Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen
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Damit hätte es sein Bewenden haben können, wäre da nicht eine Initiative <strong>der</strong> Anwohner<br />
unter Fe<strong>der</strong>führung von Gerhard Ramme auf den Plan getreten, die mit Schreiben vom<br />
12.September 1973 ihrerseits Vorschläge unterbreitete. Naturkundliche Benennungen sollten<br />
Berücksichtigung finden, ohne dass Ramme in seinem Brief zunächst konkret die Benennung<br />
nach ostdeutschen Städten kritisierte o<strong>der</strong> in Frage stellte.<br />
In <strong>der</strong> Stadtratssitzung vom 24.9.1973 wurde dem „Eingang neuer Anregungen“ statt gegeben<br />
und die Vorlage <strong>der</strong> Verwaltung auf Benennung nach ostdeutschen Städtenamen von <strong>der</strong><br />
Tagesordnung abgesetzt und zur weiteren Beratung an die Ausschüsse und Fraktionen zurück<br />
verwiesen.<br />
Am 19.12.1973 beschloss jedoch <strong>der</strong> Wegebau- und Friedhofsausschuss nach Rücksprache<br />
mit den Fraktionen die Beibehaltung ihres ursprünglichen Vorschlages, „da die von Herrn<br />
Ramme unterbreiteten Vorschläge bei <strong>der</strong> Bevölkerung keinen Anklang finden würden...“ 11<br />
Doch die Anwohner ließen sich nicht einschüchtern und untermauerten ihre Gegenvorschläge<br />
mit Schreiben vom 6. Februar 1974 „im vollen Verständnis dafür, dass man die Erinnerung an<br />
die ehemaligen Ostgebiete aufrecht erhalten wolle“ aber die Benennung gerade dieser Straßen<br />
für vollkommen ungeeignet halte. „<strong>Die</strong> beabsichtigten (ostdeutschen) <strong>Straßennamen</strong> haben<br />
keinen Bezug zur Örtlichkeit. Kulturgeschichte, Geografie und Natur dieses (<strong>Fröndenberger</strong>)<br />
Raumes bieten dagegen viele Möglichkeiten für eine Namensgebung.“<br />
Der erneute Vorstoß schließt mit <strong>der</strong> Bemerkung, doch in Zukunft sachverständige und<br />
ortskundige Bürger in die Straßenbenennungskommissionen zu berufen.“ Kulturhistorisch für<br />
den Raum bedeutsame <strong>Straßennamen</strong> seien schon aus dem Stadtplan ohne Möglichkeit <strong>der</strong><br />
Einflussnahme durch die Bürger und Anwohner verschwunden. Konkret wird Bezug<br />
genommen auf die 1933 umbenannte „Münzfundstraße“ in Westick.<br />
Ortsbezug statt Ostbezug<br />
Unter dieser Überschrift vermeldete die „Westfälische Rundschau“ vom 10.4.1974 den<br />
erfolgreichen Einspruch <strong>der</strong> Anwohner bei <strong>der</strong> neuen Erarbeitung einer Beschlussvorlage für<br />
den Rat im Wegebau- und Friedhofsausschuss und entsprechend wurde auf <strong>der</strong> Ratssitzung<br />
vom 5.6.1974 die Benennung <strong>der</strong> Straßen nach den Vorschlägen <strong>der</strong> Anwohner beschlossen.<br />
Hasensprung und Dachsleite, In <strong>der</strong> Sasse, Erlengrund und Löhnquelle behielten gegenüber<br />
Königsberg und Breslau die Oberhand.<br />
Ein bislang letzten Vorstoß unternahm am 28. Februar 1984 die Sprecherin des Gemeindebeirats<br />
für Vertriebene- und Flüchtlingsfragen Frau Margarete Janotta, selber eine<br />
Heimatvertriebene aus Schlesien. Sie bat Stadtdirektor Rebbert um Genehmigung und<br />
Befürwortung einer Reihe von Vorschlägen und Anträgen zur angemessenen Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Heimatvertriebenen in <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg, so u.a. den<br />
Antrag auf „Benennung von Straßen, Plätzen und Gebäuden in <strong>der</strong> Stadt mit Namen, welche<br />
in Beziehung zu bringen sind mit den Provinzen, Städten und Personen in Ost- und Mitteldeutschland.“<br />
Obwohl ein gleichfalls beantragtes Faltblatt mit Informationen über die Herkunft<br />
und die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Heimatvertriebenen verwirklicht wurde, blieb <strong>der</strong> weitere<br />
Wunsch nach Benennung von Straßen und Wegen nach Herkunftsorten <strong>der</strong> Heimatvertriebenen<br />
in Fröndenberg unverwirklicht.<br />
Ausblick<br />
Der Rückgang <strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> damit einhergehende Rückgang von Neubausiedlungen,<br />
die inzwischen als abgeschlossen zu betrachtende Integration <strong>der</strong> Heimatvertriebenen<br />
sowie die nach <strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung von West- und Mitteldeutschland völkerrechtlich<br />
endgültig anerkannte Westgrenze Polens sind Gründe dafür, dass es auch in Zukunft<br />
in Fröndenberg bei dieser Situation bleiben wird Allerdings könnten Städtepartnerschaften<br />
mit Osteuropa und ein gesamteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl hier neue Akzente<br />
setzen, dann aber unter gänzlich an<strong>der</strong>en Voraussetzungen als in den Jahren nach 1945<br />
11 Eine Begründung für diese Annahme wurde nicht mitgeliefert, bzw. ist nicht in den Akten auffindbar