Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen
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D. Straßenbenennungen und Umbenennungen vom 1.April 1933 bis zum<br />
Kriegsende 1945 in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg<br />
Nach <strong>der</strong> Neubildung <strong>der</strong> Reichsregierung „<strong>der</strong> nationalen Konzentration“ am 30.1.1933 unter<br />
dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler und lediglich zweier an<strong>der</strong>er Minister, die <strong>der</strong> NSDAP<br />
angehörten, erfolgte am 1.2.1933 die Auflösung des Reichstags und mit <strong>der</strong> sogenannten<br />
„Reichstagsbrandverordnung“ zum „Schutz von Volk und Staat“ begann die eigentliche<br />
„Machtübernahme“ <strong>der</strong> Nationalsozialisten mit <strong>der</strong> scheinlegalen Ausschaltung oppositioneller<br />
Kräfte, Verhaftungen, Beschlagnahmungen, Wohnungsdurchsuchungen etc.<br />
So war bereits nach wenigen Wochen <strong>der</strong> Versuch kläglich gescheitert, Hitler und seine Partei<br />
von bürgerlich-nationalen Kräften „einzurahmen“, o<strong>der</strong> wie es Vizekanzler von Papen ausdrückte<br />
„an die Wand zu drücken bis er quietscht“.<br />
Genau das Gegenteil war <strong>der</strong> Fall und am 6.2. wurden in Preußen sämtliche kommunalen<br />
Vertretungen, Gemeindeparlamente und Stadträte durch die preußische Regierung unter ihrem<br />
Ministerpräsidenten Hermann Göring aufgelöst.<br />
Es kam zu Neuwahlen des Reichstages am 5.3.1933 und <strong>der</strong> Gemeindevertretungen am<br />
12.3.1933; beide bereits nahezu unter Ausschluss <strong>der</strong> KPD, bzw. unter massiver Behin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> SPD.<br />
Erstmals trat in Fröndenberg die NSDAP auf Gemeinde- und Amtsebene zu einer Wahl an 1<br />
und erreichte im Amt 49,1 % und in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg 35,7 % aller Stimmen. Mit<br />
den Stimmen <strong>der</strong> deutschnationalen Parteien verfügte sie auf Anhieb über die absolute<br />
Mehrheit im Raum Fröndenberg. Während die Deutschnationalen sogar in Fröndenberg noch<br />
zulegen konnten, ergab sich <strong>der</strong> hohe Stimmenanteil für die NSDAP aus dem Verzicht <strong>der</strong><br />
vorher hier sehr einflussreichen „Evangelischen Volksliste“, die zu diesen Kommunalwahlen<br />
nicht mehr antrat. Zentrum und SDP hatten nur leichte Verluste zu verzeichnen und die im<br />
Prinzip bereits nicht mehr funktionsfähige KPD hielt ihren bisherigen Stimmenanteil von 3%<br />
bei.<br />
Ähnlich sahen die Ergebnisse bei <strong>der</strong> Wahl zum Reichstag aus, hier erhielt die NSDAP in <strong>der</strong><br />
Gemeinde etwa 10% mehr Stimmen als bei <strong>der</strong> Wahl zum Gemeindeparlament. <strong>Die</strong>s spricht<br />
für die Beliebtheit <strong>der</strong> NSDAP und ihrer Führer auf Reichsebene gegenüber einer gewissen<br />
Zurückhaltung auf Ortsebene, was damit zu erklären ist, dass es vor 1930 lediglich 10 „PGs“<br />
gab, <strong>der</strong>en Zahl sich zwar bis Ende 1932 auf 105 Mitglie<strong>der</strong> erhöhte, aber bekannte und „gestandene“<br />
Kommunalpolitiker konnte die NSDAP <strong>der</strong> Wählerschaft nicht präsentieren.<br />
Als Gemeindevorsteher fungierte bis zu seinem Tod 1932 Wilhelm Kortmann, <strong>der</strong> von<br />
Gemeindesekretär Heinrich Feldmann abgelöst wurde. Am 13. 4. trat erstmals <strong>der</strong> neue Gemein<strong>der</strong>at<br />
zusammen und neuer Gemein<strong>der</strong>atsvorsitzen<strong>der</strong> wurde Prokurist Heinrich Robbert,<br />
<strong>der</strong> nach seiner „Wahl“ mit einem dreifachen „Sieg-Heil“ aller Anwesenden beglückwünscht<br />
wurde. Der einzige noch verbliebene SPD-Abgeordnete blieb <strong>der</strong> Wahl fern, die in das neue<br />
Gemeindeparlament gewählten Mitglie<strong>der</strong> von DNVP, Zentrum und KFSWR (Kampffront<br />
Schwarz-Weiß-Rot) stimmten für den Vorschlag <strong>der</strong> NSDAP.<br />
Anwesend waren bei dieser konstituierenden Sitzung auch NSDAP Landrat Klosterkemper,<br />
sowie <strong>der</strong> parteilose (noch bis September 1933 im Amt befindliche) Amtmann des Amtes<br />
Fröndenberg, Dr.Villaret, <strong>der</strong> anschließend in den Vorruhestand entlassen wurde.<br />
Auf Reichsebene war durch die Annahme des Ermächtigungsgesetzes am 23.3. durch alle<br />
Parteien mit Ausnahme <strong>der</strong> SPD, 2 die Verfassung <strong>der</strong> Weimarer Republik, <strong>der</strong> „Systemzeit“<br />
wie es fortan hieß, faktisch außer Kraft gesetzt worden und die „Machtergreifung“ o<strong>der</strong><br />
1 <strong>Die</strong> folgenden Angaben bis zur Gemein<strong>der</strong>atssitzung vom 13.4.1933 nach Stefan Klemp, „Richtige Nazis hat<br />
es hier nicht gegeben...“, Münster 2.A. 2000, Seite 74ff<br />
2 <strong>Die</strong> KPD war auf Grund <strong>der</strong> Reichstagsbrandverordnung vom Februar bei dieser Abstimmung gar nicht mehr<br />
zur Mitabstimmung zugelassen und <strong>der</strong>en gewählte Abgeordnete bereits verhaftet, unter Hausarrest gestellt<br />
o<strong>der</strong> bereits untergetaucht.