Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
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Was die Zukunft betrifft, hofft er: „ ... que le national-socialisme, heureusement,<br />
pourra un jour passer, comme il est venu”. 1<br />
Einen weiteren Aspekt des Nationalsozialismus, nämlich die Selbstdarstellung <strong>der</strong><br />
Partei auf dem Reichsparteitag in Nürnberg Anfang September 1934, beschreibt <strong>der</strong><br />
Philosoph und Theaterkritiker Henri Gouhier. Er zeigt sich unverhohlen beeindruckt<br />
von <strong>der</strong> strahlenden Masseninszenierung:<br />
Devant les spectacles qui expriment l’esprit de la plus récente Allmagne, ce<br />
n’est pas l’épithète ‘théâtral’ qui convient: le nouvel art peut seul nous permettre<br />
de traduire nos impressions. 2<br />
Und er spricht von: „... un document unique sur la psychologie collective, une manifestation<br />
esthétique d’une rare grandeur, un exemple de vitalité humaine.“ 3 Er beschreibt,<br />
daß er sich von dem Bild <strong>der</strong> fieberhaften Einstimmigkeit <strong>der</strong> Massen und<br />
<strong>der</strong> sich im rhythmischen Gleichmaß bewegenden Sturmabteilungen gefangen nehmen<br />
ließ. Wie Barrès in „Sous la vague hitlérienne“, so zeichnet auch Gouhier eine<br />
glänzende Hitlergestalt. Im Gegensatz zu Göring, <strong>der</strong> sich wie ein Halbgott vorkomme,<br />
bleibe “Hitler au contraire parfaitement naturel; il se sent à sa place” 4 . Und<br />
weiter heißt es:<br />
... pendant le défilé de cinq heures du dimanche, le chancelier est resté debout<br />
dans sa voiture, tête nue en plein soleil, à deux mètres des troupes, avalant la<br />
poussière des bataillons, saluant du bras chaque drapeau, chaque section. Il y a<br />
dans son attitude quelque chose de populaire et de sportif qui le préserve de<br />
toute allure officielle et l’élève dans l’imagination des fidèles au rang des héros.<br />
5<br />
Im Vergleich zu Hitler schneiden die französischen Staatsmänner bei Gouhier<br />
schlecht ab:<br />
Rien de commun avec nos autorités en chapeau melon, confortablement installées<br />
à l’ombre de tentes pavoisées. 6<br />
Er bedauert fast, daß eine Person ähnlichen Charismas in Frankreich fehlt. 7 Gouhier<br />
besitzt aber soviel kritische Distanz, um festzustellen, daß <strong>der</strong> Reichsparteitag die<br />
soziale und wirtschaftliche Situation Deutschlands ignoriert. Vor allem fühlt er sich<br />
beunruhigt. <strong>Die</strong>ses Gefühl geht an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> nationalistischen Rechten in<br />
Frankreich ab. Sie empfinden unumwunden Sympathie für die neue Ideologie und<br />
stellen sie in puncto Vitalität und Ordnung dem französischen Volk als Beispiel vor<br />
Augen.<br />
1 <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 373<br />
2 <strong>Vie</strong> int., 10.10.1934, S. 171<br />
3 a.a.O., S. 173<br />
4 a.a.O., S. 172<br />
5 a.a.O.<br />
6 a.a.O.<br />
7 a.a.O.<br />
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