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Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen

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Erfolg, denn immer wie<strong>der</strong> geben die Namen einen Anstoß des Nachdenkens, einen<br />

willkommenen Anlass für Schulprojekte.<br />

Der Vorbehalt <strong>der</strong> CDU-Fraktion im Jahr 1969, keine <strong>Straßennamen</strong> mit „<strong>der</strong> Bevölkerung<br />

gänzlich unbekannte Personen“ zumuten zu wollen, ist hinsichtlich <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Unbekanntheit etwa eines Ludwig Steil o<strong>der</strong> eines Carlo Mierendorf zwar nicht von <strong>der</strong> Hand<br />

zu weisen, war jedoch im Ansatz aufklärungspädagogisch falsch, denn es war und ist doch<br />

gerade das Ziel dieser Benennung gewesen, damals noch o<strong>der</strong> heute wie<strong>der</strong> zu Unrecht in<br />

Vergessenheit geratene Menschen mit Vorbildfunktion bekannt und populär zu machen.<br />

1989 gab es noch einen interessanten Vorstoß einer 10. Klasse <strong>der</strong> Gesamtschule, einen bisher<br />

unbenannten Weg zwischen <strong>der</strong> „Paul-Löbe-Straße“ und dem alten Ziegeleigelände nach<br />

einem Vertreter des Jugendwi<strong>der</strong>standes gegen das NS-Regime zu benennen. <strong>Die</strong><br />

Jugendlichen dachten dabei an einen Vertreter <strong>der</strong> Kölner „Edelweißpiraten“, den im Alter<br />

von 16 Jahren gehängten Bartholomäus Schink.<br />

<strong>Die</strong> Anwohner des Weges, <strong>der</strong>en Häuser seit ihrem Bestehen <strong>der</strong> „Mühlenbergstraße“ zugeordnet<br />

waren, sprachen sich jedoch gegen eine Umbenennung aus wegen <strong>der</strong> damit<br />

verbundenen Kosten und Unannehmlichkeiten, zumal da <strong>der</strong> Name des Bartholomäus Schink<br />

gänzlich unbekannt sei. Auch mangels Interesse <strong>der</strong> Verwaltung und des (von einer SPD-<br />

Mehrheit getragenen) Rates wurde diesem Vorschlag genau das bereits 1969 von <strong>der</strong> CDU<br />

angeführten Arguments zum Verhängnis. Inzwischen war nämlich das in Kapitel H näher<br />

erläuterte Proce<strong>der</strong>e bei Straßenbe- und Umbenennungen in Kraft getreten, das eine<br />

unbedingte Beteiligung <strong>der</strong> Anwohner vorsieht. Ein basisdemokratisch orientiertes Vorgehen,<br />

aber trotzdem erst dann zu Ende gedacht, wenn alle Beteiligten sachinformiert ihre<br />

Entscheidung treffen würden und die Verwaltung nicht nur „verwaltend“ son<strong>der</strong>n mo<strong>der</strong>ierend<br />

in den Entscheidungsprozess eingreifen würde, bzw. hier eingegriffen hätte. Vielleicht<br />

wäre es dann zu einer die Jugendlichen weniger enttäuschenden Lösung gekommen.<br />

Ein Son<strong>der</strong>band <strong>der</strong> „Beiträge zur <strong>Fröndenberger</strong> Ortsgeschichte“ fasste 1991 nochmals alle<br />

Lebenswege <strong>der</strong> 13 mit einem <strong>Straßennamen</strong> geehrten Personen zusammen, verbunden mit<br />

einem Rückblick auf Entstehung und Sinn <strong>der</strong> „Mühlensteindenkmals“ aus dem Jahr 1985. 2<br />

Bis heute ist lei<strong>der</strong> die Person und damit auch <strong>der</strong> Name des einzigen bekannten Vertreter des<br />

Wi<strong>der</strong>standes, <strong>der</strong> in Fröndenberg geboren wurde, Wilhelm zur Nieden 3 nicht öffentlich mit<br />

einem <strong>Straßennamen</strong> o<strong>der</strong> einer Gedenktafel gewürdigt worden.<br />

Seinen Namen anstatt <strong>der</strong> Namen Hengstenberg o<strong>der</strong> v.Tirpitz geehrt zu sehen, wird wahrscheinlich<br />

in absehbarer Zeit kaum zu verwirklichen sein; eine Gedenktafel am Geburtshaus,<br />

dem ältesten Profangebäude <strong>der</strong> Stadt, zumal das gleiche Haus, in dem auch Hengstenberg<br />

geboren wurde und die jüdische Familie Bernstein bis zu ihrer Deportation lebte, ist ein zu<br />

verwirklichendes Ziel des Heimatvereins, das bisher aber noch scheitert an den Besitzverhältnissen<br />

des Hauses im Eigentum <strong>der</strong> Familie, die seinerzeit dafür sorgte, dass „Juden<br />

keineswegs in solch exponierter Lage wohnen und die arische Bevölkerungsmehrheit damit<br />

provozieren dürfe.“<br />

Somit ist es entschieden einfacher und unproblematischer, die gängigen Wi<strong>der</strong>standskämpfer,<br />

bekannt- aber auch weit genug entfernt vom örtlichen Geschehen, mit <strong>Straßennamen</strong> zu<br />

ehren. Erfreulich, dass wenigstens dies möglich war und so schnell (s.o.) kann keine Straße in<br />

Fröndenberg umbenannt werden, auch nicht die positiv besetzten <strong>Straßennamen</strong>; immerhin<br />

ein Trost<br />

2 Siehe dazu und zur Ratssitzung vom 18.06.1969 Presseartikel im Anhang 1 lfd. Nummer 19<br />

3 Der Jurist und Sohn eines <strong>Fröndenberger</strong> Pastors Wilhelm Zur Nieden gehörte zum Kreis um Karl Goerdeler,<br />

wurde im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 verhaftet und kurz vor Kriegsende im Berliner<br />

Gefängnis an <strong>der</strong> Lehrter Straße erschossen.

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