Deutsch-Drahthaar Blätter
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seit 1902 Im Dienst der Jagd<br />
Lesermeinungen<br />
Erreichtes bewahren, Überholtes aussondern, Neues hinzufügen. Warum und Was ist Was?<br />
Gedanken zum Artikel Werner Lebus „Vorstehhunde – Gebrauchshunde und Allrounder“<br />
von Andreas Grauer und Manuela C. Blumenröther<br />
Es hat sich in den vergangenen 110 Jahren viel getan in Sachen DD. Aber eines ist sicher: Ein „Vollgebrauchshund“<br />
im Bismarck’schen <strong>Deutsch</strong>land musste mit allen Wildarten, ob mit Schale, Pfote, Ständer<br />
oder Paddel, zurechtkommen – ganz gleich, ob vor oder nach dem Schuss. Auf diese „Allrounder“ wurde<br />
spätestens seit den Tagen von Hegewald hin gezüchtet. Das heutige Potential aller deutschen Vorstehhunderassen<br />
zeigt, dass die damals entwickelten Zuchtkriterien nicht verkehrt sein können. Wenn das<br />
erprobte System der Zuchtkriterien reformiert werden soll, muss man sich die Frage stellen, warum will<br />
man reformieren?<br />
Vorab: Zucht ist etwas langfristiges, ein Weg mit Irrungen und Wirrungen auf dem Gutes selektiert und<br />
Schlechtes ausgesondert wird. Was ist nun „gut“, was nun „schlecht“? Dies wird anhand der Zuchtkriterien<br />
bewertet. Je länger nach den gleichen unveränderten Kriterien gezüchtet wird, je homogener wird die<br />
Zucht. Daher gilt: Eine Änderung dieser Kriterien ist nur dann sinnvoll, ja sogar nur dann zulässig, wenn<br />
sie entweder nicht mehr geprüft werden können (dürfen) oder die Zucht nach diesen Kriterien Hunde hervorbringt,<br />
die am Bedarf vorbei gehen.<br />
Also: Züchten wir aktuell am Bedarf vorbei? Aus meiner Sicht nicht! Im Vergleich zu Jagdhunderassen<br />
anderer Schläge sind die Kontinentalen Vorstehhunde und insbesondere der <strong>Deutsch</strong>-<strong>Drahthaar</strong> universell<br />
einsetzbar und fast jeder Hund ist bei entsprechender Ausbildung jagdlich brauchbar. Wirkliche Nieten<br />
finden sich fast nicht (mehr).<br />
Warum ist das so? Weil die Beurteilungen der Suche wie auch der Leistungen auf der Hasenspur sehr geeignete<br />
Kriterien für die Auswahl von Zuchthunden sind. Letztendlich braucht ein Hund für den Einsatz<br />
als bzw. die Ausbildung zum Vollgebrauchsjagdhund Finderwille, Spurwille gepaart mit Spursicherheit<br />
und eine sichere Vorstehveranlagung. Genau diese Punkte werden während einer VJP abgeprüft. Gerade<br />
für den Spurwillen und die Spursicherheit ist die Hasenspur mit all ihren Herausforderungen die ideale<br />
Bewertungsgrundlage. Neben den jagdlichen Anlagen ist sicher ein stabiles Wesen notwendig.<br />
Bringt ein Welpe diese Anlagen mit, sind zwei Dinge Fakt: (a) Der Wert der Elterntiere als Zuchthunde<br />
wurde richtig eingeschätzt. (b) Ein halbwegs versierter Ausbilder kann aus diesem Welpen einen Vollgebrauchshund,<br />
in der Terminologie von Herrn Lebus einen Allrounder, heraus modellieren. Da heute die<br />
allermeisten DD-Welpen die genannten Eigenschaften mitbringen, ist eine Änderung der Zuchtkriterien<br />
aus züchterischer Sicht nicht notwendig.<br />
Über eine Änderung könnte man allenfalls nachdenken, wenn die veränderten Kriterien und Ansätze<br />
die Zucht erheblich verbessern würden. Was würde also besser, wenn die Anlagen „Stöberleistung“ und<br />
„Schweissarbeit“ statt Hasenspur und Feldsuche geprüft würden? Ich denke: Nichts! Denn Stöbern ist<br />
nichts anderes als Feldsuche, nur mit Wald. Die Schweissarbeit wäre – oberflächlich betrachtet erst einmal<br />
– nichts anderes als die Hasenspur. Ich gehe zudem so weit, dass ich sage: Beide Fächer bringen keine<br />
Verbesserungen, sondern bergen sogar die Gefahr der Verschlechterung! Warum?<br />
Gefahr Finderwille: Weil dieser bei Stöberarbeit im Wald auf Grund des wenig einsehbaren Geländes<br />
noch schlechter als bei einer Feldsuche beurteilt werden kann. Die alternativ angedachte Prüfung des<br />
Finderwillens im Saugatter ist ebenfalls nicht zielführend. Der Hund muss sich im Gatter erst gar nicht der<br />
Herausforderung „Finden“ stellen. Er hat in den allermeisten Gattern bereits gefunden, wenn er auf dem<br />
Parkplatz aus dem Auto geholt wird. Tür auf, und schon wittert er die Wutz.<br />
Gefahr Spurwille und Spursicherheit: Bei einer Schweissarbeit können diese beiden zentralen Beurteilungskriterien<br />
nicht geprüft werden. Einerseits ist der Hund bei der Prüfung nie auf sich selbst gestellt,<br />
sondern immer an „der langen Leine“ und damit unter der Kontrolle. Die Anlagen in den Bereichen Spurwille<br />
und Spursicherheit zu erkennen, ist dadurch schlichtweg nicht möglich. Andererseits ist hinlänglich<br />
bekannt, dass Schweissfährten auf einem „durchschnittlichen Brauchbarkeitsniveau“ allenfalls den Führer<br />
vor eine Herausforderung stellt; niemals aber einen Hund, der zumindest über rudimentäre Anlagen im<br />
Nasengebrauch und Spurwille verfügt – so jung dieser auch sein mag. Zudem ist die Schweissarbeit sehr<br />
gut trainierbar; 4 Monate alte Junghunde können bei entsprechender Prägung mühelos eine 20-Stunden-<br />
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