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Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen

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Exkurs 5<br />

Straßenbenennungen und <strong>der</strong> deutsche Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>Die</strong> Thematik <strong>der</strong> Benennung von Straßen im Neubaugebiet des westlichen Mühlenberges<br />

nach verschiedenen Vertretern und damit auch stellvertretend für die verschiedenen<br />

Ausrichtungen, Zielsetzungen Motiven des deutschen Wi<strong>der</strong>standes gegen das NS-Regime<br />

wurde bereits in Exkurs 4 gestreift, da es im Stadtrat zwischen <strong>der</strong> CDU- und <strong>der</strong> SPD-<br />

Fraktion verschiedene Ansichten gab, diese Straßen zu benennen.<br />

Der Vorschlag <strong>der</strong> CDU-Fraktion, die Straßen nach ostdeutschen Städtenamen 1 zu benennen,<br />

scheiterte zu Gunsten des SPD-Vorschlags.<br />

Trotzdem war man 1969, 24 Jahre nach Kriegsende noch vorsichtig und behutsam und fand<br />

einen Konsens, dem auch die CDU ihre Zustimmung nicht versagen konnte. Kein Vertreter<br />

des kommunistischen Wi<strong>der</strong>standes wurde berücksichtigt und zunächst auch kein Militär, <strong>der</strong><br />

Hauptattentäter Claus Graf Schenk von Stauffenberg wurde erst in <strong>der</strong> zweiten Phase <strong>der</strong><br />

Mühlenberg-Benennung 1972 berücksichtigt. Bürgerliche und kirchliche Vertreter des Wi<strong>der</strong>standes<br />

fanden Berücksichtigung.<br />

<strong>Die</strong>s macht deutlich, dass beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> militärische Wi<strong>der</strong>stand zu dieser Zeit noch nicht<br />

befreit war vom Geruch des „Vaterlandsverrates“ und erst recht <strong>der</strong> kommunistische<br />

Wi<strong>der</strong>stand durch die Realität des ideologischen Kalten Krieges zwischen Ost und West nicht<br />

nur keine Würdigung erfuhr, son<strong>der</strong>n schlichtweg nicht wahrgenommen wurde o<strong>der</strong> nicht<br />

wahrgenommen werden sollte.<br />

1969 (Ratssitzung vom 18.6.1969) wurden folgende Personen mit <strong>Straßennamen</strong> geehrt:<br />

Paul Löbe<br />

Julius Leber<br />

Otto Wels<br />

Carl Friedrich Goerdeler<br />

Clemens August Graf von Galen<br />

Pater Alfred Delp<br />

<strong>Die</strong>trich Bonhoeffer und<br />

Ludwig Steil<br />

1972 (Ratssitzung vom20.12.1972) wurden die nächsten fertig gestellten Straßen auf dem<br />

Mühlenberg nach folgenden weiteren Personen des Wi<strong>der</strong>standes benannt:<br />

Carlo Mierdendorf<br />

Sophie und Hans Scholl<br />

Kurt Schumacher und<br />

Claus Graf Schenk von Stauffenberg.<br />

1 Der Begriff „Ostdeutsche Städte“ muss im damaligen Kontext <strong>der</strong> Zeitgeschichte gesehen werden. Gemeint<br />

waren damit nicht Städte in „Mitteldeutschland“, des damals noch mit SBZ (Sowjetische Besatzungszone), o<strong>der</strong><br />

mit dem Namen <strong>der</strong> „sogenannten DDR“ bezeichneten Staatsgebietes <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

völkerrechtlich nicht anerkannten DDR gemeint, son<strong>der</strong>n Städte die in Pommern, Schlesien, Ostbrandenburg<br />

und Ostpreußen liegen; den gebieten die nach den Beschlüssen <strong>der</strong> Potsdamer Konferenz aus <strong>der</strong> Vier-Mächte-<br />

Verantwortung für Gesamtdeutschland herausgelöst worden waren und seitdem unter „polnischer o<strong>der</strong><br />

sowjetischer Verwaltung“ standen, bzw. realpolitisch dem polnischen Staat und dem Staatsgebiet <strong>der</strong> UDSSR<br />

zugeordnet wurden. Mit zunehmen<strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> realpolitischen Lage trat die Unterteilung des deutschen<br />

Staatsgebietes in den Grenzen von 1937 in West-, Mittel- und Ostdeutschland in den Hintergrund und spielte<br />

spätestens nach Abschluss <strong>der</strong> Warschauer und Moskauer Verträge 1972 nur noch eine Rolle im Wortschatz <strong>der</strong><br />

Vertriebenenfunktionäre. Somit ist, wenn heute von „Ostdeutschland“ die Rede ist, eindeutig das Gebiet <strong>der</strong><br />

ehemaligen DDR gemeint. Auch <strong>der</strong> Begriff „Ostgebiete“ für die genannten 1937 noch zum Deutschen Reich<br />

gehörenden Provinzen verschwindet langsam aus dem Bewusstsein <strong>der</strong> Bevölkerung, wenngleich auch für die<br />

jüngere Generation diese Regionen selber durchaus nicht ganz „entschwunden“ sind, son<strong>der</strong>n zunehmend als<br />

Reiseziele, Handelspartner und/o<strong>der</strong> ganz normale Bestandteile ihrer heutigen Staaten betrachtet werden.

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