Systematische Untersuchung von Slamming-Drücken
Systematische Untersuchung von Slamming-Drücken
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270 | Mai 1971<br />
SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU<br />
P. Schenzle, J. Broelmann, P. Blume<br />
<strong>Systematische</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Slamming</strong>-<strong>Drücken</strong> mit Hilfe <strong>von</strong><br />
Dreh-Fall-Versuchen in Wellen
<strong>Systematische</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Slamming</strong>-<strong>Drücken</strong><br />
mit Hilfe <strong>von</strong> Dreh-Fall-Versuchen in Wellen<br />
Peter Schenzle<br />
Jobst Broelmann<br />
Peter Blume<br />
.<br />
Mai 1971 Bericht Nr. 270
INSTITUT FÜR SCHIFFBAU DER UNIVERSITÄT HAMBURG<br />
Bericht Nr. 270<br />
<strong>Systematische</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Slamming</strong>-<strong>Drücken</strong><br />
mit Hilfe <strong>von</strong> Dreh-Fall-Versuchen in Wellen<br />
Bericht zum Forschungsauftrag T 01<br />
- 860 - I _ 205<br />
Bearbeiter:<br />
Leiter:<br />
(Prof. Dr.-Ing. O. Grim)<br />
Hamburg, Mai 1971
Bericht zum Forschungsauftrag T 01 - 860 - I - 205
<strong>Systematische</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> <strong>Slamming</strong>-<strong>Drücken</strong><br />
mit Hilfe <strong>von</strong> Dreh-Fall-Versuchen in Wellen<br />
Seite<br />
Vorbemerkung<br />
Zusammenfassung<br />
1. Grundlage<br />
2. Ziel der <strong>Untersuchung</strong>en<br />
Modell und Meßeinrichtung<br />
4. Fallversuch<br />
4.1.<br />
4.2.<br />
Aufbau<br />
Durchführung und Ergebnisse<br />
Drehfallversuch in glattem Wasser<br />
1<br />
2<br />
3<br />
6<br />
7<br />
8<br />
12<br />
5.1. Aufbau<br />
5.2. Durchführung und Ergebnisse<br />
6. Drehfallversuch in regelmäßigen entgegenlaufenden<br />
Wellen<br />
14<br />
6.1. Aufbau<br />
6.2. Durchführung und Ergebnisse<br />
7. Gegenüberstellung der Ergebnisse<br />
8. Feststellungen<br />
17<br />
19<br />
Literatur<br />
21<br />
Anhang 1:<br />
Anhang 2:<br />
Bilder<br />
Fotos<br />
Nr. 1 39<br />
Nr. I IX
1<br />
Vorbemerkung<br />
Fährt ein Schiff entgegen der mittleren Laufrichtung<br />
des Seegangs, so führt es im wesentlichen Tauch- und<br />
Stampfbewegungen aus (vertikale Translation und Drehung<br />
um eine horizontale Querachse).<br />
In schwerem Seegang kann dabei in einem gewissen Bereich<br />
des Vorschiffes die vertikale Relativbewegung zwischen<br />
Schiff und Wasseroberfläche so groß werden, daß der<br />
Schiffsboden austaucht. Beim Wiedereintauchen kann das<br />
Schiff, besonders beim Aufschlagen flacher Bodenbereiche<br />
auf die Wasseroberfläche, starke hydrodynamische Stöße<br />
erfahren, die in Schiffbau und Schiffahrt als tl<strong>Slamming</strong>tl<br />
bekannt sind. Neben erheblichen lokalen Belastungen der<br />
Bodenbeplattung wird dadurch der ganze Schiffskörper zu<br />
Biegeschwingungen angeregt.
2<br />
Zusammenfassung<br />
In einer Reihe <strong>von</strong> Fallversuchen in Glattwasser und <strong>von</strong><br />
Dreh-Fallversuchen in Glattwasser und in Wellen mit<br />
demselben Schiffsmodell wurde versucht, durch Bodendruckmessungen<br />
an mehreren Stellen des Kiels einen Beitrag zu<br />
leisten zur Klärung der Abhängigkeit des größten auftretenden<br />
<strong>Slamming</strong>-Drucks <strong>von</strong> der Relativgeschwindigkeit zwischen<br />
Schiffsboden und Wellenoberfläche, <strong>von</strong> der Bodenform und<br />
<strong>von</strong> den Eintauchbedingungen.<br />
Die Druckwerte des Fallversuchs stehen bei etwa quadratischer<br />
Geschwindigkeitsabhängigkeit in guter übereinstimmung mit<br />
denen zweidimensionaler Fallversuche.<br />
Die Steifigkeit ist im flachbodigen Bereich <strong>von</strong> wesentlichem<br />
Einfluß auf den <strong>Slamming</strong>-Druck.<br />
Während die Druckbeiwerte aus dem Fallversuch im vorderen<br />
Modellbereich auch bei den Dreh-Fallversuchen in Glattwasser<br />
und in Wellen nicht überschritten wurden, traten im flachbodigen<br />
Bereich bei beiden Dreh-Fallversuchen in einem gewissen<br />
Bereich kleiner Eintauchwinkel zum Teil um ein Mehrfaches<br />
höhere Drücke auf als beim Eintauchwinkel null beim<br />
Fall- und Dreh-Fallversuch.<br />
Die aufgetretenen Erscheinungen bedürfen zu ihrer Klärung<br />
gezielter <strong>Untersuchung</strong>en.
3<br />
1. Grundlage<br />
Die vorliegenden UntersuchUnge~)sollen die Frage <strong>von</strong> möglichen<br />
statistischen Eigenschaften der Abhängigkeit des<br />
größten auftretenden <strong>Slamming</strong>-Drucks <strong>von</strong> der Relativgeschwindigkeit<br />
zwischen der Wellenoberfläche und dem Schiffsboden<br />
klären helfen. Diese Frage ist bisher nicht befriedigend zu<br />
beantworten. Sie ist wesentliche Voraussetzung für die Beurteilung<br />
und Abschätzung gefährlicher Bodenbeanspruchungen.<br />
Eine <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Meyerhoff [1J im Rahmen des Forschungsauftrages<br />
T 01-326-I-205 hat folgenden Stand erbracht: Druckmessungen<br />
bei Fallversuchen mit flachbodigen Modellen <strong>von</strong><br />
sehr unterschiedlicher Größe zeigen jeweils recht gut eine<br />
Abhängigkeit des größten auftretenden Drucks proportional dem<br />
Quadrat der Auftreffgeschwindigkeit des Modells. Diese Tendenz<br />
hat man bisher bei allen Fallversuchen feststellen können.<br />
Dabei ist allerdings zu beachten, daß die Auftreffgeschwindigkeiten<br />
in den in [lJ ausgewerteten Fallversuchen nur in einem<br />
relativ kleinen Bereich variiert wurden, nämlich höchstens im<br />
Verhältnis <strong>von</strong> etwa 1:2. Die zitierte <strong>Untersuchung</strong> zeigt außerdem<br />
im Diagr.5(Bild40),daß sich die Ergebnisse der Fallversuche<br />
mit den verschiedenen flachbodigen Modellen alle etwa in die<br />
gleiche Tendenz einordnen lassen. Dies legt den Schluß nahe,<br />
daß beim hydrodynamischen Stoß flachbodiger Modelle im wesentlichen<br />
nur Newtonsche (dynamische) Ähnlichkeit zu erfüllen ist.<br />
In [lJ wurden außerdem die "Dreh-Fall-Versuche" <strong>von</strong> Bledsoe<br />
und Schwartz [2J ausgewertet. Erste Versuche dieser Art mit<br />
einem Schiffsmodell wurden 1954 <strong>von</strong> Todd [3J veröffentlicht.<br />
Damals erfolgten allerdings noch keine Bodendruckmessungen.<br />
Bei den Dreh-Fall-Versuchen kann sich das Modell um eine festgehaltene<br />
Querachse im Hinterschiff drehen und dabei eine<br />
spezielle Stampfbewegung ausführen. Das Vorschiff des Schiffsmodells<br />
wird auf eine vorbestimmte Höhe angehoben und <strong>von</strong> dort<br />
auf die ruhende Wasseroberfläche fallengelassen. Bei diesen<br />
~) Die <strong>Untersuchung</strong> wurde <strong>von</strong> der Fraunhofer-Gesellschaft zur<br />
Förderung der angewandten Forschung e.V. ermöglicht, der<br />
die Autoren hiermit ihren Dank aussprechen.
4<br />
Versuchen haben Bledsoe und Schwartz die Vertikalbeschleunigung<br />
in der Nähe des Vorstevens und den Bodendruck an mehreren<br />
Stellen des Vorschiffs gemessen. Bei der Auswertung dieser<br />
Messungen durch Meyerhoff [1J wurde der größte bei diesen<br />
Versuchen überhaupt gemessene Druck betrachtet. Die Auf treffgeschwindigkeiten<br />
sind in [2J nicht angegeben und mußten daher<br />
abgeschätzt werden. Die dabei möglichen Fehler können das<br />
grundsätzliche Bild nicht beeinflussen: Die Druckmessung bei<br />
diesem Dreh-Fall-Versuch ordnet sich gut in die Tendenz ein,<br />
die aus den Fallversuchen ermittelt wurde.<br />
Dieses Ergebnis der Auswertung bestärkt die häufig geäußerte<br />
Vermutung, daß der ungünstigste Stoß auf den Boden eines<br />
Schiffes im Seegang dem Stoß eines Kastenmodells im Fallversuch<br />
nahekommt.<br />
Auf der anderen Seite hat Ochi [4J aus Versuchen mit einem<br />
Modell eines "f1J:ariner"-Schiffes in unregelmäßigem Modell-Seegang<br />
den Zusammenhang zwischen dem Druck, der am Kiel des<br />
Modells auf 0,1 L vom Vorsteven gemessen wurde, und der Relativgeschwindigkeit<br />
zwischen dem Modell und der Wellenoberfläche<br />
im betrachteten Spantquerschnitt im Augenblick des Stoßes bestimmt.<br />
Dabei wurde vorausgesetzt, daß die etwa 3,0 m vor dem<br />
3,87mlangen Modell gemessenen Wellen sich bis zu dem betrachteten<br />
Querschnitt nicht deformieren. Das im übrigen auch im<br />
Bericht [5J nicht genau beschriebene Verfahren zur Bestimmung<br />
der Relativgeschwindigkeit könnte wohl nur zu einem kleinen<br />
Teil für die große Abweichung dieser Auswertung <strong>von</strong> den Ergebnissen<br />
der Fall- und der Dreh-Fall-Versuche verantwortlich gemacht<br />
werden. Bei Dreh-Fall-Versuchen in Wellen kann man diese<br />
Schwierigkeit ganz vermeiden.<br />
Die Auswertung <strong>von</strong> Ochi [4J zeigt überraschend deutlich eine<br />
Abhängigkeit des größten bemessenen Drucks proportional dem<br />
Quadrat der Auftreffgeschwindigkeit. Die Meßwerte liegen aber<br />
fast um eine Zehnerpotenz unter den Ergebnissen der Fall- und<br />
Dreh-Fall-Versuche.
5<br />
Die Auswertung für den Spantquerschnitt 0,1 L vom Vorsteven<br />
ist offenbar nicht zweckmäßig, wenn man Aussagen über die ungünstigsten<br />
Beanspruchungen durch Stöße gewinnen will. Die<br />
höchsten Druckwerte hat Ochi (vgl. auch [5J ) am Spant 0,2 L<br />
vom Vorsteven gemessen. Diese Drücke waren bis etwa doppelt so<br />
groß wie am Spant 0,1 L vom Vorsteven. Da man erwarten kann,<br />
daß di~ Relativgeschwindigkeit an dem hinteren der beiden<br />
Querschnitte kleiner ist, zeigt sich die Wichtigkeit, bei der<br />
Auswertung die relativ am höchsten belasteten Querschnitte zu<br />
erfassen.<br />
In der Diskussion zum Vortrag <strong>von</strong> Meyerhoff [1J hat Weinblum<br />
ebenfalls auf die Möglichkeit und den Nutzen <strong>von</strong> Dreh-Fall-<br />
Versuchen in Wellen hingewiesen (vgl. [6J ).
6<br />
2. Ziel der <strong>Untersuchung</strong>en<br />
Der Vergleich der Ergebnisse der Fallversuche und der Modellversuche<br />
im Modellseegang legt die Vermutung nahe, daß es sich<br />
bei den festgestellten Unterschieden nicht oder nur in unbedeutendem<br />
Maße um einen Maßstabeinfluß handelt. Man kann vielmehr<br />
vermuten, daß der ungünstigste Stoß auf den Boden eines<br />
Schiffsmodells im Seegang dem Stoß eines flachbodigen Modells<br />
im Fallversuch nahekommt, daß aber bei den bekannten Versuchen<br />
im Modellseegang die ungünstigsten Fälle nicht erfaßt worden<br />
sind.<br />
Es ist zu erwarten, daß die geometrischen Voraussetzungen für<br />
diesen ungünstigsten Stoß, je nach Art des Seegangs, der<br />
Schiffsform, der Beladung, der Geschwindigkeit, der Kursrichtung<br />
usw., nur bei einzelnen Stößen oder auch gar nicht<br />
erfüllt sind. Außerdem werden die ungünstigsten Bedingungen<br />
nicht immer an den gleichen Querschnitten erfüllt sein.<br />
Die <strong>Untersuchung</strong>en sollen den Zusammenhang zwischen dem<br />
höchsten möglichen Druck während des Stoßes und der vertikalen<br />
Relativgeschwindigkeit liefern. Außerdem sollen sie Aufschluß<br />
darüber liefern, welche geometrischen Verhältnisse zwischen<br />
Wellenoberfläche und Schiffsboden im Augenblick des Stoßes<br />
die höchsten Drücke verursachen. Beide Angaben können dann in<br />
statistischen Betrachtungen zur Vorhersage gefährlicher Beanspruchungen<br />
und ihrer Häufigkeit verwendet werden.<br />
In den üblichen Seegangsversuchen mit einem freien Modell in<br />
den Wellen besteht nicht genügend Freiheit, die geometrischen<br />
und dynamischen Verhältnisse im Augenblick des Stoßes zu beeinflussen,<br />
um systematische <strong>Untersuchung</strong>en anzustellen.<br />
Dreh-Fall-Versuche in regelmäßigen Wellen bieten dagegen eher<br />
die Möglichkeit, die Bedingungen zu steuern und gleichzeitig<br />
einigermaßen reproduzierbar zu machen. Sie erlauben außerdem,<br />
die vertikale Relativgeschwindigkeit zu bestimmen.<br />
Fallversuche und Dreh-Fall-Versuche in glattem Wasser mit<br />
demselben Modell und derselben Meßeinrichtung sollen die direkte<br />
Gegenüberstellung der Druckmeßwerte aus allen drei Versuchsarten<br />
ermöglichen.
7<br />
3. Modell und Meßeinrichtung<br />
Für das Modell wurde der Typ des "Mariner"-Schiffes gewählt,<br />
weil für ihn bereits andere systematische Versuchsreihen<br />
vorliegen und weil seine Form auch heute noch typisch für<br />
schnellere Handelsschiffe ist.<br />
( Bild 1 u.I).<br />
Außerdem diente er als Modell bei den <strong>Slamming</strong>-Messungen <strong>von</strong><br />
Ochi [4J in unregelmäßigem Modellseegang, und ein Spantquerschnitt<br />
dieses Typs wurde in den zweidimensionalen Fallversuchen<br />
<strong>von</strong> Ochi und Schwartz [7J untersucht.<br />
Das ca. 2 m lange Modell ist im Maßstab 1:80 aus glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff hergestellt und durch ein Sperrholzdeck<br />
verschlossen. Im Vorschiffsbereich sind längs der Mittellinie<br />
im Boden sechs Buchsen zur Aufnahme <strong>von</strong> piezo-elektrischen<br />
Quarz-Druckmeßdosen des Typs "Kistler" 701 A bzw. 7031 eingelassen<br />
(Bild 2,3u.I ). Die Druckaufnehmer haben eine Meßfläche<br />
<strong>von</strong> 9,5 mm Durchmesser, die bündig an die umgebende<br />
Außenhaut anschließt. Zum Versetzen oder Auswechseln sind die<br />
Druckaufnehmer durch zwei wasserdicht verschließbare Handlöcher<br />
im Deck zugänglich. Die in einer Ladungsverschiebung<br />
bestehenden Signale der Druckaufnehmer werden durch einen<br />
speziellen"l>iezo-Verstärker" in Spannungssignale umgewandelt<br />
und auf einem Kathodenstrahl-Oszillographen sichtbar gemacht,<br />
dessen einmaliger Strahldurchlauf durch das fallende Modell<br />
selbst kurz vor dem Stoß über einen Mikroschalter gestartet<br />
wird. Vom Zweistrahl-Oszillographen können durch Zerhackung<br />
der beiden Strahlen neben einer Wegmarke die Signale <strong>von</strong><br />
maximal drei Druckdosen aufgezeichnet werden. Die nicht benötigten<br />
Meßstellen werden solange durch Attrappen verschlossen.<br />
Die Wegmarken, die das Modell während des Falls passiert,<br />
sind die Zähne einer Zahnstange vom Modul 1,(d.h. einer<br />
Teilung <strong>von</strong> 'Ifmm), die mit einem induktiven Geber aufgenommen<br />
werden.<br />
Das Schirmbild des Oszillographen wird <strong>von</strong> einer Kleinbildkamera<br />
aufgenommen, deren Verschluß jeweils kurz vor und nach<br />
dem Versuch manuell betätigt wird.
8<br />
4. Fallversuch<br />
...<br />
4.1. Aufbau<br />
Beim reinen Fallversuch ist das Modell horizontal ausgerichtet<br />
und wird an zwei senkrechten Gleitschienen geführt. Dabei<br />
läuft die mitfallende AUfhängungsvorrichtung mit Kugelbuchsen<br />
auf den runden Gleitschienen aus hartverchromtem Stahl.<br />
In den verschiedenen Fallhöhen wird das Modell durch einen<br />
Elektromagneten gehalten, der direkt an einer Blechplatte an<br />
Deck des Modells angreift. Der Fallversuch wird durch Abschalten<br />
des Magneten begonnen. Kurz vor dem Auftreffen auf die<br />
Wasseroberfläche betätigt das fallende Modell den Mikroschalter,<br />
über den der Startimpuls an den Oszillographen gegeben wird (<br />
(BiIdYllund 4).<br />
Das Modell fällt in ein Wasserbecken <strong>von</strong> 5 m Durchmesser und<br />
1 m Wassertiefe, an dessen Rand ein einfacher, 5 cm breiter<br />
horizontaler Blechstreifen in Höhe des Wasserspiegels als<br />
"Strand" zur Dämpfung der beim Fall erzeugten Wellen angebracht<br />
ist. Bei einer Länge <strong>von</strong> nur einem Viertel des Beckenumfangs<br />
konnte so die erforderliche Wartezeit zwischen zwei<br />
Versuchen zur Beruhigung der Wasseroberfläche <strong>von</strong> ca. 20 auf<br />
10 Minuten verringert werden.<br />
4.2. Durchführung und Ergebnisse<br />
Der reine Fallversuch wurde mit drei verschiedenen Fallhöhen<br />
<strong>von</strong> ca. 230, 150 und 80 mm durchgeführt. Für die zugehörigen<br />
Auftreffgeschwindigkeiten sind die registrierten Wegmarkierungen<br />
maßgebend, da die Endgeschwindigkeiten wegen der Lagerreibung<br />
kleiner als beim entsprechenden freien Fall sind.<br />
Eine typische Aufzeichnung <strong>von</strong> 3 Mepkanälen und einer Wegmarke<br />
gibt Bild N wieder. Es zeigt unter einer sinusförmigen Wegmarke<br />
die Druckverläufe an 3 Meßstellen. Beim Aufzeichnen <strong>von</strong><br />
vier Meßgrößen verfolgt jeder Strahl des zweistrahligen Oszillographen<br />
wechselweise zwei zerhackte Ordinatenverläufe<br />
dieser vier Größen. Die Zerhackerfrequenz <strong>von</strong> ca. 110 kHz
9<br />
äußert sich bei großen Neigungen der aufgezeichneten Funktion<br />
in deren Aufsplitterung in einzelne Punkte. Das bringt bei<br />
der Registrierung eines sehr steilen Druckanstiegs die Gefahr,<br />
daß die Druckspitze nicht mehr eindeutig abzulesen ist. Deshalb<br />
wurden nur zwei Meßkanäle benutzt, wenn sehr steile<br />
Druckspitzen zu erwarten waren. Bei zunehmender Breite des<br />
flachen Bodens, also im Bereich 0,7 L wurden zunächst unerwartet<br />
kleine Druckausschläge bei Auftreffen gemessen, wohl aber<br />
eine Reihe größerer Druckamplituden im darauffolgenden Zeitraum<br />
festgestellt (Bild V)<br />
Die erste, nicht aber die zweite Erscheinung wäre als Effekt<br />
eines Luftpolsters unter dem flachen Boden zu erklären gewesen.<br />
Da die Vermutung nahelag, daß neben dem Druck auch Anteile aus<br />
der Beschleunigung im Signal des Druckaufnehmers eine Rolle<br />
spielten, wurden dieselben Messungen wiederholt mit unten<br />
verschlossenen Druckdosen (Bild1a)<br />
Der Vergleich der Bilder V und 1lIbestätigt den wesentlichen<br />
Einfluß der Beschleunigungsempfindlichkeit der zuerst verwendeten<br />
Druckdosen 701 A. Ein exakter Vergleich ist allerdings<br />
deshalb nicht möglich, weil die Verschlußkonstruktion eine<br />
wesentliche Massenerhöhung gegenüber der unverschlossenen<br />
Meßbuchse mit sich brachte.<br />
Neben dem direkten Einfluß der Beschleunigung des vibrierenden<br />
Bodens über die Beschleunigungsempfindlichkeit der Druckaufnehmer<br />
auf das Meßsignal war noch ein indirekter Einfluß der<br />
elastischen BOdenverformung über dadurch erregte dynamische<br />
Druckänderungen auf das Meßsignal zu vermuten. Um diesen<br />
indirekten Beschleunigungseinfluß weitgehend auszuschalten,<br />
wurde der Modellboden im Bereich der Meßstellen durch energieaufnehmende<br />
Verstärkungen in Form <strong>von</strong> hohen im Abstand <strong>von</strong><br />
5 cm stehendenBodenwrangen aus 10 mm starkem Sperrholz ausgesteift<br />
(Bild II). Messungen mit verstärktem Boden bestätigen<br />
die Vermutung, daß beim Stoß auf einen "weichen" flachen<br />
Boden (wohl hauptsächlich durch elastisches Zurückweichen)<br />
die erste Druckspitze erheblich abgebaut wird gegenüber dem<br />
entsprechenden Versuch mit steifem Boden (Bild 5)
10<br />
Um den direkten Beschleunigungseinfluß auszuschalten, wurden<br />
die Druckaufnehmer vom Typ 701 A durch entsprechende, aber<br />
beschleunigungskompensierte Aufnehmer vom inzwischen auf dem<br />
Markt erschienenen Typ 7031 ersetzt<br />
Aufnehmer<br />
Typ<br />
Eigenfrequenz<br />
Beschleunigungsempfindlichkeit<br />
701 A<br />
7031<br />
65 kHz<br />
80 kHz<br />
10-3 at/g<br />
10-4 at/g<br />
Außerdem wurde das Modell dadurch noch weiter verstärkt,<br />
daß die Bodenwrangen durch zwei intercostale Längsträger<br />
verbunden wurden. Für diesen endgültigen Zustand des Modells<br />
sind in Bild 6 die Meßsignale der nichtkompensierten<br />
und der beschleunigungskompensierten Geber im Bereich breiten,<br />
flachen Bodens gegenübergestellt.<br />
Beide Maßnahmen beeinflußten die Verläufe der registrierten<br />
Drucksignale der hinteren Meßstellen. Den wesentlichsten<br />
Einfluß brachte die Bodenverstärkung, nach der überhaupt erst<br />
Spitzen zu erkennen waren. Die Verwendung der beschleunigungskompensierten<br />
Geber vom Typ 7031 führte hauptsächlich zu einer<br />
Glättung der Kurven und zu einer eindeutigen Ablesbarkeit der<br />
Druckspitzen. Auffallend ist ein leichter zeitlicher Versatz<br />
der Druckspitzen an diesen hinteren Meßstellen, der sich wohl<br />
durch die Wirkung eines Luftpolsters in Form einer Absenkung<br />
des Wasserspiegels erklären läßt. Die nach hinten sanfter<br />
werdenden Druckanstiege weisen auch auf diesen Effekt hin.<br />
Die ERgebnisse der mit dieser endgültigen Anordnung durchgeführten<br />
Fallversuche sind in Bild7-12 dargestellt. Der Maximaldruck<br />
Pmax<br />
ist über der Auftreffgeschwindigkeit Va doppelt<br />
logarithmisch aufgetragen. Durch die Meßpunkte ist jeweils eine<br />
, ,<br />
mittlere Gerade mit der Steigung zwei gezeichnet. Der damit<br />
vorausgesetzten quadratischen Abhängigkeit des Maximaldrucks
11<br />
<strong>von</strong> der Auftreffgeschwindigkeit scheinen die Meßpunkte<br />
mindestens nicht signifikant zu widersprechen. Bei den<br />
Meßstellen 0,80 L und 0,85 L ist als Vergleich die <strong>von</strong> Ochi<br />
und Schwartz [7J für den Kiel eines zylindrischen Modells<br />
der Mariner-Spantform an der Stelle 0,825 L angegebene Gerade<br />
mit eingetragen. Obwohl dort ein Modell im Maßstab 1:20 verwendet<br />
wurde, zeigt sich leidliche Übereinstimmung mit den<br />
hier am viermal kleineren Schiffsmodell gemessenen <strong>Drücken</strong>.<br />
Es scheint sogar so, als ob die Potenz 1,705 des Geschwindigkeitsgesetzes,<br />
das Ochi und Schwartz aus ihren Messungen abgeleitet<br />
haben, etwas besser zu den Druckmeßpunkten des reinen<br />
Fallversuchs mit dem Schiffsmodell passen würde, als das hier<br />
grundsätzlich vorausgesetzte quadratische Geschwindigkeitsgesetz.
12<br />
5. Drehfallversuch ~n glattem Wasser<br />
5.1. Aufbau<br />
Der Aufbau der Meß- und Registriereinrichtung entspricht<br />
beim Drehfallversuch genau dem Aufbau beim translatorischen<br />
Fallversuch. Der Versuch findet aber in dem 2 m breiten<br />
Schlepptank statt, und an die Stelle der Parallelführung<br />
tritt eine Lagerung des Modells auf einer festen Querachse<br />
an Deck 0,2 L vor dem hinteren Lot. Die Wahl dieser Achse<br />
stellt einen Kompromiß dar zwischen einer realistischen<br />
Stampfachse in der Nähe der halben Schiffslänge und einer<br />
so weit hinten liegenden Achse, daß das Modell in der<br />
Ausgangsstellung hinter der Achse nicht wesentlich tiefer<br />
eintaucht und, vor allem beim späteren Versuch in Wellen,<br />
die Wasseroberfläche möglichst wenig stört.<br />
Tiefgang und Anfangsneigung lassen sich über zwei Spindeln<br />
einstellen; die hintere ist mit der Drehachse verbunden,<br />
die vordere mit einem Elektromagneten, der auf das Auslösesignal<br />
hin einen Winkelhebel aus einer verstellbaren Klaue<br />
am Modell zieht. Das fallende Modell löst wieder kurz vor<br />
dem Auftreffen der Meßstellen über den Mikroschalter den<br />
Startimpuls für den Oszillographen aus. Die Wegaufzeichnung<br />
geschieht wieder über Zahnstange und Induktivgeber an der<br />
Stelle X = 0,65 L, so daß die Komponente der Fallgeschwindigkeit<br />
senkrecht zum Modellboden an der Stelle 0,65 L<br />
abgelesen werden kann (Bild ~3).<br />
5.2. Durchführung und Ergebnisse<br />
Bei der Reihe der Drehfallversuche wurde der Tiefgang unter<br />
der Drehachse <strong>von</strong> 0 - 60 mm bzw. 100 mm variiert, wobei für<br />
die meisten Tiefgänge wieder zwei Ausgangsneigungen 5 und<br />
100 untersucht wurden.<br />
Bei diesem Versuch trifft der Modellboden je nach Tiefgang<br />
unter der Drehachse und Lage der Meßstelle die Wasseroberfläche<br />
unter einem bestimmten Winkel (schiefer Stoß).
13<br />
Als Auftreffwinkel wird der Winkel zwischen Kiel und<br />
ungestörter Wasseroberfläche definiert, dessen Scheitel<br />
in der Meßstelle<br />
liegt.<br />
Die Maximaldrücke Pmax<br />
dieser Versuchsreihe wurden zunächst<br />
wie beim reinen Fallversuch doppeltlogarithmisch über der<br />
Auftreffgeschwindigkeit Vo aufgetragen (Bild14-1?).<br />
Innerhalb der so entstandenen Punkthaufen sind die verschiedenen<br />
Auftreffwinkel *" durch verschiedene Punktarten<br />
unterschieden. Es ist zu erkennen, daß die zum gleichen<br />
Auftreffwinkel gehörenden Meßpunkte sich jeweils etwa<br />
parallel zu der als Vergleich eingezeichneten Mittellinie<br />
der reinen Fallversuche gruppieren. Die auch hier bestätigte<br />
quadratische Geschwindigkeitsabhängigkeit voraussetzend,<br />
über dem Auftreffwinkel tt<br />
wurde der Druckbeiwert 19.,R)(/(~ Vo2.)<br />
aufgetragen (Bild 20-25).<br />
Trotz der zum Teil erheblichen Streuung der Meßwerte ist<br />
deutlich ein Abklingen der Druckbeiwerte bei größeren<br />
Eintauchwinkeln zu erkennen. An den vorderen beiden Meßstellen<br />
liegen die maximalen Beiwerte im Bereich O~~~ 0,03<br />
in der Größenordnung 100 ohne eindeutig erkennbares Maximum.<br />
An den dahinterliegenden Meßstellen liegt das Maximum überraschenderweise<br />
nicht etwa bei ct = 0 sondern um ct = 0,02<br />
in der Größenordnung300 - 600, während bei rx, = 0 oder<br />
~ = 0,01 ein Minimum bei Beiwerten <strong>von</strong> 100 - 200 in der<br />
Größenordnung des mit eingezeichneten Mittelwertes des<br />
reinen (translatorischen) Fallversuchs zu erkennen ist.<br />
Dieses zunächst überraschende Erg~bnis im flachbodigen<br />
Bereich ist vermutlich auch auf die Wirkung des Luftpolsters<br />
zurückzuführen, das etwa bei einem Auftreffwinkel <strong>von</strong> 0,03<br />
unwirksam wird, weil die Luft schnell genug nach vorn entweichen<br />
kann.<br />
* bzw.Tiefgangunter Drehaehse
14<br />
6. Drehfallversuch in regelmäßigen. entgegenlaufende~ Wellen<br />
6.1. Aufbau<br />
Der mechanische Aufbau des Drehfallversuchs bleibt unverändert.<br />
Das Modell fällt aber in eine regelmäßige entgegenlaufende<br />
Welle. Gemessen wird wieder der Maximaldruck Pmax beim<br />
Auftreffen. Die Auftreffgeschwindigkeit ist nun die Relativgeschwindigkeit<br />
zwischen Modell und Wellenoberfläche im<br />
Augenblick des Auf treffens vRel. Der Auftreffwinkel ist der<br />
Relativwinkel ~Rel zwischen Kiel und Tangente an die Wellenkontur<br />
im Auf treffpunkt der Meßstelle.<br />
Die Relativgeschwindigkeit und besonders der Relativwinkel<br />
sind aber direkt nur sehr schwer zu messen. Stattdessen wurde<br />
die Phasenlage ~ der Welle an der Meßstelle im Augenblick<br />
ihres Auf treffens ermittelt und daraus mit gemessener Höhe<br />
und Länge der ungestörten Welle sowie Fallgeschwindigkeit und<br />
Tiefgang des Modells für die jeweilige Meßstelle eine nominelle<br />
Relativgeschwindigkeit vRel und ein nomineller Relativwinkel<br />
~Rel abgeleitet. Zur Kontrolle der Phasenlage der Welle<br />
wurde der Auslösemagnet durch eine Lichtschranke gesteuert,<br />
die in der Höhe der ungestörten Wasseroberfläche quer über<br />
dem Schlepptank liegt (Bild 26) .<br />
Die Lichtschranke wird in einem Wellental manuell aktiviert.<br />
Von diesem Zeitpunkt läuft der Versuch automatisch ab. Die<br />
nächste vordere Wellenflanke löst durch Schließen der Lichtschranke<br />
einen Impuls aus,der über den Magneten das Modell<br />
zum Fallen freigibt und gleichzeitig einen elektronischen<br />
Zähler zur Messung einer Zeit t1 startet. Das fallende Modell<br />
löst kurz vor dem Auftreffen über den Mikroschalter einen<br />
zweiten Impuls aus, der den Zähler nach der Zeit t1 stoppt<br />
und gleichzeitig den einmaligen Strahldurchlauf des Oszillographen<br />
startet. Das Schirmbild des Oszillographen wird<br />
wieder fotografiert,und die ablesbare Laufzeit des Strahls<br />
bis zur Registrierung der Druckspitze t2 ergibt zusammen<br />
mit der vorn Zähler angezeigten Zeit t1 die Laufzeit<br />
t = t1 + t2 der Welle <strong>von</strong> der definierten Phasenlage beim<br />
Schließen der Lichtschranke bis zum Auftreffen der Meßstelle.
15 -<br />
6.2. Durchführung und Ergebniss~<br />
Die Drehfallversuche in Wellen wurden nur mit einer Welle<br />
<strong>von</strong> 1,5 m Länge und einer Höhe <strong>von</strong> 7,5 cm durchgeführt.<br />
Die Wellenlänge 2 m entsprechend Lpp des Modells war ungeeignet,<br />
weil die Breite des Schlepptanks im IfS ebenfalls<br />
etwa 2 m beträgt. Dadurch wurden sehr schnell durch Streuung<br />
der einfallenden Wellen stehende Querwellen angeregt, die<br />
den Versuch in der bebabsichtigten Form undurchführbar machen.<br />
Im Laufe der Versuche wurde die<br />
daß die Fallvorrichtung mit dem<br />
schranke stufenweise verschoben<br />
Phasenlage dadurch verändert,<br />
Modell gegenüber der Lichtwurde.<br />
Vor Beginn jedes Versuchs wurde zunächst der Wellenerzeuger<br />
in Tätigkeit gesetzt. Nachdem etwa 10 - 15 Wellenperioden<br />
das Modell passiert hatten, wurde der Versuch eingeleitet<br />
unter der Annahme, daß dann die Einschaltstörungen am<br />
Versuchs ort abgeklungen waren. Nach Beendigung des Versuchs<br />
wurde der Wellenerzeuger sofort abgeschaltet. Unter Einhaltung<br />
einer Wartezeit zur Beruhigung der Wasseroberfläche<br />
konnte so alle 15 Minuten ein Versuch durchgeführt werden.<br />
Die aus den Messungen beim Dreh-Fall-Versuch in Wellen mit<br />
der nominellen Relativgeschwindigkeit vRel gebildeten Druckbeiwerte<br />
Pmax/(i~~L) sind zusammen mit dem nominellen Relativwinkel<br />
über dem Phasenwinkel der Welle an der Meßstelle<br />
im Augenblick ihres Auftreffens aufgetragen (Bild 27-32).<br />
Die Meßpunkte streuen zwar stark, da die Wellen doch nicht<br />
ganz regelmäßig und schon durch das Modell gestört waren;<br />
trotzdem ist deutlich zu erkennen, daß die höchsten Druckbeiwerte<br />
dann auftraten, wenn der Relativwinkel beim Auftreffen<br />
klein ist. Dabei ist kein Unterschied festzustellen,<br />
ob der Relativwinkel im Wellental oder auf dem Wellenberg<br />
klein wird. Das Abfallen der Maximaldrücke <strong>von</strong> einem kritischen<br />
kleinen Relativwinkel bis zum Winkel null (wie beim<br />
Dreh-Fall-Versuch in Glattwasser) ist hier nicht zu erkennen.
16<br />
Wegen der Unregelmäßigkeiten der Welle wirkt sich dieser<br />
Effekt hier nur in Form einer besonders großen Streuung der<br />
Meßpunkte im Bereich kleiner Relativwinkel aus.<br />
An den vorderen Meßstellen liegen diese höchsten Werte aber<br />
noch weit unter dem miteingezeichneten Mittelwert der reinen<br />
Fallversuche.<br />
An den hinteren beiden Meßstellen mit breitem, flachem Boden<br />
liegen die maximalen Druckbeiwerte dagegen zum Teil weit<br />
über dem Mittelwert aus den Fallversuchen. Diese Erscheinung<br />
deutet wohl wie beim Dreh-Fall-Versuch in Glattwasser darauf<br />
hin, daß der dämpfende Effekt des Luftpolsters in einem<br />
gewissen Bereich kleiner Eintauchwinkel unwirksam wird, so<br />
daß dann die größten Druckbeiwerte auftreten.
17<br />
7. Gegenüberstellung der Ergebnisse<br />
Die gemessenen Maximaldrücke Pmax aus allen drei Versuchsarten<br />
sind für jede Meßstelle in Bild 33-38 in doppeltlogarithmischer<br />
Auftragung über der Auftreffgeschwindigkeit Vo<br />
bzw. vRel gegenübergestellt.<br />
An den vorderen Meßstellen ist deutlich eine Abstufung der<br />
gemessenen Maximaldrücke mit abnehmender Tendenz vom reinen<br />
Fallversuch über den Dreh-Fall-Versuch in Glattwasser zum<br />
Dreh-Fall-Versuch in Wellen zu erkennen. Dabei erreichen die<br />
höchsten Werte aus dem Dreh-Fall-Versuch in Glattwasser bei<br />
ungünstigsten Eintauchwinkeln das Niveau des reinen Fallversuchs.<br />
An den hinteren, flachbodigen Meßstellen ist die Abstufung<br />
kaum mehr zu erkennen. Die höchsten Werte aus beiden Dreh-<br />
Fall-Versuchen liegen weit über denen aus dem translatorischen<br />
Fallversuch mit ebenem Kiel in glattes Wasser.<br />
Für die Meßstelle bei X = 0,9 L ist in Bild 38 auch die<br />
Gerade aus den See gangs versuchen <strong>von</strong> Ochi [4,5J mit dem<br />
doppelt so großen Mariner-Modell zusammen mit den Meßpunkten<br />
für die gleiche Meßstelle eingetragen. Diese Werte <strong>von</strong> Ochi<br />
liegen im Bereich der kleineren hier beim Dreh-Fall-Versuch<br />
in Wellen gemessenen Werte, was darauf hindeuten könnte, daß<br />
der dämpfende Effekt des "Luftpolsters" mit wachsender Modellgröße<br />
zunimmt, oder daß die ungünstigsten Auftreffwinkel beim<br />
echten Seegangsversuch an dieser Meßstelle kaum vorkommen.<br />
Das könnte man auch nach Bild 32 vermuten, wo in die Darstellung<br />
der Druckbeiwerte aus dem Dreh-Fall-Versuch in<br />
Wellen über dem Phasenwinkel der mittlere Beiwert nach Ochi<br />
mit eingetragen ist.<br />
Eine Gegenüberstellung der Ergebnisse aus allen drei Versuchen<br />
und <strong>von</strong> allen sechs Meßstellen wurde in Bild 39 mit<br />
Hilfe <strong>von</strong> Klassierungen der Druckbeiwerte versucht. Beim<br />
reinen Fallversuch ist am besten ein Maximum bei X = 0,75<br />
zu erkennen.<br />
Bei beiden Dreh-Fall-Versuchsarten ist das Maximum wegen der<br />
größeren Streuung zwar weniger deutlich, aber doch im Bereich
18<br />
zwischen X = 0,7 und 0,8 L zu lokalisieren. Die größere<br />
Streuung ist zu einem wesentlichen Teil schon durch die<br />
in dieser Auftragung nicht berücksichtigte weitere Variable<br />
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Auftreffwinkel bedingt. Das Auftreten eines Maximums beim<br />
Druckbeiwert über der Lage der !I1eßstelleam Schiff ist<br />
überraschend.<br />
Wenn dafür nicht die lokalen elastischen Eigenschaften des<br />
Modells verantwortlich sind, wofür die äußere Struktur der<br />
Konstruktion keinen Anhalt bietet, so könnte das ein Hinweis<br />
darauf sein, daß der dämpfende Effekt des Luftpolsters bei<br />
einer kritischen Breite des flachen Bodens unwirksam wird,<br />
ähnlich wie bei einem kritischen Auftreffwinkel.
19<br />
8. Feststellun~en<br />
Die Ergebnisse vergleichender Versuchsreihen <strong>von</strong> translatorischen<br />
Fallversuchen und Dreh-Fall-Versuchen in Glattwasser<br />
und Dreh-Fall-Versuchen in regelmäßigen Wellen mit Druckmessungen<br />
am Kiel des gleichen "Mariner"-Modells lassen<br />
folgende Feststellungen zu:<br />
1. Die Annahme einer quadratischen Abhängigkeit des Maximaldrucks<br />
beim Stoß Pmax <strong>von</strong> der Auftreffgeschwindigkeit Vo<br />
bzw. v scheint<br />
reI<br />
bei allen drei Versuchsarten sinnvoll<br />
zu sein.<br />
2. Die Steifigkeit<br />
<strong>von</strong> erheblichem<br />
Druckspitzen.<br />
des Modellbodens im flachen Bereich ist<br />
Einfluß auf Druckverlauf und Höhe der<br />
3. Beim Dreh-Fall-Versuch in Glattwasser treten die größten<br />
Druckbeiwerte im flachbodigen Bereich<br />
Pmaxl(~<br />
\/02) nicht<br />
bei verschwindendem Auftreffwinkel oe sondern etwa bei<br />
üC= 0,02 auf. Diese größten Druckbeiwerte liegen weit<br />
über denen aus dem translatorischen Fallversuch mit<br />
verschwindendem Auftreffwinkel.<br />
4. Der Dreh-Fall-Versuch in regelmäßigen Wellen zeigt deutlich<br />
die Abhängigkeit des Druckbeiwertes vom Auftreffwinkel.<br />
Allerdings ist wegen der Unregelmäßigkeit der Wellen nicht<br />
mehr zwischen einem kritischen und dem verschwindenden<br />
Auftreffwinkel zu unterscheiden.<br />
Die Druckbeiwerte scheinen im Durchschnitt etwas niedriger<br />
zu liegen als beim Dreh-Fall-Versuch in Glattwasser, in<br />
seltenen Fällen werden diese etwa erreicht.<br />
Die Druckbeiwerte aus<br />
liegen im Bereich der<br />
Versuch in Wellen.<br />
r- -,<br />
dem Seegangsversuch <strong>von</strong> Ochi L4,5J<br />
kleinsten Werte aus dem Dreh-Fall-
20<br />
5. Bei der Betrachtung des Verlaufs der Ergebnisse aller<br />
drei Versuchsarten über der SChiffslänge ist ein Maximum<br />
der Druckbeiwerte im Bereich X = 0 J 7 - 0 J 8 L erkennbar J<br />
was vielleicht auf eine kritische Breite des flachen<br />
Bodens zurückzufÜhren sein könnte.
- 21<br />
Literatur:<br />
[lJ Meyerhoff, K.:<br />
übersicht über grundlegende theoretische und<br />
experimentelle Arbeiten zum Problem der Bodenstöße<br />
bei Schiffen.<br />
Vortrag vor der Hauptversammlung der Schiffbautechnischen<br />
Gesellschaft, Hamburg 1967.<br />
[2J Bledsoe, M.D. und F.M. Schwartz:<br />
Experiments on rotational impact.<br />
DTMB Report 1145 (1961)<br />
[3J TOdd, M.A.:<br />
<strong>Slamming</strong> due to pure pitching motion.<br />
DTr1B Report 883 (1954)<br />
Deutsche übersetzung <strong>von</strong> F.K. Rubbert: "über<br />
die durch reine Stampfschwingungen hervorgerufenen<br />
hydrodynamischen Stöße".<br />
Schiffstechnik 2 (1954/55), p. 51 - 59<br />
[4J OChi, M.K.:<br />
Predictien of occurence and severity of ship<br />
slamming at sea.<br />
5th Symposium on Naval Hydrodynamics,<br />
Bergen 1964, p. 545 - 596<br />
[5J OChi, M.K.:<br />
Extreme behaviour of a ship in rough seas<br />
<strong>Slamming</strong> and shipping of green water.<br />
Trans. SNAME 72 (1964), p. 143 - 202
22<br />
[6] Diskussionsbemerkungen zum Vortrag:<br />
Übersicht über grundlegende theoretische und<br />
experimentelle Arbeiten zum Problem der Bodenstöße<br />
bei Schiffen.<br />
Schiff und Hafen 19 (1967), p. 880<br />
[7J Ochi, M.K. und SChwartz, F.M.:<br />
Two dimensional experiments on the effect of<br />
hull form on hydrodynamic impact.
Anhang 1: Bild I'Tr. 1 - 39<br />
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- .- Mittel der FaUver5uche .<br />
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Stelle<br />
x-Oj75L<br />
)0 Drehfallversuch<br />
in Wellen<br />
1<br />
~O<br />
Druckbeiwerl; und A\Aftreffwinkel Ol Rel<br />
über dem Pho.senwinkel Cf<br />
-. - Mittel der FoUvers\Ache<br />
I<br />
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Bild 2~
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Drehfall versuch<br />
in Wellen<br />
Druckbeiwert<br />
und Auftreffwinkel o(Re\.<br />
uber dem<br />
Phasen winkel Cf<br />
--- Mittel der Fallversuche<br />
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Bild. 30
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Cf<br />
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14<br />
) DrehfaU versuch in Welle n<br />
)<br />
Stelle X~0/85 L<br />
DrehfaU versuch<br />
~~<br />
in Welle n<br />
~~Druck~iwert und Auftreffwinkel o(fiZl o(fa<br />
über dem Phasenwinkel<br />
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Stelle<br />
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) Drehfallversuch<br />
in Wellen<br />
Druckbeiwert<br />
und Auftreffwinkel o{~l<br />
uber dem<br />
Pt1asenwinkel Cf<br />
-. - Mittel der Fa.Uversuche<br />
)<br />
/ / I<br />
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nach Ochi [4, ]<br />
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Bild 32<br />
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Mittel der Fallversuche -.-<br />
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in Glattwasser : . oi" ·<br />
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in Wellen + ?<br />
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~V ~/ I Spezifische MocteUm<br />
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/ / 1[g C;~b<br />
I ,<br />
C IJ/I<br />
~~~/ /<br />
v'<br />
I Versuche Och i ~Schwartz<br />
34 (71<br />
11-, d<br />
"<br />
() V- Fonn: Cfb= '7mm) Mim<br />
d/ I'~ /<br />
11.1665<br />
+ UV-Form: Cfb =30mm, Hfm8- 85<br />
/J<br />
jtf' /<br />
o U- Form: Cfb==85rnm, M/m'= 11/3<br />
rf/<br />
V'<br />
.I ~28<br />
T Versuche Maclean<br />
1/ /<br />
I<br />
~<br />
!J<br />
0 Cfba
Anhang 2: Bild Nr. I - IX<br />
.
.<br />
Meß2tel1en<br />
am v<br />
1 " 10de11<br />
Bild I<br />
- .<br />
_i\.11[~S + u\.--__ C> J" fung<br />
des Model1s<br />
~<br />
'" "-<br />
;;..<br />
...!.'<br />
Modell<br />
:Dreh-Fallversuch<br />
für<br />
au,-,o "'creru " s tet<br />
Bild 111
Typisches<br />
Oszillographen-<br />
-Schirmbild<br />
1_-<br />
1 at<br />
l-<br />
--x = 0,85L<br />
-x = 0, R L<br />
Bild IV<br />
Nichtkompensierte<br />
Druckaufnehmer:<br />
.- 'Negmarke<br />
-- x = 0,9 L<br />
Bild<br />
V
Bild<br />
VII<br />
Modell an der<br />
Fallversuchseinrichtung<br />
Dreh-Falleinrichtung<br />
festgehalten<br />
in Wellen<br />
Bild<br />
VIII<br />
Regelmäßjge<br />
Wellen:<br />
A = 2,On<br />
F = 10cm<br />
.<br />
A = 1,5m<br />
H = 10cm<br />
Bild IX<br />
---.