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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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zwar auch in ihren Gründungsstatuten als Ziel verankert 1 , aber ebenso verankert ist<br />

auch ihre Orientierung an den vom Vatikan vorgegebenen Regeln - nach dem Motto:<br />

„Zuerst katholisch, dann politisch“ 2 , wobei „politisch“ vor allem „nationalistisch“<br />

und „konservativ“ bedeutet.<br />

<strong>Die</strong> französischen Zeitungen <strong>der</strong> Mitte erkennen fast alle, daß sich das Hitler-Regime<br />

in Deutschland fest etabliert hat und daß es auf keinen ernstzunehmenden Wi<strong>der</strong>stand<br />

mehr stößt. 3<br />

Auch die Rechte sieht inzwischen im Nationalsozialismus eine dauerhafte Erscheinung<br />

4 , obwohl sie von August 1932, wo Hindenburg sich geweigert hat, Hitler die<br />

Regierungsgeschäfte zu übertragen, bis zur Machtergreifung noch <strong>der</strong> Meinung war,<br />

daß Hitlers politische Rolle beendet sei. 5<br />

<strong>Die</strong> Haltung <strong>der</strong> Linken basiert auf dem Irrtum, daß Hitler keine Bewegungsfreiheit<br />

habe, we<strong>der</strong> nach Osten noch nach Westen, weil er sonst eine Mächtekoalition gegen<br />

sich provozieren würde. 6 De Montabert teilt diese Einstellung.<br />

Tolédano bringt seine Fassungslosigkeit darüber zum Ausdruck, daß gerade fünfzehn<br />

Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in Europa wie<strong>der</strong> die Angst vor einer<br />

erneuten bewaffneten Auseinan<strong>der</strong>setzung wächst. 7 Angesichts <strong>der</strong> deutschen Aufrüstung<br />

glaubt er nicht an die Friedensbeteuerungen Hitlers. 8<br />

Ein paar Monate später stellt dann auch Civis in <strong>Vie</strong> int. fest, daß das Mißtrauen gegenüber<br />

Deutschland zunimmt. 9 Das führt er auf die deutsche Argumentation zurück,<br />

die für ihn wi<strong>der</strong>sprüchlich ist: Hitler predige den Frieden, obwohl er aufrüste, und<br />

zugleich erkläre er die Aufrüstung <strong>der</strong> Nachbarlän<strong>der</strong> zur Gefahr. 10<br />

Zur Verunsicherung <strong>der</strong> Franzosen tragen auch die steigende Industrieproduktion und<br />

<strong>der</strong> starke Anstieg <strong>der</strong> Geburtenzahl in Deutschland bei. 11 Deshalb bringen sie Verständnis<br />

auf für den Ruf nach Aufrüstung. Damit würde aber eine unendliche Rüstungsspirale<br />

in Gang gesetzt, die Frankreich verlieren könnte, weil es nicht über die<br />

Investitionsbereitschaft <strong>der</strong> Deutschen verfüge. <strong>Vie</strong> int. erkennt die militärische<br />

Schwäche Frankreichs und schlägt deshalb Gespräche und Verhandlungen zur Friedenssicherung<br />

vor, wohl wissend, daß „Klugheit und Vorsicht“ dem „wortbrüchigen“<br />

1 Unveröffentlichtes Manuskript von Père Bernadot, Gründungsmitglied <strong>der</strong> <strong>Vie</strong> int. zu den Zielen <strong>der</strong><br />

Zeitschrift, Mai 1937, S. 6, Paris, Bibliothèque du Saulchoir.<br />

2 Vgl. hierzu: Note sur la situation actuelle et les perspectives d’avenir de l’oeuvre de Juvisy 1935,<br />

a.a.O., S. 1-10, und vgl. auch: Kardinal Pacelli, Staatssekretär des Vatikans, in: Lettre de la Tour-<br />

Maubourg, Mai 1937, S. 19, a.a.O., unveröffentlicht.<br />

3 Hörling, Hans, a.a.O., S. 702-705<br />

4 a.a.O., S. 678, 709<br />

5 a.a.O., S. 710 und Kimmel, Adolf, a.a.O., S. 110-118, 158<br />

6 Hörling, a.a.O., S. 713<br />

7 <strong>Vie</strong> int., 10.9. 1934, S. 460<br />

8 a.a.O., S. 461<br />

9 <strong>Vie</strong> int., 10.1.1935, S. 50-52<br />

10 a.a.O., S. 52<br />

11 a.a.O., S. 51<br />

52

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