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Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen

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mächtiger werdenden Politiker doch in gewisser Weise unheimlicher o<strong>der</strong> unnahbarer als die<br />

Person des volkstümlichen und beliebten Göring (wenigstens bis 1941, dem Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

verlorenen Luftschlacht um England und <strong>der</strong> beginnenden Bombardierung deutscher Städte)<br />

o<strong>der</strong> die Person des Führers, die nahezu bis Kriegsende unantastbar in <strong>der</strong> breiten Bevölkerung<br />

geblieben ist gemäss dem Sprichwort bei allen Misshelligkeiten <strong>der</strong> Zeit: „wenn das<br />

<strong>der</strong> Führer wüsste!“<br />

Letzten Endes machte <strong>der</strong> Personenkult <strong>der</strong> NS-Zeit auch Halt bei dem zwar nicht festgeschriebenen,<br />

aber doch tradierten Grundsatz (Monarchen, Kronprinzen o<strong>der</strong> Präsidenten ausgenommen),<br />

Straßen nicht nach noch lebenden Persönlichkeiten zu benennen.<br />

Auch in den Ausführungsanweisungen zur Verordnung über die Benennung von Straßen,<br />

Plätzen und Brücken vom 1.4.1939 10 wird die Benennung nach noch lebenden Personen nicht<br />

ausdrücklich verboten. <strong>Die</strong>s wird als Grundsatz <strong>der</strong> Straßenbenennungen erst nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg in vielen Städten und Gemeinden schriftlich fixiert.<br />

Abgeschlossen wurde die nationalsozialistisch geprägte Epoche <strong>der</strong> Straßenbenennungen 11 in<br />

Fröndenberg mit <strong>der</strong> Bennennung <strong>der</strong> „Ostmarkstraße“ im August 1938, wenige Monate<br />

nach dem „Anschluss“ <strong>der</strong> österreichischen Republik an das Deutsche Reich im März 1938<br />

und fortan Ostmark genannt. Ostmarkstraßen entstanden auch in den amtsangehörigen Gemeinden<br />

Ardey und Langschede, für Langschede nachgewiesen im Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen<br />

Regierung zu Arnsberg 1938 unter <strong>der</strong> lfd. Nummer 678 vom 9.6.1938, zwei Monate vor <strong>der</strong><br />

<strong>Fröndenberger</strong> Benennung. Für Ardey bestätigte <strong>der</strong> Landrat die Benennung in <strong>der</strong><br />

Veröffentlichung im Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen Regierung zu Arnsberg mit Datum vom<br />

1.10.1938. 12<br />

Eine Ende <strong>der</strong> dreißiger Jahre geplante Bebauung des „Freisenhagen“ im Norden <strong>der</strong> Gemeinde<br />

rechts <strong>der</strong> Straße nach Unna kam wegen <strong>der</strong> Kriegsereignisse nicht mehr zu Stande.<br />

<strong>Die</strong> dieses Baugebiet erschließende Straße erhielt aber von Seiten des Bauamtes noch vor<br />

1940 den Namen „Springstraße“, nachgewiesen im Stadtplan von 1940, erstellt vom Amtsbauamt.<br />

Eine offizielle Benennung durch den Bürgermeister o<strong>der</strong> den Gemein<strong>der</strong>at o<strong>der</strong> eine<br />

Bestätigung durch den Landrat in Unna als Genehmigungsbehörde konnte bisher nicht nachgewiesen<br />

werden. Bis zum Ende des Krieges blieb die Springstraße weitgehend unbebaut; an<br />

ihr (damals ein unbefestigter Feldweg) lag und liegt bis heute <strong>der</strong> im Flucht-linienplan des<br />

Jahres 1898 nachgewiesene „Begräbnisplatz <strong>der</strong> israelitischen Gemeinde“.<br />

Nach Deportation <strong>der</strong> letzten jüdischen Bürger im Sommer 1942 und dem letzten<br />

durchgeführten jüdischen Begräbnisses im Jahr 1935 diente <strong>der</strong> jüdische Friedhof bis<br />

Kriegsende als Begräbnisplatz für verstorbene Zwangsarbeiter.<br />

Hätte bereits ab 1939 die Wohnbebauung in diesem Bereich begonnen, wäre <strong>der</strong> jüdische<br />

Friedhof mit Sicherheit dem Erdboden gleichgemacht worden und in das Baugelände einbezogen<br />

worden.<br />

Im Verwaltungsbericht <strong>der</strong> Gemeindeverwaltung für die Haushaltsjahre 1939 bis 1941 heißt<br />

es dazu: „Es ist die Errichtung von ca. 200 Arbeiterwohnungen auf dem sogenannten<br />

Freisenhagen vorgesehen, woran sich die Firma UNION mit 150 Wohnungen beteiligen wird.<br />

Da das erfor<strong>der</strong>liche Gelände für die Siedlung durch freihändigen Kauf nicht zu erwerben<br />

war, ist für die betreffenden Grundstücke das Enteignungsverfahren beim Siedlungsverband<br />

Ruhrkohlenbezirk beantragt. Ein Gutachter hat bereits im Auftrag des Verbandspräsidenten<br />

Richtpreise für die zu enteignenden Grundstücke festgelegt“.<br />

10 Reichsgesetzblatt Teil 1, Nr.64 vom 3.4.1939 und Ministerialblatt des Reichs- und Preußischen Ministeriums<br />

des Inneren Nr. 30 vom 26.7.1939; wie<strong>der</strong>gegeben im Anhang 1 lfd. Nr.11<br />

11 Zur Orientierung siehe als Anhang Nr. 10 zwei Kopien des 1940er Stadtplan aus dem Bereich Baugebiet<br />

Fröndenberg-Ost/Westick und dem Innenstadtbereich.<br />

12 Ausführlicher wird auf die Situation in den amtsangehörigen Gemeinden im Teil G eingegangen.

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