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Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen

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Dreimal Friedrich Bering; ganz eindeutig aber wurde die „Friedrichstraße“ noch vor dem<br />

Ersten Weltkrieg und später in „Friedrich Beringstraße“ umbenannt, nach Friedrich Bering,<br />

dem Mittleren benannt. 9<br />

Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910) 10<br />

Entstammte einer alten westfälischen Adelsfamilie (Haus Velmede bei Methler) und wurde in<br />

Lengerich, Kreis Tecklenburg geboren, wo sein Vater zu dieser Landrat war. Zunächst in <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft und Gutsverwaltung in Schlesien und Pommern tätig, ehe er Theologie studierte<br />

und ab April 1858 die deutsche evangelische Gemeinde in Paris seelsorgerisch betreute.<br />

Von 1864-1872 war er Gemeindepfarrer in <strong>der</strong> amtsangehörigen Gemeinde Dellwig, Kirchort<br />

des gleichnamigen Kirchspiels und mit zwei Amtskollegen zuständig für die Dörfer<br />

Billmerich, Ardey, Dellwig, Langschede und Strickherdicke. Durch seine landwirtschaftliche<br />

Ausbildung den Problemen <strong>der</strong> Landwirte aufgeschlossen, war er im Kirchspiel sehr beliebt<br />

und angesehen, schlichtete manchen Streit auf unkonventionelle Weise und konnte die Lücke,<br />

die <strong>der</strong> Tod des Amtmannes Schulze-Dellwig im Dorf hinterlassen hatte, wenn auch aus einer<br />

an<strong>der</strong>er Warte gesehen, gut schließen. Nach seinem von <strong>der</strong> Bevölkerung sehr bedauerten<br />

Weggang aus Dellwig blieb er bis heute in <strong>der</strong> Erinnerung <strong>der</strong> Gemeinde, da während seiner<br />

Amtszeit im Januar 1869 innerhalb von drei Wochen die vier ältesten Kin<strong>der</strong> des<br />

Pfarrerehepaars an Lungenentzündung und Stickhusten starben. <strong>Die</strong> Kin<strong>der</strong>gräber werden<br />

noch heute von <strong>der</strong> Kirchengemeinde gepflegt. An den Gemeindepfarrer und sein späteres<br />

Wirken als Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bethel´schen Anstalten bei Bielefeld erinnern die zwei Dellwiger<br />

<strong>Straßennamen</strong> „Von-Bodelschwingh-Straße“ und „Bethelstraße.“<br />

Wilhelm Feuerhake (1873-1925)<br />

Gebürtiger <strong>Fröndenberger</strong>, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in <strong>der</strong> Iserlohner<br />

Draht- und Nadelfabrikation und gründete zusammen mit Friedrich Köper in Fröndenberg<br />

1898 die Firma W.Feuerhake & Co., die Keimzelle <strong>der</strong> später größten Industriefirma am Ort,<br />

<strong>der</strong> Firma UNION. <strong>Die</strong> Produktion, die zunächst traditionell mit <strong>der</strong> Kettenfertigung begann,<br />

wurde schnell und innovativ auf die Produktion von Fahrradteilen (Nippel und Speichen)<br />

umgestellt und um ein eigens Drahtwerk erweitert.<br />

Kurz vor eines zu erwartenden Konkurses in Folge <strong>der</strong> Inflationszeit und fehlgeschlagener<br />

Neuorientierung von <strong>der</strong> Rüstungsproduktion des Ersten Weltkrieges auf Friedensproduktion<br />

verbunden mit dem damaligen Ausfall privater Nachfrage nach Fahrrä<strong>der</strong>n, beging <strong>der</strong><br />

Firmengrün<strong>der</strong> 1925 Selbstmord, wurde aber posthum 1933 durch die Umbenennung eines<br />

Teils <strong>der</strong> am Firmengelände vorbeiführenden Ardeyer Straße geehrt.<br />

Wenige Tage später wurde die Firma vor dem Konkurs durch den Einstieg <strong>der</strong> Vereinigten<br />

Stahlwerke des Hugenberg-Konzerns und Investition des Privatkapitals von Albert Vögler<br />

gerettet, stabilisierte sich bis zum Beginn <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise, überlebte diese trotz<br />

notwendiger Produktionsdrosselung und Entlassungen Dank <strong>der</strong> Verflechtung in den<br />

Hugenberg-Stinnes-Konzern. Seit <strong>der</strong> Machtübername <strong>der</strong> Nationalsozialisten und <strong>der</strong> bald<br />

darauf beginnenden Umstellung auf Rüstungsgüter- und Munitionsfertigung erreichte die<br />

UNION den Zenit ihres Bestehens, war in Person <strong>der</strong> Geschäftsführer Sils und van de Loo an<br />

allen wichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen bis 1945 maßgeblich beteiligt und<br />

beschäftigte einschließlich Zwangsarbeiter und KZ-Häftlingen Mitte 1944 in zahlreichen<br />

Produktionsstätten in Deutschland und in Auschwitz-Birkenau nahezu 8.000 Beschäftigte.<br />

9<br />

Angaben zur Familie Bering in Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925 sowie Jochen von<br />

Nathusius, „Der Sanitätsrat an <strong>der</strong> Spitze des Turnvereins Jahn, Artikel im „Stadtspiegel“ vom 25.02.2004<br />

sowie Festschrift des Turnverein Jahn zum 50. Jubiläum seiner Gründung, Fröndenberg 1931<br />

10 Angaben zu Friedrich Bodelschwingh in Friedrich Bodelschwingh jun. „Erinnerungen an meinen Vater,<br />

Bielefeld 1923, verkürzte Ausgabe in 21.A.,Bielefeld 1980

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