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Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

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Forum 3 – 2004<br />

<strong>zu</strong>m Nutzen <strong>der</strong> Klienten in therapeutisches Handeln umsetzen lassen,<br />

ohne etwa <strong>den</strong> systemischen Konzeptrahmen <strong>zu</strong> stören. So lässt beispielsweise<br />

auch Korittko (2000), <strong>der</strong> über seine Erfahrungen aus <strong>der</strong> Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Opfer <strong>der</strong> Bahnkatastrophe in Eschede berichtet<br />

hat, keinen Zweifel an <strong>der</strong> Notwendigkeit eines systemischen Ansatzes<br />

in <strong>der</strong> therapeutischen Betreuung <strong>der</strong> Opfer und ihrer Angehörigen.<br />

Auf Seiten <strong>der</strong> noch jungen Disziplin <strong>der</strong> Psychotraumatologie ist eine<br />

Öffnung gegenüber systemischen Betrachtungsweisen unverkennbar. Die<br />

Darstellung von Traumaphänomenen beschränkt sich nicht mehr ausschließlich<br />

auf beeindruckende Beschreibungen irreparabel anmuten<strong>der</strong><br />

Schä<strong>den</strong>. Im Hinblick auf die hohe Plastizität psychobiologischer Anpassungsleistungen<br />

haben Fischer u. a. (1999) vorgeschlagen, das Trauma<br />

als komplexes Geschehen <strong>zu</strong> begreifen, welches nicht auf <strong>den</strong> Moment<br />

<strong>der</strong> Schädigung beschränkt bleibt, son<strong>der</strong>n seine Bewältigung mit einschließt.<br />

Eine solche Sicht steht einem ressourcenorientierten Umgang<br />

mit traumatisierten Klienten nicht im Wege. Symptombildungen als Folgen<br />

einer Traumatisierung wer<strong>den</strong> als psychobiologische Schutzreaktionen<br />

betrachtet, die nicht nur Einschränkungen darstellen, son<strong>der</strong>n Immunisierungsprozesse<br />

in Gang setzen, eine Stärkung <strong>der</strong> Abwehr gegen weitere<br />

Belastungen <strong>zu</strong>r Folge haben und unter Umstän<strong>den</strong> auch die Entwicklung<br />

von Resilienz begünstigen können.<br />

Neurobiologen betonen die Nut<strong>zu</strong>ngsabhängigkeit des Gehirns, seine Fähigkeit<br />

<strong>zu</strong>r lebenslang andauern<strong>den</strong> Anpassung an die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Umgebung und seine Bereitschaft <strong>zu</strong>r permanenten Reorganisation<br />

(Hüther 2001, 97). Jede (noch so schwache) Erfahrung führt <strong>zu</strong> einer<br />

neuen neuronalen Verschaltung mit <strong>der</strong> Ten<strong>den</strong>z, sich im Wie<strong>der</strong>holungsfall<br />

strukturell <strong>zu</strong> verfestigen (Spitzer 2002). Insofern muss es keineswegs<br />

überraschen, wenn starke (traumatische) Erfahrungen <strong>zu</strong> signifikanten<br />

strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen führen. Dass schwere traumatische Belastungen<br />

<strong>zu</strong>m Absterben von Zellsystemen führen und die Morphologie des<br />

Gehirns z. B. im Sinne einer Volumenverringerungen des Hippocampus,<br />

<strong>der</strong> Amygdala und des corpus callosum, (van <strong>der</strong> Kolk 1999, 57ff), beeinflussen<br />

können, ist mehrfach repliziert wor<strong>den</strong>. Es wer<strong>den</strong> jedoch auch die<br />

damit verbun<strong>den</strong>en protektiven Funktionen betont. So schützt z. B. ein<br />

mangelhaft arbeiten<strong>der</strong> Hippocampus das Individuum vor <strong>den</strong> nicht verkraftbaren<br />

Erinnerungen an Schrecken, Angst und Hilflosigkeit (van <strong>der</strong><br />

Kolk, 1999, 73) und ermöglicht so eine stressreduzierte Alltagsbewältigung.<br />

Demnach stehen uns zweierlei Betrachtungsweisen <strong>zu</strong>r Verfügung:<br />

Traumata sind in ihrer zerstören<strong>den</strong> Wirkung ernst <strong>zu</strong> nehmen. Sie können<br />

aber auch als „Ver-„ Störungen bestehen<strong>der</strong> Verschaltungen verstan<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>, die eine scha<strong>den</strong>sregulierende Sofortmaßnahme des<br />

Gehirns im Sinne einer Notfallreaktion hervorrufen. Diese for<strong>der</strong>n eine

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