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Kalter Krieg in Deutschland

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auch die Bonner Bevölkerung e<strong>in</strong>e Abordnung der Volkskammer nur als „Abgesandte<br />

e<strong>in</strong>er fremden fe<strong>in</strong>dlichen Macht“ empfängt.<br />

Es gibt viele Beispiele für den <strong>Krieg</strong> der Worte und Demonstrationen: Vor allem im<br />

geteilten Berl<strong>in</strong> zeigen sich die Gegensätze, denn hier am Brandenburger Tor stehen<br />

sich zwei Systeme unmittelbar gegenüber. Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse <strong>in</strong> den beiden deutschen Staaten entwickeln sich immer<br />

weiter ause<strong>in</strong>ander. Während im Osten Aufmärsche der „klassenlosen Gesellschaft“<br />

nach sowjetischem Vorbild zu entsprechender Musik zelebriert werden, kommt es im<br />

Westen zu großen Kundgebungen, auf denen die E<strong>in</strong>heit <strong>Deutschland</strong>s beschworen<br />

wird. Oberbürgermeister Ernst Reuter prophezeit, dass die Sowjetunion ihre Macht<br />

im Osten „nicht mehr lange“ aufrechterhalten könne.<br />

West-Berl<strong>in</strong> wird zum „Schaufenster der freien Welt“ ausgebaut; erfreut berichtet die<br />

West-Wochenschau, dass es für Jugendliche aus der DDR wie e<strong>in</strong> Magnet wirkt,<br />

selbst wenn sie <strong>in</strong> der Staatsjugend FDJ organisiert s<strong>in</strong>d.<br />

Die DDR-Führung reagiert mit dem Ausbau ihrer „Staatsgrenze“ vor allem Richtung<br />

Westen und um West-Berl<strong>in</strong> herum.<br />

Die Ereignisse am 17. Juni 1953 werden auf beiden Seiten natürlich sehr unterschiedlich<br />

bewertet: Im Westen heißt es, dass der „Volksaufstand von sowjetischen<br />

Panzern niedergewalzt“ wurde, im Osten wird e<strong>in</strong> Loblied auf die Hilfe der Sowjetsoldaten<br />

gesungen. Sowohl der Aufstand wie auch die anschließende Repression<br />

bedeuten für die DDR e<strong>in</strong>en beträchtlichen Imageverlust. Im Westen werden großzügig<br />

Aktionen gestartet zur Hilfe für die Menschen im Osten („De<strong>in</strong> Paket nach<br />

drüben“).<br />

Die Wiederbewaffnung der beiden deutschen Staaten und ihre E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> die<br />

entsprechenden Bündnissysteme wurden schon seit ihrer Gründung betrieben. Zur<br />

Rechtfertigung greift man gern zu ideologischen Bedrohungsszenarien. Die Sprache<br />

wird holzschnittartiger, wie die gegenübergestellten Zitate von Adenauer und Ulbricht<br />

zeigen. Ende 1954 und Anfang 1955 werden die Pariser Verträge zur Aufnahme der<br />

Bundesrepublik <strong>in</strong> die NATO vom Bundestag beraten und beschlossen; Anfang 1956<br />

rücken die ersten Rekruten zur Bundeswehr e<strong>in</strong>.<br />

Zwei Wochen später verabschiedet die DDR-Volkskammer das Gesetz zur Schaffung<br />

der Nationalen Volksarmee, die dem Warschauer Pakt unterstellt ist; Verteidigungsm<strong>in</strong>ister<br />

wird Willi Stoph. Zwei fe<strong>in</strong>dliche deutsche Armeen üben sich <strong>in</strong> Paraden<br />

und Manövern.<br />

Die Situation <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> ist abhängig von der weltpolitischen Lage; das machen<br />

die Besuche der Vertreter der beiden Supermächte <strong>in</strong> ihrem jeweiligen Teilstaat<br />

deutlich: Nikita Chruschtschow, Generalsekretär der KPdSU und M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

der Sowjetunion, unterstützt die DDR <strong>in</strong> ihrem Anerkennungsstreben: gleichzeitig<br />

stellt er ultimative Forderungen an den Westen zur „Lösung“ der Berl<strong>in</strong>-Frage.<br />

US-Präsident Dwight D. Eisenhower unterstützt im August 1959 die Bundesrepublik<br />

bei ihrer Wiedervere<strong>in</strong>igungspolitik. Obwohl für Mai 1960 e<strong>in</strong> Gipfeltreffen <strong>in</strong> Paris<br />

angesagt ist, kommt es zu ke<strong>in</strong>er Verständigung: ke<strong>in</strong>e Seite ist zu e<strong>in</strong>em Entgegenkommen<br />

bereit.<br />

Die DDR beg<strong>in</strong>nt, immer stärker ihre Eigenständigkeit vorzuführen: Um sich „als der<br />

e<strong>in</strong>zige rechtmäßige deutsche Staat sichtbar von dem westzonalen Separatstaat“ zu<br />

unterscheiden, wird am 1. Oktober 1959 die schwarz-rot-goldene Flagge auf beiden<br />

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