Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen
Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen
37 Insgesamt wird aus Sicht der Amts- und Gemeindeverwaltung für die Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg im Verwaltungsbericht für die Jahre April 1936 - März 1939 eine positive Bilanz gezogen: „Auf dem Gebiet des Straßenbaus ist ganz Außergewöhnliches geleistet worden. (...) In verhältnismäßig kurzer Zeit wurde das Stadtbild grundlegend verändert. Aus einem schmutzigen und unansehnlichen Dorf wurde eine städtebaulich hoch kultivierte Gemeinde“ Dazu gehörte ab 1934 die Beschilderung der vorhandenen und der neu benannten Straßen wie bereits in den frühen 1930er geplant, sowie die einheitliche Hausnummerierung und eine entsprechende Hausnummernbeschilderung. Es wurden zahlreiche Angebote für die benötigten 260 einstelligen, 420 zweistelligen und 20 dreistelligen Hausnummernschilder eingeholt; die dann endgültige Rechnungssumme dafür belief sich auf 198,- Reichsmark. 13 Im nächsten Bericht für das abgelaufene Jahr 1939 (April 1939- März 1940) heißt es dann etwas nüchterner: „In Folge der Bausperre war die Errichtung von neuen Wohnungen ganz eingestellt. Der Wohnungsmangel ist deshalb weiter gestiegen und baldige Abhilfe ist dringend notwendig“ Zu dieser nötigen Abhilfe ist es bis Kriegsende nicht mehr gekommen, ganz im Gegenteil. Durch die Zerstörungen im Verlauf der Möhnekatastrophe 14 , mehrere Bombenangriffe bis März 1945, Schäden durch die Bodenkämpfe Anfang April 1945 und besonders durch die Zunahme der Bevölkerung durch Evakuierte aus dem Ruhrgebiet und Zuzug von Vertriebenen und Flüchtlingen 15 ab 1946 spitzte sich die Lage dramatisch zu. Nicht zu vergessen sind hierbei die 1944 etwa zweitausend verzeichneten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in Lagern, Baracken, Bauernhöfen, Gastwirtschaften, Sälen und sonstigen Notunterkünften. Kam es also wegen des Krieges und dessen Verlauf nicht mehr zu Neubenennungen von Straßen, so sind auch keine Umbenennungen mehr nachgewiesen. Grund dafür war nicht zuletzt ein Runderlass des Innenministeriums vom 30.8.1939 betreffend die Vereinfachung der Verwaltung im gemeindlichen Bereich. Es wurde verfügt, „...dass Straßenumbenennungen völlig einzustellen sind, da sie zu den Aufgaben gehören, deren laufende Fortführung nicht aus Gründen der Landesverteidigung geboten ist“ und weiter heißt es in einem vertraulichen Rundschreiben des Reichsinnenministeriums vom 19.10.1940: „(...) Straßenbenennungen nach verdienten Offizieren oder Ehrungen ähnlicher Art sind bis Kriegsende zurückzustellen“ 16 Zusammenfassend sind in der Gemeinde Fröndenberg in der Zeit vom 1.4.1933 bis zum 2.8.1938 siebzehn Straßen umbenannt worden und fünf neue Straßen benannt worden. 17 Der Wohnbezirk Hohenheide war von diesen Veränderungen nicht betroffen, der Schwerpunkt lag im Zentrum der Gemeinde sowie im Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick 13 StaF, Bestand B 5305 14 In der Nacht vom 16. auf den 17.Mai 1943 bombardierte die britische Luftwaffe die Staudämme von Möhne, Eder und Sorpe. Die durch den Bruch der Möhneseemauer ausgelöste Flutwelle richtet an der mittleren Ruhr verheerende Zerstörungen an. Etwa 1.200 Menschen (vornehmlich Zwangsarbeiter) kamen ums Leben, zahlreiche Wohnhäuser im mittleren Ruhrtal zwischen Neheim und Herdecke wurden zerstört oder beschädigt. Für den Raum Fröndenberg erarbeitete der Verfasser im Jahr 2003 eine Dokumentation über Ursache, verlauf und Folgen dieser Katastrophe mit kommentierten Dokumenten aus dem Stadtarchiv für die Reihe „Beiträge zur Ortsgeschichte“ 15 Siehe dazu mehr im Exkurs 4 der vorliegenden Arbeit. 16 zitiert nach: Aloyis Molter, „Die Benennung der Straßen, Plätze und Brücken in der Stadt Frankfurt a.M.“, Frankfurt 2001, Seite 10ff 17 ohne Berücksichtigung des „Hindenburghains“ und mit Berücksichtigung der Neuverwendung des Namen „Löhnbachstraße“
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Insgesamt wird aus Sicht <strong>der</strong> Amts- und Gemeindeverwaltung für die Jahre vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg im Verwaltungsbericht für die Jahre April 1936 - März 1939 eine positive Bilanz<br />
gezogen: „Auf dem Gebiet des Straßenbaus ist ganz Außergewöhnliches geleistet worden. (...)<br />
In verhältnismäßig kurzer Zeit wurde das Stadtbild grundlegend verän<strong>der</strong>t. Aus einem<br />
schmutzigen und unansehnlichen Dorf wurde eine städtebaulich hoch kultivierte Gemeinde“<br />
Dazu gehörte ab 1934 die Beschil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> vorhandenen und <strong>der</strong> neu benannten Straßen wie<br />
bereits in den frühen 1930er geplant, sowie die einheitliche Hausnummerierung und eine<br />
entsprechende Hausnummernbeschil<strong>der</strong>ung.<br />
Es wurden zahlreiche Angebote für die benötigten 260 einstelligen, 420 zweistelligen und 20<br />
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belief sich auf 198,- Reichsmark. 13<br />
Im nächsten Bericht für das abgelaufene Jahr 1939 (April 1939- März 1940) heißt es dann<br />
etwas nüchterner: „In Folge <strong>der</strong> Bausperre war die Errichtung von neuen Wohnungen ganz<br />
eingestellt. Der Wohnungsmangel ist deshalb weiter gestiegen und baldige Abhilfe ist dringend<br />
notwendig“<br />
Zu dieser nötigen Abhilfe ist es bis Kriegsende nicht mehr gekommen, ganz im Gegenteil.<br />
Durch die Zerstörungen im Verlauf <strong>der</strong> Möhnekatastrophe 14 , mehrere Bombenangriffe bis<br />
März 1945, Schäden durch die Bodenkämpfe Anfang April 1945 und beson<strong>der</strong>s durch die<br />
Zunahme <strong>der</strong> Bevölkerung durch Evakuierte aus dem Ruhrgebiet und Zuzug von Vertriebenen<br />
und Flüchtlingen 15 ab 1946 spitzte sich die Lage dramatisch zu. Nicht zu vergessen<br />
sind hierbei die 1944 etwa zweitausend verzeichneten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen<br />
in Lagern, Baracken, Bauernhöfen, Gastwirtschaften, Sälen und sonstigen Notunterkünften.<br />
Kam es also wegen des Krieges und dessen Verlauf nicht mehr zu Neubenennungen von<br />
Straßen, so sind auch keine Umbenennungen mehr nachgewiesen. Grund dafür war nicht<br />
zuletzt ein Run<strong>der</strong>lass des Innenministeriums vom 30.8.1939 betreffend die Vereinfachung<br />
<strong>der</strong> Verwaltung im gemeindlichen Bereich. Es wurde verfügt, „...dass Straßenumbenennungen<br />
völlig einzustellen sind, da sie zu den Aufgaben gehören, <strong>der</strong>en laufende Fortführung nicht<br />
aus Gründen <strong>der</strong> Landesverteidigung geboten ist“ und weiter heißt es in einem vertraulichen<br />
Rundschreiben des Reichsinnenministeriums vom 19.10.1940: „(...) Straßenbenennungen<br />
nach verdienten Offizieren o<strong>der</strong> Ehrungen ähnlicher Art sind bis Kriegsende zurückzustellen“<br />
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Zusammenfassend sind in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg in <strong>der</strong> Zeit vom 1.4.1933 bis zum<br />
2.8.1938 siebzehn Straßen umbenannt worden und fünf neue Straßen benannt worden. 17<br />
Der Wohnbezirk Hohenheide war von diesen Verän<strong>der</strong>ungen nicht betroffen, <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />
lag im Zentrum <strong>der</strong> Gemeinde sowie im Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick<br />
13 StaF, Bestand B 5305<br />
14 In <strong>der</strong> Nacht vom 16. auf den 17.Mai 1943 bombardierte die britische Luftwaffe die Staudämme von Möhne,<br />
E<strong>der</strong> und Sorpe. <strong>Die</strong> durch den Bruch <strong>der</strong> Möhneseemauer ausgelöste Flutwelle richtet an <strong>der</strong> mittleren Ruhr<br />
verheerende Zerstörungen an. Etwa 1.200 Menschen (vornehmlich Zwangsarbeiter) kamen ums Leben,<br />
zahlreiche Wohnhäuser im mittleren Ruhrtal zwischen Neheim und Herdecke wurden zerstört o<strong>der</strong><br />
beschädigt. Für den Raum Fröndenberg erarbeitete <strong>der</strong> Verfasser im Jahr 2003 eine Dokumentation über<br />
Ursache, verlauf und Folgen dieser Katastrophe mit kommentierten Dokumenten aus dem Stadtarchiv für die<br />
Reihe „Beiträge zur Ortsgeschichte“<br />
15 Siehe dazu mehr im Exkurs 4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.<br />
16 zitiert nach: Aloyis Molter, „<strong>Die</strong> Benennung <strong>der</strong> Straßen, Plätze und Brücken in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt a.M.“,<br />
Frankfurt 2001, Seite 10ff<br />
17 ohne Berücksichtigung des „Hindenburghains“ und mit Berücksichtigung <strong>der</strong> Neuverwendung des Namen<br />
„Löhnbachstraße“