26.10.2012 Aufrufe

Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Forum 3 – 2004<br />

Nachahmungseffekten mit erstmaligem Probierkonsum von Mitpatienten<br />

kommen. Neben <strong>der</strong> möglicherweise fatalen Auswirkung für <strong>den</strong> betroffenen<br />

Patienten, <strong>der</strong> während eines stationären Aufenthaltes erste Drogenerfahrungen<br />

macht, sind hierbei die erheblichen Gefahren für <strong>den</strong> Ruf <strong>der</strong><br />

Institution mit <strong>zu</strong> be<strong>den</strong>ken. Eltern geben in <strong>der</strong> Regel psychisch schwer<br />

kranke Kin<strong>der</strong> vertrauensvoll in die Hände einer therapeutischen Institution<br />

in <strong>der</strong> berechtigten Erwartung, dass diese dort vor <strong>zu</strong>sätzlich schädlichen<br />

Einflüssen wirksam geschützt wer<strong>den</strong>. Auch wenn es <strong>zu</strong> nachgeahmtem<br />

Konsum nicht kommt, kann das in <strong>der</strong> Regel passiv-konsumorientierte<br />

soziale Verhaltensmuster von Drogenpatienten sich in allgemein<br />

provokanten, passiv-aggressiven bzw. ansprüchlich-abhängigen<br />

Verhaltensweisen zeigen („Null-Bock“). Dies kann da<strong>zu</strong> führen, dass eine<br />

entsprechende Gruppenstimmung entsteht, von <strong>der</strong> sich auch primär behandlungsmotivierte<br />

Mitpatienten „anstecken“ lassen. Kommt es auf einer<br />

jugendpsychiatrischen Station <strong>zu</strong> Regelverstößen durch Drogenkonsum<br />

und scheint ein Aufgreifen dieser Regelverlet<strong>zu</strong>ng durch entsprechende<br />

konsequente pädagogische Maßnahmen in einem fortgesetzten Behandlungsprozess<br />

sinnvoller als beispielsweise eine sofortige disziplinarische<br />

Entlassung, so ist <strong>zu</strong> be<strong>den</strong>ken, dass die gesamte Gruppe <strong>der</strong> Patienten<br />

durch die gebotene pädagogische Strenge (Kontrollen, reflektiertes Misstrauen,<br />

etc.) mitbetroffen sind. Meist sind die Auswirkungen einer konsequenten<br />

Ahndung drogenassoziierter Regelverstöße auf das gesamte<br />

Gruppenklima erheblich. Ein weiterer Aspekt, <strong>der</strong> Gefahren in sich birgt,<br />

besteht in <strong>den</strong> Milieukontakten von drogenkonsumieren<strong>den</strong> Patienten.<br />

Diese können, auch wenn es nicht <strong>zu</strong> Regelverstößen kommt, z. B. durch<br />

Besuchskontakte o<strong>der</strong> Erzählungen von Wochenendbeurlaubungen, <strong>zu</strong><br />

unerwünschten Berührungen zwischen psychisch sehr labilen Mitpatienten<br />

und milieu-erfahrenen Gleichaltrigen außerhalb <strong>der</strong> Station führen.<br />

So gesehen ergeben sich durch die gemeinsame Behandlung von Patienten<br />

und Drogenkonsum auf einer regulären Jugendstation nutzbare Chancen<br />

und mögliche Gefahren. Die flexible Handhabung strukturieren<strong>der</strong><br />

Maßnahmen in Be<strong>zu</strong>g auf Rahmen und Setting <strong>der</strong> Behandlung eröffnen<br />

wichtige therapeutische Möglichkeiten, die bei ambulanten Behandlungsmaßnahmen<br />

nicht gegeben sind. Zu nennen wären die engmaschige Kontrollierbarkeit<br />

möglichen Konsums und entsprechende prompte Konfrontation<br />

im therapeutischen Setting, psychoedukative Maßnahmen parallel <strong>zu</strong>r<br />

Psychotherapie sowie Nut<strong>zu</strong>ng gruppendynamischer Peer-Effekte in<br />

Gruppentherapie und Gruppenleben auf <strong>der</strong> Station. Den genannten Gefahren<br />

für negative Auswirkungen auf Stationsleben und Mitpatienten bei<br />

einer integrativen Behandlung muss mit einer angemessenen Begren<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>der</strong> Anzahl drogenkonsumieren<strong>der</strong> Patienten sowie durch glaubwürdige<br />

und konsequent vertretende pädagogische Konzepte im Umgang mit Regelverstößen<br />

begegnet wer<strong>den</strong>. Zu <strong>den</strong> Aufgaben ärztlicher Leitungsfunk-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!