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Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen

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Immerhin wurde über die Angelegenheit im Rat 3 am 23.2.1971 debattiert und <strong>der</strong> Antrag<br />

„von Familie D. und An<strong>der</strong>en“ zurückgewiesen.<br />

Zunächst im Ton leicht verstimmt, äußerte sich <strong>der</strong> Stadtdirektor am 4.3.1971 („Ihr Schreiben<br />

wurde mir zuständigkeitshalber zur weiteren Bearbeitung zugeleitet“) dahingehend, dass <strong>der</strong><br />

Bürgermeister selbst in geeigneter Weise sich <strong>der</strong> Sache angenommen habe und weiter<br />

sinngemäß, dass im Übrigen nach altdeutschem Volksglauben <strong>der</strong> Storch nicht nur Kin<strong>der</strong><br />

(bringt) son<strong>der</strong>n auch Glücksbringer und Beschützer vor Feuer und Blitzschlag sei.<br />

„So gesehen hoffe ich, dass auch Sie den Ratsbeschluss 4 nunmehr akzeptieren.“<br />

Abschließend heißt es dann triumphierend ohne jede Erläuterung des nachfolgenden abschließenden<br />

Satzes: „Im übrigen ist <strong>der</strong> Beschluss des Rates <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg begründet<br />

in § 14 des Ordnungsbehördengesetzes in <strong>der</strong> Fassung vom 28.10.1969 in Verbindung<br />

mit § 2 <strong>der</strong> Gemeindeordnung in <strong>der</strong> Fassung vom 11.8.1969 und ich betrachte<br />

hiermit die Angelegenheit als erledigt.“ Soweit <strong>der</strong> Stadtdirektor in seiner Antwort.<br />

Was hatte nun <strong>der</strong> Bürgermeister Droste (SPD) „in geeigneter Weise“ zur Sache beigetragen?<br />

Einen offenen Brief, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Presse entwe<strong>der</strong> als Leserbrief o<strong>der</strong> Bestandteil eines dem<br />

Thema gewidmeten Artikels erschienen war. In seinem Beitrag bemerkt <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

u.a.: „Der Gemein<strong>der</strong>at von Ubbedissen bei Bielefeld beschloss, die Straßen einer Neubausiedlung<br />

nach Vogelarten zu benennen. Ratsmitglied B (CDU) schlug vor, das ganze<br />

Vögelviertel Oswald-Kolle-Siedlung zu nennen, ohne allerdings näher zu erläutern, was <strong>der</strong><br />

bekannte Volksaufklärer mit Befie<strong>der</strong>ten zu tun hat“ Mit diesen und ähnlichen „Anmerkungen“<br />

hatte <strong>der</strong> Bürgermeister sicherlich in den nächsten Tagen und Wochen viele<br />

Lacher auf seiner Seite, diese mehr einer Büttenrede (die Debatte entspann sich sinnigerweise<br />

in <strong>der</strong> Karnevalszeit) gleichkommende Sichtweise <strong>der</strong> Dinge als „geeignete Weise“ zu<br />

interpretieren, wie es <strong>der</strong> Stadtdirektor in seinem Brief tat, dürfte den Bewohnern des<br />

„Storchenweges“ nicht ganz leicht gefallen sein.<br />

Wohl, um nicht noch mehr zum Gespött <strong>der</strong> Stadt zu werden und auch hilflos gegenüber den<br />

angegebenen und nicht einmal zitierten, geschweige denn erläuterten Paragraphen,<br />

verstummten die Anlieger, ohne jedoch ihren grundsätzlichen Groll deswegen begraben zu<br />

haben.<br />

Nicht unklug, wandten sie sich in <strong>der</strong> Folgezeit an den letzten ehemaligen Gemeindebürgermeister<br />

Langschedes, Haslinde (ebenfalls SPD), und brachten die Angelegenheit erneut<br />

im April 1974 (nach <strong>der</strong> Karnevalszeit) auf die Tagesordnung <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Ratsversammlung.<br />

In <strong>der</strong> Vorlage <strong>der</strong> Verwaltung an den Rat heißt es u.a.: „(...) wurde die<br />

Angelegenheit zunächst durch ein persönlich vom Stadtdirektor unterschriebenen Brief<br />

beigelegt. <strong>Die</strong>s ist aber offensichtlich nicht <strong>der</strong> Fall, denn, wie Herr Haslinde in einer Sitzung<br />

des Wegebau- und Friedhofsausschusses vorbrachte, haben sich die Anlieger bis heute noch<br />

nicht an diesen Namen gewöhnt und er wie die Anlieger würden eine Än<strong>der</strong>ung sehr<br />

begrüßen.“ Dessen ungeachtet schlug die Verwaltung aber eine erneute Ablehnung des<br />

Antrages vor, um einen Präzedenzfall und umfangreiche Verwaltungskosten zu vermeiden. In<br />

diesem Zusammenhang wird auf die Ablehnung des Rates im Fall <strong>der</strong> Anliegerproteste wegen<br />

<strong>der</strong> Umbenennung <strong>der</strong> Straße „Sonnenhang“ in „Wulfesweide“ in Ardey erinnert. 5<br />

Der von <strong>der</strong> SPD dominierte Stadtrat beschloss daraufhin, „auf Empfehlung des Wegebauund<br />

Friedhofsausschusses“ die Umbenennung von „Storchenweg“ in „Meisenweg“. Schließlich<br />

standen ja wie<strong>der</strong> die 1974er Kommunalwahlen vor <strong>der</strong> Tür...<br />

Das Beispiel zeigt, jenseits <strong>der</strong> heute eventuell als etwas moralinsauer empfundenen Empfindlichkeit<br />

<strong>der</strong> Anwohner des „Storchenwegs“ die zunächst unsensible Handhabung des Pro-<br />

3 Auf Veranlassung einer Vorlage durch die Verwaltung (also von Seiten des Stadtdirektors)<br />

4 Gemeint ist hier <strong>der</strong> Ratsbeschluss vom 23.2.1971 in dem es heißt: „Zur Vermeidung von Präzedenzfällen<br />

beschließt die Ratsversammlung: Auf Grund des § 14 des Ordnungsbehördengesetzes in Verbindung mit § 2<br />

<strong>der</strong> GO wird eine erneute Namensän<strong>der</strong>ung abgelehnt.<br />

5 Auf diesen Fall wird in kurzer Form im Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit eingegangen

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