Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp
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Forum 3 – 2004<br />
Das, worum es dabei praktisch geht, ist – mit <strong>den</strong> Worten von Günter<br />
Schiepek: das „Schaffen von Bedingungen für die Möglichkeit selbstorganisierter<br />
Ordnungsübergänge in komplexen bio-psycho-sozialen Systemen<br />
unter professionellen Bedingungen“ (Schiepek, 1999, S.30). Eine<br />
solche Formulieren könnte auf <strong>den</strong> ersten Blick enttäuschen, sie klingt<br />
sehr vorsichtig und vielleicht nicht so eindeutig, wie es vielleicht gewünscht<br />
wird. Dennoch ermöglicht sie zweierlei: Zum einen eröffnet sie<br />
ein Handlungsfeld: HelferInnen können etwas tun, Rahmenbedingungen<br />
schaffen, überprüfen und auswerten im Hinblick darauf, ob sie in Zusammenhang<br />
gebracht wer<strong>den</strong> können mit zieldienlichen Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Zum an<strong>der</strong>en ermöglicht Schiepeks Definition einen gerade<strong>zu</strong> nahtlosen<br />
Anschluss an Ergebnisse <strong>der</strong> neueren Psychotherapieforschung.<br />
Eine Reihe von Ergebnissen <strong>der</strong> neueren Psychotherapieforschung unterstreicht,<br />
dass die Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> KlientInnen über <strong>den</strong> Therapieprozess<br />
am besten voraussagt, was schließlich in <strong>der</strong> Therapie herauskommt. Von<br />
Michael Lambert stammt jene viel zitierte Studie, in <strong>der</strong> die herausragende<br />
Bedeutung von KlientInnenvariablen für die Varianz von Psychotherapieergebnissen<br />
beschrieben wurde (Lambert 1992, 2001a, b; Asay & Lambert<br />
2001, Lambert & Ogles 2004). Mit „KlientInnenvariablen“ ist all das<br />
gemeint, was die KlientInnen selbst mitbringen, Reflektiertes wie Unreflektiertes:<br />
Erfahrungen, Fertigkeiten, soziale Bezüge, <strong>zu</strong>fällige und nicht<strong>zu</strong>fällige<br />
Konstellationen, Vorstellungen über Problem und Lösungen, und an<strong>der</strong>es<br />
mehr (vgl. Tallman & Bohart 1999). Lambert beschreibt in seiner<br />
Studie, dass KlientInnenvariablen 40% <strong>der</strong> Varianz von Therapieergebnissen<br />
erklären. Im Vergleich da<strong>zu</strong> erklärte die therapeutische Beziehung<br />
30%, wobei hier die Präzisierung entschei<strong>den</strong>d ist: <strong>der</strong> Beziehung, wie sie<br />
sich aus Sicht <strong>der</strong> KlientInnen darstellt! Professionelle Techniken einerseits<br />
und Erwartungen/Hoffnung/Placebo an<strong>der</strong>erseits kommen auf jeweils<br />
15% (Hubble et al., 1999; Miller et al., 1997; Duncan & Miller, 2000)<br />
Es lässt sich hier eine Querverbindung ziehen <strong>zu</strong> einem Eindruck, <strong>den</strong><br />
Maria Kurz-Adam (1997) in einer empirischen Studie <strong>zu</strong>m Alltag in <strong>der</strong> Erziehungsberatung<br />
veröffentlicht hat. Sie schreibt, Professionalität werde in<br />
<strong>der</strong> Praxis weniger durch die Ansammlung von Wissen und die Verfügbarkeit<br />
<strong>der</strong> Metho<strong>den</strong> bestimmt, „son<strong>der</strong>n erweist sich erst in <strong>der</strong> Orientierung<br />
am Zufälligen und Unkalkulierbaren des Alltags <strong>der</strong> Klienten als wichtiges<br />
Moment <strong>der</strong> Hilfe“ (1997, S.8). Und an späterer Stelle heißt es: „‘Psychotherapie’<br />
in <strong>der</strong> Beratungsarbeit hat sich von einem längerfristigen Unternehmen,<br />
das die gesamte Arbeit <strong>der</strong> Beratungsstelle zeitlich blockiert, <strong>zu</strong><br />
einer Krisenorientierten, methodisch vielfältigen Vorgehensweise gewandelt,<br />
die an einer auch kurzfristigen und am Situativen angesiedelten Hilfe<br />
<strong>zu</strong>r Selbsthilfe interessiert ist.“ (1997, S.139).