Kalter Krieg in Deutschland

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25.12.2013 Aufrufe

Triumvirat des Schreckens: „Spitzbart, Bauch und Brille sind nicht des Volkes Wille“ Hamburger Echo 2.7.1953 Pariser Verträge: Gen Ural Tägliche Rundschau (Berlin/DDR) 10.5.1955 IV. Ergänzende Informationen und Materialien Wie sehr sich der Kalte Krieg in allen Lebenslagen der Menschen in Deutschland äußerte, lässt sich nur schwer begreiflich machen: Es wurden ständig Gefühle der Bedrohung wachgerufen und Aktionen zur gegenseitigen Verteufelung durchgeführt. Unbefangene Äußerungen über die jeweils andere Seite waren verpönt und konnten gefährlich werden. Dieses Klima der ideologischen Konfrontation zeigt sich in vielen Quellen, Filmen, Zeitungen, Broschüren, Büchern usw. Die folgende kleine Auswahl kann nur anregen, in den „eigenen“ Archiven nach Belegen für diese Vergangenheit zu suchen. Bekanntmachung der Regierung der DDR am 17. Juni 1953 Die Unruhen, zu denen es gekommen ist, sind das Werk von Provokateuren und faschistischen Agenten ausländischer Mächte und ihren Helfershelfern aus deutschen kapitalistischen Monopolen. Diese Kräfte sind mit der demokratischen Macht in der Deutschen Demokratischen Republik, die die Verbesserung der Lage der Bevölkerung organisiert, unzufrieden. Bundeskanzler Adenauer in Berlin am 23. Juni 1953 Wie ein Orkan brach die aufgestaute Verzweiflung und Not los gegen Sklaverei und Unterdrückung. Wie ungeheuer der Druck ist, der nun seit Jahr und Tag auf diesem Teil Deutschlands lastet, das zeigt das Aufbäumen dieser Millionen gegen ihre kommunistischen und russischen Machthaber ... Das ganze deutsche Volk hinter dem eisernen Vorhang ruft uns zu, seiner nicht zu vergessen, und wir schwören ihm zu: Wir werden nicht ruhen und wir werden nicht rasten - diesen Schwur lege ich ab für das gesamte deutsche Volk -, bis auch sie wieder Freiheit haben, bis ganz Deutschland wieder vereint ist in Frieden und Freiheit. - 6 -

Bundeskanzler Adenauer im Bundestag zur ersten Lesung der Pariser Verträge am 15. Dezember 1954 Das Vertragswerk macht die Bundesrepublik erst fähig, die Spaltung Deutschlands zu beseitigen und die sich mit der Wiedervereinigung stellenden Aufgaben zu bewältigen ... Die sowjetische Propaganda versucht den Eindruck zu erwecken, dass Sowjetrussland bedroht werde. Es ist eine alte Taktik des Kommunismus, den Angriff stets in der Sprache der Verteidigung zu führen. Das heißt, man bereitet den Angriff vor, und wenn der, dem dieser Angriff gelten soll, daraufhin seinerseits entsprechende defensive Maßnahmen trifft, sagen die Kommunisten, man bedrohe sie. Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee vom 18. Januar 1956 Der Schutz der Arbeiter-und-Bauern-Macht, der Errungenschaften der Werktätigen und die Sicherung ihrer friedlichen Arbeit sind elementare Pflicht unseres demokratischen, souveränen und friedliebenden Staates. Die Wiedererrichtung des aggressiven Militarismus in Westdeutschland und die Schaffung der westdeutschen Söldnerarmee ist eine ständige Bedrohung des deutschen Volkes und aller Völker Europas. DDR-Zeitungsartikel zur „Republikflucht“ vom 11. Dezember 1957 Die Republikflucht ist nicht nur Verrat, sie ist auch Dummheit. Welcher intelligente Mensch verlässt die stärkeren Bataillone! Die Haupterkenntnis der Beratungen der kommunistischen Parteien zum 40. Revolutionstag in Moskau war die, dass wir heute an der zweiten historischen Wende stehen, nämlich da, wo die Kräfte des sozialistischen Lagers zum ersten Male die des kapitalistischen Restteils der Welt übertreffen. Wer heute die DDR verlässt, begibt sich aus der sozialen Sicherheit in die Unsicherheit, er begibt sich in die Krise, die so sicher kommt wie das Amen in der Kirche... Wir werden auch in Zukunft aufnehmen, wer zurück will. Aber sie werden sich die Ehre, im ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat leben und arbeiten zu dürfen, erst wiedererringen müssen. Flüchtlingsgeschichten 1960: Vater haben sie aus dem Zug geholt „Meinen Vater haben sie Bahnhof Friedrichstraße aus dem Zug geholt. Sie haben sicher gleich gesehen, dass mein Vater Bauer ist. Mutter und mein Bruder und ich blieben im Abteil sitzen, als Vater von den Polizisten rausgeführt wurde. Er hat kein Wort gesagt, wir konnten auch alle nichts sagen, saßen nur da und der Zug fuhr mit uns ab ... Ich ging zu Haus auf unserem Dorf noch zur Schule. Mutti wollte ja überhaupt nicht weg von zu Haus, aber mein Vater hat sich mit dem Vorsitzenden von der neuen LPG angelegt, da mussten wir weg. Wir haben schon nichts mitgenommen, keinen Koffer, bloß dass wir durchkommen. Bis Schönefeld ging auch alles gut mit den Kontrollen. Vater spricht ja nie viel, Mutti hat für ihn geantwortet. Sie hat noch durchgehalten, wie sie Vati aus dem Zug holten, aber jetzt auf dem Bahnhof im Westsektor kippte sie um ... Wenn sie Vater nun ins Gefängnis abgefahren haben, sagte Mutti, ich halte es hier nicht aus. Dann hat Mutti uns bloß ihre Handtasche dagelassen mit allen Papieren drin und ist wieder rübergefahren in den Osten. Sie ist nicht zurückgekommen ... Da sind wir mit dem Zug in den Ostsektor gefahren und haben unsere Eltern gesucht. Wir waren auch am Ostbahnhof, wo sie die Republikflüchtigen sammeln, aber in den Raum konnten wir nicht reingucken. Dann haben wir - 7 -

Bundeskanzler Adenauer im Bundestag zur ersten Lesung der Pariser Verträge<br />

am 15. Dezember 1954<br />

Das Vertragswerk macht die Bundesrepublik erst fähig, die Spaltung <strong>Deutschland</strong>s<br />

zu beseitigen und die sich mit der Wiedervere<strong>in</strong>igung stellenden Aufgaben zu bewältigen<br />

... Die sowjetische Propaganda versucht den E<strong>in</strong>druck zu erwecken, dass<br />

Sowjetrussland bedroht werde. Es ist e<strong>in</strong>e alte Taktik des Kommunismus, den Angriff<br />

stets <strong>in</strong> der Sprache der Verteidigung zu führen. Das heißt, man bereitet den Angriff<br />

vor, und wenn der, dem dieser Angriff gelten soll, daraufh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>erseits entsprechende<br />

defensive Maßnahmen trifft, sagen die Kommunisten, man bedrohe sie.<br />

Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee vom 18. Januar 1956<br />

Der Schutz der Arbeiter-und-Bauern-Macht, der Errungenschaften der Werktätigen<br />

und die Sicherung ihrer friedlichen Arbeit s<strong>in</strong>d elementare Pflicht unseres demokratischen,<br />

souveränen und friedliebenden Staates. Die Wiedererrichtung des aggressiven<br />

Militarismus <strong>in</strong> Westdeutschland und die Schaffung der westdeutschen<br />

Söldnerarmee ist e<strong>in</strong>e ständige Bedrohung des deutschen Volkes und aller Völker<br />

Europas.<br />

DDR-Zeitungsartikel zur „Republikflucht“ vom 11. Dezember 1957<br />

Die Republikflucht ist nicht nur Verrat, sie ist auch Dummheit. Welcher <strong>in</strong>telligente<br />

Mensch verlässt die stärkeren Bataillone! Die Haupterkenntnis der Beratungen der<br />

kommunistischen Parteien zum 40. Revolutionstag <strong>in</strong> Moskau war die, dass wir<br />

heute an der zweiten historischen Wende stehen, nämlich da, wo die Kräfte des<br />

sozialistischen Lagers zum ersten Male die des kapitalistischen Restteils der Welt<br />

übertreffen. Wer heute die DDR verlässt, begibt sich aus der sozialen Sicherheit <strong>in</strong><br />

die Unsicherheit, er begibt sich <strong>in</strong> die Krise, die so sicher kommt wie das Amen <strong>in</strong> der<br />

Kirche... Wir werden auch <strong>in</strong> Zukunft aufnehmen, wer zurück will. Aber sie werden<br />

sich die Ehre, im ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat leben und arbeiten zu<br />

dürfen, erst wiedererr<strong>in</strong>gen müssen.<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsgeschichten 1960: Vater haben sie aus dem Zug geholt<br />

„Me<strong>in</strong>en Vater haben sie Bahnhof Friedrichstraße aus dem Zug geholt. Sie haben<br />

sicher gleich gesehen, dass me<strong>in</strong> Vater Bauer ist. Mutter und me<strong>in</strong> Bruder und ich<br />

blieben im Abteil sitzen, als Vater von den Polizisten rausgeführt wurde. Er hat ke<strong>in</strong><br />

Wort gesagt, wir konnten auch alle nichts sagen, saßen nur da und der Zug fuhr mit<br />

uns ab ... Ich g<strong>in</strong>g zu Haus auf unserem Dorf noch zur Schule. Mutti wollte ja<br />

überhaupt nicht weg von zu Haus, aber me<strong>in</strong> Vater hat sich mit dem Vorsitzenden<br />

von der neuen LPG angelegt, da mussten wir weg. Wir haben schon nichts mitgenommen,<br />

ke<strong>in</strong>en Koffer, bloß dass wir durchkommen. Bis Schönefeld g<strong>in</strong>g auch alles<br />

gut mit den Kontrollen. Vater spricht ja nie viel, Mutti hat für ihn geantwortet. Sie hat<br />

noch durchgehalten, wie sie Vati aus dem Zug holten, aber jetzt auf dem Bahnhof im<br />

Westsektor kippte sie um ... Wenn sie Vater nun <strong>in</strong>s Gefängnis abgefahren haben,<br />

sagte Mutti, ich halte es hier nicht aus. Dann hat Mutti uns bloß ihre Handtasche<br />

dagelassen mit allen Papieren dr<strong>in</strong> und ist wieder rübergefahren <strong>in</strong> den Osten. Sie ist<br />

nicht zurückgekommen ... Da s<strong>in</strong>d wir mit dem Zug <strong>in</strong> den Ostsektor gefahren und<br />

haben unsere Eltern gesucht. Wir waren auch am Ostbahnhof, wo sie die Republikflüchtigen<br />

sammeln, aber <strong>in</strong> den Raum konnten wir nicht re<strong>in</strong>gucken. Dann haben wir<br />

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