Das Europäische Beobachtungsnetz für KMU - Sechster Bericht
Das Europäische Beobachtungsnetz für KMU - Sechster Bericht
Das Europäische Beobachtungsnetz für KMU - Sechster Bericht
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Unternehmenspolitik<br />
2000<br />
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
<strong>Europäische</strong><br />
Kommission
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
<strong>Europäische</strong><br />
Kommission
Der <strong>Bericht</strong> wurde der Generaldirektion Unternehmen der Kommission der <strong>Europäische</strong>n Gemeinschaften<br />
überreicht durch:<br />
KPMG Consulting und EIM Small Business Research and Consultancy<br />
in Zusammenarbeit mit:<br />
ENSR — European Network for SME Research<br />
Intomart<br />
Zahlreiche weitere Informationen zur <strong>Europäische</strong>n Union sind verfügbar über Internet, Server Europa (http://europa.eu.int).<br />
Bibliographische Daten befinden sich am Ende der Veröffentlichung.<br />
Luxemburg: Amt <strong>für</strong> amtliche Veröffentlichungen der <strong>Europäische</strong>n Gemeinschaften, 2000<br />
ISBN 92-828-8604-2<br />
© <strong>Europäische</strong> Gemeinschaften, 2000<br />
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.<br />
Printed in Belgium
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
Einleitung<br />
Dies ist die Kurzfassung des Sechsten <strong>Bericht</strong>s<br />
des <strong>Europäische</strong>n <strong>Beobachtungsnetz</strong>es <strong>für</strong> <strong>KMU</strong>.<br />
<strong>Das</strong> Projekt wurde 1992 von der <strong>Europäische</strong>n<br />
Kommission ins Leben gerufen. Ziel des Projekts<br />
ist es, einen unabhängigen <strong>Bericht</strong> zu erstellen,<br />
der einen strukturierten und aktuellen Überblick<br />
über die europäischen kleinen und mittleren<br />
Unternehmen (im Rahmen dieses <strong>Bericht</strong>s<br />
umfaßt der Begriff „<strong>KMU</strong>” auch Handwerksbetriebe<br />
und die Sozialwirtschaft) gibt, und<br />
zwar sowohl in quantitativer als auch in qualitativer<br />
Hinsicht.<br />
Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich die<br />
Anzahl der Länder, die durch diesen <strong>Bericht</strong><br />
abgedeckt werden, erhöht. Der Erste und<br />
Zweite <strong>Bericht</strong> bezogen sich auf die damals 12<br />
Mitgliedstaaten der <strong>Europäische</strong>n Union, während<br />
der Dritte <strong>Bericht</strong> die 15 Mitgliedstaaten<br />
und Norwegen umfaßte. Seit dem Vierten<br />
<strong>Bericht</strong> werden alle EU-Mitgliedstaaten zuzüglich<br />
Island, Liechtenstein und Norwegen (d. h.<br />
alle Länder des <strong>Europäische</strong>n Wirtschaftsraums)<br />
sowie die Schweiz abgedeckt. Diese Länder werden<br />
als Europa-19 bezeichnet.<br />
Die allgemeinen Zielsetzungen dieses Sechsten<br />
<strong>Bericht</strong>s sind:<br />
• die Analyse der gegenwärtigen und absehbaren<br />
Position und des Verhaltens der <strong>KMU</strong> in<br />
ihrem Unternehmensumfeld;<br />
• die Analyse der aktuellen und absehbaren Auswirkungen<br />
der Vollendung des Binnenmarktes<br />
auf die Position und das Verhalten der <strong>KMU</strong>;<br />
• die Identifizierung der Zielsetzungen und<br />
Maßnahmen der Unternehmenspolitik, die<br />
geeignet sind, Auswirkungen auf den <strong>KMU</strong>-<br />
Sektor zu haben.<br />
Der <strong>Bericht</strong> besteht aus fünf Teilen. In Teil I werden<br />
Position und Entwicklung der <strong>KMU</strong> analysiert,<br />
danach wird in Teil II das Verhalten der<br />
Unternehmen in bezug auf ihr Umfeld untersucht.<br />
Im diesjährigen <strong>Bericht</strong> gilt die Aufmerksamkeit<br />
der Funktionsweise der Märkte <strong>für</strong><br />
Waren und Dienstleistungen, Arbeitsmarktaspekten,<br />
dem Zugang zu Finanzierung, dem<br />
elektronischen Geschäftsverkehr, dem Zugang<br />
zu Programmen der Gemeinschaft sowie der<br />
Rolle von Vereinen und Stiftungen in der<br />
Sozialwirtschaft. Teil III behandelt unternehmenspolitische<br />
Maßnahmen, während Teil IV<br />
zwei Spezialthemen vorstellt: Berufliche Bildung<br />
und <strong>KMU</strong> sowie Neue Dienstleistungen. Teil V<br />
analysiert Leistung und Verhalten von <strong>KMU</strong> im<br />
Zusammenhang mit dem Binnenmarkt.<br />
Dieser unabhängige <strong>Bericht</strong> wird von einem<br />
Konsortium erstellt, das von KPMG Consulting<br />
geleitet wird und darüber hinaus EIM Small<br />
Business Research and Consultancy, Intomart<br />
und das European Network for SME Research<br />
(ENSR) umfaßt. <strong>Das</strong> ENSR ist ein Netzwerk führender<br />
Organisationen, die auf <strong>KMU</strong>-Forschung<br />
spezialisiert sind. In jedem Mitgliedstaat des<br />
<strong>Europäische</strong>n Wirtschaftsraums besteht zumindest<br />
eine Partnerorganisation des Netzwerks.<br />
Der <strong>Bericht</strong> beruht vor allem auf den folgenden<br />
Datenquellen:<br />
• europäische und nationale Statistiken;<br />
• dem ENSR Enterprise Survey 1999, einer telefonischen<br />
Erhebung unter 8 000 Unternehmen<br />
in den 19 abgedeckten Ländern;<br />
• europäischen Unternehmensdatenbanken;<br />
• Literatur, qualitativen Daten, Gesetzen und<br />
politischen Dokumenten;<br />
• Informationen von ENSR-Fachleuten und<br />
externen Experten.<br />
Teil I — Der Erfolg der <strong>KMU</strong><br />
Unternehmensstruktur<br />
und Schlüsselindikatoren<br />
auf europäischer Ebene im Jahr 1998<br />
Im Jahr 1998 stieg die Zahl der Unternehmen im<br />
privaten nichtprimären Sektor in Europa-19 auf<br />
fast 20 Millionen, was sich positiv auf die Beschäftigung<br />
auswirkte. Diese Unternehmen<br />
3
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Tabelle 1 Hauptindikatoren des privaten nichtprimären Unternehmenssektors, Europa-19, 1998 (1)<br />
<strong>KMU</strong><br />
Kleinst Kleine Mittlere Insge- GU Insgesamt<br />
samt<br />
Anzahl der Unternehmen (1 000) EU 18 040 1 130 160 19 330 38 19 370<br />
Nicht-EU 425 45 10 480 2 480<br />
Insgesamt 18 465 1 175 170 19 810 40 19 850<br />
Beschäftigte (1 000) EU 38 360 21 320 14 870 74 550 38 680 113 230<br />
Nicht-EU 970 820 770 2 550 1 190 3 740<br />
Insgesamt 39 330 22 140 15 640 77 100 39 860 116 970<br />
Durchschnittliche<br />
Unternehmensgröße:<br />
• Beschäftigte je Unternehmen EU 2 20 90 4 1 010 6<br />
Nicht-EU 2 20 90 5 780 8<br />
Insgesamt 2 20 90 4 1 000 6<br />
• Umsatz je Unternehmen<br />
(Mio. EUR) EU 0,2 3 23 0,5 215 1,0<br />
Nicht-EU 0,3 3 16 0,8 135 1,3<br />
Insgesamt 0,2 3 23 0,5 215 1,0<br />
Anteil der Exporte am Umsatz ( %) EU 6 13 16 11 22 16<br />
Nicht-EU 12 14 16 14 20 16<br />
Insgesamt 7 13 16 11 22 16<br />
Wertschöpfung je Beschäftigten<br />
(1 000 EUR) EU 30 50 95 45 90 60<br />
Nicht-EU 55 50 60 55 85 65<br />
Insgesamt 30 50 90 45 90 60<br />
Anteil der Arbeitskosten<br />
an der Wertschöpfung ( %) EU 40 53 43 45 38 42<br />
Nicht-EU 36 60 52 48 53 50<br />
Insgesamt 40 53 43 45 39 42<br />
( 1 ) Aufgrund von Rundungen sind die Gesamtwerte nicht mit der Summe der Teilsummen und die durchschnittlichen<br />
Unternehmensgrößen nicht mit den Quotienten aus Beschäftigtenzahl und Unternehmenszahl identisch.<br />
Anmerkung:<br />
• Kleinstunternehmen sind Unternehmen, die weniger als 10 Personen beschäftigen. Unternehmen ohne Beschäftigte, die<br />
somit nur den Selbständigen (und gegebenenfalls unbezahlten Familienangehörigen) ein Einkommen bieten, stellen<br />
eine eigene Kategorie in dieser Größenklasse dar.<br />
• Kleine Unternehmen sind Unternehmen mit 10-49 Beschäftigten.<br />
• Mittlere Unternehmen sind Unternehmen mit 50-249 Beschäftigten.<br />
Quelle: Schätzung von EIM Small Business Research and Consultancy; Ausgangsdaten stammen von Eurostat/GD<br />
Unternehmen: Unternehmen in Europa, <strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>. Weitere Quellen: <strong>Europäische</strong> Wirtschaft, Beiheft A, Juni<br />
1999, und OECD: Wirtschaftsausblick, Nr. 65, Juni 1999.<br />
beschäftigten 117 Millionen Personen. Wie<br />
Tabelle 1 zeigt, sind die überwältigende Mehrheit<br />
dieser Unternehmen <strong>KMU</strong>, also Unternehmen<br />
mit weniger als 250 Beschäftigten. Die<br />
<strong>KMU</strong> stellen zwei Drittel aller Arbeitsplätze bereit.<br />
Ein europäisches Unternehmen beschäftigt im<br />
Durchschnitt sechs Personen. Diese Zahl variiert<br />
natürlich nach Unternehmensgröße: <strong>KMU</strong> beschäftigen<br />
durchschnittlich vier Personen, während<br />
die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter<br />
in großen Unternehmen (GU) 1 000 beträgt.<br />
Der durchschnittliche Umsatz je Unternehmen<br />
beträgt 500 000 EUR <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> und 215 Mio. EUR<br />
<strong>für</strong> GU. Auch die Arbeitsproduktivität, definiert<br />
als Wertschöpfung je Beschäftigten, nimmt mit<br />
der Unternehmensgröße zu: In Kleinstunternehmen<br />
erbringt ein Beschäftigter eine Wertschöpfung<br />
von durchschnittlich 30 000 EUR,<br />
während die Arbeitsproduktivität in großen<br />
Unternehmen 90 000 EUR erreicht.<br />
Entwicklung der Schlüsselindikatoren,<br />
1988-2000<br />
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Beschäftigung<br />
im privaten nichtprimären Unternehmenssektor<br />
in Europa-19 im Zeitraum 1988-2000.<br />
Einerseits nahm die Gesamtbeschäftigung während<br />
der 90er Jahre ab, andererseits verlief die<br />
Entwicklung der Beschäftigung in den Kleinst-<br />
4
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
Abbildung 1<br />
110<br />
Entwicklung der Beschäftigung in Kleinst-, kleinen, mittleren und großen Unternehmen,<br />
Europa-19, 1988-2000 (Index: 1988 = 100)<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />
Kleinst Kleine Mittlere Große<br />
Quelle:<br />
Schätzung von EIM Small Business Research and Consultancy; Ausgangsdaten stammen von Eurostat/GD<br />
Unternehmen: Unternehmen in Europa, <strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>. Weitere Quellen: <strong>Europäische</strong> Wirtschaft, Beiheft A, Juni<br />
1999, und OECD: Wirtschaftsausblick, Nr. 65, Juni 1999.<br />
unternehmen am günstigsten. Die Erholung der<br />
Beschäftigungssituation begann ebenfalls in den<br />
Kleinstunternehmen etwa ab 1995, während das<br />
Beschäftigungswachstum in kleinen, mittleren<br />
und großen Unternehmen erst ab 1997 merklich<br />
zunahm.<br />
Die Zahl der Unternehmen in Europa-19 hat in<br />
den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen.<br />
Zum Bespiel zeigen die letzten verfügbaren Daten<br />
<strong>für</strong> 1995, daß fast 2 Millionen neue Unternehmen<br />
gegründet worden waren, während<br />
mehr als 1,5 Millionen Unternehmen geschlossen<br />
wurden. Die Zugänge und Abgänge betrugen<br />
also 11 % bzw. 9 % des Gesamtbestands an<br />
Unternehmen. Die mit den Gründungen verbundene<br />
Beschäftigungswirkung belief sich auf<br />
2,5 Millionen Personen. Da bestehende Unternehmen<br />
etwas größer sind als neue Unternehmen,<br />
betrug die mit den Abgängen verbundene<br />
Beschäftigungswirkung ebenfalls 2,5 Millionen,<br />
obwohl die Anzahl der Schließungen geringer<br />
war als die Anzahl der neuen Unternehmen.<br />
Tabelle 2 zeigt, daß die Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />
in <strong>KMU</strong> im Laufe der Zeit mit etwas<br />
über 2 % jährlich sehr gleichmäßig verlief.<br />
Allerdings war die Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />
in GU im Laufe der 90er Jahre wesentlich<br />
höher als im Zeitraum 1988-1990.<br />
Die Arbeitskosten je Beschäftigten nahmen <strong>für</strong><br />
<strong>KMU</strong> und GU im gleichen Ausmaß zu (etwa<br />
4,5 % jährlich), jedoch war die Zunahme der<br />
Lohnstückkosten in den GU aufgrund der größeren<br />
Steigerung der Arbeitsproduktivität geringer.<br />
Allerdings verlief die Entwicklung der Rentabilität<br />
in <strong>KMU</strong> und GU unabhängig von der<br />
Konjunkturphase gleich. Dies impliziert, daß die<br />
<strong>KMU</strong> in der Lage waren, die höheren Lohnstückkosten<br />
über Preisänderungen weiterzugeben.<br />
Eine Schlußfolgerung ist, daß das geringere<br />
Produktivitätswachstum der <strong>KMU</strong> ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
gegenüber den GU beeinträchtigt<br />
hat.<br />
Entwicklung des Handwerks<br />
In diesem <strong>Bericht</strong> des <strong>Beobachtungsnetz</strong>es<br />
wurde die im Zweiten Jahresbericht begonnene<br />
laufende Beschreibung des Handwerks fortgesetzt.<br />
Ausgehend von einer Klassifizierung der<br />
Länder entsprechend der Definition des Handwerks<br />
waren die nachfolgenden Entwicklungen<br />
festzustellen:<br />
• Österreich, Deutschland, Island, Liechtenstein<br />
und Luxemburg folgen einem berufsbezogenen<br />
Ansatz (die Definition des Handwerks<br />
beruht auf dem Kriterium des Berufs). In Österreich<br />
und Luxemburg blieb die Größe des<br />
5
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Tabelle 2<br />
Arbeitsproduktivität, Lohnstückkosten und Rentabilität im privaten nichtprimären Unternehmenssektor,<br />
Europa-19, 1988-2000<br />
1988/1990 1990/1993 1993/2000 1988/2000<br />
Durchschnittliche jährliche Veränderung in %<br />
Arbeitsproduktivität ( 1 )<br />
– <strong>KMU</strong> 2,1 1,9 2,1 2,1<br />
– GU 2,0 3,0 2,8 2,7<br />
– Insgesamt 2,0 2,3 2,4 2,4<br />
Lohnstückkosten ( 2 )<br />
– <strong>KMU</strong> 4,3 3,8 1,0 2,3<br />
– GU 4,6 2,7 0,5 1,7<br />
– Insgesamt 4,5 3,4 0,8 2,0<br />
Durchschnittliche jährliche Veränderung in %-Punkten<br />
Rentabilität ( 3 )<br />
– <strong>KMU</strong> 0,2 0,3 0,4 0,4<br />
– GU 0,2 0,3 0,4 0,4<br />
– Insgesamt 0,2 0,3 0,4 0,4<br />
( 1 ) Reale Wertschöpfung je Beschäftigten.<br />
( 2 ) Arbeitskosten je Beschäftigten, korrigiert um die Arbeitsproduktivität.<br />
( 3 ) Differenz zwischen Wertschöpfung und der um den Unternehmerlohn korrigierten Arbeitskosten, in % der<br />
Wertschöpfung.<br />
Quelle: Schätzung von EIM Small Business Research and Consultancy; Ausgangsdaten stammen von Eurostat/GD<br />
Unternehmen: Unternehmen in Europa, <strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>. Weitere Quellen: <strong>Europäische</strong> Wirtschaft, Beiheft A, Juni<br />
1999, und OECD: Wirtschaftsausblick, Nr. 65, Juni 1999.<br />
Handwerkssektors im Zeitablauf weitgehend<br />
unverändert, während sie in Deutschland tendenziell<br />
abnahm. Für die restlichen Länder<br />
(Island, Liechtenstein) erlauben die verfügbaren<br />
Daten keine verläßliche Beurteilung der<br />
Entwicklung des Handwerks.<br />
• Frankreich, Italien und die Niederlande folgen<br />
der Definition nach Wirtschaftssektor und<br />
Unternehmensgröße (die Definition des Handwerks<br />
beruht auf Größen- und Sektorkriterien).<br />
In Frankreich sank der Umfang des Handwerkssektors<br />
in der ersten Hälfte der 90er Jahre, ab<br />
1995 scheint allerdings eine Erholung eingesetzt<br />
zu haben. In Italien und den Niederlanden<br />
war eine tendenzielle Zunahme der Zahl der<br />
Handwerksbetriebe festzustellen, während die<br />
Beschäftigung allmählich abnahm.<br />
• In Spanien erfolgt die Definition nach dem<br />
Kunsthandwerksansatz (die Bezeichnung<br />
Handwerk ist ausschließlich künstlerischen<br />
Tätigkeiten vorbehalten). Die Zahl der Unternehmen<br />
zeigt sich sehr stabil. Nach einer<br />
Zunahme der Beschäftigung Anfang der 90er<br />
Jahre kam es seit 1995 jedoch zu einem Verlust<br />
an Arbeitsplätzen.<br />
• Belgien, Finnland, Irland, Portugal, die Schweiz<br />
und das Vereinigte Königreich verfolgen andere<br />
definitorische Ansätze. Die Daten <strong>für</strong> Irland<br />
zeigen ein stetiges Beschäftigungswachstum<br />
seit 1993.<br />
Entwicklung der Sozialwirtschaft<br />
Die Bedeutung der Organisationen in der<br />
Sozialwirtschaft nimmt zu (diese werden auch<br />
als GGVS, d. h. Genossenschaften, Gegenseitigkeitsgesellschaften,<br />
Vereine und Stiftungen<br />
bezeichnet). Aufgrund der Unterschiede zwischen<br />
den verwendeten Definitionen in den verschiedenen<br />
Ländern liegen jedoch keine vergleichbaren<br />
Daten über diese Tätigkeiten vor.<br />
Die verfügbaren statistischen Informationen<br />
über die Sozialwirtschaft deuten allerdings darauf<br />
hin, daß die Zahl der diesem Sektor zugehörenden<br />
Unternehmen auf europäischer Ebene 5-<br />
10 % aller Unternehmen entspricht. Hinsichtlich<br />
der Beschäftigung beläuft sich der Anteil der<br />
Sozialwirtschaft auf mehr als 5 % der europäischen<br />
Gesamtbeschäftigung.<br />
Teil II — <strong>Das</strong> Unternehmensumfeld<br />
und Verhalten der <strong>KMU</strong><br />
Die Funktionsweise der Märkte<br />
<strong>für</strong> Waren und Dienstleistungen<br />
Regulierungsreformen haben ganz unterschiedliche<br />
Auswirkungen auf kleine und große Unternehmen.<br />
Zu den besonderen Auswirkungen sol-<br />
6
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
cher Reformen auf <strong>KMU</strong> zählt, daß die Regulierung<br />
eine der Stärken der <strong>KMU</strong> einschränken könnte,<br />
nämlich ihre Flexibilität, daß die Regulierung<br />
zu administrativen Belastungen führen<br />
kann, die <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> unverhältnismäßig hoch sind,<br />
daß <strong>KMU</strong> sich geringer qualifizierten Konkurrenten<br />
auf dem Markt gegenübersehen, wenn<br />
die Eintrittsbarrieren gesenkt werden, so daß<br />
eine Selbstregulierung geschaffen werden muß,<br />
und schließlich, daß Regulierungen häufig<br />
Fusionen und Übernahmen folgen, so daß <strong>KMU</strong><br />
sich mit größeren Unternehmen mit stärkerem<br />
Markteinfluß konfrontiert sehen.<br />
Allerdings zielen nicht alle Regulierungen und<br />
Deregulierungen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
privater Unternehmen zu verbessern.<br />
Manche Regulierungen und Deregulierungen<br />
sollen auch die Wohlfahrt der Konsumenten und<br />
das Wirtschaftswachstum im allgemeinen fördern.<br />
Solche Regulierungen und Deregulierungen<br />
könnten insbesondere kurzfristig negative<br />
Auswirkungen auf die <strong>KMU</strong> haben.<br />
Kapitel 2 des <strong>Bericht</strong>s präsentiert zwei Fallstudien.<br />
Die erste beschäftigt sich mit den<br />
Auswirkungen einer Deregulierung, welche die<br />
Wohlfahrt der Konsumenten und das Wirtschaftswachstum<br />
erhöhen soll, nämlich die Liberalisierung<br />
der Ladenöffnungszeiten <strong>für</strong> den Einzelhandel.<br />
Die zweite Fallstudie beschreibt die<br />
Folgen einer Regulierung, welche u. a. den Zutritt<br />
von Unternehmen auf den Markt vereinfachen<br />
und die Transparenz dieses Marktes <strong>für</strong> das<br />
öffentliche Beschaffungswesen erhöhen soll.<br />
Die Liberalisierung<br />
der Ladenöffnungszeiten<br />
<strong>für</strong> Einzelhandelsgeschäfte<br />
Die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten <strong>für</strong><br />
Einzelhandelsgeschäfte scheint die Abnahme<br />
des Marktanteils der <strong>KMU</strong> zu beschleunigen,<br />
indem ihre Rentabilität verringert wird (die<br />
Kosten steigen stärker als der Umsatz). Große<br />
Unternehmen sind eher in der Lage, die verlängerten<br />
Ladenöffnungszeiten zu nützen, da diese<br />
Unternehmen über mehr organisatorische Möglichkeiten<br />
verfügen, wie etwa Job Rotation und<br />
Pools von Teilzeitmitarbeitern. Kleine Geschäfte<br />
können sich keinen zusätzlichen Beschäftigten<br />
leisten, und/oder kleine, spezialisierte Geschäfte<br />
können keine unerfahrenen und billigen<br />
Teilzeitkräfte aufnehmen, da ein gewisses Maß<br />
an Erfahrung nötig ist, um die Kunden einwandfrei<br />
zu bedienen.<br />
Die Öffnung des Marktes <strong>für</strong> das<br />
öffentliche Beschaffungswesen<br />
Neue Chancen <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> ergeben sich aus einer<br />
anderen, verhältnismäßig jungen Regulierung:<br />
der Öffnung des Marktes <strong>für</strong> das öffentliche<br />
Beschaffungswesen. Der ENSR Enterprise Survey<br />
1999 zeigt, daß 1999 im Durchschnitt ein Drittel<br />
der <strong>KMU</strong> über die Möglichkeiten der Teilnahme<br />
an Ausschreibungen <strong>für</strong> Liefer-, Dienstleistungsoder<br />
Bauaufträge von lokalen, nationalen oder<br />
europäischen Verwaltungseinrichtungen und<br />
öffentlichen Körperschaften informiert war.<br />
Außerdem sieht ein Drittel dieser Unternehmen<br />
aufgrund der Öffnung des Marktes <strong>für</strong> das<br />
öffentliche Beschaffungswesen mehr Chancen,<br />
obwohl hier Unterschiede zwischen den<br />
Ländern bestehen. <strong>KMU</strong> in Frankreich, Belgien,<br />
Portugal, der Schweiz und Luxemburg sehen<br />
deutlich mehr Chancen, während Unternehmen<br />
in den Niederlanden, Irland, Spanien und dem<br />
Vereinigten Königreich keine zusätzlichen<br />
Möglichkeiten erkennen.<br />
Ein Sechstel der Unternehmen, die über öffentliche<br />
Ausschreibungen informiert sind, hat in den<br />
letzten drei Jahren versucht, an europäischen<br />
Ausschreibungen teilzunehmen (siehe Abb. 2).<br />
Die mittleren Unternehmen scheinen am häufigsten<br />
über Ausschreibungsverfahren informiert zu<br />
sein und zeichneten sich auch durch die stärkste<br />
Beteiligung aus. Etwa die Hälfte der <strong>KMU</strong>, die in<br />
den letzten drei Jahren versuchten, an einer oder<br />
mehreren europäischen Ausschreibungen teilzunehmen,<br />
erhielt aufgrund dessen tatsächlich<br />
einen Auftrag. Insgesamt erklärten zwischen<br />
2 und 3 % aller <strong>KMU</strong>, in den letzten drei Jahren<br />
Aufträge infolge ihrer Teilnahme an europäischen<br />
Ausschreibungsverfahren erhalten zu<br />
haben. Die Ergebnisse des ENSR Enterprise<br />
Survey 1999 erlauben keine genaue Berechnung<br />
der absoluten Anzahl von Ausschreibungen, bei<br />
denen tatsächlich <strong>KMU</strong> den Zuschlag erhielten.<br />
Allerdings weisen die verfügbaren Daten eindeutig<br />
darauf hin, daß ein beträchtlicher Anteil der<br />
europäischen Ausschreibungen von <strong>KMU</strong><br />
gewonnen wird.<br />
Unter den Barrieren, welche die <strong>KMU</strong> noch<br />
immer behindern, ist der Informationsmangel das<br />
bei weitem größte Problem. Allerdings scheint<br />
diese Barriere an Bedeutung zu verlieren, wenn<br />
ein hoher Anteil der Beschäftigten innerhalb eines<br />
Unternehmens über direkten Internetzugang verfügt.<br />
Sobald der Informationsrückstand überwunden<br />
ist, werden andere Barrieren sichtbar:<br />
Die Projekte sind <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> zu groß, hohe administrative<br />
Belastungen und hohe Kosten <strong>für</strong> die<br />
Angebotserstellung.<br />
7
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Abbildung 2<br />
Anteil der <strong>KMU</strong>, die über die Möglichkeiten öffentlicher Ausschreibungen informiert sind,<br />
in den letzten drei Jahren versuchten, an europäischen Ausschreibungen teilzunehmen,<br />
und einen Auftrag erhielten, nach Unternehmensgrößenklassen, 1999<br />
50 %<br />
45 %<br />
40 %<br />
35 %<br />
30 %<br />
25 %<br />
20 %<br />
15 %<br />
10 %<br />
5 %<br />
0 %<br />
0 1-9 10-49 50-249<br />
Informiert Teilnahme versucht Auftrag erhalten<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
Aspekte des Arbeitsmarktes<br />
Fachkräftemangel<br />
Der Dritte <strong>Bericht</strong> des <strong>Europäische</strong>n <strong>Beobachtungsnetz</strong>es<br />
<strong>für</strong> <strong>KMU</strong> (1995) stellte eine allgemeine<br />
Abschwächung des quantitativen und<br />
qualitativen Mangels an Arbeitskräften im<br />
Zeitraum 1991-1994 fest, vor allem aufgrund<br />
der schwachen Konjunktur. Seit damals hat sich<br />
die wirtschaftliche Entwicklung erholt, und das<br />
Problem des Fachkräftemangels hat sich insbesondere<br />
<strong>für</strong> die <strong>KMU</strong> wieder verschärft. Der<br />
Mangel an qualifizierten Arbeitskräften wird<br />
heute von fast 10 % der <strong>KMU</strong> als wesentliches<br />
Hindernis der Geschäftstätigkeit empfunden.<br />
Dieses Problem wird als um so schwerwiegender<br />
wahrgenommen, je mehr Beschäftigte ein<br />
Unternehmen hat: Die Bandbreite reicht von<br />
4 % der Unternehmen ohne Beschäftigte bis<br />
23 % der mittleren Unternehmen.<br />
Im letzten Jahr hatten mehr als ein Viertel aller<br />
<strong>KMU</strong> häufig oder gelegentlich Schwierigkeiten<br />
bei der Besetzung offener Stellen. Mittlere<br />
Unternehmen haben hier die größten Probleme,<br />
in dieser Größenklasse hatte lediglich ein Drittel<br />
der Unternehmen nicht mit Schwierigkeiten bei<br />
der Besetzung offener Stellen zu kämpfen. Die<br />
kleinen Unternehmen empfinden die Personalbeschaffung<br />
nicht als schwerwiegendes Problem,<br />
obwohl sich beinahe die Hälfte dieser Betriebe<br />
häufig oder gelegentlich gewissen Schwierigkeiten<br />
gegenübersah. Diese Frage scheint alle<br />
Berufsgruppen zu betreffen. Tatsächlich sind<br />
Rekrutierungsprobleme in Zusammenhang mit<br />
Hilfs- oder angelernten Arbeitern ebenso weitverbreitet<br />
wie bei Technikern und Ingenieuren. Fast<br />
ein Fünftel der <strong>KMU</strong> hat den Versuch aufgegeben,<br />
offene Stellen nachzubesetzen.<br />
Unter jenen <strong>KMU</strong>, die Maßnahmen zur Überwindung<br />
dieser Schwierigkeiten gesetzt haben, ist<br />
die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter im allgemeinen<br />
die bevorzugte Strategie (siehe<br />
Abbildung 3). Bei der Analyse der verschiedenen<br />
Größenklassen wird ein klares Muster erkennbar:<br />
Je mehr Mitarbeiter, desto höher der Anteil der<br />
Unternehmen, die ihre bestehenden Mitarbeiter<br />
weiterbilden. Dieses Muster spiegelt den Umstand<br />
wider, daß große und mittlere Unternehmen<br />
im allgemeinen eine aktivere Weiterbildungspolitik<br />
<strong>für</strong> ihre Mitarbeiter verfolgen als<br />
Kleinst- oder kleine Unternehmen. Siehe dazu<br />
auch den Abschnitt zur beruflichen Weiterbildung<br />
weiter unten in dieser Zusammenfassung.<br />
In diesem Sechsten <strong>Bericht</strong> des <strong>Beobachtungsnetz</strong>es<br />
werden die Maßnahmen beschrieben, die<br />
öffentliche Behörden setzen, um dem Fachkräftemangel<br />
entgegenzutreten. Die meisten der 19 in<br />
diesem <strong>Bericht</strong> abgedeckten Länder haben<br />
8
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
Abbildung 3<br />
Anteil der Unternehmen (in %) ( 1 ), die spezielle Maßnahmen zur Überwindung von<br />
Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, ergreifen, nach Unternehmensgröße<br />
Insgesamt<br />
50-249<br />
10-49<br />
1-9<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Weiterbildung bestehender Mitarbeiter<br />
Umbesetzung von Stellen innerhalb des Unternehmens<br />
Verzicht, die Stellen zu besetzen<br />
Einstellung geringer qualifizierter Mitarbeiter<br />
Akquisitionsaktivitäten verstärken<br />
( 1 ) Die Prozentsätze in dieser Abbildung beziehen sich auf jene Unternehmen, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen<br />
haben. Diese Gruppe beträgt 30 % aller Unternehmen, 70 % der mittleren Unternehmen, 58 % der kleinen<br />
Unternehmen, 39 % der Kleinstunternehmen und 18 % der Unternehmen ohne Beschäftigte.<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
Systeme zur Erfassung des bestehenden Fachkräftemangels<br />
entwickelt, aber nur wenige setzen<br />
Maßnahmen, um Fachkräftemangel zu antizipieren,<br />
bevor dieser zu einem Problem wird. Die<br />
meisten Maßnahmen zur Überwindung von<br />
Problemen der Personalbeschaffung sind indirekter<br />
Natur, da es ihr Ziel ist, einen flexiblen Arbeitsmarkt<br />
sicherzustellen, indem die Fähigkeiten/<br />
Qualifikationen der Arbeitskräfte verbessert und<br />
hohe Mobilität und Transparenz gefördert werden.<br />
Obwohl es Beispiele <strong>für</strong> Initiativen zur Identifizierung<br />
von Fachkräftemangel in spezifischen<br />
Bereichen gibt, sind diese seltener anzutreffen.<br />
Mobilität der Arbeitskräfte<br />
Eine Möglichkeit <strong>für</strong> <strong>KMU</strong>, Rekrutierungsprobleme<br />
und Fachkräftemangel zu überwinden, besteht<br />
darin, Personen aus anderen westeuropäischen<br />
Ländern zu beschäftigen. Allerdings wird das<br />
Potential <strong>für</strong> Migration und grenzüberschreitendes<br />
Pendeln in Europa noch nicht voll ausgeschöpft,<br />
insbesondere im Gegensatz zur Lage in<br />
den Vereinigten Staaten, und manche Mechanismen<br />
führen zu einer Einschränkung der Mobilität<br />
der Arbeitskräfte. Infolgedessen beschäftigten in<br />
den letzten drei Jahren auch nur etwa 4 % der<br />
<strong>KMU</strong> Personen aus einem anderen westeuropäischen<br />
Land. Die bedeutendsten Hindernisse sind<br />
administrative Belastungen in diesem Bereich<br />
sowie Probleme mit der Beschaffung von<br />
Arbeitsgenehmigungen.<br />
Steuerpolitische Maßnahmen zur Lösung von<br />
Problemen der Personalbeschaffung<br />
Die Senkung der Steuern auf Arbeit wird nicht<br />
umfassend genug eingesetzt, um als Strategie<br />
zur Überwindung des zunehmenden Fachkräftemangels<br />
bezeichnet werden zu können. Neun<br />
Mitgliedstaaten (Belgien, Dänemark, Frankreich,<br />
Deutschland, Irland, die Niederlande, Portugal,<br />
Spanien und das Vereinigte Königreich) setzen<br />
heute Elemente ihrer Steuersysteme ein bzw.<br />
führen Maßnahmen durch, um die Lohnnebenkosten<br />
zu senken und die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen zu fördern. In den meisten<br />
Ländern schließen die Steuerreformen sowohl<br />
eine allgemeine Senkung der Steuern auf Arbeit<br />
sowie eine spezielle Senkung der Steuern <strong>für</strong><br />
gering entlohnte Arbeitskräfte ein.<br />
Die Gründe da<strong>für</strong>, warum die Senkung der<br />
Steuern auf Arbeit nicht im Rahmen der Beschäftigungspolitik<br />
eingesetzt wird, sind in den jeweiligen<br />
Ländern unterschiedlich gelagert, da die<br />
9
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
grundlegenden Kriterien <strong>für</strong> den Einsatz solcher<br />
Strategien variieren. Die drei wichtigsten Erklärungen<br />
sind Budgetrestriktionen, geringe Arbeitslosigkeit<br />
und Zweifel an der Wirksamkeit dieser<br />
Strategien.<br />
Zugang zu Finanzierung<br />
<strong>KMU</strong> sehen sich beim Zugang zu Finanzmitteln<br />
spezifischen Problemen gegenüber. Kapitel 4 des<br />
<strong>Bericht</strong>s bietet einen Einblick in die Bedeutung<br />
dieser Probleme. Die Finanzierungsstruktur eines<br />
Unternehmens scheint mehr vom Finanzierungssystem<br />
und den Finanzierungsgewohnheiten<br />
des Landes, in dem das Unternehmen<br />
tätig ist, abzuhängen als von anderen Unternehmensmerkmalen<br />
wie Größe, Wirtschaftssektor,<br />
Alter oder auch Rentabilität. Außerdem<br />
sind die internationalen Unterschiede in der Finanzierungsstruktur<br />
um so größer, je kleiner die<br />
Unternehmen sind. Mit anderen Worten scheint<br />
eine allgemeine Konvergenz in den Finanzierungsmustern<br />
<strong>für</strong> größere Unternehmen zu bestehen.<br />
Der Zugang zu Finanzierung ist unter den wichtigsten<br />
Hindernissen <strong>für</strong> die Entwicklung der<br />
<strong>KMU</strong> zu finden: In fast allen Ländern zählt der<br />
Zugang zu Finanzierung zu den drei wichtigsten<br />
Beeinträchtigungen. Drei Ländergruppen können<br />
hier unterschieden werden:<br />
• In Dänemark, Griechenland, dem Vereinigten<br />
Königreich, Italien, Spanien, Schweden und<br />
Norwegen erweist sich der Zugang zur<br />
Finanzierung als wichtigstes Hindernis der<br />
Geschäftstätigkeit von Unternehmen.<br />
• In Portugal, Frankreich, Island, Deutschland,<br />
der Schweiz und Finnland ist der Zugang zur<br />
Finanzierung die zweitwichtigste Beeinträchtigung.<br />
• In den verbleibenden sechs Ländern Österreich,<br />
Liechtenstein, Luxemburg, Belgien, den<br />
Niederlanden und Irland steht das Hindernis<br />
„Zugang zur Finanzierung” an dritter oder<br />
vierter Stelle.<br />
Die absolute Bedeutung des Zugangs zur Finanzierung<br />
als Hindernis sowie der Rang dieser<br />
Beeinträchtigung scheinen in negativem Zusammenhang<br />
mit der Unternehmensgröße zu stehen.<br />
Unternehmen mit 1-9 Beschäftigten reihen<br />
dieses Hindernis höher ein als Unternehmen mit<br />
10-49 Beschäftigten.<br />
Diese Daten geben einen allgemeinen Hinweis<br />
auf den unbefriedigten Finanzierungsbedarf, wie<br />
er von den Unternehmen wahrgenommen wird,<br />
identifizieren jedoch nicht die Art der<br />
Finanzierung, die die befragten Unternehmer<br />
dabei im Sinn hatten (war es Fremdfinanzierung<br />
oder Eigenkapitalfinanzierung aus formellen<br />
oder informellen Quellen) und erlauben auch<br />
keinerlei Schlußfolgerungen über die Gründe <strong>für</strong><br />
diese Situation. Die Daten aus dem ENSR<br />
Enterprise Survey 1999 erlauben allerdings eine<br />
genauere Untersuchung der Beziehung zwischen<br />
den europäischen <strong>KMU</strong> und den Banken<br />
als Kreditgeber. Bankkredite sind die meistverbreitete<br />
und <strong>für</strong> zahlreiche Unternehmen die<br />
einzige externe Finanzierungsquelle. Obwohl<br />
diese Daten nicht zwischen verschiedenen<br />
Kreditformen differenzieren, zeigen sie doch,<br />
daß der Anteil der Unternehmen, die derzeit<br />
über einen Bankkredit verfügen, innerhalb<br />
Europas stark variiert.<br />
Die Tatsache, über einen Bankkredit zu verfügen,<br />
hindert viele Unternehmen nicht daran,<br />
Einschränkungen in bezug auf den Zugang zu<br />
Finanzierung zu empfinden. Dies kann entweder<br />
auf ein unzureichendes Kreditvolumen oder auf<br />
wenig zufriedenstellende Kreditbedingungen<br />
zurückzuführen sein.<br />
Eine vergleichende Analyse<br />
nach Unternehmenskategorien<br />
Die Ergebnisse des <strong>Bericht</strong>s der Task Force Vereinfachung<br />
des Unternehmensumfelds (BEST)<br />
sollten bei der Entwicklung von finanziellen<br />
Unterstützungsmaßnahmen <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> berücksichtigt<br />
werden. Wie im BEST-<strong>Bericht</strong> ausgeführt,<br />
sind <strong>KMU</strong> sehr heterogen, weshalb unterschiedliche<br />
Formen von Unterstützungsmaßnahmen<br />
<strong>für</strong> verschiedene Unternehmenskategorien entwickelt<br />
werden sollten. In diesem <strong>Bericht</strong> des<br />
<strong>Beobachtungsnetz</strong>es werden vier Unternehmenskategorien<br />
analysiert: neugegründete<br />
Unternehmen, kleine etablierte Unternehmen,<br />
hoch innovative Unternehmen und expandierende<br />
Unternehmen.<br />
Am häufigsten sehen sich neugegründete Unternehmen<br />
dem Hindernis „Zugang zur Finanzierung”<br />
ausgesetzt, fast ein Viertel der Unternehmen<br />
in dieser Kategorie fühlt sich in erster<br />
Linie im Bereich der Finanzierung beeinträchtigt<br />
(siehe Tabelle 3). Abgesehen von Bankkrediten<br />
zählen Freunde und Verwandte sowie Business<br />
Angels als informelle Quellen zu wichtigen<br />
Geldgebern dieser Unternehmen. Business<br />
Angels stellen nicht nur Finanzmittel, sondern<br />
auch kaufmännische Fähigkeiten, unternehmerische<br />
Erfahrung und geschäftliches Know-how<br />
zur Verfügung.<br />
10
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
Von den vier Gruppen sind kleine etablierte<br />
Unternehmen am wenigsten durch den Zugang<br />
zur Finanzierung beeinträchtigt (der Anteil in<br />
dieser Kategorie beträgt fast die Hälfte des Anteils<br />
bei <strong>KMU</strong> insgesamt), höchstwahrscheinlich<br />
weil sie ihre Finanzierungsbasis über einen langen<br />
Zeitraum aufgebaut haben und strukturell<br />
keinen zusätzlichen oder neuen Finanzierungsbedarf<br />
haben.<br />
Hoch innovative und expandierende<br />
Unternehmen scheinen im allgemeinen einen<br />
besseren Zugang zu Bankkrediten zu haben als<br />
das durchschnittliche europäische <strong>KMU</strong>. Dies<br />
könnte bedeuten, daß die Banken mehr daran<br />
interessiert sind, diese beiden Unternehmensgruppen<br />
zu finanzieren, wahrscheinlich aufgrund<br />
ihres dynamischen Unternehmensprofils.<br />
Drei Hauptgründe können vorgebracht werden,<br />
um zu erklären, warum die Bereitschaft des<br />
Finanzsektors, hoch innovative Unternehmen<br />
über traditionelle Kanäle zu finanzieren, gering<br />
sein kann: die Unsicherheit über den zu erwartenden<br />
Ertrag, die nicht vollständig im<br />
Unternehmen internalisierbaren Vorteile und die<br />
Unteilbarkeit der Investition. Die Hauptfinanzierungsquellen<br />
dieser Kategorie von<br />
Unternehmen sind neben Bankkrediten<br />
Risikokapital und Business Angels.<br />
Die häufigste Finanzierungsquelle <strong>für</strong> expandierende<br />
Unternehmen sind Bankdarlehen. Rasch<br />
wachsende Unternehmen genießen, wie ihre<br />
innovativen Gegenstücke, einen privilegierten<br />
Zugang zu anderen Kanälen, z. B. Risikokapitalfonds<br />
oder Business Angels.<br />
Auch die von den Banken bei der Gewährung<br />
von Krediten an die verschiedenen Unternehmensgruppen<br />
verfolgte Besicherungspolitik ist<br />
unterschiedlich. Die Häufigkeit, mit der die<br />
Banken Sicherheiten – insbesondere Vermögensgegenstände<br />
– verlangen, ist bei den hoch innovativen<br />
und expandierenden Unternehmen<br />
erheblich größer als bei den beiden anderen<br />
Gruppen.<br />
Elektronischer Geschäftsverkehr<br />
und <strong>KMU</strong><br />
Chancen und Hindernisse <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Der Einsatz der Internettechnologie zur<br />
Unterstützung der Zusammenarbeit und <strong>für</strong> das<br />
Informationsmanagement von Unternehmen<br />
hat sich in <strong>KMU</strong> in jüngster Zeit verstärkt und<br />
ihnen Märkte erschlossen, die bisher nur größeren<br />
Unternehmen offenstanden. Dies, weil der<br />
auf dem Internet beruhende elektronische Geschäftsverkehr<br />
allmählich die Art und Weise, in<br />
der Geschäftsprozesse abgewickelt werden, verändert:<br />
In vielen Fällen können heute alle<br />
geschäftlichen Transaktionen, Marketing,<br />
Bestellung, Zahlung, Lieferung und Kundendienst<br />
digital erfolgen.<br />
Der Einstieg in den elektronischen Markt kann<br />
<strong>für</strong> viele <strong>KMU</strong> einen praktischen Weg darstellen,<br />
um sich von einem regional in ein national oder<br />
sogar international orientiertes Unternehmen zu<br />
entwickeln, insbesondere da ein virtuelles<br />
Geschäft flexibler und in den meisten Fällen<br />
weniger kostenintensiv ist als der Erwerb eines<br />
neuen, physisch vorhandenen Geschäfts oder<br />
Verkaufsbüros. Die kleinen <strong>KMU</strong> ohne große<br />
Verkaufsorganisationen haben bei der Restrukturierung<br />
ihrer Organisation <strong>für</strong> den Einsatz des<br />
elektronischen Geschäftsverkehrs einen Vorteil<br />
gegenüber größeren Organisationen. Allerdings<br />
Tabelle 3 Zugang zur Finanzierung, Bankkredite und Sicherheiten, nach Zielgruppen, Europa-19 (%)<br />
Neuge- Kleine Hoch Expan- Alle<br />
gründete etablierte innovative dierende Unternehmen<br />
Unternehmen, die den Zugang zur<br />
Finanzierung als Haupthindernis betrachten 22 8 16 19 15<br />
Unternehmen mit Bankkredit (Rate der<br />
Kreditkunden) 40 40 44 48 40<br />
Unternehmen mit Bankkrediten, die durch<br />
Sicherheiten gedeckt sind: 33 37 47 50 37<br />
• Eigentum des Besitzers oder von<br />
Verwandten als Sicherheit 25 26 36 39 28<br />
• Anlagevermögen der Unternehmen<br />
als Sicherheit 4 5 5 7 5<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
11
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
benötigen <strong>KMU</strong> zusätzliche neue Fähigkeiten,<br />
um diese neue Geschäftsmethode anzuwenden,<br />
und zwar sowohl <strong>für</strong> die technische Einführung<br />
und ständige Wartung einer kommerziellen<br />
Anwendung als auch manchmal <strong>für</strong> die Erweiterung<br />
des Marktes in neue Regionen mit einer<br />
anderen Sprache oder Kultur.<br />
42 % der <strong>KMU</strong> verfügen über einen direkten<br />
Internetzugang (siehe Abb. 4). Dieser Prozentsatz<br />
ist am höchsten in Schweden und Island,<br />
gefolgt von Finnland und Norwegen. Die niedrigsten<br />
Anteile sind in Portugal und Griechenland<br />
anzutreffen. In Europa insgesamt nimmt<br />
der Anteil der <strong>KMU</strong> mit Internetanschluß mit der<br />
Unternehmensgröße zu. Unter den von <strong>KMU</strong><br />
online abgewickelten Geschäftsaktivitäten stellt<br />
die Verbreitung von Informationen über ihre<br />
Produkte und Dienstleistungen die bei weitem<br />
häufigste kommerzielle Anwendung des Internet<br />
dar. Die Schweizer, schwedischen und österreichischen<br />
<strong>KMU</strong> nutzen das Internet am aktivsten<br />
<strong>für</strong> die Präsentation von Informationen über ihre<br />
Produkte und Dienstleistungen.<br />
Der Anteil der <strong>KMU</strong>, die ihre Produkte oder<br />
Dienstleistungen über das Internet vertreiben,<br />
beträgt im Durchschnitt 7 %. Schweden und<br />
Deutschland sind die auf diesem Gebiet fortschrittlichsten<br />
Länder, knapp gefolgt von Österreich<br />
und Island.<br />
Kooperation über das Internet<br />
Die Zusammenarbeit von Unternehmen über<br />
das Internet <strong>für</strong> das gemeinsame Anbieten von<br />
Waren oder Dienstleistungen unterscheidet sich<br />
ebenfalls nach Unternehmensgröße. Tendenziell<br />
nehmen ältere Unternehmen diese Option häufiger<br />
in Anspruch als jüngere Betriebe.<br />
Beteiligung der Wirtschaftssektoren<br />
Die kommerzielle Nutzung des Internet unterscheidet<br />
sich nicht nur zwischen den Ländern,<br />
sondern auch zwischen den Wirtschaftssektoren.<br />
Bis zu einem gewissen Grad wird dies durch die<br />
unterschiedliche Art und Weise der Geschäftsabwicklung<br />
verursacht. Der Anteil der <strong>KMU</strong>, die<br />
ihre Produkte über das Internet anbieten, ist im<br />
Wirtschaftssektor „Kredit- und Versicherungswesen”<br />
am höchsten, während der Wirtschaftssektor<br />
„Unternehmensbezogene Dienstleistungen”<br />
beim Vertrieb seiner Produkte über das<br />
Internet an erster Stelle steht.<br />
Trotz der Expansion des Internet scheint der<br />
elektronische Geschäftsverkehr <strong>für</strong> europäische<br />
<strong>KMU</strong> noch nicht richtig in Schwung gekommen<br />
Abbildung 4<br />
Anteil der <strong>KMU</strong> (in %) mit Zugang zum Internet und Nutzung des Internet <strong>für</strong> die beiden am<br />
weitesten verbreiteten geschäftlichen Zwecke, nach Ländern<br />
Belgien<br />
Dänemark<br />
Deutschland<br />
Griechenland<br />
Spanien<br />
Frankreich<br />
Irland<br />
Italien<br />
Luxemburg<br />
Niederlande<br />
Österreich<br />
Portugal<br />
Finnland<br />
Schweden<br />
Vereinigtes Königreich<br />
EU<br />
Island<br />
Liechtenstein<br />
Norwegen<br />
Schweiz<br />
Europa-19<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 %<br />
Zugang zum Internet Informationen über Produkte/Dienstleistungen Vertrieb von Produkten/Dienstleistungen<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
12
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
zu sein. Die Hindernisse ergeben sich aus verschiedenen<br />
Quellen, d. h. den Eigenschaften der<br />
<strong>KMU</strong> selbst, den Konsumenten, der Technologie<br />
und dem gesetzlichen Rahmen. Der wichtigste<br />
Grund, das Internet nicht <strong>für</strong> den Verkauf von<br />
Waren oder Dienstleistungen zu nützen, liegt in<br />
der Auffassung, daß dies <strong>für</strong> das Unternehmen<br />
nicht geeignet sei. Diese Erklärung ist <strong>für</strong> kleinere<br />
<strong>KMU</strong> von größerer Bedeutung als <strong>für</strong> größere<br />
<strong>KMU</strong> und wird am wenigsten in Liechtenstein,<br />
Dänemark und Österreich vorgebracht. Portugal,<br />
Griechenland und Frankreich sind hingegen<br />
jene Länder, in denen diese Ansicht am häufigsten<br />
geäußert wird. Der Mangel an Information<br />
und bekannten guten Beispielen <strong>für</strong> den elektronischen<br />
Geschäftsverkehr könnte den Eindruck<br />
entstehen lassen, daß der Verkauf von Waren<br />
oder Dienstleistungen über das Internet <strong>für</strong> das<br />
Unternehmen nicht geeignet sei. Die drei wichtigsten<br />
Hindernisse nach diesem erstgenannten<br />
sind: Zweifel an der Rentabilität, Mangel an ausgebildeten<br />
Mitarbeitern sowie mangelnder<br />
Zugang der Kunden zum Internet. Mißtrauen<br />
gegenüber der Technologie und mangelnde<br />
Sicherheit erscheinen als geringere Hindernisse<br />
der Nutzung des Internet <strong>für</strong> den Verkauf von<br />
Waren und Dienstleistungen.<br />
Neben den oben erwähnten Hindernissen ist die<br />
Sprache noch immer ein vorherrschendes<br />
Hemmnis <strong>für</strong> den internationalen Handel im<br />
Europa von heute, insbesondere wenn man<br />
bedenkt, daß innerhalb der <strong>Europäische</strong>n Union<br />
fast die Hälfte der kommerziellen Websites nicht<br />
in englischer Sprache verfügbar ist. <strong>Das</strong> Internet,<br />
primär eine englischsprachige Welt, kann von<br />
vielen potentiellen Kunden mit einer anderen<br />
Muttersprache nicht genützt werden.<br />
Zugang zu Programmen<br />
der Gemeinschaft<br />
Bekanntheit und Beteiligung<br />
In den vergangenen fünf Jahren hat ein Zehntel<br />
der <strong>KMU</strong> in den 19 durch diesen <strong>Bericht</strong> abgedeckten<br />
Ländern an einem Förderprogramm von<br />
regionalen, nationalen oder europäischen Institutionen<br />
im Bereich finanzielle Hilfe, Ausbildungsunterstützung,<br />
Beratung oder Information teilgenommen<br />
(siehe Abbildung 5). Fast drei Viertel<br />
zogen einen Antrag zur Teilnahme an einem<br />
Programm der Gemeinschaft niemals in Betracht,<br />
da ihnen die Existenz solcher Programme nicht<br />
bekannt war. Ein weiteres Fünftel der <strong>KMU</strong> war<br />
zwar über die Existenz eines Programms informiert,<br />
lehnte jedoch eine Teilnahme ab bzw. diese<br />
wurde abgelehnt.<br />
Es bestehen starke Anhaltspunkte da<strong>für</strong>, daß<br />
sowohl die Teilnahmerate als auch der Bekanntheitsgrad<br />
(oder, anders ausgedrückt, die<br />
Wahrscheinlichkeit, daß einem bestimmten<br />
Unternehmen ein Förderprogramm, dessen<br />
Abbildung 5<br />
Anteil der <strong>KMU</strong>, die über Förderprogramme informiert sind und daran teilgenommen haben,<br />
nach Unternehmensgröße<br />
Insgesamt<br />
50–249<br />
10–49<br />
1-9<br />
0<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
Nicht informiert Informiert, aber keine Teilnahme Teilnahme<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
13
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
essentiellen Anforderungen das Unternehmen<br />
entspricht, bekannt ist bzw. es sich daran beteiligt)<br />
signifikant und positiv von der Unternehmensgröße<br />
abhängen. Größere Unternehmen<br />
scheinen besser informiert zu sein und sind eher<br />
in der Lage, bestehende Hindernisse zu überwinden.<br />
Bemerkenswerterweise bleibt jedoch<br />
die relative Bedeutung anderer Gründe, die<br />
<strong>KMU</strong> von der Teilnahme abhalten, d. h. das<br />
Verhältnis zwischen Teilnahmerate und<br />
Bekanntheitsgrad, mehr oder weniger konstant<br />
über alle Größenklassen.<br />
Eine Differenzierung der Größenmuster nach der<br />
Art der Programme zeigt, daß die Teilnehmer an<br />
Gemeinschaftsprogrammen im Durchschnitt<br />
deutlich größer sind als die Teilnehmer an<br />
Programmen, die von nationalen oder regionalen<br />
Behörden angeboten werden. Daher scheinen<br />
die Hindernisse <strong>für</strong> die Beteiligung an EU-<br />
Programmen – sei es der Informationsstand oder<br />
andere Gründe – <strong>für</strong> kleinere Unternehmen<br />
besonders groß zu sein.<br />
Hindernisse <strong>für</strong> <strong>KMU</strong>, die nicht an Förderprogrammen<br />
teilgenommen haben<br />
Eines von fünf <strong>KMU</strong>, denen europäische<br />
Förderprogramme bekannt sind, die aber noch<br />
nicht daran teilgenommen haben, meint, daß es<br />
zu kompliziert sei, an einem Gemeinschaftsprogramm<br />
teilzunehmen. Weitere 15 % verfügen nicht<br />
über die nötigen Informationen <strong>für</strong> die Teilnahme.<br />
Darüber hinaus erklärte eines von fünf Unternehmen,<br />
daß es kein geeignetes Programm auf<br />
europäischer Ebene gäbe, was nur unterstreicht,<br />
wie dringend <strong>KMU</strong>-relevante Förderprogramme<br />
bekannt gemacht werden müssen und wie sehr<br />
ein „Bottom-up”-Ansatz bei der Entwicklung von<br />
Unterstützungsmaßnahmen <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> gefordert ist.<br />
Hindernisse <strong>für</strong> <strong>KMU</strong>, die über Erfahrungen mit<br />
Förderprogrammen verfügen<br />
Einige der genannten Hindernisse ähneln jenen,<br />
die von <strong>KMU</strong> genannt wurden, die in den vergangenen<br />
fünf Jahren bereits an einem regionalen,<br />
nationalen oder europäischen Programm<br />
teilgenommen haben. Ein Vergleich zwischen<br />
Gemeinschafts-, nationalen und regionalen<br />
Programmen zeigt, daß die relative Bedeutung<br />
von Barrieren, denen sich die teilnehmenden<br />
Unternehmen gegenübersehen, bei allen Programmarten<br />
ähnlich ist. Allerdings scheint die<br />
absolute Bedeutung der Hindernisse durchaus<br />
unterschiedlich zu sein, wobei sie im Fall der<br />
Gemeinschaftsprogramme eine stärker einschränkende<br />
Wirkung entfalten.<br />
Die Beschaffung von Informationen ist ein<br />
wesentliches Hemmnis <strong>für</strong> den Zugang von<br />
<strong>KMU</strong> zu Förderprogrammen. Dies scheint<br />
besonders <strong>für</strong> Gemeinschaftsprogramme zu gelten,<br />
wo dieser Umstand von mehr als der Hälfte<br />
der teilnehmenden Unternehmen als Engpaß<br />
bezeichnet wurde. Der Mangel an und die<br />
Mehrdeutigkeit von Informationen ist jedoch<br />
ebenso ein Problem der nationalen und regionalen<br />
wie der Gemeinschaftsprogramme.<br />
Nach Meinung eines Drittels der <strong>KMU</strong> ist die<br />
zeitliche Verzögerung zwischen Antragstellung<br />
und Projektbeginn ein weiteres wichtiges<br />
Hindernis, das <strong>KMU</strong> überwinden müssen, die an<br />
Gemeinschaftsprogrammen teilnehmen. Dies<br />
steht in engem Zusammenhang mit der Komplexität<br />
der Antragsverfahren und den administrativen<br />
Anforderungen, denen sich <strong>KMU</strong> gegenübersehen.<br />
Es ist wichtig, auf eine weitere<br />
Vereinfachung der bürokratischen Anforderungen<br />
hinzuarbeiten, wozu auch weniger<br />
anspruchsvolle <strong>Bericht</strong>spflichten zählen, um die<br />
zukünftige Beteiligung der <strong>KMU</strong> zu heben.<br />
Vereine und Stiftungen<br />
in der Sozialwirtschaft<br />
Wachsende wirtschaftliche Bedeutung und<br />
zunehmender Anteil an der Beschäftigung<br />
in Europa<br />
Vereine und Stiftungen spielen eine immer größere<br />
Rolle in allen Wirtschaftssektoren Europas.<br />
Obwohl einige, vor allem historisch, kulturell und<br />
politisch bedingte Unterschiede zwischen den<br />
einzelnen Ländern bestehen, konzentrieren sich<br />
die Aktivitäten von Vereinen und Stiftungen insbesondere<br />
auf die Erbringung von Gesundheitsund<br />
Sozialdiensten und auf die Gebiete der Ausund<br />
Weiterbildung, des Sports, der Kultur, der humanitären<br />
Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit<br />
sowie auf die Bereiche Umwelt, Rechtsvertretung<br />
und Menschenrechte.<br />
Die Tatsache, daß dieser Sektor in zahlreichen<br />
Ländern einen immer größeren Anteil der<br />
Arbeitsplätze stellt und daß die Beschäftigung in<br />
diesem Sektor weiterhin zunimmt, während<br />
andere Sektoren durch eine sinkende Beschäftigung<br />
gekennzeichnet sind, hat zu vermehrtem<br />
bzw. neuem Interesse seitens der Politik und<br />
Forschung geführt.<br />
Politische und rechtliche Systeme<br />
In allen 19 durch diesen <strong>Bericht</strong> abgedeckten<br />
Ländern wird die Vereinsfreiheit entweder durch<br />
14
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
die Verfassung oder – manchmal ungeschriebene<br />
– Grundrechte anerkannt. Allerdings bestehen<br />
zahlreiche Unterschiede hinsichtlich der allgemeinen<br />
Politik gegenüber dem „Sektor”, die<br />
vor allem von der Art der Beziehung abhängen,<br />
die die öffentliche Verwaltung mit Vereinen und<br />
Stiftungen insbesondere in den Bereichen<br />
Erziehung, Gesundheit und soziale Dienste entwickelt<br />
hat. Die Merkmale dieser Beziehungen<br />
reichen vom skandinavischen Konzept der<br />
Wohlfahrtsgesellschaft (der dritte Sektor ergänzt<br />
in diesem Konzept in erster Linie den öffentlichen<br />
Sektor) bis zum Subsidiaritätsprinzip, das<br />
in Belgien und Deutschland angewendet wird<br />
(wo umgekehrt die öffentlichen Dienstleistungen<br />
den gemeinnützigen Sektor ergänzen).<br />
In den meisten Ländern sind die wichtigen und<br />
zentralen Ministerien die <strong>für</strong> den Sektor politisch<br />
zuständigen Behörden. Natürlich spielen in<br />
manchen Ländern mit starker politischer Dezentralisierung<br />
(z. B. in Deutschland, Spanien und<br />
der Schweiz) auch regionale und lokale Behörden<br />
eine bedeutende Rolle in der Erarbeitung<br />
politischer Maßnahmen und in den Beziehungen<br />
zu Vereinen und Stiftungen. Nur in Frankreich,<br />
dem Vereinigten Königreich und in Italien<br />
wurden spezielle Behörden <strong>für</strong> die Koordinierung<br />
zumindest eines Teils der nationalen Politik<br />
<strong>für</strong> diesen Sektor eingerichtet.<br />
Zu den hauptsächlichen nationalen politischen<br />
Instrumenten zur Förderung von Vereinen und<br />
Stiftungen zählen: besondere Rechtsformen und<br />
Bestimmungen, ein begünstigendes Steuersystem,<br />
das den gemeinnützigen Charakter dieser<br />
Organisationen berücksichtigt, finanzielle Unterstützung<br />
in Form von Zuschüssen und Subventionen<br />
sowie Anreize zur Anregung der Spendenaufbringung,<br />
Unterstützung zur Förderung der<br />
Freiwilligenarbeit sowie der Arbeitsbeschaffung.<br />
Auch unterstützen die Behörden Vereine und<br />
Stiftungen oft indirekt, indem sie ihnen öffentliche<br />
Infrastruktureinrichtungen wie Räumlichkeiten<br />
oder Sportanlagen zur Verfügung stellen.<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
Manche europäische Länder (Finnland,<br />
Frankreich, Belgien, Deutschland und Irland),<br />
die eine hohe Arbeitslosenrate aufweisen<br />
und/oder deren Politiker dem Arbeitsbeschaffungspotential<br />
der Sozialwirtschaft sowie ihrer<br />
Rolle auf dem Gebiet der sozialen Integration<br />
große Aufmerksamkeit schenken, haben spezifische<br />
Beschäftigungshilfen entwickelt, die ausschließlich<br />
<strong>für</strong> gemeinnützige Organisationen<br />
gelten. Allerdings ist es nicht das letztliche Ziel<br />
dieser Programme, diese Organisationen zu<br />
unterstützen, sondern entweder Beschäftigungsund<br />
Ausbildungschancen <strong>für</strong> bestimmte<br />
Kategorien arbeitsloser Personen zu schaffen<br />
oder neue Dienstleistungen zu entwickeln<br />
und/oder Bedürfnisse abzudecken, die von kommerziellen<br />
Anbietern oder dem Staat selbst nicht<br />
zureichend befriedigt werden.<br />
Freiwilligenarbeit<br />
Vereine und Stiftungen sind in hohem Maß von<br />
Freiwilligenarbeit abhängig. Der Anteil der<br />
Bevölkerung, der Freiwilligenarbeit leistet, variiert<br />
stark und schwankt zwischen einem Zehntel<br />
der Einwohner in Österreich und fast der Hälfte<br />
im Vereinigten Königreich. In manchen Ländern<br />
werden Anstrengungen unternommen, Freiwilligenarbeit<br />
zu fördern und anzuregen. Freiwilligenarbeit<br />
kann durch die Gewährung bezahlter<br />
freier Tage <strong>für</strong> Beschäftigte (wie etwa in<br />
Frankreich) oder durch Steuerfreibeträge <strong>für</strong><br />
rückerstattete Spesen, die Freiwillige <strong>für</strong> die<br />
Durchführung ihrer Aufgaben erhalten (wie<br />
etwa in Deutschland – allerdings lediglich im<br />
Sportwesen – und in den Niederlanden), unterstützt<br />
werden. Es wurden Bestimmungen eingeführt,<br />
die es Arbeitslosen ermöglichen, Freiwilligenarbeit<br />
zu leisten, solange dies nicht ihre<br />
Arbeitssuche behindert (z. B. in Frankreich und<br />
Deutschland). Allerdings fehlt in den meisten<br />
Ländern noch immer eine klar formulierte<br />
Regelung <strong>für</strong> Freiwilligenarbeit.<br />
Finanzierung<br />
Öffentliche Mittel sind die hauptsächliche<br />
Einnahmequelle dieser Organisationen, obwohl<br />
beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Ländern und Tätigkeitsbereichen sowie<br />
Größenklassen bestehen.<br />
Neben den üblichen Instrumenten der finanziellen<br />
Unterstützung von Vereinen und gemeinnützigen<br />
Organisationen (d. h. Vergütung von Dienstleistungen,<br />
günstige Mehrwertsteuersätze und<br />
andere Steuerbegünstigungen sowie Gewährung<br />
von Zuschüssen) setzen nationale oder lokale<br />
Behörden spezifische Instrumente ein, um<br />
Einnahmen <strong>für</strong> Vereine und Stiftungen zu schaffen<br />
und/oder zu sichern. Nordeuropäische Länder fördern<br />
private Spenden durch öffentliche Lotterien,<br />
während südeuropäische Länder eine Mischung<br />
von speziellen Fonds und der Förderung privater<br />
Spenden durch Steuerbegünstigungen bevorzugen.<br />
<strong>Das</strong> Vereinigte Königreich befindet sich in<br />
einer Zwischenposition, da dort alle genannten<br />
Instrumente angewendet werden, während<br />
15
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Griechenland praktisch über keinerlei derartige<br />
Instrumente verfügt.<br />
Die Kürzung der öffentlichen Budgets in den<br />
meisten Ländern, neue Regeln <strong>für</strong> die Zuteilung<br />
öffentlicher Mittel wie etwa Systeme der Kofinanzierung<br />
und in manchen Fällen auch der<br />
Wunsch, die eigene Unabhängigkeit zu erhalten,<br />
veranlassen Vereine und Stiftungen, nach Möglichkeiten<br />
zur Erhöhung ihrer privaten Finanzierungsquellen<br />
zu suchen. Neue Instrumente<br />
wie etwa „produits partage”, „ethische” Finanzierung<br />
und langfristige Beziehungen mit privaten<br />
Spendern werden entwickelt.<br />
Kleinere Vereine und Stiftungen sehen sich größeren<br />
Problemen bei der Aufbringung der Finanzmittel<br />
<strong>für</strong> ihre Tätigkeiten gegenüber als<br />
größere Organisationen: Mangel an Informationen,<br />
die Jahresbindung der finanziellen<br />
Unterstützung durch den öffentlichen Sektor,<br />
Bürokratie und Uneinheitlichkeit der Bestimmungen,<br />
verzögerte Auszahlung öffentlicher<br />
Mittel, zunehmender Wettbewerb bei der<br />
Werbung privater Spenden sowie schwieriger<br />
Zugang zu Bankkrediten.<br />
Grenzüberschreitende Kooperation<br />
Zahlreiche Vereine und Stiftungen beteiligen<br />
sich an europäischen Partnerschaften und<br />
Netzwerken, die sehr aktiv „Lobbying” betreiben,<br />
Informationen austauschen und bereitstellen,<br />
gemeinsame Forschungsprojekte entwickeln<br />
und beste Verfahren austauschen. Dennoch<br />
bestehen noch immer viele Hindernisse <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung grenzüberschreitender Zusammenarbeit,<br />
insbesondere aufgrund der unzureichend<br />
harmonisierten Regelungen und der Unterschiede<br />
zwischen den nationalen Politiken <strong>für</strong><br />
Vereine und Stiftungen.<br />
Teil III — Unternehmenspolitische<br />
Maßnahmen<br />
Neue Entwicklungen<br />
in der <strong>KMU</strong>-Politik<br />
Aktuelle Entwicklungen der Politik und<br />
beste Verfahren in <strong>KMU</strong>-spezifischen<br />
Bereichen nach Ländern<br />
Tabelle 4 bietet einen Überblick über im<br />
Zeitraum von Mai 1997 bis Ende 1999 eingeführte<br />
oder geplante neue Maßnahmen in der<br />
nationalen bzw. Bundespolitik <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> nach<br />
Ländern. Kapitel 8 des <strong>Bericht</strong>s analysiert neue<br />
Maßnahmen und Programme unter Berücksichtigung<br />
folgender Bereiche: Unternehmensumfeld,<br />
finanzielles Umfeld, Internationalisierung und<br />
Informationsdienste, Innovation und FuE,<br />
Arbeitskräfte, Ausbildung und Förderung des<br />
Unternehmergeistes und der Unternehmerkultur.<br />
Fast alle Länder haben neue Maßnahmen<br />
eingeführt, bestehende Maßnahmen<br />
abgeändert oder planen die Entwicklung von<br />
Maßnahmen in diesen Bereichen.<br />
Die Modernisierung der Verwaltung ist in den<br />
meisten Ländern eines der Schlüsselelemente <strong>für</strong><br />
die Förderung der Entwicklung von <strong>KMU</strong>. Es<br />
wurden Maßnahmen gesetzt, um die Verwaltungskosten<br />
<strong>für</strong> steuerliche, sozialversicherungsrechtliche<br />
und statistische <strong>Bericht</strong>spflichten zu<br />
senken und die bürokratischen Strukturen in Zusammenhang<br />
mit der Gründung und Erweiterung<br />
von Unternehmen zu vereinfachen. Dieser<br />
Prozeß umfaßt auch Maßnahmen zur Dezentralisierung<br />
und Rationalisierung des Verwaltungsapparats<br />
und zur Entwicklung von „One-stop-<br />
Shops” <strong>für</strong> Dienstleistungen <strong>für</strong> Unternehmen.<br />
Die Finanzierungsprobleme der <strong>KMU</strong> ziehen die<br />
Verabschiedung von Maßnahmen nach sich,<br />
welche die Gründung neuer Unternehmen fördern<br />
und das Kapital bestehender Betriebe über<br />
verschiedene Finanzierungsinstrumente (Risikokapital,<br />
Startkapital usw.) sowie steuerliche Anreize<br />
stärken sollen.<br />
Die Internationalisierung der <strong>KMU</strong> wurde durch<br />
spezifische Maßnahmen der Bereitstellung von<br />
Informationsdiensten und der Unterstützung <strong>für</strong><br />
Marktforschung sowie durch Subventionen und<br />
Hilfestellungen (häufig durch spezialisierte<br />
Einrichtungen angeboten) zur Vermarktung von<br />
Produkten und Unternehmen, <strong>für</strong> die Suche<br />
nach Partnern im Ausland und <strong>für</strong> Auslandsinvestitionen<br />
begleitet.<br />
<strong>Das</strong> sich aus der Globalisierung ergebende neue<br />
Wettbewerbsumfeld hat sich auf die Aktivitäten<br />
zur Unterstützung von FuE sowie zur Verbreitung<br />
von Innovationen unter den <strong>KMU</strong> ausgewirkt,<br />
obwohl die Programme in diesem<br />
Bereich sehr häufig nicht speziell auf kleine<br />
Unternehmen ausgerichtet sind. Es bestehen<br />
Instrumente, welche die Gründung innovativer<br />
<strong>KMU</strong> fördern sollen (Finanzierungsinstrumente<br />
und Gründerzentren) sowie direkte (Subventionen)<br />
und indirekte Anreize (Programme <strong>für</strong><br />
Kooperation und Technologietransfer zur Belebung<br />
nationaler Innovationssysteme) und Maßnahmen<br />
<strong>für</strong> den Erwerb innovativer Technolo-<br />
16
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
Tabelle 4<br />
Eingeführte und geplante nationale Maßnahmen nach Bereichen und Ländern,<br />
Mai 1997 bis Ende 1999<br />
Internationalisierung u.<br />
Arbeitskräfte, Ausbildung<br />
Unterneh- Finanzielles Umfeld Information und Innovation Förderung<br />
mensumfeld Zahlungs- Ausbildung des Unter-<br />
Administrative rück- Finan- Internationa- Infor- von FuE nehmer-<br />
Land Belastungen stände zierung lisierung mation Arbeits- Innovation geistes<br />
kräften<br />
A X X X X X X X<br />
B X X X X X X<br />
DK X X X X X X X<br />
D X X X X X X X X<br />
EL X X X X X X X<br />
E X X X X X X X<br />
F X X X X X X X<br />
FIN X X X X X X X<br />
IRL X X X X X X X X<br />
I X X X X X X X X<br />
L X X X X X X<br />
NL X X X X X X<br />
P X X X X X X X<br />
S X X X X X X X<br />
UK X X X X X X X X<br />
IS X X X X X X X<br />
LI<br />
Nur allgemeine Wirtschaftspolitik; keine Unterstützungsmaßnahmen direkt <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
NO X X X X X X X<br />
CH X X X X X X X<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
gien. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Bemühungen,<br />
um die Qualität des Humankapitals<br />
zu steigern und gleichzeitig die gesetzlichen<br />
Bestimmungen bezüglich des Einsatzes und der<br />
Kosten des Faktors Arbeit zu aktualisieren.<br />
Um die Wettbewerbsfähigkeit kleiner Unternehmen<br />
zu stärken und die Arbeitslosigkeit<br />
durch die Begünstigung der Selbständigkeit zu<br />
senken, wird in vielen Ländern die Vermittlung<br />
von unternehmerischem Wissen und unternehmerischer<br />
Kultur innerhalb des Schulsystems<br />
durch die Einführung spezieller Kurse ausgeweitet<br />
und die Gründung neuer Unternehmen in<br />
jenen gesellschaftlichen Bereichen, die am stärksten<br />
von Ausgrenzung betroffen sind (junge<br />
Menschen, Frauen und Arbeitslose), gefördert.<br />
Teil IV — Spezialthemen<br />
Berufliche Bildung und <strong>KMU</strong><br />
Politiker, Arbeitgeber und Arbeitnehmer schenken<br />
der lebenslangen Aus- und Weiterbildung<br />
immer größere Aufmerksamkeit. <strong>Das</strong> sich aus der<br />
Globalisierung der Wirtschaft ergebende neue<br />
Wettbewerbsumfeld, die Entwicklung der Informationsgesellschaft<br />
und der unaufhaltsame Fortschritt<br />
von Wissenschaft und Technik führen<br />
dazu, daß der Erfolg der europäischen Wirtschaft<br />
zunehmend von der Verbesserung der Qualifikation<br />
seiner Arbeitskräfte abhängt.<br />
Wie in Kapitel 9 des <strong>Bericht</strong>s beschrieben, kann<br />
die berufliche Weiterbildung als ein Schlüsselinstrument<br />
<strong>für</strong> die erfolgreiche Bewältigung dieser<br />
Herausforderungen betrachtet werden. Die<br />
berufliche Weiterbildung umfaßt jede Form der<br />
über die allgemeine Ausbildung hinausgehenden<br />
Weiterbildung und des lebensbegleitenden<br />
Lernens erwerbstätiger Personen, und zwar entweder<br />
auf deren eigene Initiative oder auf<br />
Initiative des Unternehmens.<br />
Weiterbildung von Arbeitnehmern<br />
Die Bereitstellung von beruflicher Weiterbildung<br />
steht in direktem Zusammenhang mit der<br />
Unternehmensgröße. Der Anteil der Unternehmen,<br />
die ihren Mitarbeitern Weiterbildung<br />
anbieten, ist um so höher, je größer die Unternehmen<br />
sind und reicht von 19 % bei Unternehmen<br />
ohne Beschäftigte bis zu 79 % bei mittleren<br />
Unternehmen.<br />
17
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Ein bedeutender Anteil der in der Weiterbildung<br />
aktiven europäischen <strong>KMU</strong> verfügt über schriftliche<br />
Weiterbildungspläne, während in den anderen<br />
Unternehmen die Weiterbildung anlaßbezogen<br />
entweder auf Initiative der Mitarbeiter oder<br />
der Geschäftsleitung und ohne formellen<br />
Weiterbildungsplan erfolgt (siehe Abbildung 6).<br />
Trotz dieser größenbedingten Unterschiede<br />
scheint das Ausmaß der Weiterbildung, gemessen<br />
als Prozentsatz der gesamten Lohnkosten,<br />
<strong>für</strong> alle Unternehmensgrößen ähnlich zu sein.<br />
Allerdings wird die Wirksamkeit jeglicher<br />
Investitionen in Weiterbildungsmaßnahmen<br />
nicht nur durch das Ausmaß der da<strong>für</strong> bereitgestellten<br />
Ressourcen, sondern auch durch andere<br />
Faktoren beeinflußt, wie etwa eine wohldefinierte<br />
und konsequent umgesetzte allgemeine<br />
Unternehmensstrategie oder eine kohärente<br />
Weiterbildungspolitik.<br />
Weiterbildungsmaßnahmen in <strong>KMU</strong> sind sehr<br />
häufig informeller Art in dem Sinn, daß es sich<br />
um Weiterbildungsaktivitäten innerhalb des<br />
Unternehmens handelt, die von Mitarbeitern<br />
des Unternehmens durchgeführt werden. <strong>KMU</strong><br />
nehmen den Weiterbildungsmarkt dann in<br />
Anspruch, wenn sie konkrete Qualifikationen<br />
und Fähigkeiten benötigen, die im Unternehmen<br />
selbst nicht vorhanden sind. Außerdem<br />
sind sie eher an speziell auf sie und ihren Bedarf<br />
zugeschnittenen Lehrgängen interessiert als an<br />
Veranstaltungen, die allgemein offenstehen.<br />
Arbeitgeber (Interesse des Unternehmens) und<br />
Arbeitnehmer (berufliche Mobilität, höhere<br />
Entlohnung) verfolgen oft ganz unterschiedliche<br />
Zielsetzungen mit der Weiterbildung.<br />
Insbesondere die kleinsten <strong>KMU</strong> sind durch spezifische<br />
interne Barrieren beeinträchtigt, welche<br />
die Entwicklung von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
behindern. Diese internen Barrieren sind<br />
etwa die dadurch verursachte Abwesenheit von<br />
Beschäftigten, „mentale Barrieren” der <strong>KMU</strong>-<br />
Führungskräfte, Mangel an Professionalität und<br />
Schwierigkeiten bei der Identifizierung des konkreten<br />
Weiterbildungsbedarfs. Es bestehen auch<br />
externe Barrieren, welche die Weiterbildung der<br />
Beschäftigten behindern. Zu diesen Barrieren<br />
zählen die hohen (direkten und indirekten)<br />
Weiterbildungskosten, der Verwaltungsaufwand<br />
sowie der Mangel an Transparenz der Mehrzahl<br />
der europäischen Weiterbildungsmärkte.<br />
Weiterbildung <strong>für</strong> Führungskräfte<br />
Manager und Eigentümer von <strong>KMU</strong> nehmen<br />
nur dann an Weiterbildungsveranstaltungen teil,<br />
wenn sie sich wirklich schwerwiegenden Problemen<br />
gegenübersehen. In diesem Fall muß es<br />
dann gewährleistet sein, daß die erhaltenen Informationen<br />
und das erworbene Wissen sofort in<br />
die tägliche Arbeit umgesetzt werden können.<br />
Sehr häufig ziehen sie andere Methoden als formalisierte<br />
Weiterbildung vor, um Wissen und<br />
Kompetenzen zu erwerben, wie etwa die Inanspruchnahme<br />
externer Beratungen, Vernetzung,<br />
Erfahrungsaustausch mit anderen Managern,<br />
beispielsweise in Unternehmervereinigungen.<br />
Abbildung 6 Art der Weiterbildung <strong>für</strong> Arbeitnehmer 1998, nach Unternehmensgröße (Unternehmen in %)<br />
Insgesamt<br />
50-249<br />
10-49<br />
1-9<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Keine Weiterbildung<br />
Weiterbildung ohne schriftlichen Plan<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
Weiterbildung durch Unternehmen initiiert/schriftlicher Plan<br />
Weiterbildung nur durch Unterstützung externer Kurse<br />
18
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
Die Mehrzahl der <strong>KMU</strong>-Manager betrachten<br />
Schwierigkeiten beim Delegieren ihrer Arbeit<br />
sowie Zeitmangel als hauptsächliche Probleme<br />
in Zusammenhang mit der Teilnahme an<br />
Weiterbildung. Aus diesen Schwierigkeiten läßt<br />
sich offensichtlich ein Bedarf nach kurzen und<br />
flexiblen Lehrgängen ableiten. Die Kosten der<br />
Weiterbildung scheinen – im Vergleich zu anderen<br />
Fragen wie Ort, Dauer oder Inhalt des Kurses<br />
– eine weniger relevante Barriere <strong>für</strong> die<br />
Weiterbildung von Managern zu sein.<br />
IKT und Weiterbildung<br />
Die Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
(IKT) eröffnet interessante Aussichten <strong>für</strong><br />
die Welt des lebenslangen Lernens und der<br />
Ausbildung. Trotz dieser Möglichkeiten zeigen<br />
die wenigen verfügbaren Daten, daß <strong>KMU</strong> die<br />
IKT derzeit nur sehr begrenzt <strong>für</strong> Weiterbildungszwecke<br />
in Anspruch nehmen. Zu den diesbezüglichen<br />
Hindernissen zählen der allgemeine<br />
Nachholbedarf der <strong>KMU</strong> in bezug auf den Einsatz<br />
der IKT, die geringe Geschwindigkeit der<br />
Kommunikation, die hohen Kosten der IKT, die<br />
Schwierigkeit, zwischen den unzähligen Anbietern<br />
unterscheiden zu können, die häufige<br />
Veränderung in der Technologie und schließlich<br />
der Mangel an Qualifikationen <strong>für</strong> eine erfolgreiche<br />
und wirksame Nutzung der IKT.<br />
Neue Dienstleistungen<br />
Die europäische Wirtschaft kann als Dienstleistungswirtschaft<br />
bezeichnet werden. Im Jahr<br />
1998 waren 75 % der bestehenden Unternehmen<br />
im Dienstleistungssektor tätig und <strong>für</strong><br />
63 % der Beschäftigung sowie 73 % der Bruttowertschöpfung<br />
der europäischen Wirtschaft insgesamt<br />
verantwortlich. Die Mehrheit der neuen<br />
Unternehmen ist dem Dienstleistungssektor zuzuordnen,<br />
und diese schufen mehr als 80 % aller<br />
neuen Arbeitsplätze in Europa in den letzten zehn<br />
Jahren. Kapitel 10 dieses <strong>Bericht</strong>s beschäftigt sich<br />
mit den sogenannten neuen Dienstleistungen.<br />
Die wichtigsten Entwicklungstrends<br />
Technologische Faktoren, Wirtschaftstrends,<br />
soziokulturelle, soziodemographische und institutionelle<br />
Faktoren lassen neue Bedürfnisse entstehen<br />
und ändern die Art und Weise, in der<br />
Geschäfte abgewickelt werden, und führen<br />
damit innerhalb des Dienstleistungssektors zum<br />
Auftreten neuer Arten von Dienstleistungen<br />
(siehe Tabelle 5). Diese neuen Dienstleistungen<br />
sind aufgrund ständig neuer Entwicklungen<br />
sowie des Mangels an präzisen Definitionen statistisch<br />
schwer zu erfassen.<br />
Zwei Faktoren beeinflussen den Dienstleistungssektor<br />
besonders stark. Die Entwicklung<br />
der IKT hat die Charakteristik von Dienstleistungen<br />
und ihre Abhängigkeit von Ort und Zeit<br />
tiefgreifend verändert. Chancen <strong>für</strong> Innovationen<br />
in neuen und erneuerten Dienstleistungen entwickeln<br />
sich, wobei oft ein Übergang von<br />
Dienstleistungen, bei denen die Kenntnisse beim<br />
Anbieter liegen, zu Dienstleistungen stattfindet,<br />
bei denen die – vielleicht geringeren – Kenntnisse<br />
beim Kunden liegen, sowie von arbeitsintensiven<br />
zu fast arbeitsfreien Dienstleistungen.<br />
Die Nachfrage nach persönlichen Dienstleistungen<br />
steigt aufgrund verschiedener sozioökonomischer<br />
Veränderungen, wie etwa des Rückzugs<br />
des Staates aus vielen Dienstleistungsbereichen,<br />
der immer größeren Anzahl von Familien<br />
mit Doppeleinkommen und einer zunehmend<br />
älteren Bevölkerung.<br />
Die Nachfrage der <strong>KMU</strong> nach<br />
neuen Dienstleistungen<br />
Ein Fünftel der <strong>KMU</strong> in den durch diesen <strong>Bericht</strong><br />
abgedeckten Ländern kaufte in den letzten<br />
Jahren neue Dienstleistungen hinzu, und 80 %<br />
erwarten <strong>für</strong> die nächsten drei Jahre eine<br />
Zunahme der Verwendung. Dies impliziert, daß<br />
die Mehrheit der Unternehmen davon ausgeht,<br />
demnächst neue Dienstleistungen zum ersten<br />
Mal in Anspruch zu nehmen. Die Inanspruchnahme<br />
reicht von über 20 % in der<br />
Sachgütererzeugung, im Großhandel und den<br />
unternehmensbezogenen Dienstleistungen bis<br />
zu lediglich 11 % im Einzelhandel und 7 % im<br />
Reparaturgewerbe. In den meisten Wirtschaftssektoren<br />
erwarten mehr als 80 % der <strong>KMU</strong> eine<br />
Zunahme der Verwendung, nur in der Sachgütererzeugung<br />
und bei den sonstigen Dienstleistungen<br />
ist diese Zahl mit etwa 70 % verhältnismäßig<br />
niedrig.<br />
Barrieren <strong>für</strong> Neugründungen<br />
Aufgrund der Charakteristika dieser Dienstleistungen<br />
werden neue Dienstleistungen oft<br />
durch neue Unternehmen erbracht. Die in<br />
bezug auf Beschäftigung und Unternehmensgründungen<br />
dynamischsten Teilsektoren innerhalb<br />
der Dienstleistungen waren in den letzten<br />
zehn Jahren die nicht marktbestimmten Dienstleistungen,<br />
die unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungen sowie der IKT-Sektor.<br />
19
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Tabelle 5<br />
Entwicklung neuer Dienstleistungen in Europa<br />
Den neuen Dienstleistungen<br />
zugrunde<br />
liegende Faktoren Fördernde Faktoren Beispiele <strong>für</strong> neue Dienstleistungen<br />
Technologische Entwicklung der Informations- und Elektronischer Geschäftsverkehr, Internet-<br />
Faktoren Kommunikationstechnologie Provider, Computerisierung und<br />
fortschrittliche Telekommunikationsdienste,<br />
Entwicklung wissensintensiver<br />
Dienstleistungen<br />
Wirtschaftliche Globalisierung, Ausweitung der Innovative unternehmensbezogene<br />
Faktoren Selbständigkeit, wissensintensive Dienstleistungen, technologische<br />
Wirtschaftszweige, Auslagerungsprozesse, Dienstleistungen<br />
flexible Arbeitsverhältnisse<br />
Soziodemographische Entstehen von Familien mit Fürsorgedienste <strong>für</strong> ältere Menschen und<br />
und -kulturelle Faktoren Doppeleinkommen, multikulturelle Kleinkinder, Umweltdienstleistungen, neue<br />
Gesellschaften, alternde Bevölkerung, Unterhaltungs- und Tourismusdienstzunehmende<br />
Individualisierung und leistungen, Haushaltsdienste<br />
Bedeutung der Freizeit<br />
Institutionelle Privatisierungs- und Deregulierungs- Erbringung ehemals staatlicher<br />
Faktoren prozesse, Umweltschutz Dienstleistungen durch Private, Entwicklung<br />
des dritten Sektors<br />
Quelle: Erstellt durch Centro Studi sull´Imprenditorialità „Furio Cicogna”, Bocconi-Universität.<br />
Jedoch hemmen nach wie vor einige Barrieren<br />
Gründung und Wachstum von <strong>KMU</strong> in den neuen<br />
Dienstleistungen. Als hauptsächliche Probleme<br />
werden der Zugang zu Finanzierung sowie administrative<br />
Belastungen gesehen. Zu den Schwierigkeiten<br />
zählen außerdem Absatzprobleme, Mangel<br />
an Qualifikationen, die Beschaffung und schließlich<br />
kulturelle Hindernisse. Administrative Belastungen<br />
und Absatzprobleme werden bei den persönlichen<br />
Dienstleistungen als die wichtigsten Barrieren<br />
betrachtet, während <strong>für</strong> die technologieorientierten<br />
neuen Dienstleistungen finanzielle<br />
Schwierigkeiten und der Mangel an Qualifikationen<br />
als besonders relevant angesehen werden.<br />
Öffentliche Unterstützung <strong>für</strong><br />
neue Dienstleistungen<br />
Im allgemeinen bestehen keine spezifischen<br />
öffentlichen Fördermaßnahmen zur Unterstützung<br />
der Unternehmen im Bereich der neuen<br />
Dienstleistungen, obwohl einige Politiken wie<br />
etwa Maßnahmen <strong>für</strong> Dienstleistungen im allgemeinen<br />
sowie Maßnahmen im IKT-Bereich diesen<br />
Sektor indirekt ansprechen.<br />
Darüber hinaus ergeben sich neue Chancen <strong>für</strong><br />
die Gründung von <strong>KMU</strong> im Sektor der neuen<br />
Dienstleistungen aufgrund der gemeinsamen<br />
Initiativen lokaler und regionaler Behörden<br />
sowie der nationalen Regierungen. Es ist das Ziel<br />
dieser sogenannten Lokalen Initiativen, die<br />
manchmal durch die Kürzung der öffentlichen<br />
Ausgaben hervorgerufene Ausdünnung von<br />
Sozial- und Fürsorgediensten auszugleichen,<br />
indem Dienstleistungen in jenen Bereichen<br />
erbracht werden, in denen Bedürfnisse nicht<br />
gedeckt werden. Jedoch sind diese auf<br />
Entwicklung und Arbeitsbeschaffung abzielenden<br />
Initiativen nicht auf soziale Dienste beschränkt,<br />
sondern erstrecken sich auch auf Freizeit- und<br />
Tourismusdienste und gelegentlich auch auf<br />
unternehmensbezogene Dienstleistungen.<br />
Teil V — Monitor<br />
<strong>KMU</strong> im <strong>Europäische</strong>n Binnenmarkt<br />
Die Beurteilung des Binnenmarktes<br />
durch die <strong>KMU</strong><br />
Seit dem letzten <strong>Bericht</strong> des <strong>Europäische</strong>n <strong>Beobachtungsnetz</strong>es<br />
<strong>für</strong> <strong>KMU</strong> hat der Aktionsplan <strong>für</strong><br />
den Binnenmarkt wesentliche Fortschritte in der<br />
Funktionsweise des Binnenmarktes erreicht, so<br />
daß dieser auch <strong>für</strong> Bürger und Unternehmen<br />
Wirklichkeit geworden ist.<br />
Kapitel 11 des <strong>Bericht</strong>s untersucht die Beurteilung<br />
des Binnenmarktes durch die <strong>KMU</strong>-Unternehmer.<br />
Bei Abwägung der Vor- und Nachteile des Binnenmarktes<br />
sieht ein Drittel der <strong>KMU</strong> per Saldo<br />
20
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
mehr Vorteile gegenüber lediglich einem Zehntel,<br />
das mehr Nachteile empfindet.<br />
Größere <strong>KMU</strong>, exportierende und schnell wachsende<br />
Unternehmen sind positiver eingestellt als<br />
andere <strong>KMU</strong>. Mehr als die Hälfte der <strong>KMU</strong> können<br />
weder wesentliche Vorteile noch wesentliche<br />
Nachteile des Binnenmarktes erkennen, wobei<br />
viele dieser Unternehmen vermutlich nur auf<br />
einem lokalen Markt tätig sind. Diese Wahrnehmung<br />
hängt eng mit der Größe des Unternehmens<br />
zusammen: Kleinere Unternehmen<br />
sehen seltener Auswirkungen.<br />
Wie Abbildung 7 zeigt, bestehen große länderspezifische<br />
Unterschiede. In Finnland, Island und<br />
Irland ist die Zahl der positiv urteilenden Unternehmen<br />
6-8mal höher als die Zahl der<br />
Unternehmen mit negativer Haltung. Mit einem<br />
Faktor von unter 2 vergleichsweise negativ eingestellt<br />
sind die Unternehmen in Frankreich, Österreich<br />
und Luxemburg. In Griechenland sehen<br />
sogar mehr <strong>KMU</strong> eher Nachteile als Vorteile.<br />
Im Durchschnitt sind die vier wichtigsten von<br />
den <strong>KMU</strong> genannten Vorteile des Binnenmarktes:<br />
der größere Absatzmarkt, die Vereinfachung<br />
der internationalen Zusammenarbeit,<br />
die Einführung des Euro sowie der größere<br />
Markt <strong>für</strong> Vorleistungen. Die zwei von den <strong>KMU</strong><br />
am häufigsten genannten Nachteile sind: verschärfter<br />
Wettbewerb und vermehrte Vorschriften.<br />
Höhere Produktionskosten und die<br />
Kosten des Euro werden ebenfalls genannt.<br />
Die Einführung des Euro<br />
In dieser Frage ergab die Analyse, daß sich ein<br />
Drittel der Unternehmen ohne Beschäftigte und<br />
drei Viertel der mittleren Unternehmen bereits mit<br />
den Konsequenzen der Einführung des Euro auseinandergesetzt<br />
haben. Es ist zu erwarten, daß<br />
diese Anteile bis zum Jahr 2001 stetig zunehmen<br />
werden. Der Anteil der <strong>KMU</strong>, die bereits vollständig<br />
„Euro-kompatibel” sind oder dies zu werden<br />
beabsichtigen, steigt von einem ursprünglich<br />
geringen Anteil im Jahr 1999 auf deutlich über<br />
90 % im Jahr 2002 in den Euro-Ländern und Ende<br />
2002 auf etwa 50 % in den Ländern außerhalb des<br />
Euro-Bereichs. Exportierende Unternehmen bereiten<br />
sich auf den Euro deutlich früher vor als nichtexportierende<br />
Unternehmen.<br />
Der Anteil der <strong>KMU</strong>, die eine detaillierte Analyse<br />
der Auswirkungen des Euro auf ihren Geschäftsbetrieb<br />
durchgeführt haben, steigt mit der Unternehmensgröße<br />
von lediglich 4 % bei<br />
Unternehmen ohne Beschäftigte auf etwa 35 %<br />
bei den mittleren Unternehmen. Die gleiche Situation<br />
besteht bezüglich des Anteils der<br />
Unternehmen, welche eine detaillierte Strategie<br />
<strong>für</strong> die Umstellung auf den Euro erarbeitet haben.<br />
Wie Abbildung 8 zeigt, erwartet weniger als ein<br />
Fünftel der <strong>KMU</strong> negative Auswirkungen des<br />
Euro. Der Anteil jener Unternehmen, die positive<br />
Effekte voraussehen, steigt von knapp über 20 %<br />
bei den Unternehmen ohne Beschäftigte auf<br />
über 45 % bei den mittleren Unternehmen.<br />
Abbildung 7 Verhältnis zwischen dem Anteil der <strong>KMU</strong>, die im Binnenmarkt vor allem Vorteile sehen, und dem<br />
Anteil der <strong>KMU</strong>, die vor allem Nachteile wahrnehmen; Reihung der Länder von positiv nach negativ<br />
Irland<br />
Island<br />
Finnland<br />
Schweden<br />
Spanien<br />
Niederlande<br />
Belgien<br />
Danemark<br />
Italien<br />
Norwegen<br />
Portugal<br />
Liechtenstein<br />
Schweiz<br />
Verenigtes Königreich<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Österreich<br />
Luxemburg<br />
Griechenland<br />
Europa-19<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
21
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
Unternehmen, die bereits eine detaillierte Analyse<br />
der Auswirkungen des Euro auf ihre Geschäftstätigkeit<br />
erstellt haben, sind optimistischer<br />
als andere Unternehmen.<br />
Internationale Geschäftskontakte<br />
Die Anzahl der von den <strong>KMU</strong> gemeldeten internationalen<br />
Geschäftskontakte nimmt weiterhin<br />
zu. Im Durchschnitt verzeichneten 25 %, jedoch<br />
mehr als die Hälfte der mittleren Unternehmen,<br />
diesbezüglich eine Zunahme.<br />
Wettbewerb<br />
Es wurde eine Analyse der Konkurrenz durchgeführt,<br />
der sich die <strong>KMU</strong> durch Unternehmen aus<br />
ihrem eigenen Land, aus Westeuropa sowie aus<br />
anderen Ländern in der Welt ausgesetzt sehen.<br />
<strong>Das</strong> Ergebnis zeigt, daß betreffend alle Wettbewerbstypen<br />
dasselbe Muster vorherrscht: Je größer<br />
das <strong>KMU</strong>, desto wahrscheinlicher wurde es<br />
mit zunehmender Konkurrenz konfrontiert.<br />
Insbesondere nimmt die Konkurrenz durch<br />
inländische Unternehmen zu. Exporteure verzeichnen<br />
zunehmenden Wettbewerbsdruck vor<br />
allem durch internationale Unternehmen, während<br />
Nichtexporteure eine stärkere Konkurrenz<br />
durch heimische Unternehmen wahrnehmen.<br />
Eine vergleichende Analyse<br />
nach Umsatzwachstum<br />
Werden die Unternehmen in fünf Klassen – von<br />
schnell schrumpfendem zu schnell wachsendem<br />
Umsatz – eingeteilt, zeigt sich, daß die Exporteure<br />
vor allem der schnell wachsenden und der<br />
schnell schrumpfenden Gruppe angehören<br />
(20 bis 25 % der exportierenden Unternehmen),<br />
während in der Gruppe mit stabilem Umsatz nur<br />
7 % der Unternehmen exportieren. Es scheint,<br />
daß Export mit einer stärkeren Fluktuation in der<br />
Umsatzentwicklung zusammenfällt.<br />
Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang<br />
zwischen der Beurteilung des Binnenmarktprogramms<br />
durch das Unternehmen und der<br />
Wachstumsrate des Umsatzes. Schnell wachsende<br />
Unternehmen stehen dem Binnenmarkt positiver<br />
gegenüber.<br />
Abbildung 8 Erwarteter Effekt des Euro auf die Geschäftstätigkeit, nach Unternehmensgröße (Anteil der <strong>KMU</strong>)<br />
0<br />
1-9<br />
10-49<br />
50-249<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
Stark positiver Effekt Leicht positiver Effekt Kein Effekt Leicht negativer Effekt Stark negativer Effekt<br />
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999.<br />
22
<strong>Europäische</strong> Kommission<br />
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong> — Kurzfassung<br />
Luxemburg: Amt <strong>für</strong> amtliche Veröffentlichungen der <strong>Europäische</strong>n Gemeinschaften<br />
2000 — 22 S. — 21 x 29,7 cm<br />
ISBN 92-828-8604-2
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong><br />
Erhältlich in Deutsch, Englisch und Französisch<br />
08 17 04 CT-22-99-208-DE-C<br />
Unternehmenspolitik<br />
2000<br />
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong> - Kurzfassung<br />
<strong>Das</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Beobachtungsnetz</strong> <strong>für</strong> <strong>KMU</strong><br />
<strong>Sechster</strong> <strong>Bericht</strong>, Kurzfassung<br />
<strong>Europäische</strong><br />
Kommission<br />
<br />
AMT FÜR AMTLICHE VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN<br />
L-2985 Luxembourg<br />
ISBN 92-828-8604-2<br />
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