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1804-Das Kloster Churwalden 1150 - 1804 - Burgenverein Untervaz

1804-Das Kloster Churwalden 1150 - 1804 - Burgenverein Untervaz

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<strong>Untervaz</strong>er <strong>Burgenverein</strong> <strong>Untervaz</strong><br />

Texte zur Dorfgeschichte<br />

von <strong>Untervaz</strong><br />

<strong>1804</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong><br />

<strong>1150</strong> - <strong>1804</strong><br />

Email: dorfgeschichte@burgenverein-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter<br />

http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter<br />

http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.


- 2 -<br />

<strong>1804</strong> <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> <strong>1150</strong> - <strong>1804</strong> Helvetia Sacra<br />

in: Helvetia Sacra, Abteilung IV, Die Orden mit Augustinerregel, Band 3, Die<br />

Prämonstratenser und Prämonstratenserinnen in der Schweiz. Seite 271-333.


- 3 -<br />

CHURWALDEN<br />

von Jürg L. Muraro und Silke Redolfi<br />

S. 271: Lage: Gemeinde und Kreis <strong>Churwalden</strong>, Kanton Graubünden.<br />

Diözese: Chur.<br />

Zirkarie: Schwaben.<br />

Name: fratres de Curwaldt (Ende 12. Jh. conventui qui est Curwalde (1191-<br />

1196), prepositus Vdalricus cum consensu fratrum suorum (1200), prepositus<br />

sancte Marie in Curwalde (1206), ego S. prepositus in Curewalde cum consilio<br />

fratrum meorum tam clericorum quam laicorum (1210), monasterium de<br />

Curwalda (1222), preposito et fratribus ecclesie sancte Marie de Curewalde ...<br />

qui secundum deum et beati Augustini regulam atque institutione<br />

Premonstratensium fratrum ... (1222), preposito et toti conventui sancte Marie<br />

in Augeria (1226-1232), preposito et conventui monasterii sancte Marie in<br />

Curwalde Premonstratensis ordinis Curiensis dioecesis (1274), dem probste<br />

vnd dem convent von Curwalde (1307), daz closter und der convent ze<br />

Curwalde (1339), monasterium sanctae Mariae virginis et sancti Michahel,<br />

gotzhus <strong>Churwalden</strong> (1527).<br />

Patron: Maria, später tritt als zweiter Patron Michael hinzu.<br />

Status: Propstei, seit 1446 Abtei, seit 1600 von Administratoren aus<br />

Roggenburg verwaltet.<br />

Mutterkloster: Roggenburg.<br />

Frauenkloster: <strong>Churwalden</strong>, Frauenkloster.<br />

Propstei: St. Jakob im Prättigau.<br />

Gründung: <strong>1150</strong>/1167.<br />

Aufhebung: 1802 Säkularisation, <strong>1804</strong> Übergabe durch Pfalzbayern an den<br />

Bischof von Chur.<br />

S. 272: Geschichte<br />

Übersicht:<br />

I. <strong>Churwalden</strong> im Mittelalter<br />

Gründung, Seite 272<br />

Allgemeine Entwicklung, 273


- 4 -<br />

Von den Anfängen bis zum Aussterben der Freiherren von Vaz (1337/38), 274<br />

Vom Aussterben der Vazer bis zur Reformation, 278<br />

Die Pfarrkirchen und Kapellen <strong>Churwalden</strong>s, 281<br />

II. <strong>Churwalden</strong> in der Neuzeit<br />

Allgemeine Bedingungen, 283<br />

Langsamer Niedergang nach der Reformation, 284<br />

Mangelnde klösterliche Disziplin und Seelsorge, 285<br />

Die Resignation des letzten Abtes 1599, 286<br />

Der Abfall der Propstei St. Jakob im Prättigau, 287<br />

Roggenburger Administratoren in <strong>Churwalden</strong>, 288<br />

Aufhebung und Inkorporation in das Priesterseminar St. Luzi, 289<br />

Anmerkungen<br />

I. <strong>Churwalden</strong> im Mittelalter, 291<br />

II. <strong>Churwalden</strong> in der Neuzeit, 294<br />

I. <strong>Churwalden</strong> im Mittelalter<br />

Gründung.<br />

Die älteste Churwaldner Kirche «ecclesia sancte Marie sita in silva Augeria»<br />

(<strong>Churwalden</strong>) ist 1149 im Besitz der Prämonstratenser zu St. Luzi in Chur<br />

bezeugt. Nach der Tradition des Mutterklosters Roggenburg fallen die Anfänge<br />

des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong> in das Jahr <strong>1150</strong>. Tatsächlich wird in der 1156<br />

ausgestellten Schutzbulle Papst Hadrians IV. St. Luzi die Marienkirche in<br />

<strong>Churwalden</strong> nicht mehr bestätigt, sie könnte also in den Besitz des dort<br />

inzwischen gegründeten <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong> übergegangen sein. Auf der<br />

Innenseite des Lettners der heutigen gotischen Kirche befand sich bis zur<br />

Restauration von 1848 die Inschrift «1164 fundatum est hoc monasterium». Sie<br />

muss aus der Zeit der Wiedererrichtung der 1472 niedergebrannten Kirche<br />

gestammt haben. Die Annalen der Abtei Osterhofen, wie Roggenburg ein<br />

Tochterkloster von Ursberg, nennen 1167 als Gründungsdatum. Erste<br />

urkundliche Erwähnung findet der Konvent in einer undatierten Urkunde<br />

Herzog Konrads von Schwaben, sie wurde sehr wahrscheinlich im Mai 1194<br />

ausgestellt, als der Herzog zusammen mit Kaiser Heinrich VI. in Chur weilte<br />

und dieser in Anwesenheit oberrätischer Grosser eine Urkunde zu Gunsten von<br />

St. Luzi ausfertigen liess. Der Ordenshistoriker Charles Louis Hugo und ihm<br />

folgend der Roggenburger Historiker Philipp Bayrhamer, breiten eine


- 5 -<br />

ausführliche Gründungsgeschichte aus, welche auf einen Mönch Konrad von<br />

St. Gallen zurückgehen soll. Ein reicher rätischer Adliger namens «Rudolphus<br />

de Aqua Rubea» habe das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong><br />

S. 273: zusammen mit dem Propst von St. Luzi, Haimo, gegründet und sei später in<br />

Ellwangen gestorben. <strong>Das</strong> Proprium Curiense (Hohenems 1646, 182) kennt<br />

diese Geschichte auch und betrachtet als Fundator einen Freiherrn von Vaz.<br />

Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, dass der Kern der Aussagen des<br />

Konrad von St. Gallen echt ist, doch erlauben seine Angaben keine<br />

Präzisierung des Gründungsdatums, und auch die Frage, wer erster Prior<br />

gewesen ist, bleibt umstritten. Der erste urkundlich nachweisbare Obere ist<br />

Ulrich (1200). Es liegt nahe, einen Gründungsvorgang anzunehmen, der<br />

<strong>1150</strong>/1167 begann und sich über mehrere Jahrzehnte hinzog.<br />

Allgemeine Entwicklung. <strong>Das</strong> Prämonstratenserkloster <strong>Churwalden</strong> konnte aus<br />

verschiedenen Gründen nur eine verhältnismässig bescheidene Wirkung<br />

entfalten. <strong>Das</strong> hängt einerseits mit seiner geographischen Lage, andererseits<br />

mit seinem besonderen politischen Schicksal zusammen. <strong>Churwalden</strong> lag an<br />

der viel begangenen so genannten Oberen Strasse, die von Chur über<br />

Lantsch/Lenz und Tiefenkastel nach dem Bündner Pass schlechthin, dem<br />

Septimer, führte, der Chur mit Chiavenna und Oberitalien verband. So befand<br />

sich das <strong>Kloster</strong> an der meistbegangenen Strasse Oberrätiens überhaupt. Einen<br />

wesentlichen Nutzen konnte es daraus aber trotz seines Hospizes nicht ziehen,<br />

denn die Etappe von Chur nach Lantsch/Lenz war in einem Tag problemlos zu<br />

bewältigen. An eine auch nur bescheidene Weiterentwicklung zum Markt war<br />

unter diesen Umständen nicht zu denken. Mit dem politischen Niedergang und<br />

Aussterben der Freiherren von Vaz 1337/1338, deren Hauskloster die<br />

Prämonstratenserpropstei <strong>Churwalden</strong> war, gingen ihr ohnehin die wichtigsten<br />

Förderer verloren. Die neuen politischen Grenzen zogen sich nun mitten durch<br />

das klösterliche Interessengebiet, indem Vaz/ Obervaz und das Domleschg<br />

unter die Herrschaft der Grafen von Werdenberg-Sargans kamen, <strong>Churwalden</strong><br />

mit Malix aber den Grafen von Toggenburg zugeschlagen wurde, was die Lage<br />

für den Propst (ab 1446 Abt), der selber nie über Herrschaftsrechte verfügte,<br />

erschwerte. <strong>Churwalden</strong> war nie lehensfähig, konnte also kein<br />

Herrschaftsgebiet aufbauen, und war auch kein Konvent für Adelige.<br />

Wenigstens waren die <strong>Kloster</strong>leute auf Grund der kaiserlichen Privilegien von<br />

der Herrschaftssteuer befreit. Als Einkommensbasis blieb somit die


- 6 -<br />

Bewirtschaftung der Bauerngüter und Alpen, was wegen der Höhenlage die<br />

<strong>Kloster</strong>kirche liegt 1215 m hoch nur beschränkte Möglichkeiten bot. Der<br />

allgemeine Landesausbau, zum Teil durch Romanen, dann aber auch durch<br />

Walser, mit Rodungen selbst am klimatisch wenig günstig gelegenen,<br />

nordwärts gerichteten rechten Talhang der Rabiusa, liess aber offensichtlich<br />

noch Ertragssteigerungen zu, auch wenn in den Quellen der konkrete Beitrag<br />

des Konvents zu dieser Entwicklung oft nur schwer fassbar ist. Im Laufe der<br />

Zeit konnten zudem ansehnliche und ertragreiche<br />

S. 274: Güterkomplexe in den Städten Chur, Maienfeld und Feldkirch erworben<br />

werden. Käufe waren offenbar wichtiger als Schenkungen, beides ergänzte sich<br />

im Laufe der Zeit aber ideal. Im 15. Jh. setzten vermehrt die reinen<br />

Rentenkäufe ein, wozu die Gülten aus den immer beliebteren<br />

Jahrzeitstiftungen kamen. Ein besonderes Kapitel in der Zeit vor der<br />

Reformation stellen die oft nur verdeckt erkennbaren Umwandlungen von<br />

Schulden in Grundpfänder dar. Der Brand von 1472 war für das <strong>Kloster</strong><br />

offenbar kein bedeutender finanzieller Rückschlag, und die ökonomische Lage<br />

der Abtei im 15· Jh. muss als einigermassen gesund bezeichnet werden. Erst<br />

die sozialrevolutionären Vorgänge während der Reformation versetzten ihr<br />

wie, allen kirchlichen Institutionen in Graubünden entscheidende materielle<br />

Schläge, die spürbaren Schaden hinterliessen und schliesslich zur Vernichtung<br />

führten. Die besondere Archivsituation <strong>Churwalden</strong>s - es sind nur<br />

Wirtschaftsquellen überliefert - hat dazu beigetragen, dass vor allem<br />

ökonomische Fragen erörtert werden, dies lässt die Geschichte des <strong>Kloster</strong>s<br />

wie geglättet erscheinen, als sei sie unberührt von den schweren inneren<br />

Konflikten des spätmittelalterlichen Rätien und bar jeder kulturellen<br />

Ausstrahlung. Sicher zogen die beschränkten Mittel und vielfältigen<br />

Abhängigkeiten von Herrschaft und Bischof seinen Vorstehern auch im<br />

kulturellen Bereich verhältnismässig enge Grenzen, aber die Archivverluste<br />

führen doch wohl zu einem etwas einseitigen Bild.<br />

Von den Anfängen bis zum Aussterben der Freiherren von Vaz (1337/38).<br />

Ein Propst von <strong>Churwalden</strong> Ulrich wird erstmals 1200 erwähnt. Seine offenbar<br />

sehr observante Linie stiess im Konvent auf Widerstand, ja führte zur<br />

Spaltung. Ulrich verliess zusammen mit dem Prior Luther 1206 das <strong>Kloster</strong><br />

und übernahm von Freiherr Lütold V. von Regensberg den Auftrag, eine


- 7 -<br />

Prämonstratenserpropstei in Rüti ZH zu gründen. Am 6.5.1208 nahm Papst<br />

Innozenz III. <strong>Churwalden</strong> in seinen Schutz und erwähnte in der Bulle auch die<br />

«moniales». <strong>Churwalden</strong> war also ein Doppelkloster oder nach neuerer<br />

Definition ein Männerkloster mit einem weiblichen Annexkonvent. König Otto<br />

IV. befreite 1209 <strong>Churwalden</strong> von der Steuer- und Herbergspflicht. Die erste<br />

Zeit nach der Gründung scheint aber wie vielerorts nicht ohne Erschütterungen<br />

verlaufen zu sein. Noch um 1210 scheint sich <strong>Churwalden</strong> in einer<br />

bedrückenden materiellen Lage befunden zu haben, doch nahmen sich nun die<br />

Herren von Sax der Propstei an und förderten sie grosszügig mit einer<br />

Jahrzeitstiftung und der Schenkung eines Weinbergs in Gams SG. Damit<br />

verbunden war der Bau eines Hospizes mit Kapelle. Der Stifter, Heinrich II.<br />

von Sax, gehörte damals zu den ganz Grossen in Oberrätien, seine Besitzungen<br />

reichten vom Misox bis ins St. Galler Rheintal. Er war Vogt des <strong>Kloster</strong>s St.<br />

Gallen, der Klöster Pfäfers und Disentis sowie Gründer des<br />

S. 275: Kollegiatstifts San Vittore im Misox (1219). Sein Bruder Ulrich, der<br />

entschiedene Förderer Friedrichs H. von Hohenstaufen, war 1204-1220 Abt<br />

von St. Gallen, ein Onkel (?), Ulrich von Sax, 1210-1227 Dompropst zu Chur,<br />

Die in einem eher dominanten Ton gehaltene Stiftungsurkunde und der<br />

Umfang der Bestimmungen lassen den Eindruck aufkommen, dass in<br />

<strong>Churwalden</strong> die Sax, und nicht die Vaz bestimmten. Die damalige, zum Teil<br />

mit Hilfe der Saxer entstandene <strong>Kloster</strong>anlage umfasste vermutlich eine<br />

Doppelturmkirche südöstlich des heutigen Abtturms, an die sich gegen Westen<br />

Konventsgebäude und die alte Marienkirche anschlossen.<br />

Mit dem Tod Abt Ulrichs von St. Gallen, 1220, brachen die Beziehungen<br />

Heinrichs II. von Sax zum Kaiser ab, und um 1240 schwenkten die Sax sogar<br />

ins päpstliche Lager über. Damit wendete sich das Blatt nicht nur in<br />

<strong>Churwalden</strong> zu Gunsten der aufstrebenden Freiherren von Vaz. Propst Swiker<br />

(1208-1258/1259) findet sich ab 1213 immer häufiger im Gefolge der Vazer.<br />

Papst Honorius III. nahm <strong>Churwalden</strong> 1222 feierlich in seinen Schutz und<br />

bestätigte Propst und Konvent unter anderem das Eigentumsrecht an der<br />

Kirche St. Jakob im Prättigau (<strong>Kloster</strong>s), die vielleicht schon damals Kern<br />

einer Filialpropstei war. Die Bulle zeigt gegenüber derjenigen von 1208 eine<br />

beeindruckende Zunahme des Besitzes, darunter finden sich nebst der<br />

Pfarrkirche von <strong>Churwalden</strong> auch die Kirchen von Parpan, St. Margrethen in<br />

Chur, St. Maria und Florinus in Luzein, St. Niklaus in Balzers, St. Petronella in


- 8 -<br />

Altenstadt/Feldkirch sowie die Pfarrkirche von Seefelden im Linzgau. Noch<br />

war der Güterbesitz über ein grosses Gebiet verstreut. Wohl gab es eine<br />

gewisse natürliche Konzentration im Gebiet <strong>Churwalden</strong>, Malix, Vaz/Obervaz<br />

und Schanfigg sowie in Chur und Maienfeld, aber daneben reichten die Rechte<br />

von Chiavenna bis zum Bodensee. Auffällig ist die beachtliche Häufung von<br />

Höfen im unteren Rheintal (Vorarlberg). 1228 erfolgte nur allgemein die<br />

Bestätigung der Rechte durch König Heinrich (VII.).<br />

Es scheint, dass man nun mit Unterstützung der Freiherren von Vaz östlich des<br />

alten Komplexes an den Bau einer neuen <strong>Kloster</strong>anlage ging. Walter III. von<br />

Vaz (gest. 1254/1255) verfügte nach dem Verkauf seiner Besitzungen im<br />

Linzgau (vor allem Zehntrechte) über erhebliche Geldmittel, Die Kirche war<br />

eine dreischiffige romanische Staffelhalle mit Dreiapsiden-Chorschluss.<br />

Kreuzgang und Konventsgebäude lagen im Süden, der erst in der Zweiten<br />

Hälfte des 13. Jh. angefügte Glockenturm im Norden der Kirche. Diese<br />

Gebäudegruppe dürfte zur Zeit der Fertigstellung einen durchaus<br />

repräsentativen Anblick geboten haben und war nun auch würdig, den<br />

Freiherren von Vaz als eine Art Hauskloster bzw. Grablege zu dienen,<br />

Ob sich die Vazer mit der Verlegung und dem Neubau bewusst in Distanz zu<br />

den «saxischen» Bauten setzen wollten, möge dahingestellt bleiben, im<br />

S. 276: Allgemeinen pflegte man Kirchen, die ja sakrale Orte markierten, nicht ohne<br />

Grund zu versetzen. Die häufig anzutreffende Annahme, die alte Marienkirche<br />

sei in der Folge den Nonnen überlassen worden, ist aus den zeitgenössischen<br />

Quellen nicht zu belegen.<br />

<strong>Churwalden</strong> profitierte auch weiterhin von grosszügigen Vergabungen, und<br />

Propst Swiker, welcher dem Konvent gut 50 Jahre vorstand, hatte lange Zeit<br />

eine glückliche Hand. Aber der Kampf zwischen Kaiser und Papst begann<br />

allmählich auch Oberrätien zu spalten. Nach dem Tode des Churer Bischofs<br />

Ulrich IV. von Kyburg, 1237, kam es zur Doppelwahl: Die staufertreuen<br />

Domherren wählten Volkard von Neuburg, die päpstlich gesinnten Konrad,<br />

Propst von Embrach, Volkard von Neuburg setzte sich zwar durch und hielt<br />

der staufischen Sache bis zu seinem Tode am 16.10.1251 die Treue, hatte aber<br />

keinen leichten Stand gegen die nach 1245 erstarkende Partei der<br />

Papstanhänger, welche auf weltlicher Seite besonders die Unterstützung der<br />

einflussreichen Grafen von Kyburg genossen. Graf Hugo II. von Montfort


- 9 -<br />

aber, der mächtige Inhaber der Grafschaften Bregenz und Unterrätien, blieb<br />

staufisch gesinnt. Da er der Schwiegervater Walters IV. von Vaz war, erklären<br />

sich daraus auch die vazische Position in diesem Konflikt und die<br />

Verbindungen der Vazer zu Graf Rudolf IV. von Habsburg, dem späteren<br />

König.<br />

In den Strudel dieser Parteikämpfe geriet nun auch Propst Swiker: 1242/1243<br />

stand er ganz auf der Seite der päpstlichen Partei. Ob die Vazer unter diesen<br />

Voraussetzungen seine Anwesenheit in <strong>Churwalden</strong> überhaupt noch<br />

akzeptierten, kann bezweifelt werden. Erst nach dem Tode Kaiser Friedrichs II.<br />

und Bischof Volkards konnte er sich offenbar wieder etablieren: 1253 trat er in<br />

einem Gericht Walters III. von Vaz in Zorten (Vaz/Obervaz) auf. Mitte der<br />

50er Jahre kam es schliesslich auch im Haus Vaz zu einem<br />

Generationenwechsel, seit 1255 finden wir den jungen Walter V. in führender<br />

Position. Er sollte das Haus Vaz auf den Gipfel der Macht führen, was auch<br />

dessen Hauskloster <strong>Churwalden</strong> einen Grad von Sicherheit und Wertschätzung<br />

verlieh, den es später nie mehr geniessen sollte, Nach der bedeutenden<br />

Schlacht von Domat/Ems 125533, in der Bischof Heinrich III. von Montfort<br />

über den rätischen Adel siegte, erfreute sich Oberrätien verhältnismässig<br />

grosser politischer Stabilität. Die Macht der lange Zeit führenden Herren von<br />

Sagens war zerfallen und die mit Graf Rudolf IV. von Habsburg eng<br />

verbundenen Freiherren von Vaz rückten in die Stellung von Vögten des<br />

Hochstifts Chur ein. Erneut wuchs der Besitz der Propstei durch Schenkungen,<br />

doch verfügte sie nun auch über erhebliche Mittel, um unter den Pröpsten<br />

Berthold (1259-1266), Rudolf (1270-1274) und Berthold (1276-1282) selber<br />

grössere Käufe tätigen zu können. Die Wahl Graf Rudolfs IV. von Habsburg<br />

zum König im Jahre 1273 bedeutete auch für Walter V. von Vaz, den<br />

S. 277: Schutzherrn <strong>Churwalden</strong>s, einen grossen politischen Erfolg. Im Prinzip hatte<br />

sich die staufische Partei in Oberrätien endgültig durchgesetzt, womit freilich<br />

auch klar wird, wie sehr diese Parteinahmen durch Familienpolitik gesteuert<br />

wurden. Papst Gregor X. bestätigte <strong>Churwalden</strong> 1274 erneut alle Privilegien,<br />

Rechte und Freiheiten. Als Walter V. von Vaz, zuletzt Podesta König<br />

Rudolfs I. in Como, am 4.11.1284 starb, wurde er im Kreuzgang des <strong>Kloster</strong>s<br />

begraben und bedachte das <strong>Kloster</strong> mit einer sehr generösen Jahrzeitstiftung.<br />

Da alle Kinder Walters V. bei seinem Tode minderjährig waren, schien sich<br />

eine Krise anzubahnen, aber König Rudolf sorgte in der Person Hugos II. von


- 10 -<br />

Werdenberg-Heiligenberg für einen machtvollen Vormund. Dieser förderte<br />

entscheidend die von Walter V. gegründete Walsersiedlung auf Davos. Um<br />

diese Zeit dürften sich auch im Gebiet der Propstei <strong>Churwalden</strong> allmählich<br />

Walser niedergelassen haben, deren neue Höfe tief in der Talsohle oder in<br />

hohen Lagen entstanden, die bisher nicht genutzt worden waren. Diese Walser<br />

und das lässt auch Schlüsse auf ihre Herkunft zu wurden auf Grund ihrer<br />

besonderen Rechtsstellung noch lange als zu Praden (bzw. Inner-Schanfigg),<br />

und als nicht zum Gericht <strong>Churwalden</strong> gehörig betrachtet, Die Eingliederung<br />

in das Gericht <strong>Churwalden</strong> erfolgte erst 1436 im Zug der toggenburgischen<br />

Territorialisierungspolitik.<br />

Am 4.9.1295 wurde das <strong>Kloster</strong> durch ein Erdbeben zerstört. Mit dem<br />

Wiederaufbau könnten die wesentlichen baulichen Veränderungen (neuer<br />

Glockenturm?) in der linken Chorpartie verbunden sein,<br />

Die Jahrhundertwende und die Zeit bis zum Aussterben der Freiherren von Vaz<br />

(1337/1338) waren durch zunehmende Spannungen zwischen dem Bischof von<br />

Chur und den Vazern gekennzeichnet, die zu Kleinkriegen führten und auch in<br />

kriegerische Grosskonflikte ausarteten. Die Churer Vogtei ging neu an den<br />

Bischof, und die Ausscheidung der Vogtlehen bot fast unerschöpflichen Stoff<br />

zu Auseinandersetzungen. Es konnte nicht ausbleiben, dass <strong>Churwalden</strong> früher<br />

oder später zu seinem Schaden in diese Streitigkeiten hineingezogen wurde.<br />

Vorerst aber hielt unter den Pröpsten Konrad (1289-1300) und Berthold (1307-<br />

1309) bis in die Zeit von 1315 eine ungebrochene Erwerbspolitik an, und man<br />

profitierte insbesondere auch vom wirtschaftlichen Niedergang der Ritter von<br />

Strassberg im benachbarten Malix, Papst Johannes XXII. bestätigte 1318<br />

<strong>Churwalden</strong> alle Freiheiten und Rechte und beglückte die Propstei mit einem<br />

Ablassbrief, Unter Propst Jakob kam es 1320/1321 nochmals zu grösseren<br />

Käufen in Chur (zwei Häuser und Weideland), doch dann brechen die<br />

Nachrichten für die Zeit der von 1322 bis 1325 dauernden Fehde zwischen<br />

Bischof Rudolf von Montfort (1322-1325) und Donat von Vaz, dem Letzten<br />

des Geschlechts, ab. <strong>Das</strong> Gleiche geschah von 1331 bis 1335 während des<br />

Krieges zwischen dem letzten<br />

S. 278: Vazer und Bischof Ulrich V. Ribi (1331-1355), der sich mit den Freiherren<br />

von Rhäzüns und dem Oberländer Adel verbündet hatte. Die Niederlage des


- 11 -<br />

Vazers in der Entscheidungsschlacht von 1333 brach dessen Vormachtstellung<br />

in Oberrätien.<br />

Und doch bescherten die unruhigen 20er Jahre des 14. Jh. <strong>Churwalden</strong><br />

Kunstwerke von hervorragendem Rang. Der wohl beste spätmittelalterliche<br />

Freskenmaler Rätiens, der bis heute anonym gebliebene so genannte<br />

Waltensburger Meister, schmückte nicht nur die churwaldische Kapelle St.<br />

Maria Magdalena in Dusch (Gem. Paspels GR), sondern auch die<br />

<strong>Kloster</strong>kirche aus. Während in Dusch der beeindruckende Magdalertenzyklus<br />

erhalten ist, besitzt <strong>Churwalden</strong> nur noch die schöne Marienkrönung in der<br />

einstigen Katharinenkapelle. Wenig später, in den Konflikten der 30er Jahre<br />

des 14. Jh., verschwindet die Propstei aus den Quellen. Bemerkenswert ist<br />

einzig der kanonistisch ausgebildete Prämonstratenser Ulrich von Maienfeld,<br />

Kaplan des Donat von Vaz, der für gute Verbindungen des Vazers zur<br />

päpstlichen Kurie in Avignon sorgte. Der Frauenkonvent wurde nunmehr<br />

aufgehoben. Nach der Legende soll Donat von Vaz als Letzter seines<br />

Geschlechts in <strong>Churwalden</strong> begraben worden sein, dass ein zeitgenössischer<br />

Beleg fehlt, hängt mit dem Verlust des Churwaldner Jahrzeitbuches<br />

zusammen. Mit dem Aussterben der Freiherren von Vaz verlor <strong>Churwalden</strong> die<br />

Sonderstellung eines Hausklosters.<br />

Vom Aussterben der Vazer bis zur Reformation.<br />

Für die nachfolgenden Herrschaftsinhaber war die Propstei <strong>Churwalden</strong> ein<br />

geistliches Institut unter anderen, und so sah sich diese in ihrer Bedeutung<br />

entsprechend zurückgestuft. Immerhin erwies sich die Herrschaft der Grafen<br />

von Toggenburg als sehr stabil, und ab 1350 hatte <strong>Churwalden</strong> unter Propst<br />

Konrad (1349-1363) auch wirtschaftlich wieder Tritt gefasst. Man verfügte<br />

erneut über Mittel zum Kauf von Gütern und Rechten. Die Propstei scheint<br />

unter der toggenburgischen Kastvogtei völlig unberührt von den zum Teil<br />

katastrophalen Krisen des Hochstifts Chur weiterexistiert zu haben. Bischof<br />

Ulrich V. Ribi, der sich immer wieder in die Dienste Kaiser Karls IV.<br />

einspannen liess, geriet 1347 im Gefecht bei Tramin in die Gefangenschaft<br />

Ludwigs von Brandenburg, wurde temporär freigelassen, musste sich aber bis<br />

zu seinem Tode am 24.3.1355 stets wieder auf Schloss Tirol in Gefangenschaft<br />

begeben. Auch sein Nachfolger, der Böhme Peter I. Gelyto (1356-1368),<br />

vernachlässigte wegen der ständigen Reichsdienste Hochstift und Diözese


- 12 -<br />

schon bald so sehr, dass die Stände 1367, in Sorge um den Landfrieden, die<br />

Grafen Diethelm (Domherr zu Chur), Friedrich und Donat von Toggenburg als<br />

Pfleger des Hochstifts einsetzten. Damit wurden den weltlichen Kräften<br />

erhebliche Möglichkeiten des Eingreifens in kirchliche Verhältnisse gegeben,<br />

dies führte letztlich<br />

S. 279: zur Entstehung des Gotteshausbundes und sollte schon im Vorfeld der<br />

Reformation eine brisante Wirkung entfalten und schliesslich auch der Abtei<br />

<strong>Churwalden</strong> zum Verhängnis werden. Zwar nahmen sich die Bischöfe<br />

Friedrich II. von Erdingen (13681376) und Johannes II. Ministri (von<br />

«Ehingen») (1376-1388) deutlich vom Reichsdienst zurück, doch die<br />

folgenden, meist nichträtischen Bischöfe von Chur waren wiederum fast<br />

dauernd durch ihr politisches Engagement für Kaiser und Reich beansprucht,<br />

mit entsprechenden Kosten für das Hochstift. Von der Bewegtheit dieser Jahre<br />

wie auch von Schisma, Pest und Krieg ist in den Churwaldner Quellen kaum<br />

etwas zu spüren. <strong>Das</strong> klösterliche Leben scheint ungestört seinen Fortgang<br />

genommen zu haben und nicht einmal durch den Brand von 1472 nachhaltig<br />

behindert worden zu sein. Den Gemeinden allerdings erlaubte ihre wachsende<br />

Autonomie, die kleineren lokalen Konflikte ohne Eingriffe des geistlichen<br />

Gerichts zu lösen, und vollends der Übergang der Herrschaft nach dem<br />

Aussterben der Grafen von Toggenburg (1436) auf die Grafen von Montfort-<br />

Tettnang (1437), die Vögte von Matsch (1471) und schliesslich an das Haus<br />

Österreich (1477) musste von dem <strong>Kloster</strong> einfach als Tatsache hingenommen<br />

werden. 1441 erhielt die Nachbarschaft <strong>Churwalden</strong> von Graf Heinrich VI. von<br />

Montfort einen Freiheitsbrief, dem 1471 und 1477 Verkommnisse mit Vogt<br />

Gaudenz von Matsch folgten, Im selben Jahr geschah aber auch der Übergang<br />

an Österreich, das diese neuen Rechte der Untertanen die mit jenen der<br />

Kastvogtei über das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> natürlich nichts zu tun hatten stets<br />

respektierte. Schon am 8.6.1436 hatten sich die Gerichte der toggenburgischen<br />

Herrschaften in Oberrätien zur Wahrung ihrer Interessen zum Bund der 11<br />

Gerichte zusammengeschlossen. Vollständige Selbstständigkeit erreichten sie<br />

mit Ausnahme des Hochgerichts Maienfeld freilich erst mit dem Auskauf von<br />

Österreich (1649-1652).<br />

Wirtschaftlich stand <strong>Churwalden</strong>, das 1446 zur Abtei erhoben wurde, im 15.<br />

Jh. keineswegs schlecht da, vor allem Abt Georg (1431-1461) stellte das<br />

<strong>Kloster</strong> auf eine solide ökonomische Basis. Sehr deutlich zeigt sich auch hier


- 13 -<br />

der Trend zur kapitalistischen Rentenwirtschaft. Sogar so zentrale Betriebe wie<br />

das Hospiz oder die klostereigene Säge unter Pradavenz mit Mühle und<br />

Zubehör wurden nicht mehr selbst bewirtschaftet, sondern verpachtet oder in<br />

Erblehen mit Geldgülten umgewandelt. Dabei ist zu beachten, dass der Kauf<br />

von Grundrenten nicht unbedingt eine Neuerwerbung bedeutete, sondern unter<br />

Umständen bloss eine besondere juristische Form der Umwandlung von<br />

bestehenden Naturalabgaben in Geldgülten beinhaltete. Auch die Umwandlung<br />

von Schulden in hypothekarische Belastungen der Lehensleute (an Stelle von<br />

Lehensentzug) scheint nun häufiger vorzukommen. Die Hypotheken boten<br />

nicht nur einen sicheren Ersatz für das durch die Erbleihe<br />

S. 280: zunehmend ausgehöhlte Obereigentumsrecht, sondern konnten zufolge ihrer<br />

Bindung an Grund und Boden ihrerseits wieder sehr einfach mit Gülten<br />

belastet werden und so die Liquidität sichern.<br />

Unter Abt Ludwig von Lindau (1461-1487/1488) erlebte <strong>Churwalden</strong><br />

nochmals eine erstaunliche kulturelle Blüte, trotz des Brandes von <strong>Kloster</strong> und<br />

Kirche im Jahre 1472, der erhebliche Verluste an Gebäulichkeiten, liturgischen<br />

Gerätschaften und Büchern verursachte. Der Wiederaufbau löste gewaltige<br />

künstlerische Anstrengungen aus. Die alte Disposition der <strong>Kloster</strong>kirche eine<br />

dreischiffige Staffelhalle wurde beibehalten, die romanische Chorpartie mit<br />

ihren drei Apsiden aber weit gehend niedergelegt. An das Langhaus im Stil der<br />

Zeit wurde ein moderner spätgotischer Altarraum angefügt, für welchen ein<br />

Flügelretabel in Auftrag gegeben wurde, das heute zu den qualitätsvollsten der<br />

Schweiz zählt. Dieser neue Marienaltar scheint aus einer Ravensburger<br />

Werkstatt zu stammen, der Bildschnitzer ein Schüler des Ulmer Meisters<br />

Michel Erhart zu sein. Seine Vollendung fällt zusammen mit der Fertigstellung<br />

von Mönchschor und Altarraum ins Jahr 1477. Der Friedhof und drei Seiten<br />

des Kreuzgangs wurden 1496 geweiht. Erst 1502 folgten die Vollendung der<br />

Laienkirche und die Weihe der ganzen Kirche zu Ehren von Maria, Michael<br />

und allen Engeln.<br />

Die offenbar sehr solide ökonomische Lage erlaubte es, praktisch gleichzeitig<br />

durch den bekannten Baumeister Steffan Klain eine neue gotische Kirche in<br />

Luzein zu erbauen. Der 1487 fertig gestellte hübsche Bau erhielt 1505 auch<br />

eine neue Glocke. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass Abt Ludwig


- 14 -<br />

auch beim Neubau der 1493 vollendeten Kirche der Propstei St. Jakob im<br />

Prättigau (<strong>Kloster</strong>s) ein entscheidendes Wort mitgesprochen hat,<br />

Mit Abt Ludwig war der spätmittelalterliche Höhepunkt <strong>Churwalden</strong>s<br />

überschritten. Die Schwierigkeiten, welche auf die Abtei zukamen, waren<br />

weniger ökonomischer, als vielmehr politisch-gesellschaftlicher Natur. Die<br />

zunehmenden Territorialisierungsbestrebungen der Gerichtsgemeinden führten<br />

nicht bloss zur Auflösung der alten Personalverbände, sondern auch zu<br />

eruptiver lokaler Gewalttätigkeit, wie dem Streit zwischen Churwaldnern und<br />

Obervazern wegen Zugangsrechten zur Alp Stätz im Jahre 1487, der elf<br />

Churwaldnern und einem Vazer das Leben kostete. Dieses Ereignis erregte<br />

damals grosses Aufsehen, doch hatte der Abt zu dieser Angelegenheit<br />

angesichts der schon sehr weit gediehenen Autonomie der Gemeinden nicht<br />

mehr viel zu sagen. Wohl schmerzlicher war der Verlust von Churwaldner<br />

<strong>Kloster</strong>leuten in fremden Gerichten (z.B. Lantsch/Lenz), deren Immunität sich<br />

auf die Dauer nicht mehr aufrechterhalten liess, ihre völlige Integration in die<br />

bestehenden Gerichte war nur noch eine Frage der Zeit. Ohne grosse geistige<br />

Tradition, sah sich die Abtei immer mehr auf ihre Funktion als gut geordneter<br />

S. 281: und rentabler Wirtschaftsbetrieb beschränkt. Gerade dieser erregte aber auch<br />

Neid und weckte in der selbstbewusster werdenden Bevölkerung<br />

Begehrlichkeit.<br />

Die Pfarrkirchen und Kapellen <strong>Churwalden</strong>s<br />

Vorbemerkung. Die Dotation der Pfarrkirchen <strong>Churwalden</strong>s ist wie diejenige<br />

St. Jakobs im Prättigau eng mit dem Besitz der Freiherren von Vaz verbunden.<br />

Auch das Privileg beider Klöster, nach dem die <strong>Kloster</strong>höfe die Zehnten<br />

vollständig an die geistlichen Eigentümer abzuliefern hatten, sind vermutlich<br />

auf entsprechende Rechte der Freiherren von Vaz an den Mutterkirchen<br />

(Eigenkirchen) zurückzuführen. Für das wenig oberhalb von <strong>Churwalden</strong><br />

gelegene Parpan war dies zum Beispiel St. Donat in Zorten (Vaz/Obervaz), für<br />

St. Jakob im Prättigau Saas. Für die Pfarrei <strong>Churwalden</strong> können ähnliche<br />

Voraussetzungen angenommen werden. Die Gründung so kleiner Pfarreien in<br />

Rodungsgebieten war nur möglich, wenn das Dotationsgut samt Zehnten durch<br />

einen Feudalherrn gesichert wurde, in diesem Fall die Freiherren von Vaz. In<br />

<strong>Churwalden</strong> dürfte ursprünglich eine besondere Laienkirche existiert haben, in<br />

St. Jakob waren <strong>Kloster</strong>kirche und Pfarrkirche identisch.


- 15 -<br />

Altenstadt/Feldkirch A, Kapelle St. Petronella (heute St. Martin). 1222 als<br />

Bestandteil des dortigen Meierhofes erwähnt («ad Veltchilechenne grangiam<br />

cum capella ... »). Herkunft unbekannt. 1464 von Papst Pius II. bestätigt, 1490<br />

in Aufzeichnungen des Churwaldner Besitzes in Altenstadt erwähnt. Nach dem<br />

Zinsbuch von 1513 hatte der Meier dem Pfarrer von Altenstadt jährlich einen<br />

Scheffel Weizen abzuliefern, «darumb, das er die capell versieht mit messen».<br />

Alvaneu GR, Pfarrkirche St. Mauritius. Zentrum einer frühen Grosspfarrei in<br />

Inner-Belfort (mit Schmitten und Wiesen). <strong>Das</strong> Patronatsrecht stand dem<br />

Herrschaftsinhaber, d.h. den Freiherren von Vaz zu. Nach deren Aussterben<br />

ging es erbweise an die Grafen von Toggenburg und von diesen 1464 an das<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> über, zu einem Zeitpunkt also, da der Einfluss der<br />

Gemeinde auf die lokale Kirchenordnung schon erheblich war, 1512 durch<br />

Papst Julius II. dem <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> inkorporiert, 1353 ist ein Jacobus<br />

Pfarrer zu Vaz/Obervaz und Alvaneu. Vereinzelt lassen sich Churwaldner<br />

Konventualen als Pfarrer nachweisen, so 1458 Ludwig Fochetzer als<br />

Nachfolger des verstorbenen Heinrich Fux, und 1501 und 1505 war der<br />

Konventuale Konrad Schmelzlin, der 1503 zum Propst von St. Jakob im<br />

Prättigau (<strong>Kloster</strong>s) ernannt wurde, Inhaber der Pfarrei, <strong>Das</strong> Präsentationsrecht<br />

war im 17. Jh. beim Abt von Roggenburg,<br />

Balzers FL, Kapelle (nach Veräusserung Pfarrkirche) St. Nikolaus. Papst<br />

Innozenz III. bestätigte 1208 <strong>Churwalden</strong> «in villa Balzols curtem unam et<br />

S. 282: vineam», Honorius III. 1222 aber «ad Balzols curtem cum capella et aliis<br />

pertinentiis suis». Die Kapelle muss also in der Zwischenzeit errichtet worden<br />

sein. Sie findet auch 1278 beim Verkauf des <strong>Kloster</strong>hofes Erwähnung: «et<br />

solaminibus sitis iuxta capellam in Palazol cum edificiis». 1305 tauschte<br />

<strong>Churwalden</strong> mit Freiherr Heinrich II. von Frauenberg die Kapelle in Balzers<br />

gegen das Patronatsrecht der Pfarrkirche von St. Michael in Felsberg ein,<br />

wobei die Kapelle vom Bischof gleichzeitig in den Rang einer Pfarrkirche<br />

erhoben wurde.<br />

Chur, Kapelle St. Margrethen. Bestandteil des alten Churwaldner Hofs mit<br />

Mühle vor der Plessurbrücke «ultra pontem» beim Oberen Tor im heutigen<br />

Welschdörfli: «Sant Margaretha capell und daby huss, hof, stadel, torggel und<br />

hofrayte». <strong>Das</strong> Necrologium Curiense meldet zum 1. Mai mit einem Eintrag<br />

aus der 2. Hälfte des 12. Jh. die «Dedicatio S. Margarethe ultra pontem». Etwa


- 16 -<br />

gleichzeitig halten die Urbarien des Domkapitels eine Abgabepflicht der<br />

«fratres de Curwaldt de solamine sancte Margarethe ubi vinea superior est»<br />

fest, Papst Innozenz III. bestätigte 1208 «curtem unam et molendinum et<br />

vineam», Honorius III. 1222 «in civitate Curiensi grangiam cum capella<br />

molendinis vineis casalibus et aliis pertinentiis suis». Ursprünglich vielleicht<br />

Eigentum des Domkapitels. Die Kapelle wird später oft als örtlicher<br />

Bezugspunkt genannt. 1538 säkularisiert und beim Stadtbrand von 1574<br />

zerstört.<br />

Luzein GR, Kapelle (1453 Kaplanei, 1520 Kuratie) St. Maria und Florinus.<br />

Papst Honorius III. bestätigte 1222 <strong>Churwalden</strong> «capellam in Luzzins». Filiale<br />

von St. Peter zu Jenaz. Die Kollatur von Jenaz gehörte dem jeweiligen Herrn<br />

von Castels, d.h. dem Territorialherrn. Vermutlich Schenkung der in Luzein<br />

begüterten Freiherren von Vaz. 1464 von Pius II. bestätigt. 1487 Neubau. Im<br />

Januar 1512 von Papst Julius II. dem <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> inkorporiert.<br />

Reformiert um 1535.<br />

Parpan GR, Kapelle St. Peter (ab 1494 St. Peter und Paul). Papst Innozenz III.<br />

bestätigte 1208 <strong>Churwalden</strong> «capellam sancti Petri in loco qui dicitur Partipan<br />

cum pratis et decimis». Bestandteil des grossen <strong>Kloster</strong>hofes. <strong>Das</strong> Dorf Parpan<br />

selber blieb Bestandteil der Pfarrei St. Donat zu Zorten (Vaz/Obervaz) und<br />

erhielt erst 1517 eine eigene Pfarrkirche (St. Anna). 1464 Bestätigung durch<br />

Papst Pius II. Nach der Reformation verfiel die Kapelle, die Überreste wurden<br />

1633 zum Neubau des Turmes der reformierten Kirche verwendet.<br />

Paspels GR, Pfarrkirche (dann Kapelle) St. Lorenz. Ursprünglich bischöfliches<br />

Lehen der Freiherren von Vaz. Von diesen 1237 geschenkweise an<br />

<strong>Churwalden</strong> («quedam bona sua in villa Pascuals cum iure patronatus illius<br />

ecclesie ad bona eadem pertinente». Investitur des Propstes von<br />

S. 283: <strong>Churwalden</strong> 1246 nach dem Ableben des bisherigen Inhabers der Pfründe.<br />

Bestätigung als Pfarrkirche durch Papst Pius II. 1464-1513 nur noch Kapelle.<br />

Bischof Johann Anton von Federspiel (1755-1777) verbot den Gottesdienst in<br />

dem zerfallenden Gebäude, es wurde 1773 an die Gemeinde Paspels<br />

abgetreten?,<br />

Paspels/Dusch GR, Kapelle St. Maria Magdalena. Papst Innozenz III.<br />

bestätigte <strong>Churwalden</strong> 1208 «in villa Usces curtem unam», Honorius III. 1222<br />

«predium ad Vsces», von einer Kapelle wird nicht gesprochen. Erst zum Jahr


- 17 -<br />

1259 ist von einem «Han. plebanum in Usse» die Rede, der sich aber auch in<br />

vazischer Abhängigkeit befunden haben kann. Die Fresken des Waltensburger<br />

Meisters aus dem 2. Viertel des 14. Jh. mit der Abbildung eines<br />

Prämonstratensers lassen an einen Übergang an <strong>Churwalden</strong> spätestens zu<br />

diesem Zeitpunkt denken. Der erste schriftliche Eigentumsnachweis findet sich<br />

erst im Zinsbuch <strong>Churwalden</strong>s von 1513. 1773 Übergang an die Gemeinde<br />

Paspels.<br />

Seefelden D, Pfarrkirche St. Martin. Alte Grosspfarrei im südlichen Linzgau,<br />

welche die Freiherren von Vaz «iure fundationis» besassen. Diese übergaben<br />

das Jus patronatus zusammen mit einem Hofe dem <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong>, das<br />

sich 1222 von Papst Honorius III. «ad Seuelt predium cum ecclesia<br />

parrochialis et pertinentiis suis» bestätigen liess. <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> Salem vertrat<br />

aber die Ansicht, zusammen mit dem Dorf Seefelden auch das Jus patronatus<br />

erworben zu haben, und bestritt erfolgreich den Anspruch <strong>Churwalden</strong>s. 1225<br />

wurde die Kirche dem Domstift Konstanz inkorporiert und alle Ansprüche<br />

<strong>Churwalden</strong>s wurden kassiert.<br />

Jürg L. Muraro<br />

II. <strong>Churwalden</strong> in der Neuzeit<br />

Allgemeine Bedingungen.<br />

Die Abtei <strong>Churwalden</strong> stand um die Wende vom 15. zum 16. Jh. noch in Blüte<br />

und war mit einem beachtlichen Güterbesitz wirtschaftlich stabil. Davon zeugt<br />

die nach dem <strong>Kloster</strong>- und Kirchenbrand von 1472 neu aufgebaute und<br />

beträchtlich erweiterte <strong>Kloster</strong>kirche, die am 29.9.1502 konsekriert wurde.<br />

Mittelpunkt ihrer reichen Ausstattung war der bedeutende spätgotische<br />

Marienaltar (Hochaltar) von 1477, dessen Gesprenge der hl. Michael mit der<br />

Seelenwaage als zweiter Patron der Kirche krönt. Mit der Reformation setzte<br />

der langsame Niedergang der Abtei ein: Die Eingriffe der Churwaldner<br />

Gerichtsgemeinde in die <strong>Kloster</strong>ökonomie und die Beschneidung der<br />

<strong>Kloster</strong>rechte bluteten die einst vermögende Abtei aus. <strong>Das</strong> Konventsgebäude<br />

zerfiel, vom Kreuzgang, Dormitorium und Refektorium standen 1795 nur noch<br />

Ruinen. Zur gänzlichen Aufhebung des <strong>Kloster</strong>s kam es indes nicht. Als<br />

Faktoren der Konsolidierung<br />

S. 284: im 16. und 17. Jh. sind die späte Verankerung des reformierten Glaubens in der<br />

Nachbarschaft <strong>Churwalden</strong> und die österreichische Vogteiherrschaft zu<br />

nennen. Seit Österreich I477 die sechs Gerichte Davos, <strong>Kloster</strong>s, Belfort,


- 18 -<br />

<strong>Churwalden</strong>, St. Peter und Langwies definitiv gekauft hatte, übte es die<br />

Kastvogtei über das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> und sein Tochterkloster St. Jakob im<br />

Prättigau aus, Der Kastvogt schützte die Rechte des Konvents und die Kollatur<br />

Roggenburgs, überwachte Ökonomie und Verwaltung und führte die Äbte und<br />

ab 1600 die Administratoren aus Roggenburg in <strong>Churwalden</strong> ein. Die<br />

österreichische Schutzherrschaft belastete allerdings die Beziehungen<br />

zwischen <strong>Kloster</strong> und Gerichtsgemeinde, zumal das Verhältnis zwischen dem<br />

österreichischen Landesherrn und seinen Untertanen in den Acht Gerichten<br />

(Davos, <strong>Kloster</strong>s, Castels, Schiers-Seewis, Belfort, <strong>Churwalden</strong>, St. Peter und<br />

Langwies) die sich als Angehörige des Zehngerichtenbundes auch als Glieder<br />

der Drei Bünde verstanden äusserst angespannt war.<br />

Langsamer Niedergang nach der Reformation.<br />

Die Geschichte des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong> in der Neuzeit ist geprägt von<br />

andauernden Konflikten mit den Nachbarschaften <strong>Churwalden</strong>, Malix, Parpan<br />

und Tschiertschen um Lehensgüter, Zinszahlungen und die Kollatur. Kurz<br />

nach dem Beschluss der Ilanzer Artikel (1524 und 1526) griff die<br />

Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong> in die <strong>Kloster</strong>rechte ein: Abt Gebhard Vittler<br />

klagte am 15.3.1527 beim Zehngerichtenbund wegen Verkaufs von<br />

<strong>Kloster</strong>gütern und ausstehenden Zinsen. <strong>Das</strong> Gericht urteilte zwar zu Gunsten<br />

des klösterlichen Grundbesitzes, schützte das <strong>Kloster</strong> vor weiteren Ansprüchen<br />

der Landschaft und garantierte die Zinszahlungen, griff aber mit der<br />

Ernennung von kommunalen <strong>Kloster</strong>vögten entscheidend in die klösterliche<br />

Ökonomie ein. Zudem verpflichtete es das <strong>Kloster</strong> zur wöchentlichen<br />

Armenspende, vermutlich als Ersatz für die Aufhebung des 1210 erstmals<br />

urkundlich belegten Spitals (das mit Gütern und Spitalmühle im Urbar von<br />

I508 noch erscheint. Unter Berufung auf die Ilanzer Artikel wurden über ein<br />

Dutzend Schupflehen (Zeitlehen) in Erblehen verwandelt, die für «fromme lütt<br />

der Gemein und Gricht <strong>Churwalden</strong>» bestimmt waren. Am 2.2. 1528 kam es<br />

unter Berufung auf die Ilanzer Artikel zum Verkauf eines Anteils am grossen<br />

Zehnten in Brienz/Brinzauls an die dortige Kirche. Ein zweiter Spruchbrief<br />

vom 11.12.1528 - der Abt hatte wegen ausstehender Zinsen geklagt - bestätigte<br />

das Urteil von 1527 und gewährte armen Zinsschuldnern zusätzlich die<br />

Ratenzahlung. Der Zehngerichtenbund wurde entgegen der Kastvogtei<br />

Österreichs als Rechtsinstanz für weitere Klagen bestimmt. Mehrmals forderte<br />

Österreich die Acht Gerichte auf, ihre Eingriffe in die <strong>Kloster</strong>wirtschaft


- 19 -<br />

<strong>Churwalden</strong>s und St. Jakobs rückgängig zu machen. Nach dem Vertrag von<br />

Glurns (Vintschgau) im Jahre 1533, der die geistlichen Hoheitsansprüche<br />

S. 285: Österreichs in den Acht Gerichten bekräftigte, wurde am 27.1.1534 Vogt Hans<br />

von Marmels (1523-1542) befohlen, die Restitution der Güter des <strong>Kloster</strong>s<br />

durchzusetzen, welche die Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong> verteilt hatte. Mit<br />

welchem Erfolg, bleibt unklar. Nach dem Tod von Abt Gebhard Vittler 1536<br />

griff die Landschaft <strong>Churwalden</strong> auch in die Kollaturrechte Roggenburgs ein<br />

und ernannte den letzten Konventualen Martin Duff zum Abt. Dieser verkaufte<br />

zusammen mit den <strong>Kloster</strong>vögten 1538, 1539 und 1540 Güter und<br />

<strong>Kloster</strong>zinsen in <strong>Churwalden</strong> und Chur. Österreich protestierte vergeblich bei<br />

den Drei Bünden gegen den unrechtmässigen Abt und wandte sich schliesslich<br />

an die Eidgenössische Tagsatzung, die am 14.4.1539 einen Abschied zu<br />

Gunsten Österreichs an die Drei Bünde erliess, Erst Ende 1540 war der Streit<br />

beigelegt: Der von Roggenburg gewählte Abt Florin Janut konnte sein Amt<br />

antreten. Allerdings wurden die Bedingungen für den Amtsantritt am<br />

27.11.1540 in einem Vertrag festgesetzt. Erneut wurde darin zwar der<br />

Grundbesitz des <strong>Kloster</strong>s garantiert, die Gemeinde weigerte sich jedoch,<br />

bereits verkaufte Güter zurückzuerstatten. <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> musste auf rückständige<br />

Zinsen verzichten, hatte die Armenspende weiterhin zu leisten und musste<br />

hinnehmen, dass die Konventsstube für kommunale Zwecke genutzt wurde.<br />

Und nach einer erneuten Klage von Abt Janut wegen ausstehender Zinsen<br />

gewährte ein Urteil vom 23.2.1541 den Zinsleuten das Recht, bei Krankheit,<br />

Missernten oder grosser Kinderzahl in Naturalien zu zahlen. Durch den<br />

Vertrag vom 23.8.1549, der im Zuge des Streites um die Einsetzung des<br />

Nachfolgers von Abt Janut zwischen Roggenburg und der Gemeinde<br />

<strong>Churwalden</strong> geschlossen wurde, erlitt das <strong>Kloster</strong> mit dem Verzicht auf die vor<br />

1548 fälligen Lehenszinsen weitere empfindliche Einbussen. Die Verträge von<br />

1528, 1540 und 1541 wurden bestätigt, hingegen scheint die Bevogtung<br />

weggefallen zu sein. Österreich kritisierte, Roggenburg habe einem für das<br />

<strong>Kloster</strong> ruinösen und seiner religiösen Integrität wenig zuträglichen<br />

Abkommen zugestimmt. Die finanziell angespannte Lage der Abtei verschärfte<br />

sich weiter, und um die steigende Schuldenlast abzutragen, führte Österreich<br />

1555 eine Finanzreform durch. Hingegen scheiterte die geplante<br />

<strong>Kloster</strong>erneuerung: Weder konnte der als untauglich eingestufte Abt Eberhard<br />

Rink abgesetzt werden, noch gelang es, eine Visitation Roggenburgs zu


- 20 -<br />

erreichen, um die inneren Verhältnisse im <strong>Kloster</strong> zu verbessern.<br />

Mangelnde klösterliche Disziplin und Seelsorge.<br />

Die inneren Verhältnisse im <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> zu Beginn der Neuzeit lassen<br />

sich lediglich durch die Akten der österreichischen Verwaltung und durch<br />

Urteile erschliessen. Zunächst fällt auf, dass sich um 1533 nur noch der Abt<br />

und ein alter Konventuale im <strong>Kloster</strong> aufhielten. Später lebte der Abt oft allein<br />

im Konvent. Die<br />

S. 286: meisten Quellen schildern die inneren Verhältnisse im <strong>Kloster</strong> als zerrüttet. So<br />

legitimierte die Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong> ihre Eingriffe in die<br />

<strong>Kloster</strong>rechte oder den Verkauf von Gütern nicht nur mit schlechter Wirtschaft<br />

des Abtes, sondern im Spruchbrief vom 11.12.1528 werden auch mangelnde<br />

klösterliche Disziplin, Bruch der Gelübde und Unredlichkeit angesprochen:<br />

Abt Gebhard Vittler habe sein 1527 gegebenes Versprechen, «sine und siner<br />

Convent Hern Wiber und chinder uss dem <strong>Kloster</strong> und uss dem land ze tuon»,<br />

nicht gehalten und die Armenspende nicht ausgerichtet. Auch die mangelnden<br />

seelsorgerischen Leistungen der Konventsherren sind häufig Thema in den<br />

Quellen. Österreich forderte Roggenburg immer wieder auf, pflichtbewusste<br />

Ordensleute zu schicken und <strong>Churwalden</strong> wieder zum funktionierenden<br />

Konvent zu machen. Der Kastvogt befahl 1533 dem Abt, Novizen<br />

aufzunehmen, um die Seelsorge zu garantieren. Man fürchtete diesbezügliche<br />

Klagen der Untertanen und suchte jegliche Anreize zum Glaubenswechsel und<br />

zur Enteignung des <strong>Kloster</strong>s zu vermeiden. Auch das Gericht <strong>Churwalden</strong><br />

verankerte urkundlich den klösterlichen Auftrag zur religiösen Versorgung der<br />

Bevölkerung. So wurde der Abt am 27.11.1540 und 23.8.1549 zum Unterhalt<br />

der Kapelle verpflichtet, er soll selbst Messe halten oder einen Kaplan<br />

anstellen und darf Konventualen aufnehmen.<br />

Religiöse Gründe trugen auch dazu bei, dass im Herbst 1555 die Spannungen<br />

zwischen <strong>Kloster</strong> und Landschaft eskalierten: Die Churwaldner<br />

Landsgemeinde setzte dem Abt am 27.10.1555 einen Vogt, liess die Güter<br />

inventarisieren und die Einkünfte beschlagnahmen. Diese wurden, wie aus dem<br />

Spruchbrief vom 7.11.1557 hervorgeht, anscheinend für die Seelsorge<br />

verwendet. Denn der Abt sei, als «Gott der Herr ain sterben in das land<br />

gesend», aus dem <strong>Kloster</strong> geflohen und die Landschaft hätte für die Seelsorge<br />

fremde Kapläne anstellen müssen. Es «sy von noten gesin, die lüt zu versehen


- 21 -<br />

in irer Krankheyt, och sy vilicht ettliche kind one theuff verganngen in sinem<br />

abwesen», warfen sie dem Abt vor. Österreich erreichte nach Interventionen<br />

bei den Drei Bünden im Februar und Juni 1556 die Restitution des <strong>Kloster</strong>s<br />

und die Rückkehr des Abtes in sein Amt. <strong>Das</strong> daraufhin am 7.11.1557<br />

zwischen dem Abt und der Landschaft <strong>Churwalden</strong> geschlossene<br />

Übereinkommen stärkte vorübergehend die rechtliche Integrität des <strong>Kloster</strong>s<br />

und die Position Österreichs. Grundlage blieb zwar der Vertrag von 1549,<br />

jedoch wurde die Jurisdiktion über das <strong>Kloster</strong> Österreich vorbehalten, die<br />

Bezahlung der Zinsen in Naturalien eingeschränkt und das Verbot jeglicher<br />

Eingriffe der Landschaft <strong>Churwalden</strong> in die <strong>Kloster</strong>verwaltung verbrieft.<br />

Die Resignation des letzten Abtes 1599.<br />

Nach dem Tod von Abt Eberhard Rink im Herbst 1559 entbrannte der Streit<br />

um die Kollatur erneut, weil die Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong> einen Abt<br />

ernannte. Österreich erreichte<br />

S. 287: am 21.11.1559 mit einem Abschied der Drei Bünde dessen Absetzung, liess<br />

ihn zunächst aber als Kaplan in <strong>Churwalden</strong> verbleiben. Die während des<br />

Konfliktes ausbleibenden Zinsen und die grosse Schuldenlast gefährdeten die<br />

weitere Existenz des <strong>Kloster</strong>s ernstlich. Durch die Vermittlung der Drei Bünde<br />

konnte bis zum 1.3.1560 ein Stillhalteabkommen mit den Gläubigern erreicht<br />

werden. Nur die von Österreich in der Folge durchgeführte tief greifende<br />

Finanzsanierung - es wurden verschiedene Höfe verkauft und Zinsen abgelöst -<br />

sicherte den Fortbestand der Institution. Diese Eingriffe müssen einschneidend<br />

gewesen sein, denn erst nachdem Österreich errechnet hatte, dass das <strong>Kloster</strong><br />

einen Priester und einen Verwalter immer noch «wol erhalten» konnte,<br />

schickte Roggenburg im April 1562 einen Konventualen in die Berge. Die<br />

Churwaldner hatten ihre Zinszahlungen von der Präsenz eines Prälaten<br />

abhängig gemacht. Auch die beiden letzten Äbte, Nikolaus Jenatsch und<br />

Silvester Schroffer, scheinen finanziell und seelsorgerisch keine glückliche<br />

Hand in <strong>Churwalden</strong> gehabt zu haben. 1599 resignierte Silvester Schroffer, der<br />

letzte Abt von <strong>Churwalden</strong>.<br />

Der Abfall der Propstei St. Jakob im Prättigau.<br />

Die Propstei St. Jakob (<strong>Kloster</strong>s), das Filialkloster von <strong>Churwalden</strong>, besass zu<br />

Beginn des 16. Jh. eine ansehnliche Anzahl Güter und Zinsen im Prättigau,


- 22 -<br />

besonders in <strong>Kloster</strong>s selbst und in Malans, 1525 apostasierte der letzte, von<br />

Abt Gebhard Vittler eingesetzte Propst von St. Jakob und verliess das <strong>Kloster</strong>.<br />

Die Gemeinde verteilte die Güter und nutzte das <strong>Kloster</strong>gebäude für<br />

kommunale Zwecke und als Pfarrhaus. Abt Gebhard Vittler von <strong>Churwalden</strong><br />

reklamierte als geistlicher Oberer die Güter der Propstei St. Jakob von <strong>Kloster</strong>s<br />

und verlangte, einen neuen Propst einzusetzen. Die <strong>Kloster</strong>ser weigerten sich<br />

aber, einen weiteren Propst zu akzeptieren, und verwiesen auf die jahrelang<br />

erduldeten Beschwernisse durch die Zinslasten und die damit<br />

zusammenhängende Verarmung der Bauern. Abt Gebhard forderte seine<br />

Rechte am 29.7.1527 beim Zehngerichtenbund ein. Dieser ordnete die<br />

Bevogtung der Propstei an, Urbare und Akten sollten sichergestellt werden.<br />

Die Frage nach der Restitution wurde allerdings vertagt. Zur Rückgabe des<br />

<strong>Kloster</strong>s kam es in der Folge nicht, obwohl Österreich nach mehreren<br />

Interventionen bei den Drei Bünden eine Restitutionszusage erreichte. Auch<br />

der am 17.12.1533 geschlossene Vertrag von Glurns, mit dem die Drei Bünde<br />

die geistlichen Hoheitsansprüche Österreichs in den Acht Gerichten wieder<br />

anerkennen mussten, veränderte die Lage nicht. Schliesslich kam es am<br />

24.5.1548 auf der Basis des Abkommens vom 15.11.1544 in Mals<br />

(Vintschgau) zum Vertrag zwischen dem Gericht <strong>Kloster</strong>s, den<br />

österreichischen Vögten und Roggenburg: Dabei fiel das <strong>Kloster</strong>vermögen<br />

zum Teil der Gemeinde <strong>Kloster</strong>s, zum Teil dem <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> zu. Die<br />

Güter blieben<br />

S. 288: als Erblehen im Besitz der Bauern, <strong>Churwalden</strong> erhielt wie die Pfarrer von<br />

<strong>Kloster</strong>s und Serneus einen Anteil an den Zinsen. Am 1.3.1612 kauften die<br />

<strong>Kloster</strong>ser Bauern den Zinsanteil des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong> aus. Nach dem<br />

Einmarsch der österreichischen Truppen 1621 erhielt die Restitutionsfrage<br />

neuen Boden. Der Administrator von <strong>Churwalden</strong>, Georg Häberlin, forderte<br />

am 17.8.1623 Österreich auf, die Restitution voranzutreiben. Zwar wurde 1629<br />

im Rahmen der Erbeinigung zwischen Österreich und den Drei Bünden die<br />

Restitution der Propstei auf dem Papier de jure erreicht, durchgesetzt werden<br />

konnte sie aber nicht.<br />

Roggenburger Administratoren in <strong>Churwalden</strong>.<br />

Nach der Resignation von Abt Silvester Schroffer 1599 führte Österreich<br />

zusammen mit Roggenburg grundlegende Finanz- und Strukturreformen durch,


- 23 -<br />

um das <strong>Kloster</strong> weiter zu erhalten. Diese führten dazu, dass <strong>Churwalden</strong> nur<br />

noch durch Roggenburger Konventualen administriert wurde, die auch für die<br />

Seelsorge zuständig waren. Doch den ersten Administrator schickte Österreich<br />

unter dem Vorwurf missbräuchlicher Amtsführung bereits am 2.7.1603 wieder<br />

ins Mutterkloster zurück. Deutlich übermittelte der Kastvogt dem<br />

schwäbischen Stift in einem Schreiben seine Zweifel an der Tauglichkeit der<br />

Prämonstratenser für die Verhältnisse in <strong>Churwalden</strong>: Es habe sich gezeigt, «...<br />

das solliche Ordens Brüeder, wann sy aus den Klöstern khommen unnd<br />

dardurch der Disciplin gleichsamb entgehn, unnd sonderlichen in solche<br />

Landdt khomben, do aller muetwillen und freyhaiten im schwanng, unnd sy<br />

Niemandts förchten dürffen, Irer Regel unnd Gelübdts sehr bald vergessen,<br />

auch in solchen lannden wenig nutz und frucht schaffen, zu deme auch der<br />

Weisse Habitus, als der sonsten in den Pündten nirgendt gesehen gar veracht,<br />

über das die Schwäbische Sprach solcher Ortten fast verlacht wierdet ... ». Um<br />

den Untertanen keinen Anlass zur Klage zu bieten, wurde die Seelsorge<br />

zunächst einem von Vogt Georg Beeli (1596-1607 ) überwachten Weltpriester<br />

überantwortet. Roggenburg sagte jedoch zu, weiterhin Administratoren zu<br />

entsenden und zusammen mit den Äbten von Ursberg, Rot an der Rot und<br />

Marchtal den finanziellen Schaden in <strong>Churwalden</strong> zu beheben.<br />

Im 17. Jh., ein erstes Mal 1616, bedrohten die konfessionellen Konflikte die<br />

Existenz des bis dahin durch sechs Administratoren verwalteten <strong>Kloster</strong>s. Im<br />

Oktober 1616 erhoben die Reformierten in der Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong><br />

Anspruch auf die <strong>Kloster</strong>kirche und erzwangen den Zutritt für ihren<br />

Gottesdienst. In der Folge konnte Landvogt Johann Viktor Travers von<br />

Ortenstein (1616-1649) weder die Vertreibung des Administrators noch die<br />

Einziehung der <strong>Kloster</strong>güter verhindern. Bis 1621 nahm der reformierte Pfarrer<br />

Wohnsitz im <strong>Kloster</strong>. Roggenburg klagte am 16.12.1616 seine Rechte an<br />

Kirche und <strong>Kloster</strong> bei Österreich ein und bat am 13.1.1621<br />

S. 289: auch die katholischen Orte der Eidgenossenschaft um ihre Hilfe. Doch erst mit<br />

dem am 30.9.1622 zwischen den Drei Bünden und Österreich ausgehandelten<br />

Lindauer Vertrag kam die Restitution voran. Österreich forderte auf dieser<br />

Basis im Oktober 1623 bei den Drei Bünden die Rückgabe von <strong>Kloster</strong> und<br />

<strong>Kloster</strong>gütern, Eine vom 10. bis 23.12.1623 in <strong>Churwalden</strong> tagende<br />

Restitutionskommission forderte von der Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong><br />

Schadenersatz und rechnete mit Zins- und Zehntenschulden ab. Verkäufe von


- 24 -<br />

Lehen oder die Ablösung von Zinsen wurden nur anerkannt, wenn sie mit<br />

Zustimmung Roggenburgs erfolgt waren. Vogt Travers hatte auch für St. Jakob<br />

ein Inventar über Einkommen, Ausgaben und Güter zu erstellen. Die<br />

Forderungen wurden mit einer Eingabe am 13.12.1623 und am 22.1.1624 auf<br />

dem Churer Beitag der Drei Bünde bekräftigt. Zurückgefordert wurden auch<br />

der Zehnte der Pfarrei Felsberg, Güter und Häuser in Chur, z.B. St.<br />

Margrethen, Güter bei Paspels, in Zizers, Trimmis und Maienfeld. Am 22. und<br />

23.9.1624 verlangte Österreich von den Kirchenvögten Schadenersatz für<br />

entwendete Güter. Vermutlich amtete seit Herbst 1621 wieder ein<br />

Roggenburger Konventuale im darniederliegenden <strong>Kloster</strong>. Österreich hatte<br />

das schwäbische Stift im Zuge der ganzen Restitutionsaktion aufgefordert, im<br />

Sinne der Disciplina monastica tüchtige Konventualen nach <strong>Churwalden</strong> zu<br />

schicken. Doch Ende 1645 und vor allem im Sommer 1646 kam es erneut zu<br />

gewalttätig ausgetragenen Konflikten um <strong>Kloster</strong>kirche und Güter. An der<br />

Landsgemeinde vom 5.8.1646 erzwangen die Nachbarschaften Parpan, Malix<br />

und Tschiertschen zusammen mit den Reformierten von <strong>Churwalden</strong> zum<br />

zweiten Mal die Mitbenützung der <strong>Kloster</strong>kirche für den reformierten<br />

Gottesdienst. Von nun an (bis 1967) zelebrierten die Reformierten im<br />

Kirchenschiff, die Katholiken im Mönchschor. Auch die <strong>Kloster</strong>güter wurden<br />

geteilt, und der Administrator musste über die ihm zur Pfrund überlassenen<br />

Zinsen mit den <strong>Kloster</strong>vögten abrechnen. Nur noch pro forma legte Österreich<br />

bei den Drei Bünden Protest ein. Wenig später, am 10.6.1649, endete mit dem<br />

Auskauf der fünf Gerichte Davos, <strong>Kloster</strong>s, Castels, Schiers-Seewis und<br />

<strong>Churwalden</strong> die Kastvogtei Österreichs über das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong>.<br />

Aufhebung und Inkorporation in das Priesterseminar St. Luzi.<br />

Administrator Georg Häberlin, der am 24.3.1649 bei den Drei Bünden über die<br />

«gewalttätige Wegnahme» der Kirche durch die Reformierten geklagt hatte?,<br />

bezeichnete die Verhältnisse im <strong>Kloster</strong> als desolat: Die Konventsräume<br />

dienten als Gerichtszimmer, sie beherbergten die Wohnung des evangelischen<br />

Pfarrers und auch das Wirtshaus. Die Zehnten und Zinsen verfielen, die<br />

<strong>Kloster</strong>güter wurden schlecht verwaltet. 1655 wandten sich die Katholiken in<br />

<strong>Churwalden</strong> zu Gunsten des darniederliegenden <strong>Kloster</strong>s an Bischof<br />

S. 290: Johann VI. Flugi von Aspermont (1636-1661). Dieser erliess am 17.10.1656<br />

eine Verwaltungsverordnung und Richtlinien für die Seelsorge in <strong>Churwalden</strong>.


- 25 -<br />

Er ernannte <strong>Kloster</strong>vögte, die das Entscheidungsrecht über Güterverkäufe<br />

innehatten. Der Administrator musste regelmässig Rechnung ablegen, Schule<br />

halten und erhielt Weisungen für den täglichen Gottesdienst in der Kirche. Die<br />

einst mit Gütern und Zinsen reich ausgestattete Abtei war gänzlich verarmt:<br />

Die erhaltenen Rechnungsbücher verzeichnen für 1657 noch zwei<br />

<strong>Kloster</strong>güter, eine Alp für 14 Stück Vieh, eine Schafalp und die beiden<br />

Kapellen im Domleschg, St. Lorenz und St. Maria Magdalena in Paspels. Die<br />

Kapelle St. Peter und Paul in Parpan, deren Kollaturrechte <strong>Churwalden</strong> 1208<br />

von Rom bestätigt worden waren, war 1633 nur noch eine Ruine. Die<br />

Einnahmen des <strong>Kloster</strong>s beliefen sich auf 50 Gulden Bodenzinsen, 20 Scheffel<br />

Weizen vom Lehen zu Altenstadt, 4 Scheffel Hafer von einem Feldkircher Gut,<br />

16 Gulden Bargeld, etwas Schmalz, Käse und Zieger von vier Kühen für den<br />

Eigenbedarf. <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> entlöhnte einen Viehknecht, eine Köchin, eine<br />

Sommermagd, einen Viehhirten und einen Ministranten. Neben den laufenden<br />

nötigen Ausgaben reichten die Einkünfte 1657 für die Renovation der Dächer<br />

von Kirche, Abtei und Stallungen nicht. Glocken könne er ebenfalls nicht<br />

machen lassen, klagte der Administrator Joachim Hohenegger. Und er<br />

befürchtete weitere Verluste, « ... seitemall alles, was der Evangelischen und er<br />

die haandt kombt, durch handlung, contract, Erb oder sonsten, dasselbig dem<br />

Administrator entziehen und den Predikanten» gegeben werde. <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong><br />

war mit über 3000 Gulden bei privaten Geldgebern verschuldet. Der<br />

Administrator richtete deshalb am 27.3.1657 für <strong>Churwalden</strong>, Nuntius<br />

Federico Borromeo (1654-1665) am 5.6.1659 zu Gunsten von St. Luzi und<br />

<strong>Churwalden</strong> ein Unterstützungsgesuch an die Äbte der Zirkarie. Doch erst für<br />

1697/98 weisen die Churwaldner Rechnungsbücher bescheidene Finanzhilfen<br />

von Roggenburg aus. Sie beziffern auch Einnahmen von Kostgängern. Es muss<br />

offen bleiben, inwieweit die Schulden des <strong>Kloster</strong>s bis dahin getilgt werden<br />

konnten. Auch Ende des 17. Jh. herrschten grosse Spannungen zwischen dem<br />

<strong>Kloster</strong> und der nun mehrheitlich protestantischen Gemeinde. Vorwürfe, sie<br />

bedrücke den Administrator, wies diese 1698 zurück und warf dem<br />

Administrator umgekehrt vor, er benehme sich ungebührlich.<br />

Als das Roggenburger Mutterkloster in der zweiten Hälfte des 18. Jh. unter<br />

dem bedeutenden Abt Georg Lienhardt (1753-1783) finanziell florierte und<br />

zum «Mittelpunkt der prämonstratensisch-schwäbischen Zirkarie» wurde,<br />

profitierte auch <strong>Churwalden</strong>. Roggenburg sandte von 1753 bis 1759 über 3000


- 26 -<br />

Gulden in die Niederlassung in den Alpen und bat die Gemeinde am 3.1.1759<br />

um den Schutz der <strong>Kloster</strong>rechte. Um 1770 unterstützte Roggenburg<br />

S. 291: die katholische Schule in <strong>Churwalden</strong>, die vom letzten Administrator Isfried<br />

Weltin eingerichtet wurde. Diesem gelang es nicht nur, das <strong>Kloster</strong> finanziell<br />

zu stabilisieren, sondern er erfüllte während seiner über 40-jährigen<br />

Amtsperiode auch pflichtbewusst und erfolgreich den Seelsorgeauftrag der<br />

Prämonstratenser in <strong>Churwalden</strong> und verstand es, das Vertrauen der<br />

Bevölkerung zu gewinnen. 1764 unterstützte er wie der Korrespondenz mit<br />

Roggenburg zu entnehmen ist sogar bisweilen die 24 katholischen Haushalte in<br />

<strong>Churwalden</strong> finanziell. Eindrücklich schilderte Weltin das karge Leben eines<br />

Administrators in den Alpen und wies auf den Verfall von <strong>Kloster</strong>, Kirche,<br />

Ställen, Käse- und Alphütten, Brunnen und Wasserleitung hin.<br />

Am 29.11.1802 wurde der Abt von Roggenburg Judas Thaddäus Aigler (1798-<br />

1802) seines Amtes enthoben und leistete den Gehorsamseid auf den<br />

Kurfürsten von Bayern. Damit war auch das Schicksal des <strong>Kloster</strong>s<br />

<strong>Churwalden</strong> besiegelt, das zusammen mit Roggenburg Bayern zufiel. Die<br />

pfalzbayrische Regierung trat am 29.9.<strong>1804</strong> Rechte und Güter in <strong>Churwalden</strong><br />

an den Bischof von Chur Karl Rudolf von Buol-Schauenstein (1794-1833) ab.<br />

Bischof Karl Rudolf akzeptierte am 10.12.<strong>1804</strong>.<br />

Nach dem Tode Weltins 1807 lehnte es der Restkonvent von Roggenburg ab,<br />

weitere Konventualen nach <strong>Churwalden</strong> zu entsenden. 1808 wurde das <strong>Kloster</strong><br />

<strong>Churwalden</strong> mit Einwilligung Roggenburgs dem neu gegründeten<br />

Priesterseminar St. Luzi einverleibt. Die ehemaligen <strong>Kloster</strong>güter wurden vom<br />

Regens des Seminars verwaltet, der auch Pfarrer von <strong>Churwalden</strong> war. 1877<br />

wurde <strong>Churwalden</strong> selbstständige Pfarrei.<br />

Silke Redolfi<br />

S. 291: bis S. 298: Anmerkungen weggelassen<br />

S. 298: Archiv<br />

Grosse Teile des Churwaldner <strong>Kloster</strong>archivs wurden beim Brand von 1472<br />

vernichtet, und im 16. und 17. Jh. trugen die Eingriffe der Gemeinde<br />

<strong>Churwalden</strong> in die <strong>Kloster</strong>wirtschaft das Ihre zur Zerstörung der Bestände bei.<br />

Nach der Aufhebung gelangten die Reste des Archivs grösstenteils ins


- 27 -<br />

bischöfliche Archiv in Chur. Es sind nur noch wenige Originalurkunden<br />

erhalten. Es ist daher ein Glücksfall, dass 1464, acht Jahre vor dem Brandjahr,<br />

von dem Predigermönch Johannes Karthuser von Nürnberg ein Cartular<br />

angelegt wurde (Cartularium Curwaldense), das Abschriften aus dem<br />

ehemaligen Urkundenbestand und Nachträge bis 1513 enthält. Der Güterstand<br />

der Abtei vor der Reformation spiegelt sich auch in dem 1508 entstandenen<br />

Urbar, das sehr genaue Angaben über die Lage der Grundstücke macht. Aus<br />

dem Jahre 1513 stammt das vom Priester Sixtus Otho aus Cazis angelegte<br />

Zinsbuch, welches sich heute im Stadtarchiv Chur befindet. <strong>Das</strong> Stadtarchiv<br />

Chur verwahrt ausserdem ein Fragment eines Urbars, möglicherweise<br />

inhaltlich identisch mit jenem von 1508 im bischöflichen Archiv. Im<br />

katholischen Pfarrarchiv <strong>Churwalden</strong> finden sich ebenfalls Dokumente aus<br />

dem ehemaligen <strong>Kloster</strong>archiv. Es handelt sich dabei hauptsächlich um<br />

Quellenmaterial aus dem 18. Jh., etwa Fragmente der Korrespondenz zwischen<br />

dem letzten Administrator Isfried Weltin und der Mutterabtei Roggenburg.<br />

Sehr bedauerlich ist, dass das Jahrzeitbuch des <strong>Kloster</strong>s verloren ist. Einige<br />

Urkunden zur Rechtsgeschichte des <strong>Kloster</strong>s liegen im Kreisarchiv<br />

<strong>Churwalden</strong>.<br />

Für die Personen- und Institutionsgeschichte des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong><br />

unentbehrlich sind die im Pfarrarchiv Roggenburg verwahrten Quellen aus<br />

dem ehemaligen <strong>Kloster</strong>archiv Roggenburg. Dazu gehören Nekrologien, Viten<br />

und Listen der Chorherren sowie Stifterverzeichnisse. Hingegen bietet das im<br />

Staatsarchiv Augsburg verwahrte Rumpfarchiv des <strong>Kloster</strong>s Roggenburg<br />

(früher teilweise im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München und im<br />

Bayerischen Staatsarchiv Neuburg an der Donau kaum Material zu<br />

S. 299: <strong>Churwalden</strong>. Die Roggenburger Bestände im Archiv des Bistums Augsburg<br />

wurden im Zweiten Weltkrieg grösstenteils vernichtet. Material zur<br />

Wirtschaftsgeschichte des <strong>Kloster</strong>s bieten die Akten der österreichischen<br />

Registratur im Tiroler Landesarchiv zu Innsbruck. Für die Rekonstruktion der<br />

Geschichte des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong> in der Neuzeit sei auch auf die<br />

einschlägigen Bestände im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien verwiesen. Im<br />

Staatsarchiv Graubünden befinden sich Xerokopien der Kanzleibücher der<br />

vorderösterreichischen Regierung die Schweiz und Graubünden betreffend<br />

(«Eydgenossen Bücher»).


- 28 -<br />

Eine namhafte Bibliothek hat <strong>Churwalden</strong>, wenn die dürftige Quellenlage nicht<br />

täuscht, nie besessen. Der ältere Bestand dürfte durch den <strong>Kloster</strong>brand von<br />

1472 und später durch die Usurpierung der Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong><br />

stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. <strong>Das</strong>s nach der Vertreibung des<br />

Administrators 1616 Bücher verkauft wurden, zeigt ein 1623 erstelltes<br />

Schadensinventars. Demnach fehlten vier grosse Gesangbücher aus Pergament<br />

im Wert von 1200 Gulden, ein neu es römisches Missale und «etlich vil bücher<br />

so aus der oberen stuben und oberen Sacristei». Ein im Pfarrarchiv<br />

<strong>Churwalden</strong> konserviertes Bücherinventar aus der ersten Hälfte des 19. Jh.<br />

listet 136 Titel auf, die zur Bibliothek des <strong>Kloster</strong>s gehört haben dürften, der<br />

älteste Band datiert von 1472 (Isidorus von Sevilla, Hispana). Heute befindet<br />

sich über ein Dutzend Wiegendrucke aus <strong>Churwalden</strong> in der Bibliothek des<br />

Stifts Mehrerau. Mindestens eine ältere Handschrift aus der <strong>Kloster</strong>bibliothek<br />

wird in der Bayerischen Staatsbibliothek München verwahrt.<br />

Archivalische Quellen<br />

I. BiAChur:<br />

Bücher:<br />

Cartularium Curwaldense von 1464 (zit. Cart. Curw.).<br />

Urbar von 1508.<br />

Urkunden und Akten:<br />

Urkunden, jeweils sub dato registriert, zit. Urk./Urkunden.<br />

Mappe 36a, darin u.a.: Extractus ex conscripto libro à R.P. Georgio Hoberlin<br />

[Häberlin] Administratore.<br />

Mappe 36b.<br />

S. 300: 2. StadtAChur:<br />

A I/1. 33.18, Urbarfragment.<br />

AB III/F 70.001, Zinsbuch von 1513.<br />

Urkunden A I/1.33.05 (20.4.1415), A I/1.33.06 (19.1.1424), A I/1·33.07<br />

(19.1.1424), A I/1. 33.08 (27.4.1424), A I/1. 33.09 (23.10.1433), A I/1 .33.10<br />

(29.11.1448), A I/1. 33.11 (7.6.1451), A I/1. 33.12 (7.6.1451), A I/1. 33.13<br />

(9.6.1455), A I/1. 33.14 (14.7.1471), A I/1.04.13 (4.11.1475), A I/1. 33.15<br />

(21.3.1478), A I/1. 33.16 (17.1.1480), A I/1. 33.17 (17.1.1493), A I/1·33.20<br />

(8.4.1538).


- 29 -<br />

3. PfarrA<strong>Churwalden</strong>:<br />

Konsekrationsurkunde der Kirche St. Maria und Michael, 29.9.1502.<br />

Konsekrationsurkunde der Kapelle Luzein, 1487 (Bucheinband).<br />

Zinsbuch, angelegt am 10.12.1623, mit Güterund Zinsverzeichnis ab 1538.<br />

Protokoll über die Restitution 10.-23.12.1623.<br />

Zinsbuch der Lehen und Güter, 1699-1811.<br />

Akten und Korrespondenzen.<br />

4. PfarrARoggenburg:<br />

Gelübdeerneuerungsbuch 1618-1803.<br />

Elogia posthuma mortuorum confratrum canoniae Siligoburganae usque Maji<br />

1801.<br />

Catalogus defunctorum, 1801, in Necrologium Roggenburgense (ab p. 55).<br />

Catalogus alphabeticus omnium notorum jam defunctorum et adhuc viventium<br />

canonicorum Roggenburgensium, ab anno fundationis 1126 usque ad annum<br />

saecularisationis 1803.<br />

Necrologium Roggenburgense renovatum anno MDCCXLV (1745). Acta<br />

Roggenburgensia, 1126-1753.<br />

5. KreisA<strong>Churwalden</strong>:<br />

Urkunden Nr. 4, 11, 16, 17, 18, 19, 21, 22, 24, 25a, 26 (auf Mikrofilm in<br />

StAGraubünden, A I 21 b1/182,<br />

Gemeindearchiv <strong>Churwalden</strong>, Kopialbuch 1485-1798).<br />

6. StAGraubünden:<br />

AB IV 1/9 Bundstagsprotokolle, 1617-1619.<br />

AB IV I/13 Bundstagsprotokolle, 1623-1625.<br />

AB IV 6, Mohrsche Dokumentensammlung, Bde. 9, 10, 12.<br />

AB IV 11c 1/2, Bd. 1-7 Helvetica und Raetica im Haus-, Hof- und Staatsarchiv<br />

Wien, «Eydgenossen Bücher» (Xerokopien der Kanzleibücher der<br />

vorderösterreichischen Regierung über die Schweiz und Graubünden. Es<br />

handelt sich um die Wiener Bände 3, 1537-1550, 5, 1555-1569, 6, 1564-1574,<br />

7, 1575-1583, 8, 1584-1593, 10, 1602-1613 und 11, 1614-1656).<br />

IV 7a 24 Landessachen aus dem Schlossarchiv Ortenstein 1647-1729.<br />

B 1548/3 Handschrift. Forderung von Dompropst und Domkapitel des Stiftes<br />

Chur an beide Bünde und die Herrschaft Maienfeld, s.a.


- 30 -<br />

Mikrofilm A I 21 b1/242, GemA<strong>Kloster</strong>s, Urkunden 1475-1792.<br />

Mikrofilm A I 21 b2/55, <strong>Churwalden</strong>, kath. Taufregister 1640-1837.<br />

7. Tiroler LA in Innsbruck:<br />

Regierungskopialbuch 4 (1482).<br />

Regierungskopialbuch 7 (1528/1529).<br />

Regierungskopialbuch 14 (1532-1535).<br />

Regierungskopialbuch 19 (1539-1541).<br />

Ferdinandea, Karton 184, Position 178.<br />

Ferdinandea, Karton 203, Position 193, «Graubünden Verwaltungsfragen».<br />

Grenzakten, Abteilung III, Fasz. 39, Position 4·<br />

8. Gemeindearchive Castiel, Malans. Malix, Vaz/Obervaz.<br />

Jürg L. Muraro und Silke Redolfi<br />

S. 301: Bibliographie Gedruckte Quellen<br />

Annales Osterhovenses, hg. von Wilhelm Wattenbach, in MGH SS 17,<br />

Hannover 1861,537-558.<br />

Bündner UB I, 2, 3 (neu), 4.<br />

Camenisch, Carl (Hg.), Inventarium über das Vermögen, Zinsen, Gült,<br />

Einkommen, Hab und Gut des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong>, uffgenommen im Jahr<br />

1522, in Anzeiger für schweizerische Altertumskunde NF 4, Jg. 1902/1903,<br />

97-98.<br />

Campell, Ulrich, Raetiae alpestris topographica descriptio [1572], hg. von<br />

Christian J. Kind, Basel 1884 (QSG 7).<br />

HP 100-101 (Lit.).<br />

Jecklin, Fritz (Hg.), Zinsbuch des Praemonstratenserklosters <strong>Churwalden</strong> vom<br />

Jahre 1513, in JHGG 38, Jg. 1908, Chur 1909, 1-93.<br />

Juvalt, Wolfgang von, Necrologium Curiense, das ist: Die Jahrzeitbücher der<br />

Kirche zu Cur, Chur 1867.<br />

Liechtensteinisches UB. Mohr,<br />

Codex diplomaticus.<br />

<strong>Das</strong> Registrum Goswins von Marienberg, bearb. von Christine Roilo,<br />

Innsbruck 1996 (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 5).


- 31 -<br />

Sererhard, Nicolin [gest. 1756], Einfalte Delineation aller Gemeinden<br />

gemeyner dreyen Bünden, neu bearb. von Oskar Vasella, hg. von Walter Kern,<br />

Chur 1944.<br />

Sprecher, Anton von, <strong>Das</strong> Zinsbuch der Kirche von Serneus vom Jahre 1479,<br />

in JHGG 81, 1951, 67-96.<br />

SRQGraubünden, 2. Teil, Der Zehngerichtenbund, I. Bd., Gericht Langwies.<br />

bearb. und hg. von Elisabeth Meyer-Marthaler, Aarau 1985.<br />

Thommen 4-5.<br />

Die Urbarien des Domcapitels zu Cur, hg. von Conradin von Moor, Chur 1869.<br />

Wagner, Rudolf und Ludwig Rudolf von Salis, Rechtsquellen des Cantons<br />

Graubünden, Basel 1887 (Rechtsquellen des Zehngerichtenbundes), SA aus<br />

Zeitschrift für schweizerisches Recht 26 NF 3 27 NF 4,1885-1886.<br />

Wirz, Bullen.<br />

Wirz, Regesten.<br />

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Affentranger, Urban, Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250,<br />

Diss. Salzburg, Chur 1975.<br />

Backmund 1,70-72, 50l, 3, 527.<br />

Backmund 2 1,55-57 (Lit.).<br />

Bayrhamer, Philipp, Historia imperialis canoniae Roggenburgensis ... , Ulm<br />

1760.<br />

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Michael in <strong>Churwalden</strong>, Bern 1997 (Schweizerische Kunstführer GSK, Ser. 62<br />

Nr. 611).<br />

Bruckner T. 41-43, 63, 71-72.<br />

Bundi, Martin, Zur Besiedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Graubündens im<br />

Mittelalter, Chur 1982.<br />

Deplazes, Lothar, Reichsdienste und Kaiserprivilegien der Churer Bischöfe<br />

von Ludwig dem Bayern bis Sigmund, in JHGG 101, 1971, 8-367.


- 32 -<br />

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Sax-Hohensax bis 1450, Langenthal 1976.<br />

S. 302: Eichhorn, Ambrosius, Episcopatus Curiensis, St. Blasien 1797, 352-358.<br />

Gillardon, Paul, Geschichte des Zehngerichtenbundes, Davos 1936.<br />

Hitz, Florian, Die Prämonstratenserklöster <strong>Churwalden</strong> und St. Jakob im<br />

Prättigau. Wirtschaftliche Entwicklung und Kolonisationstätigkeit, Chur 1992<br />

(Beiheft Nr. 2 zum BM).<br />

Hugo, Annales I, Sp. 573-588.<br />

KDGraubünden 2,1937, 216-248 (Erwin Poeschel).<br />

Keller, Beatrice, Die <strong>Kloster</strong>kirche von <strong>Churwalden</strong>. Ausgrabungen und<br />

Bauuntersuchungen, in Archäologie in Graubünden. Funde und Befunde, Chur<br />

o.J. (1992), 221-224.<br />

Kind, Ernst, Über das Verhältnis der 8 Gerichte zu Österreich. Eine<br />

Untersuchung über die Landvogtei Castels (Prättigau), 1477-1652, Diss.<br />

Zürich, Weida in Thüringen 1925.<br />

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Gerichten-Bunde gelegen, in Schweitzerisches Museum 1788,<br />

4. Jg., 1. Heft, 1-21, 81-119.<br />

Markoff, Nicola G., Die Abtei der weissen Patres zu <strong>Churwalden</strong> im Jahre<br />

1795, in BM Nr. 9/10, 1986, 211-221.<br />

Mayer, Johann Georg, Geschichte des Bistums Chur, 2 Bde., Stans 1907-1914.<br />

Meyer-Marthaler, Elisabeth, <strong>Das</strong> Toggenburger Erbe und die Anfänge des<br />

Zehngerichtenbundes, in Geschichte und Kultur Churrätiens. Festschrift für P.<br />

Iso Müller OSB. hg. von Ursus Brunold und Lothar Deplazes, Disentis 1989,<br />

441-469.<br />

Mülinen 1, 211-213.<br />

Muraro, Jürg Leonhard, Untersuchungen zur Geschichte der Freiherren von<br />

Vaz, in JHGG 100, 1970, 1-231.<br />

Nauli, Silvio, Die Grabstätte der Freiherren von Vaz entdeckt?, in<br />

Jahresbericht der Walservereinigung Graubünden 1969, 32-37.<br />

Nüscheler 1, 38-44.


- 33 -<br />

Perret, Franz, Wo war die Cellula Serras?, in BM 1943, 54-61.<br />

Raimann, Alfons, Gotische Wandmalereien in Graubünden: die Werke des 14.<br />

Jahrhunderts im nördlichen Teil Graubündens und im Engadin,<br />

Disentis 1983, 216-219, 304-310.<br />

Rutishauser, Hans, Die ehemalige Prämonstratenser <strong>Kloster</strong>kirche St. Maria<br />

und Michael in <strong>Churwalden</strong>/Graubünden,<br />

Diss. Zürich, Küsnacht o.J. (1976), masch.<br />

Saulle Hippenmeyer, Immacolata, Nachbarschaft, Pfarrei und Gemeinde in<br />

Graubünden 1400-1600, Chur 1997 (Quellen und Forschungen zur Bündner<br />

Geschichte 7)·<br />

Saulle Hippenmeyer, Immacolata, und Ursus Brunold, Nachbarschaft, Pfarrei<br />

und Gemeinde in Graubünden 1400-1600. Quellen, Chur 1997 (Quellen und<br />

Forschungen zur Bündner Geschichte 8).<br />

Simonet, Jakob, Geschichte des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong> bis zur Reformation,<br />

Chur 1922 (Raetica Varia. Beiträge zur Bündner-Geschichte 2), 33-68.<br />

Simonet, Jakob, Geschichte des <strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong> nach der Reformation,<br />

Chur 1923 (Raetica Varia. Beiträge zur Bündner Geschichte 3), 69-125.<br />

Spätgotische Flügelaltäre in Graubünden und im Fürstentum Liechtenstein, hg.<br />

von Astrid von Beckerath, Mare Antoni Nay und Hans Rutishauser, Chur<br />

1998.<br />

Sprecher von Bernegg, Fortunat, Pallas Rhaetica armata et togata, Basel 1617,<br />

258-259.<br />

Stadelhofer, Benedict, Historia imperialis et exemti Collegii Rothensis in<br />

Suevia ex monumentis domesticis et externis potissimam partem ineditis eruta,<br />

Bd, 2, Augsburg 1787, Bd. 3 ungedruckt in HStAStuttgart, J 1/159.<br />

Vasella, Oskar, Der bäuerliche Wirtschaftskampf und die Reformation in<br />

Graubünden (1526 bis etwa 1540), in id., Geistliche und Bauern. Ausgewählte<br />

Aufsätze zu Spätmittelalter und Reformation in Graubünden und seinen<br />

Nachbargebieten, hg. von Ursus Brunold und Werner Vogler,<br />

Chur 1996, 380-561, bes. 503-507.<br />

S. 303: Wiezel, Gubert, Historie des <strong>Kloster</strong>s zu <strong>Churwalden</strong> von dessen Fundation bis<br />

auf unsere Zeiten, in BM 9, Jg. 1904, 1-5, 25-30, 45-54, 65-75.


- 34 -<br />

Zinsli, Paul, Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein<br />

und Italien, Chur 1991.<br />

Jürg L. Muraro Und Silke Redolfi<br />

Obere<br />

Bisherige Listen: Die älteste Liste findet sich bei Hugo, Annales I, I734, Sp.<br />

583-585. Diese Liste wurde von Philipp Bayrhamer, Historia ...<br />

Roggenburgensis, 1760, 42-46, übernommen. Sie enthält für die Zeit von den<br />

Pröpsten Swiker (1208-1258/1259) bis Jakob (1320-1326) etliche<br />

Auslassungen und Irrtümer, ist aber für die folgende Zeit ziemlich zuverlässig<br />

und reicht bis zu Administrator Ulrich Peller (1713-1744). Hugo hat sein<br />

Material zu <strong>Churwalden</strong> nicht selber ausgezogen. Es stammt vermutlich von<br />

Servais de Lairuelz (1560-1631), der 1597-1617 Generalvikar und 1619-1628<br />

Visitator des Ordens war und im frühen 17. Jh. auch die schwäbische Zirkarie<br />

besuchte, sowie aus Materialien, die Hugo zugesandt wurden. Hugo bemerkt<br />

nämlich am Ende seines Textes zu «Curwaldia Inferior», dem Frauenkloster.<br />

(Sp. 590): «Haec habemus ex Collectionibus Layruelii & ex monumentis<br />

transmissis». Wahrscheinlich ist die Oberenliste Hugos einst von Lairuelz oder<br />

von dem Chorherrn zusammengestellt worden, der Hugo zu seiner Zeit<br />

Material übermittelte, die Arbeitsweise lässt sich aus einer eingestreuten<br />

Bemerkung zu Propst Berthold (Sp. 584) ableiten. Es heisst dort zu dessen Tod<br />

1282: «Hac enim aetate obtinuisse referunt Fasti», d.h. die Liste wurde unter<br />

Verwendung eines Kalendariums erstellt. Offenbar stand dem Kompilator ein<br />

älterer Nekrologauszug zur Verfügung, was unter Vorbehalt der Zeit von 1260-<br />

1320 für die Zuverlässigkeit der Liste spricht. Alle neueren<br />

Oberenverzeichnisse basieren wie etwa Mülinen I, 1858, 211-213 auf ediertem<br />

Quellenmaterial. oder aber, so vor allem Simonet, <strong>Churwalden</strong>, 1922/1923, auf<br />

einer Kombination dieses Quellenmaterials mit Bayrhamer (bzw. Hugo).<br />

Backmund I, 1949,71-72 sowie Backmund I, 1983, 57, folgen im Wesentlichen<br />

Simonet. Weitere Listen: StAGraubünden, B 60, Gubert von Wiezel, Historie<br />

des Closters zu <strong>Churwalden</strong>, 1776, Ms. (82 S. im Mittelteil des Einbandes).<br />

Lehmann, Geschichte Churwalde, 1788, passim. Eichhorn, Episcopatus<br />

Curiensis, 1797,353-358. Mayer, Bistum Chur 2, 1914,722-723.


- 35 -<br />

Pröpste<br />

Haimo, <strong>1150</strong>. Nach dem Roggenburger «Catalogus alphabeticus defunctorum»<br />

von 1803 soll Haimo den Auftrag erhalten haben, <strong>1150</strong> die Gründung eines<br />

Konvents in <strong>Churwalden</strong> zu fördern. Die älteste Liste der Oberen betrachtet<br />

Haimo als ersten Propst. Urkundlich ist dieser allerdings nur 1149 als Propst<br />

von St. Luzi in Chur nachgewiesen,<br />

Ulrich (I.), 1200-1206. Er stammt aus Zürich. In einem Tauschgeschäft mit<br />

Bischof Reinher von Chur wird er am 7.5.1200 an der Spitze des Konvents von<br />

<strong>Churwalden</strong> erwähnt, es ist zugleich der erste Beleg für Propst und Konvent.<br />

Am 15.3.1206 ist er Zeuge in einem Tauschgeschäft zwischen Bischof<br />

S. 304: Reinher von Chur und der Prämonstratenserpropstei Weissenau, Nach<br />

Auseinandersetzungen im Konvent gründet er zusammen mit dem Prior Luther<br />

und anderen Brüdern das <strong>Kloster</strong> Rüti. 1217 ist von «prepositus quondam in<br />

Curwalde nomine Ödalricus», nunmehr Propst in Rüti, die Rede. gest.<br />

11.12.1221.<br />

Swiker, 1208-1258/1259. Papst Innozenz III. nimmt am 6.5.1208 das <strong>Kloster</strong><br />

<strong>Churwalden</strong> in seinen Schutz, und gleichzeitig findet auch erstmals ein<br />

Frauenkonvent Erwähnung. Die Urkunde richtet sich an «Swikero preposito et<br />

conventui monasterii sancte Marie de Curwalt» . König Otto IV. befreit 1209<br />

nach der Übernahme der Vogtei Chur u.a. auch <strong>Churwalden</strong> von der<br />

Steuerpflicht. In das Jahr 1210 fällt eine Jahrzeitstiftung des Freiherren<br />

Heinrich II. von Sax und seines Sohnes Albert II., welche die wenig günstige<br />

wirtschaftliche Lage des <strong>Kloster</strong>s offen legt («considerantes paupertatem et<br />

inopiam ecclesie sancte Marie in Curewalde»). Mit den gestifteten 5 Mark<br />

Silber wurde u.a. der Bau einer zum Hospiz gehörigen Kapelle finanziert, und<br />

es wurde zusätzlich bestimmt, dass die Jahrzeit auch vom Nonnenkonvent zu<br />

begehen sei. Im selben Jahr tauscht Propst Swiker in St. Gallen Güter mit<br />

Albero von Tinizong. 1213 bestätigt König Friedrich II. <strong>Churwalden</strong> die schon<br />

von Otto IV. gewährten Privilegien. Swiker tritt Ende desselben Jahres in Chur<br />

als Zeuge in einem Tauschgeschäft zwischen dem Abt von Salem und den<br />

Freiherren von Vaz auf. Er empfängt 1218 «in monasterio Cvrvaldensi» eine<br />

Jahrzeitstiftung. Bei einem Streit um Zehnten in Seefelden (Linzgau) zwischen<br />

der Abtei Salem und dem Propst von <strong>Churwalden</strong> entscheiden die Äbte von


- 36 -<br />

Kappel und Tennenbach sowie die Pröpste von Ursberg und Marchtal 1222 zu<br />

Gunsten von Salem. Ende Mai 1222 nimmt Papst Honorius III. <strong>Churwalden</strong><br />

feierlich in seinen Schutz und bestätigt alle seine Besitzungen. Der Streit um<br />

die Kirche Seefelden dauert fort, und Propst und «fratres de Cvrwalde» finden<br />

darum 1225 erneut Erwähnung in einer Urkunde des Konstanzer Bischofs<br />

Konrad von Tegerfelden. Im Urbar des Domkapitels von 1225 werden den<br />

«fratribus de Churwalde» vom Churer Domkapitel Zehnten in Trans GR<br />

konzediert. König Heinrich (VII.) bestätigt I226 dem <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> eine<br />

Schenkung Friedrichs von Baumgarten. 1227 ist Propst Swiker Zeuge bei<br />

Verkäufen von Rechten im Linzgau durch die Freiherren von Vaz an das<br />

<strong>Kloster</strong> Salem. 1228 schliesslich bestätigt der König umfassende Rechte und<br />

Freiheiten. Zu dieser Zeit (1227)<br />

S. 305: weilt Swiker auch in Rechtsgeschäften auf der Burg Montalt (Riein GR),<br />

begleitet von einem «Cvnradus de Uazzes frater in Churwalde» . Im Sommer<br />

1231 finden wir ihn in Chur beim Tausch von Gütern mit Bischof Berthold I.<br />

von Helfenstein, und wir dürfen Swikers Anwesenheit wohl auch bei der<br />

Jahrzeitstiftung Ritter Hugos von Reichenberg von 1232 annehmen, der ein<br />

Gut in Sagogn schenkt. Vielleicht schon früher hat Bischof Berthold I. die<br />

Schenkung eines Marquard von Malix an <strong>Churwalden</strong> bestätigt. Unter Swiker<br />

nimmt <strong>Churwalden</strong> einen deutlichen Aufschwung. Seine enge Verbindung zu<br />

den Freiherren von Vaz wird 1235 ersichtlich: Bei der Übertragung von<br />

Zehnten im Linzgau tritt Swiker nicht nur an erster Stelle (vor dem Propst von<br />

St. Luzi) unter den Zeugen auf, sondern siegelt auch nach Walter III. von Vaz<br />

an zweiter Stelle. Nur der Prior von <strong>Churwalden</strong>, und nicht der Propst ist unter<br />

den Zeugen einer Urkunde von 1236 aus Lantsch/Lenz, mit welcher Walter III.<br />

Zehntrechte in Überlingen-Nussdorf an das <strong>Kloster</strong> Salem überträgt. Auch in<br />

der grossen Jahrzeitstiftung der Freiherren von Vaz für <strong>Churwalden</strong><br />

(Schenkung des Patronatsrechts der Kirche von Paspels) von 1237 ist nur<br />

gerade von «monasterio in Churwalde», aber nicht von Propst Swiker die<br />

Rede. Wahrscheinlich hat Propst Swiker schon im Vorfeld der Wahl von<br />

Bischof Volkard (1237-1251) für die päpstliche Partei Stellung genommen und<br />

sich damit zum treu staufischen Bischof und den Freiherren von Vaz in<br />

Gegensatz gestellt. In den Jahren 1242/1243 ist er dann zusammen mit<br />

Dompropst Ulrich von Juvalt als delegierter Richter des auf die päpstliche<br />

Seite übergetretenen Mainzer Erzbischofs mit dem Streit zwischen dem Abt


- 37 -<br />

von St. Gallen, Berthold von Falkenstein, und dem Scholastikus von<br />

Strassburg, Konrad, bzw. dem Zisterzienserinnenkloster Oberriet/Kreis<br />

Freiburg im Breisgau beschäftigt, und im August 1252 erhält er von Papst<br />

Innozenz IV. den Auftrag, die Missstände in der Benediktinerabtei Disentis zu<br />

untersuchen. Offenbar kann er sich aber nach dem Tode Bischof Volkards,<br />

1251, wieder etablieren und schwört I253 vor einem Gericht Walters III. von<br />

Vaz in Zorten (Vaz/Obervaz). Da der nachfolgende Propst Berthold zu<br />

Ereignissen von 1259 bemerkt, er sei damals «nuper» Propst von <strong>Churwalden</strong><br />

gewesen, dürfte Swiker I258 oder 1259 gestorben sein.<br />

S. 306: Berthold (I.), 1259-1266. Er wird erstmals zum Jahr 1259 im Zusammenhang<br />

mit einer Schenkung an <strong>Churwalden</strong> genannt, dann wieder 1263 bei einem<br />

Landtausch mit St. Luzi. 1265 bestätigt er den Empfang einer Jahrzeitstiftung<br />

für <strong>Churwalden</strong>. Schliesslich kann Propst Berthold 1266 von den Freiherren<br />

von Vaz für 300 Pfund mailische Münze Güter in Dal (Teil von Muldain, Gem.<br />

Vaz/Obervaz) übernehmen.<br />

Ulrich (II.), 1267. Dieser Propst findet nur in einer Urkunde vom 28.12.1267<br />

Erwähnung, mit der er dem Meier Heinrich von Bucania (Gem. Malix GR) den<br />

Empfang eines Lehens bestätige.<br />

Rudolf, 1270-1274. Im Januar 1270 einigt sich Propst Rudolf mit Nikolaus<br />

von Studen über den Wiederaufbau einer Mühle in Feldkirch. 1271 verpfändet<br />

Elisabeth, Gräfin von Werdenberg-Sargans, Propst Rudolf und dem Konvent<br />

von <strong>Churwalden</strong> einen Hof in Flums SG. 1273 kauft <strong>Churwalden</strong> von den<br />

Herren von Marmels verpfändete Güter in Chur, Im April desselben Jahres<br />

leistet Rudolf in der Kathedrale Chur in einem Streit um Eigenleute einen Eid<br />

und im Mai 1274 tauscht er mit Walter V. von Vaz Güter in Tschiertschen und<br />

Malix. Im August 1274 schliesslich bestätigt Papst Gregor X. <strong>Churwalden</strong> alle<br />

Privilegien, Rechte und Freiheiten. Nach dem Weissenauer Nekrologium ist<br />

Propst Rudolf an einem 30. Juni gestorben.<br />

S. 307: Berthold (II.), 1276-1282. Seine Amtszeit deckt sich mit dem Höhepunkt der<br />

Machtentfaltung des Hauses Vaz unter Walter V. 1276 gewinnt er vor dem<br />

geistlichen Gericht einen Streit um Äcker, Kleinere Rechtsgeschäfte finden<br />

1278 statt, auch eine Jahrzeitstiftung im April 1279. 1280 verleiht er zum<br />

Hospiz gehörende Güter in Zizers und Igis GR an Albrecht von Spiel und 1281<br />

Güter an die Familie des Konrad Piscator. Im (Reichs)Vogtgericht zu Chur


- 38 -<br />

wird <strong>Churwalden</strong> am 30.6.1282 der Besitz der Hofstatt Archas in Chur<br />

bestätige. Es ist dies die letzte namentliche Erwähnung Propst Bertholds. Nach<br />

Hugo ist er 1282 gestorben. Die Propstei entwickelt sich unter dem<br />

Schutzschild der Freiherren von Vaz nachhaltig positiv. Doch am 4.11.1284<br />

stirbt Walter V. von Vaz, der mächtige Vertraute König Rudolfs von<br />

Habsburg. Auf das Begräbnis im <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> folgt die Regelung der<br />

damit verbundenen beträchtlichen finanziellen Verpflichtungen mit den<br />

Nachkommen.<br />

Ludwig (I.), 1289. Dieser Propst wird nur am 24.11.1289 genannt. Nach dem<br />

Wortlaut der Urkunde muss sich <strong>Churwalden</strong> damals in finanziellen<br />

Schwierigkeiten befunden haben.<br />

Konrad (I.), 1289-1300. Ein «Cvn. prepositus» wird als Zeuge in einer<br />

Urkunde Propst Ludwigs I. von 1289 genannt, es handelt sich vermutlich<br />

bereits um den neuen Propst. Papst Bonifaz VIII. beauftragt 1295 den (nicht<br />

mit Namen genannten) Propst von <strong>Churwalden</strong> mit der Schlichtung von<br />

Streitigkeiten zwischen dem <strong>Kloster</strong> Marienberg im Vintschgau und zwei<br />

Herren von Reichenberg, und Egilolf von Aspermont verspricht im selben<br />

Jahr, den <strong>Kloster</strong>hof <strong>Churwalden</strong>s in Maienfeld nicht mehr zu schädigen. Dem<br />

bekannten Erdbeben vom ersten Septembersonntag 1295 fällt auch das <strong>Kloster</strong><br />

<strong>Churwalden</strong> zum Opfer. 1299 beginnt sich der finanzielle Ruin der dem<br />

<strong>Kloster</strong> benachbarten Ritter von Strassberg abzuzeichnen: Es erfolgen erste<br />

Verkäufe von Gütern an «C, prepositus» und das <strong>Kloster</strong> für 32¼ Mark Silber.<br />

1300 tritt dieser in einer Urkunde von St. Luzi als Zeuge auf. Es ist die letzte<br />

namentliche Nennung Konrads, die folgenden Geschäfte können<br />

S. 308: bereits unter seinem Nachfolger stattgefunden haben. 1302 wird <strong>Churwalden</strong><br />

in einer Jahrzeitstiftung Freiherr Heinrichs von Wildenberg mit einer Mark<br />

Silber bedache. 1305 tauscht <strong>Churwalden</strong> die (von Bischof Siegfried von Chur<br />

anschliessend zur Pfarrkirche erhobene) Kapelle Balzers im heutigen<br />

Fürstentum Liechtenstein gegen die «ecclesia parrochialis» in Felsberg (Kreis<br />

Trins). Eine Urkunde vom Frühling 1307 bezeugt den Verkauf von zwei<br />

Eigenleuten samt Gütern durch Ulrich von Strassberg für 24 Mark Silber an<br />

<strong>Churwalden</strong>.<br />

Berthold (III.), 1307-1309. Berthold ist namentlich erstmals am 1.10.1307 bei<br />

einem Tausch von Weingütern und -abgaben in Maienfeld mit Ritter Ulrich


- 39 -<br />

von Aspermont erwähnt. Am 8.7.1309 wird Vogt Ulrich II. von Matsch von<br />

seinem Neffen Egino IV. ermordet, weil er sich dessen Frau genähert hat. Da<br />

jener 1304 aber Abt Hermann von Marienberg umgebracht und die auferlegten<br />

Bussgebote nur mässig beachtet hat, wird er in ungeweihter Erde bestattet.<br />

Ulrich II. war mit Margarethe von Vaz, einer Schwester Donats von Vaz,<br />

verheiratet. Zweifellos in dessen Auftrag begab sich Propst Berthold an die<br />

päpstliche Kurie, um für den umgebrachten Matscher die Erlaubnis zur<br />

Bestattung in geweihter Erde zu erlangen. Er erhielt diese und konnte Ulrich II.<br />

dann tatsächlich im <strong>Kloster</strong>friedhof beisetzen. 1309 wird Propst und Konvent<br />

von einem gewissen Florin Rabiuse und seiner Frau Margarethe eine Wiese in<br />

<strong>Churwalden</strong> geschenkt. Am 2.10.1309 verpfändet Ritter Ulrich von Strassberg<br />

<strong>Churwalden</strong> den Hof Palfrei/Wolfratz (Malix) und die Wiese Fanülla<br />

(<strong>Churwalden</strong>) für 45 Mark, in dieser Urkunde wird der Propst Berthold von<br />

<strong>Churwalden</strong> letztmals namentlich genannt. Der Niedergang der Strassberger ist<br />

nicht aufzuhalten: Ende 1310 muss auch der Hof Schuppin/Spina<br />

(<strong>Churwalden</strong>) für 40 Mark an den geistlichen Nachbarn veräussert werden.<br />

Bischof Graciadeus von Parenzo gewährt 1311 den Besuchern des Männerund<br />

Frauenklosters sowie des Hospizes <strong>Churwalden</strong> Ablass. <strong>Das</strong> Dokument<br />

enthält auch die Vorschrift, dass die Dedicatio aller Altäre, ausser jener des<br />

Nonnenklosters und des Hospizes, am Michaelstag, also am 29. September, zu<br />

feiern sei. Es ist dies das letzte Mal, dass von einem Frauenkloster in<br />

<strong>Churwalden</strong> die Rede ist. Nach dem Tode Ulrichs von Strassberg verkauft<br />

Andreas von Marmels als Vormund von dessen Kindern und Erben<br />

<strong>Churwalden</strong> am 4.3.1312 für 82 Mark erneut den Hof Palfrei und die Wiese<br />

S. 309: Fanülla, die der Strassberger in der Zwischenzeit (s. oben) wohl nochmals<br />

gelöst hat. <strong>Das</strong> <strong>Kloster</strong> verfügt nun ganz offensichtlich über erhebliche<br />

finanzielle Mittel. So kann es 1314 von Nikolaus von Bifurka für 45 Pfund<br />

mailischer Münze (5 5/8 Mark) ein weiteres Grundstück im Welschdörfli<br />

(Chur) erwerben. Papst Johannes XXII. bestätigt 1318 <strong>Churwalden</strong><br />

summarisch Freiheiten, Immunität, päpstliche und königliche Privilegien sowie<br />

alle Besitzungen. In dasselbe Jahr fällt ein Ablassbrief. Ob sich diese letzteren<br />

Dokumente an Berthold oder bereits an seinen Nachfolger Jakob richten, lässt<br />

sich nicht entscheiden. <strong>Das</strong> weitgehende Schweigen der Quellen zwischen<br />

1314 und 1320 könnte mit der Krise des Hochstifts unter dem


- 40 -<br />

Bistumsverweser Rudolf von Montfort und dessen Fehden mit Donat von Vaz<br />

zusammenhängen.<br />

Jakob, 1320-1326. Sein Name findet sich erstmals in einem Kaufvertrag vom<br />

4.3.1320, da der Churer Bürger Gaudenz von Fellers Propst Jakob und dem<br />

Konvent von <strong>Churwalden</strong> eine Wiese mit Haus verkauft. Im Mai 1321 tritt er<br />

in Chur als Zeuge auf. Im Juni desselben Jahres kauft der Propst von Jacobus<br />

Caprarius ein Grundstück mit Haus in Salas (Chur) und verleiht im November<br />

Äcker in Chur zu Erblehen an Adelheid Bret und ihre Kinder, Die<br />

wirtschaftliche Lage scheint unverändert gut zu sein, denn am 10.12.1321<br />

kauft <strong>Churwalden</strong> von Churer Bürgern Weidegelände in Chur für die<br />

erhebliche Summe von 80 Mark. Dann brechen die Nachrichten für eine<br />

Zeitlang ab. Ein letztes Mal finden wir Propst Jakob namentlich in einer<br />

Urkunde vom 16.1.1326 erwähnt, und zwar als Schiedsrichter in einem Streit<br />

zwischen St. Luzi und Ritter Johannes von Schauenstein. Im Jahre 1331 bricht<br />

der Schwere Kampf zwischen Bischof Ulrich V. Ribi von Chur und Donat von<br />

Vaz aus, der bis 1335 dauert und die Vormachtstellung des Hauses Vaz und<br />

damit der Kastvögte von <strong>Churwalden</strong> in Oberrätien weitgehend bricht. Um<br />

diese Zeit scheint der Kaplan Donats von Vaz, Ulrich von Maienfeld, in den<br />

S. 310: Prämonstratenserorden eingetreten zu sein, er agiert in Avignon erfolgreich für<br />

den Vazer und erhält Ablassbriefe für die Besucher der Marienkirche von<br />

Davos (St. Johann wurde erst später Hauptpatron), Nach dem Tode Donats von<br />

Vaz, 1337/1338, geht das Gebiet von <strong>Churwalden</strong> zusammen mit der<br />

Kastvogtei erbweise an die Grafen von Toggenburg über. 1339 tauscht der<br />

Erbe der Herrschaft Vaz, Graf Rudolf IV. von Werdenberg-Sargans, mit dem<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> Höfe im Schanfigg, ohne dass ein Propst genannt wird.<br />

Johannes (I.), 1330-1341. Er tritt erstmals am 14.2.1330 als «Hans probst ze<br />

Curwald» auf, dann nur noch einmal am 20.5.1341 anlässlich der Übertragung<br />

des Jus patronatus der Kirche Felsberg an das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong>. Die<br />

angebliche Weihe zum Propst von <strong>Churwalden</strong> am 3.7.1341 durch den Pfarrer<br />

von St. Martin in Chur (was ja an sich unmöglich ist) beruht auf einer<br />

verderbten neuzeitlichen Tradition. In der Literatur wird dieser Propst<br />

bisweilen als Bruder oder Neffe Bischof Ulrichs V. Ribi von Chur (1331-1355)<br />

bezeichnet, was nicht zutrifft.


- 41 -<br />

Konrad (II.), 1349-1363. Bereits bei dem am 15.3.1349 beim Kauf eines<br />

Hauses mit Hofstatt in Chur auftretenden Propst dürfte es sich um Konrad<br />

handeln I. Am 13.7. 1353 kauft er nun namentlich genannt von Mechtild, der<br />

Witwe Berolds, des letzten Herrn («armiger») von Strassberg, deren Rechte<br />

S. 311: an Person und Eigentum von Margarethe von Crösch. Am 27.1.1356 erwirbt er<br />

von Heinrich von Ilanz ein Haus in Chur. Dagegen verkauft Propst Konrad am<br />

13.1.1358 Äcker und Wiesen zu Chur für 20 Mark der Anna Richel, Bürgerin<br />

von Chur, Heinz von Sattains, Bürger von Chur, tauscht am 15.4.1358 mit<br />

Propst Konrad und Konvent von <strong>Churwalden</strong> Güter zu Malix gegen solche des<br />

<strong>Kloster</strong>s vor der Stadt Chur. Schon Ende 1357 kauft die Propstei <strong>Churwalden</strong><br />

von Bischof Peter Gelyto von Chur für 40 Mark die Gemeinschaften<br />

(«gehüset») von Canal, von Fawunnasca und Ca Maiors mit allen Leuten (in<br />

der Pfarrei Malix). Letztmals wird Propst Konrad namentlich anlässlich des<br />

Kaufs eines in Malix gelegenen Gutes (Prau da Crasta) von Gaudenz von<br />

Canal (Chur) am 23.6.1361 erwähnt. Wohl ebenfalls auf Propst Konrad ist die<br />

Schenkung der Wiese Rabacasca (ob <strong>Churwalden</strong>) durch Eglolf und Friedrich<br />

von Juvalt vom 24.2. 1363 zu beziehen, Nicht so sicher ist, ob auch die grosse<br />

Jahrzeitstiftung der Brüder Heinz, Hans, Konrad, Rudolf und Peter, Ritter von<br />

Unterwegen, vom 3°.4.1367 noch in seine Amtszeit fällt.<br />

Ulrich (III.), 1373. Ulrich ist namentlich einzig in einer Urkunde vom<br />

11.3.1373 anlässlich eines Tauschs von Gütern in Chur mit Claus Kobler<br />

erwähnt. <strong>Das</strong> schliesst aber nicht aus, dass sich auch die Jahrzeitstiftung des<br />

Ulrich von Falkenstein in <strong>Churwalden</strong> von 1374 auf ihn bezieht. Nach Hugo<br />

stirbt er 1374.<br />

Gerung, 1382?/1389-1396. Vermutlich bezieht sich schon eine<br />

Jahrzeitstiftung von 1382 auf ihn, da sein Vorgänger 1374 gestorben sein soll.<br />

<strong>Das</strong>selbe dürfte für die Bestätigung des Loskaufs und der Ergebung an<br />

<strong>Churwalden</strong> des Heinrich von Ca Maiors durch Johannes Brogg von Chur im<br />

Jahre 1386 gelten. Sicher in die Amtszeit Propst Gerungs gehört die<br />

Jahrzeitstiftung der Brüder Nitt in der Form eines Ackers in Chur, denn schon<br />

fünf Tage später, am 20.4.1389, finden wir Propst Gerung wegen der<br />

Jahrzeitstiftung des Ulrich von Falkenstein in Chur bei einem Schiedsspruch<br />

des Offizials und anderer. Der Streit sollte sich dann länger hinziehen. Im


- 42 -<br />

November 1391 schenkt ihm Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans einen<br />

Leibeigenen. Noch 1395<br />

S. 312: geben Propst Gerung und Konvent einer Witwe einen Stadel in Chur zu Lehen,<br />

Am 27.2.1396 wird er nach der Absetzung des bisherigen Abtes Rudolf von<br />

Kipfenberg von den Visitatoren unter dem Abt von Rot, Johann Barner, dem<br />

Konstanzer Bischof zur Abtweihe in Weissenau präsentiert, Abt Gerung ist in<br />

Weissenau recht erfolgreich, wird 1403 als Administrator zur Sanierung der<br />

Abtei Rot an der Rot eingesetzt, und der Papst ernennt ihn 1405 zum<br />

Generalvikar des Ordens für die Klöster der schwäbischen Zirkarie. Er<br />

resigniert als Abt von Weissenau 1423 und zieht sich nach Manzell am<br />

Bodensee zurück.<br />

Ulrich (IV.), 1397-1406. Als «probst Vlrichen ... ze Curwalt» ist er erstmals<br />

am 17.3.1397 genannt. Am 29.11.1397 verleiht er dem Uoli Hurdli, Bürger zu<br />

Maienfeld, einen Acker, damit er ihn in einen Weinberg umwandle. Für 1400<br />

ist das Obereigentum <strong>Churwalden</strong>s an einer Hofstatt bei St. Salvator in Chur<br />

bezeugt, 1405 erfolgt ein Abkommen zwischen dem Churer Domkapitel und<br />

Propst Ulrich betreffend Ehen zwischen beidseitigen Eigenleuten. Er verleiht<br />

am 11.1.1406 dem Churer Bürger Uoli Popperser eine Hofstatt bei St.<br />

Margrethen in Chur zu Erblehens und urkundet am 11.6.1406 über ein<br />

Leibgeding für Heinz von Unterwegen. <strong>Das</strong> letzte Mal hören wir von ihm am<br />

13.7.1406, da Heinz von Unterwegen der Propstei Zinsen in der Höhe von 23<br />

Mark verpfändet,<br />

Nikolaus, 1413-1415. Er findet in zwei Urkunden vom 29.3.1413 Erwähnung,<br />

da er ein Haus und Grundstücke in Chur an Churer Bürger zu Zinslehen<br />

ausgibt. Am .1.8.9.1413 bestätigt König Sigismund in Chur die Rechte<br />

S. 313: und Freiheiten des <strong>Kloster</strong>s. Zwei Urkunden vom 20.4.1415 nennen wohl den<br />

Propst von <strong>Churwalden</strong>, aber es ist nicht zu entscheiden, ob sich die Nennung<br />

auf Nikolaus oder Konrad (III.) bezieht. Nach Hugo ist er 1415 gestorben.<br />

Konrad (III.), 1416-1428. Er tritt erstmals am 18.12.1416 als Empfänger einer<br />

Urkunde auf, die eine Schuldverpflichtung über 50 Pfund bestätigt. Am<br />

23.6.1420 fällt Graf Friedrich VII. von Toggenburg, Graf zu Prättigau und<br />

Davos, einen Schiedsspruch wegen Anständen zwischen Propst Konrad von<br />

<strong>Churwalden</strong> und Vertretern der Gotteshausleute in <strong>Churwalden</strong>. Propst Konrad<br />

tätigt 1421 und 1422 mehrere Lehensgeschäfte. Bürgermeister und Rat der


- 43 -<br />

Stadt Zürich versuchen am 10.8.1423, einen Schiedsspruch zwischen Bischof<br />

Johannes IV. Naso und Graf Friedrich VII. von Toggenburg betreffend die<br />

Vogtei über das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> zu fällen. 1424 und 1425 sind mehrere<br />

Gütergeschäfte Propst Konrads belegt. Mit Mandat vom 13.5.1425 erhalten<br />

Bischof und Dekan von Chur sowie der Propst von <strong>Churwalden</strong> von Papst<br />

Martin V. den Auftrag, die durch den Tod des Johannes Frech erledigte Pfarrei<br />

Vaz dem Johannes Barnabas zu verleihen. Hans von Unterwegen zu Cavernûsa<br />

verkauft Propst Konrad am 15.6.1428 seine Alp Haintzlis Berg, am Stetz<br />

gelegen. Ein letztes Mal hören wir von Propst Konrad anlässlich des Verkaufs<br />

des Gutes Prätsch in Arosa durch Philipp Räbstein an <strong>Churwalden</strong> am<br />

7.9.14288. Nach Hugo ist er 1431 gestorben.<br />

S. 314: Äbte<br />

Georg (Gregor, Jöri), 1431-1446 Propst, 1446-1461 Abt. Er tritt erstmals am<br />

18.6.1431 bei dem Kauf eines ewigen Zinses ab dem Gut Glarams (Parpan) auf<br />

und ist bis 1435 regelmässig in Rechtsgeschäften belegt (Käufe und Ausgaben<br />

von Erblehen). Nach dem Tod Graf Friedrichs VII. von Toggenburg wird die<br />

Gerichtsgemeinde <strong>Churwalden</strong> am 8.6.1436 Mitglied des Bundes der Elf<br />

Gerichte (ab 1506 Zehngerichtenbund) Propst Georg verleiht 1437 den halben<br />

<strong>Kloster</strong>hof zu Maienfeld. Im selben Jahr leisten Werkmeister, Rat und<br />

Gemeinde Chur dem Propst Geory Bürgschaft für eine Schuld von 100<br />

Rheinischen Gulden. Wie wenig glatt die Dinge bisweilen verlaufen, zeigt die<br />

Unterwerfung des Eigenmanns Jäkli Lutzin vor einem Schiedsgericht 1437: Er<br />

muss für seinen auf Lebzeiten erhaltenen Hof 4 Pfund Pfennige mehr Zins<br />

zahlen, Simon Hemmi von <strong>Churwalden</strong> verkauft dem Propst 1439 5 Pfund<br />

jährlichen Zinses von seinen Gütern für 100 Pfund Heller. Am 2.4.1441<br />

huldigt das Gericht <strong>Churwalden</strong> dem neuen Herrn, Graf Heinrich von Montfort<br />

gegen Bestätigung aller Freiheiten und Rechte, und am 25. September verleiht<br />

König Friedrich III. den Montforter Grafen Heinrich und Ulrich «die<br />

herrschaften Brettengaw und Taffas mitsampt der vogtei zu Kurwald». Die<br />

Zinskäufe, zum Teil für beträchtliche Summen, halten unvermindert an, die<br />

Finanzkraft des <strong>Kloster</strong>s scheint unerschöpflich zu sein und dies zur Zeit des<br />

Alten Zürichkrieges, in dem zum Beispiel das <strong>Kloster</strong> Rüti schlimmer<br />

Zerstörung anheim fiel. Geradezu modern wirkt die Ausgliederung der<br />

klostereigenen Nebenbetriebe: 1444 empfängt Christian Jud von Propst Georg


- 44 -<br />

als Zinslehen die <strong>Kloster</strong>mühle mit Walke und Stampfe, und 1446 wird gleich<br />

auch das Hospital mit dem Hof Graffs dem Churer Bürger Kaspar<br />

Gröscheinaiger verliehen. In dieser wirtschaftlichen Blütezeit erreicht<br />

<strong>Churwalden</strong> auch den Rang einer Abtei: Als Graf Hugo von Montfort am<br />

17.8.1446 seine Rechte am grossen Zehnten von Brienz/Brinzauls um 200<br />

Rheinische Gulden an <strong>Churwalden</strong> verkauft, tritt Georg erstmals als Abt auf,<br />

1461 wird er infuliert. In den 40er Jahren scheinen Akquisitionen in den<br />

Städten Chur und Maienfeld wichtiger zu werden: Abt Georg verleiht 1448 ein<br />

gemauertes Haus in Chur am Oberen Markt und kauft im selben Jahr und 1449<br />

Zinsen in Maienfeld. Nicht ohne Raffinesse ist ein Vertrag von 1451: Luzi<br />

Dietegen, Burger zu Chur, übergibt Abt Georg vogtweise, für Hensli und Töni<br />

Baumann (nicht Ammann) für eine Geldschuld von 24 Pfund ein Haus mit<br />

Garten vor dem Obertor in Chur zu Unterpfand. 1493 geht die Rechnung auf,<br />

und Hans Baumann muss zu Gunsten der Abtei auf das Haus verzichten. 1451<br />

beginnt die Ausgabe der grossen Meierhöfe zu Erblehen: Den Anfang macht<br />

der Meierhof des <strong>Kloster</strong>s in Chur.<br />

S. 315: Im Sommer 1451 folgt der halbe <strong>Kloster</strong>hof in Parpan. Zwei weitere Zinskäufe<br />

bestätigen 1452 den Trend zur Sicherstellung des Kapitals durch Immobilien in<br />

den Städten Chur und Maienfeld. Am 14.9.1452 erteilt Papst Nikolaus V. dem<br />

Abt von <strong>Churwalden</strong> sowie dem Domdekan und dem Domkustos das Mandat,<br />

die durch den Tod von Burkhard Lässer frei gewordene Vikarstelle an der<br />

Kirche St. Martin in Chur entsprechend dem Vorschlag von Dompropst Johann<br />

Amsler (1441-1460) dem Johannes Lässer zu übertragen. <strong>Das</strong>s der Abt in<br />

jungen Jahren Sünden des Fleisches nicht vermieden hat, belegt die<br />

entsprechende Absolution des Papstes vom 30.10.1452: Als Ordensmitglied<br />

und erst im Besitz der niederen Weihen, hat er sich mit einer ledigen Frau<br />

eingelassen und mehrere Kinder mit ihr gezeugt. Auffällig ist ein Lehen<br />

(Vitalleihe ) vom 8.1.1454: Der Abt verleiht Hans Töni, dessen Frau und<br />

Kindern den Hof Pradaschier zu Malix, aber nur für zwei Generationen. Auch<br />

die Käufe in Chur gehen weiter, desgleichen werden 1455 um 100 Pfund<br />

Heller Zinsen von Gütern in <strong>Churwalden</strong> gekauft. Im Zusammenhang mit der<br />

Territorialisierung der Herrschaftsgebiete, vor allem wegen der Eigenleute<br />

ausserhalb des Gerichts <strong>Churwalden</strong> (besonders Vaz/Obervaz), beginnen sich<br />

Schwierigkeiten abzuzeichnen, die 1456 das Eingreifen des Bischofs Leonhard<br />

Wismair erfordern, Hans Mettler schliesst 1458 einen Verpfründungsvertrag:


- 45 -<br />

Gegen einen Zins von den Gadenstätten Clarams in Parpan und gegen<br />

Mitarbeit bekommt er im <strong>Kloster</strong> Unterkunft, Kleidung und Nahrung. Am<br />

10.2.1457 beauftragt Papst Calixtus III. den Bischof von Brixen und die Äbte<br />

von Bregenz und <strong>Churwalden</strong> die Klage zu untersuchen, gewisse Churer<br />

Chorherren hätten sich widerrechtlich Wertgegenstände des Hochstifts<br />

angeeignet. Ebenfalls im Auftrag des Papstes verkünden Abt Friedrich von<br />

Reitnau, Abt von Pfäfers, und Simon Stolz, bischöflicher Offizial, am<br />

14.5.1458 nach Klagen des Abtes und des Konvents von <strong>Churwalden</strong> einen<br />

Entscheid betreffend Unregelmässigkeiten des Martinus Fall und anderer<br />

Priester sowie am 4.8.1458 einen Schiedsspruch bezüglich der Besetzung der<br />

Pfarrei Alvaneu mit dem Churwaldner Konventualen Ludwig Fochetzer. Am<br />

1.4.1460 urteilt Johannes Hochdorf, geistlicher Richter und Generalvikar der<br />

Churer Kurie, betreffend strittiger Erbschaftsfragen zwischen dem <strong>Kloster</strong><br />

Pfäfers einerseits und den Klöstern St. Luzi in Chur, <strong>Churwalden</strong>, St. Nicolai<br />

in Chur und den Verwandten des verstorbenen Pfarrers von St. Peter im<br />

Schanfigg, Michael Göggelin, andererseits, da Letzterer die Verwandten durch<br />

Testament und Legate begünstigt hat. Der Entscheid fällt zu Gunsten der<br />

Benediktinerabtei Pfäfers aus, die als Inhaberin des Patronatsrechts von St.<br />

Peter der Klage entsprechend zum Universalerben eingesetzt wird. <strong>Churwalden</strong><br />

geht leer aus. Die grossen alten Besitzkomplexe scheint man nur zögernd als<br />

Erblehen ausgegeben zu haben, jedenfalls<br />

S. 316: empfängt Philipp Aerni den halben <strong>Kloster</strong>hof zu Maienfeld am 5.1.1461<br />

erneut auf 16 Jahre zu Lehen. Dies ist gleichzeitig auch die letzte Nachricht<br />

über Abt Georg, er muss wenig später gestorben sein, da am 26.4.1461 sein<br />

Nachfolger eingesetzt wird. Abt Georg war einer der fähigsten Oberen<br />

<strong>Churwalden</strong>s. In den 30 Jahren seiner Regierung gelang es ihm, die<br />

wirtschaftlichen Verhältnisse des <strong>Kloster</strong>s durch gezielte Massnahmen auf<br />

solide Grundlagen zu stellen. Seine Investitionen konzentrierten sich im<br />

Wesentlichen auf die Städte Chur und Maienfeld, und die landwirtschaftliche<br />

Produktion im näheren Bereich des <strong>Kloster</strong>s wurde mittels Überführung in eine<br />

moderne Rentenbewirtschaftung aus dem Verantwortungsbereich der<br />

Chorherren und der klösterlichen Familie herausgelöst. Für die damalige Zeit<br />

und auch für die Prämonstratenserklöster der Zirkarie Schwaben ist diese<br />

Mittelbewirtschaftung zwar nicht singulär, aber es ist das Verdienst Abt<br />

Georgs, sie trotz der nicht sehr günstigen Voraussetzungen <strong>Churwalden</strong>s


- 46 -<br />

konsequent durchgeführt zu haben. Zugute kam ihm die politische Stabilität im<br />

Zentrum Oberrätiens unter der Herrschaft der Grafen von Montfort.<br />

S. 317: Ludwig von Lindau, 1461-I487/1488. Der nach der Stadt seiner Herkunft<br />

benannte Prior Ludwig von Lindau wird am 26.4.1461 durch Abt Johann<br />

Dreyringer von Roggenburg unter Assistenz von Abt Johann von St. Luzi und<br />

Propst Ulrich von St. Jakob zum Abt eingesetzt und von Weihbischof Johannes<br />

Nell, Minorit und Titularbischof von Chrysopolis, benediziert. Der Konvent<br />

besteht damals aus elf Konventualen. Für die Wahlbestätigung muss dem<br />

Bischof von Chur, Ortlieb von Brandis, eine Gebühr von 100 Rheinischen<br />

Gulden entrichtet werden. <strong>Das</strong> von Abt Ludwig angeblich existierende Portrait<br />

zeigt nicht ihn, sondern Abt Gebhart Vittler (1497-1536). Papst Pius II.<br />

bestätigt am 21.4.1464 Abt und Konvent von <strong>Churwalden</strong> alle bisherigen<br />

Rechte und Besitzungen: neben dem Hospiz mit Kapelle namentlich die<br />

Pfarrkirchen St. Jakob im Prättigau (<strong>Kloster</strong>s), St. Lorenz in Paspels und St.<br />

Mauritius in Alvaneu sowie die Kapellen in Balzers, St. Peter in Parpan<br />

(Filiale von Vaz/Obervaz), St. Margrethen (richtig wäre Maria) in Luzein<br />

(Filiale von Jenaz) und St. Petronella in Altenstadt/Feldkirch, ausserdem<br />

summarisch den Grundbesitz, genauer aber neben dem Grosshof (grangia) in<br />

Maienfeld die Alpen, nämlich Stätz, Nova (Schafalp Heintzlisberg/Fulenberg),<br />

Danis, die halbe Alp Sanaspans sowie zwei Teile des Zehnten in<br />

Brienz/Brinzauls. 1466 verkauft Graf Wilhelm VI. von Montfort das Gericht<br />

<strong>Churwalden</strong> Herzog Sigismund von Österreich. Da die Untertanen der VI<br />

Gerichte die Huldigung verweigern, übergibt er sie 1471 auf Wiederkauf Vogt<br />

Ulrich IX. von Matsch. Der Rückkauf durch Österreich erfolgt dann 1477.<br />

Innerhalb des Gerichts <strong>Churwalden</strong> schaffen die von Vogt Gaudenz von<br />

Matsch am 15.2.1477 knapp vor dem Übergang an Österreich erlassenen<br />

Satzungen klare Verhältnisse. Haben sich schon 1456 Probleme mit den<br />

Gotteshausleuten in fremden Gerichten vor allem zu Vaz/Obervaz gezeigt, so<br />

akzentuieren sie sich seit 1463 erneut. Ammann, Rat und Geschworene von<br />

Davos fällen einen Schiedsspruch zwischen dem <strong>Kloster</strong> und den <strong>Kloster</strong>leuten<br />

im Gericht Vaz/Obervaz mit Bussandrohung von 200 Pfund. Trotz immer<br />

neuer Schiedsgerichte und Vermittlungsversuchen kommt es 1487 wegen der<br />

Alp Stätz zu Gewaltakten. Nicht ganz so heftig fallen die Streitigkeiten um<br />

Weiderechte mit der Nachbarschaft Malix aus, die 1485 beigelegt werden<br />

können. Schwierigkeiten gibt es aber auch etwa mit St. Peter im Schanfigg, wo


- 47 -<br />

die Herrschaft Österreich zur Schlichtung drei Schiedsrichter, darunter den<br />

Vogt von Belfort, Nikolaus Beeli, einsetzt. Die Zukäufe von Gütern bzw.<br />

Renten gehen unter Abt Ludwig schon vor dem <strong>Kloster</strong>brand von 1472<br />

deutlich zurück, wogegen die Übertragungen zu Erblehen zur Regel werden. In<br />

Maienfeld werden vorzugsweise die meisten Lehen wie früher den Meiern auf<br />

15 oder 20 Jahre ausgegeben. Die Lehen können nun offenbar auch von den<br />

Lehensträgern problemlos verkauft und<br />

S. 318: belastet werden. Vereinzelt ist von Heimfall die Rede wegen Insolvenz des<br />

Lehensträgers, der aber nur mittels Gerichtsverfahren durchgesetzt werden<br />

kann. Solche Beziehungen führen auch zu Konflikten, seien es Streitigkeiten<br />

um Zinsen, Heimfall des Lehens oder Probleme mit zerstrittenen Erben, um die<br />

sich Abt Ludwig zu kümmern hat. Selbst über die Befreiung eines Leibeigenen<br />

aus dem bischöflichen Gefängnis liegen Nachrichten vor. Abt Ludwig tritt aber<br />

auch in fremden Angelegenheiten als Schiedsrichter auf, was für ein gewisses<br />

Ansehen spricht. 1464 bemüht er sich zusammen mit Graf Hugo von Montfort<br />

und Abt Friedrich von Pfäfers um eine Richtung zwischen Graf Georg von<br />

Werdenberg-Sargans und den Herren von Brandis wegen des Streits um die<br />

Grafschaft Vaduz. 1466 wird er von Papst Paul II., 1476 von Papst Sixtus IV.<br />

für Untersuchungen betreffend das Verhalten gewisser Geistlicher eingesetzt,<br />

1468 ist Abt Ludwig zusammen mit Magister Heinrich Steiner von Rapperswil<br />

Schiedsrichter in einem Streit zwischen den Klöstern Pfäfers und Rüti ZH<br />

wegen Zehnten. 1468 wird übrigens mit Rüti ein Verbrüderungsvertrag<br />

abgeschlossen, Am 26.9.1482 beteiligt sich Abt Ludwig am Vergleich im<br />

Streit zwischen dem <strong>Kloster</strong> St. Luzi und dem Kirchherrn von Sagogn GR.<br />

Umgekehrt beauftragt Papst Sixtus IV. 1483 den Abt von St. Gallen mit der<br />

Untersuchung der Klage des bekannten Financiers Rudolf Mötteli von<br />

Rappenstein, er sei von Abt Ludwig wegen Zehntstreitigkeiten in Zizers<br />

unrechtmässig zitiert worden. Der Brand des <strong>Kloster</strong>s im Jahre 1472 ist ein<br />

entscheidender Einschnitt in der Amtszeit Abt Ludwigs. Beim Wiederaufbau<br />

wird die Kirche mit einem modernen Flügelaltar und einer neuen Kanzel<br />

ausgestattet. Prunkstücke müssen auch die drei von Abt Ludwig 1477<br />

gestifteten Reliquienbüsten gewesen sein. Von dieser Ausstattung blieb als<br />

wertvollstes Stück der Hochaltar von 1477 erhalten. Er trägt auf der Rückseite<br />

die Stifterinschrift des Abtes für die Ausstattung der Kirche. Im<br />

Kupferstichkabinett Berlin befindet sich noch eine vergoldete Metallplakette


- 48 -<br />

mit einer gravierten Darstellung der Maria mit Kind, vor der in vollem Ornat<br />

Abt Ludwig kniet. Die von Abt Ludwig 1475 aufgestellte Kanzel mit der<br />

Inschrift «anno/dm m o /ccc o lxxv o /sub dno ludwico abatie» befindet sich heute<br />

im Museum Schloss Lenzburg. Um die grossen Aufwendungen bezahlen zu<br />

können, bittet Abt Ludwig 1479 den visitierenden Abt von Rot, Heinrich<br />

Hünlin, um die Ausschreibung einer Kollekte. Aus dem Schreiben geht hervor,<br />

dass damals weder Dormitorium noch Refektorium wieder aufgebaut waren<br />

und dass es an gewissen liturgischen Büchern («libris nocturnalibus») fehlte.<br />

Am 14.11.1479 gewährt Bischof Ortlieb von Brandis den Besuchern<br />

<strong>Churwalden</strong>s Ablass, Wenn man bedenkt, dass in jener Zeit kurz<br />

hintereinander die Neubauten der Kirchen von Serneus (1479), Luzein (1487)<br />

und St. Jakob im Prättigau (1493) vollendet wurden, muss die finanzielle<br />

S. 319: Belastung tatsächlich erheblich gewesen sein. <strong>Das</strong>s ein weiterer Ablass von<br />

1488 damit in Zusammenhang steht, kann vermutet werden. 1484 erteilt der<br />

päpstliche Delegat Bartolomeo de Camerino Abt Ludwig Absolution. Am<br />

4.12.1487 ist Abt Ludwig zum letzten Mal urkundlich erwähnt, am 13.3.1488<br />

wird der Nachfolger gewählt, dazwischen liegt das Todesdatum des Abtes,<br />

Laut Hugo ist er 1488 gestorben.<br />

S. 320: Johannes Trostberger, 1488-1496. Er stammt nicht aus dem damals schon<br />

ausgestorbenen adligen Geschlecht der Herren von Trostberg. Hugo nennt ihn<br />

ausdrücklich «Trostberge(r)». 1461-1488 Prior. Am 13.3.1488 wählt ihn die<br />

Wahlversammlung unter dem Abt von Ursberg, Johannes Ribler, assistiert von<br />

Abt Leonhard Schorer von St. Luzi und Propst Paul von St. Jakob im Prättigau<br />

(<strong>Kloster</strong>s) zum Abt von <strong>Churwalden</strong>. Er und Abt Leonhard von St. Luzi<br />

bestätigen am 28.3. bzw. 21. 4.1488 als päpstliche Delegierte («iudices et<br />

executores») dem Churer Domkapitel die Inkorporation der Pfarrkirche St.<br />

Martin von Rötis in Vorarlberg. Am 12.8.1488 erhält er von Bischof Ortlieb<br />

von Brandis für <strong>Churwalden</strong> einen Ablass. Er stellt am 25.4.1489 den Vögten<br />

von elf im Jahr 1487 auf Stätz erschlagenen Churwaldnern eine Quittung über<br />

44½ Pfund für die Jahrzeitstiftung aus, die Jahrzeiten<br />

S. 321: sind auf den 7. Dezember, «an dem die schlacht beschechen ist» fixiert, König<br />

Maximilian quittiert dem <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> am 12.4.1492 die Zahlung von<br />

26 Rheinischen Gulden, die es geleistet hat, statt einen Fussknecht für den<br />

Krieg gegen Frankreich und Böhmen zu stellen, Abt Johannes lässt 1490 die


- 49 -<br />

Besitzungen des <strong>Kloster</strong>s in Altenstadt (Feldkirch) aufnehmen, Die Tendenzen<br />

der vorhergehenden Jahre setzen sich fort. Beim Verkauf des Erblehens<br />

Brawaschgaw behält sich das <strong>Kloster</strong> 1488 das Obereigentum vor. 1493 sieht<br />

sich Hans Baumann gezwungen, sein elterliches Haus in Chur am Obertor<br />

jenseits der Plessur wegen Insolvenz Abt Johannes zu überlassen. Ein gewisser<br />

Ulrich erhält 1493 Güter in <strong>Churwalden</strong> als Erblehen, Weihbischof Balthasar<br />

Brennwald, Dominikaner und Bischof von Troja, weiht am 25.11.1494 die<br />

Altäre von St. Peter und Paul in der Kapelle Parpan, Es folgt in Verbindung<br />

mit einem Ablass am 24.7.1496 die Weihe des Friedhofs und der Kapellen des<br />

<strong>Kloster</strong>s <strong>Churwalden</strong>, Dies ist gleichzeitig die letzte über diesen Abt erhaltene<br />

urkundliche Nachricht. Da sein Nachfolger, Abt Gebhart Vittler, sich am<br />

2.3.1513 in seinem 16. Regierungsjahr befand, ist Abt Johannes wohl noch<br />

1497 gestorben. Jürg L. Muraro<br />

Gebhard Vittler, 1497-1536. Von Werdenberg. Am 21.9.1497 ist er als Abt<br />

von <strong>Churwalden</strong> bei der Wahl von Abt Johann Walser von St. Luzi (1497-<br />

1515) zugegen, Er soll am 6.12.1500 geadelt worden sein, Unter ihm wird<br />

1502 die neue, reich ausgestattete <strong>Kloster</strong>kirche geweiht. Während seiner<br />

Amtszeit scheint die klösterliche Disziplin stark vernachlässigt worden zu sein.<br />

1533 lebt ausser ihm nur noch ein Konventuale im <strong>Kloster</strong>. Gegen die Von der<br />

Gemeinde <strong>Churwalden</strong> erhobenen Ansprüche auf das <strong>Kloster</strong>vermögen, die<br />

mit der Reformation einsetzen, vermag er sich nicht durchzusetzen. Am<br />

15.3.1527 muss er die Bevogtung des <strong>Kloster</strong>s hinnehmen. Auch den Abgang<br />

der Propstei St. Jakob kann er nicht verhindern: «Gerardus calamitatum restis<br />

& spectator dolorosus ... ». Abt Gebhard stirbt vermutlich am 5.8.1536.<br />

S. 322: Florin Janut, 1536-1548. Von Flims. Am 13.6.1504 an der Universität<br />

Tübingen immatrikuliert, zusammen mit seinem Mitbruder und späteren Abt in<br />

St. Luzi Theodul Schlegel. 1515 in St. Luzi bezeugt, 1518 und 1520 wird er<br />

Prior des Stifts und Pleban in Haldenstein genannt, von 1527 bis mindestens<br />

1535 ist er Pfarrer in Bendern. Vermutlich am 15.9.1536 von Roggenburg zum<br />

Abt eingesetzt, Er kann sein Amt zunächst nicht antreten, da die Gemeinde<br />

<strong>Churwalden</strong> unter Missachtung der Kollaturrechte Roggenburgs den letzten<br />

verbliebenen Konventualen Martin Duff zum Abt ernennt. Nach Interventionen<br />

Österreichs wird Martin Duff mit Vertrag vom 27.11.1540 abgesetzt. Abt<br />

Florin ist 1544 bereit, Konventualen in <strong>Churwalden</strong> aufzunehmen, fordert und


- 51 -<br />

Silvester Schroffer, 1588-1599. Konventuale von St. Luzi, «olim S. Lucii in<br />

domo Benedurana [Bendern] professus. Hat 1580 in Dillingen studiert. Am<br />

26.6.1588 meldet Vogt Hans Georg von Marmels die Einsetzung von Abt<br />

Silvester nach Innsbruck. Wegen hoher Verschuldung des <strong>Kloster</strong>s muss der<br />

Abt einige Güter in <strong>Churwalden</strong> verkaufen. Es wird ihm schlechte<br />

Amtsführung vorgeworfen, Er resigniert 1599 als letzter Abt von <strong>Churwalden</strong><br />

und stirbt bald darauf.<br />

S. 325: Liste der Administratoren aus Roggenburg<br />

Michael Jäger, 1600-1603. Am 7·6.1600 eingesetzt. Von Österreich am<br />

2.7.1603 des Amts enthoben.<br />

Simon Maurer, 1603-1605. Roggenburg überträgt dem Abt von St. Luzi am<br />

16.9.1603 die provisorische Administration, die er bis zum Amtsantritt von<br />

Johannes Buck ausübt.<br />

Johannes Buck, 1605-1606?, 1610-1612? Am 14.4.1605 im Beisein von<br />

Simon Maurer, Abt von St. Luzi, installiert. <strong>Das</strong> Ende seiner Amtszeit liegt vor<br />

dem 16.2.1606. Eine zweite Amtszeit beginnt um den 13.3.1610 und endet<br />

spätestens am 1.3.1612.<br />

Michael Probst, 1606-1610. Von Krumbach D. Spätestens seit dem 16.2.1606<br />

im Amt. «... coenobio magna cum laude profuit ... ». Am 19.3.1610 zum Abt<br />

von Roggenburg gewählt.<br />

Johannes Buck, 1610-1612? (2). S. 1605-1606?<br />

Kaspar Keck, 1612-1613/1614? Studiert 1600 in Dillingen, Seit 1.3.1612<br />

Administrator von <strong>Churwalden</strong> bis 1613 oder 1614.<br />

Karl Bertsch, 1613/1614?-1616, 1624-1627. Beginn der ersten Amtszeit 1613<br />

oder 1614 « ... in oeconomica re curanda diligentissimus ac solertissimus ... ».<br />

S. 326: Die Reformierten zwingen ihn am 19.10.1616 zu emigrieren. Eine zweite<br />

Amtszeit beginnt am 2.3.1624. Am 24.1.1627 wird er abberufen.<br />

Georg Häberlin, Avenula, 1621-1624, 1639-1654. Studiert 1605 in Dillingen.<br />

Der genaue Amtsbeginn in <strong>Churwalden</strong> ist unbekannt, er sei am 20.11.1621<br />

mit der Seelsorge in <strong>Churwalden</strong> betraut worden: Amtsende 1624. Die zweite<br />

Amtszeit beginnt mit der Erwählung am 8.12.1639, als Datum des Amtsantritts


- 52 -<br />

erscheint der 13.1.1640. Die Amtszeit endet nicht vor dem 10.1.1654 «magna<br />

laude, utilitate pari».<br />

Karl Bertsch, 1624-1627 (2). S. 1613/1614?-1616.<br />

Jakob Rauch, 1627-1629. Von Breitenthal D. 1616 in Dillingen<br />

immatrikuliert. Am 24.1.1627 Administrator in <strong>Churwalden</strong>. Kurz nach der<br />

Ernennung zum Abt von St. Luzi stirbt er an der Pest und wird am 3.12.1629<br />

in <strong>Churwalden</strong> begraben.<br />

Johann Widemann, 1629-1639. 1611 in Dillingen immatrikuliert. Am<br />

31.12.1629 zum Administrator von <strong>Churwalden</strong> eingesetzt. 1630 fordert er die<br />

Propstei St. Jakob und Güter zu Maienfeld, Chur, Trimmis, Zizers,<br />

Vaz/Obervaz und im Schanfigg sowie den Zehnten in Lantsch/Lenz und<br />

Brienz/ Brinzauls zurück. Ende der Amtszeit 1639.<br />

S. 327: Georg Häberlin, 1639-1654 (2). S. 1621-1624.<br />

Christian Hauptmann, Capitel, 1654. Er ist spätestens seit dem 15.4.1654<br />

Administrator und stirbt vermutlich am 20.12.1654 im Amt.<br />

Joachim Hohenegger, 1657-1659. Bereits 1639 zur Seelsorge nach<br />

<strong>Churwalden</strong> geschickt. 1655 wird die Pfarrei vom Kanoniker Henric Sartorius<br />

von St. Luzi und 1656 vom Pfarrer von <strong>Untervaz</strong>, Sebastian Rüttimann,<br />

betreut. Die Amtszeit von Hohenegger beginnt spätestens am 27.3.1657,<br />

möglicherweise bereits am 3.1.1657. Amtsende am 1.9.1659.<br />

Gottfried Bertele, 1659-1680? Von Dillingen D. 1656 in St. Luzi. Spätestens<br />

seit dem 31.10.1659 Administrator in <strong>Churwalden</strong>. Dort ist er bis zum<br />

2.3.1678 nachweisbar, bleibt vermutlich aber bis 1680 in <strong>Churwalden</strong>.<br />

Bernhard Bucher, 1680-1682. Im Taufbuch von <strong>Churwalden</strong> erscheint er<br />

erstmals am 24.10.1680 als Administrator, letztmals am 12.9.1682.<br />

Christoph Strom, 1683-1697. Von Marchtal, Spätestens seit dem 16.2.1683<br />

Administrator. Er amtet vermutlich bis zum 14.10.1697.<br />

Franziskus Keser, 1698-1700. Spätestens seit dem 24.8.1698 und bis zum<br />

26.2. 1700 als Administrator in <strong>Churwalden</strong> nachweisbar.<br />

Alexander Kramer, 1700-1704. Von Ursberg D. Er wird am 23.2.1700<br />

eingesetzt. <strong>Das</strong> Ende der Amtszeit liegt nicht vor dem 16.3.1704.


- 53 -<br />

S. 328: Dominikus Schwaninger, 1704. Von Stoffenried (Herrschaft Elchingen,<br />

Tirol). Geboren am 13.3.1675. Zwar versieht er zwischen März und September<br />

1704 die Seelsorge in <strong>Churwalden</strong>, das Taufbuch nennt ihn aber nicht<br />

Administrator,<br />

Gilbert Ötschmann, 1704-1713. Von Steingaden (Bayern). Getauft am<br />

24.10.1668 (Johannes). Eltern: Christi an und Regina de Urspring. In den<br />

Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs wird er von Roggenburg nach Ulm<br />

verschleppt, Er lässt sich erstmals am 21.9.1704 als Administrator in<br />

<strong>Churwalden</strong> nachweisen, letztmals am 17.5.1713.<br />

Ulrich Peiler, 1713-1744. Von Feldkirch. Getauft am 19.7.1681 (Joseph<br />

Fidelis). Eltern: Zacharias Peller und Maria Anna, geborene Metzler. Erstmals<br />

ist er als Administrator von <strong>Churwalden</strong> am 9.10.1713, letztmals am 11.6.1744<br />

nachgewiesen. Er stirbt in <strong>Churwalden</strong> am 9.11.1744.<br />

Friedrich Bauer, 1744-1756. Von Landsberg D. Geboren am 10.5.1710. Seit<br />

dem 24.11.1744 Administrator in <strong>Churwalden</strong>, 1742 und wiederum 1754 Prior<br />

in St. Luzi. Er behält aber mindestens bis zum 15.8.1756 die Administration in<br />

<strong>Churwalden</strong>. gest. 23.12.1757.<br />

Balthasar Böck, Beck, 1757-1758. Von Sinning D. Getauft am 11.5.1718<br />

(Jakob Ignaz). Eltern: Matthias Böck und Ursula, Er war vielleicht seit dem<br />

S. 329: 13.1.1757 Administrator, spätestens aber seit dem 2. 2.1757. Seine Amtszeit<br />

endet nach dem 9.4.1758.<br />

Caspar Schmid 1758-1761? Von Dillingen D. Geboren am 9.9.1719.<br />

Spätestens seit dem 9.6.1758 und mindestens bis nach dem 28.9.1760,<br />

vermutlich aber bis 1761 Administrator in <strong>Churwalden</strong>,<br />

Isfried Weltin, 1761-1803(1807). Von Neumühl (?) D. Geboren am 9.6.1730<br />

(Johannes Nepomuk Fidelis). Eltern: Johannes Baptist Weltin und Johanna,<br />

geborene Brotmann. Seit April 1761, spätestens aber seit dem 24.8.1761<br />

Administrator in <strong>Churwalden</strong>-. Nach der Säkularisation von Roggenburg erhält<br />

Weltin 1803-<strong>1804</strong>, bis zur Übergabe des <strong>Kloster</strong>s an das Churer Bistum, von<br />

Bayern eine jährliche Pension, Er stirbt am 6.2.1807 in <strong>Churwalden</strong>, «ubi per<br />

44 annos et ultra Zelosissimum agebat Administratorem. Homo venerabilis,<br />

prudens et pius».<br />

Silke Redolfi


- 54 -<br />

S. 331: CHURWALDEN, FRAUENKLOSTER<br />

von Jürg L. Muraro<br />

Lage: Gemeinde und Kreis <strong>Churwalden</strong>, Kanton Graubünden.<br />

Diözese: Chur.<br />

Zirkarie: Schwaben.<br />

Name: ecclesiam sancte Marie, ubi moniales morantur incluse (1208),<br />

claustrum monialium (in Curwalde, 1311).<br />

Patron: Maria, Nikolaus.<br />

Status: Frauenkloster.<br />

Mutterkloster: <strong>Churwalden</strong>.<br />

Gründung: <strong>1150</strong>/1167 oder 2. Hälfte des 12. Jh.<br />

Aufhebung: vor Mitte des 14. Jh.<br />

Geschichte<br />

Die Geschichte der in <strong>Churwalden</strong> lebenden Nonnen ist wegen der dürftigen<br />

Quellenlage schwer durchschaubar. Erstmals werden sie in der päpstlichen<br />

Bulle vom 6.5.1208 erwähnt, mit der Innozenz III. das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> in<br />

seinen Schutz nimmt, ihm die Augustinerregel überträgt und seinen Besitz<br />

bestätigt, darunter auch die «ecclesia sancte Marie, ubi moniales morantur<br />

incluse». Man weiss nicht, ob das Frauenkloster zusammen mit dem<br />

Männerkloster, zwischen <strong>1150</strong> und 1167, oder bald danach, in der zweiten<br />

Hälfte des 12. Jh., gegründet wurde.<br />

Die Lage des Frauenklosters, und ob es anfänglich im <strong>Kloster</strong>areal des<br />

Männerklosters lag, ist unsicher. Man nimmt an, dass die Churwaldner<br />

Chorherren die alte Marienkirche, die sie bei ihrer Ankunft von St. Luzi in<br />

Chur übernommen hatten, zu einem späteren Zeitpunkt den Nonnen überlassen<br />

haben. Auf einem 1795, zur Zeit des letzten Administrators Isfried Weltin<br />

gemalten Ölbild erscheinen «Rudera der Pfarrkirche des heil. Wolfgang», bei<br />

denen es sich vermutlich um die Überreste der ehemaligen Marienkirche<br />

handelt. Im Churwaldner Urbar von 1508 wird sie als «capell unnserfrowen<br />

sancti Bartholomei und Wolfgangi, das da genent wirt das alt closter»<br />

beschrieben. Sie lag nach dem Ölbild südöstlich der späteren <strong>Kloster</strong>- und


- 55 -<br />

S. 332: heutigen Churwaldner Pfarrkirche. Sie dürfte identisch sein mit dem anlässlich<br />

seines Abbruchs 1976 archäologisch untersuchten Haus Tanzplatz 41. Schon<br />

1962-1964 waren nördlich davon Reste von <strong>Kloster</strong>bauten aufgedeckt worden,<br />

die vermutlich zu dieser Anlage gehörten. Die auf dem Ölbild mit «Rudera<br />

vom Frauenkloster St. Niklas» bezeichnete Doppelturmkirche muss noch<br />

weiter nördlich gelegen haben. Man könnte sich den folgenden. Vorgang<br />

vorstellen: Zur Zeit der Papstbulle von 1208 wohnten die Frauen bei der alten<br />

«ecclesia sancte Marie», die Männer aber bereits im späteren «Frauenkloster<br />

St. Nikolaus». Als die Chorherren in der ersten Hälfte des 13. Jh. ihr neues<br />

<strong>Kloster</strong> erbauten, übergaben sie die <strong>Kloster</strong>anlage mit der doppeltürmigen<br />

Kirche den Nonnen. Diese hätte somit höchstens 50-80 m vom Männerkloster<br />

entfernt gelegen, einen «Steinwurf weit».<br />

Im Jahre 1210 erhielt das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> eine grössere Jahrzeitstiftung<br />

der Familie von Sax, die es erlaubte, im Hospital eine Kapelle zu bauen, und in<br />

der bestimmt wurde, dass das Anniversar in das Kalendar der Brüder und<br />

Schwestern einzutragen sei. Dies zeigt, dass in <strong>Churwalden</strong> wie in anderen<br />

Prämonstratenserklöstern auch, denen Männer und Frauen angehörten ein<br />

gemeinsames Jahrzeitenbuch geführt wurde und beide Konvente zum<br />

Totengedächtnis verpflichtet waren. <strong>Churwalden</strong> war ein Doppelkloster oder<br />

nach neuerer Begrifflichkeit ein Männerkloster mit einem weiblichen<br />

Annexkonvent. 1237 vermachte Leucarda, Ehefrau des Bozner Bürgers<br />

Albertin des Jüngeren, testamentarisch Einkünfte unter anderem «ad illum<br />

monasterium de Curwaldo, ubi soror sum». Bischof Graciadeus von Parenzo<br />

gewährte am 22.4.1311 Männerkloster, Frauenkloster und Hospital von<br />

<strong>Churwalden</strong> einen Ablass und bestimmte, dass die Dedicatio aller Altäre des<br />

Männerklosters am Fest des Erzengels Michael und diejenige der Altäre des<br />

Frauenklosters und des Hospitals in der Oktav von Ostern gefeiert werden<br />

sollte. <strong>Das</strong> Necrologium Curiense hält eine Jahrzeitstiftung des Domherrn<br />

Swiker Tumb von Neuburg aus dem ersten Viertel des 14. Jh. fest, bei der «in<br />

Curwald fratribus V sol. mez., sororibus ibidem V sol.» geschenkt wurden.<br />

<strong>Das</strong> sind bereits alle Belege zu dem Frauenkloster <strong>Churwalden</strong>, das vermutlich<br />

bald darauf aufhörte zu existieren, Nach neuzeitlicher, reformierter<br />

Geschichtsschreibung wurde der Konvent wegen unsittlicher Vorkommnisse<br />

zur Zeit Donats von Vaz (gest. 1337/1338) geschlossen. Eine Vorsteherin des<br />

Frauenkonvents ist nicht überliefert.


- 56 -<br />

Bei so wenigen Quellen ist es nötig, auf die allgemeine Typologie von<br />

Prämonstratenserklöstern zurückzugreifen, um sich ein Bild von dem <strong>Kloster</strong><br />

machen zu können. Ausserdem kann eine gewisse Parallelität mit dem<br />

Frauenkloster von St. Luzi in Chur, St. Hilarien, angenommen werden. In<br />

einem prämonstratensischen Männerkloster mit einem weiblichen<br />

Annexkonvent<br />

S. 333: lebten Männer und Frauen in verschiedenen Gebäuden, waren aber liturgisch,<br />

institutionell und wirtschaftlich eng miteinander verbunden. Vermutlich lebten<br />

die Nonnen von <strong>Churwalden</strong>, wie es für St. Hilarien angenommen wird, von<br />

vorneherein in einem eigenen <strong>Kloster</strong>gebäude. Die liturgische Einheit des<br />

Männerund des Frauenkonvents ist für das <strong>Kloster</strong> <strong>Churwalden</strong> belegt, die<br />

wirtschaftliche und strukturelle lässt sich vielleicht aus den Gegebenheiten von<br />

St. Luzi und St. Hilarien erschliessen. Der Propst von St. Luzi war auch der<br />

Obere von St. Hilarien, und beide Klöster führten eine gemeinsame Wirtschaft,<br />

dieselbe Verfassung und ökonomische Ordnung ist auch für das Frauenkloster<br />

St. Maria in <strong>Churwalden</strong> anzunehmen.<br />

Archiv und Bibliographie: Siehe <strong>Churwalden</strong>.<br />

Zur Beachtung:<br />

Diese Abschrift wurde mit Auslassung aller Fussnoten und<br />

Anmerkungen erstellt. Für wissenschaftliche Zwecke, ist unbedingt<br />

das Original zu konsultieren. (Helvetia Sacra, Abteilung IV, Die<br />

Orden mit Augustinerregel, Band 3, Die Prämonstratenser und<br />

Prämonstratenserinnen in der Schweiz. Seite 271-333).<br />

Internet-Bearbeitung: K. J. Version 12/2011<br />

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