Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen

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29 Exkurs 2 Der „Wohnplatz“ Hohenheide und seine Straßen Das Wohngebiet der Hohenheide liegt im Nordosten der Stadt Fröndenberg und gehörte seit seiner Wohnbauung ab den 1840er Jahren zum Gebiet der ehemals selbständigen Gemeinde Dorf Fröndenberg, sowie zu einem kleineren Teil zur ehemals selbständigen Gemeinde Westick (betrifft „Westicker Heide“ siehe Auflistung weiter unten) Die in diesen Jahren ab 1835/36 endgültig festgelegten Grenzen der politischen Gemeinden im späteren Amtsbezirk Fröndenberg beruhen auf zahlreichen Separationsverfahren, so u.a. dem Verfahren, in dessen Verlauf ein großes Niederwald- und Hudegebiet im Nordosten Fröndenbergs liegend, endgültig unter den Gemeinden Bausenhagen, Frömern, Dorf Fröndenberg und Neimen im südlichen Bereich des Haarstrangs, sowie den Gemeinden Dreihausen und Hemmerde im nördlichen Haarstrangebiet „auf Weisung königlich-preußischen Generalkommission in Münster 1 aufgeteilt“ wurde. Hierbei ging es nicht nur um die Aufteilung der Besitzrechte sondern auch um die aus stiftischer Zeit stammende Servitutsordnung. Aufgeteilt wurde das Gebiet in 53 „Distrikte“ (Stücke), von denen zehn der Gemeinde Dorf Fröndenberg zugeteilt wurden 2 und mit seit langer Zeit tradierten Gemarkungsnamen versehen wurden. Hier entstanden ab den 1840er Jahren der zunächst aus allein stehenden Höfen und Kotten und erst im Lauf des späten 19. Jahrhunderts enger bebauter Wohnplatz Hohenheide. Obwohl auf diesem Wohnplatz eine eigenständige katholische Kirche erbaut wurde und auch seit den 1920er Jahren bis in die 1960er Jahre eine gemischtkonfessionelle Schulgemeinde gebildet worden war, erreichte der Wohnplatz Hohenheide nie den Status einer eigenständigen politischen Gemeinde trotz einer höheren Bevölkerungszahl als manche der umliegenden amtszugehörigen aber selbständigen Gemeinden. Die Namen der zehn o.g. genannten Distrikte bildeten teilweise in späteren Jahren den Grundbestand der tradierten und nicht per Gemeinderatsbeschlüsse vergebenen Wege- und Straßennamen, die diese Distrikte umgrenzten oder als Hauptwegedurchzogen. Genannt werden u.a. die Distrikte „Brandheide“ 3 , „In den Wächelten“, „In den Telgen“, „Auf der Heide“ und „Krittenschlag“. Beim Vergleich mit den bis Ende des 2. Weltkrieges mit einem Namen versehenen Straßen auf der Basis des 1940 herausgegebenen Stadtplans wird dies deutlich. Für das Jahr 1940 werden im Wohngebiet Hohenheide genannt: Am Steinbruch Auf dem Krittenschlag Hohenheide Im Schelk In den Telgen In den Wächelten In der Waldemey Querweg und Westicker Heide 1 Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925, Seite 285; hiermit ist die durch Gesetz vom 25.9.1820 der „Generalkommission zur Regulierung der gutsherrlich - bäuerlichen Verhältnisse“ in Münster übertragene Aufgabe der „Gemeinheitsteilungen“ gemeint, deren Aufgaben bei Wolfgang Leesch, „Die Verwaltung der preussischen Provinz Westfalen 1815-1945, Münster 1993, Seite 132ff näher beschrieben wird. 2 Fritz Klute, a.a.O. , Seite 285ff 3 Nach diesem tradierten Flurnamen „Brandheide“ wurde 1974 eine Straße auf der Hohenheide benannt.

30 Der Tradition der Namensgebung nach Gemarkungs- und Flurnamen folgend, wurden und werden bis heute auch alle weiteren Straßen mit Gemarkungs- oder Flurnamen, wenigstens aber mit landschafts- und naturorientierten Namen versehen. Auf Befragung älterer Bürger der Hohenheide blieb es bis in die 1960er Jahre bei einer nicht fortlaufend oder an Straßen orientierten Hausnummerierung. Straßenschilder mit Nennung der tradierten Namen seien erst Ende der 1960er Jahren, wahrscheinlich zusammen mit der Neuorganisation des Straßennamenwesens durch die kommunale Neugliederung ab 1968 aufgestellt worden. Gleichwohl werden die o.a. Straßennamen bereits in einem offiziellen Straßenverzeichnis vom Juni 1931 4 genannt, jedoch hinsichtlich ihrer Eignung zur Anwendung des seinerzeit neu verabschiedeten Ortsstatut nicht berücksichtigt. Aussagen, denen nicht widersprochen werden soll, da andere Informationen oder früherer Zeitpunkte in den Gemeinderatsprotokollen Fröndenbergs oder den Akten der Bauverwaltung nicht nachgewiesen werden können. Des öfteren wird in den Gemeinderatssitzungen, ab 1952 Stadtratssitzungen, bis in die 1960er Jahre des öfteren über den desolaten Zustand der Hohenheider Straßen debattiert, jedoch nur in seltenen Fällen Ausbesserungsarbeiten beschlossen Dies deckt sich mit den Aussagen der Bürger, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit in solchen Fällen stets zum Ausdruck bringen, dass sie „sowieso“ immer benachteiligt worden wären und von der Gemeindeverwaltung und/oder der Amtsverwaltung „hier oben“ nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen hätten. Ein Lebensgefühl, dass auch andere Aspekte des öffentlichen Lebens einschloss; so wurde die ausschließlich in Eigenleistung Anfang der 1920er Jahre errichtete katholische Kirche vom Paderborner Bistum erst Jahrzehnte später offiziell wahrgenommen und anerkannt, da dieses den Bau seinerzeit nicht direkt verboten, aber doch sehr kritisch gesehen hatte. 4 Siehe dazu Seite 23 der vorliegenden Arbeit

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Exkurs 2<br />

Der „Wohnplatz“ Hohenheide und seine Straßen<br />

Das Wohngebiet <strong>der</strong> Hohenheide liegt im Nordosten <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg und gehörte seit<br />

seiner Wohnbauung ab den 1840er Jahren zum Gebiet <strong>der</strong> ehemals selbständigen Gemeinde<br />

Dorf Fröndenberg, sowie zu einem kleineren Teil zur ehemals selbständigen Gemeinde<br />

Westick (betrifft „Westicker Heide“ siehe Auflistung weiter unten)<br />

<strong>Die</strong> in diesen Jahren ab 1835/36 endgültig festgelegten Grenzen <strong>der</strong> politischen Gemeinden<br />

im späteren Amtsbezirk Fröndenberg beruhen auf zahlreichen Separationsverfahren, so u.a.<br />

dem Verfahren, in dessen Verlauf ein großes Nie<strong>der</strong>wald- und Hudegebiet im Nordosten<br />

Fröndenbergs liegend, endgültig unter den Gemeinden Bausenhagen, Frömern, Dorf Fröndenberg<br />

und Neimen im südlichen Bereich des Haarstrangs, sowie den Gemeinden Dreihausen<br />

und Hemmerde im nördlichen Haarstrangebiet „auf Weisung königlich-preußischen Generalkommission<br />

in Münster 1 aufgeteilt“ wurde. Hierbei ging es nicht nur um die Aufteilung <strong>der</strong><br />

Besitzrechte son<strong>der</strong>n auch um die aus stiftischer Zeit stammende Servitutsordnung.<br />

Aufgeteilt wurde das Gebiet in 53 „Distrikte“ (Stücke), von denen zehn <strong>der</strong> Gemeinde Dorf<br />

Fröndenberg zugeteilt wurden 2 und mit seit langer Zeit tradierten Gemarkungsnamen versehen<br />

wurden. Hier entstanden ab den 1840er Jahren <strong>der</strong> zunächst aus allein stehenden Höfen<br />

und Kotten und erst im Lauf des späten 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts enger bebauter Wohnplatz<br />

Hohenheide.<br />

Obwohl auf diesem Wohnplatz eine eigenständige katholische Kirche erbaut wurde und auch<br />

seit den 1920er Jahren bis in die 1960er Jahre eine gemischtkonfessionelle Schulgemeinde<br />

gebildet worden war, erreichte <strong>der</strong> Wohnplatz Hohenheide nie den Status einer<br />

eigenständigen politischen Gemeinde trotz einer höheren Bevölkerungszahl als manche <strong>der</strong><br />

umliegenden amtszugehörigen aber selbständigen Gemeinden.<br />

<strong>Die</strong> Namen <strong>der</strong> zehn o.g. genannten Distrikte bildeten teilweise in späteren Jahren den<br />

Grundbestand <strong>der</strong> tradierten und nicht per Gemein<strong>der</strong>atsbeschlüsse vergebenen Wege- und<br />

<strong>Straßennamen</strong>, die diese Distrikte umgrenzten o<strong>der</strong> als Hauptwegedurchzogen.<br />

Genannt werden u.a. die Distrikte „Brandheide“ 3 , „In den Wächelten“, „In den Telgen“,<br />

„Auf <strong>der</strong> Heide“ und „Krittenschlag“.<br />

Beim Vergleich mit den bis Ende des 2. Weltkrieges mit einem Namen versehenen Straßen<br />

auf <strong>der</strong> Basis des 1940 herausgegebenen Stadtplans wird dies deutlich.<br />

Für das Jahr 1940 werden im Wohngebiet Hohenheide genannt:<br />

Am Steinbruch<br />

Auf dem Krittenschlag<br />

Hohenheide<br />

Im Schelk<br />

In den Telgen<br />

In den Wächelten<br />

In <strong>der</strong> Waldemey<br />

Querweg und Westicker Heide<br />

1 Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925, Seite 285; hiermit ist die durch Gesetz vom<br />

25.9.1820 <strong>der</strong> „Generalkommission zur Regulierung <strong>der</strong> gutsherrlich - bäuerlichen Verhältnisse“ in Münster<br />

übertragene Aufgabe <strong>der</strong> „Gemeinheitsteilungen“ gemeint, <strong>der</strong>en Aufgaben bei Wolfgang Leesch,<br />

„<strong>Die</strong> Verwaltung <strong>der</strong> preussischen Provinz Westfalen 1815-1945, Münster 1993, Seite 132ff näher beschrieben<br />

wird.<br />

2 Fritz Klute, a.a.O. , Seite 285ff<br />

3 Nach diesem tradierten Flurnamen „Brandheide“ wurde 1974 eine Straße auf <strong>der</strong> Hohenheide benannt.

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