

Einer dieser jungen <strong>Leobersdorf</strong>er Burschen<br />

war Franz Schlager. Seit 2005 ist er der Obmann<br />

<strong>von</strong> „d’Triestingtaler“ und beschreibt <strong>sich</strong> selbst<br />

manchmal als Steuermann, der gerne Verant-<br />

wortung übernimmt und die Fäden im Verein<br />

zieht. „Ja, der Leopold Baumgartner senior hat<br />

uns damals das Volkstanzen gelernt. Ihn konnte<br />

nicht einmal sein Holzfuß aus dem Takt bringen“,<br />

schildert Schlager aus längst vergangenen<br />

Zeiten. „Er war lange Zeit der Obmann vom<br />

Trachtenverein. Das wussten wir Jungen aber<br />

nicht, da der Verein gerade keine aktiven Tänzer<br />

hatte.“ Vor allem das Fehlen eines Musikanten in<br />

der Gruppe schränkte die Vereins tätigkeiten einige<br />

Jahre lang ein. Doch dann entdeckten einige<br />

junge Leute die Freude am traditionellen Tanzen<br />

wieder und mit der Vereinigung ging es auf einmal<br />

wieder rasch bergauf: Neun Pärchen fanden<br />

<strong>sich</strong> zusammen, neue Lederhosen wurden beim<br />

Aspanger Schneider Petzold bestellt und Dirndln<br />

genäht – rosarot mit vielen Ösen und Goscherln,<br />

also feinen Rüschen, die den Ausschnitt zieren.<br />

Und das Volkstanzen boomte wieder in <strong>Leobersdorf</strong>.<br />

››<br />

FRANZ SCHLAGER<br />

Nachdem er bereits seit 21 Jahren aktives Mitglied<br />

ist, hat Franz Schlager nun seit dem Jahr 2005 das Amt<br />

des Obmanns im Trachten- und Heimatverein <strong>Leobersdorf</strong>-Kottingbrunn<br />

inne. Der gebürtige <strong>Leobersdorf</strong>er kam<br />

am 28. Mai 1965 zur Welt und ist am Bauernhof mit zwei<br />

Geschwistern aufgewachsen. Er ist beruflich als Material-<br />

entwickler tätig und nebenbei auch in anderen Vereinen,<br />

wie der Freiwilligen Feuerwehr, aktiv, wo er <strong>sich</strong> in<br />

zahlreichen Ämtern einbringt. Mit seiner Frau Sabine<br />

und den zwei Töchtern lebt er in der Heroldgasse.<br />

Markt.Wappen


„KRAMPFADERNGESCHWADER“<br />

AUF DER TANZ FLÄCHE<br />

Kaum eine traditionelle Veranstaltung – vom Jahrmarkt<br />

im Mittelalter bis zum Kirtag heute – kam<br />

und kommt ohne Brauchtum aus, denn das Ein-<br />

kaufen am Markt sollte schon vor Jahrhunderten<br />

ein unterhaltsames Erlebnis sein. So entwickelten<br />

<strong>sich</strong> Bräuche wie der Volkstanz, der eben den terschied zum Alltag aus<strong>macht</strong>e.<br />

„Bis ins Jahr 2000<br />

traten wir sehr eifrig mit diesen neun Paaren auf“,<br />

erzählt Schlager. Dafür wurde montags immer ge-<br />

übt. Zuerst gab Leopold Baumgartner senior noch<br />

den Takt an, später übernahm sein Sohn Leopold<br />

Baumgartner junior die Leitung. Sogar eine Kindertanzgruppe<br />

wurde gegründet, die fast 30 kleine<br />

Tänzerinnen und Tänzer zählte. Schlager erinnert<br />

Un-<br />

<strong>sich</strong> an Zeiten, als die Mädchen im Verein gemäß<br />

der alten Regeln des zuständigen Landesverbands<br />

eigentlich gar keinen Schuhplattler tanzen durf-<br />

ten – es aber trotzdem taten: Unter dem Namen<br />

„Krampfaderngeschwader“ sorgten sie für launige<br />

Mitternachtseinlagen.<br />

„Aber wie das halt so ist bei<br />

einem Boom: Das hält ein paar Jährchen, dann geht<br />

das Interesse wieder zurück. Das wiederholte <strong>sich</strong> in<br />

der Vereinsgeschichte immer und immer wieder –<br />

wie das Hin und Her beim Wechselschritt“, ergänzt<br />

das <strong>Leobersdorf</strong>er Original. „Auch heute könnten<br />

der Zustrom und die aktive Tätigkeit im Verein stärker<br />

sein“, gibt Obmann Schlager unumwunden zu.<br />

„Die meisten haben kaum mehr Zeit dazu und ich<br />

glaube, die Jugend erwartet <strong>sich</strong> nur wenig Action<br />

am Tanzparkett.“<br />

JA, DER LEOPOLD BAUMGARTNER<br />

SENIOR HAT UNS DAMALS<br />

DAS VOLKSTANZEN GELERNT.<br />

IHN KONNTE NICHT EINMAL SEIN HOLZ-<br />

FUSS AUS DEM TAKT BRINGEN.<br />

Franz Schlager<br />

VEREINSMEIEREI À LA LEOBERSDORF<br />

Mehr Action und Nervenkitzel glauben die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Jugendlichen vermutlich bei der Feuerwehr<br />

zu bekommen. Auch dort ist Franz Schlager enga-<br />

giert und stets in Einsatzbereitschaft, denn: „Am<br />

Ende geht es doch immer um das Füreinander-da-<br />

Sein in einer Gemeinde. Ich helfe dir und du hilfst<br />

mir. Das ist den <strong>Leobersdorf</strong>ern wichtig“, ist Schlager<br />

überzeugt. „Deshalb werden die Vereine bei uns<br />

groß geschrieben. Hauptsache ist, man engagiert<br />

<strong>sich</strong>.“ So wie Leopold Baumgartner senior zum Beispiel.<br />

Er war 1956 eines der Gründungsmit glieder<br />

des niederösterreichischen Landesverbandes der<br />

Volkskultur, der <strong>sich</strong> auch heute noch um die Erhaltung<br />

<strong>von</strong> Tanz, Musik, Trachten, Brauchtum,<br />

altertümlichen Lebensweisen, Arbeitsweisen und<br />

-geräten kümmert. Und dass <strong>sich</strong> die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

gerne mit ihrer Gemeinde identifizieren und das<br />

auch nach außen hin zeigen, da<strong>von</strong> zeugt die Beliebtheit<br />

der <strong>Leobersdorf</strong>er Tracht, die <strong>von</strong> ihren<br />

Trägern immer wieder neu erfunden wird. In den<br />

letzten zwei Jahren entstanden etwa ein eigener <strong>Leobersdorf</strong>-Janker<br />

für die Herren und eigene Dirndln<br />

für die Damen. ››<br />

61<br />

Markt.Wappen


62<br />

LEBHAFTE, JUNGE TRACHT<br />

Eine <strong>Leobersdorf</strong>er Tracht, im 21. Jahrhundert<br />

neu erfunden? „Ja, darf‘s das denn geben?“, fragt<br />

<strong>sich</strong> wohl so mancher. Denn Dirndln, Lederhosen<br />

und Trachten werden gemeinhin mit<br />

Werten verbunden, wie: althergebrachte Tradition,<br />

regionale Identität und solide Handarbeit.<br />

„Natürlich geht das“, ist Schlagers Antwort.<br />

„Starre ist da fehl am Platz. In unserem Verein,<br />

genau wie überall sonst, geht die Kleidung mit<br />

dem Wandel der Zeit und den Bedürfnissen.“<br />

Schon im Mittelalter gab es eine unglaubliche<br />

Vielfalt an Trachten, die Mode- und Standes-<br />

gesetzen folgten. So geht es auch bei der neuen<br />

Tracht aus 2013 darum, die <strong>Leobersdorf</strong>er in<br />

ihrem Selbstverständnis als moderne, lebhafte<br />

Triestingtaler widerzuspiegeln. Auch wenn der<br />

Grund für die Ablöse der rosafarbenen Tracht<br />

des Trachten- und Heimatvereins <strong>Leobersdorf</strong>-<br />

Kottingbrunn aus den 90er-Jahren ein ganz profaner<br />

war: Der Stoff wurde einfach nicht mehr<br />

hergestellt. Der Trachtenverein hat <strong>sich</strong> rasch<br />

geeinigt, die neuen Dirndln anzuschaffen, ungeachtet<br />

dessen, dass das Design nicht <strong>von</strong> den<br />

eigenen Vereinsmitgliedern entworfen wurde.<br />

„Im Kern steckt das gemeinschaftliche Leben und<br />

das Brauchtum, das weitergegeben und er halten<br />

werden muss. Dazu gehören eben auch neue<br />

Traditionen, wie zum Beispiel der Leobers dorfer<br />

Brückenlauf. Den gibt es nun seit 13 Jahren<br />

und der ist auch schon ein fixer Event am ersten<br />

Mai“, sagt Schlager.<br />

BRAUCHTUM FÜR MORGEN<br />

So wie man im Trachten- und Heimatverein<br />

<strong>Leobersdorf</strong>-Kottingbrunn bei der Kleidung Offenheit<br />

zeigt, so spontan legt man immer wieder<br />

auch eine flotte Tanzeinlage hin, um neue Mitglieder<br />

zu gewinnen. Alteingesessene <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

genauso wie Zug’reiste und Neo-<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

will der Verein künftig anziehen. Deshalb<br />

ist es heute Franz Schlager, der schon mal zu den<br />

Jugendlichen im Ort sagt: „Na wie sieht‘s aus,<br />

hast du Zeit? Ich zeig dir mal einen Schuhplattler-Schlag.“<br />

Oder er schmeißt <strong>sich</strong> in die Lederne<br />

und ins Trachtenhemd, bindet <strong>sich</strong> den Schmies<br />

mit den blau-weißen Schnürln um und wartet<br />

an ungewöhnlichen Orten mit publikumswirksamen<br />

Darbietungen auf. Zum Beispiel im modernen<br />

Café Milano, vis à vis vom Schuhhaus<br />

Zottl, oder in der Disco Bolero. Da schunkeln<br />

heimische wie internationale Gäste im Takt des<br />

Schuhplattlers oder einer Bayrisch-Polka, genannt<br />

„Boarischen“, mit. Vielleicht wird Schlager<br />

bald Organisator <strong>von</strong> traditionellen Flashmobs<br />

im Wechselschritt. Denn fürs Brauchtum tanzt er<br />

auch gern mal aus der Reihe und wartet ge duldig<br />

auf den nächsten Boom. Denn der kommt in<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ganz bestimmt.<br />

Der Verein 1993 in neuer Tracht.<br />

Der Trachten- und<br />

Heimatverein<br />

<strong>Leobersdorf</strong>-Kottingbrunn<br />

Der heutige Trachten- und Heimatverein „d’Triestingtaler“<br />

wurde im Jahre 1919 <strong>von</strong> Alvin Matschin, Peter Scharler<br />

sowie Alois und Frank Wolfsbauer unter dem Namen „Ge-<br />

birgstrachten-, Erhaltungs- und Schuhplattler Ortsgruppe<br />

<strong>Leobersdorf</strong>“ gegründet. In dieser wirtschaftlich und sozial<br />

schwierigen Zeit fand der Verein regen Zulauf und bald<br />

wurde eine einheitliche Bekleidung eingeführt. Diese bestand<br />

bei den Männern aus einer grauen, kurzen Lederhose,<br />

einem weißen Hemd und einem Bünd’l. Die Frauen trugen<br />

ein Dirnd’l mit schwarzem Oberteil, rotem Rock, weißer<br />

Bluse und Schürze und buntem Schultertuch. In den Jahren<br />

1935 bis 1946 wurde jedoch jede Form <strong>von</strong> Gruppierungen,<br />

so auch dieser Verein, verboten. Ab 1947 wurde die Vereinstätigkeit<br />

wieder aufgenommen und es konnten zahl reiche<br />

Tanzpaare – auch aus der jüngeren Bevölkerung – für<br />

den Verein gewonnen werden. Anlässlich des 60-jährigen<br />

Jubiläums hat er den Beschluss für eine neue, einheitliche<br />

Tracht gefasst. Sie wurde händisch <strong>von</strong> den Frauen Baumgartner,<br />

Hütter, Koizar, Parzer und Stikolorum angefertigt.<br />

Auch die Burschen wurden mit neuen Lederhosen eingekleidet.<br />

Am 21. Dezember 1978 bestand der Verein bereits aus<br />

124 Mit gliedern, wo<strong>von</strong> 16 aktiv dem Verein angehörten. 1989<br />

erreichte man dann den historischen Höchststand mit fast<br />

300 Mitgliedern. Heute, im Jahr 2013, unterstützen immer noch<br />

zahlreiche Mitglieder den Verein, während da<strong>von</strong> vier bis<br />

fünf Tanzpaare immer wieder bei Auftritten im Einsatz sind.<br />

Foto: zVg<br />

Markt.Wappen


Dirndl<br />

ohne Tradition?<br />

„Tracht“ kommt vom althochdeutschen<br />

Wort „traht(a)“ beziehungsweise<br />

dem mittelniederdeutschen<br />

„dracht“. Es steht für das, was getragen<br />

wird. Die meisten Volkstrachten sind<br />

bezüglich Farbe, Schnitt, Stoffwahl<br />

und Art des Tragens genau definiert.<br />

„Dirndln“, wie sie heute modern<br />

sind, wurden zwar durch regionale<br />

Trachten geprägt, haben aber ursprünglich<br />

keinen bestimmten re-<br />

gionalen Bezug und waren ein rein<br />

städtisches Modephänomen. Anfangs<br />

noch Dienstbotentracht, waren sie um<br />

1870 in der städtischen Oberschicht<br />

als ländliche Sommerkleider in Mode.<br />

In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg<br />

waren sie die preiswerte Alternative<br />

zu den oft teuren und aufwendig<br />

gearbeiteten historischen trachten, bevor sie später für nationalsozialistisch-ideologische<br />

Zwecke zur<br />

Frauen-<br />

Schaffung einen neuen Frauentypus<br />

instrumentalisiert werden sollten.<br />

Den Kirtagbaum<br />

haben’s umg’schnitten!<br />

Foto: zVg<br />

1. Mai 2013, 5 Uhr Früh. Plötzlich schrillt der Feuerwehr pager<br />

los. Franz Schlager fährt aus dem Bett und sitzt kurz darauf<br />

im Auto, um zum Feuerwehrhaus zu eilen. Auf dem Weg<br />

dahin erreicht ihn ein Anruf <strong>von</strong> Feuer wehrkommandant<br />

Werner Heiden: „Franz, heute haben wir gleich zwei Ein-<br />

sätze! Erstens: Einen technischen wegen einem Autounfall.<br />

Und zweitens: Unseren Kirtagbaum haben’s umgeschnitten<br />

und den Wipfel ge stohlen!“<br />

Damit hatte wohl niemand gerechnet, als der Baum heuer ein<br />

paar Tage früher als normal aufgestellt wurde. „Wir fanden,<br />

dass das Schneiden, Rinden und Dekorieren des Kirtagbaums<br />

zu viel Arbeit dafür ist, dass der Baum dann nur einen<br />

Tag steht. Also stellten wir ihn schon vor dem ersten Mai<br />

beim Volksheim <strong>Leobersdorf</strong> auf. Ein gravierender Fehler,<br />

wie <strong>sich</strong> herausstellte.“ Trotz des Schutzes der „eisernen<br />

Jungfrau“, einer zweieinhalb Meter langen Stahlröhre, die<br />

um den Baum geklappt und mit Klampfen fixiert wird, wurde<br />

dieser auf drei Metern Höhe gekappt.<br />

Der Gipfel wurde später in Gainfarn am Hauptplatz ge<strong>sich</strong>tet.<br />

Was die Gain farner nicht wussten: Dass sie nicht<br />

den Gipfel eines Maibaums erobert, sondern eben einen<br />

Kirtagbaum geköpft hatten. Und der bringt nach den Spielregeln<br />

beim traditionellen Maibaumstehlen Unglück.<br />

63<br />

Markt.Wappen


Die Alltagstracht der <strong>Leobersdorf</strong>erinnen<br />

Die Grundfarbe der <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Alltagstracht ist Grün. Das Oberteil<br />

und der Rock werden aus Baumwoll-<br />

oder Leinenstoffen gefertigt. Für die<br />

Dekoration sorgen Streumuster mit<br />

Tupfen oder Blümchen.<br />

Das Oberteil<br />

Die Grundlage für die Oberteilform ist<br />

die alte Leibbinde, die ein Hauptmerkmal<br />

der Individualität einer Tracht<br />

darstellt. Der sogenannte Brustfleck<br />

ist ziemlich glatt, reicht <strong>von</strong> Seitennaht<br />

zu Seitennaht und wird auf eine glatte<br />

Passe aufgesetzt. Drei auf springende<br />

Einnäher geben dem „Fleck“ die<br />

nötige Weite. Das Leibchen ist vorne<br />

geknöpft – mit eigenen <strong>Leobersdorf</strong>-<br />

oder Perlmuttknöpfen. Der Arm-und<br />

Halsausschnitt des Leibchens werden<br />

mit demselben Stoff passepoiliert,<br />

während der Rücken durch zwei<br />

passepoilierte Bogennähte geteilt<br />

wird.<br />

Alltagstracht<br />

Der Rock<br />

Für den Rock der <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Alltagstracht ist der Stehfaltenzug<br />

charakteristisch. Der Rock kann mit<br />

oder ohne Kittelblech, also der etwa<br />

zehn Zentimeter breiten Bordierung<br />

an der Innenseite am unteren Ende<br />

des Dirndls, ausgeführt sein. Er muss<br />

jedenfalls zirka 20 Zentimeter vor dem<br />

Boden enden.<br />

Die Schürze<br />

Die Schürze ist wiederum aus Baumwolle<br />

oder Leinen und soll harmonisch<br />

das Oberteil ergänzen. Traditionell<br />

besteht sie aus gestreiftem Bettzeug,<br />

das hellgrundig in Blau- Grün- oder<br />

Rottönen gehalten wird. Der Saum ist<br />

etwa drei bis vier Zentimeter kürzer als<br />

der Rock.<br />

Die Bluse<br />

Bei der Bluse kann <strong>sich</strong> die Trägerin<br />

zwischen einem Modell mit Puffärmel<br />

oder für das sogenannte NÖ-Hemderl<br />

in T-Form entscheiden. Es soll <strong>sich</strong> bei<br />

Stoff jedoch um weiße Blusenwebe-<br />

Baumwolle oder auch feines Leinen<br />

handeln.<br />

Bei der Puffärmelbluse wird vorne ein<br />

runder Ausschnitt leicht gezogen und<br />

rolliert, während an der Armkugel<br />

leicht gezogene Puffärmel oder auch<br />

reichlich mit Stehfältchen gezogene<br />

Puffärmel wirken. Auch ein kurzer,<br />

nur an der Armkugel leicht gezogener<br />

Ärmel, ist möglich. Die Bluse kann mit<br />

einfachen roten oder blauen Zierstichen<br />

(zum Beispiel Kreuzstichstickerei,<br />

Bäumchenstich oder Hexenstich)<br />

ausgeziert werden und ein<br />

Monogramm und Lebensbäumchen<br />

enthalten.<br />

Oberteil<br />

64<br />

Markt.Wappen<br />

Ausziermöglichkeiten


Die Festtracht der <strong>Leobersdorf</strong>erinnen<br />

Die Schürze<br />

Die Schürze ist aus Seide oder Halbsei-<br />

de und gestreift. Die Farbe soll harmonisch<br />

abgestimmt sein. Hier dominiert<br />

die Farbe Gold, die auch mit Blau, Grün<br />

oder Rot kombiniert werden kann. Der<br />

Saum ist drei oder vier Zentimeter kürzer<br />

als der Rock.<br />

Das Oberteil<br />

Das Oberteil der <strong>Leobersdorf</strong>er Festtracht<br />

besteht aus Seide oder Halbseide<br />

und ist in <strong>sich</strong> gemustert. Es<br />

ist in gedeckten grünen, roten oder<br />

blauen Farbtönen gehalten und wird<br />

durch Streublümchen dekoriert. Das<br />

Latzleibchen wird vorne mit Häckchen<br />

geschlossen. Die Verschnürung reicht<br />

zirka bis zur halben Höhe des Latzes.<br />

Der Halsausschnitt und der vordere<br />

Latz sind entweder aus demselben<br />

Stoff und mit Blümchen bestickt aus<br />

einem harmonisch abgestimmten, gemusterten<br />

Seidenbrokat. Arm- und<br />

Halsausschnitt werden mit ein und<br />

demselben Stoff passepoiliert.<br />

Sonst dominiert eine einfache Bogennaht<br />

und ein spitzer Ausschnitt am<br />

Rücken.<br />

Der Rock<br />

Der Rock besteht aus Wollbrokat oder<br />

Wollsatin und ist an die Ausführung des<br />

Oberteils angepasst. Auch hier sind die<br />

Farben Grün, Rot und Blau und der<br />

Rock endet etwa drei oder vier Fingerbreit<br />

über dem Knöchel. Es kann zwischen<br />

der Ausführung mit oder ohne<br />

Kittelblech aus Halbseide entschieden<br />

werden, jedoch kann nicht auf einen<br />

Stehfaltenzug verzichtet werden.<br />

Die Bluse<br />

Aus weißer Blusenwebe-Baumwolle<br />

wird die Bluse gefertigt, die im Vorderteil<br />

ein runder leicht gezogener und<br />

rollierter Ausschnitt prägt. An der<br />

Armkugel sitzt ein leicht gezogener<br />

Puffärmel, der über den Ellbogen<br />

reicht oder auch mit reichlicher mit<br />

Stehfältchen ausgeführt ist. Die Bluse<br />

kann mit weißer Stickerei ausgeziert<br />

werden (etwa mit Smok- oder Hohl-<br />

saumstickerei). Zarte Klöppelspitzen<br />

dürfen die Ärmel und Halsausschnitt<br />

zieren.<br />

Ob<br />

O<br />

Oberteil<br />

Festtracht<br />

Fe<br />

F<br />

es<br />

t<br />

Eine neue Tracht für<br />

<strong>Leobersdorf</strong>!<br />

Früher ein alltägliches Kleidungsstück, heute das spezielle<br />

Outfit für besondere Anlässe: Tracht ist wieder en vogue.<br />

Das ist auch auf den <strong>Leobersdorf</strong>er Festen seit einiger Zeit<br />

zu beobachten. Damit man in der Triesting-Gemeinde aber<br />

nicht nur Mode-Dirndln in schrillen Farben mit ungewöhnlichen<br />

Schnitten trägt, wurde Anfang 2013 eine eigene Tracht<br />

für <strong>Leobersdorf</strong> entworfen und ihr Aussehen offiziell vom<br />

Netzwerk Volkskultur NÖ festgeschrieben. „Zwar trug man<br />

im Trachtenverein eine eigene traditionelle Kleidung und<br />

viele <strong>Leobersdorf</strong>er haben für <strong>sich</strong> selbst Gewänder entworfen,<br />

aber keine war bisher eine offizielle <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Tracht“, berichtet Andrea Nöbel, Leiterin des Leovital und<br />

Initiatorin der Bemühungen um ein heimisches Gewand aus<br />

Leib und Rock.<br />

Gemäß den Regeln der niederösterreichischen Tradition,<br />

angelehnt an die regionalen Überlieferungen und mit den<br />

Farben des <strong>Leobersdorf</strong>er Wappens wurden so eine Alltags-<br />

und eine Festtracht entworfen. Präsentiert wurden sie<br />

bei den Festivitäten anlässlich des 700-Jahre-Marktrecht-<br />

Jubiläums. Noch werden die Dirndln einzeln handgefertigt,<br />

wofür die heimischen Näherinnen des Vereins LeoS eigene<br />

Kurse besucht haben. Produzenten werden gesucht!<br />

65<br />

Markt.Wappen


Der <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

trägt seinen Janker!<br />

Nicht nur die <strong>Leobersdorf</strong>er Damen, sondern auch die<br />

Herren kleiden <strong>sich</strong> seit geraumer Zeit im ortsspezifischen<br />

Zwirn. Erst dachten die Mitglieder des „Ersten <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Herrrenclub“ nur an ein gemeinsames Outfit für den<br />

Stammtisch — nun wurde aus dieser Idee der erste „<strong>Leobersdorf</strong>-Janker“<br />

in den Gemeindefarben Blau, Grün und Weiß.<br />

Die ersten Trendsetter führten das identitätsstiftende<br />

Kleidungsstück mit dem Ortswappen auf den Knöpfen reits im Vorjahr aus. Pünktlich zur 700-Jahre-Marktrechtbe-<br />

Feier wird die Jacke nun <strong>von</strong> mehr als 80 stolzen Trägern<br />

offiziell ausgeführt. „Die <strong>Leobersdorf</strong>er sind eng mit ihrem<br />

Ort verbunden und deshalb sehr interessiert, <strong>sich</strong> auch<br />

kleidungstechnisch zu <strong>Leobersdorf</strong> zu bekennen“, berichtet<br />

Herrenclub-Präsident Gerhard „James“ Holzinger.<br />

BRAUCHTUM<br />

Das Wort „Brauch“ kommt vom althochdeutschen<br />

„bruh“ für Nutzen. Es bezeichnet<br />

eine innerhalb einer festen sozialen<br />

Gemeinschaft erwachsene Gewohnheit,<br />

auch Tradition genannt.<br />

Traditionelle Action am Marktfest<br />

Informationsportal, Heiratsmarkt, Jobbörse oder Auszeit vom Alltag. All das würde man<br />

im 21. Jahrhundert ins Treffen führen, um den mittelalterlichen Jahrmarkt zu beschreiben.<br />

So ein mehrtätiger Markt fand in der Regel einmal pro Jahr in der <strong>Leobersdorf</strong>er Gegend<br />

statt und hat <strong>sich</strong> über die Jahre immer mehr zum Volksfest gewandelt. Neben dem Erwerb<br />

<strong>von</strong> nicht alltäglichen Gütern, besuchte man den Jahrmarkt auch, um <strong>sich</strong> zu amüsieren.<br />

66<br />

Damals wie heute war das Einkaufen mehr als der Austausch <strong>von</strong> Waren gegen Geld. Zum<br />

Markttreiben gehörten Show und Action schon immer dazu: Es reisten nicht nur Händler<br />

aus fernen Gebieten sondern auch Schausteller des fahrenden Volks an. Der Jahrmarkt bot<br />

so auch eine Gelegenheit, das Tanzbein zu schwingen. Die bunten Röcke der Damen drehten<br />

<strong>sich</strong> bei Reigen-, Paar- und Springtänzen im Rhythmus zünftiger Volksmusik. Brauchtümliche<br />

Tänze und traditionelle Musik sind seit Jahrhunderten fixer Bestandteil solcher gemeinschaftlicher<br />

Ereignisse. Erst sie verleihen ihnen Festcharakter.<br />

Markt.Wappen


Landeshauptmann<br />

Dr. Erwin Pröll:<br />

<strong>Leobersdorf</strong> war immer<br />

imstande, Menschen<br />

Heimat zu geben.<br />

Foto: zVg<br />

Warum und wie gelingt es <strong>Leobersdorf</strong> – aus Ihrer<br />

Sicht – immer wieder „<strong>von</strong> <strong>sich</strong> Reden zu machen“?<br />

Mittlerweile gibt es in <strong>Leobersdorf</strong> viele beliebte<br />

sportliche Events und Freizeitangebote, die Gäste<br />

aus Nah und Fern anziehen und die auch für die<br />

örtliche Gastronomie und Tourismuswirtschaft <strong>von</strong><br />

besonderer Bedeutung sind. Beste Beispiele dafür<br />

sind der <strong>Leobersdorf</strong>er Brückenlauf, das Tennis-<br />

Schnuppern vom Tennisclub ATUS, das Jugend-<br />

Bahnengolfturnier, die Rutschspeed-Meisterschaft,<br />

der Nordic-Walking-Treff oder das Erlebnis-Freibad.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> genießt aber nicht nur als beliebte<br />

Sport- und Freizeitgemeinde einen ausgezeichneten<br />

Ruf, sondern verfügt auch über einen besonders<br />

guten Boden für Kunst und Kultur. Das zeigt <strong>sich</strong><br />

auch am Lichtmuseum LEUM, am <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Sommerzaubern, an der Malakademie und im Kasperl-Theater<br />

in der Passage. Dadurch wird <strong>Leobersdorf</strong><br />

zu einem Ausflugsziel und zu einem attraktiven<br />

Wohnort für Sportbegeisterte, Kulturgenießer und<br />

für jene, die erlesene und bodenständige Gastronomie<br />

zu schätzen wissen. In <strong>Leobersdorf</strong> finden aber<br />

nicht nur die verschiedensten Aktivitäten statt, sondern<br />

im Rahmen der Veranstaltungen wird auch das<br />

Gesellschaftsleben gefördert und gelebt.<br />

Heute steht der Wirtschaftsstandort <strong>Leobersdorf</strong> in<br />

einem Wettbewerb zu großen urbanen Zentren in<br />

der Nachbarschaft. Welche Chance sehen Sie für die<br />

Zukunft?<br />

Heute stehen wir, in einem gewandelten europäischen<br />

Umfeld, vor der Herausforderung, die Attraktivität<br />

des Wirtschaftsstandortes zu steigern<br />

und unsere Heimat als Zukunftsregion im Herzen<br />

des Kontinents zu positionieren. Die Basis dafür<br />

wird auch in unseren Kommunen gelegt, ganz besonders<br />

auch in der Marktgemeinde <strong>Leobersdorf</strong>.<br />

Die Gemeinden als wichtige Investoren für die regionale<br />

Wirtschaft sind eine Grundlage des Erfolges<br />

und tragen wesentlich dazu bei, dass Niederösterreich<br />

heute ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum<br />

mit einem historischen Höchststand an<br />

Beschäftigten ausweist.<br />

Besonders die Region um Wien und das Industrieviertel<br />

haben in den letzten Jahren einen enormen<br />

Aufschwung genommen. Die Kommunalpolitik und<br />

die Landespolitik waren dabei besonders gefordert,<br />

dafür die Voraussetzungen, die Rahmenbedingungen<br />

und die Infrastruktur bereit zu stellen. Erinnern<br />

möchte ich in diesem Zusammenhang an die neue<br />

Veranstaltungshalle, den Umbau des Rathausplatzes,<br />

das Seniorenwohnheim „Leovital“, die großen<br />

Leistungen im Straßenbau, die Erweiterung des<br />

Kindergartens und die neue Park & Drive-Anlage.<br />

Das Land Niederösterreich war immer bereit, bei<br />

den verschiedensten Vorhaben als Partner mitzuwirken.<br />

Und selbstverständlich, das verspreche ich<br />

Ihnen als Landeshauptmann, werden wir <strong>Leobersdorf</strong><br />

auch in Zukunft nach besten Kräften unterstützen.<br />

Das Ge<strong>sich</strong>t <strong>Leobersdorf</strong>s hat <strong>sich</strong> in den letzten<br />

Jahren immer wieder verändert. Wie ist es gelungen,<br />

den Charakter und die Identität des Ortes dennoch<br />

zu erhalten?<br />

<strong>Leobersdorf</strong> spannt den Bogen vom Mittelalter bis<br />

ins 21. Jahrhundert und steht damit symbolisch für<br />

die Verknüpfung zwischen Vergangenem und Zukünftigem.<br />

Dabei zeigt <strong>sich</strong> immer wieder, in wel-<br />

cher Vielfalt <strong>sich</strong> <strong>Leobersdorf</strong> baulich entwickelt<br />

und wie sehr baukulturelle Werte in <strong>Leobersdorf</strong><br />

hochgehalten werden. Aber auch Umbauten, die<br />

eine bedachtsame Einfügung in Bestehendes darstellen,<br />

sind Beispiele einer selbstbewussten, zeitgenössischen<br />

Architektur.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> ist heute ein Ort mit hoher Lebensqualität.<br />

Diese Marktgemeinde hat Tradition und Geschichte,<br />

aber auch Gegenwart und Zukunft und ist<br />

als eine überschaubare kommunale Einheit immer<br />

imstande gewesen, den Menschen „Heimat“ zu geben.<br />

Möglich wurde dies durch eine zukunftsorientierte<br />

Politik, vor allem aber durch das Engagement,<br />

den Fleiß und die Tüchtigkeit der<br />

Bevölkerung. Dabei sind die vielen<br />

Freiwilligen ein unverzichtbarer<br />

Faktor, der aus unserer Gesellschaft<br />

und aus unseren Vereinen einfach<br />

nicht mehr wegzudenken ist, und<br />

denen wir heuer, anlässlich dieses<br />

außergewöhnlichen Jubiläums, ein<br />

besonderes Danke sagen wollen.<br />

67<br />

Kapitelname


Ein Wappen für den Markt<br />

In Blau auf grünem Grund eine silberne Kirche mit einem<br />

nach rechts versetzten Turm.<br />

Turm und Kirche tragen ein rotes Dach, wobei der Turm zwei<br />

übereinandergestellte Zinnenreihen zeigt.<br />

Auf dem Kirchendach sitzt ein linksgewendeter silberner<br />

Hahn, während über der Kirche vier silberne Lerchen nach<br />

rechts fliegen.<br />

So beschrieb die NÖ-Landesregierung auf der <strong>sich</strong> im Rat-<br />

haus befindlichen Pergament-Urkunde vom 22. Juli 1959<br />

offiziell das Marktwappen. Dabei wird ein Wappen in<br />

seiner Beschreibung immer <strong>von</strong> innen heraus betrachtet.<br />

Schon sehr lange dürfte die Kirche auf dem Wappen domi-<br />

nieren: Brief-Verschlussmarken aus 1819 zeigen bereits ein<br />

Wappen, das dem heutigen sehr stark ähnelt.<br />

Blau-Weiß-Grün …<br />

… sind die Farben des <strong>Leobersdorf</strong>er Marktwappens. Diese<br />

tragen auch einige Länder auf der ganzen Welt in ihren<br />

Flaggen:<br />

Baschkortostan<br />

Usbekistan<br />

68<br />

Sierra Leone<br />

Dschibuti<br />

Markt.Wappen<br />

Lesotho


70<br />

Markt.Wappen


35.000<br />

Blumen<br />

werden jährlich zur<br />

Ortsgestaltung<br />

gepflanzt<br />

6.180<br />

Bücher<br />

beheimatet die<br />

Gemeindebibliothek<br />

<strong>Leobersdorf</strong> im sprachlichen Wandel<br />

Liubetsendorf – so lautete 1165 / 1174 die erste Nennung <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> in den Bayrischen<br />

Traditionsbüchern.<br />

Ljubac – <strong>von</strong> diesem altslawischen Personennamen wollen Slawisten den Namen ableiten.<br />

Möglicherweise kommt der Name aber auch aus dem Keltischen.<br />

Lewer oder Loben<br />

– diese keltischen Worte stehen für Grenz- oder Grabhügel. Solche Hügel<br />

waren noch um 1050 für die ersten bayrischen Kolonisten im Gemeindegebiet <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong><br />

<strong>sich</strong>tbar.<br />

Lewbesdorf<br />

– dies war nach mehreren anderen Schreib weisen um 1311 der Ortsname.<br />

Leubesdorf – um das Jahr 1350 nannte man die Triesting gemeinde so.<br />

<strong>Leobersdorf</strong> – um 1588 spricht man erstmals <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong>, wie es auch heute noch gilt.<br />

55<br />

aktive Senioren<br />

wohnen im Leovital<br />

12<br />

Mal im Jahr<br />

gibt es einen<br />

Dirndlstammtisch<br />

in <strong>Leobersdorf</strong><br />

4<br />

Liubetsendorf<br />

Personen arbeiten<br />

im Leovital<br />

1<br />

Gemeinde weltweit<br />

trägt den Namen<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

71<br />

LEOBERSDORF<br />

Markt.Wappen


<strong>Leobersdorf</strong>erinnen malen wieder blau<br />

Was mancherorts in <strong>Leobersdorf</strong><br />

schon in Vergessenheit geraten ist,<br />

ist in internationalen Kunstsammlerkreisen<br />

nach wie vor Thema: die blau<br />

bemalten <strong>Leobersdorf</strong>er Birnkrüge. Im<br />

18. Jahrhundert siedelten <strong>sich</strong> im Steinfeld<br />

rund um <strong>Leobersdorf</strong> 35 Hafner<br />

an, die bäuerliche Gebrauchskeramik<br />

herstellten. Das Gebiet war weit über<br />

die Grenzen hinaus für sein Tonvorkommen<br />

und seine hervorragende<br />

Tonqualität bekannt. Die Krügler und<br />

Weißgeschirrmacher waren in samt neun Werkstätten in <strong>Leobersdorf</strong><br />

tätig, wie nachgewiesen werden<br />

konnte. Neben den blau bemalten<br />

Birn krügen produzierte man auch<br />

Teller, Deckeldosen und insge-<br />

Walzenkrüge.<br />

Geheimnisvolles Rot auf alten<br />

Birnkrügen<br />

Aber typisch für <strong>Leobersdorf</strong> war ursprünglich<br />

nicht die Blau-, sondern die<br />

Rotmalerei. Die Zusammensetzung der<br />

roten Farbe konnte bisher nicht restlos<br />

rekonstruiert werden. Man ver mutet<br />

aber, dass für die Herstellung des<br />

Farbstoffes Gold verwendet wurde<br />

und die Rotmalerei aus Kostengründen<br />

<strong>von</strong> der Blaumalerei verdrängt wurde.<br />

Für den gut florierenden Markt waren<br />

damals nicht die Einzelkunden aus den<br />

umliegenden Ortschaften verantwortlich,<br />

sondern Geschirrhändler aus<br />

Wien. Sie wurden mit Fuhrwerken aus<br />

<strong>Leobersdorf</strong> beliefert und die Keramik<br />

fand in der Stadt viele Abnehmer.<br />

Die Wiener Händler hatten wiederum<br />

Handelspartner in Ungarn und Siebenbürgen,<br />

wo die <strong>Leobersdorf</strong>er Produkte<br />

sehr geschätzt wurden.<br />

Probestück überzeugt auswärts<br />

<strong>Leobersdorf</strong>s bekanntester Weißgeschirrmacher<br />

war Johann Michael<br />

Moser. Im Jahre 1736 wanderte er nach<br />

Salzburg aus, um eine Werkstätte zu<br />

gründen, stieß aber bei den dort ansässigen<br />

Hafnern und Zinngießern<br />

auf enormen Widerstand. Zunächst<br />

musste er Gesuch um Errichtung eines<br />

„Brennöfels samt Werkstätte“ beim<br />

Erzbischof Leopold Anton Freiherr<br />

<strong>von</strong> Firmian auf der hochfürstlichen<br />

Riedenburg einbringen. Dann wurde<br />

auch noch die Fertigung eines „Probestückes“,<br />

des Fayence-Ofenmodells,<br />

gewünscht. Dieses überzeugte letzt-<br />

lich und so durfte er seinem Handwerk<br />

nachgehen. Im Laufe der Jahre baute<br />

Moser seine kleine Werkstatt zu einer<br />

berühmten Weißgeschirrmanufaktur<br />

aus.<br />

Alte Tradition <strong>von</strong> LeoS revitalisiert<br />

Die alten <strong>Leobersdorf</strong>er Krüge erzielen<br />

heute auf dem Kunstmarkt<br />

Preise in der Höhe <strong>von</strong> mehreren<br />

tausend Euro und sind in vielen<br />

europäischen Museen, wie zum Beispiel<br />

im Stockholmer Museum, ausgestellt.<br />

Grund genug für einige Damen<br />

aus der Triesting-Gemeinde, die ent-<br />

schlafene Kultur wieder zum Leben<br />

zu erwecken: „Besonders in der Heimat<br />

sollte eine so wertvolle Tradition<br />

geschätzt und hochgehalten werden.<br />

Deshalb ließen wir uns unter professioneller<br />

Anleitung monatelang in<br />

der Technik der Blaumalerei schulen“,<br />

berichtet Irmgard Greimel, eine der<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Krügelmacherinnen<br />

vom Verein LeoS – Leovitale Seniorenfreunde.<br />

Ihre Neuinterpretationen der<br />

alten Tradition wurden bereits im Rahmen<br />

einer Ausstellung im Haus Leo vital<br />

präsentiert.<br />

LEOBERSDORFER<br />

GASTGESCHENK!<br />

Schon Fürst Esterházy schätzte<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Produkte:<br />

Er schenkte Zar Peter dem Ersten <strong>von</strong><br />

Russland bei seinem Besuch in<br />

Schloss Kittsee 1698 einen <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Krug als Gastgeschenk.<br />

72<br />

V.l.: Susanne Stangl,<br />

Lotte Greiner, Irmgard Greimel<br />

und Sylvia Madl<br />

Fotos: zVg<br />

Markt.Wappen


4.905<br />

Mitglieder zählen alle<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Vereine zusammen –<br />

das sind mehr<br />

als <strong>Leobersdorf</strong><br />

Einwohner hat<br />

<strong>Leobersdorf</strong> kauft Hirtenberg!<br />

2.489<br />

Gleich nach der Hainfelder<br />

Straße endet in Richtung<br />

Kottingbrunn das Leobers-<br />

dorfer Gemeindegebiet. Im<br />

Osten beginnt Schönau an<br />

der Triesting unmittelbar<br />

hinter dem Generationenpark.<br />

Und während im Süden<br />

die Wiener Neustädter<br />

Straße nach Matzendorf hinaus<br />

führt, grenzt <strong>Leobersdorf</strong><br />

im Westen an Enzesfelder<br />

Land. Aber das war<br />

nicht immer so …<br />

Gemeinde errichtet. Das<br />

lag vermutlich daran, dass<br />

Hirtenberg mit <strong>Leobersdorf</strong><br />

räumlich nicht verwachsen<br />

und damals auch schwer<br />

zu erreichen war. 1931 erfolgte<br />

aber eine <strong>von</strong> beiden<br />

Seite gewünschte Grenz-<br />

änderung: Im Rahmen eines<br />

Grundstücksaustausches<br />

<strong>von</strong> mehr als 11.000 ratmetern wurde teilweise<br />

bebautes Grünland gegen<br />

Industriegründe getauscht<br />

Quad-<br />

und die Gemeindegrenze<br />

<strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> begradigt.<br />

Es war einmal Pölla<br />

Bis etwa 1600 gab es auf <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Gemeindegebiet<br />

ein Dorf, das heute <strong>von</strong><br />

der Landkarte verschwunden<br />

ist: „Pölla“. Siedlungsreste<br />

aus der Bronzezeit<br />

weisen auf den Ort hin, der<br />

damals <strong>von</strong> seinen Einwohnern<br />

verlassen wurde. Er<br />

befand <strong>sich</strong> vermutlich in<br />

der Umgebung des Pöllakreuzes<br />

an der Matzendorfer<br />

Straße oder beim Heilsamen<br />

Brunnen.<br />

Als die Enzesfelder einmal<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er waren<br />

Im 16. Jahrhundert, unter der<br />

freigiebigen Witwe Susanne<br />

Freiin <strong>von</strong> Tobar, begann<br />

schrittweise die Eingemeindung<br />

des halben Hirtenberg.<br />

Die Gemeinde erwarb 1568<br />

<strong>von</strong> der Herrschaft Enzesfeld<br />

die Nutzungsrechte der<br />

Gebiete, da <strong>Leobersdorf</strong><br />

Weideland brauchte, das es<br />

in Hirtenberg zur Genüge<br />

gab. Um 1870 wird Hirtenberg<br />

jedoch wieder vom<br />

Markt <strong>Leobersdorf</strong> losgelöst<br />

und als selbstständige<br />

Siebenhaus: ein bisschen<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

Immer wieder hat man in<br />

der Geschichte <strong>Leobersdorf</strong>s<br />

die Eingemeindung<br />

<strong>von</strong> Siebenhaus themati-<br />

siert, angeregt diskutiert<br />

und zu realisieren versucht.<br />

Schließlich ist Siebenhaus<br />

Teil <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong>, aber<br />

vom Ortskern der Gemeinde<br />

Schönau, der es eigentlich<br />

zugehört, einige Kilometer<br />

entfernt. 1908 und 1921 etwa<br />

wurde die Eingemeindung<br />

offiziell bei der Niederösterreichischen<br />

Landes-<br />

regierung beantragt ¬– samt<br />

Dornau und Wagram.<br />

Pläne <strong>von</strong> 1922, <strong>Leobersdorf</strong>,<br />

Kottingbrunn und<br />

Schönau zu einer Großgemeinde<br />

zu verbinden,<br />

scheiterten. Der letzte Einsatz<br />

der Siebenhauser für<br />

die Eingemeindung war im<br />

Jahr 2000 zu verzeichnen<br />

und blieb ebenfalls ohne<br />

Erfolg.<br />

Vereinsmitglieder<br />

leben in <strong>Leobersdorf</strong><br />

1.862<br />

sind aktive Mitglieder<br />

43<br />

Vereine gibt es<br />

3<br />

Ortsteile gibt es:<br />

<strong>Leobersdorf</strong>,<br />

Wittmannsdorf und<br />

Ared-Park<br />

8<br />

Orte grenzen<br />

an <strong>Leobersdorf</strong>:<br />

Enzesfeld-Lindabrunn<br />

Hirtenberg<br />

Berndorf<br />

Bad Vöslau<br />

Kottingbrunn<br />

Schönau a. d. Tr.<br />

Matzendorf<br />

Sollenau<br />

73<br />

Markt.Wappen


74 Im Gespräch:<br />

Dipl.-Ing. Dr. Ernst Huttar, Geschäftsführer der<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Maschinenfabrik<br />

Welt.Markt


Welt.Markt<br />

Von <strong>Leobersdorf</strong><br />

in alle Welt & aus aller Welt<br />

nach <strong>Leobersdorf</strong><br />

LMF – <strong>Leobersdorf</strong>s<br />

Exportartikel Nr. 1<br />

Natürlich. Es gibt den <strong>Leobersdorf</strong>er Wein. Der kommt viel herum. Sogar auf den<br />

Weinkarten westösterreichischer Hotels <strong>macht</strong> er eine gute Figur. Weltgeltung<br />

blieb jedoch anderen Erzeugnissen aus der Triestinggemeinde vorbehalten.<br />

Kompressoren samt hochkomplexem Zubehör aus der <strong>Leobersdorf</strong>er Maschinenfabrik<br />

(LMF) sind <strong>Leobersdorf</strong>s Exportartikel Nr. 1 – sie stehen am Einkaufszettel<br />

der weltgrößten Erdgas- und Erdölgesellschaften. ››<br />

75<br />

Welt.Markt


VON DER ENTWICKLUNG BIS ZUR<br />

PRODUKTION:<br />

ES GIBT NUR MEHR WENIGE BETRIEBE<br />

IN NIEDERÖSTERREICH,<br />

WO DAS MIT DIESEM GLOBALEN<br />

EINSATZGEBIET MÖGLICH IST.<br />

Ernst Huttar<br />

76<br />

Ihre weltweit führende Position hält die LMF<br />

im Kompressor-Anlagenbau für Raffinerien,<br />

Chemie- und Petrochemie-Anlagen. Zusätzlich<br />

werden mobile Anlagen für LKW und Standardkompressoren<br />

erzeugt. Das zehn Hektar große,<br />

traditionsreiche Industriegelände liegt im östlichsten<br />

Teil <strong>Leobersdorf</strong>s und erstreckt <strong>sich</strong> sogar<br />

über die Grenzen der Marktgemeinde hinaus.<br />

Josef Berger, der Gründer der seinerzeitigen<br />

Eisengießerei am Standort hatte seine Wahl mit<br />

großem Weitblick getroffen. Das Fundament<br />

der ersten Halle entstand vor über 160 Jahren<br />

nahe der Wasserstraße Wr. Neustädter Kanal und<br />

direkt an den Geleisen der heutigen Südbahn<br />

(damals Wien-Gloggnitzer Bahn). Auch heute<br />

finden noch 400 Menschen an diesem Hauptstandort<br />

der LMF Beschäftigung. ››<br />

DIPL.-ING.<br />

DR. ERNST HUTTAR<br />

Der studierte Maschinenbauer wurde am<br />

2. Dezember 1953 im niederösterreichischen Klosterneuburg<br />

geboren. Seit 1991 ist er in der LMF tätig,<br />

da die Möglichkeiten der Entwicklung, des Baus und des<br />

weltweiten Verkaufs der Kompressoren eine spannende<br />

Herausforderung für ihn darstellten. Nachdem er als Leiter<br />

der Entwicklung, Konstruktion und Produktion eingetreten<br />

war, wurde er 1994 in den Vorstand<br />

berufen und ist seit der Umwandlung der LMF<br />

<strong>von</strong> der AG zur GmbH & Co.KG im Jahr 2007<br />

Geschäftsführer. Täglich pendelt er <strong>von</strong> seinem<br />

Wohnsitz in Klosterneuburg in die Triestinggemeinde.<br />

Welt.Markt


Die Lage der industriellen Entwicklung und Produktion<br />

an der Kreuzung alter Handelswege sowie am<br />

Knotenpunkt moderner Verkehrsströme ist noch<br />

heute <strong>von</strong> großer Bedeutung für die LMF. Bei der<br />

Auslieferung der komplexen Raffinerie-Teile aus<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Fertigung werden die High-Tech-<br />

Produkte gleich an Ort und Stelle in hochseetaugliche,<br />

salzwasserresistente Holzkisten verpackt. Das<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er Werksgelände verlassen ausschließ-<br />

lich LKW-Ladungen, die nicht breiter als 3,5 und<br />

nicht höher als vier Meter sind. Das garantiert, dass<br />

die Meeres häfen in Rotterdam, Antwerpen oder<br />

Hamburg – ohne Sondertransporte im Autobahnverkehr<br />

– durch Tunnels und unter Brücken angesteuert<br />

werden können.<br />

98 PROZENT EXPORT:<br />

DURCH DIE LMF KENNT DIE WELT LEOBERSDORF<br />

In Richtung Osten verlassen die LMF-Anlagen<br />

nach wie vor auf der Eisenbahn das Werk. Insgesamt<br />

98 Prozent der Produktion sind für den Export<br />

bestimmt. Die internationale Betriebsamkeit<br />

am Werkseingang an der Südbahnstraße gleicht<br />

einem Luftfahrtdrehkreuz im Miniatur-Maßstab. Im<br />

Schnitt begrüßt LMF-Chef Ernst Huttar wöchentlich<br />

zwei internationale Delegationen <strong>von</strong> Exxon<br />

Mobil, Shell, Statoil, Total, dem größten LMF-<br />

Kunden Gazprom bis hin zu Österreichs Big Player<br />

OMV in <strong>Leobersdorf</strong>. Die Namen der Kundschaft<br />

lesen <strong>sich</strong> wie das „Who is Who“ der globalen Ölund<br />

Gasindustrie.<br />

Bei ihren Besuchen in <strong>Leobersdorf</strong> gilt ihr Interesse<br />

der <strong>von</strong> ihnen in Auftrag gegebenen, maßgefertigten<br />

Großanlage. Unter den prüfenden Augen der Kundschaft<br />

wird die Maschine technisch abgenommen.<br />

Manchmal werden zusätzlich noch neutrale Experten<br />

des TÜV zur Prüfung zugezogen. Huttar:<br />

„Das ist für unsere Leute jedes Mal ein spannender,<br />

aber auch sehr schöner Moment. Es handelt <strong>sich</strong><br />

dabei ja nicht um ein Modell, sondern um eine voll<br />

einsatzfähige Anlage. Bei der Abnahme tut sie zum<br />

ersten Mal das, wofür sie gebaut wurde. Der Vergleich<br />

mit einer Geburt ist gar nicht so falsch.“<br />

Auf eine geglückte Geburt darf dann freilich auch<br />

angestoßen werden. Dabei kann <strong>sich</strong> <strong>Leobersdorf</strong><br />

<strong>von</strong> seiner gastfreundlichen Seite zeigen und die<br />

Gäste erfahren am eigenen Leib, was <strong>sich</strong> hinter<br />

dem „L“ <strong>von</strong> LMF verbirgt. „Ein Besuch in der Vinothek<br />

samt Verkostung des Terminator-Cuvees vom<br />

Weingut Fischer wird selten ausgelassen“, erzählt<br />

LMF-Chef Huttar. Vor allem bei den französischen<br />

LMF-Kunden kommt die Lebenskultur im Ort gut<br />

an und erlaubt es, nicht nur positive Eindrücke sondern<br />

auch genussfreundliche Produkte in die Heimat<br />

mitzunehmen.<br />

GLOBALES ARBEITEN FÜR DIE LMF:<br />

DIE 100-TAGE-MÄNNER<br />

Nach erfolgreicher Anlagen-Abnahme kommt das<br />

LMF-Drehkreuz wieder frisch in Schwung. Diesmal<br />

weist der Weg jedoch in die umgekehrte Richtung,<br />

nämlich in die Exportnationen. Dorthin machen<br />

<strong>sich</strong> die etwa 20 LMF-Monteure auf den Weg, um<br />

den Namen „<strong>Leobersdorf</strong>“ höchstpersönlich in<br />

alle Welt hinaus zu tragen. Ihre Mission ist der ex-<br />

akte Zusammenbau der hochkomplexen Anlage<br />

beim Kunden, die für den Transport an ihren Bestimmungsort<br />

in viele Puzzlesteine zerlegt werden<br />

musste. „Weil dieses Puzzle hochkomplex ist,<br />

können wir das nur mit den bestausgebildeten<br />

Technikern aus unserem Haus machen.“ Sie leben<br />

im Schnitt mehr als 100 Tage fern der Heimat, aus<br />

dem Koffer – wie Tennis- oder Golfprofis.<br />

Die Internationalität und das Projektgeschäft stellen<br />

die LMF-Teams immer wieder vor spannende<br />

Aufgaben und verleihen den Arbeitsplätzen in<br />

<strong>Leobersdorf</strong> besondere Strahlkraft. „Wir entwickeln<br />

und produzieren für die Energiewirtschaft. Das<br />

interessante Produkt und die relativ große Fertigungstiefe<br />

– also die Vollständigkeit, mit der<br />

wir unsere Entwicklungen realisieren – machen<br />

uns für Uni-, FH- und HTL-Absolventen gleichermaßen<br />

attraktiv. Es gibt nur mehr wenige Betriebe<br />

in Nieder österreich, wo das mit diesem globalen<br />

Einsatzgebiet möglich ist“, sagt Ernst Huttar und<br />

tippt lächelnd auf ein Erinnerungsstück an die<br />

jüngste internationale Tagung, an der er teilgenommen<br />

hatte – ein Schild, das seinen Namen samt<br />

Funktions bezeichnung in kyrillischer Schrift anzeigt.<br />

„Bei der LMF geht das.“<br />

77<br />

Welt.Markt


Mit kontrolliertem Druck<br />

zum Erfolg –<br />

die LMF-Produkte<br />

Wie schon zu Rudolf Diesels Zeiten werden in <strong>Leobersdorf</strong><br />

auch heute hochkomplexe Maschinen entwickelt, konstruiert,<br />

montiert und bis zum Probe lauf gebracht. Vor knapp<br />

120 Jahren (1896 / 97) hatte Rudolf Diesel mehrfach persönlich<br />

in der Triestinggemeinde geweilt, um die Entwicklung<br />

des nach ihm benannten Motors voranzutreiben. Während<br />

zur Zeit des wohl bedeutendsten Konstrukteurs, der jemals<br />

in der LMF wirkte, Turbinen und Motoren das Hauptgeschäft<br />

prägten, machen heute Kompressoren die kompetenz der LMF aus.<br />

Im Vergleich zur Turbine, die eine Maschine zur Erzeugung<br />

<strong>von</strong> elektrischer Energie aus Wasserkraft ist, arbeitet der<br />

Kompressor nach dem umgekehrten Prinzip. Der Kompressor<br />

wandelt Energie in Druck um, mit dem zum Beispiel Gase<br />

verdichtet, also auf verkleinerten Raum gepackt werden.<br />

Zum Einsatz kommen die LMF-Kompressoren beim Auf-<br />

Spezial-<br />

spüren neuer Erdgas- oder Erdölquellen im Meer oder<br />

zur transportfreundlichen „Verpackung“ <strong>von</strong> Erdgas. Erdgasbetriebene<br />

Fahrzeuge können beispielsweise nur dann<br />

ausreichend Treibstoff mitführen, wenn die erforderliche<br />

Gasmenge unter einem Druck <strong>von</strong> 250 Bar steht.<br />

Die in <strong>Leobersdorf</strong> hergestellten Kompressor-Anlagen<br />

haben unterschiedliche Dimensionen. Sie reichen vom sogenannten<br />

CNG-Tankstellen-Verdichter im Wert <strong>von</strong> rund<br />

250.000 Euro bis zur Großanlage für Raffinerien mit einer<br />

Antriebsleistung <strong>von</strong> 2.000 Kilowatt im Wert <strong>von</strong> bis zu<br />

15 Millionen Euro.<br />

Große Erfolge feierte die LMF zuletzt mit dem Spezial produkt<br />

für Offshore-Seismik. Diese Entwicklung er leichtert die<br />

Auffindung <strong>von</strong> neuen Erdöl- und Erdgasquellen im Ozean.<br />

Dabei werden sogenannte Airguns verwendet: Das sind<br />

kleine Behälter, die einige Liter Luft beinhalten und die unter<br />

einem Druck <strong>von</strong> 140 bis 210 Bar stehen. Unter Wasser öffnen<br />

<strong>sich</strong> synchron die Ventile der Airgun und die ausströmende<br />

Luft erzeugt einen Knall, der auf den Meeresboden trifft.<br />

Aus dem Muster der reflektierenden Schallwellen können<br />

Geologen auf die Gesteinsschichten am Meeresboden<br />

schließen und eine sehr treff<strong>sich</strong>ere Prognose über mögliche<br />

Rohstoffvorkommen erstellen.<br />

Geschichtl’n<br />

aus dem Gebäu<br />

Nur einige Jahre nachdem Josef Berger 1850 das Fundament<br />

der heutigen <strong>Leobersdorf</strong>er Maschinen-<br />

fabrik mit einer Eisen gießerei gelegt hat, zeigte <strong>sich</strong><br />

in <strong>Leobersdorf</strong> bereits ein Bedarf an Wohnraum<br />

für die Mitarbeiter. So entstand 1858 gegenüber der<br />

Fabrik ein Beamtenwohnhaus, das 1888 durch zwei<br />

Arbeiterhäuser sowie ab 1894 schrittweise durch<br />

fünf weitere Wohnhäuser ergänzt wurde. Bald waren<br />

die Zweckhäuser unter dem Namen „Gebäu“ oder<br />

„Gebäi“ unter den Leobers dorfern bekannt.<br />

Für mehr als 1.000 Menschen, die in der Regel alle einen<br />

Arbeitsplatz in der LMF hatten, boten die Häuser in der<br />

Südbahnstraße und der Arbeitergasse Platz. Wie <strong>sich</strong><br />

die Wohnsituation dort gestaltete und wie die bedingungen aussahen, er zählten unlängst viele dieser<br />

früheren Bewohner dem ehemaligen <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Hauptschuldirektor Gerhard Vorauer. Er hat die Be-<br />

Lebensrichte<br />

der sogenannten „Gebäiler“ in seinem 62 Seiten<br />

umfassenden Buch „G‘schichtl’n aus dem ‚Gebäu‘ “ gesammelt.<br />

Die kurzen Anekdoten, geschmückt mit alten<br />

Fotos und Zeichnungen, illustrieren <strong>Leobersdorf</strong>er Geschichte<br />

und geben Einblick in eine längst ver gangene<br />

Zeit, in der die Wohnverhältnisse mitunter prekär waren.<br />

GEBÄU<br />

Unter „Gebäu“ oder „Gebäi“ versteht man<br />

die Arbeiterwohnungen in der <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Südbahnstraße und Arbeitergasse.<br />

Die ursprüngliche Bezeichnung für die<br />

Arbeiterhäuser war „Kolonie“. „Gebäu“ und<br />

„Gebäi“ haben <strong>sich</strong> erst nach und nach<br />

durchgesetzt.<br />

„Gebäi“ leitet <strong>sich</strong> <strong>von</strong> „Gebäude“ ab.<br />

78<br />

Welt.Markt


Foto: Stockmann / Bezirksblätter<br />

4 FRAGEN AN AUTOR GERHARD VORAUER<br />

Herr Vorauer, was hat Sie dazu bewogen, <strong>sich</strong> so genau mit dem Gebäu zu be-<br />

schäftigen?<br />

Das hat in den 1950er-Jahren begonnen: Viele meiner Jugend freunde sind im<br />

Gebäu aufgewachsen, deshalb war ihre Lebenssituation dort immer wieder<br />

Gesprächsthema. So habe ich deren Sorgen und Freuden sehr nahe bekommen und bin schnell zu der Überzeugung gelangt, dass ihre Geschichten<br />

niedergeschrieben werden mussten. Dann entstand eine kleine Broschüre über<br />

das Gebäu, die viel Anklang fand. Meine Freunde – genauso wie viele meiner<br />

ehemaligen Schüler – haben mich dann immer wieder ermuntert, weiter nachzuforschen.<br />

Bald hieß es: „Machen wir ein Buch daraus.“ Daneben habe ich ja<br />

mit-<br />

auch für die Chronik der LMF umfassende Recherchen angestellt.<br />

Woher haben Sie Ihre Informationen?<br />

Ich habe das Gespräch mit so vielen Menschen wie möglich gesucht und sie befragt.<br />

Das begann während meiner Tätigkeit als Hauptschuldirektor, wo ich viele<br />

Schüler und Eltern motivieren konnte, gemeinsam mit mir Nachforschungen<br />

anzustellen und auch historische Objekte zu sammeln. So konnte ich insgesamt<br />

15 Ausstellungen organisieren – die Exponate reichten <strong>von</strong> Skiern über Weinbaugeräte<br />

bis hin zu Lampen.<br />

Gab es einen Aspekt, der Sie bei der Recherche besonders überrascht hat?<br />

Die Schilderungen der prekären Lebensumstände haben mich berührt: Sieben<br />

Personen bewohnten nicht selten eine 32 Quadratmeter große Wohnung. Oder:<br />

Als die Wasserspülung der Klosetts eingeführt wurde, vergaß man, die Senkgruben<br />

entsprechend zu vergrößern. Sie gingen in der Folge regelmäßig über.<br />

Als die Abwässer im Winter zufroren, nutzten sie die Kinder zum Eislaufen.<br />

Generell funktionierte die Wasserversorgung mittels zwei hoher Windräder:<br />

Diese pumpten das Wasser in ein großes Fass auf dem Dachboden der Arbeiterhäuser.<br />

Von dort aus wurde es dann gemäß dem Belegplan im Gebäu auf die<br />

Wohnungen aufgeteilt.<br />

Was verbindet Sie mit <strong>Leobersdorf</strong>?<br />

Ich bin zwar kein gebürtiger <strong>Leobersdorf</strong>er,<br />

aber seit 1968 hier ansässig. Damals hat man<br />

mich mit offenen Armen empfangen und<br />

mich stark unterstützt. Dafür habe ich auch<br />

maximales Engagement und Einsatz versprochen.<br />

79


Gemüse, Baklava und<br />

andere Importgüter<br />

Im Gespräch:<br />

Unternehmer und<br />

Gemischtwarenhändler<br />

Bayram Irmak<br />

BAYRAM IRMAK<br />

Der Inhaber der nach ihm benannten Bayram<br />

Irmak GmbH wurde am 7. Oktober 1978 in der Stadt<br />

Ortaköy in der gleichnamigen mitteltürkischen Provinz<br />

geboren. Nach 13 Jahren Schulbildung entschied er <strong>sich</strong><br />

für die Selbstständigkeit – wie sein Vater, der in der Türkei<br />

Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes ist. Er folgte jedoch<br />

seinem Onkel, Muzaffer Irmak, nach <strong>Leobersdorf</strong>.<br />

2001 übernahm er dessen Geschäft in der Südbahnstraße,<br />

das zu dem Zeitpunkt bereits 20 Jahre lang bestand.<br />

Nicht weit da<strong>von</strong> entfernt lebt er mit seiner Frau<br />

und seinen zwei Kindern, die beide in Österreich<br />

geboren wurden.<br />

Knallrote Paprika, frische Feigen, saftige Birnen.<br />

Kommt man an Bayram Irmaks Lebensmittelgeschäft<br />

in der Südbahnstraße vorbei, bleibt der<br />

Blick an einem bunten Potpourri an Gemüse und<br />

Obst hängen. Vor dem Laden türmt <strong>sich</strong> eine ansehnliche<br />

Vielfalt, die man eher am Wiener Naschmarkt<br />

erwarten würde. Aber die Kunden erstehen nicht nur<br />

Gesundes bei Irmak: auch auf ihr Stück Baklava<br />

möchten viele mittlerweile nicht mehr verzichten.<br />

„Die <strong>Leobersdorf</strong>er kaufen am liebsten Obst bei mir,<br />

aber auch viel Gemüse“, , berichtet Bayram Irmak.<br />

Von süßen Kirschen, Himbeeren und Melonen über<br />

reife Paradeiser. Was gerade an Obstbäumen und<br />

auf Gemüsefeldern Saison hat, füllt auch die Steigen<br />

vor und im Geschäftslokal der Irmak GmbH. Diese<br />

gesunde Produktpalette wird aber großteils nicht<br />

aus der Türkei importiert, auch wenn diese Vermutung<br />

die türkische Herkunft des Geschäftsinhabers<br />

nahelegen würde: „Mein Angebot an Obst und Gemüse<br />

stammt zu 70 Prozent aus Österreich und Italien,<br />

da ich die Transportwege kurz halten will. Aus<br />

der Türkei importiere ich zirka dreißig Prozent“, in-<br />

formiert Irmak.<br />

DER KONTAKT MIT MENSCHEN UND<br />

DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DER FAMILIE<br />

BRINGEN MIR FREUDE AN DER ARBEIT.<br />

Bayram Irmak<br />

80<br />

SÜSSE PRODUKTPALETTE<br />

Zwischen heimisches Obst und Gemüse mischt<br />

<strong>sich</strong> so die eine oder andere internationale Spezialität.<br />

So manche zeugt dabei vom Geburtsland<br />

des Unternehmers – wie eben die Süßspeise<br />

Baklava. Das Gebäck aus Filoteig, gefüllt mit gehackten<br />

Nüssen und mit Zuckersirup übergossen,<br />

ist in dem südländischen Staat der klassische Begleiter<br />

zum starken, schwarzen Mokka. Ein Genuss,<br />

der dank Bayram Irmaks Produktpalette auch zusehends<br />

in <strong>Leobersdorf</strong>er Haushalten auf den Tisch<br />

kommt. ››<br />

Welt.Markt


Zuckersirup<br />

Filoteig<br />

Gewürze<br />

Pistazien<br />

gehackte Nüsse<br />

Mischung aus gehackten<br />

Nüssen, Zucker und<br />

Gewürzen.<br />

Mit geschmolzener Butter<br />

bestrichene Filoteig-Blätter übereinander<br />

geschichtet.<br />

30 bis 45 Minuten im Ofen gebacken.<br />

Mit heißem Zuckersirup übergossen.<br />

Baklava<br />

DIE NACHFRAGE VON HEUTE …<br />

Welche Waren bei Irmak ins Regal kommen, ist<br />

dennoch eine Frage der Qualität und nicht des Ur-<br />

sprungslandes. Was qualitativ hochwertig ist, frisch<br />

angeboten werden kann und zur Vielfalt des Angebotes<br />

beiträgt, kommt ins Sortiment. Natürlich<br />

bestimmt der Kunde als König dabei auch mit. Anders<br />

als im Supermarkt können selbst individuelle<br />

Spezialwünsche erfüllt werden: Auf Anfrage besorgt<br />

Irmak auch vitaminreiche Granatäpfel, speziellen<br />

Schwarztee oder orientalische Gewürzmischungen.<br />

… UND DAS INTERNATIONALE ANGEBOT<br />

VON MORGEN<br />

Im Inneren des Gemischtwarenladens findet man<br />

nicht zuletzt deshalb eine üppige internationale<br />

Varietät, die kein herkömmliches Lebensmittelgeschäft<br />

bieten kann: Jugoslawischer Kaffee steht neben<br />

orientalischem Goran-Tee in Ein-Kilo-Packungen.<br />

So schwingt beim Einkauf in Irmaks Geschäft<br />

viel südländisches Flair mit und erweckt in so manchem<br />

schöne Erinnerungen an die letzte Urlaubsreise.<br />

Irmak selbst erinnert <strong>sich</strong> wohl auch manchmal<br />

an seinen letzten Besuch in seiner Heimatstadt<br />

Ortaköy im Zentrum der Türkei und das heimische<br />

kulinarische Angebot. „Die <strong>Leobersdorf</strong>er schätzen<br />

internationale Spezialitäten“, sagt Irmak. „Die eingelegten<br />

Oliven zum Beispiel, die importiere ich aus<br />

der Türkei, denn das Original schmeckt einfach am<br />

besten.“<br />

LEOBERSDORF?<br />

EIN KLEINER ORT MIT FREUNDLICHEN<br />

MENSCHEN, DIE QUALITÄT UND<br />

GUTE WARE ZU SCHÄTZEN WISSEN.<br />

NAHVERSORGER MIT FLEXIBILITÄT<br />

Wichtig ist den <strong>Leobersdorf</strong>er Kunden auch das<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. Das weiß Irmak und<br />

richtet seine Preisgestaltung danach: „Wenn es<br />

etwas an der Ware zu bemängeln gibt, muss der<br />

Preis runter. Da muss man als Verkäufer flexibel<br />

sein.“ Bayram Irmaks Flexibilität bestätigt Sandra<br />

Stadlmair aus Siebenhaus, Stammkundin seit über<br />

zehn Jahren. „Auch wenn ich einmal die Geldbörse<br />

daheim vergesse – mit leeren Händen bin ich hier<br />

noch nicht rausgegangen“, schätzt sie das Ent-<br />

gegenkommen des Händlers. Für sie ist die Irmak<br />

GmbH der Nahversorger, der selbst am Wochenende<br />

kundenfreund liche Öffnungszeiten hat und<br />

wo werktags schon um halb sechs Uhr morgens die<br />

frischen Jausen weckerl bereit liegen.<br />

ALTE, NEUE HEIMAT<br />

Fragt man Bayram Irmak zwischen Packungen Türkischer<br />

Hochzeitssuppe, getrockneten Datteln und<br />

Salzlakenkäse, wo er <strong>sich</strong> Zuhause fühlt, erntet man<br />

zunächst einen leicht verwunderten Blick, um dann<br />

zu hören: „Na, <strong>Leobersdorf</strong>. Seit 13 Jahren! Meine<br />

Kinder sind in Österreich geboren und auch zweisprachig<br />

türkisch-deutsch aufgewachsen.“ Und die<br />

Überzeugung, die in seiner Antwort mitschwingt,<br />

ebbt auch nicht bei der Frage ab, ob er denn sein<br />

Geburtsland vermisse. „Seit zehn Jahren war ich<br />

nicht mehr in der Türkei. Heuer im Sommer fahre<br />

ich zum ersten Mal wieder hin, weil ich meinen<br />

Vater und meine Schwester dort besuche.“ Vielleicht<br />

entdeckt er auf dieser Reise in die alte Heimat<br />

auch ein paar Spezialitäten wieder, die den <strong>Leobersdorf</strong>ern<br />

schon bald den Sonntagskaffee versüßen<br />

werden.<br />

81<br />

Bayram Irmak<br />

Welt.Markt


Markt.Kultur<br />

Lebensgefühl und Marktvielfalt –<br />

ein Erlebnis für Geist und Körper<br />

Den Kaffee<br />

<strong>von</strong> McDonalds,<br />

die Brettljaus’n<br />

<strong>von</strong> Familie Scheibenreif<br />

82<br />

Im Gespräch:<br />

Heurigenwirt der Bacchusschenke Gerhard<br />

Scheibenreif mit Marion Flammer-Olof, McDonalds<br />

<strong>Leobersdorf</strong>-Chefin, und Ursula Riegler,<br />

Unternehmenssprecherin McDonalds Österreich<br />

Markt.Kultur


45 Sekunden Zeit. Gerhard Scheibenreif garniert den getoasteten Deckel des<br />

Burger-Brötchens mit Senf und Ketchup. Es folgen gehackte Zwiebeln und die<br />

Gurkerl-Scheibe für den typischen Geschmack. Schließlich eine Scheibe Käse,<br />

bevor er liebevoll das Rindfleisch-Leibchen darüber platziert. Obendrauf der<br />

Brötchen-Boden. Bei „Burger fertig“ sind die 45 Sekunden schon längst überschritten<br />

– trotz der detaillierten Anleitung <strong>von</strong> Marion Flammer-Olof und<br />

Ursula Riegler, die genau wissen, wie es geht. Aber für den Betrieb seines<br />

Heurigen lokals „Bacchusschenke“ muss der Winzer Gerhard Scheibenreif ja auch<br />

gar keinen Burger in Rekordzeit zusammenbauen können. ››<br />

83<br />

Markt.Kultur


Gerhard Scheibenreif teilt <strong>sich</strong> mit Ursula Riegler<br />

eine Kostprobe vom <strong>Leobersdorf</strong>er Rebensaft.<br />

84<br />

GERHARD<br />

SCHEIBENREIF<br />

1962 geboren, war der <strong>Leobersdorf</strong>er Heurigenwirt<br />

und Weinhauer 28 Jahre lang im Vorstand des<br />

Weinbauvereins und acht Jahre lang Obmann.<br />

Die Geschichte seines Heurigenbetriebs, der heutigen<br />

Bacchusschenke, reicht lange zurück: Schon der Großvater<br />

bewirtete Gäste – ab 1924 im eigenen Lokal in der Hauptstraße.<br />

Anders als die meisten Heurigen, hatte die Familie<br />

für die Ausschank schon eine eigene Lokalität und musste<br />

in der Ausg‘steckt-Zeit nicht ihr Wohnzimmer räumen.<br />

Heute ist die Bacchusschenke in der Wiener<br />

Neustädter Straße 2 als Mischbetrieb bekannt für<br />

gute Eigenbau-Sortenweine, Hausge<strong>macht</strong>es<br />

und Saisongerichte.<br />

DAS MCCAFÉ<br />

LÄDT ZUM VERWEILEN UND<br />

PLAUDERN EIN.<br />

Ursula Riegler<br />

Mit seinem Einsatz als Burger-Koch hat Gerhard<br />

Scheibenreif vermutlich auch nicht gerechnet, als<br />

er <strong>sich</strong> für einen nachmittäg lichen Besuch beim<br />

„Mäci“ an der A 2-Abfahrt <strong>Leobersdorf</strong> angekündigt<br />

hat. Ihm ging es eher um den Cappuccino<br />

und die Erdbeer-Buttermilchschnitte; genussvoll<br />

verzehrt beim Plaudern mit den Damen aus dem<br />

McDonald’s-Management.<br />

HIPPE GASTLICHKEIT IM WEINBAUORT<br />

Immer wieder einmal ist der Weinbauer in<br />

<strong>Leobersdorf</strong>s inter nationalstem Lokal anzutreffen,<br />

seit die einst neumodische Art der Verköstigung<br />

1998 in die Weinbaugemeinde einge zogen ist. Er<br />

selbst isst dort aber meist nur das, was die Tochter<br />

übrig lässt. „Meine 14-jährige Tochter ist da die<br />

treibende Kraft für die Besuche“, gibt Scheibenreif<br />

zu: „In ihrem Alter kennt sie <strong>Leobersdorf</strong> ohne<br />

McDonald’s ja gar nicht. Sie war schon als Kleinkind<br />

Fan der Junior Tüte.“ Eine klasse Marketingidee,<br />

wie der langjährige Weinbauvereinsobmann<br />

anerkennt. Schnell, amerikanisch und jugendlich<br />

ist die Gastlichkeit in dem modernen Lokal, das<br />

seit der Gründung kaum jemanden kalt gelassen<br />

hat. Die Skepsis der <strong>Leobersdorf</strong>er gegenüber dem<br />

„Schachtel wirt“ war anfangs nicht zu überhören.<br />

„Jeder Mensch hat zu McDonald’s eine Meinung,<br />

denn 99 % kennen McDonald’s“, weiß Ursula<br />

Riegler, Unternehmenssprecherin des schnellen<br />

Restaurants in Österreich.<br />

Markt.Kultur


GEMÜTLICHKEIT VS. FAST-FOOD?<br />

MARION<br />

Apropos Fast-Food. Heute muss auch bei FLAMMER-OLOF UND<br />

McDonald’s nicht mehr alles „fast“ (also<br />

URSULA RIEGLER<br />

„schnell“) sein. Es ist eine auch andere zeitliche<br />

Qualität eingezogen: „Das McCafé lädt<br />

1998 entstand in <strong>Leobersdorf</strong> unter der Leitung<br />

<strong>von</strong> Marion Flammer-Olof Filiale Nummer 111<br />

zum Verweilen und gemütlichen Plaudern ein. <strong>von</strong> heute 186 McDonald’s-Restaurants. Der Standort<br />

Statt Schnell-rein-schnell-raus soll nur mehr<br />

an der A 2 war und ist als Hochfrequenzort besonders<br />

das Service-Tempo rasant sein“, , erklärt Riegler.<br />

interessant für McDonald‘s. Flammer-Olof startete mit<br />

Die Gäste sollen <strong>sich</strong> wohlfühlen bei Produkten<br />

35 – 38 Mit arbeitern, heute sind es knapp 60.<br />

in Top-Qualität, <strong>von</strong> denen sie wissen, woher<br />

Der Erfolg rechtfertigte 2008 einen Umbau: Um 80 m²<br />

sie kommen. Das galt in <strong>Leobersdorf</strong> schon<br />

vor 700 Jahren, zu Zeiten der mittelalterlichen<br />

Wochenmärkte, als die gestrenge Marktpolizei<br />

mit der Lebensmittelkontrolle betraut war. Für<br />

die Qualität der im 21. Jahrhundert feilgebotenen<br />

Waren sorgen Gütesiegel und die gestiegenen<br />

Ansprüche des Käufers: Viele der McDonald’s-<br />

Rohwaren kommen aus Österreich, manches<br />

wurde das Lokal vergrößert, ein McCafé integriert und der<br />

Ronald GymClub, eine Bewegungszone für Kinder,<br />

geschaffen. 6,50 Euro Umsatz bringt der Durchschnittsgast.<br />

Seit Mai 2009 verantwortet die in<br />

Salzburg geborene Ursula Riegler als Unternehmenssprecherin<br />

die interne und externe<br />

Kommunikation <strong>von</strong> McDonald's<br />

Österreich.<br />

auch <strong>von</strong> kontrollierten Landwirtschaftsbetrieben<br />

in Niederösterreich und im Burgenland,<br />

gar nicht weit <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> entfernt.<br />

Die Ver teilung an die Standorte erfolgt zentral.<br />

Speis und Trank der Bacchusschenke stehen<br />

zwar nicht mehr ausschließlich im Zeichen der<br />

Eigenvermarktung der Scheibenreif‘schen Landwirtschaft,<br />

stammen aber auf jeden Fall aus<br />

<strong>Leobersdorf</strong> oder den umliegenden Gemeinden<br />

und werden vom Produzenten des Vertrauens<br />

zugekauft. „Nur so gewinnt man Stammgäste“,<br />

ist Scheibenreif überzeugt.<br />

85<br />

Markt.Kultur


WIR SIND STOLZ DARAUF,<br />

DASS WIR IN LEOBERSDORF<br />

EINE SO HOHE DICHTE AN HEURIGEN<br />

HABEN.<br />

Gerhard Scheibenreif<br />

86<br />

LEOBERSDORFER GOURMETS<br />

MIT WECHSELWIRKUNG<br />

Längst aber vertrauen Stammgäste nicht mehr nur<br />

auf Gewohntes, Typisches. „Bei uns holen sie <strong>sich</strong><br />

nach dem Big Mac zunehmend auch Kaffee und<br />

Kuchen. Immer öfter sind das Seniorenrunden aus<br />

dem Leovital“, berichtet Flammer-Olof. Ebenso ergänzt<br />

Scheibenreif: „Das Achterl reichen wir nicht<br />

mehr nur zur deftigen Brettljausn, sondern manchmal<br />

gar zum feinen Fischfilet, wenn es die Saison<br />

zulässt.“ Beim Heurigen genauso wie im Burger-<br />

Tempel haben <strong>sich</strong> die Schichten durchmischt und<br />

die Eigenheiten und Annehmlichkeiten beider Lokale<br />

werden gleichermaßen <strong>von</strong> den Einheimischen<br />

geschätzt. Nicht zuletzt deshalb kennen <strong>sich</strong> Gerhard<br />

Scheibenreif und Marion Flammer-Olof auch<br />

aus beruflichen Gründen, wie <strong>sich</strong> die McDonald’s-<br />

<strong>Leobersdorf</strong>-Chefin erinnert: „Zwei Mal schon habe<br />

ich mit meiner Crew die Weihnachtsfeier in der<br />

Bacchusschenke veranstaltet.“ Mit fast 60 Mitarbeitern<br />

ist die Weihnachtsfeier des McDonald’s-<br />

<strong>Leobersdorf</strong> beim Heurigen schon ein kleiner Event<br />

für das fünf Köpfe starke Familienteam <strong>von</strong> Gerhard<br />

Scheibenreifs Lokal.<br />

BEIM HEURIGEN, NICHT WEIT VOM MARKTPLATZ<br />

Selbst wenn man <strong>sich</strong> beruflich dem Fast-Food<br />

verschrieben hat, gilt: Geht es um ein gutes Glas<br />

Wein, dann muss das beim Heurigen konsumiert<br />

sein. „Für McDonald’s ist der Verkauf <strong>von</strong> Alkohol<br />

kein Thema, wir bieten lediglich Bier an, aber auch<br />

das wird nicht aktiv beworben“, , bestätigt Ursula<br />

Riegler, als sie gemeinsam mit Marion Flammer-<br />

Olof auf der sonnigen Terrasse <strong>von</strong> Gerhard<br />

Scheiben reifs Bacchusschenke sitzt. Für die geborene<br />

Salzburgerin ist der Gegenbesuch beim<br />

Heurigen gleichzeitig ihr erster Aufenthalt in<br />

<strong>Leobersdorf</strong>. Nicht weit vom alten Marktplatz, in<br />

schöner ruhiger Umgebung mit Zentrumsnähe, liegt<br />

der Traditionsheurige. Für Weinfreunde <strong>von</strong> Wiener<br />

Neustadt kommend, ist dieser das erste Haus am<br />

Platz, weil der erste Heurige, wenn ausg’steckt ist.<br />

GASTFREUNDLICHKEIT MARKE EIGENBAU<br />

Dort fühlt <strong>sich</strong> die Verweil-Atmosphäre ganz anders<br />

als im McCafé an: Auf der Terrasse inmitten<br />

des scheinbar immergrünen Innenhofes wartet<br />

Scheibenreif eine zünftige Brettljausn mit allerhand<br />

Schmankerl auf und schenkt ein Glas Muskat Ottonel<br />

2011 Marke Eigenbau ein. „Wir sind stolz darauf,<br />

dass wir in <strong>Leobersdorf</strong> eine so hohe Dichte an<br />

Heurigen haben“, sagt der langjährige Weinbauvereinsobmann.<br />

„Viele benachbarte Orte, die mehr<br />

Einwohner haben als <strong>Leobersdorf</strong>, zählen weit<br />

weniger solcher Top-Lokale.“ Gefeiert wird beim<br />

Mäci wie in der Bacchusschenke ohnehin, wie die<br />

Feste fallen. Ob es nun Geburtstage <strong>von</strong> Stammgästen<br />

sind, für die der Heurigenwirt gerne seine<br />

Räumlichkeiten auch außerhalb der Aus’gsteckt-<br />

Termine zur Verfügung stellt, oder Polterabende, die<br />

beim spätnächtlichen McDonald’s-Menü ihr Ende<br />

finden. Dann, wenn <strong>sich</strong> der eine oder andere beim<br />

Heurigen noch sein letztes Achterl ausspielt und mit<br />

dem Atout-Ass den allesentscheidenden Stich beim<br />

Schnapsen einstreift.<br />

Markt.Kultur


MARKTPLATZ DER GEMÜTLICHKEIT<br />

Augenscheinlich nimmt die Gemütlichkeit in <strong>Leobersdorf</strong><br />

einen sehr wichtigen Platz ein: 19 rige öffnen regelmäßig Tür und Tor und McDonald’s<br />

verzeichnet an Spitzentagen bis zu 3.000 Gäste. Wie<br />

eine Gemeinde mit weniger als 5.000 Einwohnern<br />

ein so guter Gastronomiestandort sein kann?<br />

„Wir<br />

profitieren alle da<strong>von</strong>, wenn die Gemeinde was tut“,<br />

sind <strong>sich</strong> Scheibenreif, Riegler und Flammer-Olof<br />

Heu-<br />

einig. Egal ob der Anlass Parkheuriger, Sommerzaubern<br />

oder Brückenlauf heißt. „Knapp 1.500 Leute<br />

sind etwa beim Lauf in <strong>Leobersdorf</strong> auf der<br />

Strecke – die Fans entlang der Route noch gar nicht<br />

eingerechnet. Da schaut schon der eine oder andere<br />

auch bei uns vorbei. Konkurrenzgedanken gibt’s<br />

da keinen“, , ver<strong>sich</strong>ert Scheibenreif und Flammer-<br />

Olof bekräftigt:<br />

„Das ist ein wertvoller Event, denn<br />

kaum ist der vorbei, geht’s bei uns los! Wir spüren<br />

die Auswirkungen massiv.“<br />

Und auch wenn es zulasten<br />

einer sportlichen Teilnahme geht – da steht<br />

man lieber für die Kunden hinterm Herd. Wobei:<br />

Marion Flammer-Olof hält <strong>sich</strong> da ohnehin an das<br />

Motto ihrer Mutter: Eine Dame läuft nicht. Der Zulauf<br />

zu McDonald’s und Bacchusschenke ist ihnen<br />

uneingeschränkt wichtiger. Und die <strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Gäste schätzen offen<strong>sich</strong>tlich beide Definitionen<br />

<strong>von</strong> Gastlichkeit und Lebensgefühl.<br />

FAST FACTS DER GASTLICHKEIT<br />

MC DONALDS LEOBERSDORF<br />

• besteht seit 1998<br />

• hat 365 Tage im Jahr, 19 Stunden am Tag geöffnet<br />

• beschäftigt knapp 60 Personen<br />

• bereitet „Klassiker“ wie Hamburger & Chicken McNuggets,<br />

diverse Salate, Mehlspeisen, verschiedene Heiß- und Kaltgetränke<br />

im McCafé zu<br />

• bezieht die Waren zu einem großen Anteil <strong>von</strong> Bauern aus<br />

Österreich, diese werden zentral an die Restaurants verteilt.<br />

BACCHUSSCHENKE<br />

• besteht seit 1968<br />

• hat acht Mal zwei Wochen im Jahr ausg’steckt und<br />

14 – 18 Stunden am Tag geöffnet<br />

• beschäftigt 5 Personen im Familienbetrieb<br />

• bereitet traditionelle Jausen mit regionalen Schmankerln,<br />

Mittagsmenüs, Tagesspezialitäten und Saisongerichte<br />

<strong>von</strong> Spargel bis Wild<br />

• bezieht die Waren <strong>von</strong> Großhändlern, Produzenten aus<br />

Nachbargemeinden und dem Triestingtal.<br />

87<br />

Markt.Kultur


Reiner Wein mit Vergangenheit<br />

Schon in vorrömischer Zeit<br />

sollen laut Heimatforschern<br />

auf <strong>Leobersdorf</strong>er Gebiet<br />

Kulturreben gepflanzt worden<br />

sein – vor allem am<br />

Linden- und am Sollenauer<br />

Berg.<br />

Der Weinbau <strong>macht</strong>e die<br />

Region rasch reich und daher<br />

bedeutend. Er brachte<br />

Wohlstand und viel Wert-<br />

schöpfung, da der Wein<br />

<strong>von</strong> überregionaler tung war. Das betraf vor allem<br />

den Donauhandel. Der<br />

Wein wurde rasch zur Aktie<br />

der damaligen Zeit: Viele<br />

Wiener investierten in der<br />

Region in Wein güter und<br />

Weingärten. Die Bürgerhäuser<br />

in Wien Bedeu-<br />

waren<br />

damals stark unter kellert,<br />

nicht zuletzt um Lager fläche<br />

für den Wein zu schaffen.<br />

Dadurch stieg der Einfluss<br />

der Gemeinde und das<br />

Marktrecht wurde <strong>Leobersdorf</strong><br />

schnell zuerkannt.<br />

Das Recht der Weinhauer,<br />

den Eigenbauwein in ihrem<br />

Haus ohne besondere Lizenz<br />

ausschenken zu dürfen,<br />

geht auf eine Verordnung<br />

<strong>von</strong> Kaiser Joseph II.<br />

<strong>von</strong> 1784 zurück. Bevor<br />

man noch vom Heurigen als<br />

Jungwein und der Lokalität<br />

in welcher der Wein ausgeschenkt<br />

wird, sprach, nannte<br />

man sie um 1860 Leutgeb-<br />

schänkern.<br />

Im Laufe der Jahre professionalisierte<br />

<strong>sich</strong> der Weinbau<br />

zusehends. Bis in die<br />

Siebziger wurde <strong>Leobersdorf</strong><br />

in Heurigen-Viertel<br />

eingeteilt: In jedem Viertel<br />

durfte immer nur ein Winzer<br />

gerade ausg’steckt haben.<br />

Seit 1979 zeugt der traditionsreiche<br />

<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Parkheurige, ein weit über<br />

die Grenzen hinaus be-<br />

kanntes Weinfest, <strong>von</strong> der<br />

Berühmtheit der gemeindeeigenen<br />

Reben. Eine Hauergemeinschaft<br />

bietet dabei<br />

ihre Eigenbauweine im<br />

schattigen<br />

Gemeindepark<br />

bei Livemusik an. Ihr Motto:<br />

Bei uns gibt’s an guatn Wein,<br />

a knusprig’s Hendl und jeden<br />

Tag a Hetz!<br />

Gebietstypisch sind vor allem<br />

Weißweine, die an der<br />

Thermenlinie die besten<br />

klimatischen Bedingungen<br />

finden, wobei die Palette<br />

vom Grünen Veltliner über<br />

Müller-Thurgau und Muskat<br />

bis hin zum Chardonnay<br />

reicht. Zur traditionellen<br />

Sortenvielfalt gehören aber<br />

auch der Blaue Portugieser<br />

oder der Neuburger, ebenso<br />

moderne Weine aus der<br />

Burgunderfamilie wie St.<br />

Laurent und Zweigelt, aber<br />

auch Merlot.<br />

700 JAHRE-<br />

JUBLIÄUMSWEIN<br />

Foto: zVg<br />

Auf das 700 Jahre Markt-Jubiläum wird<br />

mit einem besonderen Tropfen angestoßen.<br />

Je 100 Liter ihres besten Rebensaftes haben<br />

Reinhard Dungel, Richard Fischer, Paul<br />

Fridrich, Wolfgang Pöltl, Anton Rauscher,<br />

Franz Scheibenreif und Bernhard Weiszbart<br />

dafür in Barrique-Fässern reifen lassen.<br />

Es entstanden 700 Liter einzigartiger<br />

Cuvée: tief dunkelrot mit violetten<br />

Reflexen, kräftig-würzig im<br />

Geschmack.<br />

88<br />

Die Winzer (<strong>von</strong> links):<br />

Anton Rauscher, Franz Scheibenreif,<br />

Richard Fischer, Wolfgang Pöltl, Paul Fridrich,<br />

Bernhard Weiszbart, Reinhard Dungel<br />

Markt.Kultur


80<br />

73<br />

35<br />

18<br />

Heurigen<br />

zählte man 1860<br />

Hektar ist die<br />

Weinbaufläche groß<br />

Mal fand bis 2013<br />

der Parkheurige statt<br />

Heurigen gibt es 2013<br />

in <strong>Leobersdorf</strong><br />

6<br />

4<br />

3<br />

Weinbauern schenken<br />

jährlich beim<br />

Parkheurigen aus<br />

haben im Durchschnitt<br />

immer gleichzeitig<br />

ausg’steckt<br />

landwirtschaftliche<br />

Biobetriebe gibt es in<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

2<br />

Heurigen sind<br />

Nebenerwerbsbetriebe<br />

2<br />

Weinbaubetriebe<br />

haben nur Flaschen-<br />

weinverkauf<br />

BUSCHENSCHANK =<br />

HEURIGEN –<br />

ODER UMGEKEHRT?<br />

1<br />

Mostheurigen<br />

gibt es heute<br />

in <strong>Leobersdorf</strong><br />

Heuriger<br />

bezeichnet in Österreich sowohl<br />

einen Jungwein als auch die Lokalität,<br />

wo der Wein ausgeschenkt wird. Es kann<br />

<strong>sich</strong> dabei um einen Buschenschank, dem<br />

saisonal begrenzten Ausschank des<br />

Erzeugungsbetriebes handeln oder<br />

um einen als Heurigen geführten<br />

Gastgewerbebetrieb.<br />

Quelle: Wikipedia<br />

Heurigen international<br />

Straußen- oder Besenwirtschaft<br />

nennt man Buschenschanken<br />

in Deutschland.<br />

Die Namen gehen auf den<br />

vor die Tür gehängten<br />

Buschen zurück.<br />

Hecken- oder Häckerwirtschaft<br />

sagt man in der<br />

deutschen Region Franken<br />

zu einem Buschenschank.<br />

Der Name geht auf das<br />

fränkische Wort „Häcker“,<br />

die Bezeichnung für den<br />

Winzer, zurück.<br />

Törggelen ist der Brauch<br />

der Südtiroler, nach der<br />

Weinlese eine gemeinsame<br />

Mahlzeit einzunehmen, die<br />

in der Regel vom Winzer<br />

für seine Mitarbeiter und<br />

Lesehelfer ausgerichtet<br />

wird.<br />

Osmiza heißt der Buschenschank<br />

in den ehemals<br />

österreichischen Gebieten<br />

in Italien. Das Wort leitet<br />

<strong>sich</strong> vom slowenischen<br />

osem (acht) ab, da die<br />

Konzession ursprünglich<br />

auf acht Tage beschränkt<br />

war).<br />

89<br />

Markt.Kultur


Ihr professioneller<br />

Entsorgungspartner t<br />

für:<br />

• Abfallentsorgung aller Art<br />

• Altölrecycling<br />

•<br />

Abfälle und Wertstoffe<br />

• Ölabscheiderinhalte<br />

• Bauschutt und Sperrmüll<br />

• Container- und Muldenservice<br />

• Tankreinigungen und Demontagen<br />

• Entrümpelungen<br />

90<br />

Killer GmbH & Co KG<br />

Hirtenberger Straße 28<br />

2544 <strong>Leobersdorf</strong><br />

www.killer.at<br />

Markt.Kultur<br />

Tel.: + 43 (0) 2256 / 620 42<br />

Fax: + 43 (0) 2256 / 620 34<br />

E-Mail: abfall@killer.at


Von der<br />

Triesting<br />

bis zum<br />

Nordkap<br />

und retour<br />

Foto: Gregor Nesvadba<br />

<strong>Leobersdorf</strong>s schweißtreibendstes Highlight<br />

Exakt zehn Kilometer ist der Kurs des Hauptlaufes lang – das wurde im Vorjahr auch<br />

<strong>von</strong> der AIMS, dem internationalen Marathon- und Laufverband, bestätigt.<br />

Folglich darf<br />

<strong>sich</strong> <strong>Leobersdorf</strong> mit dem Brückenlauf um nationale und internationale Laufwertungen<br />

wie etwa Staatsmeisterschaften bewerben. Angespornt werden die Läufer dabei jeden-<br />

falls nicht nur <strong>von</strong> den Zusehern, sondern den Strecken gegebenheiten: Der Lauf führt vom<br />

Rathaus weg vorbei am historischen Marktplatz, durch den Generationen- sowie den<br />

Gemeindepark, bis an die Grenzen des örtlichen Gewerbegebietes. Seit 2001 organisiert<br />

Sportreferent und Vizebürgermeister Harald Sorger das schweißtreibendste Highlight<br />

im <strong>Leobersdorf</strong>er Veranstaltungskalender und konnte 2013 mit seinen 200 Helfern fast<br />

1.700 Sportler anfeuern.<br />

Gelaufen wird in Leobers-<br />

dorf auch im Herbst:<br />

Bereits zum fünften Mal<br />

veran stalteten die gemeinde <strong>Leobersdorf</strong> und<br />

Markt-<br />

Bobby’s Sport Shop am<br />

1. September 2013 den Rote<br />

Nasen Lauf. Jeder zurückgelegte<br />

Kilometer bringt<br />

wertvolles<br />

Spenden geld:<br />

Insgesamt 3.722,6 Kilo -<br />

meter liefen die 351 Teilnehmer<br />

2013 – eine Distanz,<br />

die dem Weg <strong>von</strong> dorf bis zum Nordkap und<br />

wieder retour Leobers-<br />

entspricht.<br />

250<br />

Kilogramm<br />

Kaiserschmarren<br />

aßen die Läufer<br />

insgesamt beim<br />

Brückenlauf 2013<br />

Jahre war der<br />

älteste Teilnehmer alt<br />

74<br />

74 war die<br />

älteste Teilnehmerin<br />

76 33<br />

Grad betrug<br />

die Außentemperatur<br />

beim heißesten<br />

Brückenlauf 2012<br />

15<br />

Grad betrug<br />

die Außentemperatur<br />

beim kältesten<br />

Brückenlauf 2007<br />

26<br />

17<br />

Polizeiorgane<br />

sorgen<br />

für die<br />

Verkehrs<strong>sich</strong>erung<br />

bei der<br />

Veranstaltung<br />

Nationalitäten waren<br />

bisher vertreten:<br />

Österreich, Deutschland,<br />

Tschechien,<br />

Frankreich, Schweiz,<br />

Irland, Türkei, Großbritannien,<br />

USA,<br />

Belgien, Nieder lande,<br />

Ungarn, Kroatien,<br />

Südafrika, Tunesien,<br />

Serbien-Montenegro,<br />

Kanada.


Kompetenz und Know How in der Wasseraufbereitung u. Wärmetechnik<br />

Die<br />

GWT Gesellschaft<br />

für Wasser- und<br />

Wärmetechnik<br />

GmbH<br />

schöpft aus über 30<br />

Jahren Erfahrung in der<br />

Planung und Ausführung<br />

<strong>von</strong> Wasseraufbereitungsanlagen<br />

und wärmetechnischen<br />

Anlagen. Im<br />

Lauf der Jahre hat <strong>sich</strong><br />

GWT kontinuierlich zu<br />

einem Komplettanbieter<br />

auf dem Gebiet der<br />

Wasseraufbereitung<br />

entwickelt und <strong>sich</strong> in<br />

allen Leistungssegmenten<br />

bestens etabliert. Der<br />

Hauptsitz<br />

des<br />

Unternehmens liegt in<br />

<strong>Leobersdorf</strong>.<br />

Zwei weitere Standorte<br />

befinden <strong>sich</strong> in Salzburg<br />

und Sollenau.<br />

Ein<br />

kompetentes<br />

Team<br />

<strong>von</strong><br />

Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern<br />

deckt<br />

mit<br />

umfassendem<br />

Know-how alle<br />

Bereiche des<br />

Anlagenbaus ab –<br />

<strong>von</strong><br />

der<br />

ingenieurmäßigen<br />

Planung über die<br />

Fertigung <strong>von</strong><br />

Komponenten bis<br />

hin<br />

zur<br />

professionellen<br />

Montage vor Ort.<br />

Zufriedene Kunden<br />

auf der ganzen<br />

Welt setzen auf die<br />

Innovationskraft<br />

und Verlässlichkeit<br />

<strong>von</strong> GWT.<br />

GWT GmbH<br />

A-2544<br />

<strong>Leobersdorf</strong><br />

Hirtenbergerstr.1<br />

www.gwt.at<br />

Tel.:+43 2256 622 97<br />

Fax +43 2256 620 32<br />

Unser Liefer- und Leistungsspektrum:<br />

• Verfahrensbestimmung unter<br />

wirtschaftlichen Aspekten, Planung,<br />

Behördeneinreichungen<br />

• maschinelle und elektrische<br />

Konstruktion, Fertigung Montage,<br />

Inbetriebnahme, Einschulung<br />

• Servicedienstleistungen<br />

• Chemikalienberatung und –handel<br />

• Energie- und Betriebsmitteloptimierungen,<br />

Wasseranalytik<br />

Unsere Tätigkeitsbereiche:<br />

• kommunale<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlagen<br />

• kommunale und gewerbliche<br />

Schwimmbadwasseraufbereitungsanlagen<br />

und Beckenanlagen<br />

• Wärmetechnische Anlagen<br />

• Kompaktanlagen >Aqua Module<<br />

• Industrielle<br />

Wasseraufbereitungsanlagen<br />

• Kommunale<br />

Abwasseraufbereitungsanlagen<br />

• Servicedienstleistungen und<br />

Chemikalienhandel


PAUL EISENKIRCHNER<br />

Der Autor wurde 1977 in Wien geboren und ist<br />

in Enzesfeld aufgewachsen. Er lebt und arbeitet als<br />

freier Grafiker und Fotograf in Wiener Neustadt und<br />

betreibt eine Buchhandlung in Bad Fischau. Von 2007<br />

bis 2013 war Eisenkirchner beruflich in <strong>Leobersdorf</strong> tätig<br />

und hat in dieser Zeit unter anderem die Lesereihe<br />

„Literatur in <strong>Leobersdorf</strong>“ (www.leolit.at) gegründet. Neben<br />

der eigenen Autorentätigkeit ist er auch Heraus geber und<br />

Veranstalter. Als <strong>Leobersdorf</strong>er Markt schreiber verfasst er<br />

insgesamt 7 Texte zu je 700 Wörtern,<br />

die <strong>sich</strong> in 100 Zeilen zu je 7 Wörter gliedern.<br />

Foto: zVg<br />

Die Texte sind im Internet unter<br />

marktschreiber.blogspot.co.at<br />

zu finden.<br />

DER MARKTSCHREIBER IM INTERVIEW<br />

Warum haben Sie <strong>sich</strong> entschlossen, Marktschreiber <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong> zu<br />

werden?<br />

Ich bin nicht in <strong>Leobersdorf</strong> aufgewachsen, habe nie hier gelebt und hatte<br />

trotzdem immer eine Verbindung zu diesem Ort. Zugegebenermaßen waren<br />

zu Beginn die Argumente die Einladung zum <strong>Leobersdorf</strong>er Marktschreiber<br />

auszuschlagen eindeutiger. Erst nach und nach habe ich aus meiner Bio-<br />

graphie die Verbindungen zu diesem Ort freigelegt und mich an die ersten<br />

Textentwürfe ge<strong>macht</strong>. Dieses erste Wandern durch die Erinnerung spiegelt<br />

<strong>sich</strong> schließlich in den Texten wider.<br />

Wie und was schreibt ein Marktschreiber?<br />

Man sitzt und beginnt nachzudenken, lässt <strong>sich</strong> <strong>von</strong> den Gedanken treiben<br />

und kommt <strong>von</strong> einem zum anderen. Ein Wortfluss ohne klare Verbindungen<br />

und Regeln. Es wird nicht eine Geschichte erzählt, es werden viele Geschichten<br />

zugleich erzählt. Jede Zeile hat <strong>von</strong> der nächsten nichts zu erwarten und ist<br />

zu nichts verpflichtet. Und doch spannt <strong>sich</strong> ein roter Faden durch jeden einzelnen<br />

Text. Und doch bleiben am Ende, für jene die <strong>sich</strong> auf diese kleinen<br />

Ausflüge einlassen, immer Bilder und Stimmungen. Bilder und Stimmungen<br />

zusammengesetzt aus dem Textmaterial, sowie den eigenen Erinnerungen<br />

und Erfahrungen, die zwischen den Zeilen genügend Platz finden. Der Text<br />

lebt durch den Leser.<br />

Wie sehen die Texte eines modernen Markt schreibers aus?<br />

Um dem Fließen <strong>von</strong> Gedanken, Bildern und Wörtern den größtmöglichen<br />

Freiraum zu geben fehlen Interpunktion und ein gewohntes Satzgefüge.<br />

Der Text orientiert <strong>sich</strong> nicht an der erzählenden Form, sondern an der lyrischen.<br />

Insgesamt sind sieben Texte entstanden und wurden auf marktschreiber.blogspot.co.at<br />

publiziert. Um den Texten eine Gemeinsamkeit zu geben<br />

besteht jeder Text aus je 100 Zeilen zu je sieben Worten – jeder Text also gesamt<br />

aus 700 Wörtern.<br />

ICH BIN NICHT IN LEOBERSDORF AUFGEWACHSEN,<br />

HABE NIE HIER GELEBT, UND TROTZDEM<br />

IMMER EINE VERBINDUNG ZU DEM ORT GEHABT.<br />

<strong>Leobersdorf</strong>s<br />

frühere<br />

Markt schreiber<br />

Paul Eisenkirchner darf<br />

<strong>sich</strong> nicht als Erster Markt-<br />

schreiber <strong>von</strong> <strong>Leobersdorf</strong><br />

nennen.<br />

Gemeindeunter-<br />

lagen belegen, dass einige<br />

Gemeindebedienstete<br />

zuvor auch schon als<br />

Marktschreiber bezeichnet<br />

wurden: So zum Beispiel<br />

war Michael Mayerhofer -<br />

ehemals Marktrichter - bis<br />

1651 Marktschreiber. Von<br />

1790 bis 1802 hatte Franz<br />

Wenger die Position inne<br />

und war gleichzeitig auch<br />

Marktrichter. Die beiden<br />

Funktionen überschneiden<br />

<strong>sich</strong> in der Geschichte <strong>Leobersdorf</strong>s<br />

immer wieder,<br />

denn die Schreiber waren<br />

im Spätmittelalter und der<br />

Frühen Neuzeit nicht beobachtende<br />

Autoren sondern<br />

wichtige Instanzen der kommunalen<br />

Verwaltung. Mit<br />

zunehmendem Handel und<br />

Verkehr stieg ihre Wichtigkeit<br />

in der Gemeindeverwaltung<br />

stetig an.<br />

93<br />

Paul Eisenkirchner<br />

Markt.Kultur


Die Feierlichkeiten<br />

zum 700 Jahre<br />

Markterhebungs-<br />

Jubiläum<br />

4. bis 6. Oktober 2013 –<br />

ein ganzer Ort ist Bühne<br />

94<br />

FREITAG, 04. OKTOBER 2013<br />

14.00 – 22.00 Uhr<br />

Großes Mittelalterfest (Volksschulgarten)<br />

14.00 – 19.00 Uhr<br />

Helikopterrundflüge über <strong>Leobersdorf</strong><br />

(Volksschulparkplatz)<br />

20.00 Uhr Die Seer Live (Rathausplatz)<br />

20.00 Uhr 3D-Lichtshow (Rathausplatz)<br />

Markt.Kultur<br />

SAMSTAG, 05. OKTOBER 2013<br />

11.00 – 22.00 Uhr<br />

Großes Mittelalterfest (Volksschulgarten)<br />

11.00 – 19.00 Uhr<br />

Helikopterrundflüge über <strong>Leobersdorf</strong><br />

(Volksschulparkplatz)<br />

18.00 – 20.00 Uhr<br />

„Zeitreise“-Showabend<br />

mit Moderator Tom Schwarzmann<br />

(Volksschulgarten)<br />

21.00 u. 22.00 Uhr 3D-Lichtshow (Rathausplatz)


SONNTAG, 06. OKTOBER 2013<br />

10.00 – 18.00 Uhr<br />

Großes Mittelalterfest (Volksschulgarten)<br />

10.00 – 19.00 Uhr<br />

Helikopterrundflüge über <strong>Leobersdorf</strong><br />

(Volksschulparkplatz)<br />

10.30 – 12.00 Uhr<br />

Radio NÖ Frühschoppen (Rathausplatz)<br />

Ab 12.30 Uhr Festakt mit Vergraben<br />

der Zeitkapseln (Rathausplatz)<br />

95<br />

Markt.Kultur


<strong>Leobersdorf</strong>er<br />

Pfadfinder<br />

geben<br />

Rätsel auf<br />

Die Pfadfindergruppe<br />

<strong>Leobersdorf</strong> veranstaltet<br />

rund um die Feierlichkeiten<br />

des 700jährigen Jubiläums<br />

der <strong>Leobersdorf</strong>er Markt-<br />

erhebung eine Rätselrallye<br />

für alle <strong>Leobersdorf</strong>er sowie<br />

alle Freunde der Markt-<br />

gemeinde.<br />

Diese müssen für<br />

die Lösung des Rätsels aufmerksam<br />

im Oktober und<br />

November des Jubiläumsjahres<br />

durch <strong>Leobersdorf</strong><br />

gehen und gleichzeitig ihr<br />

Wissen über die Gemeinde<br />

und ihre Geschichte unter<br />

Beweis stellen: Die zehn<br />

Aufgaben, die es dabei<br />

zu lösen gilt, sind in ver-<br />

schiedenen Auslagen der<br />

Leobers dorfer<br />

Geschäftswelt<br />

zu finden. Aus den richtigen<br />

Antworten werden im<br />

Rahmen des Filmfestes der<br />

Pfadfinder <strong>Leobersdorf</strong> im<br />

November fünf Sieger gezogen.<br />

Foto: zVg<br />

96<br />

Markt.Kultur


Der Gemeinderat 2013<br />

Bgm.<br />

Andreas Ramharter<br />

Vbgm.<br />

gfGR<br />

gfGR<br />

Harald Sorger<br />

gfGR<br />

gfGR<br />

Walter Cais<br />

Margit Federle<br />

Kurt Ludikovsky<br />

Claudia Winkler<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

Bernhard Bauer<br />

Florian Detter<br />

Friedrich Formanek<br />

Bernhard Gmeiner<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

Martina Herzog<br />

Roland Herzog<br />

Dieter Kornfeld<br />

Franz Nöbel<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

Johannes Petermair<br />

Harald Pisarik<br />

Franz Pöltl<br />

Anton Rauscher<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

Ingrid Rothensteiner<br />

Friedrich Sorger<br />

Gerhard Stampf<br />

Gerhard Tschakert<br />

GR<br />

GR<br />

GR<br />

Andreas Witzany<br />

Lisa-Marie Witzany<br />

Johann Zöhling

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