Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Il y a de quoi nous intéresser: car il s’agit là de notre existence. 1<br />
Gründe für die Krise in Deutschland findet Rabeau in <strong>der</strong> mechanischen Rationalisierung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsprozesse und in <strong>der</strong> staatlich gelenkten Preispolitik zwischen 1925<br />
und 1930. Der Ton wirkt überheblich. Wie konnten die Deutschen nur so dumm sein<br />
und nicht an die Folgen von Fließbandarbeit und industrieller Arbeitsteilung denken.<br />
Jetzt stehen sie vor einem Meer technisch perfekter Ausrüstungsgüter und einem<br />
Heer von Arbeitslosen. 2 Das wäre den Franzosen nie passiert:<br />
Avant tout, s’imposent comme conditions et souvent agissent comme causes<br />
déterminantes, des attitudes psychologiques si loin des nôtres que nous avons<br />
de la peine, non seulement à les comprendre, mais à les croire possibles. La<br />
psychologie de l'Allemagne industrielle est juste l'opposé de la nôtre. 3<br />
<strong>Die</strong> Deutschen hätten doch wissen müssen, daß man das Rationalisierungskonzept<br />
von den Amerikanern nicht einfach übernehmen kann. Amerika habe eigene Rohstoffe,<br />
unbegrenztes Kapital, Arbeitskräftemangel und eine hohe Binnennachfrage. Das<br />
habe Deutschland in den 20er Jahren alles nicht gehabt. Es müsse die meisten Bodenschätze<br />
einführen, habe kaum Kapital, dafür Arbeitskräfte im Überfluß, und <strong>der</strong><br />
Verbrauch sei gering. 4<br />
Nicht nur die Fließbandarbeit bekommt <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft nach Einschätzung<br />
<strong>der</strong> <strong>Vie</strong> int. nicht gut, son<strong>der</strong>n auch die Fusionierung von Einzelunternehmen zu<br />
Großunternehmen und Konsortien. So etwas sei in Frankreich ohne Parallele:<br />
... ces sociétés gigantesques dont nous n’avons pas l’équivalent en France ... 5<br />
Als Beispiele nennt er die IG-Farben, die Vereinigten Stahlwerke und die großen<br />
Konzerne um Hugo Stinnes, August Thyssen, Otto Wolff und Otmar Strauss. 6<br />
Woher die Notlage <strong>der</strong> Deutschen kommt, darüber informiert <strong>Vie</strong> int. ihre Leser<br />
nicht. Sie sieht aber sehr richtig, daß die Ursache für die schon bald nach Kriegsende<br />
einsetzende Konzentrationsbewegung <strong>der</strong> Rohstoffmangel war. Aber sie übersieht<br />
geflissentlich, daß durch den Versailler Vertrag z.B. die Verbindung <strong>der</strong> rheinischwestfälischen<br />
Werke mit den lothringischen Betrieben, die im gegenseitigen Austausch<br />
von Ruhrkohle und Koks gegen lothringische Erze und Walzwerksprodukte<br />
zum Ausdruck kam, aufgehoben wurde.<br />
Es mußten also neue Verbindungen zu den Rohstoffvorkommen wie zur weiterverarbeitenden<br />
Industrie geschaffen werden. Das war ein Grund für die Zusammenschlußbewegung.<br />
Ein weiterer war die schwierige Absatzlage. Im Verbund war es leichter,<br />
1 <strong>Vie</strong> int., Okt.-Dez. 1932, S. 67<br />
2 a.a.O., S. 68<br />
3 a.a.O., S. 69<br />
4 a.a.O., S. 67<br />
5 a.a.O., S. 72<br />
6 a.a.O., S. 71, 72<br />
123