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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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Par la répartition des richesses naturelles, l’Allemagne ne semble point prédestinée<br />

à l’autarcie. Elle ne peut se suffire à elle-même, ni pour assurer son alimentation,<br />

ni pour fournir les matières premières nécessaires à son industrie. 1<br />

Seiner Ansicht nach hat Deutschland gute Gründe für die Abschottung seiner Wirtschaft.<br />

Seine Produkte fänden auf dem Weltmarkt keine Abnehmer mehr. <strong>Die</strong> internationale<br />

Arbeitsteilung, eine <strong>der</strong> Errungenschaften <strong>der</strong> neueren Wirtschaft, verliere<br />

dank <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Technik an Bedeutung. Ersatz herzustellen sei z.B. für die chemische<br />

Industrie heute kein Problem mehr, schreibt Thomas. 2 Deutschland stoppe seine<br />

Importe auch deshalb, um vom Ausland unabhängig zu werden. <strong>Die</strong> Gesetze des internationalen<br />

Marktes würden den deutschen Interessen zuwi<strong>der</strong>laufen. Thomas erklärt,<br />

daß die Deutschen nicht für den Weltmarkt arbeiten wollten, son<strong>der</strong>n für die<br />

eigene Volksgemeinschaft. 3 Hiermit hat er die Ziele des zweiten <strong>Vie</strong>rjahresplanes<br />

umrissen. <strong>Die</strong>ser Begriff ist etwas mißverständlich, denn einen ersten <strong>Vie</strong>rjahresplan<br />

gab es nicht. Im Januar/Februar 1933 hatte Hitler nur als reine Propagandalosung<br />

ausgegeben: „Gebt mir vier Jahre Zeit!“ 4<br />

Thomas sieht sehr deutlich, was in Deutschland passiert. Er erwähnt die gigantische<br />

Vorratshaltung, die das Land betreibt, ohne sie aber unmittelbar mit Kriegswirtschaft<br />

in Verbindung zu bringen. Er glaubt, daß es Deutschland gelingen wird, sich völlig<br />

vom Ausland unabhängig zu machen. In Deutschlands Autarkie sieht er aber auch<br />

eine Bedrohung für den Weltfrieden. 5<br />

Merkwürdig ist, daß <strong>der</strong> emigrierte frühere Jude und jetzige Katholik Thomas dem<br />

nationalsozialistischen Wirtschaftssystem nicht so ablehnend gegenübersteht, wie<br />

man es erwarten könnte. Das mag darin begründet liegen, daß Thomas „nur“ die<br />

Konfession gewechselt hat, was nicht mit einer grundsätzlichen Ablehnung alles<br />

Deutschen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> oben beschriebenen ökonomischen Prozesse verbunden sein<br />

muß. Nicht einverstanden erklärt er sich mit dem Begriff Volksgemeinschaft in Zusammenhang<br />

mit seiner Vorstellung von Doktrin. 6 Der Leser erhält dabei den Eindruck,<br />

als ob sich die nationalsozialistische Wirtschaft ihre Erfolge auf Kosten <strong>der</strong><br />

Freiheit <strong>der</strong> Menschen erkauft hätte. <strong>Die</strong> Beziehung zwischen Staat und Mensch sei<br />

von Befehl und Gehorsam geprägt:<br />

Une hiérarchie décide, un peuple s’incline.<br />

L’Etat totalitaire s’occupe des choses de la vie. Il ne demande que l’abandon de<br />

la liberté et la démission de la Personne. 7<br />

<strong>Die</strong>se Unterdrückung und die Selbstaufgabe des Einzelnen, die <strong>der</strong> Nationalsozialismus<br />

for<strong>der</strong>t, lehnt Thomas eindeutig ab.<br />

1 <strong>Vie</strong> int., 10.10.1938, S. 38<br />

2 a.a.O.<br />

3 a.a.O., 39<br />

4 Benz, u.a., (Hrsg.): a.a.O., S. 782<br />

5 <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 40, 41<br />

6 a.a.O., S. 42<br />

7 a.a.O.<br />

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