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Anmerkungen zu den rechtlichen Grundlagen der - Bkjpp

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Forum 3 – 2004<br />

ter“. Die Kraft und die selbstorganisatorischen Flexibilität von Konflikten<br />

vermögen nachhaltig <strong>zu</strong> beeindrucken.<br />

Was kann helfen, sich davon nicht mehr beeindrucken <strong>zu</strong> lassen als nötig?<br />

Mir hat dabei Luhmanns „Theorie sozialer Systeme“ (1987) ganz gute<br />

Dienste geleistet. Zentral ist hier <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Kommunikation. Soziale<br />

Konflikte, so lässt sich sagen, sind ohne Kommunikation nicht möglich.<br />

Luhmann schlägt in seiner Theorie sozialer Systeme vor, Kommunikation<br />

als diejenige Operation <strong>zu</strong> bezeichnen, durch die soziale Systeme gekennzeichnet<br />

wer<strong>den</strong> können.<br />

So ohne weiteres lässt Luhmann Kommunikation allerdings nicht stattfin<strong>den</strong>.<br />

Eine Ausgangsbedingung müsse erfüllt sein, und zwar die, dass die<br />

Hürde <strong>der</strong> „doppelten Kontingenz“ überwun<strong>den</strong> wurde. Mit Kontingenz ist<br />

gemeint, dass kein sicheres Vorauswissen darüber möglich ist, was mein<br />

Gegenüber als nächsten Schritt ausführt. Es könnte auch „alles ganz an<strong>der</strong>s“<br />

kommen als gedacht. Da dies für beide Seiten gilt, heißt es „doppelte“<br />

Kontingenz. Aus dieser Sicht kann gelten, dass wir beim Entstehen<br />

und Fortsetzen von Kommunikation darauf angewiesen sind, uns unsere<br />

Undurchsichtigkeit gegenseitig <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Wir wählen etwas<br />

aus <strong>zu</strong>m Mitteilen und können uns nicht sicher sein, ob das Ausgewählte<br />

vom Gegenüber als angemessen, stimmig, passend eingeschätzt<br />

wird, ob daran angeschlossen wird und wenn ja: wie?<br />

All dieses macht Kommunikation <strong>zu</strong> so etwas wie einem Risiko, dem wir<br />

nicht so recht entgehen können. Versuche, diesem Risiko aus<strong>zu</strong>weichen,<br />

eignen sich oft genug beson<strong>der</strong>s gut da<strong>zu</strong>, es <strong>zu</strong> erleben und daraus möglicherweise<br />

weitere Schritte an<strong>zu</strong>schließen, die das nicht nur erleben lässt,<br />

son<strong>der</strong>n auch gestalten. Man redet sich in Rage (und <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en vielleicht<br />

mit), man hält <strong>den</strong> Mund und sieht sich dem Vorwurf eisigen<br />

Schweigen ausgesetzt, was man ja begrün<strong>den</strong> kann mit dem Verhalten<br />

des an<strong>der</strong>en, was <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um nicht so stehen lassen kann o<strong>der</strong> will.<br />

Und so geht es weiter, womöglich ohne größere bewusste Anstrengung.<br />

Aus dieser Sicht ist auch leichter verständlich, wieso ein „Nein“ für Kommunikation<br />

von größerer Bedeutung sein kann als ein „Ja“: Ein „Nein“<br />

kann leichter als ein „Ja“ Anschlussmöglichkeiten für weitere kommunikative<br />

Schritte schaffen. Nichts ist so<strong>zu</strong>sagen „tödlicher“ für kommunikative<br />

Anschlussfähigkeit als andauerndes Zustimmen. Worüber sollte man dann<br />

noch re<strong>den</strong>, o<strong>der</strong> gar streiten?<br />

Wie Luhmann das beschreibt, machen Konflikte Sinn: Sie „dienen <strong>der</strong><br />

Fortset<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Kommunikation durch Benut<strong>zu</strong>ng einer <strong>der</strong> Möglichkeiten,<br />

die sie offen hält: durch Benut<strong>zu</strong>ng des Nein“ (1987, S.530). Dies hat, es<br />

muss betont wer<strong>den</strong>, nichts mit Wünschen und Erwartungen im üblichen<br />

gefühlsmäßigen Sinn <strong>zu</strong> tun. Es handelt sich hier um einen auf Theorie<br />

basieren<strong>den</strong> Beschreibungsvorschlag. Erstaunlicher Weise gelingen Luh-

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