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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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doch zu bezweifeln, berücksichtigt man seine spätere Kollaboration und ideologische<br />

Anhängerschaft Pétains, die auch noch nach dem Vichy-Regime bestehen bleibt. 1<br />

Daß es André George möglich ist, Positives über das Militär in <strong>der</strong> christlichkatholischen<br />

<strong>Vie</strong> int. zu verbreiten, läßt im besten Fall darauf schließen, daß die Zeitschrift<br />

ihr Gründungspostulat erfüllt und sich allen, also auch diesen Strömungen<br />

offenhält o<strong>der</strong> daß sie selbst tatsächlich Bewun<strong>der</strong>ung für die deutsche Wehrmacht<br />

ausdrücken möchte. Letzteres ist eher <strong>der</strong> Fall, betrachtet man die nicht unerhebliche<br />

Zahl <strong>der</strong> in größeren Abständen erschienenen Beiträge zu diesem Thema. <strong>Die</strong>se<br />

Haltung rückt die Zeitschrift in die Nähe des rechten Spektrums.<br />

In dasselbe Horn wie André George bläst auch Robert Pitrou. 2 In verschiedenen<br />

Beiträgen hat er sich schon als Bewun<strong>der</strong>er <strong>der</strong> deutschen Armee gezeigt. Er knüpft<br />

an Benoist-Méchin an, indem er dem Leser den 2. Band seiner Entwicklungsgeschichte<br />

<strong>der</strong> Reichswehr vorstellt und als Lektüre empfiehlt:<br />

Dans son second volume, M. Benoist-Méchin nous conduit jusqu’à l’époque<br />

actuelle: De la Reichswehr à l’armée nationale. Et ce n’est pas moins passionnant,<br />

bien au contraire ... Tous les Français devraient connaître les étapes<br />

de ce relèvement. 3<br />

Das Wie<strong>der</strong>erstarken <strong>der</strong> Reichswehr wird nicht nur mit Anerkennung beschrieben,<br />

son<strong>der</strong>n auch mit großer Sach- und Zahlenkenntnis, die seit Versailles kaum ein entwicklungsgeschichtliches<br />

Detail ausläßt. 4<br />

Wie die Reichswehr, so läßt auch die deutsche Propaganda <strong>Vie</strong> int. nicht ruhen. Gibt<br />

erstere zu Bewun<strong>der</strong>ung Anlaß, ruft letztere Gefühle hervor, die nicht klar einzuordnen<br />

sind. In den Kommentaren vermischen sich Beifall und Ablehnung.<br />

Paul Catrice, <strong>der</strong> im Oktober 1938, in <strong>der</strong> außenpolitisch so wichtigen Phase nach<br />

dem Münchner Abkommen, die Hitler-Propaganda thematisiert, ist sich in seiner<br />

Einschätzung nicht sicher. 5 Fest steht für ihn, daß Propaganda kein deutsches Phänomen,<br />

son<strong>der</strong>n Kennzeichen von totalitären Staaten überhaupt ist, seien es faschistische<br />

o<strong>der</strong> kommunistische. 6 Aber kein totalitäres Regime habe die Propaganda so<br />

perfektioniert wie Deutschland. Und er bedauert, daß nicht-totalitäre Län<strong>der</strong>, wie z.B.<br />

Frankreich, nicht dieselbe Sorgfalt darauf anwenden, „de soutenir par tous les moyens<br />

légitimes leur idéal de paix et de liberté“. 7<br />

Catrice versteht die Propaganda als Instrument <strong>der</strong> Friedenssicherung. Das ist eine<br />

positive Einschätzung. Er kommt auch nicht umhin festzustellen, daß das deutsche<br />

1 vgl. dazu: Chebel d‘ Appollonia, a.a.O., S. 258, 277, 278<br />

2 <strong>Vie</strong> int., 10.10.1938, S. 59-65<br />

3 a.a.O.<br />

4 Zu Macht und Wirkung <strong>der</strong> deutschen Armee in <strong>der</strong> Zeit bis zum Münchner Abkommen, vgl. hier:<br />

Kapitel „Außenpolitik“.<br />

5 <strong>Vie</strong> int., 10.10.1938, S. 66. Zu Catrice gibt es kaum biographische Angaben, außer, daß er Abbé ist<br />

und in Lille das Bulletin „Univers“ ediert; vgl. <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 165, Fußnote 2.<br />

6 a.a.O., S. 66<br />

7 a.a.O.<br />

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