"strasse und verkehr" 10/2013 - VSS
"strasse und verkehr" 10/2013 - VSS
"strasse und verkehr" 10/2013 - VSS
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<strong>10</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr<br />
route et trafic<br />
<strong>VSS</strong>-Studienreise <strong>2013</strong> nach Venedig: Die grosse Fotoreportage<br />
Tunnelbeleuchtung im Umbruch: Das ASTRA setzt auf LED<br />
Wie viel Verkehr verträgt der Strassenraum? Der Kanton Zürich hat Antworten<br />
Voyage d’étude de la <strong>VSS</strong> à Venise en <strong>2013</strong>: le grand reportage-photo<br />
L’éclairage du tunnel en transition: ASTRA mise sur les LED<br />
Quel trafic l’espace routier est-il en mesure de supporter?
Mehr Grip auf<br />
Fahrbahn <strong>und</strong> Pisten<br />
Innovative Höchstdruck-Wasserstrahl-Technologie schafft beste Resultate.<br />
Reinigen <strong>und</strong> Absaugen der Rückstände in einem Arbeitsgang spart Zeit.<br />
– Entfernung Pneuabrieb<br />
– Griffigkeitsverbesserung<br />
– Demarkierung<br />
Wasserhöchstdruckverfahren<br />
bis 2‘500 bar<br />
ISS Kanal Services AG<br />
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6056 Kägiswil<br />
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kaegiswil@isskanal.ch<br />
www.isskanal.ch
DE<br />
FR<br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong><br />
verkehr<br />
99. Jahrgang | Oktober <strong>2013</strong><br />
Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Verbandes<br />
der Strassen- <strong>und</strong> Verkehrsfachleute<br />
route et<br />
trafic<br />
99 e année | Octobre <strong>2013</strong><br />
Publication officielle de l’Association suisse des<br />
professionnels de la route et des transports<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial<br />
Studienreise stärkt den Verband<br />
Rolf Leeb<br />
Thema | <strong>VSS</strong>-Studienreise <strong>2013</strong><br />
<strong>VSS</strong>-Experten besuchen die Grossprojekte der Lagunenstadt<br />
Rolf Leeb<br />
«Mose» – Tore gegen den Untergang<br />
Rolf Leeb<br />
Galaabend im «Casino di Venezia»<br />
Rolf Leeb<br />
Fachartikel<br />
Der Einfluss der Energiewende auf die Mobilität<br />
Gérald Cuennet <strong>und</strong> Julien Cuennet<br />
Operatives Risikomanagement in den ASTRA-Projekten<br />
Serge Tschäppeler<br />
Entstehender Online-Daten-Markt –<br />
am Anwendungsfall Kurzfrist-Verkehrsprognosen<br />
Julien Bauer <strong>und</strong> Bernhard Alt<br />
Tunnelbeleuchtung im Umbruch<br />
Paolo Maltese <strong>und</strong> Marcel Berner<br />
Verträglichkeit des Verkehrsaufkommens im Strassenraum<br />
N. Bischofberger, J. Hoessly, M. Laube, D. Morgenthaler, W. Padrock<br />
Forschung | Normung | Informationen<br />
Forschungsberichte<br />
Informationen<br />
5<br />
6<br />
12<br />
20<br />
22<br />
27<br />
32<br />
36<br />
42<br />
48<br />
Table des matières<br />
Avant-propos<br />
Le voyage d’étude renforce l’association<br />
Rolf Leeb<br />
Thème | Voyage d’étude <strong>2013</strong> de la <strong>VSS</strong><br />
Les experts de la <strong>VSS</strong> visitent les projets d’envergure de la ville-lagune<br />
Rolf Leeb<br />
«Mose» – des portes pour empêcher le naufrage<br />
Rolf Leeb<br />
Soirée de gala au «Casino di Venezia»<br />
Rolf Leeb<br />
Articles techniques<br />
La transition énergétique pour la mobilité routière<br />
Gérald Cuennet et Julien Cuennet<br />
Gestion opérationnelle des risques dans le cadre des projets de l’OFROU<br />
Serge Tschäppeler<br />
Création d’un marché des données en ligne –<br />
illustré par les prévisions de trafic à court terme<br />
Julien Bauer et Bernhard Alt<br />
L’éclairage des tunnels est en pleine mutation<br />
Paolo Maltese <strong>und</strong> Marcel Berner<br />
Impact du volume de trafic dans l’espace routier<br />
N. Bischofberger, J. Hoessly, M. Laube, D. Morgenthaler, W. Padrock<br />
Recherche | Normalisation | Informations<br />
Rapports de recherche<br />
Informations<br />
IMPRESSUM | ISSN 0039-2189<br />
Herausgeber | Editeur<br />
<strong>VSS</strong> Schweizerischer Verband der<br />
Strassen- <strong>und</strong> Verkehrsfachleute<br />
<strong>VSS</strong> Association suisse des professionnels<br />
de la route et des transports<br />
Sihlquai 255, CH-8005 Zürich<br />
Telefon 044 269 40 20 | Telefax 044 252 31 30<br />
info@vss.ch | www.vss.ch<br />
Redaktion | Rédaction<br />
<strong>VSS</strong>, Redaktion «Strasse <strong>und</strong> Verkehr»<br />
Sihlquai 255, CH-8005 Zürich<br />
Telefon 044 269 40 20 | Telefax 044 252 31 30<br />
redaktion@vss.ch<br />
Verantwortlicher Redaktor | DTP<br />
Responsable de rédaction | DTP<br />
Rolf Leeb, media&more GmbH, Zürich<br />
Fachliche Begleitkommission<br />
Commission d’accompagnement technique<br />
Edouard Borloz, Manfred Beck, Nicole Grau,<br />
Carlo Mariotta, Yvan Ramel, Reto Zobrist<br />
Übersetzungen | Traductions<br />
Atlantis Übersetzungsdienst AG,<br />
Anne-Lise Montandon<br />
Inserate | Annonces publicitaires<br />
Print Promotion, Andreas Benz<br />
Route de la Rotte 5, CH-1787 Mur VD<br />
Telefon 026 673 25 20, Telefax 026 673 25 19<br />
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Schweiz | Suisse CHF 112.75<br />
CEPT- <strong>und</strong> Mittelmeerländer CHF 128.–<br />
Pays CEPT et méditerranéens<br />
Übrige Länder | Autres pays CHF 142.–<br />
Einzelnummer | Par numéro CHF 12.–<br />
(+ Versand)<br />
«Strasse <strong>und</strong> Verkehr» erscheint in<br />
<strong>10</strong> Nummern jährlich. Mitglieder des <strong>VSS</strong> erhalten<br />
ein Exemplar der Zeitschrift kostenlos.<br />
«route et trafic» paraît en <strong>10</strong> numéros par<br />
an. Les membres de la <strong>VSS</strong> reçoivent un exemplaire<br />
du périodique gratuitement.<br />
Die Verantwortung für den Inhalt der publizierten<br />
Artikel <strong>und</strong> Inserate liegt bei den Autoren<br />
<strong>und</strong> den Inserenten.<br />
Es werden keine Inserate mit rassistischem,<br />
politischem, religiösem oder pornografischem<br />
Inhalt publiziert.<br />
Die Inserenten verpflichten sich, keine absichtlich<br />
falsche oder irreführende Werbung zu<br />
publizieren.<br />
Foto Titelseite:<br />
<strong>VSS</strong>-Studienreise nach Venedig: Experten<br />
sind auf dem Schiff unterwegs zu den<br />
technischen Besichtigungen<br />
(Foto/Montage: Rolf Leeb).<br />
Photo de la page de couverture:<br />
Voyage d’étude à Venise de la <strong>VSS</strong>: Les<br />
experts naviguent vers les sites de visite<br />
technique (photo/montage: Rolf Leeb).<br />
inhaltsverzeichnis table des matiÈres 3
Im Amt für Städtebau der Stadt Winterthur<br />
lenken r<strong>und</strong> fünfzig Mitarbeitende die verkehrliche,<br />
räumliche <strong>und</strong> bauliche Entwicklung der<br />
sechstgrössten Schweizer Stadt. Eine wichtige<br />
Aufgabe stellt die planerische Umsetzung des<br />
städtischen Gesamtverkehrskonzeptes (sGVK)<br />
dar. Zur Ergänzung unseres Teams in der Verkehrsplanung<br />
suchen wir per sofort oder nach<br />
Vereinbarung einen oder eine<br />
Projektleiter/in Verkehr oder<br />
Verkehrsplaner/in<br />
Pensum: 80%<br />
Ihre Aufgaben<br />
Sie leiten in der Planungsphase Projekte <strong>und</strong><br />
erarbeiten Konzepte im Bereich Bus-, Velo-,<br />
Fuss- sowie dem motorisierten Individualverkehr.<br />
Es gelingt Ihnen dabei, die vielschichtigen Anforderungen<br />
an den öffentlichen Strassenraum<br />
zu strukturieren, Varianten zum Entscheid zu<br />
bringen <strong>und</strong> interdisziplinäre Planungsteams zu<br />
umsetzungsreifen Gestaltungs- <strong>und</strong> Betriebskonzepten<br />
zu bewegen. Die verkehrstechnische<br />
Beurteilung von Gebietserschliessungen r<strong>und</strong>et<br />
Ihre Tätigkeit ab.<br />
Ihr Profil<br />
Sie handeln zielorientiert, schätzen Eigenverantwortung<br />
<strong>und</strong> ein innovatives Umfeld, wachsen<br />
an komplexen Fragen <strong>und</strong> sind kompetent, fachliche<br />
Beurteilungen vorzunehmen. Nicht zuletzt<br />
freuen Sie sich auf den Dialog mit unterschiedlichsten<br />
Anspruchsgruppen aus der Bevölkerung.<br />
Wir erwarten ausgewiesenes Talent in Projektentwicklung<br />
<strong>und</strong> –management, f<strong>und</strong>iertes Wissen<br />
in Verkehrsplanungsfragen <strong>und</strong> Sensibilität<br />
für den öffentlichem Raum sowie einen Fachhochschul-<br />
oder ETH-Abschluss im Bereich Raum<br />
<strong>und</strong>/oder Verkehr. Kommunikationsfähigkeit <strong>und</strong><br />
Verhandlungsgeschick r<strong>und</strong>en Ihr Profil ab.<br />
Weitere Auskünfte erteilt Ihnen gerne<br />
Raffael Noesberger, Gesamtleiter Verkehr,<br />
Tel. +41 79 483 71 96.<br />
Bewerbungen richten Sie bitte bis 8. November<br />
<strong>2013</strong> an das Departement Bau, Personaldienst,<br />
Claudia Basler, Neumarkt 4, 8402 Winterthur.<br />
www.jobs.winterthur.ch
DE<br />
FR<br />
Studienreise stärkt<br />
den Verband<br />
Schon seit der Gründung des <strong>VSS</strong> bilden die Studienreisen<br />
einen wichtigen Gr<strong>und</strong>pfeiler im Verbandsleben. Sie öffnen<br />
Horizonte <strong>und</strong> inspirieren uns für neue Ideen <strong>und</strong> Projekte.<br />
Früher waren es noch die gigantischen Strassenbauten in<br />
den USA oder neue Bautechniken <strong>und</strong> -materialien im In<strong>und</strong><br />
Ausland, die das Interesse des <strong>VSS</strong> weckten.<br />
Die Studienreise im Jubiläumsjahr legte den Fokus auf ein<br />
weltweit einmaliges Verkehrssystem, das nicht nur die<br />
Transportwege zu Lande, sondern auch jene zu Wasser fest<br />
integriert hat. Mehr als 50 000 Pendler <strong>und</strong> Studenten aus<br />
den umliegenden Orten steigen täglich vom Überland- in<br />
den «Wasserbus» um, was von den Mitarbeitern der städtischen<br />
Verkehrsgesellschaft Azienda del Consorzio Trasporti<br />
Veneziano (ACTV) logistische Höchstleistungen verlangt.<br />
Mehr als 500 Frachtboote versorgen die Stadt täglich mit<br />
r<strong>und</strong> 850 Tonnen an Gütern – von Lebensmitteln bis zum<br />
Baumaterial. Auch die Müllabfuhr kommt übers Wasser:<br />
Jeden Morgen sammeln Lastbarken Tonnen von Abfällen<br />
Sack für Sack an vorgegebenen Sammelplätzen ein. Dazu<br />
kommen jedes Jahr über 20 Millionen Touristen, die ebenfalls<br />
bewegt werden müssen.<br />
Ebenso imposant war auch das 5 Miliarden Euro teure Hochwasserschutzprojekt<br />
«Mose», das die Lagunenstadt ab 2016<br />
vor den immer häufiger auftretenden Hochwassern schützen<br />
soll. Leider konnten die Teilnehmenden der Studienreise<br />
das gigantische Bauvorhaben nur vom Schiff aus bew<strong>und</strong>ern.<br />
Deshalb haben wir in dieser Ausgabe die technischen Details<br />
<strong>und</strong> die raffinierte Funktionsweise des Megaprojekts ausführlich<br />
aufbereitet.<br />
Im Mittelpunkt der Studienreise stand aber auch der gesellschaftliche<br />
Aspekt. Wenn so viel Kompetenz aus dem<br />
Strassen- <strong>und</strong> Verkehrswesen versammelt ist, wird Networking<br />
zu einem dominierenden Thema. Die vielen inspirierenden<br />
Gespräche zeigten deutlich, dass der <strong>VSS</strong> lebt <strong>und</strong> auch<br />
weiterhin seinen festen <strong>und</strong> absolut notwendigen Platz in<br />
der Gesellschaft haben wird. So gesehen hat diese perfekt<br />
organisierte Studienreise auch zur Stärkung des Verbandes<br />
<strong>und</strong> letztlich zu neuer Energie in der Normierungsarbeit<br />
beigetragen. So funktioniert heute Milizarbeit.<br />
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.<br />
Le voyage d’étude renforce<br />
l’association<br />
Depuis la fondation de la <strong>VSS</strong>, les voyages d’étude ont toujours<br />
été une pierre angulaire dans la vie de l’association. Ils<br />
ouvrent des horizons et nous inspirent des idées originales<br />
et de nouveaux projets. Autrefois, c’était la construction<br />
d’ouvrages routiers gigantesques aux USA ou de nouveaux<br />
matériaux et techniques de construction mis en œuvre en<br />
Suisse comme à l’étranger qui suscitaient l’intérêt de la <strong>VSS</strong>.<br />
Lors de cette année d’anniversaire, le voyage d’étude a mis l’accent<br />
sur un système de transport unique au monde, qui intègre<br />
non seulement les voies de transport sur terre, mais aussi sur<br />
l’eau. Chaque jour, plus de 50 000 navetteurs et étudiants des<br />
alentours passent du bus terrestre au «bateau-bus», ce qui impose<br />
une prouesse logistique aux collaborateurs de la société de transports<br />
urbains Azienda del Consorzio Trasporti Veneziano (ACTV).<br />
Par ailleurs, plus de 500 cargos déchargent quotidiennement<br />
quelque 850 tonnes de marchandises – des denrées alimentaires<br />
aux matériaux de construction. Le ramassage des ordures s’effectue<br />
également sur l’eau: chaque matin, des barges collectent des<br />
tonnes de déchets, sac après sac, et les transportent vers des<br />
lieux de dépôt désignés. S’y ajoutent plus de 20 millions de touristes<br />
annuels, qui doivent aussi être transportés.<br />
Le projet de protection contre les crues «Mose», d’un coût de<br />
5 milliards d’euros, était tout aussi imposant; crues à partir<br />
de 2016, il doit protéger la cité lacustre contre des crues de<br />
plus en plus fréquentes. Malheureusement, les participants<br />
au voyage d’étude n’ont pu admirer ce projet de construction<br />
titanesque que depuis le bateau. Voilà pourquoi dans ce<br />
numéro, nous vous présentons par le menu les détails techniques<br />
ainsi que le fonctionnement raffiné de ce mégaprojet.<br />
L’aspect social était également au cœur de ce voyage d’étude.<br />
Quand on regroupe autant de compétences dans le domaine<br />
des routes et des transports, le réseautage devient une thématique<br />
forte. Les nombreux entretiens stimulants ont clairement<br />
montré que la <strong>VSS</strong> est vivante et continuera d’avoir sa place<br />
dans la société, une place immuable et absolument nécessaire.<br />
Vu sous cet angle, ce voyage d’étude parfaitement organisé<br />
a également contribué à renforcer l’association et au final à<br />
insuffler une nouvelle énergie dans le travail de normalisation.<br />
C’est ainsi que fonctionne aujourd’hui le travail de milice.<br />
Je vous souhaite une agréable lecture.<br />
Rolf Leeb<br />
Redaktor/Rédacteur <strong>VSS</strong><br />
editorial AVANT-PROPOS 5
DE<br />
FR<br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Studienreise nach Venedig<br />
<strong>VSS</strong>-Experten besuchen die<br />
Grossprojekte der Lagunenstadt<br />
Voyage d’étude à Venise<br />
Les experts de la <strong>VSS</strong> visitent les<br />
projets d’envergure de la ville-lagune<br />
Es war einer der Höhepunkte<br />
des Jubiläumsjahres<br />
<strong>2013</strong>: Die viertägige<br />
Studienreise des<br />
<strong>VSS</strong> nach Venedig. R<strong>und</strong><br />
260 Expertinnen <strong>und</strong> Experten besichtigten<br />
das spektakuläre Hochwasserschutzprojekt<br />
«Mose», bekamen einen spannenden Einblick<br />
in das komplexe Verkehrssystem der<br />
Lagunenstadt <strong>und</strong> nutzten die Zeit für ausgiebiges<br />
Networking. Höhepunkt der perfekt<br />
organisierten Reise war der Galaabend im<br />
einmaligen Ambiente des «Casino di Venezia».<br />
Diese Studienreise werden die Expertinnen<br />
<strong>und</strong> Experten des <strong>VSS</strong> nicht so schnell vergessen!<br />
R<strong>und</strong>um zufriedene, wenn auch teils<br />
etwas müde Teilnehmer, machten sich nach<br />
drei spannenden Tagen in Venedig wieder<br />
auf die Heimreise im Extrazug. Geprägt von<br />
vielen Eindrücken aus der Lagunenstadt,<br />
spannenden Gesprächen mit Berufskollegen <strong>und</strong> wertvollen<br />
Einblicken in ein weltweit einmaliges Verkehrssystem. In<br />
Erinnerung bleiben wird aber bestimmt auch der Galaabend in<br />
den historischen Gemäuern des Casinos, wo der <strong>VSS</strong> zum kulinarischen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Höhepunkt der Studienreise<br />
eingeladen hatte. Allseits gelobt wurde auch die von A bis Z perfekte<br />
Organisation der Reise durch die Geschäftsstelle des <strong>VSS</strong><br />
in Zusammenarbeit mit dem Reisebüro italtours AG in Bern.<br />
<strong>VSS</strong>-Präsident Dieter Wepf dankte den Experten in seiner<br />
Ansprache für ihre unentgeltliche Arbeit im Milizsystem für<br />
das Schweizer Normenwesen: «Experten <strong>und</strong> Mitglieder des<br />
<strong>VSS</strong> sind dafür verantwortlich, dass der Verband auch nach<br />
<strong>10</strong>0 Jahren seinen festen <strong>und</strong> absolut notwendigen Platz in<br />
Cela a été l’un des moments<br />
forts de <strong>2013</strong>, l’année du<br />
centenaire de l’association:<br />
le voyage d’étude de quatre<br />
jours de la <strong>VSS</strong> à Venise.<br />
Environ 260 experts ont visité le chantier de protection<br />
contre les crues baptisé «Mose», et découvert<br />
avec enthousiasme le système complexe<br />
de transports dans la ville-lagune et ont profité<br />
du temps à disposition pour réseauter en toute<br />
convivialité. La soirée de gala dans l’ambiance<br />
unique du «Casino di Venezia» a constitué le point<br />
d’orgue de ce voyage organisé à la perfection.<br />
Les expertes et experts de la <strong>VSS</strong> n’oublieront<br />
pas de sitôt ce voyage d’étude! C’est<br />
contents, bien que les traits un peu tirés par<br />
la fatigue, que les participants ont repris le<br />
train spécialement affrété pour eux à l’issue<br />
de trois journées passionnantes passées à<br />
Venise. Ils en sont repartis avec plein de<br />
souvenirs marquants de la ville-lagune, de discussions avec<br />
les collègues et de précieuses connaissances sur ce système<br />
de transport unique au monde. Tous garderont probablement<br />
aussi en mémoire la soirée de gala organisée dans le bâtiment<br />
historique du casino, où la <strong>VSS</strong> a invité les participants à un<br />
temps fort, culinaire et social, au cours de ce voyage. L’organisation<br />
irréprochable du voyage par le secrétariat de la <strong>VSS</strong>, en<br />
collaboration avec l’agence de voyage italtours AG de Berne, a<br />
été saluée par tous.<br />
Dans son allocution, Dieter Wepf, le président de la <strong>VSS</strong>, a remercié<br />
les experts pour leur engagement non rémunéré pour la normalisation<br />
suisse à travers le système de milice: «C’est grâce aux<br />
experts et aux membres de la <strong>VSS</strong> que l’association occupe une<br />
Von<br />
Rolf Leeb<br />
Partner media & more GmbH,<br />
Kommunikationsberatung.<br />
Verantwortlich für die<br />
Redaktion von «Strasse<br />
<strong>und</strong> Verkehr»<br />
1 | Auf der Fahrt zum Grossprojekt MOSE: Die <strong>VSS</strong>-Experten studieren die spannenden Details des spektakulären Hochwasserschutzprojektes.<br />
1 | En route vers le grand chantier MOSE: Les experts de la <strong>VSS</strong> étudient les détails passionnants du spectaculaire projet de protection contre les crues.<br />
der Gesellschaft hat.» Experten <strong>und</strong> Mitglieder des Verbandes<br />
übernähmen Verantwortung für die Bevölkerung <strong>und</strong> trügen<br />
in aller Stille zum wirtschaftlichen Wohlstand unserer Gesellschaft<br />
bei. «Auch mit dieser Studienreise», so Wepf weiter, «sei<br />
den Experten <strong>und</strong> Mitgliedern des <strong>VSS</strong> für ihr Engagement<br />
<strong>und</strong> ihre Weitsicht herzlich gedankt. Möge diese Studienreise<br />
zu vertiefter Stärke des Verbandes <strong>und</strong> zu nicht versiegender<br />
Energie in der Normierungsarbeit beitragen.»<br />
Schiffsr<strong>und</strong>reise zu den Inseln<br />
Mit dem dicht gedrängten Programm ging es – nach einer<br />
12-stündigen Zugfahrt – gleich nach der Ankunft los. Auf<br />
zwei privaten Schiffen erk<strong>und</strong>eten<br />
die Teilnehmenden<br />
die Inseln in der Lagune<br />
Venedigs. Zu sehen gab es<br />
die bunten Fischerhäuser auf<br />
Burano, grossartige Mosaike<br />
auf Torcello oder die Gläsbläser<br />
auf Murano. Das Abendprogramm<br />
konnte jeder<br />
individuell gestalten, sei es<br />
mit einem Besuch der Oper,<br />
einer unterhaltsamen Show<br />
im «Teatro San Gallo» oder<br />
einfach nur bei einem gemütlichen<br />
Nachtessen mit<br />
<strong>VSS</strong>-Kollegen.<br />
2 | Gigantische Containerschiffe: Besichtigung des «Porto di Venezia».<br />
2 |Gigantesques porte-containers: visite du «Porto di Venezia».<br />
place bien établie et absolument nécessaire dans la société, même<br />
après <strong>10</strong>0 ans d’existence.» Selon lui, ces experts et membres de<br />
l’association ont assumé leur responsabilité auprès de la population<br />
et ont contribué au bien-être social de notre pays dans bien<br />
des domaines. «Ce voyage d’étude», a indiqué M. Wepf, «nous permet<br />
aussi de remercier chaleureusement les experts et membres<br />
de la <strong>VSS</strong> pour leur engagement et leur vision à long terme». Que<br />
ce voyage contribue à renforcer encore l’association et à la nourrir<br />
d’une intarissable énergie au service de la normalisation.»<br />
Promenade en bateau jusqu’aux îles<br />
Avec ce programme dense, les visites ont débuté dès l’arrivée<br />
– après un voyage en train de 12 heures. Les participants<br />
ont découvert les îles de la<br />
lagune de Venise à bord<br />
de deux bateaux privés. Ils<br />
ont admiré les maisons de<br />
pêcheurs colorées de Burano,<br />
les mosaïques incroyables<br />
de Torcello ou<br />
encore les souff-leurs de<br />
verre de Murano. Chacun<br />
était libre ensuite d’organiser<br />
sa soirée, en se rendant à<br />
l’opéra, à un spectacle divertissant<br />
au «Teatro San Gallo»<br />
ou simplement en dégustant<br />
un agréable diner avec des<br />
collègues de la <strong>VSS</strong>.<br />
Fotos: Rolf Leeb, Mirjam Tschopp<br />
6 thema thème<br />
thema thème 7
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Technische Besichtigungen<br />
Vier technische Besuche standen den Teilnehmenden zur<br />
Auswahl. Am spektakulärsten war das Grossprojekt Mose,<br />
das die Lagunenstadt dereinst vor Hochwasser schützen soll.<br />
Leider konnten die riesigen Baustellen nur vom Schiff aus<br />
besichtigt werden. Mehr zum gigantischen 5-Milliarden-Euro-<br />
Projekt lesen Sie ab Seite 12.<br />
Mit seinen kilometerlangen Wasser<strong>strasse</strong>n ist Venedigs<br />
Verkehrssystem weltweit einmalig. In Kleingruppen besuchten<br />
die <strong>VSS</strong>-Experten die Verkehrszentrale der «Azienda del<br />
Consorzio Trasporti Veneziano» (ACTV), zuständig für den<br />
öffentlichen Verkehr in der Lagunenstadt. Vom Chef persönlich<br />
erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in das<br />
Zusammenwirken von Vaporetti (Personenschiffe), Fähren,<br />
Busverkehr <strong>und</strong> modernsten Trams. Oder sie wurden über<br />
zukünftige Projekte wie eine geplante U-Bahn vom Festland<br />
zur Hauptinsel informiert <strong>und</strong> erfuhren unter anderem, dass<br />
Touristen für die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel<br />
deutlich mehr bezahlen müssen als Einheimische.<br />
3 | Live dabei, wenn die<br />
Glasbläser von Murano ihre<br />
Kunstwerke herstellen.<br />
3 | Les souffleurs de verre<br />
de Murano en live.<br />
Visites techniques<br />
Les participants avaient le choix entre quatre visites techniques.<br />
La plus spectaculaire a été celle du grand chantier<br />
Mose, qui doit protéger un jour la lagune de Venise en cas de<br />
crue. Malheureusement il n’a été possible de visiter cet immense<br />
chantier qu’en bateau. Vous en apprendrez plus sur ce<br />
gigantesque projet de 5 milliards d’euros en page 12.<br />
Avec ses kilomètres de voies fluviales, le système de transport<br />
de Venise est unique au monde. Les experts de la <strong>VSS</strong> ont visité<br />
en petits groupes la centrale «Azienda del Consorzio Trasporti<br />
Veneziano» (ACTV), responsable des transports publics dans<br />
la lagune. Son chef en personne est venu expliquer aux participants<br />
comment collaborent les vaporetti (bateaux pour le<br />
transport des personnes), les bacs, les bus et les trams les plus<br />
modernes. Ils ont également été informés d’un futur projet de<br />
métro reliant le continent à l’île principale et ont appris, entre<br />
autres, que les touristes payaient nettement plus cher que les<br />
autochtones pour emprunter les transports publics.<br />
Kreuzfahrtschiffe mitten in der Stadt<br />
Eindrücklich war die Besichtigung des Hafens, wo täglich<br />
riesige Öltanker <strong>und</strong> Containerschiffe be- <strong>und</strong> entladen werden<br />
<strong>und</strong> gigantische Kreuzfahrtschiffe anlegen, die jährlich<br />
1,6 Millionen Kreuzfahrtpassagiere in die Lagunenstadt bringen.<br />
Seit 1997 stieg die Zahl um 440 %. Damit rückte Venedig<br />
vom zehnten auf den vierten Platz im europäischen Ranking<br />
der grössten Terminals für Kreuzfahrtschiffe. Das sorgt natürlich<br />
für hitzige Diskussionen in Venedig, zumal allein 2012<br />
grosse Schiffe 1639 Mal am Markusplatz vorbeifuhren. Im<br />
Gespräch ist deshalb der Bau eines alternativen Kanals, der<br />
über <strong>10</strong>0 Millionen Euro kosten würde. Auch ein Hafen ausserhalb<br />
der Lagune wird von verschiedenen Seiten gefordert.<br />
4 | Edouard Borloz <strong>und</strong> Jean<br />
Beauverd.<br />
5 | Hautnah am Verkehrsgeschehen von Venedig: In der Verkehrsleitzentrale von ACTV.<br />
5 | En plein cœur de l’organisation des transports de Venise: dans la centrale de l’ACTV.<br />
6 | Vom Hotel aufs Schiff.<br />
6 | De l’hôtel au bateau.<br />
Des bateaux de croisière en pleine ville<br />
La visite du port, où sont chargés et déchargés d’immenses<br />
pétroliers et porte-containers chaque jour, où de gigantesques<br />
bateaux de croisière accostent, débarquant chaque année 1,6 millions<br />
de passagers dans la ville-lagune, a été impressionnante.<br />
Ce chiffre a augmenté de 440 % depuis 1997. Venise est ainsi<br />
passée de la dixième à la quatrième place dans le classement<br />
européen des plus grands terminaux de navires de croisière.<br />
Ce qui donne naturellement lieu à des discussions houleuses à<br />
Venise quand on sait que pour la seule année 2012, 1639 gros<br />
bateaux sont passés devant la place Saint-Marc. La construction<br />
d’un autre canal, qui coûterait plus de <strong>10</strong>0 millions d’euros,<br />
est actuellement en pourparlers. Plusieurs courants réclament<br />
aussi la création d’un port en dehors de la lagune.<br />
7 | Der <strong>VSS</strong> verbindet: Sie haben alle am gleichen Institut studiert.<br />
7 | Quand la <strong>VSS</strong> rassemble: ils ont tous étudié dans le même institut.<br />
11 | Auf dem<br />
Stadtr<strong>und</strong>gang<br />
in Venedig.<br />
11 | Pendant la<br />
visite de Venise.<br />
8 | Mittagspause mit Stehlunch während der Inseltour.<br />
8 | Pause déjeuner sous forme de lunch lors du tour des îles.<br />
12 | Vorstands-<br />
Mitglied Denis<br />
Rossi begrüsst die<br />
Anwesenden.<br />
12 | Denis Rossi,<br />
membre du comité<br />
directeur, salue les<br />
participants.<br />
9 | Die Teilnehmenden der Studienreise bei den Referaten im Hotel.<br />
9 | Les participants au voyage d’étude pendant la présentation à l’hôtel.<br />
13 | François Guenot <strong>und</strong> Christian Schärer.<br />
<strong>10</strong> | Der ACTV-Chef erklärt das Verkehrssystem.<br />
<strong>10</strong> | Le chef de l’ACTV explique le système des transports.<br />
14 | André-Gilles Dumont <strong>und</strong> Jean-François Mathier. 15 | Dieter Wepf <strong>und</strong> Hans Peter Lindenmann.<br />
Fotos: Rolf Leeb, Mirjam Tschopp, Christian Schärer<br />
8 thema thème<br />
thema thème 9
16 | Lockere Stimmung auf<br />
den Schiffen des <strong>VSS</strong><br />
während der Inselr<strong>und</strong>fahrt<br />
in der Lagune.<br />
16 | Ambiance détendue sur<br />
les bateaux de la <strong>VSS</strong> pendant<br />
la navigation dans la<br />
lagune.<br />
Fotos: Rolf Leeb<br />
<strong>10</strong> thema thème<br />
thema thème 11
Mose –<br />
Tore gegen<br />
den Untergang<br />
Mose: des portes<br />
pour empêcher<br />
le naufrage<br />
Der Kampf gegen das Wasser gehört<br />
zu Venedigs Geschichte seit der<br />
Stadtgründung vor 1600 Jahren.<br />
Damals flohen die Bewohner der Gegend<br />
vor den Westgoten <strong>und</strong> bauten erste Häuser<br />
nach einer Idee des griechischen Einwanderers<br />
Antinopo auf Pfählen in den sumpfigen<br />
Gr<strong>und</strong>. Aus der ersten Siedlung Rialto entwickelte sich die Stadt<br />
Venedig, die ihren Bewohnern zwar Schutz vor brandschatzenden<br />
Hunnen <strong>und</strong> anderen Feinden bot. Doch den Naturgewalten<br />
war die Lagunenstadt immer ausgeliefert.<br />
Venedig sackt zusehends in den Schlick der Lagune. Denn es<br />
mehren sich die Tage, an denen die zentrale Messstelle vor Santa<br />
Maria della Salute «Aqua alta» <strong>und</strong> damit einen Wasserstand von<br />
1<strong>10</strong> Zentimeter über normal Null verkündet. Gab es in den 50er-<br />
Jahren 18-mal Hochwasser, so bekam Venedig im vergangenen<br />
Jahrzehnt gleich 64-mal nasse<br />
Füsse. Am Wochenende vom<br />
<strong>10</strong>./11. November 2012 war es<br />
besonders schlimm: Die Flut<br />
erreichte eine Höhe von 149<br />
Zentimeter über Normalnull,<br />
mehr als 70 Prozent der historischen<br />
Altstadt waren überschwemmt.<br />
Die Venezianer<br />
dichten in diesem Fall ganz<br />
routiniert ihre Gebäude ab, <strong>und</strong><br />
städtische Mitarbeiter bauen<br />
Notstege auf, um die wichtigsten<br />
Gehstrecken zu erhalten.<br />
Natürlich leidet die gesamte<br />
Bausubstanz heute mehr denn je unter dem dauernden Kontakt<br />
mit dem Meerwasser. Es sind weniger die grossen Sturmfluten,<br />
sondern mehr die dauernden Angriffe der Salzkristalle, die den<br />
sensiblen Marmor zerstören. «Venedig wird deshalb früher oder<br />
später zerbröseln», prognostiziert Georg Umgiesser, Ozeanograf<br />
beim staatlichen italienischen Meeresforschungsinstitut Ismar<br />
im Herzen Venedigs.<br />
La lutte contre la mer fait partie de l’histoire<br />
de Venise et est engagée depuis<br />
sa fondation il y a 1600 ans. À cette<br />
époque, les habitants de la région fuyaient<br />
les Wisigoths et ont érigé les premières maisons<br />
sur pilotis sur un sol marécageux, en<br />
suivant l’idée d’un immigré grec du nom<br />
d’Antinopo. La ville de Venise s’est développée à partir du site<br />
initial du Rialto, qui offrait effectivement une protection à ses<br />
habitants contre les Huns incendiaires et autres ennemis. Mais la<br />
ville-lagune a toujours été livrée aux violences naturelles.<br />
Venise s’affaisse manifestement dans les limons de la lagune.<br />
Les jours «d’Acqua alta», c›est-à-dire d’inondation, qui plongent<br />
l’esplanade située devant Santa Maria della Salute sous 1<strong>10</strong> cm<br />
d’eau, sont de plus en plus nombreux. Dans les années 1950,<br />
on a décompté 18 crues, alors que Venise a eu les pieds dans<br />
l’eau 64 fois ces dix dernières<br />
années. La situation a été<br />
particulièrement critique le<br />
week-end du <strong>10</strong>/11 novembre<br />
2012: la marée est montée à<br />
149 cm au dessus du niveau<br />
normal, ce qui a plongé plus<br />
de 70 pour cent de la ville<br />
historique sous les eaux. Les<br />
Vénitiens sont habitués à colmater<br />
leurs habitations et les<br />
Von<br />
Rolf Leeb<br />
Partner media & more GmbH,<br />
Kommunikationsberatung.<br />
Verantwortlich für die<br />
Redaktion von «Strasse<br />
<strong>und</strong> Verkehr»<br />
2 | Juni 2012: Eines der einige tausend Tonnen schweren Caissons aus Stahlbeton<br />
wird an seinen Einsatzort transportiert.<br />
2 | Juin 2012: l’un des caissons en béton armé de plusieurs tonnes est<br />
acheminé sur son site d’installation.<br />
employés de la ville installent<br />
des passerelles de secours<br />
pour maintenir les principales<br />
voies de circulation<br />
pédestre. Bien entendu les bâtiments souffrent plus que jamais<br />
de ce contact permanent avec l’eau de mer. Ce sont moins les<br />
grandes inondations que les attaques répétées des cristaux de<br />
sel qui rongent le marbre délicat. «Venise va finir un jour ou<br />
l’autre par s’émietter» prévoit Georg Umgiesser, océanographe<br />
à l’Ismar, l’institut national italien des sciences marines, situé<br />
au cœur de Venise.<br />
1 | Bei Sturmfluten mit einer Hochwassermarke<br />
über 1<strong>10</strong> cm sollen<br />
künftig die drei Lagunenzufahrten, die<br />
Bocca di Lido, die Bocca di Malamocco<br />
<strong>und</strong> die Bocca di Chioggia mit<br />
aufschwimmenden Barrieren<br />
verschlossen werden.<br />
1 | En cas de crue supérieure à 1<strong>10</strong> cm,<br />
les trois futures portes (Bocca die<br />
Lido, (Bocca di Malamocco et Bocca<br />
di Chioggia) seront fermées par des<br />
barrières flottantes.<br />
Venedig versinkt kontinuierlich<br />
Zwei Gründe führen dazu, dass sich das Hochwasser häuft: Zum<br />
einen sackt die Stadt langsam unter ihrem Eigengewicht ab, zum<br />
anderen steigt der Meeresspiegel in Folge des Klimawandels. Andererseits<br />
war die Entnahme grosser Mengen Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong><br />
Methan durch die Industrie auf dem Festland für das Absinken der<br />
Altstadt verantwortlich. In einigen Häusern hat man längst das<br />
Venise ne cesse de s’affaisser<br />
Deux raisons expliquent la multiplication des inondations:<br />
d’une part la ville croule lentement sous son propre poids et<br />
d’autre part le niveau de la mer monte sous l’effet du changement<br />
climatique. Par ailleurs, le prélèvement d’une grande<br />
quantité d’eau dans les nappes phréatiques et de méthane par<br />
l’industrie sur le continent est aussi responsable de l’affais-<br />
Fotos/Illustrationen: www.salve.it<br />
12 thema thème<br />
thema thème 13
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Erdgeschoss aufgegeben. Gelebt wird ab dem ersten Stock. Historisch<br />
besonders wertvolle Gebäude wurden auch schon auf der<br />
Höhe der Wasserlinie ringsum aufgeschnitten <strong>und</strong> anschliessend<br />
mit hydraulischen Pressen angehoben. Auch versucht man, durch<br />
das Einspritzen von Kunstharz die F<strong>und</strong>amente zu schützen.<br />
Das 5-Milliarden-Euro-Projekt Mose<br />
soll 2016 in Betrieb gehen<br />
All das konnte aber das Absinken Venedigs nicht verhindern.<br />
«Schon im vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert hat die Stadt<br />
ungefähr 30 Zentimeter von ihrem Niveau über dem Meereswasserspiegel<br />
eingebüsst», sagt Umgiesser. Jetzt soll die<br />
gigantische Hochwasserschutzmassnahme namens Mose<br />
die Rettung bringen. Vor wenigen Monaten hat das über 5<br />
Milliarden teure Bauvorhaben einen wichtigen Meilenstein<br />
erreicht: Im nördlichsten der drei Durchlässe der Lagune zur<br />
Adria (Lido, Malamocco <strong>und</strong> Chioggia) haben Techniker die<br />
ersten vier Flutschutztore im Meeresgr<strong>und</strong> verankert. Bis<br />
zum Jahr 2016 soll das «modulo sperimentale elettromeccanico»,<br />
kurz Mose, genannte Projekt mit seinen insgesamt 78<br />
Toren in Betrieb gehen.<br />
Bei den Toren handelt es sich um aufschwimmbare Barrieren.<br />
Keine neue Erfindung. Denn die Tore grosser Schiffdocks<br />
werden schon seit Langem nach diesem Prinzip bewegt: Die<br />
Klappen sind grosse Stahlkästen, die, wenn sie offen am<br />
Meeresboden liegen, randvoll mit Wasser sind. Sollen sie geschlossen<br />
werden, drückt man mit Pressluft das Wasser hinaus<br />
– die Tore schwimmen auf. So funktionieren auch die<br />
Mose-Klappen, mit dem feinen Unterschied, dass man in die<br />
Tore ein komplexes Innenleben eingebaut hat. Denn bei den<br />
Dimensionen der Tore (30 Meter lang, 20 Meter breit) <strong>und</strong><br />
den damit auftretenden Kräften muss das Auf <strong>und</strong> Ab der mit<br />
nur zehn Zentimeter Abstand dicht nebeneinanderliegenden<br />
Schwimmkästen präzise ablaufen. Auf keinen Fall dürfen sie<br />
sich berühren oder gar verklemmen.<br />
Damit die Klappen zuverlässig ihren Dienst erfüllen, müssen<br />
sie solide geführt <strong>und</strong> gelagert werden. Diese Aufgabe übernehmen<br />
überdimensionale, einige tausend Tonnen schwere «Zargen».<br />
Das sind beim Mose-Projekt Caissons aus Stahlbeton mit<br />
einer Höhe von bis zu 14 Meter. Doch erst ihre Gr<strong>und</strong>fläche von<br />
50 mal 60 Meter macht die Dimension der Bauwerke deutlich.<br />
3 | In der grössten Lagunenzufahrt Bocca di Lido werden 41 Fluttore montiert, getrennt durch eine künstlich geschaffene Insel in der Mitte der Lagunenöffnung.<br />
3 | Dans la plus grande embouchure, Bocca di Lido, 41 digues vont être installées, séparées par un îlot artificiel aménagé au centre de l’embouchure de la lagune.<br />
sement de la vieille ville. Dans certaines maisons, le rez-dechaussée<br />
est abandonné depuis longtemps. La vie commence<br />
au premier étage. Les bâtiments d’une grande valeur historique<br />
ont déjà été découpés au niveau de la ligne d’eau et surélevés<br />
à l’aide de presses hydrauliques. On essaye aussi de<br />
consolider les fondations en injectant de la résine synthétique.<br />
Le projet Mose à 5 milliards d’euros<br />
doit être terminé pour 2016<br />
Mais tout cela n’empêchera pas Venise de sombrer. «Au cours<br />
du siècle précédent, la ville s’est enfoncée d’environ 30 cm»,<br />
indique M. Umgiesser. Le sauvetage doit venir du gigantesque<br />
chantier de protection contre les crues baptisé Mose. Ce projet<br />
de construction de plus de 5 milliards d’euros a franchi un cap<br />
Da die Caissons mit ihren in der Ruhestellung vollständig in<br />
den Betonzargen eintauchenden Sperrklappen den Wasseraustausch<br />
zwischen Lagune <strong>und</strong> Adria nicht behindern sollen,<br />
müssen sie komplett im Meeresboden verschwinden, was<br />
– quer zur Fahrrinne – 14 Meter tiefe <strong>und</strong> 50 Meter breite<br />
Gräben erforderlich macht. Diese Rinnen sind in allen drei<br />
Laguneneinfahrten fertiggestellt. Dazu mussten nicht nur<br />
grosse Mengen Sand <strong>und</strong> Schlick «ausgekoffert» werden. Die<br />
Aufstellflächen für die Caissons hat man zudem durch bis zu<br />
40 Meter lange Rammpfähle verstärkt <strong>und</strong> den Boden mithilfe<br />
von Tauchern genauestens egalisiert. Auch wurden links<br />
<strong>und</strong> rechts der Gräben auf den Meeresboden über Dutzende<br />
Meter Geotextilbahnen «genagelt». Dadurch soll verhindert<br />
werden, dass die Strömung in den Laguneneinfahrten Sand<br />
<strong>und</strong> Schwebstoffe mitreisst.<br />
décisif il y a quelques mois: les techniciens ont ancré les quatre<br />
premières portes de protection sur le sol marin dans la partie<br />
la plus septentrionale des trois embouchures entre la lagune et<br />
l’Adriatique (Lido, Malamocco et Chioggia). Le projet «modulo<br />
sperimentale elettromeccanico», abrégé en Mose, doit entrer<br />
en service en 2016 avec 78 portes au total.<br />
Ces portes sont en fait des barrières flottantes. Rien de vraiment<br />
nouveau. Les portes des grands docks fonctionnent déjà<br />
depuis longtemps selon ce principe: les battants sont de grands<br />
caissons en acier qui, quand ils sont ouverts et reposent sur le<br />
sol marin, sont remplis d’eau. Quand il faut les fermer, l’eau<br />
est chassée par de l’air sous pression et les portes flottent. Les<br />
portes du projet Mose fonctionnent à l’identique, à cette petite<br />
différence près qu’un mécanisme complexe a été intégré à l’intérieur.<br />
Étant donné les dimensions des portes (30 mètres de<br />
long, 20 mètres de large) et les forces nécessaires, la remontée<br />
et l’immersion des caissons flottants séparés de seulement dix<br />
centimètres doivent être précises. Ils ne doivent en aucun cas<br />
se toucher ou se coincer.<br />
Pour que les caissons remplissent leur office de façon fiable,<br />
ils doivent être pilotés et fixés de façon solide. Ce sont des<br />
«châssis» surdimensionnés, pesant plusieurs tonnes, qui<br />
assurent cette mission. Les caissons du projet Mose sont en<br />
béton et mesurent jusqu’à 14 mètres de hauteur. Leur surface<br />
au sol, 50 x 60 mètres, confèrent au chantier une dimension<br />
remarquable.<br />
Dans la mesure où ces caissons, avec leur barrière entièrement<br />
escamotable dans le châssis en béton, ne doivent pas entraver<br />
les échanges marins entre la lagune et l’Adriatique, ils doivent<br />
complètement disparaitre dans le sol marin, ce qui nécessite<br />
de creuser des fosses de 14 mètres de profondeur et de<br />
50 mètres de largeur – à la transversale du chenal navigable.<br />
Ces chenaux sont aménagés dans chacune des trois entrées<br />
dans la lagune. Cela n’a pas seulement nécessité d’extraire de<br />
grandes quantités de sable et de limons. Les surfaces destinées<br />
à l’installation des caissons ont été en plus renforcées par des<br />
pieux allant jusqu’à 40 mètres de long et le sol a été égalisé le<br />
plus précisément possible à l’aide de plongeurs. Des dizaines<br />
de mètres de toiles géotextiles ont été fixés de part et d’autre<br />
des fosses sur le fond marin. Elles doivent empêcher que le<br />
courant déplace du sable et des matières en suspension dans<br />
les entrées vers la lagune.<br />
4 | Venice Arsenale: Hier kommen die Fluttore alle fünf Jahre in die Revision.<br />
4 | Venice Arsenale: les digues viennent ici en révision tous les cinq ans.<br />
5 | Die künstlich geschaffene Insel im Bocca di Lido.<br />
5 | L’îlot artificiel dans l’embouchure Bocca di Lido.<br />
6 | Die Schleuse für kleine Schiffe beim Lido, falls die Fluttore oben sind.<br />
6 | L’écluse de l’embouchure Lido réservée aux petits bateaux.<br />
7 | Bereitstellung der riesigen Caissons in Malamocco.<br />
7 | Installation des immenses caissons à Malamocco.<br />
Fotos/Illustrationen: www.salve.it<br />
14 thema thème<br />
thema thème 15
8 | Bewegender Moment für die Teilnehmer auf der Studienreise: Zum ersten Mal seit Baubeginn taucht ein Fluttor aus dem Wasser auf.<br />
8 | Moment émouvant pour les participants au voyage d’étude: pour la première fois depuis le début du chantier, une digue émerge.<br />
Lagune<br />
Pressluft<br />
Wasserabfluss<br />
Meer<br />
9 | Die ideale Position<br />
der Tore ist bei einer<br />
Schräglage von<br />
45 Grad erreicht <strong>und</strong><br />
kann im Extremfall<br />
eine Wasserdifferenz<br />
von 2 Meter zwischen<br />
Lagune <strong>und</strong> Adria<br />
herstellen. Die Zeit für<br />
das Aufrichten der gesamten<br />
Wehranlage<br />
beträgt 30 Minuten.<br />
9 | La position idéale<br />
des portes respecte un<br />
angle de 45 degrés et<br />
peut supporter, dans<br />
les cas extrêmes, un<br />
différentiel de niveau<br />
de 2 mètres entre la<br />
lagune et l’Adriatique.<br />
Il faut 30 minutes à<br />
l’ensemble de la barrière<br />
pour se dresser.<br />
Lagune<br />
Stahltank<br />
Betonwannen<br />
Meer<br />
Nur eine kurzfristige Lösung?<br />
Zweifel, ob Mose tatsächlich die Rettung Venedigs bringt, sind<br />
angebracht, kam es doch in der Vergangenheit zu beachtlichen<br />
Verzögerungen <strong>und</strong> Kostensteigerungen. Zudem wurden im<br />
Sommer wegen Verdachts krimineller Machenschaften beim<br />
vom Staat finanzierten Bau 14 Personen festgenommen. Ausgeführt<br />
wird das Projekt durch die Firmengemeinschaft Consorzio<br />
Venezia Nuova, einem Zusammenschluss der 30 grössten<br />
Baufirmen Italiens, unter ihnen auch die Fininvest S.p.A<br />
der Familie Berlusconi.<br />
Der Nutzen von Mose wird vor allem von Umweltschützern bezweifelt.<br />
«Mose ist bestenfalls kurzfristig eine Lösung», warnt<br />
Ozeanograf Umgiesser. Langfristig sei das Mose-Wehr einfach<br />
sinnlos, da die Schleusentore bei erhöhtem Meeresspiegel <strong>und</strong><br />
dem künftig viel häufigeren Hochwasser zu oft geschlossen<br />
werden müssten. Bei einem Anstieg des Meeresspiegels von<br />
70 Zentimetern, wie vom Weltklimarat IPCC bis 2<strong>10</strong>0 prognostiziert,<br />
müsste das Wehr die Hälfte des Jahres geschlossen<br />
bleiben, ergaben Hochrechnungen. Dieser permanente Sperrriegel<br />
brächte den ökologisch wichtigen Wasseraustausch sowie<br />
die ganze Versorgung der Lagunenstadt <strong>und</strong> den enormen<br />
Tourismus auf dem Wasserweg zum Erliegen. Kommt hinzu,<br />
dass auch Venedigs Ex-Bürgermeister Massimo Cacciari keine<br />
Gelegenheit auslässt, Mose zu kritisieren.<br />
Une solution à court terme seulement?<br />
Çà et là, des doutes émergent sur le fait que Mose parvienne<br />
à sauver Venise, sans compter que des retards conséquents et<br />
un surcoût sont venus émailler le projet par le passé. Ce à quoi<br />
s’ajoute l’arrestation de 14 personnes pendant l’été, soupçonnées<br />
d’activités criminelles sur le chantier financé par État. Le<br />
projet est mis en œuvre par le consortium Consorzio Venezia<br />
Nuova, qui regroupe les 30 plus grandes entreprises du bâtiment<br />
d’Italie, parmi lesquelles Fininvest S.p.A aux mains de la<br />
famille Berlusconi.<br />
Le bien-fondé de Mose est remis en cause en tout cas par les<br />
défenseurs de l’environnement. «Mose constitue au mieux une<br />
solution à court terme» prévient l’océanographe Umgiesser. À<br />
long terme le projet Mose n’a tout simplement aucun sens car les<br />
portes-écluses resteront fermées trop souvent lorsque le niveau<br />
de la mer sera monté et que les crues seront bien plus fréquentes.<br />
Avec une hausse du niveau de la mer de 70 cm, tel que le prévoit<br />
le GIEC d’ici 2<strong>10</strong>0, la barrière devra être fermée la moitié de<br />
l’année, d’après les estimations. Ce blocage permanent mettrait<br />
à mal les échanges marins essentiels au point de vue écologique<br />
ainsi que l’ensemble de l’approvisionnement de la ville-lagune<br />
et étoufferait l’énorme afflux touristique par voie maritime. Ce à<br />
quoi s’ajoute que l’ancien maire de la ville, Massimo Cacciari ne<br />
laisse passer aucune occasion de critiquer Mose.<br />
Lagune<br />
Meer<br />
1: Fluttor<br />
2: Scharnier<br />
3: Maschinen- <strong>und</strong><br />
Pumpenräume<br />
4: Wartungs- <strong>und</strong><br />
Inspektionsstollen<br />
5: Rammpfähle<br />
<strong>10</strong> | So funktioniert Mose: Presslust drückt<br />
das Wasser aus den Fluttoren <strong>und</strong> bringt sie<br />
so zum Anheben.<br />
<strong>10</strong> | Fonctionnement de Mose: l’air comprimé<br />
chasse l’eau des digues et les fait se redresser.<br />
1: digue<br />
2: charnière<br />
3: salles des machines<br />
et des pompes<br />
4: salles de maintenance<br />
et de contrôle<br />
5: pieux<br />
12 | Befestigung der Scharniere an<br />
den Fluttoren.<br />
12 | Fixation des charnières aux digues.<br />
13 | Gross wie mehrstöckige Häuser liegen die F<strong>und</strong>amente der Fluttore<br />
(gelb angedeutet) bereit, um an ihre Einbauorte gebracht zu werden.<br />
13 | Grandes comme des immeubles de plusieurs étages, les fondations des digues<br />
(matérialisées en jaune) sont prêtes à être acheminées vers leur site d’installation.<br />
14 | System, das die Scharniere<br />
exakt verbindet.<br />
14 | Système reliant précisément la<br />
charnière.<br />
11 | Millimeterarbeit mit tonnenschweren<br />
Elementen: Montage der<br />
riesigen Scharniere, an denen die Fluttore<br />
mit den Caissons verb<strong>und</strong>en werden.<br />
11 | Travail de précision au millimètre avec<br />
des éléments pesant des tonnes: montage<br />
des gigantesques charnières, auxquelles<br />
sont reliées les digues avec les caissons.<br />
15 | Die Festpunkte für die Klappen-Scharniere auf einem Caisson. Daran<br />
werden dann die riesigen Fluttore festgemacht.<br />
15 | Points d’ancrage pour les charnières des digues sur le caisson. Les gigantesques<br />
digues y sont ensuite fixées.<br />
16 | Inspektions- <strong>und</strong> Operatingraum im Innern eines Caissons, das im Sommer<br />
2012 im Lido installiert wurde.<br />
16 | Salle de maintenance et de contrôle à l’intérieur d’un caisson, installé pendant<br />
l’été 2012 dans l’embouchure du Lido.<br />
Fotos/Illustrationen: www.salve.it; Rolf Leeb<br />
16 thema thème<br />
thema thème 17
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Die Montage<br />
der Fluttore<br />
Im Juni <strong>2013</strong> wurden die<br />
ersten Fluttore beim Lido<br />
installiert. Mit eigens<br />
dafür gebauten Spezialschiffen<br />
wurden die riesigen<br />
Klappen an ihren<br />
Bestimmungsort gefahren<br />
<strong>und</strong> dort mittels ausgeklügelter<br />
Krantechnik<br />
versenkt <strong>und</strong> unter Wasser<br />
mit den Scharnieren<br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
Montage<br />
des digues<br />
Les premières digues ont<br />
été installées en juin <strong>2013</strong><br />
dans l‘embouchure du<br />
Lido. Ces digues immenses<br />
sont acheminées jusqu‘à<br />
leur site d‘installation par<br />
des bateaux spécialement<br />
conçus pour elles, puis y<br />
sont immergées par grues<br />
au moyen de manœuvres<br />
élaborées, et enfin fixées<br />
sous l’eau aux charnières.<br />
17 | Einführung in das Mose-Projekt während der Schiffahrt.<br />
17 | Présentation du projet Mose pendant la navigation.<br />
18 | Die <strong>VSS</strong>-Experten für einmal als Fotografen im Einsatz.<br />
18 | Les experts de la <strong>VSS</strong> pour une fois à œuvre en tant que photographe.<br />
Riesige Fluttore<br />
mit Innenleben<br />
Die Fluttore sind grosse<br />
Stahlkästen mit einem<br />
intelligenten Innenleben<br />
(unterstes Bild), welches<br />
das Herauspressen des<br />
Wasser ermöglicht. Jede<br />
Klappe ist 5 Meter dick,<br />
20 Meter breit, 30 Meter<br />
lang <strong>und</strong> hat ein Gewicht<br />
von 250 Tonnen. Insgesamt<br />
werden für das<br />
Sperrwerk 78 Fluttore<br />
benötigt.<br />
Des digues avec<br />
une vie intérieure<br />
Les digues sont de<br />
grands caissons en<br />
acier dotés d‘une vie<br />
intérieure intelligente<br />
(image du bas), qui permet<br />
d’en chasser l’eau.<br />
Chaque digue mesure<br />
5 m de hauteur, 20 m de<br />
largeur, 30 m de longueur<br />
et pèse 250 tonnes.<br />
Il faut en tout 78<br />
digues pour constituer<br />
la barrière.<br />
19 | Mit Schleppern werden die riesigen, 250 Tonnen schweren Fluttore an ihren Einsatzort gefahren, wo sie anschliessend montiert werden.<br />
19 | Les gigantesques digues de 250 tonnes sont acheminées vers leur site d’installation par un remorqueur.<br />
20 | Die riesige Baustelle muss auf Foto festgehalten werden.<br />
20 | Impossible de ne pas immortaliser ce grand chantier.<br />
21 | Leider konnten die Experten die Baustelle nur aus der Ferne betrachten.<br />
21 | Malheureusement les experts n’ont pu voir le chantier que de loin.<br />
22 | An Land werden die Elemente für ihren Einsatz vorbereitet.<br />
22 | Sur la terre ferme, les éléments sont préparés.<br />
Fotos/Illustrationen: www.salve.it; Rolf Leeb<br />
18 thema thème<br />
thema thème 19
Galaabend im «C asino di Venezia»<br />
Fotos: Rolf Leeb
DE<br />
FR<br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
«e-mobility» dreams?<br />
Der Einfluss der Energiewende<br />
auf die Mobilität<br />
«e-mobility» dreams?<br />
La transition énergétique<br />
pour la mobilité routière<br />
Die Schweiz ist hinter Norwegen weltweit der<br />
zweitgrösste Erzeuger von elektrischer Energie<br />
mit minimaler CO 2 -Belastung. Wegen des<br />
hohen Verkehrsaufkommens ist jedoch der<br />
Ausstoss von Treibhausgasen in der Schweiz<br />
zu hoch. Deshalb propagiert der Schweizer<br />
Stromkonzern Alpiq in einer Studie: Sauberer<br />
fahren (mit geringem CO 2 -Ausstoss) mit elektrischer<br />
Energie, deren derzeitiger Mix (Erzeugung<br />
<strong>und</strong> Verbrauch) sehr sauber ist.<br />
Trotz dieser guten Argumente erzielt der<br />
«elektrifizierte» Automobilpark der Schweiz<br />
zurzeit nicht den erwarteten Erfolg. Aber die<br />
«Hydro-Mobility» nimmt allmählich Gestalt<br />
an.<br />
Bald weniger Erdöl – welche<br />
Horrorvorstellung!<br />
Jetzt ist bekannt, dass die<br />
Erdölvorkommen bald<br />
knapp werden. Wenn man<br />
bedenkt, dass eventuell bis<br />
zum Jahr 2035 auch die<br />
Par<br />
Gérald Cuennet<br />
Ing. civil dipl. epfl<br />
Consultant GCExpert<br />
Lausanne<br />
Kernkraftwerke stillgelegt werden, hat man Gr<strong>und</strong> genug, nervös<br />
zu werden. Die ganze Welt sitzt im selben Boot: Lasst uns abwarten<br />
oder «faut voir faut voir», wie die Waadtländer sagen würden. Das<br />
ist die grosse Sorge aller Entscheidungsträger. Die Franzosen liebäugeln<br />
mit ihrem EPR (neue Kernkraftwerkgeneration), die Deutschen<br />
mit ihren Kohlebergwerken <strong>und</strong> erneuerbaren Energien <strong>und</strong><br />
in der Schweiz herrscht folgende Situation: die Erdöl-Anhänger<br />
sind in Bereitschaft, die Kernkraft-Befürworter sind quasi gelähmt,<br />
die Alternativen stehen im Schatten <strong>und</strong> haben wenig Wind für<br />
ihre Windräder – doch die Schweizer Stromkonzerne wie Alpiq<br />
kommen hinter dem Ofen hervor [1] . Tatsächlich scheint das Alpiq-<br />
E-Mobility-Projekt für das Jahr 2020 gut dokumentiert, sehr attrak-<br />
La Suisse est aujourd’hui dans le Top 2 mondial<br />
(et européen) des producteurs de kWh<br />
électriques les moins chargés en CO 2 , derrière<br />
la Norvège. Mais les Suisses émettent trop de<br />
GES pour leurs nombreux déplacements. Partant<br />
de ces données nos électriciens suisses<br />
ont fait leur le paradigme: «faisons des kilomètres<br />
plus propres (peu de CO 2 ) avec de<br />
l’énergie électrique dont le mix actuel (de production<br />
et de consommation) est parmi les<br />
moins sales». Malgré ces bons arguments le<br />
parc automobile suisse «électrifié» ne rencontre<br />
pas du tout, pour l’instant, le succès<br />
escompté. C‘est également le cas partout ailleurs.<br />
Mais «l’hydro-mobility» pointe son nez.<br />
Par<br />
Julien Cuennet<br />
Etudiant HEIG-VD<br />
Génie thermique<br />
Lausanne<br />
Bientôt moins de pétrole<br />
– quelle angoisse!<br />
On le sait maintenant, c’est<br />
pour bientôt, disons aprèsdemain.<br />
Si l’on rajoute à ça<br />
le spectre de «j’arrête mes<br />
centrales nucléaires» bientôt<br />
également, disons dès 2035 environ, là il y a de la crispation.<br />
Tout le Monde est à la même enseigne: attendons ou «faut<br />
voir faut voir», comme diraient les vaudois. C’est un grand<br />
souci de toutes nos sphères dirigeantes. Les Français lorgnent<br />
vers leur EPR (nouvelle génération nucléaire), les Allemands<br />
vers leurs charbonnages et les renouvelables, et en Suisse: les<br />
pétroliers sont en stand-by, les pro-nucléaires plutôt vitrifiés,<br />
les alternatifs sont dans l’ombre avec peu de vent dans leurs<br />
éoliennes, mais … nos électriciens suisses comme Alpiq sortent<br />
du bois [1] . En effet, leur projet e-mobility pour l’an 2020 est<br />
bien documenté, plutôt séduisant, et déjà en cours d’installation<br />
(de pompes à électricité) semble-t-il. Leur ambition est de<br />
tiv <strong>und</strong> schon im Aufbau (Stromzapfsäulen) zu sein. Ihr Ziel ist<br />
es, einen schweizerischen Automobilpark zu schaffen, der zu 15 %<br />
aus Elektrofahrzeugen (wiederaufladbar) besteht. Dadurch könnten<br />
die CO 2-Emissionen unseres Autoverkehrs verringert werden,<br />
sodass sogar der derzeitige Trend umgekehrt werden könnte. Der<br />
neue Bedarf an elektrischer Energie (etwa +2 %) könnte von vornherein<br />
gedeckt werden, wenn unsere derzeitigen Anlagen besser<br />
genutzt würden (insbesondere nachts). Dies ist erwiesen.<br />
Die Ziele der Schweiz<br />
Die Schweiz hält sich streng an das Protokoll von Kyoto [2] <strong>und</strong><br />
gibt sich grosse Mühe, die von ihr eingegangenen Verpflichtungen<br />
zu erfüllen. Die private Mobilität ist unser Schwachpunkt<br />
(<strong>und</strong> auch der Schwachpunkt vieler anderer Länder), <strong>und</strong> wir<br />
stossen weiterhin viele Tonnen CO 2 aus – regelmässig von Jahr<br />
zu Jahr ein wenig mehr. Im Jahr 1990 betrug die Ausstossmenge<br />
in der Schweiz 15 Millionen Tonnen, 2012 lag sie bei etwa<br />
17 Millionen Tonnen. Aber die Möglichkeit der Berücksichtigung<br />
der Emissionszertifikate im Ausland <strong>und</strong> unserer Wälder<br />
als «Kohlestoffsenker» dürften es uns gestatten, die globalen<br />
Verpflichtungen zu erfüllen, zumal die «schlechte Mobilität» ab<br />
dem Jahr 2014 durch eine Mineralölsteuer bestraft wird.<br />
Erzeugung von elektrischer Energie<br />
Die Schweiz gehört aufgr<strong>und</strong> der Zusammensetzung ihres<br />
Strom-Mixes zu den fünf weltweit führenden Ländern. Die Abbildung<br />
1 zeigt die Situation in den derzeit fünf besten Ländern<br />
in der Reihenfolge vom ersten bis zum fünften Platz: Norwegen,<br />
Schweiz, Schweden, Frankreich <strong>und</strong> Brasilien [3, 4] . Diese Rangliste<br />
basiert auf den CO 2-Emissionen pro kWh Strom (das beste<br />
Land hat die wenigsten CO 2-Emissionen). Die fünf genannten<br />
Länder erzeugen ihren Strom nicht hauptsächlich mit Kohle,<br />
Erdöl oder Erdgas. Zu beachten ist, dass zu diesen fünf führenden<br />
Ländern die Nummer 1 in der Wasserkraft (Norwegen) <strong>und</strong><br />
die Nummer 1 in der Kernkraft (Frankreich) zählt. Die Schweiz<br />
<strong>und</strong> Schweden liegen in Bezug auf Wasserkraft bzw. Kernkraft<br />
auf dem zweiten Rang. Die Kohlendioxid-Intensität des erzeugten<br />
(<strong>und</strong> verbrauchten) Stroms ist ein Unterscheidungsfaktor.<br />
Bei den «Musterschülern», zu denen auch die Schweiz gehört,<br />
voir un parc automobile suisse constitué de 15 % de véhicules<br />
électriques (rechargeables) ce qui permettrait de diminuer les<br />
émissions de CO 2 de nos déplacements automobiles, même<br />
d’inverser la tendance actuelle. Et les nouveaux besoins en<br />
énergie électrique (+ 2 % environ) seraient à priori disponibles,<br />
sous réserve simplement de mieux utiliser nos installations<br />
actuelles (en particulier pendant la nuit). Dont acte.<br />
Les vœux de la Confédération<br />
La Suisse se veut un élève appliqué du protocole de Kyoto [2] et se<br />
démène pour s’approcher des engagements qu’elle a pris. La «Mobilité»<br />
privée est notre point faible (comme beaucoup d’autres<br />
pays), et on continue d’émettre pas mal de tonnes de CO 2, régulièrement<br />
un peu plus, année après année. On en était à 15 millions<br />
de tonne en 1990 et du côté de 17 millions de tonnes en 2012.<br />
Mais les possibilités de tenir compte des certificats d’émissions<br />
à l’étranger d’une part et l’effet puits (stockage) de carbone de<br />
nos forêts, d’autre part, devraient nous permettre de «tenir nos<br />
engagements globaux». Mais la «Mobilité», mauvaise élève, sera<br />
pénalisée au travers d’une taxe sur les huiles minérales dès 2014.<br />
La production d’énergie électrique<br />
La Suisse est dans le top 5 mondial. Oui, en raison de la composition<br />
de son «mix» électrique. La figure 1 illustre le cas des cinq<br />
meilleurs actuels qui sont dans l’ordre : Norvège, Suisse, Suède,<br />
France et Brésil [3, 4] . Ce classement correspond aux émissions de<br />
CO 2 par kWh électrique (le meilleur = le moins impactant). Les<br />
5 cinq pays cités ne produisent pas leur électricité majoritairement<br />
avec du charbon, du pétrole ou du gaz naturel. On note que<br />
ce top 5 comprend le n°1 de l’Hydraulique (Norvège) et le n°1<br />
du Nucléaire (France). La Suisse et la Suède se contentent d’être<br />
des n°2 de l’Hydraulique et du Nucléaire respectivement. Rappelons<br />
que parmi les derniers de classe il y a l’Inde, l’Australie<br />
et la Chine. Cette «intensité carbone» de l’électricité produite<br />
(et consommée) est un indicateur discriminant puisqu’il représente<br />
moins de 50 grammes de CO 2 par KWh électrique pour les<br />
«très bons élèves», dont la Suisse, et de l’ordre de <strong>10</strong>00 (voire<br />
plus) pour les «mauvais élèves». En Europe, la moyenne se situe<br />
aujourd’hui à près de 500 grammes de CO 2.<br />
1 |Die fünf weltweit<br />
führenden Länder in<br />
Bezug auf den Elektroenergie-Erzeugungsmix/CO<br />
2 im Jahr 2012.<br />
1 | Top 5 mondial du mix<br />
de production d’énergie<br />
électrique/CO 2 en 2012.<br />
22 Fachartikel articles techniques<br />
Fachartikel articles techniques 23
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
liegt sie bei weniger als 50, bei den Umweltsündern bei etwa<br />
<strong>10</strong>00 (oder noch mehr) Gramm CO 2 pro kWh Strom. In Europa<br />
liegt der Durchschnitt heute bei etwa 500 Gramm CO 2.<br />
Die Umweltbelastung durch Fahrzeuge<br />
Kürzlich durchgeführte Studien [3, 5] gestatten die Feststellung der<br />
Umweltbelastung für die gesamte Lebensdauer von Fahrzeugen<br />
(Lebenszyklusanalyse). Für die erste Herstellungsphase sind<br />
6 bis 9 Tonnen CO 2 pro Fahrzeug zulässig, für die Wartung <strong>und</strong><br />
die Verschrottung (Recycling) 0,5 Tonnen CO 2 pro Fahrzeug. Für<br />
die dazwischen liegende Gebrauchsphase erfolgt die Berechnung<br />
für eine Gesamtkilometerleistung von 150 000 km in 15 Jahren<br />
für ein leistungsfähiges, modernes Fahrzeug (das nicht zu schwer<br />
ist <strong>und</strong> relativ wenig Kraftstoff verbraucht). Abbildung 2 zeigt die<br />
Ergebnisse für verschiedene Fahrzeugkategorien <strong>und</strong> für Einsätze<br />
in Europa <strong>und</strong> in der Schweiz, um die Unterschiede in der<br />
«Sauberkeit» der verfügbaren kWh Strom zu berücksichtigen. Bei<br />
den Elektrofahrzeugen zeigen die Ergebnisse (natürlich), dass es<br />
möglich ist, die Gesamtemissionen beträchtlich zu reduzieren –<br />
um 33 % in Europa <strong>und</strong> um 60 % in der Schweiz. Dies ist sehr<br />
beachtlich, aber weniger spektakulär als die Daten des Stromkonzerns<br />
Alpiq [1] , die nur von der «Gebrauchsphase» reden, die für<br />
Elektrofahrzeuge logischerweise auf sehr niedrigem Niveau liegt.<br />
Die Nichtberücksichtigung des beträchtlichen Herstellungspostens<br />
(plus Wartung <strong>und</strong> Recycling) verbirgt leider einen Teil der<br />
Realität. Alle vollständigen Studien befassen sich damit [3, 5] .<br />
L’impact environnemental des véhicules<br />
Des études récentes [3, 5] permettent de situer cet impact pour<br />
tout le cycle de vie (ACV) des véhicules. Pour la première<br />
phase de fabrication il est admis entre 6 à 9 tonnes de CO 2<br />
par véhicule, et à 0,5 tonnes pour leur maintenance et leur<br />
déconstruction (recyclage). Pour la phase intermédiaire<br />
d’utilisation, celle des km parcourus et de la durée de vie,<br />
le calcul est fait pour un total de 150 000 km parcourus en<br />
15 ans, avec un véhicule performant, moderne (pas trop<br />
lourd et relativement sobre). La figure 2 fait état des résultats<br />
pour différentes catégories de véhicules (thermique,<br />
hybride, hybride rechargeable et électrique rechargeable)<br />
et pour des utilisations en Europe (EU + CH) et en Suisse<br />
(CH), afin de tenir compte des différences de «propreté»<br />
des kWh électriques disponibles. Avec des voitures électriques<br />
les résultats montrent (évidement) qu’il serait possible<br />
de réduire passablement les émissions totales de 33%<br />
(19,5 tonnes contre 29 tonnes) pour le cas Européen et de<br />
60 % (12 contre 29) pour la Suisse. Ce qui est déjà très appréciable,<br />
mais moins spectaculaire que les données des<br />
électriciens suisses [1] qui eux ne parlent que de la phase<br />
«utilisation», qui devient bien sûr très faible pour des véhicules<br />
«électriques». La non prise en compte du poste important<br />
de fabrication (+ maintenance + recyclage) occulte une<br />
part de la réalité malheureusement. Car toutes les études<br />
[3, 5]<br />
complètes en parlent.<br />
schen<br />
3 | CO 2-Emissionen für eine Kilometerleistung von <strong>10</strong> 000 km/Jahr während 15 Jahren<br />
3 | Emissions de CO 2 pour faire <strong>10</strong> 000 km/an pendant 15 ans.<br />
Und die Mobilität gemäss SIA <strong>und</strong> 2000-Watt-Gesellschaft?<br />
Dieses Konzept unserer Architektenkollegen ist in zahlreichen<br />
Empfehlungen, Merkblättern <strong>und</strong> sonstigen Publikationen dokumentiert<br />
[6] . Einfach ausgedrückt: Man will bis zum Jahr 2050<br />
unseren individuellen Bedarf an nicht erneuerbaren Primärenergien<br />
<strong>und</strong> die entsprechenden CO 2-Emissionen auf ein Viertel<br />
reduzieren <strong>und</strong> sie dann bis zum Jahr 2150 nochmals halbieren.<br />
Dieses Konzept, das seit dem Jahr 2005 für Wohnungen<br />
angewendet wird, erweist sich als sehr effizient – dieses spezifische<br />
Ziel für das Jahr 2050 wird schon angepeilt. Hinsichtlich<br />
der Mobilität befinden wir uns aber noch im Jahr 1990. Wir<br />
verwenden als Beispiel einen Waadtländer, der in der französi-<br />
2 | Totale CO 2-Emissionen:<br />
Vergleich über die<br />
gesamte Lebensdauer.<br />
2 | Emissions totales de<br />
CO 2: Comparaison pour<br />
tout le cycle de vie.<br />
Et la mobilité selon la SIA et sa société à 2000 Watts?<br />
Ce concept de nos collègues architectes est documenté dans de<br />
nombreuses recommandations, cahiers techniques et autres [6] .<br />
Dit simplement: on veut diviser par 4, d’ici 2050, nos besoins<br />
individuels en énergies primaires non renouvelables ainsi que<br />
les émissions de CO 2 correspondantes, puis encore les diviser<br />
par 2 d’ici 2150. Ce concept appliqué aux «Habitations» dès<br />
2005 s’avère très efficace et l’objectif spécifique pour 2050<br />
est bien dans le viseur. Pour la «Mobilité» … on en est toujours<br />
en 1990.<br />
Prenons le cas d’un suisse romand vaudois qui habite à Grens par<br />
exemple, près du canton de Genève, et qui doit faire <strong>10</strong> 000 km<br />
Schweiz wohnt <strong>und</strong> jährlich <strong>10</strong> 000 km zwischen seinem<br />
Wohnsitz <strong>und</strong> seinem Arbeitsplatz fahren muss. Ihm stehen alle<br />
in Abbildung 2 angegebenen Fahrzeuge zur Verfügung. Seine<br />
CO 2-Emissionen sind unter den gleichen Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />
in Abbildung 3 angegeben. Wir haben darin das Ziel SIA<br />
2050 (gemäss CT 2040), erhöht um den Posten Produktion/Wartung/Recycling<br />
des Fahrzeugs, in Bezug auf die Gesamt-CO 2-<br />
Emissionen <strong>und</strong> ohne die «grauen Energien» (nicht erneuerbare<br />
Energien) einbezogen. Das Berechnungsfahrzeug des SIA ist ein<br />
«Fahrzeug mit Verbrennungsmotor mit einem Verbrauch von<br />
3 l/<strong>10</strong>0 km». In Bezug auf das SIA-Ziel sind nur die schweizerischen<br />
Hybrid- <strong>und</strong> Elektrofahrzeuge in Plug-in-Ausführung<br />
nicht zu bemängeln. Dies ist immerhin beruhigend. Es ist immerhin<br />
ein kleiner Schritt in Richtung 2000-Watt-Gesellschaft<br />
für die beiden betroffenen Fahrzeugausführungen.<br />
Warum ist die Elektrifizierung des schweizerischen<br />
(<strong>und</strong> weltweiten) Automobilparks so gering?<br />
Dafür gibt es auf den ersten Blick viele Gründe. Die Erwerber<br />
der Fahrzeuge von morgen stellen sich die gleichen Fragen<br />
wie unsere Umweltschutzfachleute, also beispielsweise:<br />
Wie <strong>und</strong> womit (Kernkraft, Kohle, Gas, ...?) soll dieser<br />
neue Bedarf an Strom gedeckt werden, einschliesslich der<br />
Frage, wie eine geringe Umweltbelastung erzielt werden<br />
soll?<br />
Bei Anwendung der vorgeschlagenen elektrischen Plugin-Motorisierung<br />
werden unsere Komfort-Ansprüche<br />
bezüglich Platzangebot, Reichweite usw. nicht wirklich<br />
erfüllt, von der Verfügbarkeit <strong>und</strong> der Aufladezeit ganz zu<br />
schweigen.<br />
par an pour aller au travail. Il a à sa disposition tous les véhicules<br />
définis pour la figure 2. Avec les mêmes hypothèses de<br />
base, ses émissions de CO 2 sont représentées sur la figure 3.<br />
Nous y avons inclus l’objectif SIA 2050 (selon CT 2040) augmenté<br />
du poste – production/maintenance/recyclage – du<br />
véhicule pour les émissions totales de CO 2, et non les «grises»<br />
(non renouvelables). Le véhicule de calcul de la SIA est un<br />
«thermique à 3 l/<strong>10</strong>0 km». Par rapport à l’objectif SIA, seuls<br />
les véhicules suisses «Hybride et Electrique» plug in seraient<br />
ok. Ce qui est déjà rassurant. On ose parler d’un petit pas dans<br />
la direction de la société à 2000 Watts pour les deux types de<br />
véhicules concernés (les valeurs des graphiques des figures 1,<br />
2 et 3 sont la responsabilité des auteurs de l’article).<br />
Alors pourquoi si peu d’électrification<br />
du parc automobile suisse (et mondial)?<br />
Les raisons sont multiples à priori, mais les acquéreurs des<br />
voitures de demain se posent les mêmes questions que nos<br />
grands spécialistes de l’environnement, par exemple:<br />
comment et avec quoi (nucléaire, charbon, gaz, …?)<br />
fabriquer ce besoin électrique nouveau, y compris pour<br />
un impact environnemental faible?<br />
- avec la motorisation électrique plug in proposée, nos<br />
habitudes de confort en termes d’habitabilité, d’autonomie,<br />
etc…, ne sont pas vraiment satisfaites. Sans parler de la<br />
disponibilité et du temps pour le rechargement?<br />
la grande disparité des mix électriques nationaux pèsent<br />
sur les décisions?<br />
Cette dernière raison est vraisemblablement la plus contraignante,<br />
celle qui freine les constructeurs.<br />
24 Fachartikel articles techniques<br />
Fachartikel articles techniques 25
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Belasten die grossen Unterschiede im staatlichen Strom-<br />
Mix der verschiedenen Länder die Entscheidungen?<br />
Der zuletzt genannte Gr<strong>und</strong> ist wahrscheinlich der triftigste<br />
<strong>und</strong> hat eine bremsende Wirkung auf die Hersteller. Kurzum<br />
wird das europäische Plug-in-Elektrofahrzeug von heute eher<br />
als Vorzeigeobjekt <strong>und</strong> eine technische Spielerei für den städtischen<br />
Verkehr erachtet.<br />
Gibt es die absolute Waffe<br />
zur Bekämpfung von CO 2 -Emissionen?<br />
Vielleicht ja: eine Waffe auf der Basis von Wasserstoff. Das<br />
Projekt «HyNor», das im Jahr 2003 in Norwegen in Angriff genommen<br />
wurde, dürfte bald konkrete Ergebnisse hervorbringen,<br />
da alle bedeutenden Autohersteller sich in irgendeiner<br />
Weise daran beteiligt haben. Ihre Antworten sind: Flüssiger<br />
Wasserstoff wird entweder zur Speisung einer «Batterie» oder<br />
direkt als Kraftstoff verwendet. Es wird auch die «natürliche»<br />
Erzeugung von Wasserstoff in Erwägung gezogen, wie kürzlich<br />
vom Wissenschaftler M. Graetzel von der EPF-Lausanne<br />
<strong>und</strong> seinem Team vorgeschlagen wurde.<br />
En résumé, le véhicule électrique plug in européen d’aujourd’hui<br />
est plutôt considéré comme un faire-valoir, un<br />
gadget urbain. Cette année le producteur américain «TESLA<br />
Motors» va aborder le marché européen avec un véhicule<br />
électrique plug in plus confortable (plus américain) et plus<br />
autonome. Au-delà du prix «américain» (CHF plus de 80 000),<br />
ça ne devrait être qu’une variante boostée des véhicules plug<br />
in actuels.<br />
L’arme absolue anti CO 2 existe-t-elle?<br />
Peut être bien que oui: au travers de l’hydrogène. Le projet<br />
«HyNor» démarré en 2003 en Norvège devrait être<br />
concrétisé prochainement, car tous les «gros» constructeurs<br />
automobiles y ont participé d’une manière ou d’une<br />
autre. Leurs réponses: de l’hydrogène liquide utilisé soit<br />
pour alimenter une «pile» ou soit directement comme<br />
carburant à la place du «pétrole». On pense également<br />
à la production «naturelle» d’hydrogène suggérée récemment<br />
par un de nos savants (M. Graetzel) de l’EPF-L et<br />
son équipe.<br />
Fazit<br />
Ab wann werden wir mit Fahrzeugen fahren, die ausschliesslich<br />
mit Plug-in-Strom betrieben werden?<br />
Dass dies zurzeit weder in der Schweiz noch anderswo der Fall<br />
ist, liegt mit Sicherheit auch an den Konsumenten. Sie sind<br />
noch nicht bereit, sich mit einem «kleinen» durchschnittlichen<br />
Fahrzeug zufriedenzugeben, das eine geringe Reichweite hat,<br />
jeden Abend aufgeladen werden muss <strong>und</strong> mit einer relativ<br />
geringen Geschwindigkeit fährt. Hinzu kommt der Wunsch<br />
nach genügend Stromzapfsäulen. Aber leider hat die «Welt der<br />
Hersteller» von Fahrzeugen keine konkrete Vorstellung von<br />
diesem Bereich. Das Gegenteil ist der Fall. Also ist der Schweizer<br />
Stromerzeuger Alpiq berechtigt, uns eine Fortbewegungsart<br />
vorzuschlagen, die ihm zusagt. Und wir haben das Recht,<br />
wie der Redaktor der vorliegenden Zeitschrift, skeptisch <strong>und</strong><br />
sogar enttäuscht zu bleiben [7] . Es stellt sich die Frage: Wenn<br />
das Alpiq-Projekt [1] 15 % des schweizerischen Automobilparks<br />
Rechnung trägt, was geschieht dann mit den restlichen 85 %?<br />
Meiner Meinung nach erfolgt der grosse Schritt der Energiewende<br />
für die Mobilität im Automobilbereich in der Schweiz<br />
nicht über diese Plug-in-Elektro-Motorisierung.<br />
Und unser Mobilitätstraum?<br />
Heute kommt das vielversprechendste Paradigma aus Skandinavien<br />
<strong>und</strong> heisst «Hydro-Mobilität».<br />
En guise de conclusion<br />
Pour quand le déplacement tout électrique plug in?<br />
Si ce n’est pas encore au programme ni en Suisse, ni ailleurs,<br />
c’est sûrement parce que nous (les utilisateurs potentiels)<br />
ne sommes pas encore prêts à nous contenter d’un «petit»<br />
véhicule moyen, d’autonomie limitée, à recharger tous les<br />
soirs, et qui circulerait à une vitesse plutôt modeste! Il faut<br />
aussi rajouter le souci de disposer de pompes à électricité en<br />
suffisance.<br />
Pour parler de manière plus académique, et bien justement,<br />
le «monde académique» et le «monde des constructeurs» de<br />
voitures n’ont pas franchement d’idée fixe à ce sujet, bien au<br />
contraire. Alors nos électriciens suisses ont le droit de nous<br />
suggérer un mode de déplacement qui leur convient plutôt<br />
bien et nous avons le droit de rester interrogateurs, voire<br />
même déçus comme le rédacteur de la présente revue [7] . En<br />
effet: si leur projet [1] peut satisfaire 15 % du parc automobile<br />
suisse, qu’en est-il des 85 % restants? A notre avis le grand<br />
pas de la transition énergétique pour la mobilité automobile<br />
en Suisse ne se fera pas via cette motorisation électrique plug<br />
in.<br />
Et notre mobility dream alors?<br />
Aujourd’hui le paradigme le plus prometteur vient du Nord et<br />
se nomme «Hydro-mobility».<br />
Quellen/Références<br />
[1] ALPIQ, «Véhicules électriques: pénétration du marché suisse d’ici 2020», www. alpiq-intech.ch.<br />
[2] DETC-OFEV-BAFU, «Protocole de Kyoto», janvier-mars <strong>2013</strong>.<br />
[3] J.- M. Jancovici, www.manicore.com.<br />
[4] OFEN, «Statistique suisse de l’électricité 2012».<br />
[5] G. Launay & all, www.gnesg.com.<br />
[6] SIA - CT 2039 et 2040.<br />
[7] R. Leeb, «L’électromobilité se traîne !», R&T n°6-<strong>2013</strong>.<br />
26<br />
Fachartikel articles techniques
DE<br />
Operatives Risikomanagement<br />
in den ASTRA-Projekten<br />
Risikobewusstes Handeln trägt massgeblich zur bestmöglichen Zielerreichung einer<br />
Organisation bei. Risiken müssen frühzeitig identifiziert, richtig analysiert <strong>und</strong> bewertet<br />
werden, damit in nützlicher Frist adäquate <strong>und</strong> wirkungsvolle Massnahmen ergriffen<br />
werden können. Die vielfältigen Aufgaben beim Ausbau <strong>und</strong> Unterhalt der National<strong>strasse</strong>n<br />
bringen eine Vielzahl von unterschiedlichen risikorelevanten Aspekten mit<br />
sich. Nach einer Entwicklungsphase mit diversen Pilotprojekten hat die Abteilung<br />
Strasseninfrastruktur des B<strong>und</strong>esamtes für Strassen (ASTRA) in diesem Jahr ein neues<br />
Instrument zur Risikobeurteilung in den Strasseninfrastrukturprojekten eingeführt.<br />
Das operative Risikomanagement ist<br />
Bestandteil des Gesamtkonzepts «Integrales<br />
Risikomanagement» <strong>und</strong> ergänzt<br />
somit das bereits zuvor eingeführte<br />
strategische Risikomanagement. Die<br />
unterschiedlichen Risikobeurteilungen<br />
folgen einem Metaprozess, der sich an<br />
der Basisnorm ISO3<strong>10</strong>00/ONR49000 orientiert <strong>und</strong> im Einklang<br />
mit dem Risikomanagement B<strong>und</strong> steht. Im Gegensatz<br />
zum strategischen Risikomanagement, das nach dem Top-<br />
Down-Prinzip funktioniert, wird im operativen Risikomanagement<br />
ein Bottom-Up-Ansatz verfolgt. Auf der strategischen<br />
Ebene ist somit das Top-Management in der Rolle des<br />
Risikoeigners. Dabei sind die Aktivitäten der Organisation<br />
(Stufe Abteilung bzw. Amt) als Ganzes Gegenstand des Risikoassessments<br />
mittels Szenarioanalyse.<br />
Beim operativen Risikomanagement stehen hingegen einzelne<br />
Tätigkeiten wie beispielsweise Projekte oder spezifische<br />
Prozesse im Fokus. Dieser Ansatz weist einen höheren<br />
Detaillierungsgrad auf, <strong>und</strong> potenziell können viele Einzelrisiken<br />
identifiziert werden. Die beiden Betrachtungsweisen<br />
sind insofern miteinander verb<strong>und</strong>en,<br />
als dass aufgedeckte Querschnittsrisiken<br />
über die Linie rapportiert werden<br />
<strong>und</strong> so in die strategische Risikobeurteilung<br />
einfliessen. Durch die Kombination<br />
des strategischen <strong>und</strong> des operativen<br />
Ansatzes erfüllt das Konzept den<br />
Anspruch an ein umfassendes, integrales Risikomanagement.<br />
Die Risikosituation der gesamten Organisation wird dank<br />
der beiden Perspektiven ganzheitlich erfasst <strong>und</strong> abgebildet.<br />
Umfassend ist das operative Risikomanagement auch in folgender<br />
Hinsicht. Bei Bau- <strong>und</strong> Unterhaltsprojekten besteht<br />
ein hohes Potenzial zur Nutzung von Synergien <strong>und</strong> zur Steigerung<br />
der Effizienz <strong>und</strong> Effektivität der investierten Mittel.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden bei der Einschätzung neben den<br />
Risiken auch die Chancen der jeweiligen Projekte beurteilt.<br />
Chancen sind gleichermassen ein Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
<strong>und</strong> Ausmass. Die Methoden zur Identifikation,<br />
Analyse, Bewertung <strong>und</strong> Dokumentation sind daher<br />
dieselben.<br />
Von<br />
Serge Tschäppeler<br />
Lic. rer. oec<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim<br />
B<strong>und</strong>esamt für Strassen ASTRA, Bereich<br />
Entwicklung/Stab; Verantwortlicher<br />
Risiko- <strong>und</strong> Qualitätsmanagement Abt. I<br />
1 | Übersicht zum Konzept Integrales Risikomanagement ASTRA (links), Darstellung der Informationsflüsse per Berichterstattung (rechts).<br />
1 | Aperçu du concept de Gestion intégrée des risques de l’OFROU (à gauche), reporting des flux d’informations (à droite).<br />
fachartikel articles techniques 27
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
2 | Mit seinen vier Bestandteilen<br />
deckt das Tool die<br />
Prozesse des operativen<br />
Risikomanagements in<br />
Projekten ab.<br />
2 | Avec ses quatre composants,<br />
l’outil couvre les<br />
processus de gestion<br />
opérationnelle des risques<br />
lors des projets.<br />
3 | Der umfangreiche «Systematische<br />
Katalog möglicher Gefahren<br />
ASTRA» wurde für das Risikomanagement<br />
in Projekten auf die für Projektinhalte<br />
wesentlichen Gefahrengebiete<br />
reduziert. Die daraus resultierende<br />
Gefahrenliste ermöglicht<br />
ein strukturiertes, aber trotzdem<br />
kreatives Vorgehen bei der Risikoidentifikation.<br />
3 | Pour la gestion des risques lors<br />
des projets, le vaste «Catalogue<br />
systématique des dangers possibles<br />
de l’OFROU» a été réduit aux<br />
domaines dangereux pertinents<br />
selon la teneur des projets. La liste<br />
des risques en résultant permet<br />
une procédure structurée mais<br />
tout de même créative lors de<br />
l’identification des risques.<br />
Gefahrengebiet Code Risiko / Chance Code<br />
IMAGE ASTRA<br />
MANAGEMENT<br />
STANDARDS<br />
PROJEKT<br />
REALISIERUNG<br />
SICHERHEIT<br />
Operatives Risikomanagement Projekte - Tool V<strong>10</strong>d<br />
B<strong>und</strong>esamt für Strassen ASTRA<br />
Operatives Risikomanagement / Projekte: GEFAHRENLISTE<br />
I Politik I1<br />
Image <strong>und</strong> Reputation<br />
I2<br />
Kommunikation<br />
I3<br />
weitere<br />
I4<br />
M Projektorganisation M1<br />
Termine / Fristen<br />
M2<br />
Finanzplanung<br />
M3<br />
Vorgehen / Projektabläufe<br />
M4<br />
weitere<br />
M5<br />
St Technik / Technologie St1<br />
Sicherheit (Infrastruktur / Benutzer)<br />
St2<br />
Betriebliche Aspekte / Unterhalt<br />
St3<br />
Kosten (Realisierung, Bertrieb, Unterhalt)<br />
St4<br />
weitere<br />
St5<br />
P Technisch (pro Fachbereich) P1<br />
Verkehr (Bauphase <strong>und</strong> Betrieb)<br />
Kostenschätzung<br />
Betriebliche Aspekte<br />
weitere<br />
R Beschaffung, Submission R1<br />
Ausmass- <strong>und</strong> Kostencontrolling<br />
Qualitätsprüfung <strong>und</strong> Nachvollziehbarkeit<br />
Arbeitssicherheit<br />
weitere<br />
S Sicherheit Strasseninfrastruktur ISSI (Abt. V)<br />
Tunnelsicherheit 19004 / 89005<br />
Störfälle 19001 / 19002<br />
Naturgefahren 19003 / 89001-4<br />
Operative Sicherheit 80050<br />
weitere<br />
S1<br />
P2<br />
P3<br />
P4<br />
P5<br />
R2<br />
R3<br />
R4<br />
R5<br />
Prozesse für die Risikobeurteilung<br />
Die Prozesse für die Risikobeurteilung in den Projekten<br />
(Risikoidentifikation, Risikoanalyse <strong>und</strong> -bewertung) sowie<br />
Risikodokumentation werden neu mit einem einheitlichen,<br />
transparenten <strong>und</strong> benutzerfre<strong>und</strong>lichen Tool auf MS-<br />
Excel-Basis durchgeführt. Das Tool wurde derartig ausgestaltet,<br />
dass die Anwendung nicht zu aufwendig wird <strong>und</strong> die<br />
Hilfsmittel effizient <strong>und</strong> möglichst standardisiert eingesetzt<br />
werden können. Zu umfangreiche <strong>und</strong> zu komplizierte Verfahren<br />
bringen die Gefahr mit sich, dass das operative Risikomanagement<br />
aufgr<strong>und</strong> des grossen Aufwands bei der Anwendung<br />
statisch <strong>und</strong> im schlimmsten Fall die Initialversion eine<br />
einmalige Momentaufnahme bleibt. Mit diesem praxisorientierten,<br />
dynamischen Modell sollen die identifizierten Risiken<br />
<strong>und</strong> Chancen eines Projektes bereits in der konzeptionellen<br />
Phase kontrolliert, gesteuert <strong>und</strong> die Risikosituation im Verlauf<br />
des Projekts wiederholt überprüft <strong>und</strong> aktualisiert werden.<br />
Anzeige<br />
Insgesamt soll ein schlankes Führungsinstrument entstehen,<br />
das die Projektstabilität steigert, indem es die Projektleitung<br />
bereits in den frühen Projektphasen bei der Entscheidungsfindung<br />
<strong>und</strong> der Prioritätensetzung unterstützt <strong>und</strong> begleitet.<br />
Die Risikobeurteilung als «allgemeine Projektierungsleistung»<br />
ist bei allen grösseren Projekten Pflicht <strong>und</strong> Teil des<br />
Q-Lenkungsplans. Sie wird erstmals zu Beginn eines Projektes<br />
durchgeführt <strong>und</strong> aktualisiert, sobald sich Risikosituationen<br />
wesentlich ändern. Die Risikobeurteilung ist integraler<br />
Bestandteil der Projektdossiers.<br />
Das Tool zur Durchführung der Risikobeurteilung wurde spezifisch<br />
für die Anwendung in Strasseninfrastrukturprojekten<br />
entwickelt. Es besteht im Wesentlichen aus 4 Elementen:<br />
1. Gefahrenliste<br />
2. Bewertungsskala<br />
3. Analyse- <strong>und</strong> Bewertungstabelle<br />
4. Risiken- <strong>und</strong> Chancenmatrix<br />
Gefahrenliste<br />
Die Gefahrenliste ist ein nicht abschliessender Gefahrenkatalog,<br />
der die risikorelevanten Aspekte eines Projektes<br />
abbildet <strong>und</strong> in sogenannte Gefahrengebiete aufgliedert. Sie<br />
dient als Hilfsmittel bei der Identifikation der Risiken <strong>und</strong><br />
Chancen <strong>und</strong> leitet sich aus dem globalen «Systematischen<br />
Katalog möglicher Gefahren ASTRA» ab.<br />
Umfassende <strong>und</strong> abschliessende Gefahrenkataloge, die in<br />
Projekten häufig als eine Art Checkliste verwendet werden,<br />
können dazu führen, dass zwar viele, nicht aber zwingend<br />
die wesentlichen Risiken erfasst werden oder die wesentlichen<br />
Risiken in der grossen Anzahl untergehen. Im Gegensatz<br />
dazu soll die Gefahrenliste – dank klar strukturierter<br />
Aufteilung <strong>und</strong> einem auf das Wesentliche reduzierten Inhalt<br />
– ein systematisches, aber doch kreatives Vorgehen bei<br />
der Risikoidentifikation ermöglichen. Durch strukturierte<br />
projektspezifische Überlegungen werden die wesentlichen<br />
potenziellen Risiken <strong>und</strong> Chancen identifiziert. Die aufgedeckten<br />
Risiken <strong>und</strong> Chancen werden codiert, damit die<br />
Durchgängigkeit innerhalb des Projektes gewährleistet ist.<br />
Die Codierung dient auch zur späteren Konsolidierung <strong>und</strong><br />
Aggregation auf Stufe Abteilung/Amt. Im Gefahrengebiet<br />
«Sicherheit» werden vollständigkeitshalber auch Gefahrenfelder<br />
aufgeführt, in welchen vertiefte Methoden benötigt<br />
werden, wie zum Beispiel Tunnelsicherheit, Störfälle oder<br />
Naturgefahren. Folglich werden diese Themen nicht mit diesem<br />
Tool, sondern mit themenspezifischen Modellen <strong>und</strong><br />
Instrumenten abgedeckt.<br />
Bewertungsskala<br />
Die identifizierten Gefahren werden mittels Bewertungsskala<br />
hinsichtlich Eintrittswahrscheinlichkeit <strong>und</strong> Ausmass bewertet<br />
(Abb. 4). Es stehen sechs Kriterien zur Verfügung, nach<br />
welchen das Ausmass von Schäden <strong>und</strong> Nutzen bewertet werden<br />
kann. Die Bewertungskriterien stellen die wesentlichen<br />
Bereiche dar, in welchen die Risiken die Zielerreichung der<br />
Projekte beeinflussen. Es sind dies:<br />
• Kosten/Finanzen<br />
• Zeit<br />
• Technik/Qualität/Funktionalität<br />
• Sicherheit/Ausrüstung/Personensicherheit<br />
• Gesellschaft/Umwelt<br />
• Reputation<br />
FR<br />
Gestion opérationnelle des risques dans le cadre des projets de l’OFROU<br />
Agir en tenant compte des risques contribue largement<br />
à la réalisation optimale des objectifs d’une<br />
organisation. Les risques doivent être précocement<br />
identifiés, puis correctement analysés et évalués<br />
pour pouvoir prendre des mesures adéquates et<br />
efficaces en temps utile. Les nombreuses tâches à<br />
accomplir pour aménager et entretenir les routes<br />
nationales comportent de multiples risques. Cette<br />
année, après une phase de développement avec<br />
divers projets-pilotes, la division Infrastructure<br />
routière de l’Office fédéral des routes (OFROU) a<br />
lancé un nouvel instrument permettant d’évaluer<br />
les risques dans le cadre des projets d’infrastructure<br />
routière.<br />
28 fachartikel articles techniques<br />
fachartikel articles techniques 29
1945/1946 <strong>VSS</strong>-interne Reorganisation<br />
1945/1946 Période de réorganisation<br />
Die Nachkriegszeit ist auch <strong>VSS</strong>-intern eine Zeit der Reorganisation. Neu<br />
Juste après la guerre, sur le plan interne à la <strong>VSS</strong>, c’est aussi une période<br />
sollen sich der Ausschuss <strong>und</strong> der Vorstand im Wesentlichen auf die administrativen<br />
Geschäfte beschränken. Die fachliche Arbeit liegt nun bei den<br />
affaires administratives. Le travail technique est l’affaire des commissions<br />
de réorganisation. Dorénavant le comité doit principalement s’occuper des<br />
ständigen Fachkommissionen <strong>und</strong> den ad hoc geschaffenen Spezialkommissionen.<br />
Im April 1946 werden folgende Fachkommissionen eingesetzt:<br />
les commissions techniques suivantes sont engagées:<br />
technique permanentes et commissions spéciales ad hoc. En avril 1946<br />
- Kommission für Strassenprojektierung (Strassenplanung, Strassentrassierung,<br />
Strassenquerprofile, Kunstbauten)<br />
conception, tracé, profils en travers, ouvrages d’art)<br />
- Commission pour l’établissement des projets routiers (planification/<br />
- Kommission für Erdbau <strong>und</strong> Untergr<strong>und</strong><br />
- Commission pour les terrassements et les sols de fondation<br />
- Kommisssion für Strassenbaustoffe<br />
- Commission pour les matériaux de construction routiers<br />
- Kommission für Strassenbeläge<br />
- Commission pour les revêtements routiers<br />
- Kommission für Strassenverkehr<br />
- Commission pour le trafic routier<br />
Referat von <strong>VSS</strong>-Präsident Ernst Pletscher<br />
Exposé du président de la <strong>VSS</strong> Ernst Pletscher<br />
- Kommission für städtische Tiefbauwesen<br />
- Commission pour le génie civil urbain<br />
Das Referat des damaligen <strong>VSS</strong>-Präsidenten Ernst Pletscher für die Schaffung<br />
La conférence du président <strong>VSS</strong> de l’époque Ernst Pletscher pour la création<br />
- Kommission für Fragen der Gesetzgebung (Verwaltung, Finanzierung,<br />
- Commission pour les questions législatives (administration, financement,<br />
einer Zentralstelle ist eines der wichtigen Gründungsdokumente des <strong>VSS</strong>:<br />
Landschaftsschutz usw.).<br />
d’un secrétariat permanent est un des documents principaux de fondation de la<br />
[84]<br />
protection du paysage, etc.). [84]<br />
«Aus bescheidenen Anfängen hat sich die im Jahre 1913 gegründete Vereinigung<br />
schweiz. Strassenfachmänner trotz aller Ungunst der Zeiten zu einer höchst<br />
«Depuis ses débuts modestes en 1913, l’union suisse des professionnels de la rou-<br />
1945 Erstes grosses <strong>VSS</strong>-Normenwerk<br />
1945 Ouvrage de normalisation de la <strong>VSS</strong> le plus volumineux<br />
<strong>VSS</strong>:<br />
erfreulichen Organisation entwickelt. Der Mitgliederbestand ist bis Jahresschluss<br />
te, et malgré les temps incertains est devenue une organisation au développement<br />
1917 auf r<strong>und</strong> 300 angewachsen. Unter den unterstützenden Mitgliedern befinden<br />
sich über 60 kantonale <strong>und</strong> kommunale Verwaltungen. […] Die Verkehrsent-<br />
très réjouissant. Le nombre de membre a atteint environ 300 unités jusqu’à la fin<br />
1945 erscheint das innert drei Jahren entstandene <strong>VSS</strong>-Normenwerk<br />
En 1945, dans une édition de 2000 exemplaires, paraissent les normes<br />
de l’année 1917. Parmi les membres soutient on trouve plus de 60 administrations<br />
«Besondere Bestimmungen für Strassenbauten» in einer Auflage von 2000<br />
<strong>VSS</strong> «Conditions particulière pour les ouvrages routiers» élaborées en<br />
wicklung stellt diese vor neue grosse Aufgaben. Deren Behandlung <strong>und</strong> Durchführung<br />
muss Sache des Kantons oder des Gemeinwesens bleiben. Anzustreben<br />
cantonales et communales. […] L’évolution du trafic représente pour l’organisation<br />
Exemplaren. Dieses ist das bis dahin «umfangreichste, aufwändigste <strong>und</strong><br />
trois ans. Il s’agit jusqu’alors de «l’ouvrage de normalisation de la <strong>VSS</strong><br />
de nouvelles tâches importantes. Le traitement et l’accomplissement de ces tâches<br />
anspruchsvollste Normenwerk der <strong>VSS</strong>». Mit den «Besonderen Bestimmungen»<br />
werden «die auf verschiedenen Gebieten bereits bestehenden<br />
tions particulières» les «directives existantes dans divers domaine sont<br />
le plus volumineux et qui a demandé le plus d‘efforts». Avec les «Condi-<br />
ist dabei aber entschieden eine möglichste Vereinheitlichung in gewissen Fragen,<br />
doit continuer d‘être l’affaire des cantons ou des communes. Pourtant, pour certaines<br />
questions qui présentent un certain intérêt général il faudrait tendre le plus<br />
Richtlinien in einen allgemeinen Rahmen <strong>und</strong> in einen systematischen<br />
reportées dans un cadre général et systématique». Les «Conditions<br />
soweit solche für alle Interesse bieten. […] Eine bestmögliche Vereinheitlichung<br />
in den uns interessierenden Fragen muss schon äusserlich sich zeigen durch eine<br />
possible vers une uniformisation. […] Dans les questions qui nous intéressent, une<br />
Zusammenhang» gebracht. Die «Besonderen Bestimmungen» umfassen<br />
particulières» englobent les conditions générales pour les travaux de<br />
Organisation. Die V.S.St.F. stellt die Möglichkeit einer solchen dar. Dadurch, dass<br />
uniformisation optimale doit se remarquer depuis l’extérieur, par une organisation.<br />
die allgemeinen Bestimmungen für Bauarbeiten des SIA (Formular 118),<br />
construction de la SIA (Formulaire 118), une introduction explicative, des<br />
alle kantonalen <strong>und</strong> möglichst viele kommunale Verwaltungen sich der Vereinigung<br />
anschliessen, bilden diese mit ihren, ebenfalls dem Verbande angehören-<br />
eine erläuternde Einleitung, Ausführungsvorschriften in fünf Teilen: Erdbau,<br />
prescriptions d’exécution en cinq parties: terrassements, évacuation des<br />
La V.S.St.F. représente une telle possibilité. Puisque toutes les administrations cantonales<br />
et une bonne partie de celles des communes se joignent à l’Union, celles-ci<br />
Entwässerungen, Mauerwerk <strong>und</strong> Beton, Unterbau <strong>und</strong> Planie sowie<br />
eaux, murs et béton, infrastructure et forme, ainsi que les revêtements et<br />
den, technischen Beratern eine grosse Arbeitsgemeinschaft. Wenn demselben in<br />
Beläge sowie Angebotsformulare als Vordruck für Unternehmerofferten.<br />
des formulaires pour les offres d’entrepreneur. Dans ce contexte, l’objectif<br />
est de créer des rapports clairs pour la collaboration entre les maîtres<br />
Zentrales Dokument für den Wandel<br />
Document important pour le changement<br />
ausgedehntem Masstabe auch Personal des Strassenunterhalts angehört, so ist<br />
forment, avec leur conseillers techniques également membres de l’union, une grande<br />
communauté de travail. Si une grande partie du personnel d’entretien des routes<br />
Ziel ist es dabei, für die Zusammenarbeit zwischen Bauherren <strong>und</strong> Unternehmern<br />
klare Verhältnisse zu schaffen. Insofern kann man in der neuen<br />
d’ouvrage et les entrepreneurs. On peut considérer cette publication<br />
der Sache nur gedient. […] In besonderer Weise würde es sich die Vereinigung<br />
angelegen sein lassen, die Geschäftsstelle dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Kantonen zur Verfügung<br />
zu stellen für Spezialaufträge. Wenn es gelingt, die angebahnte Konferenz<br />
serait agréable à l’association de mettre le bureau administratif à disposition de la<br />
ment, in dem wichtige Elemente <strong>und</strong> Ziele des sich nun anbahnenden Wandels<br />
ment important. Des éléments et des objectifs marquants y figurent. Ils men-<br />
se joint aussi à l’Union, alors la situation est encore meilleure. […] En particulier, il<br />
Die Eingabe der Studienkommission an B<strong>und</strong>esrat Etter ist ein zentrales Doku-<br />
La requête de la commission d’études au Conseiller fédéral Etter est un docu-<br />
Publikation einen Vorläufer des Normpositionenkataloges sehen. [85]<br />
comme un précurseur du catalogue des articles normalisés. [85]<br />
der schweizerischen Baudirektoren zu einer periodisch wiederkehrenden Institution<br />
auszuarbeiten, so könnte das Sekretariat derselben ebenfalls der ständigen<br />
nouvelle conférence des directeurs des travaux publics une institution périodique,<br />
«Die gegenwärtige Lage ist durch eine alle Erwartungen übersteigende Zunahme<br />
«La situation actuelle est caractérisée par une croissance du trafic routier qui<br />
Confédération et des cantons pour des mandats spéciaux. Si on réussit à faire de la<br />
angesprochen werden:<br />
tionnent le changement qui est en cours:<br />
Wichtiges Gremium entsteht<br />
Un organe important voit le jour<br />
Geschäftsstelle übertragen werden.» [18]<br />
alors son secrétariat pourrait aussi être logé au bureau administratif permanent.» [18]<br />
des Strassenverkehrs gekennzeichnet. […]. Die Kantone, denen verfassungsmässig<br />
Stau auf die der Strassenhoheit Susten<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> damit die Verantwortung für die Anpassung der<br />
la souveraineté dans le domaine routier et sont donc responsables pour l’adap-<br />
dépasse toutes les attentes. […]. Les cantons qui, au sens de la Constitution ont<br />
Der <strong>VSS</strong> kommt zum Schluss, dass die zukünftigen Aufgaben an den<br />
La <strong>VSS</strong> parvient à la conclusion que les cantons ne peuvent pas assumer les<br />
42 | Am 25. Strassen August 1946, an dem die Tag neuen an dem Bedürfnisse die zukommt, sind nicht untätig geblieben. In den<br />
tation des routes à de nouvelles exigences ne sont pas restés inactifs. Pendant<br />
Haupt<strong>strasse</strong>n von den Kantonen ohne finanzielle B<strong>und</strong>eshilfe nicht getragen<br />
werden können. Der <strong>VSS</strong> beruft eine Konferenz ein, aus der heraus<br />
la Confédération. La <strong>VSS</strong> convoque une assemblée. Il en ressort la formation<br />
futures tâches dans le domaine des routes principales sans aide financière de<br />
Susten<strong>strasse</strong> eröffnet Nachkriegsjahren wird, sollen über ein sind Sechstel vor allem die Neben<strong>strasse</strong>n <strong>und</strong> die weniger wichtigen<br />
les années après la guerre, les routes secondaires et les routes principales de<br />
1917 Treibstoff- <strong>und</strong> Automobilabgaben<br />
1917 Redevances prélevées sur le trafic automobile<br />
aller in der Schweizer immatrikulierten Fahrzeuge<br />
Haupt<strong>strasse</strong>n wesentlich verbessert worden. [ …] Im Argen liegt dagegen die<br />
moindre importance ont été fortement améliorées. [ …] Par contre, la planification<br />
et les études de projets pour l’aménagement des routes principales ont pris<br />
eine Studienkommission für die Finanzierung des ausserordentlichen Ausbaus<br />
der schweizerischen Strassen gebildet wird. Ziel der Kommission ist<br />
ordinaire des routes suisses. L’objectif de la commission est d’obtenir de la<br />
d‘une commission d’étude pour le financement d’un aménagement extra-<br />
den Pass befahren haben.<br />
Planung <strong>und</strong> Projektierung des Haupt<strong>strasse</strong>nausbaues. […] Es besteht in manchen<br />
Kantonen keine klare Vorstellung über die künftige Gestalt dieser Verbin-<br />
du retard. […] Dans maints cantons il n’existe pas d’opinion claire quant à la<br />
Aus dem <strong>VSS</strong> wird zum ersten Mal eine Zweckbindung der auf dem<br />
Pour la première fois la <strong>VSS</strong> demande que les redevances prélevées sur le<br />
es, vom B<strong>und</strong> Werkbeiträge an den Ausbau des schweizerischen Haupt<strong>strasse</strong>nnetzes<br />
zu erwirken. Die Studienkommission wird für das nächste<br />
suisses. La commission d’étude devient pour la prochaine décennie un des<br />
Confédération des contributions pour l’aménagement des routes principales<br />
Automobilverkehr erhobenen Abgaben gefordert. Das wird nun auch<br />
trafic automobile soient liées. La conférence des directeurs de travaux publics<br />
Bouchons sur la route du Susten<br />
dungs- <strong>und</strong> Durchgangs<strong>strasse</strong>n. Die Meinungen darüber, ob lokale Umfahrungen<br />
conception future de ces routes de liaison et de transit. Les opinions divergent<br />
die Position der Baudirektorenkonferenz. Bis dahin sind die Treibstoff-<br />
est du même avis. Jusqu’alors les redevances prélevées sur les carburants<br />
42 | Le 25 août 1946, jour de l’ouverture de la route du<br />
genügen, ob Nur-Auto<strong>strasse</strong>n oder gar richtungsgetrennte <strong>und</strong> kreuzungsfreie<br />
fortement entre les diverses options : contournements locaux, seulement routes<br />
Jahrzehnt eines der wichtigsten Gremien, in dem der <strong>VSS</strong> auf B<strong>und</strong>esebene<br />
seine <strong>strasse</strong>n- <strong>und</strong> verkehrspolitischen Ziele verfolgt.<br />
organes les plus importants. Ceci parce que la <strong>VSS</strong> y poursuit ses objectifs<br />
<strong>und</strong> Automobilabgaben von den meisten Kantonen <strong>und</strong> vom B<strong>und</strong> rein<br />
et les automobiles ont été utilisées uniquement fiscalement par la plupart des<br />
Susten, il semble qu’un sixième de tous les véhicules<br />
Autobahnen erstellt werden sollen <strong>und</strong> wo die neuen Strassenzüge durchzuführen<br />
réservées aux automobiles, ou même, construction d‘autoroute à sens de circulation<br />
séparés et sans croisements. […] La tâche de la planification des routes<br />
fiskalisch genutzt worden. Mit den zweckgeb<strong>und</strong>enen Mitteln sollen<br />
cantons et par la Confédération. Avec les moyens liés, les routes importantes<br />
[86]<br />
en matière de politique des routes du trafic sur le plan fédéral. [86]<br />
immatriculés Suisse passent le col du Susten.<br />
sind, gehen stark auseinander. […] Die Aufgabe der Haupt<strong>strasse</strong>nplanung, wie<br />
wichtige Strassen automobilgerecht ausgebaut werden.<br />
doivent être aménagées de manière à être adaptées au trafic automobile.<br />
wir sie verstanden haben möchten, besteht vornehmlich darin, über das ganze<br />
principales telle que nous espérons l’avoir comprise consiste principalement, sur<br />
70 Gebiet der Schweiz hinweg für die wichtigsten Durchgangs<strong>strasse</strong>n alle Gr<strong>und</strong>lagen<br />
der Planung zusammenzutragen, um gestützt darauf verbindlich die künftige<br />
toutes les bases de planification. Ceci afin de pouvoir déterminer de manière sûre<br />
l’ensemble du territoire suisse, pour les routes de transit importantes, 71de réunir<br />
1917–1918 Erste grosse Krise des <strong>VSS</strong><br />
1917–1918 La première grosse crise de la <strong>VSS</strong><br />
Gestalt dieser Strassen <strong>und</strong> ein Bauprogramm festzulegen. […] Die landesplanlichen<br />
Gesichtspunkte sind angemessen zu berücksichtigen, so etwa die heutigen<br />
nagement du territoire doivent être pris en considération de manière raisonnable.<br />
la conception de ces routes ainsi qu‘un programme. […] Les aspects de l’amé-<br />
Das Nebeneinander des <strong>VSS</strong> <strong>und</strong> der SIA-Fachgruppe für das Strassenwesen<br />
führt zur ersten grossen Krise des <strong>VSS</strong>. Auslöser ist der Umstand,<br />
la SIA mène à la première grosse crise de la <strong>VSS</strong>. Le déclenchement provient<br />
1965 Offizielle Anerkennung des <strong>VSS</strong>-Normenwerks<br />
1965 Reconnaissance officielle du recueil des normes <strong>VSS</strong><br />
La coexistence de la <strong>VSS</strong> et du groupe technique pour le domaine routier de<br />
<strong>und</strong> künftigen Verkehrsbedürfnisse, die Auswirkungen der Haupt<strong>strasse</strong>nzüge auf<br />
Ainsi, les besoins futurs du trafic, les effets des routes principales sur l’économie<br />
die regionale Wirtschaft, auf Siedlungen <strong>und</strong> Landwirtschaft, auf Ortsbilder <strong>und</strong><br />
régionale, sur les lotissements et sur l’agriculture, sur les sites et le paysage. Du<br />
dass die Geschäftsleitung des <strong>VSS</strong> erfolgreich zur Baudirektorenkonferenz<br />
du fait que la direction de la <strong>VSS</strong> est intervenue avec succès auprès de la<br />
Landschaft. In technischer Hinsicht ist vor allem die Alternative: Ausbau oder<br />
point de vue technique il y a surtout lieu de décider quant à l‘alternative: Aménagement<br />
ou construction nouvelle. Ensuite le dimensionnement, le régime de trafic<br />
aufgerufen hat, ohne wie vorher abgemacht die SIA-Fachgruppe zu informieren.<br />
Das tiefere Problem liegt aber hauptsächlich darin, dass beiden<br />
groupe technique de la SIA, comme cela avait été convenu. Mais le problème<br />
Strassenbaunormalien 26. Januar zur Gründerzeit 1965 werden die <strong>VSS</strong>-Normen für den National<strong>strasse</strong>nbau Standards de construction 26 routière janvier, du les temps normes des fondateurs <strong>VSS</strong> pour la construction des routes nationales sont<br />
conférence des directeurs de travaux publics sans en informer au préalable le<br />
Mit dem Bericht des B<strong>und</strong>esrates an die ständerätliche Kommission vom<br />
Avec le rapport du Conseil fédéral à la commission du Conseil des Etats du<br />
Neubau zu entscheiden, dann die Dimensionierung, das Verkehrsregime <strong>und</strong><br />
die Linienführung der einzelnen Strassenzüge, wobei der Unfallverhütung ganz<br />
et le tracé des divers itinéraires en tenant spécialement compte de la prévention<br />
Gruppen genau die gleiche Zielsetzung, aber eine gr<strong>und</strong>legend unterschiedliche<br />
Gruppenstruktur haben. Während beim <strong>VSS</strong> alle öffentlichen<br />
le même objectif mais que leurs structures sont fondamentalement différentes.<br />
1913 (Tiefbauamt des wichtig Kantons diese Graubünden). offizielle, wenn auch nicht ganz direkte Bestätigung des<br />
routière des Grisons en 1913 (Service point des cette ponts confirmation et chaussées directe du canton du des recueil Grisons). de normes <strong>VSS</strong> est importante,<br />
plus profond vient principalement du fait que les deux groupes ont exactement<br />
für verbindlich erklärt, was man im <strong>VSS</strong> mit Genugtuung wahrnimmt. Wie<br />
déclarées applicables, ce qu’on apprend avec satisfaction à la <strong>VSS</strong>. A quel<br />
13 | Strassenbau zur Zeit der <strong>VSS</strong>-Gründung. Blätter aus den Bündner Strassenbaunormalien des Jahres<br />
13 | La construction routière du temps de la fondation de la <strong>VSS</strong>. Fiche tirée des standards de construction<br />
besonderes Gewicht zukommt.» [112]<br />
des accidents.» [112]<br />
<strong>VSS</strong>-Normenwerks ist, kann einer Passage aus dem Geschäftsbericht<br />
même si elle n’est pas tout à fait officielle, ce fait est mentionné dans un<br />
abgelesen werden: «Die frühere Sorge, den <strong>VSS</strong>-Normen in der Praxis<br />
passage du rapport de gestion: «le souci de créer une reconnaissance dans<br />
24 Anerkennung zu verschaffen, kann als überw<strong>und</strong>en gelten.» [148]<br />
la pratique pour les normes <strong>VSS</strong> peut être considéré comme surmonté.» [148]<br />
25<br />
1954–1958 Erste «Nur-Auto<strong>strasse</strong>»<br />
1954–1958 Première «route réservée uniquement aux automobiles»<br />
Lehre für Beruf des Strassenbauers<br />
Apprentissage pour la profession de constructeur de routes<br />
Zwischen Biel <strong>und</strong> Lyss wird die erste «Nur-Auto<strong>strasse</strong>» der Schweiz<br />
Entre Bienne et Lyss on construit la première «route réservée uniquement<br />
aux automobiles» de Suisse. Le nouveau régime de trafic est<br />
Auf Initiative des <strong>VSS</strong>, der Vestra <strong>und</strong> anderer hin unterbreitet das BIGA<br />
Sur l’initiative de la <strong>VSS</strong>, de la Vestra et d’autres, la BIGA diffuse un<br />
gebaut. Mit einer Tafel wird den anderen Strassenbenützenden das<br />
den Entwurf eines «Reglementes über die Ausbildung <strong>und</strong> die Lehrabschlussprüfung<br />
für den Beruf des Strassenbauers». Ab Frühjahr 1966<br />
de constructeur de routes». Dès le printemps 1966, la Vestra forme<br />
ge geöffnet. Für landwirtschaftliche Traktoren <strong>und</strong> Arbeitsmaschinen<br />
ment ouvert aux véhicules à moteur. Interdit aux tracteurs agricoles et<br />
projet de «Réglement de formation et d’examen final pour la profession<br />
neue Verkehrsregime zur Kenntnis gebracht: «Nur für Motorfahrzeu-<br />
signalé au moyen d’un panneau aux autres usagers de la route: Seule-<br />
bildet die Vestra Strassenbauer-Lehrlinge rechtsgültig aus. [149]<br />
légalement des apprentis constructeurs de routes. [149]<br />
gesperrt.» [113]<br />
engins de travail.» [113]<br />
Bau der ersten Autobahn<br />
An der Hauptversammlung des <strong>VSS</strong> nehmen 650 Personen teil. [150]<br />
A l’assemblée générale de la <strong>VSS</strong>, la participation est de 650 personnes. [150]<br />
52 | An der Südausfahrt der Stadt Luzern wird in den Jahren 1954 <strong>und</strong> 1955 die erste<br />
1955 «<strong>VSS</strong>» gilt für alle Landessprachen<br />
1955 «<strong>VSS</strong>» est utilisé dans toutes les langues nationales<br />
Autobahn der Schweiz gebaut (Fotos: Archiv Josef Murmann).<br />
Mehr Geld für Strassenbauforschung<br />
Plus de moyens financiers pour la recherche<br />
Der das französische Kürzel USPR (für l’union suisse des professionnels<br />
de la route) wird von der Hauptversammlung aufgehoben. Neu wird<br />
la route) est supprimée par l’assemblée générale. Dès maintenant on<br />
52 | Durant les années 1954 et 1955, à la sortie sud de la ville de Lucerne se construit<br />
L’abréviation française USPR (pour l’union suisse des professionnels de<br />
Construction de la première autoroute<br />
Der B<strong>und</strong>esrat erhöht die jährlichen Beiträge für die Strassenbauforschung<br />
auf 500 000 Franken. 1969 werden diese auf 800 000 <strong>und</strong><br />
en matière de route à 500 000 francs. En 1969 elles seront de 800 000<br />
Le Conseil fédéral augmente les contributions annuelles pour la recherche<br />
in allen drei Landessprachen nur noch <strong>VSS</strong> verwendet werden. [114]<br />
n’utilisera plus que <strong>VSS</strong> dans les trois langues nationales. [114]<br />
la première autoroute de Suisse (photos: archives Joseph Murmann).<br />
1970/1971 auf 900 000 Franken erhöht. [151]<br />
francs et en 19707/1971 elles seront augmantées à 900 000 francs. [151]<br />
90 91<br />
1966 Neue Struktur im <strong>VSS</strong><br />
1966 Nouvelle structure à la <strong>VSS</strong><br />
Die dynamische Entwicklung des Strassenwesens macht in den 1960er-<br />
Le développement dynamique du domaine de la route dans les années<br />
Jahren eine ständige Anpassung der <strong>VSS</strong>-Strukturen notwendig. Bis in die<br />
60 rend nécessaire une adaptation constante des structures de la <strong>VSS</strong>.<br />
1950er-Jahre hat der geschäftsleitende Ausschuss die Befugnis, Aufträge<br />
Jusque dans les années 50, le comité directeur a le droit d‘attribuer des<br />
an die verschiedenen Gremien zu vergeben. 1960 ist eine Präsidentenkonferenz<br />
zur Koordination der Kommissions- <strong>und</strong> Arbeitsgruppenarbeit<br />
présidents a été convoquée pour la coordination des travaux des com-<br />
mandats aux différents organes de la <strong>VSS</strong>. En 1960 une conférence des<br />
eingesetzt worden. Diese Aufgabe ist 1963 an eine Koordinationskommission<br />
gegangen. Und 1965 ist zur «Koko I» noch eine «Koko II» gekom-<br />
à une commission de coordination. Et en 1965 on a ajouté à la «Koko I»<br />
missions et des groupes de travail. En 1963, cette tâche a été attribuée<br />
men. 1966 wird die dadurch entstandene neue Struktur mit zwei Koordinationskommissionen<br />
anstelle der sogenannten Präsidentenkonferenz<br />
coordination à la place de la conférence des présidents est formellement<br />
une «Koko II». En 1966, la nouvelle structure avec deux commissions de<br />
formell beschlossen. Die Koordinationskommissionen setzen sich aus den<br />
décidée. Les commissions de coordination sont formées des présidents<br />
Präsidenten der unterstellten ständigen Fachkommissionen <strong>und</strong> aus je<br />
des commissions techniques permanentes subordonnées et d’un représentant<br />
du comité. Elles décident du programme de travail, approuvent<br />
einem Vertreter des Ausschusses zusammen. Sie beschliessen das Arbeitsprogramm,<br />
genehmigen die Normen <strong>und</strong> begutachten Forschungsarbeiten.<br />
les normes et donnent leur avis sur les travaux de recherche. La commission<br />
pour le service hivernal est dissoute. Son domaine technique est<br />
Aufgelöst wird die Kommission für Winterdienst, deren Fachbereich nun neu<br />
der Kommission <strong>10</strong> für Unterhalt angegliedert ist. Ebenfalls aufgelöst wird<br />
maintenant rattaché à la commission technique <strong>10</strong> Entretien. Le groupe<br />
Belagsbau mit Beton<br />
Revêtements en béton<br />
die Arbeitsgruppe für Photogrammetrie <strong>und</strong> Elektronik. Mit der Reorganisation<br />
wird provisorisch ein neues Organisationsstatut erlassen. [152]<br />
Avec la réorganisation, de nouveaux statuts provisoires sont édictés. [152]<br />
(Foto: Archiv Rolf Werner).<br />
(photo: archives Rolf Werner).<br />
de travail pour la photogramétrie et l’électronique est également dissous.<br />
85 | Ein Blick aus der Vogelperspektive: Einbau des Betonbelags an der N3 bei Rheinfelden im Jahr 1964<br />
85 | Vue d’en haut: Mise en œuvre de revêtement en béton sur la N3 à Rheinfelden en 1964<br />
116 117<br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Hans-Ulrich Schiedt<br />
Chronik<br />
Chronique<br />
1913–<strong>2013</strong><br />
<strong>10</strong>0 Jahre in Diensten des Strassen- <strong>und</strong> Verkehrswesens in der Schweiz<br />
<strong>10</strong>0 ans au service de la route et des transports en Suisse<br />
1945<br />
1917<br />
4 | Die Bewertungsskala dient dazu, sowohl Risken als auch Chancen einheitlich zu bewerten.<br />
4 | L’échelle d’évaluation sert à évaluer de manière uniforme les risques comme les opportunités.<br />
1965<br />
1954<br />
Das Ausmass der Auswirkung (Nutzen/Schaden) wie auch die<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit werden in drei Skalierungsstufen<br />
unterteilt. Das Ausmass der Schäden <strong>und</strong> Nutzen ist jeweils<br />
in die drei Stufen «klein» «mittel» <strong>und</strong> «gross» unterteilt. Die<br />
Einschätzung des Ausmasses erfolgt bei den Kriterien «Kosten/<br />
Finanzen» <strong>und</strong> «Zeit» nach definierten quantitativen Merkmalen,<br />
bei den anderen Kriterien aufgr<strong>und</strong> eines qualitativen<br />
Massstabs. Die Eintrittswahrscheinlichkeit wird ebenfalls in<br />
drei Stufen (tief/mittel/hoch) unterteilt, entweder als Häufigkeit<br />
pro Jahr oder als prozentuale Eintrittswahrscheinlichkeit.<br />
Aus den drei Stufen des Ausmasses <strong>und</strong> der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
leitet sich eine 3x3 Matrix ab, in welcher das Produkt<br />
(Risiko/Chance) positioniert wird. Die jeweils neun Felder sind<br />
in drei unterschiedlich eingefärbte Bereiche (gelb, orange <strong>und</strong><br />
rot für Risiken; hell- bis dunkelgrün für Chancen) unterteilt, die<br />
den Schweregrad des Risikos bzw. der Chance <strong>und</strong> somit auch<br />
die Notwendigkeit von Steuerungsmassnahmen definieren.<br />
Analyse- <strong>und</strong> Bewertungstabelle<br />
Die Ergebnisse der Bewertungen werden in die sogenannte<br />
Analyse- <strong>und</strong> Bewertungstabelle übertragen. Dazu werden alle<br />
erkannten Risiken <strong>und</strong> Chancen bezeichnet, stichwortartig beschrieben<br />
<strong>und</strong> die Einschätzung kurz begründet. Anschliessend<br />
werden die zu ergreifenden Massnahmen definiert <strong>und</strong><br />
die Verantwortlichkeit für die Umsetzung bestimmt. Damit<br />
erhält man eine detaillierte, nachvollziehbare Übersicht über<br />
die erfassten Risiken <strong>und</strong> Chancen, sowie die entsprechenden<br />
Massnahmen <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten.<br />
Risiken- <strong>und</strong> Chancenmatrix<br />
Zur grafischen Darstellung der Beurteilung dient die Risiken-<br />
<strong>und</strong> Chancenmatrix, ein Formular im DIN-A4-Format. Die<br />
Matrix wird zusammen mit der Analysetabelle an den Risikoverantwortlichen<br />
der Abteilung (Organisationseinheit) als<br />
Input für den Metaprozess des integralen Risikomanagements<br />
weitergeleitet. Dieses Vorgehen hat das Ziel, strukturelle Risiken<br />
<strong>und</strong> Querschnittsrisiken aufzudecken <strong>und</strong> diese allenfalls<br />
als strategische Risiken einzustufen. Auch sollen so allgemeine<br />
Entwicklungen <strong>und</strong> Tendenzen in der Risikolandschaft<br />
frühzeitig erkannt werden.<br />
Fazit<br />
Erste Praxiserfahrungen bestätigen, dass das Tool sich trotz –<br />
oder gerade wegen – seiner Unkompliziertheit für das Risikomanagement<br />
in kleinen wie auch in grossen Projekten eignet.<br />
Die Reduktion auf die für den jeweiligen Einsatzbereich (Bau<strong>und</strong><br />
Unterhaltsprojekte) typischen <strong>und</strong> wesentlichen Ausprägungen<br />
ermöglicht die effiziente <strong>und</strong> dynamische Anwendung<br />
der Hilfsmittel. Das Vorgehen wie auch die Darstellung sind<br />
intuitiv verständlich, was den Zugang wesentlich erleichtert.<br />
Auch die Standardisierung des operativen Risikomanagements<br />
wirkt sich vorteilhaft aus. Die Vereinheitlichung gewährleistet<br />
die Vergleichbarkeit zwischen den Projekten<br />
<strong>und</strong> Phasen. Die erhöhte Transparenz erleichtert die Kommunikation<br />
<strong>und</strong> das Aufdecken von Querschnittsrisiken. Des<br />
Weiteren begünstigt die einheitliche Umsetzung sowohl die<br />
kontinuierliche Weiterentwicklung des Tools wie auch die<br />
Entwicklung der Risikokultur, was sich im Endeffekt auch<br />
positiv auf die Projekte auswirkt.<br />
Sowohl das Tool als auch die entsprechende ASTRA-Dokumentation<br />
89008 «Operatives Risikomanagement/Projekte»<br />
(Anwendungshilfe inkl. Beispiel) stehen auf der ASTRA-<br />
Homepage als Download zur Verfügung.<br />
<strong>10</strong>0 Jahre <strong>VSS</strong><br />
Die Geschichte des <strong>VSS</strong> in<br />
einer 180-seitigen Chronik<br />
mit eindrücklichen Fotos<br />
Bald ist es soweit: Die Chronik zum <strong>10</strong>0-Jahr-<br />
Jubiläum erscheint. Dr. Hans-Ueli Schiedt,<br />
Historiker <strong>und</strong> Leiter Forschung am Institut für<br />
Verkehrsgeschichte (ViaStoria), hat die wichtigsten<br />
<strong>und</strong> prägnantesten Ereignisse der <strong>VSS</strong>-Geschichte<br />
recherchiert <strong>und</strong> in verständlicher Form aufbereitet.<br />
Entstanden ist ein spannendes Buch, das<br />
die ereignisreiche Geschichte des <strong>VSS</strong> in über 200<br />
historischen Fotos <strong>und</strong> Abbildungen illustriert.<br />
Im Rahmen des <strong>10</strong>0-Jahr-Jubiläums schenkt der <strong>VSS</strong><br />
allen Mitgliedern das Buch!<br />
Falls Sie noch nicht <strong>VSS</strong>-Mitglied sind, können Sie jetzt noch<br />
bis Ende des Jahres <strong>2013</strong> gratis beitreten.<br />
So sichern Sie sich gleichzeitig ein kostenloses Exemplar der<br />
Jubiläums-Chronik. Senden Sie uns bis am 30. Oktober <strong>2013</strong><br />
ein Mail mit Ihrer Adresse an: redaktion@vss.ch<br />
<strong>10</strong>0 ans <strong>VSS</strong><br />
L’histoire de la <strong>VSS</strong> en une<br />
chronique de 180 pages avec<br />
des photos remarquables<br />
Nous y sommes presque! la chronique établie<br />
pour le centenaire de la <strong>VSS</strong> va paraître sous<br />
peu. Le D r Hans-Ueli Schiedt, historien et responsable<br />
de la recherche au Centre pour l’histoire<br />
du trafic (ViaStoria), a recherché les événements<br />
les plus mémorables de l’histoire de la <strong>VSS</strong> et<br />
les a regroupés dans un livre passionnant, illustré<br />
de plus de 200 photographies et reproductions<br />
historiques.<br />
Dans le cadre du centenaire, tous les membres de la<br />
<strong>VSS</strong> recevront ce livre en cadeau !<br />
Si vous n’êtes pas membre de la <strong>VSS</strong>, vous pouvez le devenir<br />
gratuitement durant l’année <strong>2013</strong>.<br />
Vous pouvez cependant également commander un exemplaire<br />
de l’ouvrage sans frais en faisant parvenir un mail avec votre<br />
adresse à redaktation@vss.ch jusqu’au 30 octobre <strong>2013</strong>.<br />
30<br />
fachartikel articles techniques
DE<br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Entstehender Online-Daten-<br />
Markt – am Anwendungsfall<br />
Kurzfrist-Verkehrsprognosen<br />
Die heutigen Möglichkeiten, eine verbesserte Datengr<strong>und</strong>lage für Verkehrslageberechnungen<br />
<strong>und</strong> Kurzfristverkehrsprognosen zu erhalten, sind innerhalb des Verkehrsmanagements (VM)<br />
noch nicht voll ausgeschöpft. Ein Online-Datenaustausch zwischen VM <strong>und</strong> den einzelnen Verkehrsteilnehmern<br />
ist international erst eingeschränkt im Aufbau. Mit dem Vorschlag einer<br />
neuen Praxis in Form eines Dreieckmodells zwischen VM, Verkehrsteilnehmern <strong>und</strong> Dienstanbietern<br />
wird ein Markt für Online-Daten angeregt.<br />
Eine Übersicht über die<br />
aktuelle <strong>und</strong> in naher<br />
Zukunft zu erwartende<br />
Verkehrslage für das Verkehrsmanagement<br />
(VM)<br />
<strong>und</strong> daraus resultierende<br />
Informationen für die<br />
Von<br />
Julien Bauer<br />
Dipl. Bauingenieur EPFL<br />
Verkehrsplaner SVI,<br />
Abteilungsleiter,<br />
B+S AG, Bern<br />
Verkehrsteilnehmer sind eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für eine<br />
optimale Bewirtschaftung des Strassennetzes. Unter VM<br />
werden hier die Bestrebungen der Strasseneigentümer verstanden,<br />
die nationalen oder lokalen Verkehrsflüsse langfristig<br />
oder im Moment des Verkehrsgeschehens gezielt<br />
zu beeinflussen (z. B. zur Ausnutzung der Netzleistungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Vermeidung von Stau). Die heute eingesetzten<br />
Kurzfristprognosen basieren auf aktuellen Verkehrsgrössen<br />
(Online-Daten), die aufgr<strong>und</strong> bekannter Gesetzmässigkeiten<br />
(z. B. Musterganglinien) aus der Vergangenheit in die nahe<br />
Zukunft hochgerechnet werden.<br />
Ansatz für Datenkooperation (Dreieckmodell)<br />
Wie lassen sich das Erheben von individuellen Online-Daten<br />
<strong>und</strong> individuelle Verkehrslenkung praktisch umsetzen? Die<br />
Verkehrsteilnehmer suchen nach schnellen zuverlässigen<br />
Verbindungen (Minimierung der Reisezeit), das VM will die<br />
Infrastruktur effizient einsetzen <strong>und</strong> die Anbieter von Navigationsdiensten<br />
(Dienstanbieter) einen Zusatznutzen für die<br />
Verkehrsteilnehmer generieren. Diese Ziele lassen sich am<br />
effektivsten in Kooperation verwirklichen (siehe Abb. 1):<br />
Die Verkehrsteilnehmer stellen in Echtzeit über ihr Navigationssystem<br />
den Dienstanbietern ihre Daten zum aktuellen<br />
Verkehrsfluss (Floating Car Data; FCD) <strong>und</strong> zu ihren Zielen/<br />
Routen zur Verfügung. Die Dienstanbieter geben die Online-<br />
Daten anonymisiert an das VM weiter. Das VM aktualisiert<br />
mithilfe der Online-Daten aus stationären Quellen wie Querschnittszählern,<br />
Geschwindigkeitsmessungen usw. <strong>und</strong> bewegten<br />
Quellen wie FCD ein echtzeitfähiges <strong>und</strong> dynamisches<br />
Verkehrsmodell. Das Verkehrsmodell bildet den aktuellen<br />
Verkehr schweizweit flächendeckend ab. Bei ausreichender<br />
Von<br />
Bernhard Alt<br />
Dr. sc. ETH,<br />
Projektleiter,<br />
B+S AG, Bern<br />
Qualität <strong>und</strong> Quantität der<br />
Eingangsdaten kann zusätzlich<br />
zur aktuellen<br />
Verkehrslage eine Verkehrsprognose<br />
geschätzt<br />
werden. Bei vorausgesagten<br />
oder eintretenden<br />
Engpässen kann das VM die Verkehrsteilnehmer gezielt auf<br />
zeitsparende Ausweichrouten lenken. Das Lenken erfolgt<br />
mittels Routenvorschlägen, die den Verkehrsteilnehmer entweder<br />
über geeignete Signalisierung oder wiederum über die<br />
Dienstanbieter via Navigationsgeräte zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
1 | Dreieckmodell einer Datenkooperation.<br />
1 | Modèle triangulaire de coopération en matière de données.<br />
Anforderungen an Kurzfristprognosen<br />
<strong>und</strong> die dafür nötigen Input-Daten<br />
Ausgehend von den Anforderungen von VM, Verkehrsteilnehmern<br />
<strong>und</strong> Dienstanbietern an eine Kurzfristprognose, wurde<br />
die Auswahl an geeigneten Verkehrsmodellen mit Prognosefunktion<br />
für die jeweiligen Einsatzgebiete eingegrenzt (siehe<br />
Abb. 2). Es zeigte sich aufgr<strong>und</strong> von Literaturrecherchen <strong>und</strong><br />
Experteninterviews, dass für netzweite Anwendungen Verkehrsmodelle<br />
mit dynamischer Verkehrsumlegung <strong>und</strong> Lern-<br />
FR<br />
2 | Anforderungen an Verkehrslageermittlung/-prognose <strong>und</strong> Zusammenstellung der notwendigen Daten (Quelle: Bauer et.al. (2011) [1] ).<br />
2 | Exigences de détection/prévision du trafic et collecte des données requises (source: Bauer et.al. (2011) [1] ).<br />
fähigkeit am ehesten in der Lage sind, ein realistisches Bild<br />
von der Verkehrslage zu geben, die in den jeweils folgenden<br />
r<strong>und</strong> 30 Minuten zu erwarten ist.<br />
Input-Daten<br />
Mögliche Input-Daten für die Erfassung der aktuellen Verkehrslage<br />
<strong>und</strong> die Prognose der zukünftigen sind in Abbildung<br />
4 (nächste Seite) aufgelistet. Die Vergleiche der jeweiligen<br />
Qualitäten der möglichen Datenquellen orientieren sich<br />
dabei an den Kriterien der Norm ISO/TR 21707:2008:<br />
Vollständigkeit des Service (räumlich)<br />
Verfügbarkeit der Daten (zeitlich)<br />
Servicenote (Abschätzung von Qualitätsstufen<br />
für die Datenqualität)<br />
Korrektheit (statistische Fehlerraten)<br />
Präzision (geforderte Granularität in mehreren<br />
Dimensionen)<br />
Zeitgerechtigkeit (geforderte Differenzkriterien zwischen<br />
Datenerfassung <strong>und</strong> -lieferung)<br />
3 | Qualitativer Zusammenhang zwischen Prognosequalität <strong>und</strong><br />
Prognosezeitraum.<br />
3 | Rapport qualitatif entre qualité des prévisions et période des<br />
prévisions.<br />
Création d’un marché des données en ligne – illustré par les prévisions de trafic à court terme<br />
Les moyens actuels permettant d’obtenir une meilleure<br />
base de données pour les calculs de trafic et<br />
les prévisions à court terme ne sont pas encore totalement<br />
exploités dans le domaine de la gestion du<br />
trafic et des transports (GTT). Un échange de données<br />
en ligne entre la GTT et les usagers de la route<br />
est actuellement développé, avec des restrictions, au<br />
plan international. La proposition de mise en œuvre<br />
d’une nouvelle pratique sous la forme d’un modèle<br />
triangulaire entre GTT, usagers de la route et prestataires<br />
de service stimule le marché des données<br />
en ligne.<br />
32 Fachartikel articles techniques<br />
Fachartikel articles techniques 33
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
4 | Analyse der Eignung<br />
von Erfassungssystemen<br />
als Input für Verkehrslage-<br />
bzw. Prognoseberechnung<br />
(Quelle: Bauer<br />
et.al. (2011) [1] ).<br />
4 | Analyse de l’adéquation<br />
des systèmes de collecte<br />
pour les calculs de trafic/<br />
de prévisions (source:<br />
Bauer et.al. (2011) [1] ).<br />
Legende<br />
Noten von 6 «Kriterium sehr<br />
gut erfüllt» bis 1 «Kriterium<br />
nicht erfüllt».<br />
Vlage: Verkehrslage<br />
AR: Allgemeine Anwendung<br />
ER: Erste Pilotanwendung<br />
K: Konzeptionelle Phase<br />
Légende<br />
Notes allant de 6 «critère<br />
très bien rempli» à 1 «critère<br />
non rempli».<br />
Vlage: Trafic<br />
AR: Application générale<br />
ER: Première application-pilote<br />
K: Phase de conception<br />
In Abbildung 4 nicht bewertet:<br />
Örtlichkeitsbezug (Referenzsystem, inklusive Betreiber<br />
der Datenquelle)<br />
Sensoreigenschaften (Art der Datenquelle; inklusive<br />
Bearbeitung- bzw. Aggregationsgrad der Daten)<br />
Ownership (juristischer Besitzer der Daten inklusive<br />
Datenrestriktionen).<br />
Aus technischer Sicht sind als Input-Daten eine Kombination<br />
aus FCD, stationären Online-Zählern <strong>und</strong> Ereignismeldungen<br />
besonders vielversprechend. Das grösste Potenzial, als Eingangsdaten<br />
für eine verbesserte Berechnung der Verkehrslage<br />
<strong>und</strong> -prognose zu dienen, wird in FCD <strong>und</strong> in auf GPS-<br />
Ortung basierten Floating Phone Data gesehen.<br />
Wie realistisch ist das Dreieckmodell?<br />
Seitens der Verkehrsteilnehmer besteht ein echtes Interesse<br />
an genauen individuell zugeschnittenen <strong>und</strong> verlässlichen<br />
Verkehrsinformationen. Die Aufgaben des Verkehrsmanagements<br />
«Lenken, Leiten, Steuern <strong>und</strong> Informieren» können auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage der aufgezeigten (<strong>und</strong> potenziell verfügbaren) qualitativ<br />
höheren Datenlage besser ausgeführt werden. Neben<br />
der Umsetzung des Dreieckmodells auf VM-CH-Ebene (Ebene<br />
des zentralen VM auf den National<strong>strasse</strong>n der Schweiz) ist<br />
dies aus Nutzersicht auch für regionale VM-Zentralen anzustreben.<br />
Ein aktives Routing ergibt aus Sicht des VM nur Sinn, solange<br />
das betrachtete Netz nicht voll ausgelastet ist, da im<br />
anderen Fall keine Ausweichrouten zur Verfügung stehen.<br />
In Agglomerationszentren kann das VM den Verkehrsteilnehmern<br />
somit oft nur empfehlen, auf den, bezüglich Verkehrsflächenbeanspruchung,<br />
effizienteren ÖV umzusteigen.<br />
Ein Aspekt, der eine aktive Rolle des VM erschwert, sind die<br />
vorherrschenden Interessenkonflikte. Die Dienstanbieter<br />
möchten einen Mehrwert für ihre K<strong>und</strong>en generieren (Unterstützung<br />
individueller Interessen), um firmeneigene Profite<br />
zu erwirtschaften. Das VM verfolgt das Wohl der Allgemeinheit.<br />
Mangelnde Kooperation führt hier zu Zwangsverboten<br />
wie zum Beispiel einem Fahrverbot in Quartieren zur Verhinderung<br />
von Schleichverkehr. Aus organisatorischer Sicht<br />
bergen auch die verschiedenartigen Geschäftsprozesse des<br />
lokal verankerten VM <strong>und</strong> der «globalen» Dienstanbieter<br />
Schwierigkeiten. Als Basis müssen einheitliche Arbeitsprozesse<br />
geschaffen werden.<br />
Ein Datenaustausch ist Gr<strong>und</strong>voraussetzung einer Kooperation<br />
zwischen VM <strong>und</strong> Dienstanbietern. Eine Open-Book-<br />
Strategie seitens des VM ist unter bestimmten Rahmenbedingungen<br />
vorstellbar. Eine bidirektionale Kooperation kann<br />
aus Datenschutz-Gründen nicht ohne Weiteres erfolgen. Der<br />
Datenschutz bleibt problematisch, zum Beispiel wenn die genaue<br />
Kenntnis der Verkehrslage seitens der Verkehrsnetzbetreiber<br />
dazu genutzt wird, Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />
verstärkt zu ahnden oder wenn Bewegungsprofile<br />
konkreter Personen erstellt <strong>und</strong> weitergegeben werden. Eine<br />
Einhaltung des Datenschutzes kann mithilfe von entsprechend<br />
ausgestalteten Datenüberlassungsverträgen gefördert<br />
werden.<br />
Das Umsetzungsmodell des VM (Dreieckmodell) birgt die<br />
Chancen, dass die Verkehrsteilnehmer besser informiert<br />
werden können <strong>und</strong> dass der Individualverkehr dadurch sicherer<br />
<strong>und</strong> zuverlässiger fliesst. Der Strassenraum wird effizienter<br />
genutzt. Das Zusammenführen des K<strong>und</strong>enstamms<br />
der Dienstanbieter, die jeweiligen Erfahrungen <strong>und</strong> das Wissen<br />
von VM <strong>und</strong> Dienstanbietern sowie die Aufgabenteilung<br />
(individueller Dienst am K<strong>und</strong>en bzw. VM für das Gemeinwohl)<br />
können Synergieeffekte freisetzen.<br />
Schritte zur Annäherung zwischen VM,<br />
Verkehrsteilnehmern <strong>und</strong> Dienstanbieter<br />
Vor einer Umsetzung des Dreieckmodels sollten zunächst die<br />
Interessenskonflikte der Beteiligten reduziert <strong>und</strong> die Arbeitsprozesse<br />
des Verkehrsmanagements <strong>und</strong> der Dienstanbieter<br />
innerhalb von Pilotprojekten aneinander angenähert werden.<br />
Das Definieren <strong>und</strong> Einhalten von Datenschutzrichtlinien ist<br />
für eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend. Deshalb wird<br />
eine umfassende Umsetzung erst mittel- bis längerfristig als<br />
realisierbar gesehen.<br />
Erste Umsetzungsschritte in der Schweiz<br />
Das B<strong>und</strong>esamt für Strassen ASTRA hat in 2012 einen Dienst<br />
ausgeschrieben, der abschnittsbezogene Reisezeitinformationen<br />
auf dem gesamten National<strong>strasse</strong>nnetz bereitstellt.<br />
Gewonnen wurde die Ausschreibung von der Swisscom IT<br />
Services AG, die Zugriff auf eine grosse Anzahl (anonymisierter)<br />
Mobiltelefonpositionen <strong>und</strong> -bewegungen hat. Auf dieser<br />
Gr<strong>und</strong>lage liefert Swisscom seit Sommer <strong>2013</strong> bereits aktuelle<br />
Reisezeitinformationen an das ASTRA.<br />
Eine Ausschreibung der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons<br />
Zürich (von Anfang <strong>2013</strong>) mit dem Projekttitel: «Reisezeitenmonitoring<br />
(RZM) Kanton Zürich für den Motorisierten<br />
Individualverkehr (MIV)» wurde von der BLIP Systems<br />
A/S (Dänemark) gewonnen. Diese erheben die Reisezeiten<br />
über Bluetooth- <strong>und</strong> Wireless LAN-(WiFi-) tracking <strong>und</strong> stellen<br />
sie dem VM des Kantons in Echtzeit zur Verfügung. Dabei<br />
werden die Signale bzw. Geräte-ID von mobilen oder fest<br />
in Fahrzeugen verbauten Geräten durch das Verkehrsnetz<br />
verfolgt.<br />
Quellen<br />
[1] Bauer, J.; Schaufelberger, W.; Schwarz, R.; Bechstein, E.; Alt, B; Lingwood, S.;<br />
Morel, D.; Stokar, D. (2011) Verkehrsprognosen mit Online-Daten, UVEK, B<strong>und</strong>esamt<br />
für Strassen, Berichte der Forschung im Strassenwesen Nr. 1363.<br />
34 Fachartikel articles techniques<br />
Fachartikel articles techniques 35
DE<br />
FR<br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o 9, octobre <strong>2013</strong><br />
Einführung der LED-Technologie<br />
Tunnelbeleuchtung im Umbruch<br />
Introduction à la technologie LED<br />
L’éclairage des tunnels<br />
est en pleine mutation<br />
Durch die rasante Entwicklung in den Bereichen<br />
Effizienz <strong>und</strong> Lebensdauer ist die LED-<br />
Technik in der Tunnel- <strong>und</strong> Strassenbeleuchtung<br />
zu einer wirklichen Alternative geworden.<br />
Das ASTRA sieht vor, die Lichtkonzepte<br />
bestehender Tunnel nach <strong>und</strong> nach im Rahmen<br />
von anfallenden Sanierungsarbeiten<br />
energie- <strong>und</strong> kostensparend anzupassen.<br />
LED unterscheidet sich gr<strong>und</strong>sätzlich von<br />
der konventionellen Beleuchtungstechnik<br />
<strong>und</strong> hat viele Vorteile. Am Beispiel des Tunnels<br />
Lungern bringen die Spezialisten des<br />
ASTRA <strong>und</strong> des Eidgenössischen Instituts für<br />
Metrologie (METAS) Licht ins Dunkel.<br />
Von<br />
Paolo Maltese<br />
Dipl. El.-Ing. FH,<br />
Wirtschaftsing. EMBA FH,<br />
Fachbereichsleiter Gebiet 2<br />
<strong>und</strong> Leiter Fachgruppe<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Sicherheitsausrüstungen<br />
beim ASTRA<br />
Die lichtemittierende<br />
Diode (LED) hat längst<br />
Einzug in die moderne<br />
Beleuchtungstechnik gehalten.<br />
Dank der rasanten<br />
Entwicklung in den Bereichen<br />
der Effizienz <strong>und</strong> Lebensdauer<br />
ist die LED-Technik nun auch in der Tunnel- <strong>und</strong><br />
Strassenbeleuchtung einsetzbar.<br />
Das ASTRA setzt seit 2012 ausschliesslich auf diese neue<br />
Beleuchtungstechnologie. So werden künftige National<strong>strasse</strong>nprojekte,<br />
inkl. Projekte der Netzvollendung, sowie allfällige<br />
Beleuchtungen von Anschlüssen, Knoten <strong>und</strong> Beleuchtungsanlagen<br />
offener Strecken mit LED-Beleuchtungstechnik<br />
geplant <strong>und</strong> in diversen Tunneln (bei diversen Projekten)<br />
bereits umgesetzt.<br />
Grâce à son développement fulgurant en matière<br />
d’efficacité et de durée de vie, la technologie<br />
LED est devenue une véritable alternative<br />
dans le domaine de l’éclairage des routes<br />
et des tunnels. L’OFROU prévoit de modifier<br />
peu à peu les concepts d’éclairage dans les<br />
tunnels existants dans le cadre des travaux de<br />
remise en état à effectuer, afin d’économiser<br />
l’énergie et les coûts. La LED diffère fondamentalement<br />
de la technique d’éclairage conventionnelle<br />
et présente de nombreux avantages.<br />
Sur l’exemple du tunnel de Lungern, les<br />
spécialistes de l’OFROU et de l’Institut fédéral<br />
de métrologie (METAS) font toute la lumière.<br />
Von<br />
Marcel Berner<br />
Dipl. El.-Ing. HTL & MBA<br />
Fachspezialist Betriebs-<br />
Sicherheitsausrüstung,<br />
Experte in Beleuchtung,<br />
Lüftung & Nebenanlagen<br />
beim ASTRA<br />
La diode électroluminescente<br />
(LED) a fait son<br />
entrée depuis longtemps<br />
dans la technique d’éclairage<br />
moderne. Grâce à sa<br />
progression vertigineuse<br />
en matière d’efficacité et<br />
de durée de vie, la technologie LED est désormais également<br />
utilisable pour l’éclairage des routes et des tunnels.<br />
L’OFROU mise uniquement sur cette nouvelle technologie<br />
d’éclairage depuis 2012. Ainsi, les projets de route nationale,<br />
y compris les projets d’achèvement du réseau, l’éclairage des<br />
jonctions et des carrefours, ainsi que les dispositifs d’éclairage<br />
des tronçons à ciel ouvert, sont planifiés avec la technologie<br />
LED, qui est déjà mise en œuvre dans différents tunnels (dans<br />
le cadre de divers projets).<br />
lichen Lichtfarben erhältlich. Vorgänger der LED sind Dioden,<br />
die als Schalter oder Stromsperren in elektronischen Schaltungen<br />
eingesetzt wurden. Der Unterschied zwischen einer<br />
lichtemittierenden Diode <strong>und</strong> einer herkömmlichen Diode<br />
ist, dass die LED aus anderen, Licht ausstrahlenden Materialien<br />
besteht. Lichtemittierende Dioden haben eine sehr lange<br />
Lebensdauer, weshalb sie sich für den Einsatz in Tunnelbeleuchtungen<br />
besonders gut eignen. Für die Lebensdauer <strong>und</strong><br />
den Lichtstrom spielen die thermischen Betriebsbedingungen<br />
eine grosse Rolle. Je besser die Wärme abgeführt werden<br />
kann, desto effizienter <strong>und</strong> länger können die LED betrieben<br />
werden.<br />
Standards in der Tunnelbeleuchtungstechnik<br />
Die Tunnelbeleuchtung setzt sich aus zwei wesentlichen Elementen<br />
zusammen: der Durchfahrtsbeleuchtung <strong>und</strong> der Adaptationsbeleuchtung.<br />
Die Durchfahrtsbeleuchtung soll dem<br />
Verkehrsteilnehmer eine genügende Sicht während der Fahrt<br />
durch den Tunnel gewährleisten. Sie wird als Lichtband oder<br />
mittels Einzelleuchten in grösseren Abständen ausgebildet.<br />
Als Leuchtmittel kamen bisher Fluoreszenzlampen (FL) oder<br />
Natrium-Hochdrucklampen (NaH) zum Einsatz.<br />
Die Adaptationsbeleuchtung sorgt dafür, dass sich bei der Einfahrt<br />
in den Tunnel das Sehvermögen des Verkehrsteilnehmers<br />
optimal an die dunkleren Lichtverhältnisse anpassen<br />
kann. Die Adaptationsbeleuchtung wird in Gegenverkehrstunnels<br />
jeweils über der Fahrspur in der Einfahrtsstrecke installiert.<br />
In Richtungsgetrennten Tunnelröhren mit mindestens<br />
zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung werden im Bereich<br />
der Ein- <strong>und</strong> Ausfahrtstrecke je eine Adaptationsbeleuchtung<br />
installiert. Die Beleuchtung am Ausfahrtsportal wird Gegeneinfahrtsbeleuchtung<br />
genannt. Diese kommt zum Beispiel<br />
bei Sperrungen für Sanierungsarbeiten zum Einsatz. Der gesamte<br />
Verkehr erfolgt dann nur durch eine Tunnelröhre.<br />
1 | Gegenverkehrstunnel.<br />
1 | Tunnel à circulation bidirectionnelle.<br />
nibles en différentes couleurs. Les ancêtres des LED sont des<br />
diodes qui étaient utilisées comme interrupteurs ou dispositifs<br />
de coupure de courant dans les circuits électroniques. La<br />
différence entre une diode électroluminescente et une diode<br />
traditionnelle réside dans le fait que les LED sont composées<br />
d’autres matériaux, qui émettent de la lumière. Les diodes électroluminescentes<br />
ont une très longue durée de vie et convient<br />
donc particulièrement bien à une utilisation dans les tunnels.<br />
Les conditions thermiques d’exploitation jouent un grand rôle<br />
pour la durée de vie et le flux lumineux des LED. Plus l’évacuation<br />
de la chaleur est bonne, plus l’exploitation des LED est<br />
efficace et durable.<br />
Standards techniques pour l’éclairage des tunnels<br />
L’éclairage des tunnels se compose de deux éléments centraux:<br />
l’éclairage de traversée et l’éclairage d’adaptation. L’éclairage<br />
de traversée doit garantir à l’usager de la route une vision suffisante<br />
durant son passage dans le tunnel. Il est constitué d’une<br />
rampe lumineuse ou de feux individuels espacés. Jusque-là, on<br />
utilisait come sources d’éclairages des lampes fluorescentes<br />
ou des lampes à vapeur de sodium haute pression (SHP).<br />
L’éclairage d’adaptation permet à l’usager de la route d’ajuster<br />
parfaitement sa vision aux conditions de plus grande obscurité<br />
lorsqu’il entre dans le tunnel. Dans les tunnels à circulation<br />
bidirectionnelle, l’éclairage d’adaptation est resp. installé audessus<br />
de la voie, sur le tronçon d’entrée. Dans les tunnels en<br />
galeries séparées comptant au moins deux voies par sens de<br />
circulation, un éclairage d’adaptation est resp. installé dans<br />
la zone d’entrée et de sortie. Appelé éclairage de portail de<br />
sortie, il est par exemple utilisé lors des fermetures pour cause<br />
de travaux de remise en état. Toute la circulation passe alors<br />
dans un seul tube.<br />
Dans les normes, on distingue l’éclairage symétrique et asymétrique,<br />
resp. l’éclairage à contre-flux. Avec l’éclairage sy-<br />
2 | Richtungsgetrennte Tunnelröhren.<br />
2 | Tunnels en galeries séparées.<br />
Funktionsweise LED<br />
Die LED ist ein elektronisches Bauteil, das ursprünglich zur<br />
Anzeige von Betriebszuständen bei elektrischen Geräten<br />
konzipiert <strong>und</strong> verwendet wurde. Seit etwa zehn Jahren wird<br />
LED auch als Lichtquelle zum Beispiel für Taschenlampen,<br />
Fahrradbeleuchtung usw. eingesetzt. Sie sind in unterschied-<br />
Fonctionnement des LED<br />
Une LED est un composant électronique initialement conçu<br />
et utilisé pour afficher les états de service sur les appareils<br />
électriques. Depuis une dizaine d’années, les LED sont également<br />
employées comme source lumineuse, par exemple pour<br />
les lampes de poche, l’éclairage des vélos, etc. Elles sont dispo-<br />
In den Normen wird zwischen symmetrischer, asymmetrischer<br />
resp. Gegenstrahlbeleuchtung unterschieden. Während<br />
bei der symmetrischen Beleuchtung (typisch für Strassenbeleuchtung)<br />
das Licht senkrecht nach unten strahlt, ist es bei<br />
der asymmetrischen leicht gegen den Fahrzeuglenker gerichtet.<br />
Die asymmetrische Adaptationsbeleuchtung verbessert<br />
die Sichtbarkeit von Fahrzeugen <strong>und</strong> Gegenständen auf der<br />
métrique (typique pour l’éclairage public), la lumière est diffusée<br />
verticalement vers le bas, alors qu’elle est légèrement<br />
orientée vers le conducteur avec l’éclairage asymétrique. Ce<br />
dernier améliore la visibilité des véhicules et des objets sur<br />
la chaussée, et permet des niveaux d’éclairage plus faibles.<br />
Dans les tunnels de l’OFROU, on installe en règle générale<br />
des éclairages d’adaptation asymétriques. Jusque-là, on em-<br />
36 Fachartikel articles techniques<br />
Fachartikel articles techniques 37
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o 9, octobre <strong>2013</strong><br />
3 | Symmetrische Beleuchtung.<br />
3 | Éclairage symétrique.<br />
4 | Asymmetrische Beleuchtung.<br />
4 | Éclairage asymétrique.<br />
Fahrbahn <strong>und</strong> lässt geringere Beleuchtungsniveaus zu. In<br />
den Tunneln des ASTRA werden in der Regel asymmetrische<br />
Adaptationsbeleuchtungen realisiert. Für die Adaptationsbeleuchtung<br />
wurden bis anhin Leuchten mit Natrium-Hochdrucklampen<br />
(NaH) eingesetzt.<br />
Das Zusammenspiel zwischen Fahrbahn, Tunnelwänden <strong>und</strong><br />
Beleuchtung muss als ein System betrachtet werden. Die Reflexionseigenschaften<br />
der baulichen Elemente sind Gr<strong>und</strong>lage<br />
für die Dimensionierung einer Tunnelbeleuchtung. Die<br />
Tunnelwände müssen möglichst glatt <strong>und</strong> weiss beschichtet<br />
sein, wodurch das von den Leuchten ausgestrahlte Licht besser<br />
reflektiert wird. Helle Tunnelwände steigern die Effizienz<br />
der Beleuchtung <strong>und</strong> leisten einen wichtigen Beitrag zum<br />
Wohlbefinden des Fahrzeuglenkers <strong>und</strong> damit zur Sicherheit<br />
des Verkehrs. Ist die Oberfläche der Wände nicht glatt, sammelt<br />
sich bereits nach kurzer Betriebsdauer Schmutz, <strong>und</strong><br />
die Wände werden dunkel. Dunkle Fahrbahnen <strong>und</strong> Wände<br />
erfordern mehr Leuchten <strong>und</strong> damit höhere Investitions- <strong>und</strong><br />
Betriebskosten sowie einen höheren Energieverbrauch.<br />
Erfahrungen mit der<br />
LED-Technologie in Tunneln<br />
Seit dem Entscheid des ASTRA, nur noch LED einzusetzen, konnten<br />
schon einige Erfahrungen mit der LED-Technologie in Tunnelbeleuchtungsanlagen<br />
der National<strong>strasse</strong>n gesammelt werden.<br />
Durchfahrtsbeleuchtung:<br />
Die Durchfahrtsbeleuchtung kann heute bereits mit LED-<br />
Technik realisiert werden. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Lichtausbeute<br />
Anzeige<br />
ployait des lampes à vapeur de sodium haute pression (SHP)<br />
pour l’éclairage d’adaptation.<br />
L’interaction entre chaussée, parois du tunnel et éclairage<br />
doit être considérée comme un système. Le dimensionnement<br />
de l’éclairage d’un tunnel se base sur les propriétés<br />
de réflexion des éléments constructifs. Les parois du tunnel<br />
doivent avoir un revêtement aussi lisse et clair que possible<br />
afin de mieux réfléchir la lumière diffusée par les lampes.<br />
Les parois de tunnel claires augmentent l’efficacité de l’éclairage<br />
et contribuent de manière importante au bien-être du<br />
conducteur, et donc à la sécurité du trafic. Si la surface des<br />
parois n’est pas lisse, la saleté s’accumule rapidement et les<br />
parois s’assombrissent. Les chaussées et les parois sombres<br />
nécessitent plus de lampes et imposent donc des coûts d’investissement<br />
et d’exploitation supérieurs, avec une consommation<br />
énergétique plus élevée.<br />
Expérience acquise avec<br />
la technologie LED dans les tunnels<br />
Depuis que l’OFROU a pris la décision de ne plus utiliser que<br />
des LED, on a déjà pu acquérir une certaine expérience avec la<br />
technologie LED mise en œuvre dans les systèmes d’éclairage<br />
des tunnels sur les routes nationales.<br />
Éclairage de traversée:<br />
Dès à présent, l’éclairage de traversée peut être réalisé avec<br />
la technologie LED. Grâce au rendement lumineux élevé et<br />
des caractéristiques d’émission, le nombre de lampe peut<br />
être réduit. L’éclairage de traversée peut être réalisé soit par<br />
5 | LED-Durchfahrtsbeleuchtung als Punktbeleuchtung im Tunnel Lungern (Foto: METAS).<br />
5 | Éclairage ponctuel de traversée à LED dans le tunnel de Lungern (photo: METAS).<br />
<strong>und</strong> Abstrahlcharakteristik kann die Anzahl Leuchten reduziert<br />
werden. Die Durchfahrtsbeleuchtung kann entweder<br />
als Lichtband oder auch als Punktbeleuchtung realisiert werden.<br />
Für Überbrückungsmassnahmen können Einsätze für<br />
Fluoreszenzlampen durch solche für LED ersetzt werden. Dies<br />
wurde bereits erfolgreich im Tunnel Fratten auf der N3 am<br />
Walensee ausgeführt.<br />
Adaptationsbeleuchtung:<br />
Die LED-Technologie wird in der Adaptationsbeleuchtung<br />
eingesetzt. Da jedoch Leuchten mit den geforderten Abstrahlungscharakteristiken<br />
noch nicht auf dem Markt erhältlich<br />
sind, müssen Zwischenlösungen installiert werden.<br />
In der Vergangenheit wurden für die Adaptationsbeleuchtung<br />
Natrium-Hochdruckleuchten (NaH) eingesetzt. Die erhältlichen<br />
Lampenleistungen (50 W bis 400 W) weisen eine hohe<br />
Energieeffizienz auf. Je höher die erforderliche Leistung, desto<br />
höher ist die Energieeffizienz. Üblicherweise werden in der<br />
Adaptationsbeleuchtung Leuchtmittel mit einer Leistung von<br />
<strong>10</strong>0 bis 250 W eingesetzt. NaH-Leuchten sind in symmetrischen<br />
<strong>und</strong> asymmetrischen Ausführungen bei mehreren Herstellern<br />
erhältlich.<br />
Die LED-Technologie in der Adaptationsbeleuchtung weist<br />
noch nicht diese Energieeffizienz aus, da diese mit der Höhe<br />
der erforderlichen Lichtleistung sinkt (Wärmeentwicklung<br />
verringert die Lichtleistung). Gegenwärtig werden mit der<br />
LED-Technologie ca. <strong>10</strong>0 bis <strong>10</strong>5 lm/W erreicht. Zum Vergleich:<br />
bei der NaH-Technik werden bis 120 lm/W erreicht,<br />
die Energieeffizienz ist also bei NaH heute noch höher als<br />
une rampe lumineuse, soit par un éclairage ponctuel. Pour<br />
des mesures transitoires, les appliques pour lampes fluorescentes<br />
peuvent être remplacées par des appliques pour LED,<br />
ce qui a déjà été fait avec succès dans le tunnel de Fratten,<br />
sur la N3, près du lac de Walenstadt.<br />
Éclairage d’adaptation:<br />
La technologie LED est employée pour l’éclairage d’adaptation.<br />
Toutefois, comme on ne trouve pas encore sur le<br />
marché de lampes présentant les caractéristiques d’émission<br />
requises, il faut mettre en place des solutions intermédiaires.<br />
Dans le passé, on utilisait des lampes à vapeur de sodium<br />
haute pression (SHP) pour l’éclairage d’adaptation. Les puissances<br />
disponibles (50 à 400 W) ont une grande efficacité<br />
énergétique. Plus la puissance requise est élevée, plus l’efficacité<br />
énergétique est grande. Pour l’éclairage d’adaptation,<br />
on utilise habituellement des lampes d’une puissance de<br />
<strong>10</strong>0 à 250 W. Les lampes SHP sont disponibles auprès de<br />
plusieurs fabricants, en construction symétrique et asymétrique.<br />
Pour l’éclairage d’adaptation, la technologie LED n’atteint pas<br />
encore cette efficacité énergétique ; en effet, l’efficacité énergétique<br />
baisse à mesure que le rendement lumineux requis<br />
augmente (le dégagement de chaleur réduit le rendement lumineux).<br />
Actuellement, la technologie LED permet d’atteindre<br />
env. <strong>10</strong>0 à <strong>10</strong>5 lm/W, alors que la technologie SHP atteint<br />
120 lm/W; son efficacité énergétique est donc encore supérieure<br />
à celle des LED. Mais la technologie LED a deux avan-<br />
38 Fachartikel articles techniques<br />
Fachartikel articles techniques 39
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o 9, octobre <strong>2013</strong><br />
6 | Mit einer Leuchtdichtemesskamera bestimmt das Eidgenössische Institut für Metrologie (METAS) die Leuchtdichte in Tunneln. Im Leuchtdichtebild sind<br />
die Messfelder 60 m vor dem Fahrzeug dargestellt (Foto: METAS).<br />
6 | Au moyen d’une caméra de mesure de la luminance, l’Institut fédéral de métrologie (METAS) détermine la luminance dans les tunnels. Sur l’illustration, les<br />
champs de mesure sont dessinés 60 m avant le véhicule (photo: METAS).<br />
bei LED. Für die LED-Technik spricht aber die bessere Lichtlenkung,<br />
welche niedrigere Leuchtenleistungen erlaubt <strong>und</strong><br />
eine lange Lebensdauer ausweist.<br />
Als Zwischenlösung werden die Adaptationsleuchten in symmetrischer<br />
Anordnung installiert. Das Licht wird also senkrecht<br />
auf die Fahrbahn abgestrahlt. Vergleichsberechnungen<br />
<strong>und</strong> -messungen zeigen auf, dass der Einsatz der LED-Technologie<br />
in symmetrischer Anordnung mehr Energie verbraucht<br />
als mit der asymmetrischen Anordnung. Um den gewünschten<br />
Effekt der besseren Sichtbarkeit von Fahrzeugen <strong>und</strong><br />
Gegenständen zu erzielen, muss die Anzahl LED-Leuchten für<br />
die symmetrische Anordnung der Adaptationsbeleuchtung erheblich<br />
erhöht werden. Das führt noch zu einem hohen Energieverbrauch.<br />
Projektierung:<br />
Die Projektierung der Tunnelbeleuchtungsanlagen erfolgt<br />
über die Infrastruktur-Filialen des ASTRA. Vor einer Sanierung<br />
führt das Eidgenössische Institut für Metrologie<br />
(METAS) lichttechnische Messungen durch. Dabei wird die<br />
Leuchtdichte L20 der Annäherungsstrecke bestimmt. Die<br />
L20-Messung ermittelt die zu erwartenden Lichtverhältnisse<br />
vor dem Einfahrtsportal mit einem Winkel zur Fahrbahn von<br />
20 Grad. Damit kann der Lichtplaner die notwendige Fahrbahnleuchtdichte<br />
für die Adaptationsstrecke berechnen.<br />
Die zusätzliche Messung der Reflexionseigenschaften von<br />
Fahrbahn <strong>und</strong> Wänden im Tunnel helfen mit, die neue Beleuchtung<br />
genauer zu projektieren. Zur lichttechnischen Prü-<br />
tages: un meilleur guidage du flux lumineux, qui permet des<br />
puissances plus faibles, et une longue durée de vie.<br />
Une solution intermédiaire a été adoptée: les lampes d’adaptation<br />
sont installées en disposition symétrique. La lumière<br />
est donc diffusée verticalement sur la chaussée. Les calculs<br />
et mesures comparatifs montrent que l’emploi de la technologie<br />
LED en disposition symétrique consomme plus d’énergie<br />
qu’en disposition asymétrique. Pour obtenir l’effet souhaité,<br />
c’est-à-dire une meilleure visibilité des véhicules et des objets,<br />
le nombre de lampes à LED nécessaire pour disposer<br />
symétriquement l’éclairage d’adaptation doit être considérablement<br />
accru, ce qui entraîne encore une consommation<br />
énergétique élevée.<br />
Projet:<br />
Les systèmes d’éclairage de tunnel sont conçus par les filiales<br />
de la division Infrastructure de l’OFROU. Avant une remise<br />
en état, l’Institut fédéral de métrologie (METAS) réalise des<br />
mesures luminotechniques. Elle détermine la luminance<br />
L20 de la zone d’accès. La mesure L20 établit les conditions<br />
de luminosité attendues devant le portail d’entrée, avec un<br />
angle de 20 degrés par rapport à la chaussée. Elle permet au<br />
concepteur d’éclairage de calculer la luminance de chaussée<br />
nécessaire pour le tronçon d’adaptation. De plus, la mesure<br />
des propriétés de réflexion de la chaussée et des parois dans<br />
le tunnel aident à concevoir plus précisément le nouvel éclairage.<br />
Pour réaliser le contrôle luminotechnique d’un éclairage<br />
de tunnel, le METAS utilise le système de mesure dynamique<br />
fung einer Tunnelbeleuchtung verwendet METAS das eigens<br />
entwickelte dynamische Messsystem DTLM (Dynamische<br />
Tunnel-Licht-Messung). Die Messung kann mittels DTLM vor<br />
oder nach der Inbetriebnahme durchgeführt werden (zum<br />
Beispiel Ist-Soll-Vergleich, Garantiemessungen, Störungsbehebung).<br />
Mit DTLM wird die Leuchtdichte der Fahrbahn <strong>und</strong><br />
der Wände während der Fahrt durch den Tunnel normgerecht<br />
gemessen.<br />
Nach Installation einer neuen Tunnelbeleuchtung wird eine<br />
lichttechnische Prüfung mittels DTLM durchgeführt. Entsprechen<br />
die Resultate den Normen <strong>und</strong> Vorgaben, geht die Tunnelbeleuchtung<br />
in Betrieb. Der Vorteil von DTLM liegt darin,<br />
dass für den Messvorgang nur eine Teilsperrung, zum Beispiel<br />
Normalspur, nötig ist. Das führt zu weniger Verkehrsproblemen<br />
als bei Vollsperrungen. DTLM kann auch für die<br />
Überprüfung von bestehenden Tunnelbeleuchtungen eingesetzt<br />
werden <strong>und</strong> hilft, geeignete Massnahmen zur Verbesserung<br />
der Beleuchtung abzuleiten. Die entsprechenden Normen<br />
<strong>und</strong> Vorgaben werden zurzeit entwickelt <strong>und</strong> mit den in<br />
Betrieb genommenen Anlagen abgeglichen. Zusätzlich laufen<br />
Pilotprojekte, die mit Langzeitmessungen weitere Erfahrungen<br />
geben.<br />
Ausblick: Eine Übergangslösung<br />
muss definiert werden<br />
Die rasante Entwicklung der LED-Technik lässt eine baldige<br />
Realisierung einer allen Anforderungen entsprechenden LED-<br />
Adaptationsleuchte mit asymmetrischer Abstrahlung vorhersehen.<br />
Gespräche mit Herstellern bestätigen dies. Jedoch wird<br />
die Entwicklung einer tunneltauglichen Leuchte noch einige<br />
Zeit in Anspruch nehmen.<br />
Deshalb muss eine Übergangslösung definiert werden,<br />
die den Einsatz der zum Zeitpunkt der Installation ökologisch<br />
<strong>und</strong> ökonomisch besten Technologie zulässt. Für die<br />
Durchfahrtsbeleuchtung kann bei Neubauten <strong>und</strong> Komplettsanierungen<br />
eine Punktbeleuchtung eingesetzt werden. Für<br />
Überbrückungsmassnahmen gibt es Lösungen mit Ersatz der<br />
Fluoreszenzröhreneinsätze durch LED-Einsätze.<br />
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DTLM, qu’il a développé. La mesure peut être effectuée avant<br />
ou après la mise en service (comparaison théorique/réel,<br />
mesures de sécurité, élimination des perturbations, etc.).<br />
Le DTLM permet de mesurer la luminance de la chaussée et<br />
des parois pendant la traversée du tunnel conformément aux<br />
normes.<br />
Après l’installation d’un nouvel éclairage de tunnel, un<br />
contrôle luminotechnique est réalisé avec le système DTLM.<br />
Si les résultats sont conformes aux normes et prescriptions,<br />
l’éclairage est mis en service. Le DTLM a un grand avantage:<br />
seule une fermeture partielle est nécessaire pour un<br />
processus de mesure, par exemple la voie normale, ce qui<br />
crée moins de problèmes de circulation qu’une fermeture<br />
complète. Le DTLM peut également être utilisé pour contrôler<br />
des éclairages de tunnel existants; il contribue à définir les<br />
mesures appropriées pour améliorer l’éclairage. Les normes<br />
et prescriptions ad hoc sont en cours d’élaboration et seront<br />
comparées aux installations mises en service. Parallèlement,<br />
des projets-pilotes sont mis en œuvre, qui fourniront d’autres<br />
enseignements sur la base de mesures à long terme.<br />
Perspectives: une solution transitoire<br />
doit être définie<br />
L’évolution ultrarapide de la technologie LED permet d’anticiper<br />
la réalisation prochaine d’un éclairage d’adaptation<br />
LED, avec diffusion asymétrique de la lumière, satisfaisant<br />
toutes les exigences. Les discussions avec les fabricants<br />
le confirment. Cependant, le développement d’une lampe<br />
convenant à une utilisation en tunnel prendra encore un<br />
certain temps.<br />
C’est pourquoi il est impératif de définir une solution transitoire<br />
qui permette la mise en œuvre de la meilleure technologie<br />
au plan écologique et économique au moment de l’installation.<br />
Pour l’éclairage de traversée, il est possible de recourir<br />
à un éclairage ponctuel sur les nouvelles constructions et lors<br />
des rénovations complètes. Pour les mesures transitoires, il<br />
existe des solutions permettant de remplacer les tubes fluorescents<br />
par des LED.<br />
40 Fachartikel articles techniques<br />
Fachartikel articles techniques 41
DE<br />
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Verträglichkeit des Verkehrsaufkommens<br />
im Strassenraum<br />
Das Strassennetz des Kantons Zürich muss den vielschichtigen <strong>und</strong> sich stetig wandelnden<br />
Anforderungen aller Strassenbenützer gerecht werden <strong>und</strong> so der optimalen Abstimmung<br />
von Siedlung, Landschaft <strong>und</strong> Verkehr dienen. Um das Netz für diese Anforderungen zu erhalten<br />
<strong>und</strong> zu optimieren, hat das Amt für Verkehr (AFV) des Kantons Zürich die «Strategie<br />
Strassen» erarbeitet. Dabei wurden im Kanton Zürich 813 Strassenabschnitte hinsichtlich<br />
der Verträglichkeit ihrer Verkehrsbelastung mit den übrigen Ansprüchen an den Strassenraum<br />
beurteilt. Resultat: 65 % werden als verträglich eingestuft, 23 % als kritisch <strong>und</strong> 12 %<br />
als unververträglich.<br />
Von DR.<br />
Nikolaus Bischofberger<br />
Kt. ZH, Amt für Verkehr,<br />
Infrastrukturplanung<br />
Projektleiter strategische<br />
Planung <strong>und</strong> Verkehrsmanagement<br />
Von<br />
Marc Laube<br />
Dipl. Bauing. ETH<br />
transcon ag<br />
Projektleiter<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage für die<br />
Umsetzung der «Strategie<br />
Strassen» hat man das<br />
Strassennetz systematisch<br />
analysiert. Schwachstellen<br />
<strong>und</strong> Konflikte wurden<br />
möglichst systematisch<br />
<strong>und</strong> einheitlich im gesamten<br />
Kantonsgebiet erhoben.<br />
Verbesserungs- <strong>und</strong><br />
Optimierungsmassnahmen<br />
müssen dann im Rahmen<br />
von gebietsweisen Planungen gesucht <strong>und</strong><br />
begründet werden.<br />
Ein solcher Konflikt im Innerortsbereich<br />
kann als «Überforderung des Strassenraums»<br />
bezeichnet werden. Neben den verkehrlichen<br />
Bedürfnissen sind hier – im Sinne des Strategieziels<br />
– auch die Anforderungen der Siedlung an den Strassenraum<br />
zu berücksichtigen. Dazu gehören nebst der Ortsbildgestaltung<br />
auch die Aktivitäten im <strong>und</strong> entlang des Strassenraums.<br />
Das AFV hat unter dem Titel «Verträglichkeit Strassenraum»<br />
eine umfassende Analyse aller Kantons<strong>strasse</strong>n in Ortschaften<br />
durchgeführt. Damit ist das Ausmass solcher Konflikte innerorts<br />
<strong>und</strong> damit der Handlungsbedarf bekannt. Davon ausgenommen<br />
waren die Städte Winterthur <strong>und</strong> Zürich, die gemäss<br />
Strassengesetz autonom sind.<br />
Projektablauf<br />
Wenn man Konflikte im Strassenraum systematisch analysieren<br />
<strong>und</strong> beurteilen will, müssen zwei Probleme gelöst werden. Es<br />
braucht eine Methode, die eine Beurteilung ermöglicht, <strong>und</strong> es<br />
müssen Mittel <strong>und</strong> Wege gef<strong>und</strong>en werden, die Eigenschaften der<br />
Strassenräume <strong>und</strong> des Verkehrsaufkommens kantonsweit effizient<br />
zu erheben <strong>und</strong> in einheitlichen Datensätzen zu erfassen.<br />
Die beiden Probleme konnten nicht unabhängig voneinander<br />
gelöst werden. Eine intensive Zusammenarbeit der verschiedenen<br />
Beteiligten war unabdingbar. Eine passende Methode fand<br />
sich in keiner Literatur <strong>und</strong> wurde deshalb im Rahmen des Pro-<br />
Von<br />
Wolfgang Padrock<br />
IC Infraconsult<br />
Von<br />
Jodocus Hoessly<br />
Kt. ZH, Amt für Raumentwicklung,<br />
Geoinformation,<br />
Fachstelle GIS-Zentrum<br />
GIS-Koordination<br />
Von<br />
Daniel Morgenthaler<br />
IC Infraconsult<br />
Projektleiter<br />
jekts entwickelt. Nach einer<br />
Piloterhebung wurden<br />
damit die Ergebnisse umfangreich<br />
getestet <strong>und</strong><br />
die Methode aufgr<strong>und</strong> der<br />
Erfahrungen angepasst.<br />
Neben den methodischen<br />
Fragen spielte die Fachkompetenz<br />
des Erhebungspersonals<br />
eine wesentliche<br />
Rolle, da viele Daten eine<br />
fachliche Beurteilung vor<br />
Ort erforderten. Zur Vereinfachung mussten<br />
für die Haupterhebung einige Fragen umformuliert<br />
<strong>und</strong> neu strukturiert werden.<br />
Das GIS-Zentrums des Kantons Zürich hat<br />
die Erhebung vor Ort massgeblich unterstützt.<br />
Die Beurteilung homogener Strassenabschnitte<br />
wurde beispielsweise mithilfe von GIS-Daten<br />
automatisch generiert. Manuell waren diese lediglich noch zu<br />
plausibilisieren. Abschnitte in Industriezonen <strong>und</strong> solche mit einem<br />
DTV < 4000 Fz/Tag wurden nicht bewertet. Abschnitte mit<br />
dermassen geringer Verkehrsbelastung sind an sich verträglich.<br />
Dies wurde mittels Stichproben verifiziert. Von den 1350 gebildeten<br />
Abschnitten befanden sich 125 im Industriegebiet,<br />
<strong>und</strong> bei 412 Abschnitten lag die Belastung unter 4000 Fz/Tag.<br />
813 Strassenabschnitte blieben zur Bewertung übrig (Abb. 1).<br />
Auch etliche Kennwerte, wie zum Beispiel die Breite der Fahrbahn,<br />
wurden aus bestehenden GIS-Datensätzen berechnet<br />
<strong>und</strong> beim Erheben vor Ort verifiziert.<br />
Erhebung in zwei Schritten<br />
Vor Ort wurden die Daten in zwei Schritten erhoben. Eine<br />
Pilotphase umfasste die Kennwerte von r<strong>und</strong> 200 Strassenabschnitten<br />
mit möglichst unterschiedlichen Ausprägungen.<br />
Diese Daten wurden ausgewertet <strong>und</strong> dienten einer abschliessenden<br />
Verfeinerung <strong>und</strong> Justierung der Bewertungsmethode.<br />
Zudem konnten damit Instruktion <strong>und</strong> Arbeitsgr<strong>und</strong>lagen<br />
für das Erhebungspersonal optimiert werden. Die<br />
1 | Der Ablauf <strong>und</strong> die Zusammenhänge<br />
der Arbeit zeigen<br />
das Zusammenspiel der<br />
verschiedenen Beteiligten<br />
(Quelle: AFV, IP).<br />
1 | Le déroulement et les<br />
étapes du travail montrent<br />
l’interaction entre les<br />
différents acteurs<br />
(source: ODT, IP).<br />
pro Abschnitt berechneten <strong>und</strong> erhobenen Daten wurden als<br />
GIS-Datensätze abgelegt <strong>und</strong> das Ergebnis der Bewertung in<br />
Kartenausschnitten visualisiert. Für jeden bewerteten Strassenabschnitt<br />
liegt zudem ein Objektblatt mit berechnetem bzw.<br />
erhobenem Datensatz <strong>und</strong> fotografischer Dokumentation vor.<br />
Sie werden von Berichten zur Methodik, dem Vorgehen <strong>und</strong><br />
einer Anleitung zur späteren Aktualisierung der Daten ergänzt.<br />
Beurteilungsmethode<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage für die Methodik zum Beurteilen der Verträglichkeit<br />
diente der Forschungsbericht 425 «Entwurf <strong>und</strong> Gestaltung<br />
innerörtlicher Strassen» [1] . Ausgangslage sind die Randbebauung<br />
<strong>und</strong> die Verkehrsbelastung zur Spitzenst<strong>und</strong>e. Die Weiterentwicklung<br />
<strong>und</strong> Verfeinerung zu einer Methode für die flächendeckende<br />
Beurteilung im Kanton Zürich geschah in mehreren<br />
Stufen, gestützt auf zusätzliche Literatur [2, 3, 4] . Man überprüfte<br />
sie dabei laufend anhand ausgewählter Abschnitte [5] .<br />
Die Empfindlichkeit eines Abschnitts in Bezug auf die Verkehrsbelastung<br />
ist in einem «Typenwert» erfasst. Das Ausmass der<br />
Störung ist allerdings nicht nur vom Niveau der Verkehrsbelastung<br />
abhängig. Geschwindigkeit, Anteil Schwerverkehr <strong>und</strong> andere<br />
Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Dies wird mit einem<br />
Korrekturwert berücksichtigt.<br />
Die Beurteilung erfolgte daher mit einer korrigierten Verkehrsbelastung<br />
in einem normalisierten Diagramm, <strong>und</strong> zwar in zwei<br />
Schritten (Abb. 2). Die Grobbeurteilung geschieht noch unabhängig<br />
vom Erscheinungsbild der Strasse allein auf Basis von Typenwert<br />
<strong>und</strong> Verkehrsbelastung. Daraus resultieren «unverträgliche»,<br />
«verträgliche» <strong>und</strong> «kritische» Abschnitte. Zudem kann für<br />
jeden Abschnitt der Handlungsbedarf abgeschätzt werden. Bei<br />
«verträglichen» Abschnitten besteht kein direkter Handlungsbedarf.<br />
«Unverträglich» bedeutet, dass die Verkehrsbelastung die<br />
Verträglichkeitsgrenze deutlich überschreitet. Eine umfassende<br />
Verbesserung der Situation kann dann nur mit einer Reduktion<br />
der Verkehrsbelastung (z. B. mit einer Umfahrung) erreicht werden.<br />
Die sorgfältige Gestaltung des Strassenraums verbessert<br />
zwar die Verträglichkeit des Verkehrsaufkommens, vermag<br />
jedoch die Beeinträchtigung nicht verkehrlicher Nutzungsan-<br />
2 | Die Strassenabschnitte werden hinsichtlich Verträglichkeit in zwei<br />
Schritten beurteilt (Quelle IPB).<br />
2 | L’impact du trafic sur les tronçons routiers a été évalué en deux étapes<br />
(source: IPB).<br />
42 fachartikel articles techniques<br />
fachartikel articles techniques 43
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
3 | Beurteilung der Verträglichkeit aufgr<strong>und</strong> des korrigierten Typenwertes (Abszisse) <strong>und</strong> der korrigierten Verkehrsbelastung während der<br />
Hauptverkehrszeit (Ordinate) (Quelle IPB).<br />
3 | Évaluation de l’impact sur la base de la valeur de type corrigée (abscisse) et du trafic corrigé pendant les heures de pointe (ordonnée)<br />
(source: IPB).<br />
4 | Bestimmung des Nutzungszonentyps links <strong>und</strong> rechts der Strassenabschnitte über Querpfeile aus dem GIS-Polygonlayer Nutzungszonen<br />
(Quelle: GIS-Zentrum).<br />
4 | Détermination du type de zone d’affectation à gauche et à droite des tronçons routiers via la flèche issue du Polygonlayer SIG ad hoc<br />
(source: centre SIG).<br />
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Rückhaltesystem Menziken: erprobt <strong>und</strong> nachhaltig<br />
Das Leichtmetallgeländer System Menziken ist ein bestens bewährtes Rückhaltesystem<br />
für den Einsatz auf Brücken, Überführungen, Brüstungen <strong>und</strong> Stützmauern.<br />
Das Staketen- <strong>und</strong> Holmgeländer aus Aluminium mit verstärktem Pfostenkern aus<br />
Stahl besticht durch hohe Sicherheit <strong>und</strong> eine lange Lebensdauer. Eine grosse<br />
Typenvielfalt <strong>und</strong> verschiedenes Zubehör ermöglichen die präzise Abstimmung auf<br />
den jeweiligen Einsatzzweck für Personen <strong>und</strong> Fahrzeuge.<br />
Durch den ausgeklügelten, Energie verteilenden Stahlseil-Einbau im Handlauf wird<br />
maximale Durchschlagssicherheit <strong>und</strong> eine wirksame Anpralldämpfung erreicht.<br />
Das durchdachte Design dient zudem als optische Leithilfe. In Kombination mit<br />
Leitschranken ausbaubar zum Fahrzeug-Rückhaltesystem der Aufhaltestufe N2<br />
gemäss SN EN 1317-2, kann das System gemäss den Richtlinien des ASTRA als<br />
Brückenleitschranke an Hauptverkehrsachsen über National<strong>strasse</strong>n <strong>und</strong> Gleisanlagen<br />
eingesetzt werden.<br />
Das Aluminium-Geländer ist korrosionsbeständig <strong>und</strong> daher extrem langlebig sowie<br />
praktisch wartungsfrei. Es punktet demnach auch in Sachen Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong><br />
Nachhaltigkeit. Bei Brückensanierungen können die Elemente auch nach 30 bis<br />
50 Jahren demontiert, aufgefrischt <strong>und</strong> wieder installiert werden.<br />
In den letzten Jahrzehnten wurden in der Schweiz r<strong>und</strong> 500 km des Leichtmetallgeländers<br />
System Menziken installiert. Neben Sicherheit, Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>und</strong> ansprechender Optik haben ständige Weiterentwicklung <strong>und</strong> die Erfahrung aus<br />
unzähligen Montagen zu diesem Erfolg beigetragen.<br />
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sprüche an den Strassenraum nicht soweit zu kompensieren,<br />
dass der Abschnitt als verträglich beurteilt werden könnte.<br />
Der zweite Beurteilungsschritt ist für die Abschnitte der Kategorie<br />
«kritisch» bedeutsam. Bei diesen liegt die korrigierte<br />
Verkehrsbelastung leicht über der verträglichen. Er berücksichtigt<br />
insbesondere das Erscheinungsbild des Strassenraums.<br />
Es geht um die Qualität der Benutzbarkeit dieses Raumes<br />
für nicht verkehrliche Nutzer. Eine sorgfältige Gestaltung<br />
des Strassenraums kann die beeinträchtigende Wirkung des<br />
Verkehrsaufkommens reduzieren. Dies geschieht z. B. auch<br />
durch Beeinflussung des Verkehrsverhaltens. Ein grob als kritisch<br />
beurteilter Abschnitt kann damit gegebenenfalls sogar<br />
als verträglich beurteilt werden. Der Einfluss der Gestaltung<br />
wird ebenfalls als Korrektur der Verkehrsbelastung berücksichtigt.<br />
Abbildung 3 stellt die verschiedenen Fälle dar.<br />
Das Potenzial der Strassenraumgestaltung zur Herstellung der<br />
Verträglichkeit ist zwar begrenzt. Eine sorgfältig gestaltete<br />
Strasse wirkt aber auch dann positiv, wenn die Verkehrsbelastung<br />
zu hoch ist. Bei als kritisch eingestuften Abschnitten ist<br />
eine Sanierung allein durch Gestaltungsmassnahmen denkbar.<br />
Datenerfassung<br />
Im GIS-Zentrum des Kantons Zürich liegen bereits über<br />
<strong>10</strong>0 thematische Datenebenen digital in strukturierter Form<br />
vor. Es war deshalb naheliegend, diese Daten für eine automatisierte<br />
Berechnung von Kennwerten zu verwenden. Die Berechnungen<br />
wurden mit der GIS-Software ArcGIS-Desktop von<br />
ESRI mit einem in der Programmiersprache Python entwickelten<br />
Skript ausgeführt. Die Gr<strong>und</strong>idee dieses Pythonskripts<br />
FR<br />
war, entlang der zu untersuchenden Strassenabschnitte<br />
alle <strong>10</strong> m einen Querpfeil zur Achse zu berechnen. Die Gesamtlänge<br />
des Querpfeils ist 40 Meter, je 20 Meter links <strong>und</strong><br />
rechts der Achse. Um den Wert eines <strong>10</strong>-Meter-Abschnitts zu<br />
bestimmen, werden die Querpfeile mit dem entsprechenden<br />
GIS-Layer (im Beispiel in Abb. 4 dem GIS-Polygonlayer Nutzungszonen)<br />
verschnitten. Der Nutzungszonentyp der beiden<br />
äussersten Werte links <strong>und</strong> rechts der Strasse wird dann den<br />
<strong>10</strong>-Meter-Abschnitten <strong>und</strong> in einem zweiten Schritt den zu<br />
untersuchenden Strassenabschnitten zugewiesen. Mit der<br />
Methode können auch die Werte von anderen GIS-Layern den<br />
Strassenabschnitten zugewiesen werden.<br />
Die Nutzung wurde für diese Untersuchung typisiert (Abb. 4).<br />
Man gruppierte dazu die Zonen folgendermassen:<br />
Aus Kernzone (K), Zentrumszone (Z) <strong>und</strong> öffentliche<br />
Bauten (OE) wurde die Nutzung Einkauf/Zentrum<br />
aus der Wohn- <strong>und</strong> Gewerbezone (WG) Mischnutzung<br />
aus den Zonen Wohnen (W) <strong>und</strong> Quartiererhaltung (Q)<br />
Wohnnutzung<br />
Impact du volume de trafic dans l’espace routier<br />
Le réseau routier du canton de Zurich doit répondre<br />
aux exigences multiples et sans cesse changeantes<br />
de tous les usagers de la route; il doit donc concilier<br />
de manière optimale l’habitat, le paysage et le trafic.<br />
Pour entretenir et optimiser le réseau en fonction de<br />
ces exigences, l’Office des transports (ODT) du canton<br />
aus der Industriezone (I) wurde die Nutzung Industrie<br />
geschaffen.<br />
Daraus liessen sich die Anforderungen nicht verkehrlicher<br />
Nutzungen an den Strassenraum herleiten. Die Anteile der<br />
Nutzungen entlang eines Strassenabschnitts prägen damit<br />
seinen Typenwert. Hohe Anforderungen sind gegeben bei<br />
einem grossen Anteil des Nutzungstyps Einkauf/Zentrum,<br />
mittlere Anforderungen bei einem grossen Anteil Mischnutzung<br />
<strong>und</strong> geringe Anforderungen bei überwiegendem Anteil<br />
Wohnen (Abb. 5).<br />
Mit ähnlichen Analyseverfahren wurden auch die Kennwerte<br />
für die folgenden weiteren Untersuchungskriterien automatisiert<br />
aus bestehenden GIS-Layern berechnet:<br />
Bebauungsdichte: GIS-Layer Überbauungsstand<br />
Optische Höhe: GIS-Layer zulässige Bauhöhe<br />
Breite der Fahrbahn: GIS-Layer Bodenbedeckung der<br />
amtlichen Vermessung<br />
Nutzbare Breite: GIS-Layer Liegenschaften (Parzellen) der<br />
amtlichen Vermessung<br />
de Zurich a élaboré la «Stratégie Routes». En l’occurrence,<br />
813 tronçons routiers du canton ont été évalués<br />
pour établir l’impact de leur trafic sur les autres<br />
exigences à satisfaire dans l’espace routier. Résultat:<br />
65 % ont été classés comme compatibles, 23 % critiques<br />
et 12 % non compatibles.<br />
44 fachartikel articles techniques<br />
fachartikel articles techniques 45
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
6 | Auf dem Laptop stand die<br />
Eingabemaske <strong>und</strong> die<br />
hinterlegte Karte aus<br />
dem GIS zur Verfügung<br />
(Screenshot:<br />
IC Infraconsult).<br />
6 | Sur l’ordinateur portable,<br />
le masque d’entrée ainsi que<br />
la carte du SIG étaient disponibles<br />
(capture d’écran:<br />
IC Infraconsult).<br />
5 | Beispiele verschiedener Nutzungsansprüche an den Strassenraum (Fotos: IC Infraconsult).<br />
5 | Exemples d’exigences d’utilisation à satisfaire par l’espace routier (photos: IC Infraconsult).<br />
Verkehrswerte DTV <strong>und</strong> Abendspitze: GIS-Layer<br />
Verkehrsmodell des Kanton Zürich<br />
Radwege vorhanden: GIS-Layer Radwege<br />
Richtplantyp des Strassenabschnittes: GIS-Layer<br />
kantonaler Richtplan<br />
Gemeindetyp: GIS-Layer Gemeindetypisierung BFS.<br />
Die Erhebung im Feld erforderte die Organisation <strong>und</strong> Durchführung<br />
der Erfassung für den Pilotversuch <strong>und</strong> die Hauptuntersuchung.<br />
Angesichts der Menge der zu untersuchenden<br />
Abschnitte <strong>und</strong> des geplanten Zeitraums von sechs Monaten<br />
rekrutierte man sechs studentische Hilfskräfte <strong>und</strong> teilte sie<br />
in drei Erfassungsteams ein. Sie wurden in Theorie <strong>und</strong> mit<br />
Feldübungen auf ihre Beobachtungs- <strong>und</strong> Bewertungsaufgabe<br />
vorbereitet <strong>und</strong> durch Bewertung derselben Abschnitte aufeinander<br />
abgestimmt.<br />
Für die Datenerfassung standen jeweils Notebooks, Fotoapparate,<br />
Anleitungen, Ausdrucke der Erfassungsmaske sowie<br />
Mobility-Karten zur Verfügung. Jeweils zu Wochenbeginn<br />
wurde die vom GIS-Zentrum zur Verfügung gestellte Datenbank<br />
aktualisiert <strong>und</strong> auf einem FTP-Server hinterlegt. Die<br />
Erfassungsteams konnten so die jedem Abschnitt hinterlegten<br />
Basisdaten <strong>und</strong> den aktuellen Stand der Erfassung laden.<br />
Die Daten waren für die Bewertung vor Ort jederzeit abrufbar<br />
(siehe Abb. 6). Jeweils Ende Woche überspielte jedes Erfassungsteam<br />
die erhobenen Daten wieder auf den FTP-Server.<br />
Während der Pilotphase erhoben die drei Teams die Daten von<br />
256 Abschnitten. Dabei zeigten sich Verständnis- <strong>und</strong> Anwendungsprobleme<br />
mit der Erfassungsmaske. Deshalb wurden ihre<br />
Struktur <strong>und</strong> das Wording für die Haupterhebung modifiziert<br />
<strong>und</strong> eine weitere Schulung durchgeführt.<br />
Herausforderung: eine gleichbleibende<br />
Erfassungsqualität gewährleisten<br />
Eine gleichbleibende Erfassungsqualität über alle Abschnitte<br />
zu gewährleisten, war sehr herausfordernd. Dafür waren präzise<br />
Kriterien <strong>und</strong> Indikatoren sowie gute Bewertungsbeispiele<br />
sowie mehrere Kalibrierungen im Feld erforderlich. Der<br />
deskriptive Inhalt von Indikatoren sollte sich nicht überlappen.<br />
Die Praktikabilität musste im Pretest kritisch überprüft<br />
werden. Bewährt hatte sich dabei die Bildung von Zweierteams<br />
wegen des Vier-Augen-Prinzips, der einfachen Selbstorganisation,<br />
aber auch für eine sichere Erfassung unter Verkehr.<br />
Mit wechselnder Teamzusammensetzung konnte zudem<br />
eine stabilere Erfassungsqualität erreicht werden. Die<br />
eingesetzten technischen Hilfsmittel erwiesen sich für die<br />
Datenerfassung als geeignet. Die fotografische Dokumentation<br />
deckt den gesamten Strassenabschnitt, insbesondere seine<br />
typischen Elemente ab. Die Primärerfassung auf Papier<br />
machte die Erfassung wetterunabhängig.<br />
Strassenräume verändern sich im Laufe der Zeit durch Bauten<br />
am Strassenrand oder <strong>strasse</strong>nbauliche Umgestaltungen <strong>und</strong><br />
hinsichtlich der Bewertung der Verträglichkeit auch durch<br />
verkehrliche Änderungen. Wenn das umfangreiche Datenmaterial<br />
seinen Wert behalten soll, ist eine periodische Aktualisierung<br />
erforderlich. Im Hinblick darauf wurde eine präzise<br />
Anleitung geschaffen, um die Projektverantwortlichen bei<br />
der Aktualisierung zu unterstützen. Es liegt eine umfassende<br />
technische Dokumentation der geleisteten Arbeit vor, sodass<br />
später die einzelnen Schritte nachvollziehbar <strong>und</strong> wiederholbar<br />
sind. Denkbar ist dabei, einzelne Abschnitte gezielt neu zu<br />
erheben, wenn grössere Veränderungen daran bekannt sind,<br />
oder eine Gesamterhebung durchzuführen.<br />
Ergebnisse<br />
Mit der hier beschriebenen Methode wurden 813 Strassenabschnitte<br />
im Kanton Zürich hinsichtlich der Verträglichkeit<br />
ihrer Verkehrsbelastung mit den übrigen Ansprüchen an den<br />
Strassenraum beurteilt. Davon konnten 525 (oder 65 %) als verträglich<br />
eingestuft werden (zusätzlich zu den 412 Abschnitten,<br />
die aufgr<strong>und</strong> ihrer Verkehrsbelastung von weniger als<br />
4000 Fz/Tag als verträglich gelten). Kritisch eingestuft wurden<br />
186 Abschnitte (23 %). Das sind jene Abschnitte, die das<br />
Potenzial aufweisen, mittels sorgfältiger Strassenraumgestaltung<br />
verträglich werden zu können.<br />
Unverträglich sind <strong>10</strong>2 Abschnitte (12 %). Während in ländlichen<br />
Gebieten nur 9 % der Abschnitte als unverträglich beurteilt<br />
wurden, beträgt ihr Anteil in städtischen Zentren 14 %<br />
<strong>und</strong> in regionalen Zentren gar 17 %. Die Verträglichkeit kann<br />
bei diesen Abschnitten nur mit einer Verkehrsentlastung erreicht<br />
werden. Diese Ergebnisse widerspiegeln die Strukturen<br />
des Staats<strong>strasse</strong>nnetzes innerhalb der Siedlungsgebiete des<br />
Kantons Zürich recht gut.<br />
Die Klassierung der Strassenabschnitte in «verträglich»<br />
<strong>und</strong> «unverträglich» kann aufgr<strong>und</strong> der Sensitivitätsuntersuchungen<br />
als stabil beurteilt werden. Bei den als «kritisch»<br />
eingestuften Strassenabschnitten zeigen die Sensitivitätsbetrachtungen,<br />
dass die Genauigkeit der zugr<strong>und</strong>e gelegten<br />
Verkehrsbelastungen entscheidend ist. Es empfiehlt sich daher,<br />
diese Belastungen im Zusammenhang mit der konkreten<br />
Bearbeitung eines Abschnitts mit zusätzlichen Erhebungen<br />
zu verifizieren.<br />
Im Kanton Zürich liegt damit eine einheitliche Beurteilung aller<br />
Staats<strong>strasse</strong>n innerorts vor. Diese gibt Auskunft darüber,<br />
wie verträglich die vorhandene Verkehrsbelastung mit übrigen<br />
Nutzungsansprüchen an den Strassenraum ist. Im Rahmen<br />
der eingangs erwähnten Planungen in Teilgebieten geht<br />
es nun darum, die Verträglichkeit kritischer oder unverträglicher<br />
Strassenabschnitte mit geeigneten Massnahmen so weit<br />
wie möglich wiederherzustellen. Dies wird nicht überall gelingen,<br />
da Verkehrsentlastungen (z. B. mit Ortsumfahrungen) im<br />
dicht besiedelten Agglomerationsgebiet äusserst schwer umzusetzen<br />
sind. Gestaltungsmassnahmen können aber, auch<br />
wenn sie in unverträglichen Fällen die Beurteilung nur wenig<br />
verändern, trotzdem mithelfen, eine qualitative Verbesserung<br />
zu erreichen.<br />
Literatur<br />
[1] Forschung Strassenbau <strong>und</strong> Strassenverkehrstechnik. Entwurf <strong>und</strong> Gestaltung<br />
innerörtlicher Strassen, Bericht 425. J. Mörner, B. Müller., H. Topp, Bonn, 1984.<br />
[2] Forschung Strassenbau <strong>und</strong> Strassenverkehrstechnik. Entwurfsempfehlungen<br />
für Ortsdurchfahrten, Bericht 573. R. Schnüll, W. Haller, J. Lange, Bonn, 1989.<br />
[3] B<strong>und</strong>esamt für Umwelt, Wald <strong>und</strong> Landschaft (BUWAL). Wegleitung für<br />
Strassenplanung in Gebieten mit übermässiger Luftbelastung, 1997.<br />
[4] B<strong>und</strong>esamt für Strassen. FA SVI 2004/057: Wie Strassenbilder den Verkehr<br />
beeinflussen, 2009.<br />
[5] Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich, Amt für Verkehr, Strategie<br />
Strasse. Verträglichkeit Strassenraum, Methodik, Beispiele, Anwendung<br />
Kanton Zürich. Ingenieur- <strong>und</strong> Planungsbüro Bühlmann, Zollikon,<br />
Februar 20<strong>10</strong>.<br />
46 fachartikel articles techniques<br />
fachartikel articles techniques 47
<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Zusammenfassungen der neu<br />
publizierten Forschungs berichte<br />
An dieser Stelle veröffentlichen wir die Zusammen -<br />
fassungen der neu erschienenen Forschungsberichte<br />
(teilweise gekürzt). Die einzelnen Forschungsberichte<br />
können Sie unter www.mobilityplatform.ch bestellen.<br />
Résumés de rapports de<br />
recherche nouvellement publiés<br />
Ci-après nous publions les résumés des rapports de<br />
recherche nouvellement parus (partiellement raccourcis).<br />
Vous pouvez commander les rapports de recherche sur<br />
www.mobilityplatform.ch.<br />
DE<br />
Forschungsbericht Nr. 1421<br />
Experimenteller Nachweis<br />
des vorgeschlagenen Raum<strong>und</strong><br />
Topologiemodells für die<br />
VM-Anwendungen in der<br />
Schweiz (MDATrafo)<br />
Eidgenössische technische Hochschule Zürich<br />
(ETHZ), IGP, Gruppe GIS <strong>und</strong> Fehlertheorie<br />
Hans Rudolf Gnägi, Dipl. Mathematiker UniBE<br />
Stefan Henrich, Dipl. Kulturing. ETHZ (bis<br />
2011-08-31)<br />
AWK Group AG, Zürich<br />
Martina Münster, Dipl. Ing. TU/SIA<br />
Roger Rüegg, Dipl. Informatiking. ETHZ (bis<br />
2011-05-31)<br />
Mireille Reeff, Dr. sc. ETHZ (ab 2011-06-01)<br />
Dominique Tschopp, Dr. phil. Nat. EPFL (ab<br />
2011-06-01)<br />
Rosenthaler <strong>und</strong> Partner AG, Muttenz<br />
Rainer Koch, Dipl. Kulturing. ETHZ<br />
Eisenhut Informatik AG, Burgdorf<br />
Claude Eisenhut, Dipl. Informatiking. FH<br />
Forschungsauftrag <strong>VSS</strong> 2009/901 auf Antrag des<br />
Schweizerischen Verbands der Strassen- <strong>und</strong><br />
Verkehrsfachleute (<strong>VSS</strong>)<br />
Das «Gesamtmodell» von SN 671 941<br />
gibt eine Übersicht von Referenzsystem<strong>und</strong><br />
Transformations-Typen gemäss theoretischen<br />
Überlegungen. Das Projekt<br />
hat nun deren praktischen Einsatz systematisch<br />
analysiert <strong>und</strong> beschrieben<br />
nach dem modellbasierten Vorgehen.<br />
Zunächst wurde die Bedeutung der<br />
Gr<strong>und</strong>lagentexte erarbeitet <strong>und</strong> dann<br />
wurden die benötigten mathematischen<br />
Elemente definiert: Euklidischer Raum<br />
für ausgedehnte Realität <strong>und</strong> Graph für<br />
netzartige Strukturen. Transformationen<br />
können umkehrbar eindeutig sein,<br />
dann werden die beteiligten Referenzsysteme<br />
äquivalent oder interoperabel<br />
genannt. Es gibt auch nur einseitig umkehrbare<br />
Transformationen, das heisst,<br />
die Rückrechnung ergibt den Ausgangswert<br />
nur beim Start mit einem der beiden<br />
Referenzsysteme.<br />
Gemäss Übersicht kamen die 5 Elemente<br />
A bis E des modellbasierten Vorgehens<br />
(Model Driven Approach, MDA) für Referenzsysteme<br />
<strong>und</strong> Transformationen<br />
zum Einsatz:<br />
• Bei der Beschreibung des Realitätsausschnitts<br />
(Element A des MDA) zeigte<br />
sich die Notwendigkeit, die Realwelt der<br />
Strasse einerseits <strong>und</strong> die Abstraktion<br />
der Strasse andererseits klar auseinanderzuhalten.<br />
Unterschiede sind augenfällig<br />
bei der Strassenachse, die in der<br />
Realität z. B. als Mittellinie ohne Ecken<br />
dem Strassenverlauf folgt. Aber für Berechnungen<br />
braucht man dafür einen<br />
Linienzug im Raum, der ausschliesslich<br />
aus Geradenstücken besteht. Entsprechend<br />
der Übersicht folgt die Detailbeschreibung<br />
der Bezugssysteme. Ein<br />
Hauptergebnis ist die Beschreibung der<br />
Algorithmen für alle Transformationen,<br />
<strong>und</strong> ob es sich dabei um umkehrbare<br />
Eindeutigkeit handelt oder wenigstens<br />
um einseitige. Für die Transformationen<br />
RBBS ↔ CH1903 wurden umkehrbar<br />
eindeutige Algorithmen entwickelt.<br />
• Zur konzeptionellen Modellierung<br />
(Element B des MDA) wurden die existierenden<br />
UML/INTERLIS-Sprachelemente<br />
für geodätische Referenzsysteme<br />
ergänzt um neue für kurvilineare <strong>und</strong><br />
topologische Referenzsysteme sowie<br />
für deren Verwendung in Anwendungsmodellen.<br />
Die Referenzsysteme RBBS<br />
<strong>und</strong> CH1903 <strong>und</strong> ihr Einsatz in der Anwendung<br />
Verkehrsunfälle wurden im<br />
Detail konzeptionell modelliert sowie<br />
die Transformation RBBS ↔ CH1903.<br />
• Die (automatische) Herleitung des<br />
Transferformats aus dem Datenmodell<br />
(MDA Element C) brauchte Codierungsregeln<br />
für den neuen Datentyp GRAPH<br />
<strong>und</strong> für kurvilineare <strong>und</strong> topologische<br />
Referenzwerte.<br />
• Mangels Daten wurden in diesem<br />
Projekt von den MDA-Elementen D (1:1<br />
Prozessor)<br />
• <strong>und</strong> E (semantische Transformation)<br />
nur die Funktionen der Referenzwert-<br />
Transformationen als Bestandteil der<br />
semantischen Transformation genau<br />
bearbeitet. Diese sind als Demonstrator-<br />
Programm implementiert, das heisst,<br />
die Algorithmen der Methoden newAxis,<br />
transform <strong>und</strong> inverseTrafo für die<br />
umkehrbar eindeutigen Transformationen<br />
von RBBS nach CH1903 <strong>und</strong> zurück<br />
(Anhang). Die Testresultate zeigen, dass<br />
die Rücktransformationen auch in kritischen<br />
Bereichen bei Ecken der Achslinie<br />
erst in der <strong>10</strong>. Nachkommastelle<br />
verschieden sind von den Originalwerten.<br />
Wichtiges Ergebnis ist auch die Liste<br />
aller verwendeten Begriffe mit konsistent<br />
verknüpften Definitionen. Die<br />
Unterschiede zum <strong>VSS</strong>-Umfeld sind dokumentiert<br />
(Glossar).<br />
Zu den Schlussfolgerungen. 2): Das Gesamtmodell<br />
aus SN 671 941 ist zu präzisieren<br />
durch konkrete Algorithmen für<br />
die vorgesehenen Transformationen,<br />
sobald diese erfolgreich programmiert<br />
<strong>und</strong> getestet sind. Für ein Folgeprojekt<br />
zur Programmierung (zum Beispiel <strong>VSS</strong><br />
2011/713) müssen unbedingt die benötigten<br />
Daten auch wirklich zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Es ist abzuklären, ob mithilfe der ausgearbeiteten<br />
umkehrbar eindeutigen<br />
Transformationen RBBS ↔ CH1903<br />
eine nachhaltigere Sicherung von<br />
Strassendaten möglich wird (arbeiten<br />
kurvilinear, sichern geodätisch). Die<br />
Ergebnisse bilden die Gr<strong>und</strong>lage für<br />
2 neue Normen: SN 671 941-1 (Konzeptionelle<br />
Transformationsmodelle)<br />
<strong>und</strong> SN 671941-2 (Einsatz des Gesamtmodells<br />
in der SVT).<br />
DE<br />
Forschungsbericht Nr. 651<br />
Instandsetzung <strong>und</strong> Monitoring<br />
von AAR-geschädigten Stützmauern<br />
<strong>und</strong> Brücken<br />
TFB AG – Technik <strong>und</strong> Forschung im Betonbau, Wildegg<br />
Dr. Fritz Hunkeler<br />
Dr. Pascal Kronenberg<br />
Tiefbauamt Kanton Basel-Landschaft<br />
Dr. Ulrich Püschner (bis 30.4.2012 TFB AG)<br />
Forschungsauftrag AGB 2006/006_OBF auf Antrag der<br />
Arbeitsgruppe Brückenforschung<br />
Im Rahmen dieses Projektes wurde im Jahr 2009<br />
die AAR-geschädigte Stützmauer S0751 an der Simplon<strong>strasse</strong><br />
(Kanton Wallis) als Hauptobjekt für die<br />
Untersuchungen evaluiert <strong>und</strong> deren Zustand im Detail<br />
untersucht. Danach wurde eine von zwei Testflächen<br />
hydrophobiert. Damit sollte die einfachste Art<br />
der Instandsetzung nachgestellt werden. Die andere<br />
Testfläche wurde zum Vergleich nicht behandelt. Als<br />
Nebenobjekt wurde die Stützmauer S0701 mit erheblich<br />
grösseren AAR-Schäden als das Objekt S0751<br />
untersucht. Für das Monitoring wurden verschiedene<br />
Methoden eingesetzt (Rissbreitenindex, Deformeter,<br />
Extensometer, geodätische Messungen). Daneben<br />
wurden weitere Grössen erfasst (Luft- <strong>und</strong> Betontemperatur<br />
sowie Wasseraufnahme, Feuchtigkeit <strong>und</strong><br />
elektrischer Widerstand des Betons). Zur Ergänzung<br />
dieser Arbeiten konnten Ergebnisse der Überwachung<br />
der Rorbachbrücke der SBB zwischen Wassen <strong>und</strong> Göschenen<br />
(Kanton Uri), des Pylons der Passarelle Itenhard<br />
in Bremgarten (Kanton Aargau) <strong>und</strong> der Oberen<br />
Zollbrücke in Landquart (Kanton Graubünden) in diesen<br />
Bericht aufgenommen werden.<br />
Die Ergebnisse dieses Projekts erlauben, die heute<br />
verfügbaren Methoden <strong>und</strong> deren Einsatzmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> -grenzen für das Monitoring von AAR-geschädigten<br />
Bauten zu beurteilen <strong>und</strong> Empfehlungen für<br />
deren zielsichere Anwendung bei anderen Bauwerken<br />
abzugeben.<br />
Die Kenntnisse der Kinetik der Alkali-Aggregat-Reaktion<br />
sind aber nach wie vor ungenügend. Es sind weitere<br />
Anstrengungen nötig, um eine verlässliche Basis<br />
für Prognosen des zeitlichen Verlaufs von AAR-Schäden<br />
zur Verfügung zu haben. Zudem sollten Versuche<br />
zur Instandsetzung an von der Rückseite her stark<br />
durchfeuchteten Stützmauern durchgeführt werden.<br />
Neben den Untersuchungen an alten Bauwerken<br />
sollten neue, mit AAR-beständigem Beton gemäss<br />
Merkblatt SIA 2042 erstellte Bauwerke untersucht<br />
werden, um die Wirkung bzw. den Erfolg der heutigen<br />
betontechnologischen Massnahmen gegen die<br />
Alkali-Aggregat-Reaktion <strong>und</strong> die Selektivität der<br />
Beton-Performance zu prüfen. Der Einsatz eines<br />
Monitoringsystems mit Extensometern kann dazu<br />
eine rasche <strong>und</strong> klare Antwort liefern.<br />
FugenVerteidiger!<br />
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48<br />
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<strong>strasse</strong> <strong>und</strong> verkehr NR. <strong>10</strong>, oktober <strong>2013</strong><br />
route et trafic N o <strong>10</strong>, octobre <strong>2013</strong><br />
Die gefährlichsten Strassen der Welt<br />
Verkehrsunfälle werden weltweit<br />
zu einer der häufigsten<br />
Todesursachen. Und die Zahl<br />
steigt vor allem in den Entwicklungsländern<br />
rasant an.<br />
Jährlich sterben weltweit 1,2 Millionen<br />
Menschen im Strassenverkehr – Tendenz<br />
rasant steigend. Schon 2030 dürfte<br />
sie sich verdreifacht haben. Bald werden<br />
Verkehrsunfälle Platz fünf der häufigsten<br />
Gründe einnehmen, warum Menschen<br />
sterben. Damit wird diese Todesursache<br />
in Entwicklungsländern sogar HIV/Aids,<br />
Malaria <strong>und</strong> Tuberkulose überholen. Das<br />
schreibt die WHO in einem Bericht zur<br />
Strassensicherheit, in dem sie Daten aus<br />
allen Ländern der Welt zusammengeträgt.<br />
Am meisten Verkehrstote gibt es demnach<br />
in Entwicklungsländern. Arme Regionen<br />
tragen zwar nur 50 % zum weltweiten<br />
Verkehrsaufkommen bei, verzeichnen<br />
aber 90 % der Unfälle. Besonders<br />
gefährlich leben die Verkehrsteilnehmer<br />
in Afrika: Auf dem Schwarzen Kontinent<br />
starben 20<strong>10</strong> durchschnittlich 24,1 Personen<br />
von <strong>10</strong>0 000 auf den Strassen.<br />
Am gefährlichsten ist es in der<br />
Dominikanischen Republik<br />
Das weltweit gefährlichste Land war 20<strong>10</strong><br />
die Dominikanische Republik mit 41,7<br />
Verkehrstoten auf <strong>10</strong>0 000 Einwohner.<br />
Dort ist es nicht unüblich, dass bis zu fünf<br />
Personen – inklusive Babys – auf einem<br />
Motorrad sitzen oder Töfffahrer schwere<br />
Benzintanks transportieren. Zudem überholen<br />
Motorradfahrer mit gefährlichen<br />
Manövern unzählige Autos <strong>und</strong> halten<br />
an roten Ampeln nicht an, wie die WHO<br />
berichtet. Die Organisation verweist ausserdem<br />
auf günstige, aber sicherheitstechnisch<br />
mangelhafte Motorräder, die in<br />
dem Land weit verbreitet seien.<br />
Dass in der Dominikanischen Republik<br />
im internationalen Vergleich tatsächlich<br />
am meisten Menschen im Strassenverkehr<br />
sterben, muss jedoch gemäss WHO<br />
nicht zwingend stimmen: In vielen Ländern<br />
würden Unfälle nicht statistisch<br />
erfasst.<br />
Dagegen ist das Risiko, im Strassenverkehr<br />
zu Tode zu kommen, in Europa im<br />
Strassenverkehrstote pro <strong>10</strong>0 000 Einwohner<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
<strong>10</strong><br />
5<br />
0<br />
African<br />
Region<br />
Strassenverkehrstote pro <strong>10</strong>0 000 Einwohner nach WHO-Regionen<br />
24,1<br />
21,3<br />
Eastern<br />
Mediterranean<br />
Region<br />
18,5<br />
Western<br />
Pacific<br />
Region<br />
weltweiten Vergleich am geringsten.<br />
Doch gerade dort sind auch die Unterschiede<br />
bezüglich der Todesraten am<br />
höchsten. So sterben in ärmeren europäischen<br />
Ländern fast dreimal mehr<br />
Menschen im Strassenverkehr (18,6<br />
Personen auf <strong>10</strong>0 000) als in reicheren<br />
Ländern (6,3).<br />
Drei Viertel der Toten sind Männer<br />
Weltweit sterben bei der Hälfte der tödlichen<br />
Unfälle Motorradfahrer (23 %),<br />
18,5<br />
South-East<br />
Asia<br />
Region<br />
16,1<br />
Region of<br />
the Americas<br />
<strong>10</strong>,3<br />
European<br />
Region<br />
Schweiz: Weniger Opfer im ersten Halbjahr <strong>2013</strong><br />
Im ersten Halbjahr <strong>2013</strong> sind bei Unfällen<br />
auf den Schweizer Strassen<br />
113 Menschen gestorben – 57 weniger<br />
als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.<br />
1617 Menschen wurden schwer<br />
verletzt, 387 weniger als 2012. Dies<br />
zeigt die Auswertung des Strassenverkehrsunfall-Registers<br />
des ASTRA.<br />
Gegenüber der Vorjahresperiode hat<br />
die Zahl der tödlich Verunfallten um<br />
34 % abgenommen, bei den schwer<br />
verletzten Menschen wurde ein Rückgang<br />
von 19 % verzeichnet. Entgegen<br />
dieser Entwicklung sind im ersten<br />
Halbjahr <strong>2013</strong> 50 Personenwageninsassen<br />
ums Leben gekommen. Das<br />
sind acht Menschen mehr als in der<br />
entsprechenden Vorjahresperiode.<br />
Verglichen mit dem Durchschnitt der<br />
4,1<br />
Schweiz<br />
letzten fünf Halbjahre nimmt die Zahl<br />
der getöteten Autoinsassen weiter ab<br />
(Rückgang von 23 %). Die Auswertung<br />
zeigt, dass die Zahl der auf Schweizer<br />
Strassen getöteten <strong>und</strong> schwerverletzten<br />
Menschen im ersten Halbjahr <strong>2013</strong><br />
zum Teil markant unter dem Durchschnitt<br />
der letzten fünf Halbjahre liegt.<br />
Markant zurückgegangen ist die Zahl<br />
der schwer verunfallten Zweiradfahrenden.<br />
Von Januar bis Juni <strong>2013</strong> verloren<br />
19 Motorradfahrende ihr Leben − in<br />
etwa halb so viele wie 2012. Ebenfalls<br />
stark rückläufig ist die Zahl der schwer<br />
verunfallten Fahrradfahrenden. Im Vergleich<br />
mit dem ersten Halbjahr 2012 ist<br />
die Anzahl Schwerverletzte um 34 %,<br />
diejenige der tödlich Verunfallten sogar<br />
um 43 % zurückgegangen.<br />
Fussgänger (22 %) <strong>und</strong> Velofahrer (5 %).<br />
31 % der Toten sind Autofahrer <strong>und</strong> 19 %<br />
nicht genauer definierte Verkehrsteilnehmer.<br />
In ärmeren Ländern ist die Zahl<br />
der getöteten Fussgänger, Velofahrer<br />
<strong>und</strong> Töfffahrer höher als in reicheren<br />
Ländern, wo stattdessen mehr Autofahrer<br />
betroffen sind. 59 % der im Strassenverkehr<br />
Getöteten sind zudem junge<br />
Erwachsene zwischen 15 <strong>und</strong> 44 Jahren.<br />
Mehr als drei Viertel (77 %) der Toten<br />
sind Männer. <br />
(RL)<br />
Deutschlands Strassen bröckeln<br />
Marode Strassen, bröckelnder Asphalt, sanierungsbedürftige<br />
Autobahnbrücken: Laut Experten fehlen<br />
jährlich 7 Mrd. Euro, um das deutsche Strassennetz<br />
einigermassen auf Vordermann zu halten. Deshalb<br />
wird heftig über neue Einnahmequellen diskutiert.<br />
In Deutschland geben B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong><br />
Gemeinden pro Jahr etwa 19 Mrd. Euro<br />
für das Strassenwesen aus – das sind 6,5<br />
bis 7 Milliarden Euro weniger, als eigentlich<br />
benötigt würden. Allein dem B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />
fehlen jährlich etwa<br />
3 Mrd. Euro in seiner Kasse. Dabei mangelt<br />
es dem Staat nicht am nötigen Geld: 2012<br />
nahm der B<strong>und</strong> mehr als 42 Mrd. Euro allein<br />
an Kraftfahrzeug- <strong>und</strong> Mineralölsteuer<br />
ein. «Die Politik bringt aber offensichtlich<br />
bislang nicht den Willen auf, die Steuergelder<br />
auch in erforderlichem Masse für<br />
den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau der Verkehrswege<br />
in Deutschland einzusetzen», schreibt das<br />
deutsche «Handelsblatt». Bis jetzt.<br />
Denn inmitten des Pokers um die Bildung<br />
einer neuen B<strong>und</strong>esregierung kocht das<br />
Thema wieder hoch. Plötzlich ist jeder,<br />
der auch nur annähernd mit maroden<br />
Strassen zu tun hat, ein Schlagloch-Experte.<br />
Und jeder hat seine eigene Philosophie,<br />
wie die Verkehrsinfrastruktur wieder<br />
aufpoliert werden kann. Klar scheint,<br />
dass am Ende in jedem Fall der Steuerzahler<br />
bluten muss. Die Frage ist nur, ob<br />
alle gleichermassen oder in der Hauptsache<br />
die Verursacher der Schäden.<br />
Die Positionen in den politischen Lagern<br />
sind unterschiedlicher denn je. Während<br />
die Sozialdemokraten zur besseren Finan-<br />
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für Besserverdiener setzen, lehnt die<br />
Union dies ab. Die CSU befürwortet eine<br />
PKW-Maut für Ausländer als Finanzierungsquelle,<br />
was aber bei der CDU ebenfalls<br />
auf Widerstand stösst. Damit könnte<br />
eine Lösung in weite Ferne rücken.<br />
Möglicherweise sind die Verkehrsminister<br />
der Länder in der Lage, Bewegung in<br />
die Sache zu bringen. Gr<strong>und</strong>lage ist ein<br />
Bericht, der zu dem Ergebnis gekommen<br />
war, dass jährlich 7,2 Mrd. Euro fehlen,<br />
um den Bestand des Strassennetzes <strong>und</strong><br />
dessen nötigen Ausbau zu sichern. Das<br />
Gremium schlägt einen Sanierungsfonds<br />
aus zusätzlichen B<strong>und</strong>esmitteln <strong>und</strong> eine<br />
Ausweitung der LKW-Maut auf alle B<strong>und</strong>es<strong>strasse</strong>n<br />
vor. Doch schon daran scheiden<br />
sich die Geister.<br />
«Wir müssen aufpassen, dass wir nicht<br />
überdrehen», sagte B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />
Peter Ramsauer (CSU) der «Bild»-<br />
Zeitung. «Wenn wir zum Beispiel auch<br />
Klein-Laster von 3,5 Tonnen ins Mautsystem<br />
einbeziehen, würden wir viele<br />
Handwerksbetriebe treffen.» (RL)<br />
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