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Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

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Forum 3 – 2004<br />

stand, dass in <strong>der</strong> Regel die Mehrzahl <strong>der</strong> jugendlichen Mitpatienten sich<br />

wegen an<strong>der</strong>er Probleme freiwillig in stationärer Behandlung befindet,<br />

kann da<strong>zu</strong> führen, dass das Konzept <strong>der</strong> Station als „drogenfreie Zone“<br />

nicht nur als strenge Vorgabe <strong>der</strong> Erwachsenenwelt wahrgenommen wird,<br />

son<strong>der</strong>n in authentischer Weise von <strong>der</strong> Peer-Group mitgetragen wird. Für<br />

die Gruppe <strong>der</strong> nicht-drogenkonsumieren<strong>den</strong> Mitpatienten kann die Präsenz<br />

<strong>der</strong> Drogenproblematik auf <strong>der</strong> Station ebenfalls Chancen in sich<br />

bergen. Durch informellen Austausch und gruppentherapeutische Angebote<br />

erhalten sie am Beispiel einzelner drogenkonsumieren<strong>der</strong> Peers einen<br />

Einblick in die hinter einer Drogenproblematik stehende Familien- und<br />

sonstige emotionale Problematik. Dies kann eindrücklicher präventiv wirksam<br />

sein als alleinige Aufklärung durch Vertreter <strong>der</strong> Erwachsenenwelt.<br />

Auch ist die Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ng mit Drogenkonsum als Phänomen jugendlichen<br />

Gruppenlebens automatischer Bestandteil aller psychosozialer<br />

Reintegrationsbemühungen. Die reale Präsenz dieser Probleme in <strong>der</strong><br />

stationären Behandlung kann da<strong>zu</strong> beitragen, dass jugendpsychiatrische<br />

Patienten ihre eigene Position entwickeln, um sich <strong>zu</strong> <strong>der</strong> weitgehend allgegenwärtigen<br />

Exposition gegenüber angebotenen Drogen in Beziehung<br />

<strong>zu</strong> setzen. Wird Suchtverhalten Thema gruppentherapeutischer Arbeit,<br />

kann ein gewisser Son<strong>der</strong>status einzelner Konsumenten illegaler Drogen<br />

auf einer jugendpsychiatrischen Station da<strong>zu</strong> beitragen, dass Anregungen<br />

<strong>der</strong> professionellen Helfer, das Konsumverhalten bei legalen Drogen (Nikotin<br />

und Alkohol) als „Einstiegsdrogen“ („gateway drugs“ Dusenbury &<br />

Botvin, 1990) kritisch <strong>zu</strong> hinterfragen, von <strong>den</strong> Jugendlichen eher aufgegriffen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Risiken<br />

Wenn Konsumenten illegaler Drogen in einer Patientengruppe mit ihrem<br />

Drogenproblem weitgehend alleine stehen bzw. in <strong>der</strong> deutlichen Min<strong>der</strong>heit<br />

sind, besteht die Gefahr, dass sie im selbstgezogenen Vergleich mit<br />

nicht drogenkonsumieren<strong>den</strong> Mitpatienten, insbeson<strong>der</strong>e wenn diese insgesamt<br />

kompetenter erscheinen, in Insuffizienzgefühle geraten. Umgekehrt<br />

fehlt <strong>der</strong> mögliche protektive Nutzen, dem das Modell an<strong>der</strong>er<br />

Suchtpatienten, die in ihrer Entwicklung hin <strong>zu</strong>r Abstinenz bereits weiter<br />

fortgeschritten sind, aber aus dem gleichen „Drogensumpf“ gekommen<br />

waren, bieten kann (Selbsthilfegruppeneffekt). Die bedeutsamsten Risiken<br />

<strong>der</strong> integrierten Behandlung in <strong>der</strong> Regelversorgung entstehen jedoch für<br />

die Mitpatienten ohne Drogenproblematik (Non-User). Insbeson<strong>der</strong>e wenn<br />

ein Drogenkonsument möglicherweise gerade durch seine einschlägige<br />

Milieu-Erfahrung bei Mitpatienten sozial attraktiv erscheint, die in dessen<br />

agierter Selbstzerstörung ihre eigenen autodestruktiven Impulse gespiegelt<br />

sehen, kann es <strong>zu</strong> gefährlichen sozialen Sogwirkungen bis hin <strong>zu</strong>

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