Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
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n’abritent point celui qui y cherche refuge, mais dont l’adversaire peut encore<br />
se faire un écran. 1<br />
Als papstfreundlicher Katholik verteidigt d’Harcourt die Enzyklika vor den „Haßausbrüchen“<br />
<strong>der</strong> Hitler-Presse: „... la guerre de boue qui durant des années fut dirigée<br />
contre la personne du Souverain Pontif.“ „ La presse hitlérienne n’a pas désarmé“. 2<br />
Aber immerhin wirft d’Harcourt nicht alle Deutschen in einen Topf. Er macht einen<br />
Unterschied zwischen den Nationalsozialisten und den vielen gläubigen Katholiken,<br />
die auf die Worte Roms hören. 3 Mit <strong>der</strong> vorausgegangenen Stellungnahme unterzieht<br />
d’Harcourt die langjährige Verfolgung deutscher Katholiken und die Verletzung ihrer<br />
durch das Konkordat festgelegten Rechte einer abschließenden Beurteilung.<br />
Im März 1939 ist die durch das Münchner Abkommen legalisierte Annektierung <strong>der</strong><br />
Tschechoslowakei vollzogen. 4 Türmer konstatiert betrübt, daß die Deutschen auch<br />
den tschechischen Klerus mit dem Vorwurf <strong>der</strong> antideutschen Agitation verfolgen<br />
werden. 5 Seiner Ansicht nach befinden sich die Katholiken Großdeutschlands nach<br />
wie vor in einer verzweifelten Lage. 6<br />
<strong>Die</strong>se verzweifelte Lage ergreift auch bald durch Einwirkung des beginnenden Krieges<br />
die <strong>Vie</strong> int. selbst. In gewohnt polemischer Manier berichtet Kurt Türmer im Dezember<br />
1939 zum letzten Mal über die Lage <strong>der</strong> deutschen Katholiken in den ersten<br />
Kriegsmonaten. Sie spitze sich zu. 7 Türmers Bestandsaufnahme wirkt erschütternd:<br />
<strong>Die</strong> Kirchenglocken dürften nur noch zur Feier militärischer Siege geläutet werden,<br />
und das Gebet dürfe nur die Moral <strong>der</strong> Kämpfer stärken 8 ; die Kirche würde zu finanziellen<br />
Kriegsabgaben gezwungen 9 ; Kirchen müßten schließen, weil sie angeblich zu<br />
weit vom Luftschutzkeller entfernt liegen; die gesamte katholische Presse würde ausgeschaltet,<br />
vorgeblich aus Papiermangel, während die nationalsozialistischen Zeitungen<br />
weiter in großem Umfang erschienen. 10<br />
Türmers Bild von Nazi-Deutschland könnte nicht schwärzer sein. Ihm sind nicht nur<br />
die SS und die deutschen Soldaten verhaßt, die in Polen einmarschieren und den dortigen<br />
Klerus als „Hyänen“, „Kriminelle“ und „wilde Tiere“ beschimpfen, son<strong>der</strong>n<br />
auch diejenigen Bischöfe und deutschen Katholiken, die Staatsgehorsam predigen<br />
und praktizieren sowie die große Zahl <strong>der</strong> Deutschen, die dem Regime loyal ergeben<br />
sind. 11 Seinen Worten ist zu entnehmen, daß er die meisten deutschen Katholiken für<br />
blinde, angepaßte und unkritische Mitläufer hält. Das ist kein positives Deutschlandbild.<br />
1 <strong>Vie</strong> int., 25.2.1939, S. 40<br />
2 a.a.O., S. 41, 43<br />
3 a.a.O., S. 38, 39<br />
4 Siehe hier: Kapitel „Außenpolitik“<br />
5 <strong>Vie</strong> int., 10. April 1939, S. 27<br />
6 a.a.O., S. 31<br />
7 a.a.O., 25.12.1939, S. 373<br />
8 a.a.O., S. 369, 370<br />
9 a.a.O., S. 373<br />
10 a.a.O., S. 376<br />
11 a.a.O., S. 382<br />
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