26.10.2012 Aufrufe

Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Forum 3 – 2004<br />

mann auf <strong>der</strong> Basis sehr abstrakter Prämissen sehr lebendig erscheinende<br />

Beschreibungen. Zum Beispiel:<br />

"Ein Konflikt kann deshalb objektiv fast anlaßlos entstehen. Es genügt,<br />

wenn auf eine wie immer vage Erwartungsannahme<strong>zu</strong>mutung mit einem<br />

wie immer vorsichtigen nein reagiert wird. (...) Hat man sich einmal auf einen<br />

Konflikt eingelassen, gibt es kaum noch Schranken für <strong>den</strong> Integrationssog<br />

dieses Systems. (...) Das System erreicht <strong>zu</strong> hohe Interdepen<strong>den</strong>z:<br />

Ein Wort ergibt das an<strong>der</strong>e, jede Aktivität muß und kann mit irgendwelchen<br />

an<strong>der</strong>en beantwortet wer<strong>den</strong>. Die destruktive Kraft des Konflikts<br />

liegt nicht in ihm selbst und erst recht nicht in <strong>den</strong> Schä<strong>den</strong> an Reputation,<br />

Handlungspotential, Wohlstand o<strong>der</strong> Leben, die er <strong>den</strong> Beteiligten <strong>zu</strong>fügt;<br />

sie liegt in dem Verhältnis <strong>zu</strong>m System, in dem <strong>der</strong> Konflikt Anlaß und<br />

Ausgang gefun<strong>den</strong> hatte - etwa im Verhältnis <strong>zu</strong>m Nachbarn, in <strong>der</strong> Ehe<br />

o<strong>der</strong> Familie (...)" (Luhmann, 1987, S.532f.)<br />

Der Eindruck könnte entstehen, dass Konflikte ausschließlich negativ wirken.<br />

Da<strong>zu</strong> könnte beitragen, dass Luhmann selbst die destruktive Kraft<br />

und die Schä<strong>den</strong> unterstreicht, die aus <strong>der</strong> Verselbständigung des Konfliktes<br />

entstehen. In <strong>der</strong> Fortset<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> oben zitierten Passage greift er gar<br />

auf die Analogie von Parasit und Wirtspflanze <strong>zu</strong>rück: „(D)as Parasitentum<br />

(...) tendiert <strong>zu</strong>r Absorption des gastgeben<strong>den</strong> Systems durch <strong>den</strong> Konflikt<br />

in dem Maße, als alle Aufmerksamkeit und alle Ressourcen für <strong>den</strong> Konflikt<br />

beansprucht wer<strong>den</strong>“ (S.533). Wäre das jedoch alles, käme <strong>der</strong> Aspekt<br />

<strong>zu</strong> kurz, <strong>den</strong> Luhmann ja ebenfalls anspricht: Konflikte dienen <strong>der</strong><br />

Fortset<strong>zu</strong>ng von Kommunikation. Wir müssten uns also damit beschäftigen,<br />

dass Konflikte von verschie<strong>den</strong>en Seiten betrachtet wer<strong>den</strong> können,<br />

so<strong>zu</strong>sagen als Mehrkämpfer, als Phänomen mit (mindestens) zwei Gesichtern.<br />

Es kommt dabei auf <strong>den</strong> Kontext an! Mit <strong>den</strong> Worten von Efran, Lukens<br />

und Lukens: „Nimm etwas aus dem Kontext, und es wird bedeutungslos.<br />

Stelle es in einen neuen Kontext, und es wird <strong>zu</strong> etwas an<strong>der</strong>em“ (1992,<br />

S.201). Die Frage ist: in welchen Zusammenhängen wirken Konflikte eher<br />

konstruktiv? Und in welchen Zusammenhängen eher nicht?<br />

An<strong>der</strong>s als konflikthafte Zuspit<strong>zu</strong>ngen, die sich nach einem „reinigen<strong>den</strong><br />

Gewitter“ wie<strong>der</strong> abbauen, machen Konflikte, die sich verselbständigt haben,<br />

meist mehr Arbeit. Sie stellen dann einen trivialisieren<strong>den</strong> Handlungskontext<br />

dar: Ursprünglich neutrale o<strong>der</strong> in allerlei unterschiedlicher<br />

Weise deutbare Signale mutieren dann <strong>zu</strong> „immer <strong>den</strong> gleichen“ Leitplanken<br />

auf „immer <strong>der</strong> gleichen“ Konfliktautobahn, auf <strong>der</strong> dann „immer die<br />

gleichen“ Massenkarambolagen im Nebel <strong>der</strong> Beziehungen stattfin<strong>den</strong>.<br />

Wenn von <strong>der</strong> destruktiven Kraft von Konflikten die Rede ist, ist in aller<br />

Regel dies damit gemeint.<br />

Aber auch verselbständigte Konflikte lassen sich auf ihre Möglichkeiten<br />

hin abklopfen, als Ausgangspunkte für hilfreiche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>zu</strong> dienen.<br />

Da<strong>zu</strong> ist es jedoch notwendig, <strong>zu</strong>nächst einmal <strong>den</strong> Wert des jeweili-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!