Kalter Krieg in Deutschland
Kalter Krieg in Deutschland
Kalter Krieg in Deutschland
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Unterrichtsblatt zu dem didaktischen Film<br />
<strong>Kalter</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Von der staatlichen Teilung 1949<br />
bis zum Mauerbau 1961<br />
WBF-Unterrichtsfilm, ca. 16 M<strong>in</strong>uten, sw<br />
16mm (Lichtton) und Video (VHS)<br />
Adressatengruppen<br />
Alle Schulen ab 8. Schuljahr,<br />
Jugend- und Erwachsenenbildung<br />
Unterrichtsfächer<br />
Geschichte, Politik, Gesellschaftslehre<br />
Kurzbeschreibung des Films<br />
Die Gegensätze zwischen den beiden Siegermächten USA und Sowjetunion teilten<br />
die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg <strong>in</strong> „Ost“ und „West“. Besonders stark war der<br />
kalte <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> (und <strong>in</strong> Korea) zu spüren, wo sich e<strong>in</strong> „Eiserner Vorhang“<br />
senkte. Es war vor allem e<strong>in</strong> Propagandakrieg, der an der jeweils anderen Seite ke<strong>in</strong><br />
gutes Haar ließ. Auch die Wochenschauen <strong>in</strong> der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> und <strong>in</strong><br />
der DDR beteiligten sich an diesen Ause<strong>in</strong>andersetzungen.<br />
An vielen unterschiedlichen Beispielen aus den 50er Jahren führt der Unterrichtsfilm<br />
vor Augen, wie unvere<strong>in</strong>bar die Positionen waren, die e<strong>in</strong>e jahrzehntelange Teilung<br />
<strong>Deutschland</strong>s zur Folge hatten.<br />
Didaktische Absicht<br />
Ausgehend von Zitaten aus den deutschen Wochenschauen <strong>in</strong> West und Ost macht<br />
der Unterrichtsfilm die „offizielle“ Stimmungslage zwischen den beiden deutschen<br />
Staaten deutlich: Es geht zwar um konkrete Ereignisse, wichtiger ist aber die jeweilige<br />
Deutung dieser Ereignisse - vor allem durch den zeitgenössischen Kommentar.<br />
Die kontroverse Zusammenstellung der Zitate soll erkennen lassen, wie unterschiedlich<br />
sich die Bewusstse<strong>in</strong>slage der Menschen <strong>in</strong> beiden Teilen <strong>Deutschland</strong>s<br />
entwickeln sollte: Stolz auf das eigene Land, Abscheu vor dem anderen System.<br />
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Verleih <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>: WBF-Unterrichtsfilme können bei der Mehrzahl der Landes-, Stadt- und Kreisbildstellen<br />
sowie den Medienzentralen entliehen werden.<br />
Österreich: Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Wien, durch die Landesbildstellen bzw. Bezirksbildstellen<br />
sowie Medienzentralen.<br />
Schweiz: Schweizerische Schulfilm-Verleihstellen <strong>in</strong> Rorschach, Basel, Zürich und Medienzentralen.
I. Zur Machart des Films<br />
Der WBF-Unterrichtsfilm „<strong>Kalter</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“ stützt sich ausschließlich auf<br />
Materialien der <strong>in</strong> Hamburg gefertigten Wochenschauen „Neue Deutsche Wochenschau“,<br />
„Welt im Film“ und „Ufa-Aktuell“ sowie der von der DEFA <strong>in</strong> Potsdam-Babelsberg<br />
herausgegebenen Wochenschau „Der Augenzeuge“. Zur Darstellung der Ost-<br />
West-Gegensätze auf deutschem Boden werden konsequent Zitate von beiden Seiten<br />
e<strong>in</strong>ander gegenübergestellt. Dabei geht es weniger um die Ereignisse selbst<br />
(deren Kenntnisse weitgehend vorausgesetzt werden) als um ihre unterschiedliche<br />
Bewertung, also ihre propagandistische Nutzung.<br />
Als Repräsentanten der beiden deutschen Staaten werden Konrad Adenauer, Bundeskanzler<br />
von 1949 bis 1963, und Walter Ulbricht, Generalsekretär des ZK der<br />
SED, mehrfach mite<strong>in</strong>ander konfrontiert. Diese Personalisierung soll die Def<strong>in</strong>ition<br />
politischer Positionen erleichtern (selbstverständlich gab es Varianten, die im Film<br />
jedoch nicht zum Ausdruck kommen).<br />
Insgesamt will der WBF-Unterrichtsfilm e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von den damaligen politischen<br />
Gegensätzen vermitteln. Auch wenn er nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt der<br />
gesamten Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>in</strong> den 50er Jahren bietet, kann er doch e<strong>in</strong>en guten<br />
E<strong>in</strong>stieg für die weitere Behandlung des Themas liefern.<br />
II. Ablauf des Films<br />
Der Film beg<strong>in</strong>nt mit der staatlichen Teilung <strong>Deutschland</strong>s 1949 und der Formulierung<br />
der gegensätzlichen Positionen:<br />
Am 7. September konstituiert sich <strong>in</strong> Bonn der Deutsche Bundestag, der Erich Köhler<br />
von der CDU zum Bundestagspräsidenten wählt. Die frei gewählte Volksvertretung<br />
der Bundesrepublik beansprucht, für das ganze <strong>Deutschland</strong> zu sprechen.<br />
Am 7. Oktober ruft der Deutsche Volksrat <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>/Ost die DDR aus. Wilhelm Pieck,<br />
Vorsitzender der SED, wird zum Präsidenten gewählt; er beansprucht ebenfalls, für<br />
das ganze deutsche Volk zu sprechen.<br />
In der Mitte liegt Berl<strong>in</strong>/West, wo die Menschen befürchten, dass sie zwischen den<br />
Blöcken zerrieben werden.<br />
Wie gefährlich sich die Lage <strong>in</strong> Mitteleuropa entwickeln könnte, zeigt das Beispiel<br />
e<strong>in</strong>es anderen geteilten Landes - Korea: Nach dem Rückzug der Amerikaner aus<br />
dem Süden rücken Truppen am 25. Juni 1950 aus dem Norden bis zur Hauptstadt<br />
Seoul vor. Unter amerikanischem Oberbefehl greifen UN-Truppen e<strong>in</strong> und dr<strong>in</strong>gen<br />
weit <strong>in</strong> den Norden vor. Nun setzt auch das kommunistische Ch<strong>in</strong>a Soldaten e<strong>in</strong>. Die<br />
Fronten verschieben sich immer wieder und zerstören das Land; sogar der E<strong>in</strong>satz<br />
von Atombomben wird erwogen. E<strong>in</strong> Waffenstillstand verändert nur wenig am bisherigen<br />
Grenzverlauf.<br />
Zwischen den beiden deutschen Staaten kommt es zwar h<strong>in</strong> und wieder zu Kontakten<br />
und Abmachungen, doch niemals auf Regierungsebene. Die Bundesregierung<br />
besteht auf e<strong>in</strong>em „Alle<strong>in</strong>vertretungsrecht“ aller Deutschen und hütet sich vor jeder<br />
Anerkennung der Staatlichkeit der DDR.<br />
Die West-Wochenschau „Welt im Bild“ macht im September 1952 deutlich, dass<br />
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auch die Bonner Bevölkerung e<strong>in</strong>e Abordnung der Volkskammer nur als „Abgesandte<br />
e<strong>in</strong>er fremden fe<strong>in</strong>dlichen Macht“ empfängt.<br />
Es gibt viele Beispiele für den <strong>Krieg</strong> der Worte und Demonstrationen: Vor allem im<br />
geteilten Berl<strong>in</strong> zeigen sich die Gegensätze, denn hier am Brandenburger Tor stehen<br />
sich zwei Systeme unmittelbar gegenüber. Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse <strong>in</strong> den beiden deutschen Staaten entwickeln sich immer<br />
weiter ause<strong>in</strong>ander. Während im Osten Aufmärsche der „klassenlosen Gesellschaft“<br />
nach sowjetischem Vorbild zu entsprechender Musik zelebriert werden, kommt es im<br />
Westen zu großen Kundgebungen, auf denen die E<strong>in</strong>heit <strong>Deutschland</strong>s beschworen<br />
wird. Oberbürgermeister Ernst Reuter prophezeit, dass die Sowjetunion ihre Macht<br />
im Osten „nicht mehr lange“ aufrechterhalten könne.<br />
West-Berl<strong>in</strong> wird zum „Schaufenster der freien Welt“ ausgebaut; erfreut berichtet die<br />
West-Wochenschau, dass es für Jugendliche aus der DDR wie e<strong>in</strong> Magnet wirkt,<br />
selbst wenn sie <strong>in</strong> der Staatsjugend FDJ organisiert s<strong>in</strong>d.<br />
Die DDR-Führung reagiert mit dem Ausbau ihrer „Staatsgrenze“ vor allem Richtung<br />
Westen und um West-Berl<strong>in</strong> herum.<br />
Die Ereignisse am 17. Juni 1953 werden auf beiden Seiten natürlich sehr unterschiedlich<br />
bewertet: Im Westen heißt es, dass der „Volksaufstand von sowjetischen<br />
Panzern niedergewalzt“ wurde, im Osten wird e<strong>in</strong> Loblied auf die Hilfe der Sowjetsoldaten<br />
gesungen. Sowohl der Aufstand wie auch die anschließende Repression<br />
bedeuten für die DDR e<strong>in</strong>en beträchtlichen Imageverlust. Im Westen werden großzügig<br />
Aktionen gestartet zur Hilfe für die Menschen im Osten („De<strong>in</strong> Paket nach<br />
drüben“).<br />
Die Wiederbewaffnung der beiden deutschen Staaten und ihre E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> die<br />
entsprechenden Bündnissysteme wurden schon seit ihrer Gründung betrieben. Zur<br />
Rechtfertigung greift man gern zu ideologischen Bedrohungsszenarien. Die Sprache<br />
wird holzschnittartiger, wie die gegenübergestellten Zitate von Adenauer und Ulbricht<br />
zeigen. Ende 1954 und Anfang 1955 werden die Pariser Verträge zur Aufnahme der<br />
Bundesrepublik <strong>in</strong> die NATO vom Bundestag beraten und beschlossen; Anfang 1956<br />
rücken die ersten Rekruten zur Bundeswehr e<strong>in</strong>.<br />
Zwei Wochen später verabschiedet die DDR-Volkskammer das Gesetz zur Schaffung<br />
der Nationalen Volksarmee, die dem Warschauer Pakt unterstellt ist; Verteidigungsm<strong>in</strong>ister<br />
wird Willi Stoph. Zwei fe<strong>in</strong>dliche deutsche Armeen üben sich <strong>in</strong> Paraden<br />
und Manövern.<br />
Die Situation <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> ist abhängig von der weltpolitischen Lage; das machen<br />
die Besuche der Vertreter der beiden Supermächte <strong>in</strong> ihrem jeweiligen Teilstaat<br />
deutlich: Nikita Chruschtschow, Generalsekretär der KPdSU und M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
der Sowjetunion, unterstützt die DDR <strong>in</strong> ihrem Anerkennungsstreben: gleichzeitig<br />
stellt er ultimative Forderungen an den Westen zur „Lösung“ der Berl<strong>in</strong>-Frage.<br />
US-Präsident Dwight D. Eisenhower unterstützt im August 1959 die Bundesrepublik<br />
bei ihrer Wiedervere<strong>in</strong>igungspolitik. Obwohl für Mai 1960 e<strong>in</strong> Gipfeltreffen <strong>in</strong> Paris<br />
angesagt ist, kommt es zu ke<strong>in</strong>er Verständigung: ke<strong>in</strong>e Seite ist zu e<strong>in</strong>em Entgegenkommen<br />
bereit.<br />
Die DDR beg<strong>in</strong>nt, immer stärker ihre Eigenständigkeit vorzuführen: Um sich „als der<br />
e<strong>in</strong>zige rechtmäßige deutsche Staat sichtbar von dem westzonalen Separatstaat“ zu<br />
unterscheiden, wird am 1. Oktober 1959 die schwarz-rot-goldene Flagge auf beiden<br />
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Seiten mit dem Staatswappen der DDR aus Hammer, Zirkel und Ährenkranz verziert.<br />
Die bereits seit 1958 verstärkt durchgeführte Kollektivierung der Landwirtschaft tritt<br />
im März 1960 <strong>in</strong> ihre letzte Phase: Innerhalb weniger Wochen wird der Anteil der<br />
LPG an der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf mehr als 80 Prozent verdoppelt; der<br />
Anteil der E<strong>in</strong>zelbauern s<strong>in</strong>kt auf 7,6 Prozent. Die anschwellende Fluchtbewegung<br />
über West-Berl<strong>in</strong> wird im Westen als „Abstimmung mit den Füßen“ bezeichnet.<br />
Die Standpunkte verhärten sich weiter, wie Adenauer und Ulbricht auf Pressekonferenzen<br />
1961 deutlich machen. Um der weiteren Destabilisierung se<strong>in</strong>es Vorpostens<br />
e<strong>in</strong>en Riegel vorzuschieben, beschließt der Ostblock, am 13. August 1961 Ost- und<br />
West-Berl<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e Mauer zu teilen. Der Film vermittelt nur e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>drücke von<br />
den ersten Tagen und Wochen nach dem Mauerbau und stellt dabei noch e<strong>in</strong>mal<br />
Adenauer und Ulbricht gegenüber.<br />
Trotz aufgeregter Reaktionen bedeutet diese radikale Maßnahme zunächst e<strong>in</strong>e<br />
„Befriedung“, die zur Grundlage für die folgende Entspannungspolitik wird.<br />
III. Anregungen für die Unterrichtsgestaltung<br />
Lernziele<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sollen<br />
- die Besonderheiten des Kalten <strong>Krieg</strong>es kennen lernen,<br />
- die Propaganda als Teil des Kalten <strong>Krieg</strong>es erkennen,<br />
- die Positionen im Kalten <strong>Krieg</strong> bewerten.<br />
Voraussetzungen<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sollten Kenntnisse von den Ergebnissen des Zweiten<br />
Weltkrieges und dem entstehenden Gegensatz zwischen den westlichen Alliierten<br />
und der Sowjetunion haben. Konrad Adenauer und Walter Ulbricht sollten ihnen als<br />
führende Repräsentanten der beiden deutschen Staaten bekannt se<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />
Der WBF-Unterrichtsfilm „<strong>Kalter</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“ eignet sich vor allem als<br />
E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Thema der deutschen Teilung. Mit Hilfe zahlreicher Zitate aus den<br />
Wochenschauen des Ostens und des Westens werden vor allem die politischen<br />
Gegensätze sehr deutlich. Darüber h<strong>in</strong>aus kann der Film dazu anregen, sich mit den<br />
e<strong>in</strong>zelnen angesprochenen Themen (17. Juni 1953, Durchsetzung des Sozialismus,<br />
Fluchtbewegung, Mauerbau) genauer zu beschäftigen. E<strong>in</strong>e vertiefende Behandlung<br />
verlangt weitere Materialien.<br />
Vorbereitung auf den Film<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sollten darauf e<strong>in</strong>gestimmt werden, dass der Film<br />
ke<strong>in</strong>en Überblick über Ereignisse gibt (auch wenn diese erwähnt werden), sondern<br />
dass es auf die Deutung eben dieser Ereignisse durch die zwei Kontrahenten ankommt.<br />
Es ist also von vornhere<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>e kritische Betrachtung des Materials zu<br />
achten. So kann der Film auch e<strong>in</strong>en Beitrag zur Medienerziehung liefern, die zur<br />
H<strong>in</strong>terfragung aktueller Berichterstattungen führt.<br />
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Arbeits- und Beobachtungsaufträge<br />
Wie wird die jeweilige Gegenseite bezeichnet?<br />
Wie wird die eigene Seite dargestellt?<br />
Was ist mit der sprachlichen Kennzeichnung beabsichtigt?<br />
.<br />
Arbeit mit dem Film<br />
Zur Sicherung des Film<strong>in</strong>haltes sollten folgende Beobachtungen an der Tafel festgehalten<br />
werden:<br />
Zusammenstellung der wichtigsten „Kontrahenten“ im Kalten <strong>Krieg</strong> und ihre Funktionen<br />
(Adenauer, Ulbricht, Eisenhower, Chruschtschow, Köhler, Reuter, Pieck, Stoph)<br />
Ablauf der wichtigsten Ereignisse (Staatsgründungen, Juni-Aufstand, Wiederbewaffnung,<br />
Kollektivierung, Flucht, Mauerbau)<br />
Gegenüberstellung der gegenseitigen Bezeichnungen und Bedeutungserklärung<br />
Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong><br />
Weststaat<br />
Kapitalismus<br />
Westdeutschland<br />
Militarismus und Revanchismus<br />
Amerikanischer Imperialismus<br />
Bonner Lakaien<br />
.<br />
Deutsche Demokratische Republik<br />
Oststaat<br />
Kommunismus<br />
Mitteldeutschland<br />
Diktatur<br />
(Sowjetische) Zone<br />
Pankower Regime<br />
Die jeweiligen Gegenbilder der beiden Seiten können auch mit den hier abgebildeten<br />
Karikaturen aus West- und Ostzeitungen untersucht werden. Sie zeigen beispielhaft,<br />
wie man die jeweils andere Seite gerne sehen wollte und sollte.<br />
Neues <strong>Deutschland</strong> 23.8.1961 Zum Mauerbau Die Welt 14.8.1961<br />
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Triumvirat des Schreckens:<br />
„Spitzbart, Bauch und Brille<br />
s<strong>in</strong>d nicht des Volkes Wille“<br />
Hamburger Echo 2.7.1953<br />
Pariser Verträge:<br />
Gen Ural<br />
Tägliche Rundschau<br />
(Berl<strong>in</strong>/DDR) 10.5.1955<br />
IV. Ergänzende Informationen und Materialien<br />
Wie sehr sich der Kalte <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> allen Lebenslagen der Menschen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
äußerte, lässt sich nur schwer begreiflich machen: Es wurden ständig Gefühle der<br />
Bedrohung wachgerufen und Aktionen zur gegenseitigen Verteufelung durchgeführt.<br />
Unbefangene Äußerungen über die jeweils andere Seite waren verpönt und konnten<br />
gefährlich werden. Dieses Klima der ideologischen Konfrontation zeigt sich <strong>in</strong> vielen<br />
Quellen, Filmen, Zeitungen, Broschüren, Büchern usw. Die folgende kle<strong>in</strong>e Auswahl<br />
kann nur anregen, <strong>in</strong> den „eigenen“ Archiven nach Belegen für diese Vergangenheit<br />
zu suchen.<br />
Bekanntmachung der Regierung der DDR am 17. Juni 1953<br />
Die Unruhen, zu denen es gekommen ist, s<strong>in</strong>d das Werk von Provokateuren und<br />
faschistischen Agenten ausländischer Mächte und ihren Helfershelfern aus deutschen<br />
kapitalistischen Monopolen. Diese Kräfte s<strong>in</strong>d mit der demokratischen Macht<br />
<strong>in</strong> der Deutschen Demokratischen Republik, die die Verbesserung der Lage der<br />
Bevölkerung organisiert, unzufrieden.<br />
Bundeskanzler Adenauer <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> am 23. Juni 1953<br />
Wie e<strong>in</strong> Orkan brach die aufgestaute Verzweiflung und Not los gegen Sklaverei und<br />
Unterdrückung. Wie ungeheuer der Druck ist, der nun seit Jahr und Tag auf diesem<br />
Teil <strong>Deutschland</strong>s lastet, das zeigt das Aufbäumen dieser Millionen gegen ihre<br />
kommunistischen und russischen Machthaber ... Das ganze deutsche Volk h<strong>in</strong>ter<br />
dem eisernen Vorhang ruft uns zu, se<strong>in</strong>er nicht zu vergessen, und wir schwören ihm<br />
zu: Wir werden nicht ruhen und wir werden nicht rasten - diesen Schwur lege ich ab<br />
für das gesamte deutsche Volk -, bis auch sie wieder Freiheit haben, bis ganz<br />
<strong>Deutschland</strong> wieder vere<strong>in</strong>t ist <strong>in</strong> Frieden und Freiheit.<br />
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Bundeskanzler Adenauer im Bundestag zur ersten Lesung der Pariser Verträge<br />
am 15. Dezember 1954<br />
Das Vertragswerk macht die Bundesrepublik erst fähig, die Spaltung <strong>Deutschland</strong>s<br />
zu beseitigen und die sich mit der Wiedervere<strong>in</strong>igung stellenden Aufgaben zu bewältigen<br />
... Die sowjetische Propaganda versucht den E<strong>in</strong>druck zu erwecken, dass<br />
Sowjetrussland bedroht werde. Es ist e<strong>in</strong>e alte Taktik des Kommunismus, den Angriff<br />
stets <strong>in</strong> der Sprache der Verteidigung zu führen. Das heißt, man bereitet den Angriff<br />
vor, und wenn der, dem dieser Angriff gelten soll, daraufh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>erseits entsprechende<br />
defensive Maßnahmen trifft, sagen die Kommunisten, man bedrohe sie.<br />
Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee vom 18. Januar 1956<br />
Der Schutz der Arbeiter-und-Bauern-Macht, der Errungenschaften der Werktätigen<br />
und die Sicherung ihrer friedlichen Arbeit s<strong>in</strong>d elementare Pflicht unseres demokratischen,<br />
souveränen und friedliebenden Staates. Die Wiedererrichtung des aggressiven<br />
Militarismus <strong>in</strong> Westdeutschland und die Schaffung der westdeutschen<br />
Söldnerarmee ist e<strong>in</strong>e ständige Bedrohung des deutschen Volkes und aller Völker<br />
Europas.<br />
DDR-Zeitungsartikel zur „Republikflucht“ vom 11. Dezember 1957<br />
Die Republikflucht ist nicht nur Verrat, sie ist auch Dummheit. Welcher <strong>in</strong>telligente<br />
Mensch verlässt die stärkeren Bataillone! Die Haupterkenntnis der Beratungen der<br />
kommunistischen Parteien zum 40. Revolutionstag <strong>in</strong> Moskau war die, dass wir<br />
heute an der zweiten historischen Wende stehen, nämlich da, wo die Kräfte des<br />
sozialistischen Lagers zum ersten Male die des kapitalistischen Restteils der Welt<br />
übertreffen. Wer heute die DDR verlässt, begibt sich aus der sozialen Sicherheit <strong>in</strong><br />
die Unsicherheit, er begibt sich <strong>in</strong> die Krise, die so sicher kommt wie das Amen <strong>in</strong> der<br />
Kirche... Wir werden auch <strong>in</strong> Zukunft aufnehmen, wer zurück will. Aber sie werden<br />
sich die Ehre, im ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat leben und arbeiten zu<br />
dürfen, erst wiedererr<strong>in</strong>gen müssen.<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gsgeschichten 1960: Vater haben sie aus dem Zug geholt<br />
„Me<strong>in</strong>en Vater haben sie Bahnhof Friedrichstraße aus dem Zug geholt. Sie haben<br />
sicher gleich gesehen, dass me<strong>in</strong> Vater Bauer ist. Mutter und me<strong>in</strong> Bruder und ich<br />
blieben im Abteil sitzen, als Vater von den Polizisten rausgeführt wurde. Er hat ke<strong>in</strong><br />
Wort gesagt, wir konnten auch alle nichts sagen, saßen nur da und der Zug fuhr mit<br />
uns ab ... Ich g<strong>in</strong>g zu Haus auf unserem Dorf noch zur Schule. Mutti wollte ja<br />
überhaupt nicht weg von zu Haus, aber me<strong>in</strong> Vater hat sich mit dem Vorsitzenden<br />
von der neuen LPG angelegt, da mussten wir weg. Wir haben schon nichts mitgenommen,<br />
ke<strong>in</strong>en Koffer, bloß dass wir durchkommen. Bis Schönefeld g<strong>in</strong>g auch alles<br />
gut mit den Kontrollen. Vater spricht ja nie viel, Mutti hat für ihn geantwortet. Sie hat<br />
noch durchgehalten, wie sie Vati aus dem Zug holten, aber jetzt auf dem Bahnhof im<br />
Westsektor kippte sie um ... Wenn sie Vater nun <strong>in</strong>s Gefängnis abgefahren haben,<br />
sagte Mutti, ich halte es hier nicht aus. Dann hat Mutti uns bloß ihre Handtasche<br />
dagelassen mit allen Papieren dr<strong>in</strong> und ist wieder rübergefahren <strong>in</strong> den Osten. Sie ist<br />
nicht zurückgekommen ... Da s<strong>in</strong>d wir mit dem Zug <strong>in</strong> den Ostsektor gefahren und<br />
haben unsere Eltern gesucht. Wir waren auch am Ostbahnhof, wo sie die Republikflüchtigen<br />
sammeln, aber <strong>in</strong> den Raum konnten wir nicht re<strong>in</strong>gucken. Dann haben wir<br />
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überlegt, was wir nun machen sollen. Schließlich s<strong>in</strong>d wir doch wieder nach Westberl<strong>in</strong><br />
rübergefahren. Wir haben uns durchgefragt zum Lager Marienfeld, und von da<br />
kam ich e<strong>in</strong>en Tag später schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heim für m<strong>in</strong>derjährige Mädchen und me<strong>in</strong><br />
Bruder kam nach Kladow <strong>in</strong>s Jugendlager. Von unseren Eltern haben wir nichts mehr<br />
gehört“.<br />
(Erika von Hornste<strong>in</strong>: Flüchtl<strong>in</strong>gsgespräche. Nördl<strong>in</strong>gen: Greno 1985, S. 25-27)<br />
Beschluss des M<strong>in</strong>isterrates der DDR vom 12. August 1961<br />
Die Erhaltung des Friedens erfordert, dem Treiben der westdeutschen Revanchisten<br />
und Militaristen e<strong>in</strong>en Riegel vorzuschieben und durch den Abschluss e<strong>in</strong>es deutschen<br />
Friedensvertrages den Weg zu öffnen für die Sicherung des Friedens und die<br />
Wiedergeburt <strong>Deutschland</strong>s als friedliebender, antiimperialistischer, neutraler Staat...<br />
Zur Unterb<strong>in</strong>dung der fe<strong>in</strong>dlichen Tätigkeit der revanchistischen und militaristischen<br />
Kräfte Westdeutschlands und West-Berl<strong>in</strong>s wird e<strong>in</strong>e solche Kontrolle an den Grenzen<br />
der DDR e<strong>in</strong>geführt, wie sie an den Grenzen jedes souveränen Staates üblich<br />
ist. Es ist an den West-Berl<strong>in</strong>er Grenzen e<strong>in</strong>e verlässliche Bewachung und e<strong>in</strong>e<br />
wirksame Kontrolle zu gewährleisten, um der Wühltätigkeit den Weg zu verlegen.<br />
Erklärung Bundeskanzler Adenauers am 13. August 1961<br />
Die Machthaber der Sowjetzone haben heute Nacht damit begonnen, unter offenem<br />
Bruch der Viermächtevere<strong>in</strong>barungen Westberl<strong>in</strong> von se<strong>in</strong>er Umgebung abzuriegeln.<br />
Diese Maßnahme ist getroffen worden, weil das der mitteldeutschen Bevölkerung<br />
von e<strong>in</strong>er auswärtigen Macht aufgezwungene Regime der <strong>in</strong>neren Schwierigkeiten <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Machtbereich nicht mehr Herr wurde. Der gesamten Weltöffentlichkeit wurde<br />
durch die Massenflucht aus der Zone tagtäglich gezeigt, unter welchem Druck die<br />
Bewohner stehen und dass ihnen das <strong>in</strong> der ganzen Welt anerkannte Selbstbestimmungsrecht<br />
nicht gewährt wird... Durch die Willkür des Pankower Regimes ist<br />
e<strong>in</strong>e ernste Situation heraufbeschworen worden... Mit den Deutschen <strong>in</strong> der Sowjetzone<br />
und Ostberl<strong>in</strong> fühlen wir uns nach wie vor aufs engste verbunden; sie s<strong>in</strong>d<br />
und bleiben unsere deutschen Brüder und Schwestern. Die Bundesregierung hält an<br />
dem Ziel der deutschen E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Freiheit unverrückbar fest.<br />
Wissenschaftliche und didaktische Beratung und Gestaltung<br />
Dr. Joachim Paschen, Landesmedienzentrum Hamburg<br />
Gerhild Plaetschke, Institut für Weltkunde <strong>in</strong> Bildung und Forschung (WBF), Hamburg<br />
Schnitt: Virg<strong>in</strong>ia von Zahn<br />
Lizenzgeber der Wochenschau „Der Augenzeuge“:<br />
PROGRESS Film-Verleih GmbH, Berl<strong>in</strong><br />
Auf Anforderung erhalten Sie kostenlos die Gesamtübersicht<br />
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Alle Rechte vorbehalten: W B F Institut für Weltkunde <strong>in</strong> Bildung und Forschung Geme<strong>in</strong>n. GmbH<br />
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