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Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

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Forum 3 – 2004<br />

Neuorganisation heraus. „Die Aneignung neuer Bewertungs- und Bewältigungsstrategien,<br />

grundlegende Verän<strong>der</strong>ungen im Denken, Fühlen und<br />

Handeln wer<strong>den</strong> durch die vorangehende Destabilisierung und Auslöschung<br />

unbrauchbar gewor<strong>den</strong>er Muster erst ermöglicht“ (Hüther 2002, S.<br />

99).<br />

Auch in <strong>der</strong> Bindungs- und <strong>der</strong> Säuglingsforschung, die vieles <strong>zu</strong>m Wissen<br />

über frühe Traumatisierungen beigetragen haben, treffen wir <strong>zu</strong>nehmend<br />

interaktionelle und systemorientierte Betrachtungsweisen an. Das<br />

Interesse an <strong>den</strong> Auswirkungen traumatischer Vernachlässigung auf die<br />

Kindesentwicklung geht längst über einseitige Ursache- Wirkungs- Beschreibungen<br />

hinaus. Da liegt <strong>der</strong> Fokus nicht mehr ausschließlich auf<br />

<strong>den</strong> Kin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Opfer. Mütter und Väter sind nicht mehr allein<br />

auf die Verursacher- bzw. Täterrolle festgeschrieben.<br />

2. 2. Kritische <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zu</strong>r Definitionspraxis des Traumas<br />

Im Kern wird gegenwärtig das Trauma als seelische Verlet<strong>zu</strong>ng definiert,<br />

die entsteht, wenn das Individuum sich als überfor<strong>der</strong>t erlebt, einer existenziellen<br />

Bedrohung durch Flucht aus<strong>zu</strong>weichen o<strong>der</strong> sie durch Kampf<br />

abwen<strong>den</strong> <strong>zu</strong> können und so nachhaltige Gefühle von Angst, Hilflosigkeit<br />

und schutzlosem Ausgeliefertsein erlebt wer<strong>den</strong>. Die Folgeerscheinungen<br />

bestehen je nach Intensität des Stresserlebens, Konstitution, Resilienz<br />

und verfügbarem Ressourcenkontext in einer mehr o<strong>der</strong> weniger tief greifen<strong>den</strong><br />

Schädigung des Selbstschutzsystems auf <strong>der</strong> biologischen, psychologischen<br />

und sozialen Ebene. Die Symptome wer<strong>den</strong> vier Hauptkategorien<br />

<strong>zu</strong>geordnet: (1.) eine übersteigerte Wachsamkeit gegenüber einer<br />

möglicherweise wie<strong>der</strong>kehren<strong>den</strong> Gefahr (Übererregbarkeit), (2.) unauslöschliche<br />

Erinnerungsspuren, die sich aufdrängen und ungewollt wie<strong>der</strong>kehren<br />

(Intrusionen), (3.) ein Mechanismus, <strong>der</strong> affektive und kognitive Elemente<br />

<strong>der</strong> Traumaerfahrung getrennt voneinan<strong>der</strong> aufbewahrt bzw.<br />

fragmentiert, um <strong>den</strong> Organismus vor Reizüberflutung <strong>zu</strong> schützen (Dissoziation)<br />

und (4.) eine allgemeine Ten<strong>den</strong>z <strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong>, <strong>zu</strong> ignorieren<br />

und aus dem Bewusstsein <strong>zu</strong> verbannen, um dem schmerzhaft Erlebten<br />

keinesfalls wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> begegnen (Konstriktion).<br />

Der Konsensprozess über nosologische Abgren<strong>zu</strong>ngen im Bereich <strong>der</strong><br />

Traumaphänomene scheint keineswegs abgeschlossen. Wir fin<strong>den</strong> einerseits<br />

Befürworter einer eingeschränkten Verwendung des Traumabegriffs<br />

als Störung. Sie ziehen es vor, z. B. Todesfälle, chronische Krankheiten<br />

o<strong>der</strong> Ehekonflikte nicht als traumatische Ereignisse im Sinne <strong>der</strong> Definition<br />

auf<strong>zu</strong>fassen und deshalb bei solchen Phänomenen nicht von einer „Störung“<br />

son<strong>der</strong>n von „Belastungsreaktionen“ <strong>zu</strong> sprechen, weil sie <strong>zu</strong> <strong>den</strong>

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