Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
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neue europäische Ordnung. Von <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> deutschen Katholiken kommt ihnen ein<br />
moralisches Engagement entgegen. Manche französischen Katholiken glauben sogar,<br />
daß Frankreich Zugeständnisse an Deutschland machen und nicht auf <strong>der</strong> Erfüllung<br />
<strong>der</strong> Verträge bestehen sollte, wenn dadurch <strong>der</strong> Frieden gewahrt würde.<br />
<strong>Die</strong>ses entspannte Klima begünstigt Treffen und Begegnungen auf allen Gebieten; so<br />
wird z.B. ein Comité franco-allemand gegründet, und in Berlin findet 1929 zwischen<br />
deutschen und französischen Katholiken ein Kongreß statt (über den <strong>Vie</strong> int. allerdings<br />
nicht explizit berichtet).<br />
Obwohl sich in einer dritten Phase ab 1930 das französisch-deutsche Verhältnis wirtschaftlich<br />
und politisch zu verschlechtern beginnt, bleiben die meisten französischen<br />
Katholiken dem Annäherungsgedanken treu. Es entstehen in ihren Kreisen neue pazifistische<br />
Gruppierungen, aber auch nationalistische, die wie<strong>der</strong> mehr auf eine strenge<br />
Sicherheitspolitik halten. In das bisherige Vertrauen mischt sich Furcht. Man glaubt<br />
aber an den Friedenswillen <strong>der</strong> deutschen Katholiken. Davon zeugen alle Aufsätze,<br />
die in <strong>Vie</strong> int. zu diesem Thema erscheinen. Es gibt in diesen letzten Jahren und Monaten<br />
vor <strong>der</strong> Machtergreifung Hitlers weitere Initiativen <strong>der</strong> Annäherung, über die<br />
<strong>Vie</strong> int. mehr o<strong>der</strong> weniger ausführlich berichtet: z.B. Reisen französischer Katholiken<br />
nach Deutschland (März 1929), Treffen französischer und deutscher katholischer<br />
Lehrer (10. September 1931), gemeinsame Messen für den Frieden (25. Februar<br />
1933) und <strong>der</strong> Kongreß <strong>der</strong> A.C.J.F. 1 . <strong>Die</strong> <strong>Vie</strong> int. trägt auch selbst zur Annäherung<br />
bei. <strong>1928</strong>-1929 z.B. knüpft sie über den Akademikerverband Kontakte auf universitärer<br />
Ebene. 1931 gibt es eine Reihe von Treffen zwischen Hermann Platz, Professor in<br />
Bonn, und Maurice Vaussard, einem katholischen Intellektuellen, <strong>der</strong> in dieser Zeit<br />
das päpstliche „Bulletin Catholique International“ ins Leben ruft und die katholischen<br />
Treffen <strong>der</strong> „Semaines Sociales“ leitet. <strong>Die</strong> gegenseitige Annäherung erreicht<br />
hier ihren Höhepunkt.<br />
Im Laufe des Jahres 1933 findet sie ein ziemlich abruptes Ende, obwohl we<strong>der</strong> die<br />
öffentliche Meinung insgesamt noch die katholische die Tragweite des politischen<br />
Wechsels in Deutschland sofort erfaßt. Mögliche feindliche Reaktionen auf die<br />
Machtergreifung Hitlers werden durch das Konkordat mit dem deutschen Reich erstickt.<br />
Darüber wird im Hauptteil <strong>der</strong> Arbeit eingehend berichtet.<br />
Hiermit endet <strong>der</strong> Überblick über die deutsch-französischen Beziehungen auf <strong>der</strong><br />
allgemeinen politischen, hauptsächlich durch den Versailler Vertrag bestimmten<br />
Ebene und auf <strong>der</strong> katholischen Ebene. Wie sich die Verhältnisse zwischen französischen<br />
und deutschen Katholiken in den 30er Jahren weiterentwickeln, zeigt <strong>der</strong> analytische<br />
Teil <strong>der</strong> Arbeit.<br />
1 Action Catholique de la Jeunesse Française, papsttreu, wird dem rechten Flügel <strong>der</strong> französischen<br />
Katholiken zugeordnet.<br />
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